Sonntag, 21. Dezember 2008

WALL•E, Jahresbestenlisten und Oscar-Buzz

Wenn die Acadamy of Motion Picture Arts & Sciences daran interessiert ist meine Nerven zu schonen, übergibt sie in dem Moment in dem ich diesen Beitrag zu Ende getippt habe WALL•E in Folge einer spontanen Laune den Oscar für den besten Film und den besten Animationsfilm des Jahres.

Das wird leider nicht eintreffen und deshalb stürze ich mich zum verkürzen der Wartezeit auf die nächsten größeren Oscar-Meldungen in die Jahresbestenlisten von Kritikern, Vereinigungen und ähnlichem. Die neusten Erkenntnisse und Ergebnisse der letzten Tage möchte ich euch nun an dieser Stelle präsentieren:
WALL•E wurde von den Dallas-Fort Worth Critics zum besten Animationsfilm des Jahres gewählt (gefolgt von Kung Fu Panda) und landete auf Platz Neun der Jahresbestenliste (Platz 1 bekam Slumdog Millionaire, Platz 2 Milk und Bronze ging an The Dark Knight), die "Toronto Film Critics" ernannten WALL•E zum drittbesten Film des Jahres (hinter Rachel Getting Married und dem Sieger Wendy and Lucy), wurde zum Animationsfilm des Jahres ernannt und Andrew Stanton erhielt den dritten Preis für die Regie des Jahres (Gewinner war Jonathan Demme für Rachel Getting Married).

Lisa Schwartbaum von Entertainment Weekly setzte das Pixar-Meisterwerk auf Platz 1 ihrer Bestenliste, genauso wie der AV Club, der über WALL•E nur lobende Worte übrig hat.

Die Chicago Film Critic Association schließlich überhäufte den Film über das meiner Meinung nach romantischste Filmpaar aller Zeiten mit mehreren Preisen: Bester Film, Bestes Original-Drehbuch, Bester Animationsfilm und Beste Musik.

Da verkraftet man doch den relativ undankbaren zehnten Platz in Edgar Wrights Jahresbestenliste, erst Recht wenn man bei Awards Daily einen ausführlichen Artikel spendiert bekommt, weshalb man zusammen mit Slumdog Millionaire eigentlich ordentlich bei den Oscars abräumen sollte.

Eine dringende Leseempfehlung ist übrigens dieser Artikel von Gold Derby, in dem zahlreiche Insider gerfagt werden, ob sie eine Nominierung in der Kategorie Bester Film für realistisch halten.
Hier ergibt sich auch ein seltener Blick hinter die Oscar-Kulissen. Demnach schätzen die Oscar-Experten WALL•E als einen Film ein, der zahlreiche Erstnennungen erhält (jeder stimmberechtigte darf fünf Filme vorschlagen). Die Erstnennungen sind höher gewichtet, so dass WALL•E selbst wenn er in einigen Listen gar nicht genannt wird noch immer nominiert werden könnte. Das ist sehr wichtig für WALL•E, da vor allem Schauspieler dazu neigen gegen Trickfilme zu stimmen. Es gilt also, gerade diese Gruppe zu überzeugen oder sich trotz ihrer Ablehnung durchzusetzen.


Vor allem nachdem die Kritikervereinigungen aus LA und Chicago den Film ausgezeichnet haben, seien die Chancen größer geworden. Diese Preise waren eine Art Ritterschlag, eine offizielle Anerkennung als ernsthafter, relevanter Film, der um den Oscar kämpfen darf.

Natürlich gibt es weiterhin negative Stimmen, die meisten davon gönnen es WALL•E zwar, befürchten aber dass die Trickfilmkategorie sämtliche Chancen verbaut.
Mut macht aber eine ganz bestimmte Äußerung, nämlich die von Oscar-Insider Scott Feinberg:

"WALL•E kann selbstverständlich für den besten Film nominiert werden und dies wird tatsächlich überraschend oft in Gesprächen mit älteren Mitgliedern der Acadamy angesprochen, die weiterhin eine bedeutende Prozentzahl der Acadamy ausmachen. Die meisten von ihnen haben überhaupt kein Interesse fremdsprachige oder animierte Filme von der Hauptkategorie fernzuhalten, stattdessen suchen sie sich ganz einfach die Filme heraus, die sie im Jahr am besten fanden oder die sie ganz besonders genossen und schlagen sie als besten Film vor. [...] Und selbst wenn die Leute vom alten Schlag nicht sonderlich gespannt waren sich ihn anzusehen, kann man darauf setzen, dass ihre Enkel bei ihnen Interesse weckten. Das Fazit ist, dass jemand, der den Film gesehen hat einfach beeindruckt sein muss. Kinder sehen ihn auf ihrer Ebene und Erwachsene sehen ihn als einen modernen 2001: Odyssee im Weltall trifft Star Wars trifft Eine unbequeme Wahrheit. Es ist das Citizen Kane der Animation... und obwohl Citizen Kane seinem Oscar beraubt wurde, wurde er immerhin nominiert!"

Citizen Kane ist ein Film, den ich wohl nie zu meinen persönlichen Schätzen zählen werde, doch er ist, wenn ich ihn rein objektiv bewerten will, tatsächlich einer der besten und (mehr noch) einer der wichtigsten Filme aller Zeiten. Bedenkt man dann noch, welche Stellung er bei Filmexperten allgemein nimmt, und dass bislang die meisten WALL•E-Anhänger wohl Angst hatten, dass sich gerade die älteren Jurymitglieder gegen ihn wenden könnten, ist diese Meldung fast schon ein Befreiungsschlag.

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1 Kommentare:

Kevin Kyburz hat gesagt…

waaaaaall-e olé, waaaaaaall-e olé, laaaalaaaa, Oscar tadäääm!

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