Sonntag, 15. Februar 2009

Die Zehn-Satz-Rezension zu "Der fremde Sohn"


  1. Die aktuelle Regiearbeit von Clint Eastwood basiert auf einer wahren Geschichte, die auf erschütternde und berührende Weise die Abgründe der Polizeikorruption im Los Angeles der späten 20er Jahre.
  2. Angelina Jolie spielt darin die allein erziehende Mutter Christine Collins, die eines Tages nach der Arbeit nach Hause kommt und feststellen muss, dass ihr Sohn verschwunden ist.
  3. Die Polizei nimmt den Fall nicht wirklich ernst und einige Wochen später führt sie Christine triumphierend mit einem kleinen Jungen zusammen, der jedoch nicht ihr Sohn ist, auch wenn die Polizei gegenüber der Presse anderes behauptet.
  4. Während Christine Collins darum kämpft, dass die Polizei ihren Fehler zugibt und weiter nach ihrem Sohn sucht, setzt die Polizei, allen vorran der schmierige J.J. Jones (Jeffrey Donovan), Collins immer weiter unter Druck und versucht sie mit teils lächerlichen, teils unerhörten Methoden dazu zu bringen, den gefundenen Jungen als ihren Sohn anzuerkennen.
  5. Der fremde Sohn ist sozusagen ein Kriminaldrama, dessen Handlung sich in den beispielhaften und unerschütterlichen Kampf von Christine Collins gegen die Polizei (Drama) und die Suche nach dem Verbleib ihres Sohns (Kriminalfilm) aufteilt.
  6. Wie die Polizei vorgeht ist mit den fast verzweifelten Versuchen zunächst noch humorig, wird aber zunehmend schockierender und geht den Zuschauern sehr nahe, was vor allem Eastwoods starker Inszenierung zu verdanken ist.
  7. Als Schauspieler bestechen vor allem John Malkovich als gemeinsam mit Collins kämpfender Pfarrer, der noch junge Eddie Alderson als Opfer eines grausamen Kriminalfalls und Collins größte Hoffnung auf Einsicht der Polizei sowie James Butler Harner in einer den letzten Akt des Films tragenden Rolle.
  8. Angeline Jolie ist allerdings, zweifelsohne, der Star des Films und auch ihr wichtigster Stützpfeiler, eine Aufgabe, die sie als Schauspielerin erfolgreich meistert, jedoch muss ich Produzent Ron Howard und Regisseur Eastwood widersprechen, die in Jolies Gesicht ein für das zeitliche Setting des Films angemessenes Profil sehen, denn ich persönlich fand, dass sie zu "modern" aussieht - was ihrer darstellerischen Leistung zwar keinen Abbruch tut, aber dennoch ein wenig aus dem Film rausreißt.
  9. Trotz seiner enormen Länge von 141 Minuten ist das nicht zu sehr, sondern nur im angebrachten Maße auf thrillerartige Spannungseffekte setzende Drama zu keiner Zeit langweilig, jedoch fühlt sich der letzte Akt, so bedeutsam er für die geschichtsgetreue Darstellung des Vorfalls auch sein mag, wie ein aus einem anderen Zusammenhang hinzugefügter Schluss an, weshalb ich als Zuschauer schon überlegte, ob er wirklich nötig war.
  10. Gute Schauspieler und eine packende, gefühlvolle Inszenierung, die den in falschen Händen sicherlich auch zum Lehrstück verkommen lassenden Stoff ohne übertriebenen Pathos in Szene setzt machen Der fremde Sohn zu einem empfehlenswerten Film, dem jedoch etwas unverkennbares fehlt, der ihn aus thematisch ähnlich gelagerten Dramen herausstechen lässt.
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