Montag, 2. März 2009

Lasseter nimmt Disneys Marketingabteilung ins Visier

John Lasseter ist aufmerksam geworden: Trotz guter Kritiken (auch von meiner Seite) schnitt Disneys letzter Animationsfilm, Bolt, nach einem enttäuschenden US-Startwochenende nur sehr mäßig ab. Die generelle Erklärung dafür: Der Starttag war bescheiden ausgesucht, die Werbekampagne war über weite Teile uninspiriert, langweilig und sogar ärgerlich. Wer kommt bitte auf die Idee, das heute noch "A Little Less Conversation" in einem Komödientrailer das Publikum einen originellen Eindruck vom Film vermitteln würde?

Wie Jim Hill in seinem heutigen Artikel berichtet, war das schlechte Einspielergebnis von Bolt der Auslöser dafür, dass John Lasseter Disneys Marketingabteilung genauer unter die Lupe nahm. Und nicht besonders zufrieden ist.
Die Disney-Werbemaschinerie genoss einst unter Hollywoodkennern einen beeindruckenden Ruf, sie galt als das beste in ihrem Bereich. Aber in den vergangenen Jahren verlor sie ihr goldenes Händchen, was sogar bereits dazu führte, dass Pixar aus Unzufriedenheit mit der Promotion für Ratatouille das Marketing von WALL•E selbst in die Hand nahm.

Hills Bericht bezieht sich zwar nur auf Flüstereien seiner Insider, doch was er berichtet wird von der Realität nur untermauert, weshalb keinerlei Zweifel an der Korrektheit seines Berichtes besteht: So erwähnt er, dass sich das Marketing der Disneyanimationsfilme zu sehr auf die Reaktionen vom Testpublikum stürzt und Nebencharaktere (völig unabhängig wie unbedeutend sie auch sein mögen) ins Rampenlicht zerrt. Wie etwa MC Stachelschwein aus Himmel und Huhn, der im ganzen Film drei Sätze sagen darf.

Deshalb ist Lasseter angeblich auch sehr unzufrieden mit dem Teaser für The Princess and the Frog, dessen Fokus sich von den beiden Protagonisten weg, und zum dusseligen Glühwürmchen hinbewegt.

Und wenn den Marketingexperten bei Disney der Ärger mit Lasseter nicht genügen sollte, dann macht Hill auf weitere Probleme aufmerksam: Robert Zemeckis soll wohl ein lauter Zweifler an Disneys Plänen sein, A Christmas Carol als Jim-Carrey-Starvehikel vermarkten zu wollen, statt als magische Dickens-Adaption. Da Zemeckis derzeit einen profitablen Vertrag mit Disney hat, wird sich das Studio wohl umsehen, sollten die Reaktionen auf den ersten Weihnachts-Trailer verhalten sein.

Wenn ihr mich fragt, ist es langsam auch wirklich nötig, dass jemand den Disney Marketingleuten den Kopf wäscht. Hin und wieder leisten sie ja noch gute Arbeit, aber bei Bolt haben sie wirklich völlig versagt und von der Kraft der 90er ist nur wenig spürbar. Und da ich mir spätestens bei Rapunzel perfekte Trailerarbeit wünsche, kommt mir die Kritik von innerhalb des Konzerns gerade Recht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zur Ehrenrettung des King muss ich natürlich sagen, dass "A Little Less Conversation" ein ultrageiler Song ist, meiner Meinung nach sogar einer der besten von Elvis überhaupt! Auch in der "nicht-remixten" "Vor-JXL"-Version haut er übelst rein!
Ich muss allerdings auch gestehen, dass er ein wenig "überverwendet" wurde, gerade beim "Bolt"-Trailer fiel mir das auf. Dadurch fiel mir auch ein, dass ich den Trailer überhaupt gesehen hatte, da er mich der Film eigentlich 0 interessierte.
Übrigens hab ich das Lied selbst schon mal in einem Trailer verwendet *dämlichgrins*.


Ach ja, die neue Verfilmung vom "Weihnachtslied" (ja, die Geschichte hat nen deustchen Titel! und ich habe sie sogar gelesen) als Jim-Carrey-Film zu vermarkten halte ich aber für sinnvoller, da die Geschichte DERMAßEN oft verfilmt worden ist, die lockt doch keine Katze mehr hinterm Ofen hervor. Eher sind alle nur genervt. Ich würde jetzt mal behaupten, es ist sogar, der meist-verfilmte literarische Stoff überhaupt.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich habe ja auch wirklich nichts gegen den Song (egal in welcher Version), und noch viel weniger gegen den King. Ich habe mich erst gestern noch geärgert, als ich mir nach langem weigern "Daddy ohne Plan" auf DVD angesehen habe. Die Hauptfigur ist Elvis-Fan. Hätte mir das wer gesagt, hätte ich mich vlt. doch ins Kino begeben. Und dann auch den neuen Goofy-Cartoon gesehen. Natürlich wurde ja erst bekannt gegeben, dass die zwei Filme zusammengepackt wurden, NACHDEM "Daddy ohne Plan" aus sämtlichen Kinos in meiner Nähe verschwand...

Zur Dickens-Adaption: Du klingst ziemlich patzig, dass ich den deutschen Titel nicht verwende (sorry, wenn ich dir Patzigkeit unterstelle). Ich weiß schon, dass es eine übersetzte Ausgabe gibt. ;-)

Bis Disney aber nicht damit rausrückt, ob man es hier Weihnachtsgeschichte oder -lied nennt (ersteres ist ja bei Filmen wesentlich geläufiger) werde ich den Streifen beim englischen Titel benennen. Der steht ja im Gegensatz zum deutschen Filmtitel fest.

Überhaupt: "The Princess and the Frog" hat schon einen dt. Titel und ich vermeide es hier tunlichst so gut es geht ihn hier auszulassen. Wäre doch inkonsequent, gleichzeitig einem Film ohne bislang bestätigten dt. Titel einfach einen zu verpassen. ;-)

Zemeckis Wunsch, den Film nicht als Carrey-vehikel zu vermarkten kann ich aber gut verstehen. Dann erwarten alle eine Komödie. Dazu noch mit einer unnötig oft verfilmten Geschichte. Das kann es nicht sein. Statt sich auf dem Hauptdarsteller auszuruhen, sollte sich Disneys Marketingabteilung bemühen originelle Wege zu finden, wie man diese abgenutzte Sache wieder schmackhaft machen kann.

Und die mangelnde Mühe ist es ja, die Lasseter laut Hill kritisiert. Passt, in meinen Augen.

Anonym hat gesagt…

1) Klar, dass ich mir den Film nicht angeschaut habe, aber bezügl. des Vorfilms hilft YouTube ;-)

2) Ich weiß nciht, was du unter "Patzigkeit" verstehst, ich kenne nur den Ausdruck "Patzer" und als solchen würde ich das keineswegs ankreiden, weil ich es gar nicht auf dich bezogen habe, sondern weil die Erzählung in redaktionellen Texten aller Art immer als "Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens" bezeichnet wird, obwohl sie ja tatsächlich einen dt. Titel trägt.

3) Naja "Küss den Frosch" finde ich jetzt nicht so schlimm. Ist ja auch schließlich keine werkgetreue Umsetzung des Märchens. Eigentlich wäre DAS für mich ein Grund zum Ärgernis, aber da die neue Zeit ausgerechnet die 20er-Jahre ist und der Film dann auch noch in der namensgebenden Stadt des New-Orleans-Jazz spielt, lässt es mich schwer übel nehmen, da das mit die verdammt-nochmal geilste Musikrichtung überhaupt ist.

Furchtbar fänd ich als deutschen Titel wieder son bescheurten denglischen Titel. Die find ich zum kotzen!

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