Freitag, 12. März 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXVIII)

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Platz 168: Dir gehört mein Herz ("You'll be in my Heart") aus Tarzan
Musik und Text von Phil Collins (dt. Fassung von Frank Lenart)

Aus einem mir unerklärlichen Grund ist es nahezu Tradition für mich, ausgerechnet mit dem preisgekrönten, musikalischen Herzstück vieler Disney-Meisterwerke weniger anfangen zu können, als mit dem Rest um sie herum. Mit den Jahren glichen sich die populären und oft auch mit Oscar ausgezeichneten Lieder in meiner Favoritenliste an den Rest an, doch so manche Diskrepanz ist noch immer zu spüren. So etwa bei Tarzan, Disneys Trickabenteuer von 1999, welches für mich zu den besten musikalischen Gesamtwerken überhaupt gehört. In den meisten Filmen Disneys mag ich die Mehrheit der Songs, bei Tarzan hingegen verehre ich die Mehrheit. Phil Collins schrieb für diesen Film gleich mehrere seiner Karrierehighlights. Und ausgerechnet die Oscarballade, Kalas herzliches Schlaflied für Tarzan, ist das Lied aus dem Film, das mich am wenigsten anspricht. Nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Dir gehört mein Herz, ich finde für dieses Lied bloß etwas weniger Lob, als für den Rest aus dem Film. Aufgrund seiner sehr kurzen Laufzeit und der idealen Platzierung innerhalb des Erzählflusses, stört es auch kein bisschen oder fühlt sich so an, als würde es den musikalischen Drive des Films abschwächen. Bei der Frage nach meiner Lieblingsversion muss ich derweil passen. Ob die deutsche oder englische Filmversion, die Single-Auskopplung von Phil Collins oder die Musicaladaption (egal ob erste Verwendung des Liedes oder die zweite), sie haben alle etwas an sich, dass sie von den anderen abhebt und für sie spricht.

Platz 167: Last Chance aus High School Musical 3: Senior Year
Musik und Text von Randy Petersen und Kevin Quinn

Vom Lied Last Chance blieb in High School Musical 3: Senior Year lediglich die dramatisch-melancholisch markierte Reprise übrig. Die heiter-energetische Exposition fiel der Schere zum Opfer. Und wir dürfen uns deswegen alle sehr glücklich schätzen. Die unveröffentlichte, längere Version von Last Chance repräsentiert in ihrer Stilistik alle Übel des High School Musical-Franchises in erhöhter Konzentration. Sie klingt wie eine Parodie des Disney-Teeniefranchises, bloß ohne den Witz. Für mich als Anhänger der Filmreihe wirkt die geschnittene Gesangseinlage, wie meine Favoriten aus der Trilogie auf Leute, deren Ohren bei High School Musical einem Selbstmord nahe stehen. Die zu Beginn des Abschlussjahr-Musicals angestimmte Reprise, die ja durch das Entfernen der Exposition gar keine Reprise mehr ist, hingegen weiß vollkommen zu überzeugen. Anfangs nur von einem Klavier begleitet hauchen sich der flippige Choreograph und Sänger Ryan (Lucas Grabeel) und die Komponistin Kelsi (Oleysa Rulin) wehmütig entgegen, dass sich ihre Schulzeit dem Ende nähert und sie bloß eine letzte Gelegenheit haben, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Es ist ein sehr kurzer Moment, und seine Wirkung geht nach den kondensierten, auffälligen Reprisen weiterer Lieder aus dem Film rasch unter, aber für die kurze Zeit, die er überdauert, glüht er auf der Leinwand. Das auch bei Balladen auf Showeffekte und Überbetonung setzende High School Musical schaltet zwei Gänge zurück und fasst die bedauernde Aufbruchsstimmung am Ende einer Schullaufbahn in wenigen Noten zusammen. Und ausgerechnet eine der extrovertiertesten Figuren der Filmreihe darf dieses Lied anstimmen. Bei der von Hugh Jackman moderierten Oscarverleihung im Jahr 2009 durfte letztlich Last Chance während der von Baz Luhrmann gestalteten The Musical is Back!-Showeinlage das High School Musical-Franchise vertreten. Aufgrund ihres Bekanntheitsgrades trällerten dort leider jedoch Zac Efron und Vannessa Hudgens anstelle ihrer mir sympatischeren Schauspielkollegen, die Last Chance im Film dargeboten haben.
Und mir darf jetzt endlich jemand erklären, weshalb Last Chance in das Musicalmedley geschrieben wurde, und nicht etwa ein bekannteres Lied aus dem Franchise oder dem Kinofilm. Die Mamma Mia!-Stars sangen ja auch nicht Voulez Vous...

Platz 166: Anker hoch ("Sailing for Adventure") aus Muppets - Die Schatzinsel
Musik von Barry Mann, Text von Cynthia Weil (dt. Fassung von Eberhard Storeck)

Anker hoch ist ein für die Muppets sehr charakterliches Lied. Kapitän Smollet, gespielt von Kermit dem Frosch, versammelte seine Mannschaft und bricht auf in die hohe See, um Jim Hawkins' Schatzkarte zu folgen und das legendäre Piratengold von Käpt'n Flint zu finden. Die Crew voller Muppets, Piraten, Piraten-Muppets und Ratten, die sozusagen schwarz mitfahren und eine Kreuzfahrt unternehmen, stimmen daraufhin froghemut und abenteuerlustig einen leichtherzigen und mit schön verrückten Pointen ausgestatteten Gesang an. Sehr zum Unmut des überkorrekten Mr. Arrow (gespielt von Sam, dem Adler). Anker hoch ist eine gelungene, komödiantische Komposition die nicht nur unterhält, sondern auch sehr gut die erwartungsvolle Aufbruchsstimmung der Figuren vermittelt.

Platz 165: Darauf wird einer gezischt ("Let's have a Drink on It") aus Der glücklichste Millionär
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von ?)

Die beste Sequenz im letzten von Walt Disney produzierten Musical führt den von Tommy Steele gespielten Butler John Lawless in einen irischen Pub, wohin der Industrieerbe Angie nach einem Streit mit seiner Verlobten Cordy Biddle flüchtete. Die Liebe zwischen Angie und Cordy ist der Motor des in der ungeschnittenen Fassung über 160 Minuten langen Musicals, und zerbrach an den unterschiedlichen Vorstellungen ihrer Familie. Der ständige Zwist zwischen ihren Eltern vergiftete auch ihre eigene Beziehung, und so überlegt sich der junge Angie (gespielt von John Davidson) bei einem von John empfohlenen, köstlichen irischen Stout, was er nun mit seinem Leben anfangen kann. Der gewiefte und charismatische John versucht Angie bei einem ansteckend besungenen Schwarzbier abzufüllen und irgendwie wieder zurück zu seiner Verlobten zu bringen, doch dieser wähnt sich bereits in zukunftsplänen als Fremdenlegionär, Ölbohrer in Texas oder Perlentaucher in China. Und so greift der ctets comichaft grinsende John auf Plan B zurück: Er zettelt eine Kneipenschlägerei an und dreht es so, dass Angie als der Schuldige darsteht. Dieser wird verhaftet und die zerstrittenen Elternhäuser werden beim Versuch ihn zu befreien wiedervereint.
Das schwungvolle und antreibende Trinklied Darauf wird einer gezischt stimmt nicht nur auf ein kühles Dunkles ein, sondern untermalt auch im richtigen Takt eine toll choreographierte Prügelei, bei der John Lawless kein Haar gekrümmt wird, und geht sofort ins Ohr und in die Beine. Als weniger aufwändig orchestrierte, spielerische Instrumentalversion fand Darauf wird einer gezischt auch Einzug in die musikalische Dauerschleife der Main Street U.S.A. und sollte aufgrund der geringen Popularität von Der glücklichste Millionär zu den eher selten entschlüsselten Referenzen an Disneyfilmen innerhalb der Disneyparks zählen. Aber gut: Ich sebst habe das Lied auch erst als Teil der Musikuntermalung in der Main Street U.S.A. kennengelernt, bevor ich dazu kam mir dieses Musical anzuschauen. Die deutsche Fassung von Darauf wird einer gezischt kommt mir übrigens ein Stückchen geschliffener vor als der englische Originaltext. Insgesamt ist die deutsche Fassung des Films allerdings nicht zu empfehlen, da sie auf der verstümmelten 120-minütigen Schnittfassung basiert.

Platz 164: Dancin' (A Catchy Rhythm) aus Disneyland Park Paris
Musik von Vasile Sirli, Text von Jay Smith

Zwar gefällt mir die The Wonderful World of Disney Parade nicht ganz so sehr wie die mit wesentlich imposanteren Wagen ausgestattete ImagiNations Parade (siehe Platz 182) oder die fantasievoller gestaltete, aktuelle Disney's Once Upon a Dream Parade (mit duftenden Paradenwagen), doch der zu ihr gehörende Song übertrifft musikalisch alle anderen saisonal unabhängigen Disney-Paraden. Während sich die dazugehörige Parade über die Jahre für mich völlig überreizte, konnte sich Dancin' (A Cathchy Rhythm) immer mehr in mein Disneyherz spielen. Der Name ist hier wirklich Programm: Der Rhythmus dieses Liedes ist einfach mitreißend, die in Melodie und Takt schwingende Energie und Freude ansteckend und die Texte passen wie die mit Heilsalbe eingeschmierte Faust auf das gereizte Auge. Ein Hauptbestandteil der Magie dieser Nummer ist der Spannung und Erwartung aufbauende Anfang mit aufregender Percussion und dramatischen Streichern sowie zum Schluss sachte einsteigenden Bläsern, der direkt von einem freundlichen "Hey there, hi there, ho there" einer mühelos klingenden, freundlichen weiblichen Gesangsstimme aufgefangen wird. Nach dem Refrain darf dann ein nicht minder sympatisch klingender Sänger ran und sich ebenfalls am Refrain versuchen, der dank seiner frohgemuten und unaufdringlichen Wirkung das Herzstück dieses Songs darstellt. Die ideal abgestimmten Wechsel der Gesangsstimme und der raffiniert eingesetzte Chor zum Schluss runden Dancin' (A Cathchy Rhythm) perfekt ab. Dieses Lied erhebt sich mit seiner inneren Dramaturgie und der in ihm klingenden Unschuld von den üblichen heiter-poppigen Paradensongs ab. Er haut einen mit seiner massentauglichen Zuckerüberdosis nicht sofort k.o., sondern wickelt einen mit seinen unangestrengten Sängern und der sorgvollen Komposition charmant um den Finger. Für überzeugte Zyniker, die selbst innerhalb der Tore eines Disneyparks nicht auf ihre Einstellung verzichten wollen ist das Lied dennoch nichts. Irgendwo hat auch Dancin' (A Cathchy Rhythm) seine Grenzen.
Die Wonderful World of Disney Parade war ein wirklicher Dauerbrenner im Disneyland Paris, und sie war es auch, die im Park die Tradition einführte, Paradensongs (erfolgreich!) als Singles zu verkaufen. Vom 30. März 1998 bis Ende März 2007 war sie die Standardparade im europäischen Disney-Resort. Das nach dem Jahrtausendwechsel begonnene Intermezzo durch die ImagiNations Parade hielt sich nicht sehr lange, die Reise durch das Schaffen der Disney-Trickstudios wurde vom Publikum aufgrund der breiteren Vielfalt an Disney-Charakteren einfach favorisiert. Zudem war sie beim unvorhersehbaren Pariser Wetter leichter einzusetzen. Und so kehrte sie 2001 zurück... Allerdings stark runtergekürzt und ohne die beliebten Stopps, während denen die Wagen Soundtrack-Remixe des repräsentierten Films spielten und die Tänzer und Figuren mit dne Besuchern interagierten. Irgendwann scherte man sich auch nicht mehr um die chronologische Reihenfolge der Filme, und so kratzte man sich als treuer Disney-Fan manchmal ratlos den Kopf. Der Paradensong hingegen ist nahezu makellos und wurde deswegen verdient auch in die USA "exportiert". Besser kann man die Musik zu einer heiteren, märchenhaften Disneyparade eigentlich gar nicht mehr machen.

Platz 163: Marley & Marley aus Die Muppets Weihnachtsgeschichte
Musik und Text von Paul Williams (dt. Fassung von Eberhard Storeck)

Die Muppets Weihnachtsgeschichte ist meine Lieblingsverfilmung des Klassikers von Charles Dickens, und zugleich ist es auch der Muppet-Film, der die meckernden Greise Waldorf und Statler am besten in die Geschichte integrierte. Als Scrogges verstorbene Geschäftspartner Marley und Marley suchen sie den mürrischen Geizkragen mit Galgenhumor und schaurig semitransparentem Äußeren in der Nacht vor Weihnachten heim und kündigen drei weitere Geister an, die Scrooge davor bewahren sollen ebenso zu enden wie sie. Das Lied, das sie anstimmen, während sie an Scrooges Unmenschlichkeit herumkritteln und ihr eigenes Schicksal besingen, ist schwarzhumorig und begeistert mit seiner augenzwinkernden Betrüblichkeit. Musikalische Geisterheimsuchung vom Feinsten.

3 Kommentare:

Luanalara hat gesagt…

Ich stelle wieder mal fest, wie sehr ich doch manche Filme nochmal gucken muss...^^

"You'll be in my heart" ist wirklich eine richtig schöne Phil Collins-Ballade, aber, wie heißt es, "Zwei Herzen, eine Familie"?, gefällt mir noch viel besser. Überhaupt, was ich an Musik aus dem Musical bisher gehört hatte, konnte mich doch sehr für sich einnehmen.

Kelsie! Ryan! :)
(Zum Oscar: Najaa, vielleicht, weil es auch ein bisschen auf das Ende des HSM-Franchises anspielt, zumindest mit dem altbekannten Cast? Keine Ahnung. Vielleicht passte es Luhrman auch grade einfach gut in den kram oder er mochte ausgerechnet das Stück besonders und wollte es bekannter machen.)

Muppets Schatzinsel! Wheee!

Und die "Muppets Weihnachtsgeschichte" muss ich mir unbedingt auf DVD zulegen. Spätestens zu Weihnachten. ;)

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich rege stets gern die Lust auf erneute Sichtungen guter Filme an. :-)

Du meinst sicher "Zwei Welten". Ja, großartiger Song. Bis zum Wiedersehen damit (innerhalb dieser Artikelreihe) ist aber noch Geduld gefragt. *pfeif*

Luanalara hat gesagt…

Öhm, ja, das Lied heißt dann sicher so.^^ Wie gesagt, lang nicht gesehen, aber das Lied trotzdem im Ohr. Wenn auch offensichtlich mit falschem Text. *g*

Dachte mir schon, dass das Lied erst später auftauchen wird.^^

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