Freitag, 21. Mai 2010

Prince of Persia - Der Sand der Zeit

Einen gut produzierten Unterhaltungsfilm in Ehren sollte man niemals verwehren. Selbstverständlich wäre es schade, nähme jeder Film die Gestalt eines gigantischen Jerry-Bruckheimer-Spektakels an, doch genauso finde ich, dass der Filmwelt ohne solche Hochglanzblockbuster etwas fehlen würde. Viele Filmkritiker scheinen mir dahingehend zu widersprechen, sieht man sich die bestenfalls durchschnittlichen Rezensionen an, die derartige Kinoereignisse so erhalten. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, wieso solche Leute überhaupt Filmkritiker wurden, denn meines Erachtens nach sollte man in dieser Position nicht bloß die Kunst im Film lieben, sondern auch den unterhaltsamen Eskapismus, den Filme bieten können.

Entsprechend unsicher war ich, als ich zur Pressevorführung von Prince of Persia - Der Sand der Zeit eingeladen wurde. Denn wenn ich Til Schweiger in einem Punkt zustimmen muss, dann darin, dass zumindest einige Kritiker reine Unterhaltungsfilme mit der intendierten Zielgruppe sehen sollten. Vor meinem geistigen Auge zeichnete sich bereits das Bild von versnobt schniefenden Schreiberlingen ab, die sich beim leisesten Anzeichen einer Actionsequenz bereits von der Leinwand abwenden.

Doch selbstverständlich zeigte ich mich in dieser Furcht übertrieben vorurteilsbelastet. Möglicherweise lag es auch am niedrigen Altersdurchschnitt während der Vorführung, aber die im Saal anwesenden Journalisten waren sich dessen, was der Film sein soll, bewusst und so gab es auch Lacher an Stellen, die lustig sein sollen sowie das klassische nervöse mitstöhnen, wenn es für den Protagonisten mal eng wird. Und wie gefiel mir der Film, der sich anschickt für Jerry Bruckheimer ein zweites Actionabenteuer-Franchise mit Fantasyelementen in der Größenordnung der Pirates of the Caribbean aufzutun?

Nun, die Frage lässt sich leicht damit beantworten, dass ich mir Prince of Persia - Der Sand der Zeit unbedingt nochmal in einem möglichst vollen Saal mit "echtem", zahlenden Publikum ansehen wollte. Gesagt, getan, und zwar am vergangenen Mittwoch. Dann ging es mit Freuden und Freunden in die Vorpremiere. Größere Leinwand, vollerer Saal und am Ausgang wurden Gratisposter verteilt. So gefällt's mir!

Zum eigentlichen Film: Im Vorfeld wurden ja bereits einige Vergleiche mit Pirates of the Caribbean laut, und auf dem Papier bieten sich diese ja durchaus an. Sowohl Fluch der Karibik, als auch Prince of Persia - Der Sand der Zeit basieren auf Vorlagen, die aus Medien stammen, die uns zuvor den Beweis schuldig blieben, dass man sie ansprechend auf die Leinwand übertragen kann. Gleichzeitig sind es hoch budgetierte Wiederbelebungen verloren geglaubter Abenteuer-Subgenres, einmal der Piratenfilm, einmal das exotische Wüstenabenteuer aus dem arabischen Raum. Beide beinhalten ein übernatürliches Element und in beiden Filmen wird die Hauptrolle von einem Darsteller verkörpert, dem nicht jeder das Zeug zum Action-Blockbusterhelden zutraute.

Aber ist Prince of Persia - Der Sand der Zeit denn nun ein "Fluch der Karibik im Sand"? Die Antwort mag vielleicht überraschen, denn abgesehen davon, dass Prinz Dastan, wenn er in eine Ecke gedrängt wird mit verschmitztem Lächen verlegen wegrennt kleine Parallelen zu Captain Jack Sparrow aufweist und sich der eingespielte Soundeffekt, wenn der magische Dolch zu sehen ist, frappierend an den mystischen Klangeffekt aus der Pirates of the Caribbean-Reihe erinnert, ist Prince of Persia eine ganz andere Marke von Abenteuerspektakel.

Es fängt natürlich da an, dass Prinz Dastan in seinen Bewegungen ungleich koordinierter ist als Captain Jack Sparrow. Wer also eine Piratifizierung des Videospielhelden befürchtete, darf beruhigt sein. Jake Gyllenhaal, der die Rolle des von der Straße stammenden, kämpferischen Prinzen erstaunlich gut füllt, hat zwar gelegentlich ein selbstbewusst ironisches Grinsen im Gesicht, allerdings ist es einfach nur ein den Prinzen charakterisierendes, ihn sympatisch erdendes Lächeln, kein postmodernes, anarchistisches Jack-Sparrow-Grinsen. Prince of Persia - Der Sand der Zeit ist auch nicht so rasant, komplex und mit düsteren Zwischentönen ausgestattet wie die Fluch der Karibik-Fortsetzungen (letzteres wird aber mit Sicherheit bei den Fortsetzungen der Fall sein, sollte man sich an der Entwicklung der Spiele orientieren). Auch maßt sich Prince of Persia nicht so überdeutlich episch an. Vom Finale, wo wirklich sehr dick aufgetragen wird, ist Prince of Persia inhaltlich simpel, leichtherzig und strikt geradeaus arbeitende, eskapistische Abenteuerunterhaltung. Damit fehlt ihm eine markante Ecke wie besagten Piratenfilmen, jedoch dürfte Prince of Persia sich dadurch die Sympathien eben jener angeln, denen Dead Man's Chest und Am Ende der Welt für Abschaltunterhaltung zu überfrachtet, kompliziert, abgefahren und/oder überdreht waren. Trotzdem wird Prince of Persia - Der Sand der Zeit mit Sicherheit auch den Fans der Piratensaga gefallen, sofern sie sich nicht ausschließlich wegen Johnny Depp oder der ungewöhnlichen Komplexizität verschrieben.

Prince of Persia - Der Sand der Zeit wird deswegen wohl weitaus weniger polarisieren, wie die letzten zwei Teile der ursprünglichen Pirates-Trilogie. Das beinhaltet sowohl, dass er weniger Hass auf sich ziehen wird, als auch vermutlich weniger leidenschaftliches Lob.
Ich persönlich bin jedenfalls glücklich, dass Bruckheimer und Disney nicht einfach den Stil der Pirates of the Caribbean-Saga in die Wüste übertrugen, sondern einen eigenen Stil für Prince of Persia fanden. Das bringt mehr Vielfalt ins Spiel. Prince of Persia - Der Sand der Zeit spielt zugleich ernster, als auch leichter als die Piratenfilme. Er dreht den postmodernen, ironischen und verrückt überdrehten Ton der Fluch der Karibik-Streifen deutlich herunter (was sich vor allem in der Musik sehr stark äußert, die den Ohrwurm-Bombast von Hans Zimmer durch unauffälligere, klassische Abenteuerromantik versprühende Kompositionen von Harry Gregson-Williams ersetzt), auf der anderen Seite nimmt er weniger epochal-dramatische Züge an und mich konnten auch die Actionszenen nicht so sehr fesseln, wie bei den Pirates.

Prince of Persia ist, wenn man kurz ein blindes Auge für das Finale hat, mehr wie ein klassischer Hollywood-Abenteuerschinken. Die Ausstattung ist fantastisch, legt vor allem Wert auf handgemachtes, die Bilder sind malerisch und die Action praktisch umgesetzt und nur in den seltensten Fällen computerunterstützt. Es ist ein rund zweistündiger, sehr unterhaltsamer Ausflug in ein abenteuerliches Märchen aus Tausendundeiner Nacht.

Der Film hat auch, wie ich finde, großen "Nochmal"-Faktor: Während meines zweiten Besuchs in dieses geheimnisvolle und fantastische Persien des sechsten Jahrhunderts fiel mir die Musik wesentlich positiver auf, auch wenn ihr markante Melodien fehlen, die man mit nach Hause nimmt (da ist Hans Zimmer derzeit schlichtweg unschlagbar) und beim zweiten Mal gefiel mir der erzählerische Aufbau (inklusive Ende) besser. Allerdings habe ich ein gewaltiges Problem mit den letzten großen Disney-Produktionen: Immer wieder versauen sie den Abspann! In Küss den Frosch beginnt der Abspann mit dem grauenvollen Never Knew I Needed, in Alice im Wunderland wird sämtliche Atmosphäre mit einem Schlag von einer sich quälenden Avril Lavigne verjagt und in Prince of Persia wartet nach der letzten Schwarzblende statt einer pompösen Score-Suite eine wimmernde Popnummer von Alanis Moristette.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich war bereits wegen des Abspannlieds vorgewarnt, aber trotzdem... WARUM? Da schneidet man flott die Filmmusik ab, um eine absolut unpassende Popballade (die orientalischen Alibi-Klänge drin zählen nicht!) auf die Zuschauer loszulassen. Kein Wunder, dass das Publikum da schnell den Saal verlässt. Wer durchhält, bekommt wenigstens noch etwas schönen Score geboten (der mit allerdings während des Films auch nicht auffiel... Vielleicht beim 2. Mal).
Bei AiW fand ich es allerdings noch viel schlimmer... Ist aber anscheinend einer neuer und unglaublich nerviger Trend.

Meine Meinung in Kurzform: Schauspieler super und auch sehr passend in den Rollen; gute Action, die mir aber manchmal etwas zu MTV-mäßig geschnitten war; das Ende, öhm, hatte ich so nicht erwartet. Was vermutlich bei mir im Moment noch dafür sorgt, dass ich etwas zwiegespalten bin...

Sir Donnerbold hat gesagt…

Wie witzig die Welt sein kann: Ich habe einige Kritiken gelesen, die das Ende als "mutig", "ungewöhnlich" und "einfallsreich" lobten. Ich habe sogar eine gelesen, die den Film mäßig fand, und das Ende großartig! Aaah! Ich selbst fand das Ende beim ersten Mal richtig enttäuschend, beim zweiten Mal fand ich es gut und sah, dass es in diesen Film passt. Dennoch ist's eines der schwächeren, die hier denkbar sind.


...negnageg leipS sad sla gnuthciR rerdna hcilznäg enie ni nam eräw, trewhcseb eginie tmmitseb hcis nettäh sgnidrellA

Luanalara hat gesagt…

Ist wahrscheinlich, wie soooo vieles, Geschmackssache. *g* Hab bisher nicht gerade viele Kritiken dazu gelesen (zu faul *ähem*), aber die Total Film fand das Ende auch "meh".

...redeiw hcua tmmitS

Yavanna hat gesagt…

Endlich war ich gestern auch im Film...

Ich fand ihn zwar gut aber irgendetwas hat gefehlt.... Ich kann aber noch nicht einmal genau sagen was...
Dieser WOW-Effekt ist einfach ausgeblieben, vielleicht auch weil ich zu hohe Erwartungen hatte... Die Kameraführung war manchmal einfach ZU schnell, bei einigen Kampfszenen hat man schnell den Überblick verloren, weil es einfach zu viele Close-Ups waren. Oder kommt mir das nur so vor?
Ich weiß auch nicht - ich werde ihn mir definitiv nochmal ansehen und hoffe, dass die eventuell zukünftigen Fortsetzungen etwas besser sein werden.....

Gina

Kommentar veröffentlichen