Freitag, 1. Oktober 2010

Camp Rock 2: The Final Jam

Wieso habe ich mir überhaupt Camp Rock 2: The Final Jam angeguckt, wenn ich den ersten Film doch so unglaublich schlecht fand? Ganz einfach: Camp Rock habe ich mir trotz der unglaublich schlechten Kritiken, auf die ich stieß, angesehen, weil mir High School Musical ja auch trotz der Abneigung älterer Disney-Fans gegen ihn gefiel. Ich fand ihn mies. Jetzt kommt plötzlich der zweite Teil an, und ich muss ihn zahlreichen Foren und in Blogs positive Kritiken lesen. Auch ein mir bezüglich Camp Rock zustimmender Bloggerkollege lobte den Film, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Bei all den freundlichen Stimmen konnte ich Camp Rock 2 nicht entgehen, und da ihn ProSieben zur Prime Time ausstrahlte, habe ich mich brav hingesetzt und Mitchies musikalischem Sommercamp eine weitere Chance gegeben.

Um die Antworten auf die zwei wichtigsten Fragen direkt vorwegzunehmen: Ja, Camp Rock 2: The Final Jam ist deutlich besser als der Vorgängerfilm. Nein, Camp Rock 2: The Final Jam erreicht bei mir nicht die Gunst der High School Musical-Reihe, stattdessen fand ich ihn einfach bloß mittelmäßig.

Eine Frage, die sich mir aber beim Zuschauen sehr früh aufdrängte: Spielt dieser Film überhaupt noch im selben Universum wie Camp Rock?! Beispielsweise sehen fast alle Hauptfiguren vollkommen anders aus, als noch im ersten Teil. Nicht aber, weil man die Darsteller austauschte, sondern weil die sich komplett verändert haben. Vor allem Demi Lovato habe ich gar nicht mehr wiedererkannt. Das ist keine Kritik am Film, in der realen Welt vergingen zwischen den beiden Filmen knapp zwei Jahre und da sind Veränderungen bei Jugendlichen nicht ausgeschlossen (auch wenn es bei High School Musical mit dem Wiedererkennungswert ja auch geklappt hat). Aber das völlig neue Aussehen der Figuren ließ mich nunmal sofort stutzig werden.
Dann begann auch schon der erste Song, und ich war endgültig aus dem Konzept. Camp Rock spielte in unserer Realität, oder sagen wir, in der etwas überzogenen Disney-Channel-Variation eben dieser. Die Figuren sind in einem Musik-Camp und deswegen üben sie Gesang und Tanz, treten öfter's auf... für Jugendliche in einem Trainingslager waren sie unglaublich versiert in ihrer Sache, aber es basierte auf den Gesetzen unserer Welt. Camp Rock 2: The Final Jam hingegen kennt keine Scheu, stürzt sich nach rasant übermittelter Exposition in sein erstes Lied und bekennt sich im großen Stil als Musical. Es ist kein Bühnenauftritt, sondern eine echte Gesangseinlage wie man sie vom Broadway kennt. Camp Rock 2 gibt sich als High School Musical-Fortsetzung: Musicalnummern und Bühnenauftritte wechseln sich hier in hübscher Regelmäßigkeit ab. Das ist ein gewaltiger Stilbruch gegenüber Teil 1 - stört mich allerdings eher weniger, da ich mich dem ersten Film nicht verpflichtet fühle und viel eher jede Parallele zu High School Musical als qualitativen Aufstieg zu feiern weiß. Vor allem aber stellt sich sehr früh heraus, dass die Charakterzeichnung fast nichts mehr mit der aus Camp Rock zu tun hat. Man sollte ja meinen, dass es bei solch konturlosen Figuren ein leichtes sein sollte, die wenigstens konsitent zu halten. Fehlanzeige. Man hätte Camp Rock 2: The Final Jam auch genauso gut als eigenständigen Originalfilm verkaufen können, und niemand hätte etwas gemerkt. Aber Fortsetzungen sind nnatürlich leichter einem bereits vorhandenen Publikum zu verkaufen...

Die Handlung von Camp Rock 2: The Final Jam ist schnell erzählt: Es ist wieder Sommer und Mitchie (die total ausgewechselt auftretende Demi Lovato) freut sich wie bescheuert, ihre Mitcamper vom letzten Jahr wiederzusehen. Vor allem freut sie sich aber, wieder mit ihrem Freund Shane (der nicht mehr ganz so an einen Milchbubi erinnernde Joe Jonas) vereint zu sein. Mitchies Mutter ermahnt sie jedoch, dass in der langen Zeit, die sie sich nicht gesehen haben viel verändern kann (ach, wie kommt die bloß darauf) und es vielleicht nicht mehr so sein könnte wie vorh... ach Quark, natürlich ist ihre Liebe noch frisch. Wie die Camp-Rock-Teilnehmer aber feststellen müssen, haben sich nicht nur fast alle äußerlich verändert, auch auf der anderen Seite des Sees, an dem das Camp liegt, hat sich was getan: Superstar Axel Turner (ein sehr amüsanter Daniel Kash), ein ehemaliger Band-Kollege von Camp Rock-Leiter Brown Cesario (Daniel Fathers) von dem er sich in Unfrieden getrennt hat, gründete dort das Prestige-Musikcamp Camp Star. Er lädt die Besucher des Camp Rock zu einem Lagerfeuer ein, welches sich aber als pompöse Bühnenperfomance herausstellt, mit der er dem Rockcamp die Teilnehmer und Mitarbeiter abspenstig machen will. Dies geling sogar großteils, weshalb ein Wettbewerb zwischen beiden Camps ein für alle Mal klären soll, wem dieses Revier gehört. Der reiche Superstar Turner organisiert sogar eine Fernsehübertragung der Veranstaltung und der Krieg der Camps ist in Stein gemeißelt. Mitchie legt sich daraufhin ins Zeug, um die perfekte Gesangsnummer zu erschaffen, aber einige Camp-Besucher wollen auch Spaß in ihren Sommerferien haben. Irgendwie kommt es, angeblich aus Zeitmangel, zum Krach zwischen Mitchie und Shane, der ist aber wieder in Ordnung, oder nicht, oder, ach egal, Shanes Bruder und Band-Kollege Nate Gray (Nick Jonas) wird zum großen Schwarm von Turners Tochter Dana (Chloe Bridges, die Lovato aus Teil 1 mehr gleicht, als die um zwei Jahre gealterte Lovato), auch er hat Interesse an ihr, kriegt aber trotz gewaltiger Hinweise ihrerseits das Maul nicht auf, und dann ist sie halt noch Turners Tochter, und so... Ach, ist schon hart, Teenie zu sein.

Zugegeben, ich überdramatisiere. Anders als in Camp Rock liegt in Camp Rock 2: The Final Jam der Fokus klar bei der Musik und der Auseinandersetzung mit eben jener. Die Teenie-Dramen sind nur Verzierung, weshalb sie allein schon quantitativ betrachtet erträglicher sind. Zudem werden sie, großteils, klarer und bodenständiger (...für einen Disney-Channel-Film in der Ära "Post-High School Musical"...) abgehandelt, so dass man selbst als Erwachsener nicht all zu häufig mit den Augen rollen muss. Der dämlichste Moment bleibt der "emotionale Höhepunkt" während der Beziehungskrise zwischen Mitchie und Shane: Weil sie durch den Camp_Wettbewerb weniger Zeit für einander haben als geplant, kriselt es zwischen ihnen (gute Güte, was ist erst, wenn die Mal einen Job haben?), sie bemerken, dass sie vollkommen unterschiedliche Lebensphilosophien haben (die sich der begleitende Song dieser Szene mal so eben aus der Nase zieht), sie stellen fest, dass sie sich genau deshalb lieben... und sind weiter bockig aufeinander. Dass zwischen den Figuren keinerlei Chemie besteht (kurios, die zwei Darsteller waren kurzzeitig ein Paar), lässt die Schwachstellen dieser Sequenz aufleuchten wie eine Signalrakte.
Da bevorzuge ich die "B-Romanze". Die zeugt zwar wieder davon, dass Figuren im modernen Disney-Channel-Filmuniversum stellenweise zu dämlich sind, sozial zu interagieren (Junge, das Mädel, das gerade mit dir spricht, hat sich deinen Namen mit Permanentmarker auf den Arm geschrieben, sei kein Vollpfosten und renne entweder schreiend davon, weil das nach einem einzigen kurzen Treffen total unheimlich ist, oder schnapp sie dir, weil die sowas von scharf auf dich ist!), ist aber noch vergleichsweise griffig geschrieben. Dass sie keinerlei Relevanz für die Haupthandlung hat, irgendwann völlig der Aufmerksamkeit des Regisseurs Paul Hoen entfleuchte und eh nichts weiteres als Beschäftigungstherapie für Nick Jonas ist, macht sie analytisch betrachtet überflüssig, dem bin ich mir gewiss. Doch sie gehört zu den charmanteren Teilen des Films und bringt uns mit Introducing Me einen in all seiner absichtlichen Unbeholfenheit einen ganz pfiffigen Song, der zu den zwei musikalischen Höhepunkten von Camp Rock 2: The Final Jam gehört.

Von einer weiteren Ausnahme abgesehen, ist die Musik in Camp Rock 2: The Final Jam nämlich recht farblos und vergessenswert, wenngleich angenehmer zu hören und vergnüglicher, als die Musik aus Teil 1.
Mein deutlicher Lieblingssong aus Camp Rock 2: The Final Jam ist die Protest-Musicaleinlage Can't Back Down, die sattfindet, nachdem die verbliebenen Teilnehmer des Camp Rock erfahren haben, dass ihr Camp kurz vor der Schließung steht und alle zusammenhalten müssen, um das Camp am Leben zu erhalten. Can't Back Down ist das Lied mit der dunkelsten Klangfarbe im gesamten Camp Rock-Franchise und hat einen elektifizierenden Drive an sich. Im Refrain kommt auch, auf gute Weise, sehr viel "Teen Angst" rüber, man spürt, dass es den Figuren äußerst wichtig ist, diesen Wettstreit zu gewinnen. Der Song hat richtig Kraft hinter sich und ist äußerst eingängig. Die Choreographie jedoch unterwandert zwischenzeitlich viel der Wirkung der Gesangsnummer und brachte mich an einigen Stellen ungewollt zum Lachen. Hier wird schmerzlich deutlich, wie sehr Kenny Ortega dem Camp Rock-Franchise im Vergleich zu High School Musical fehlt.

Der Schluss von Camp Rock 2: The Final Jam muss allerdings gelobt werden: Er ist zwar bei weitem nicht so ungewöhnlich, wie ich es in einigen anderen Kritiken gepriesen sah, aber es ist dennoch gut geschrieben und schlüssig. Definitiv die bestmögliche Lösung für diesen Film.


Camp Rock 2: The Final Jamwar für den Disney Channel zwar durchaus ein Erfolg, allerdings in enttäuschenden Ausmaßen. Camp Rock 2: The Final Jam erreichte bei seiner Fernsehpremiere in den USA 7,9 Millionen Zuschauer, was ihn zwar zum erfolgreichsten Kabelprogramm des Jahres machte, aber noch immer klar hinter Camp Rock lag. Zum Vergleich: Während Camp Rock bei seiner Fortsetzung eine Millionen Zuschauer verlor, baute High School Musical seine Zuschauerschaft von 7,7 Millionen Zuschauern enorm aus und lockte mit Teil 2 sage und schreibe 17,2 Millionen Zuschauer vor die Fernseher. Camp Rock 2: The Final Jam ist derzeit der siebterfolgreichste Disney-Channel-Film, was natürlich mehr als solide ist, aber Disneys Hype nicht gerecht wurde. Auch der Soundtrack kam nicht so gut an, in der Debütwoche wurde 41.000 Kopien verkauft, während Camp Rock 188.000 Einheiten losschlug.
Eine mögliche Erklärung ist der Stilwechsel, der vielleicht einige Camp Rock-Fans abschreckte, während die blassen Figuren daran scheiterten die High School Musical-Zuschauerschaft anzulocken. Oder Amerikas Jugendliche verlieren langsam das Interesse an singenden Disney-Teenies.

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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Intruducing Me war wirklich der beste Song aus dem Film, vielleicht auch weil die Romanze zwischen den beiden zumindest etwas glaubwürdiger rüberkommt....

Anonym hat gesagt…

ICH FAND DAS CAMP ROCK 1 UND 2 SUPER SIND DEIN HIGH SCHOOL MUSICAL KANNST DU DIR IN DEN HINTERN SCHMIEREN CAMP ROCK IST VIEL BEASSER

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