Donnerstag, 14. April 2011

Der Fall von Zemeckis' Motion-Capturing

Die katastrophalen Kinoeinnahmen des von Robert Zemeckis produzierten Motion-Capturing-Trickfilms Milo und Mars machte vor einigen Wochen große Schlagzeilen. Der Vertrieb von Milo und Mars, der Disney-Konzern, reagierte sehr drastisch auf das desaströse Ergebnis und beendete jegliches Arbeitsverhältnis mit Zemeckis Motion-Capturing-Studio. Bereits das ungleiche Kosten/Einnahmen-Verhältnis von Eine Weihnachtsgeschichte war eine Zerreißprobe für das zuvor mit viel Pomp angekündigte Joint Venture zwischen Disney und Robert Zemeckis.

Damit ihr euch selbst ein Bild davon machen könnt, wie gut oder schlecht die nunmehr überall verrissene Motion-Capturing-Filme von Robert Zemeckis denn nun in der Filmwelt aufgenommen wurden, soll euch an dieser Stelle eine kleine Statistik aufklären. Verfälscht Milo und Mars die generelle Rezeption eines revolutionären Mediums, oder war diese Technik von Anfang an dem Untergang geweiht?

Der Polarexpress: $165 Mio. Budget, $306 Mio. Einnahmen, 6,6 IMDb, 56% RT
Monster House*: $75 Mio. Budget, $140 Mio. Einnahmen, 6,8 IMDb, 74% RT
Die Legende von Beowulf: $150 Mio. Budget, $196 Mio. Einnahmen, 6,5 IMDB, 71% RT
Eine Weihnachtsgeschichte: $200 Mio. Budget, $325 Mio. Einnahmen, 6,9 IMDb, 52% RT
Milo & Mars*: $150 Mio. Budget, $36 Mio. Einnahmen, 4.2 IMDb, 35% RT

(* Zemeckis war bloß in einer Produzentenrolle tätig)

Wirklich große Würfe waren ja eigentlich nie dabei, findet ihr nicht auch? Da frage ich mich, wer Steven Spielberg und Peter Jackson diesen Floh ins Ohr setzte, so dass sie Tim & Struppi in diesem medium verwirklichen...

2 Kommentare:

EdiGrieg hat gesagt…

Die Nuss, Animation aus der Welt der Märchen zu reissen, scheint einfach nicht geknackt werden zu können. Das hat mMn nichts mit der MoCa Technik zu tun. Gut, es war wie du sagtest, noch kein TopSeller dabei, aber die vorkalkulierte Gewinnrechnung ging ja anscheinend immer auf - bis eben MoCa für einen Sci-Fi Action Film genutzt wurde. Ich erinnere an den Final Fantasy Film (CGI) und Titan A.E. (2D), beste Beispiele dafür, dass hier einfach eine generelle Akzeptanz fehlt. Die Thematik gibts eben in reiner Spielfilmform öfter und auch besser, Trick-Sci-Fi ist einfach obsolet. Polarexpress und Charles Dickens Klassiker lockten mit Weihnachtstematik, Beowulf immerhin mit einer blank gezogenen Jolie. Milo & Mars wartete "bloss" mit Disney auf und das reicht nun mal nicht (siehe Tierisch Wild), das Volk erwartet von dem Konzern Rapunzel - nicht mehr und nicht weniger.

Dietrich Reisler hat gesagt…

Ich würde nicht sagen, dass MoCa ein eigenständiges Medium ist... es ist eher ein Instrument. Rotoskopie ist ja dem auch nicht ganz unähnlich und wurde schon 1937 bei Schneewittchen angewandt. Meiner Meinung nach ist MoCa nicht grundsätzlich eine schlechte Methode, sondern manchmal scheitert es eher am richtigen Einsatz des Instruments. Den 'Uncanney Valley' sollte man dabei auch nicht ganz vernachlässigen.

Zum Fall Zemeckis möchte ich noch eine Sache anmerken. Schon seit März 2010 ist bekannt, dass Zemeckis Produktionsfirma, die die genannten Filme in der Grafik produziert hat, nach der Herstellung des letzten Filmes den Betrieb einstellen würde. Es ist keine Rechtfertigung schlechte Filme zu produzieren, aber durchaus eine Erklärung, warum die 'ImageMovers Digital'-Mitarbeiter keinen besonderen Anreiz haben einen guten/erfolgreichen Film zu produzieren.

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