Freitag, 16. Dezember 2011

Televisionärer Dauerspaß – Meine 24 liebsten Disney-Serien (Teil XVI)

Platz 9: DuckTales

Wie die Zeit vergeht ... DuckTales startete am 18. September 1987 in den USA. Noch in Mono! Erst zwei Jahre später änderte die Zeichentrickserie ihr Tonformat. Bis zum 28. November 1990 wurden insgesamt 100 Episoden ausgestrahlt, zudem gelang der Serie der Sprung auf die Kinoleinwand. Der Titelsong nistete sich parasitenhaft in die Köpfe mehrerer Generationen. Und hartknäckig genug, um den ewigen Zwist unter Duck-Comicliebhabern, wie frevelhaft die Serie denn nun sei, ganz gelassen zu übertönen.

Bevor wir uns aber auf diese Diskussion einlassen (die mir aufgrund der sinkenden Popularität der Barks-Comics in den USA zudem als eine sehr europäische scheint), sei einfach gesagt, dass hinter DuckTales eine der besten Ideen steckt, die Disney für eine Fernsehserie haben konnte: Zu Zeiten, als Fernseh-Trickserien mit hastig zusammengeschluderten Geschichten und hölzerner Animation, die jedem Liebhaber des Trickmediums Schauer des Schreckens über den Rücken jagen konnte, schlecht von sich reden machten, nahm man sich vor, eine aufwändige Abenteuer-Trickserie auf die Beine zu stellen.

Und was wäre eine besser Basis für eine mit gesundem Witz ausgestattete, disney'sche Abenteuer-Zeichentrickserie als der schier unüberschaubare Fundus an Entenhausen-Comics? Allein schon Carl Barks schickte Familie Duck in alle Ecken der Welt, um die faszinierendsten Abenteuer zu erleben und eine kunterbunte Gallerie an Sagengestalten zu treffen. Außerdem sind die Helden wie gemacht für eine auch an Kinder gerichtete Trickserie: Da wären die drei aufgeweckten Neffen, mit denen sich die Kinder identifizieren können, der reiche, exzentrische Onkel Dagobert, der Grund für die meisten Abenteuer ist und mit seiner Welterfahrung einige Anekdoten zu erzählen hat UND obendrein durch seinen seltsamen Umgang mit Geld auch einiges an Unterhaltungsfaktor aufzuweisen hat. Tja, und dann wäre da ja noch der immens populäre Donald Duck, dessen bloße Anwesenheit ...

...

Ähm, ja. Donald wurde als derart populär eingeschätzt, dass er laut den höheren Konzernvertretern jegliche Aufmerksamkeit an sich gerissen hätte. Weshalb man beschloss, ihm bloß einige ausgewählte, kurze Gastauftritte zu gewähren. Als Disneys Fernseh-Trickabteilung gegründet wurde, war man generell sehr bedacht, seine wichtigsten Figuren zu beschützen. Donald wurde nicht zur Hauptfigur, sondern zu einem Gaststar in DuckTales, Goofy erhielt erst einige Zeit später seine eigene Serie und an Micky traute man sich erst noch später heran, weil man ihn nicht mit unbedachten Fernsehprojekten kaputt machen wollte.
Eine Ehrfurcht vor den Fundamenten des Walt-Disney-Konzerns, die irgendwann verloren ging ...

Dass man Donald zunächst aus DuckTales ausbootete, stört mich nicht wirklich. Der Hintergrundgedanke war damals nachvollziehbar, und mit Quack, dem Bruchpiloten, erfand man ja eine schlüssige, amüsante und für die Belange der Serie auch wertvolle Ersatzfigur. Der treudoofe Bruchpilot musste Dagobert weniger Widerstand leisten, als es ein seiner Natur treu verfasster Donald getan hätte, und bekam eine so liebenswerte Naivität, dass ich ihn keinesfalls als "schrottigen Ersatz" sehe. Ob mit Nicky, der Nichte von Dagoberts Haushälterin, nun unbedingt eine weibliche, kleine Ente nötig war, um auch die Aufmerksamkeit der jungen Mädchen an sich zu ziehen, ist da schon eher eine andere Frage. Doch man hat sie im Regelfall sehr solide eingebaut, weshalb sie mich letztlich nicht stört. Die Panzerknacker, deren Individualisierung im Cartoon viele Comic-Puristen stört, finde ich in der Serie übrigens sehr amüsant. Es sind halt nicht die gleichen Panzerknacker, wie in den Comics, sondern die exzentrischeren Mitglieder dieser Verbrecherfamilie, die durch ihre schlechte Anpassungsfähigkeit halt gezwungen sind, zusammenzuarbeiten ...

Das großartige an DuckTales, oder generell den als Inspration dienenden Comis, ist die Vielfalt an Geschichten, die erzählt werden kann. Die Ducks sind einerseits sehr distinktive Figuren, die einen großen Wiedererkennungswert haben, aber andererseits sind sie auch sehr flexibel. Mit vielen anderen Hauptfiguren wäre DuckTales völlig zerfallen, man hätte mehrere, unterschiedliche Serien produzieren müssen, die je einen Stil von DuckTales abdecken. Aber mit Dagobert und den Neffen konnte man unbesorgt von großen Schatzsuchen und Begegnungen mit Geistern, Monstern und Sagengestalten erzählen. Von verrückt gewordenen Robotern und von Schurken, die an das Geld des reichsten Mannes der Welt wollen. Und letztlich auch neben all den Abenteuern auch von etwas albernen Geschichten, in denen der Dummkopf einer Pfadfindertruppe Superkräfte erhält, in denen sich Quack vor seiner Familie von Superpiloten schämt und in denen sich eine Truppe wilder Monster als anstrengende Gäste in Dagoberts neuem Konferenzhotel entpuppt.

Diese Mischung macht DuckTales zu einer sehr erfrischenden, hoch spaßigen Serie. Denn die Storys sind auch meistens sehr gut erzählt. Natürlich gibt es ab und zu auch Geschichten, in denen die Autoren unbedingt eine überdeutliche Moral vermitteln wollen, aber ich habe DuckTales niemals als predigend empfunden, da die raren moralischeren Folgen ihre Aussage eher zu deutlich in Richtung "ooooh, wie herzerwärmend" pressten, als in die Richtung "aha, soso, Familie ist also mehr wert als Geld, gut zu wissen, hmmm".

Die Autoren von DuckTales stellten einfallsreiche Abenteuer und einen auch Erwachsene ansprechenden, cleveren (Wort-)Witz in den Vordergrund, und auch wenn es mittlerweile einige Serien gibt, die besser animiert sind, sieht diese Old-School-Serie noch immer richtig gut aus.

Um nun aber auf die Sache mit den Barks-Comics sprechen zu kommen: Dass sie für eine Fernsehserie mit verändertem Figurenrepertoire herhalten mussten, finde ich gut. Disney sollte sich auch überlegen, ob man nicht frei nach Spielbergs Tim & Struppi nicht zwei, drei Barks-Comics nehmen, zusammensetzen und ins Kino bringen sollte (dann aber wieder mit Donald!). Dass die Comics für die Serie umgeschrieben wurden, auch damit gehe ich völlig d'accord. Anderes Medium, andere Schwerpunkte.
Dennoch habe ich auch meine Probleme mit den Barks-Adaptionen: In ihnen ist es besonders auffällig, wie weichherzig Dagobert in DuckTales ist, und etwas mehr seiner Comichärte täten den Episoden mitunter richtig gut. Wie man den Comic Lemming with a Locket umsetzte, fand ich ehrlich gesagt richtig genial, da eigene Gags mit der Grundprämisse toll verschmolzen wurden und die "Stimmung" bei beiden Versionen eine ähnliche ist. Auch die Folge mit dem verfluchten Whiskerville-Hund ist für mich ein gelungenes Beispiel: Generell ist die DuckTales-Episode etwas flapsiger (die ganze Auflösung hinter dem Ursprung der Hunde-Übergriffe kommt mir da in den Sinn), jedoch gleicht eine zentrale, recht schaurig inszenierte Szene mit einem geheimen Kult diese tonale Änderung wieder aus.

Dafür bringt mich zum Beispiel die Folge, die sich sehr frei an Das Gespenst von Duckenburgh bedient, absolut katatsrophal. Im Original eine packende, kleine Geistergeschichte, mutiert die Fernsehadaption durch lächerliche Nebenfiguren und zahllose Hotel-Gags (ja, Dagobert macht hier aus dem verfluchten Schloss ein Hotel) eher zu einer Persiflage britischer Whodunit?-Kriminalgeschichten. Tja, und so zerstörte man das Vermächtnis von Donalds im Comic so viel besungenen Ahnen Sir Donnerbold Duck ... Dabei wäre eine Einarbeitung des großen McDuck-Clans ein gefundenes Fressen für eine Disney-Serie, die mit mehreren fünfteiligen Handlungsbögen auftrumpfte.

Oh, und dann wäre da die heiß diskutierte Zeit, nachdem die Serie ihre 65-Episoden-Marke überschritt. Ab dieser zweiten Staffel gab es in DuckTales mit der Höhlenente Bubba und dem Erbsenzähler/Sekretär Fenton gleich zwei neue Figuren, die beide DuckTales weiter vom Barks-Universum wegschubsten und zudem auch den Anteil an schrillerem Humor aufdrehten. Die Episoden 66 bis 100 sind immer noch besser, als die meisten Disney-Trickserien, allerdings verlor man die Balance aus "Leichtfüßigem Abenteuer" und "Comedy". Und wenn man sich mal Barks näherte, endete es in ein Sakrileg. Die melancholische Geschichte über das Land Tralla La, in dem es keinerlei Form von Währung gibt, verliert durch die Anwesenheit von Fentons Superhelden-Ego Krachbumm-Ente (bzw. "Dingsbumms Duck" bzw. im Original "Gizmo Duck") jegliche emotionale Nachwirkung.

Überhaupt ist die Einführung von Fenton der Punkt, wo das Zurückhalten Donalds zur Farce wurde: Er hat zwar einen eigenen Charakter und obendrein sein technisiertes Superhelden-Ego, wenn sich aber nicht alles um Krachbumm-Ente dreht, dann ist er nichts anderes als eine anstrengende Ersatzrolle für Donald. Dümmer, arroganter, nicht so gut in die Dynamik zwischen Dagobert und Tick, Trick und Track passend.

DuckTales war aufgrund seiner hohen Qualität, inhaltlich wie optisch, ein immenser Erfolg, auf dessen Schwingen George Lucas gesagt haben soll, die Serie sei "Disneys Star Wars". Wie auch immer das gemeint ist. Disney jedenfalls veröffentlichte vom Erfolg beflügelt einen Kinofilm, der den Startschuss für eine ganze Reihe an Kinoadaptionen von Disneys besten Trickserien darstellen sollte. Doch der Film lief unter Disneys Erwartungen. Weder wurde DuckTales weiter verlängert, noch wurde die Idee anderer Kinofilme weiterverfolgt. Von Der Goofy Film mal abgesehen, der sich jedoch sehr von der dazugehörigen Serie unterschied.

Was sonst übrig blieb: Die DuckTales-Spiele für den GameBoy und den NES zählen bis heute zu den besten Lizenzgames aller Zeiten. Dieses Jahr kam DuckTales als Comicreihe zurück, mit Geschichten aus der Feder von Warren Spector, bekanntermaßen riesiger Disney-Fan. Nach ansehnlichem Start mutete das DuckTales-Revival mit Ausgabe 3 seinen Lesern einen der schlechtesten Duck-Comics aller Zeiten an. Seufz, schluck, ächz.

6 Kommentare:

Green Ninja hat gesagt…

Vielen Dank, dass ich jetzt endlich die Herkunft deines Nicknames kenne. 100 Nerd-Punkte für die Anspielung! xD

Ich hab vor 'ner Weile angefangen die Serie wieder zu kucken und hatte bisher viel Spaß. Was mir besonders gefällt ist, wie sich die Serie selber auf die Schippe nimmt. Niemand versteht zum Beispiel Donald.

Auf Gizmo Duck bin ich mal gespannt, aber das dauert noch ne Weile bis ich soweit. Kucke gleichzeitig noch die alte Turtles Serie.

Quack, auf englisch übrigens "Launchpad McQuack", macht ebenfalls viel Spaß.
Scrooge (mit dickem schottischem Akzent): "Launchpad, what are ya doing? You can't that thing here!"
Launchpad: "Doesn't matter Mr. McD, I'm out of fuel anyway."

Sir Donnerbold hat gesagt…

Dir ist jetzt erst die Bedeutung meines Nicknames bewusst geworden? "You're a sad, strange little man." ;-)

InvaderPhantom hat gesagt…

Hat es irgendeinen Grund, warum das gepostete Micky Maus Wunderhaus-Video 133 Millionen Views hat? Warte mal, warum haben alle Videos von Kindersendungen, die unter "ähnliche Videos" angezeigt werden, so lächerlich viele Views?

Anonym hat gesagt…

Das ultimative Argument für Ducktales heißt Gundel Gaukelei. Ich liebe die Folgen mit ihr, auch wenn ich nie verstanden habe, wie ihr Bruder zu einem Raben wurde. Sie fand ich als Kind, im Gegensatz zu den Panzerknackern auch wirklich bedrohlich, wenn ich da an die Schattenfolge denke. *Schauder*

Die Serie hat für alle was und Nicky + Friede haben sich sehr gut in die Serie eingefügt. Ohne ihnen würde wirklich ein klein wenig der weibliche Touch fehlen, auch wenn ich Nickys Petzen sehr antrengend fand, wobei jeder der Geschwister hat das auch kennt und als natürlich empfindet...

Anonym hat gesagt…

Meine Vermutung:
Platz 8 = Disneys Fillmore
Platz 7 = Disneys Gummibärenbande
Platz 6 = Arielle, die Meerjungfrau
Platz 5 = Quack Pack – Onkel D. und die Boys
Platz 4 = Darking Duck
Platz 3 = Irgendwas das keiner kennt xD
Platz 2 = Lilo & Stitch
Platz 1 = Die Dinos

Jack Diamond hat gesagt…

Filmore war schon. auserdem fehlen da noch ganz klar bonkers und käptn balu in der liste, die lässt bruder donnerbold ganz sicher nicht durhs rost fallen. Dagegen glaube ich finden sachen wie lilo und stitch eher keine beachtung mehr. Und wieso denkst sollten gerade die dinos auf platz eins kommen?

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