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Samstag, 29. März 2008

Rat Pack Filmproduktion - Ein Studio entwickelt sich weiter


Das Filmstudio "Rat Pack Filmproduktion" ist bisher vor allem für mittelprächtige bis grauenhafte Fernsehkost wie "ProSieben Funny Movie", "Das Blut der Templer" und "Lotta in Love" bekannt. Doch auch gutes kommt aus dem Hause, dass sich seinen Namen bei Frank Sinatra unc seinen Kumpels lieh. So ist die "ProSieben Märchenstunde" viel unterhaltsamer als ihr Ruf, und "Kalkofes Mattscheibe" muss an dieser Stelle doch wohl nicht wirklich noch gesondert gelobt werden. Dieser bitterböse Faustschlag in die Magengrube des Fernsehens sollte eigentlich schon für ihre Qualität bekannt sein.

Ein Trend im Œuvre dieses Studios sollte sich dennoch für jeden klar abzeichnen: Entweder liefert die Gesellschaft Schrott ab, oder es handelt sich um eine Parodie, wie etwa auch die herrlichen Filme Der Wixxer und Neues vom Wixxer aus den Händen von Bastian Pastewka, Oliver Welke und Oliver Kalkofe.

Umso größer war meine Überraschung, als ich in Die Welle saß und nach dem Constantin-Logo auch den "Rat Pack"-Schriftzug lesen durfte. Ich wusste nicht dass dieses Studio ebenfalls an diesem Film beteiligt war und hätte auch nie damit gerechnet.

Aber Rat Pack scheint in letzter Zeit eh nach neuen Ufern aufzubrechen. Mit Die Welle haben sie ihren ersten wirklich guten, eigenen seriösen Film abgeliefert. Und in der Pipeline sind noch mehr non-parodistische Projekte: Mit Mord ist mein Geschäft, Liebling steht für Dezember dieses Jahres eine ambitionierte Srewballkomödie mit Sommerflair an, die mit Nora Tschirner, Rick Kavanian, Christian Tramitz und Bud Spencer einen eindrucksvollen Cast aufweisen kann.

Bullys nächster Film Wickie und die starken Männer wird ebenfalls bei Rat Pack produziert und soll laut Bully keine Parodie werden und generell mehr Abenteuer denn Komödie werden. Mit Jim Knopf soll dann eine weitere Kinderfigur auf die Leinwand gebannt werden, während Jerry Cotton und Dr. Mabuse als ernsthafte Neubelebungen dieser zwei Kriminalreihen geplant sind.

Wir dürfen gespannt sein, ob das Rat Pack aus seiner Nische kommt.

Freitag, 28. März 2008

Die Welle


Als Schüler hat man ja phasenweise überhaupt keine Lust auf Unterricht. Aber sofern man nicht zu den ganz schlimmen Fällen gehört, findet man immer wieder auch Gefallen an einer Unterrichtsreihe. Ich natürlich auch. Es ist ja nicht alles schlecht, was in diesem Gemäuer statt findet.
Manches war schließlich so gut, dass ich mich Jahre später auch freiwillig damit beschäftige. Darunter auch "Die Welle" - ein Unterrichtsthema, dass immer wieder Mal in den deutschen Schulen auftauchte.

In meinem Jahrgang stand "Die Welle" jedoch nicht verpflichtend auf dem Stundenplan - aber mein Lehrer hat uns dieses Thema trotzdem nahe gebracht. Sehr ambitioniert, eindrucksvoll. Und deshalb auch eines der Themen meiner 9. bis 10. Klasse, an das ich mich noch detailliert erinnere.

Derzeit läuft eine Neuverfilmung dieses Stoffes in den deutschen Kinos - und während ich über zahlreiche andere Filme und Bücher, die ich aus der Schule kenne weiterhin einen hohen Bogen mache, hat mich dieser Film sofort wieder gereizt.

Die Welle ist die erste Kinoadaption einer wahren Begebenheit, die bereits als TV-Film und Roman verarbeitet wurde und behandelt eine Unterrichtsreihe, in der ein Lehrer seinen Schülern Autokratie und die Manipulation der Massen nahe bringen möchte. Dadurch, dass er seine Schüler zu einer gleichgeschalteten, einheitlichen Masse formt, möchte er ihnen klar machen, dass eine Diktatur heutzutage noch lange nicht unmöglich ist, und dass sich weiterhin eine faschistoide Ideologie verbreiten kann, wenn man nicht darauf achtet. Jedoch verläuft dieses Projekt nicht so, wie es sich der Lehrer vorstellte, und aus einem Rollenspiel (bei dem die Schüler nicht wissen, dass sie eine Rolle spielen) wird für die Schüler bitterster Ernst. Sie übernehmen die Ideen, erweitern sie ins Extreme und setzen ihre Bewegung gegenüber "den Anderen" durch.

Das Experiment wurde 1967 vom Geschichtslehrer Ron Jones an einer amerikanischen High School durchgeführt, nachdem mehrere seiner Schüler behaupteten, dass so etwas wie es in Deutschland passierte niemals in den USA geschehen könne.

Die derzeit in den deutschen Kinos laufende Neuverfilmung von Regisseur Dennis Gansel (Mädchen, Mädchen; Napola) verlegt die Handlung ins heutige Deutschland.
Dies zeigt sich nicht nur inhaltlich und vom bloßen Setting her, sondern auch in der Optik des Films. Dynamische Kamerafahrten, schnelle Schnitte und stylische Farbfilter lassen den Film zusammen mit seinem Soundtrack anfangs schnell wie einen modernen Jugendfilm wirken. So zieht der Film seine Zielgruppe großartig an - ohne jedoch in eine Videoclipästhetik zu verfallen und so alle anderen Interessierten zu verprellen.

Dies ist zum Teil auch den Darstellern zu verdanken, die ihre Rollen sehr passioniert spielen und so eine bodenständige, realitätsnahe Ebene liefern, die gegenüber der wesentlich filmischeren Optik steht. Jürgen Vogel ist geradezu eine Idealbesetzung für die Rolle des Lehrers Rainer Wenger. Zu Beginn des Films blüht er in der Rolle des "Anarcholehrers" auf, der auf die Meinung seiner Kollegen pfeift, sich von der Oberstufe duzen lässt und alternative Unterrichtsmethoden ausprobiert. Zugleich kauft man ihm auch ab, wie er im Laufe des Experiments in seiner neuen Rolle als Leitfigur der neuen Bewegung "Die Welle" aufgeht und sein neues Image genießt - und deshalb darauf verzichtet das Projekt vorzeitig abzubrechen.

Hierin findet sich auch die einschneidendste Veränderung gegenüber dem Original: Während der Geschichtslehrer Ron Jones 1967 am vierten Tag davon erfuhr, dass die Schüler das Projekt außerhalb der Klassenräume zu Ernst nehmen und beendete es deshalb am fünften Tag abrupt, wird Vogels Figur schon früher auf die Nebenwirkungen aufmerksam. Doch da er selbst auf seinen eigenen Versuch reinfällt, unternimmt er dahingehend nichts.
[Minispoiler]So kommt es auch zu einer Veränderung in der Schlusssequenz, die lange Zeit nah an dem TV-Film von 1981 ist, nur mit intensiverer schauspielerischer Leistung und beeindruckender Optik, dann jedoch konsequenterweise den Abweichungen gegenüber dem Originalexperiment Tribut zollt. Es sind nicht mehr die 60er Jahre...[/Minispoiler]

Doch nicht nur Jürgen Vogel darf in diesem Film sein Talent beweisen. Auch die zahlreichen Jungdarsteller wissen zu überzeugen.
Vor allem Frederick Lau als Außenseiter Tim, der mit allen Mitteln versucht in die Gruppe integriert zu werden, aber dennoch keine Akzeptanz findet. Erst durch die Wellenbewegung und das Einführen von Disziplin findet er Achtung und engagiert sich dem entsprechend besonders stark. Lau lässt Tims Fanatsimus in seinen Augen aufblitzen, in seinem Sprachduktus bemerkt man die unterdrückten Gefühle, hört wie sich die Stimme vor Freude über die Welle überschlägt. Lau ist so stark, dass sein überzeugendes Spiel sogar eine der wenigen Schwächen im Drehbuch völlig problemlos überdeckt und so eine Szene, die einfach viel zu früh kommt vor der Lächerlichkeit bewahrt, sie zumindest glaubwürdig macht.
[Spoiler]Die erzielte Wirkung erreicht die an die heutige Jugend angepasste Reminiszenz an die Bücherverbrennung dennoch nicht.[/Spoiler]

Auch Max Riemelt als anfangs selbstzentrisches Sport-As und leicht orientierungsloser Freund von Wellengegnerin Caro weiß zu überzeugen, macht von den Jugendlichen die interessanteste Wandlung durch.
Besonders erwähnt sei noch Cristina Do Rego, die bisher vor allem als Bastian Pastewkas dauergenervte und laute Nichte in der Serie Pastewka bekannt ist, und nun mehr von ihrem schauspielerischen Können zeigen durfte.

Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander sind, trotz einiger Vorwürfe von etablierten Zeitungen, realitätsnah gehalten. Oberstufenkurse sind so oder so ähnlich mit verschiedenen Gruppierungen und Charakteren ausgestattet und ihre Pendants auf der Leinwand sind keineswegs überzeichnet oder vereinfacht. So sehen Schulen heutzutage aus - das wird manche nun schockieren, andere Leute hingegen nicht. Sie kennen es nunmal nicht anders.
Man kann dem Film im Bezug auf die Figuren höchstens vorwerfen, dass die "normalen" Schüler etwas in den Hintergrund fallen. In der "Hauptgruppe" des Films sind mit Do Regos Lisa und dem in der Theater AG nicht zu seinem Ziel kommendem Dennis nur zwei Figuren, die keiner besonderen Gruppierung zugehören (Hip Hopper, Emos, Rocker, Kiffer, Sportler, Alternative,...) oder besondere Familienverhältnisse (reich, arm, Migrationshintergrund,...) haben.

Doch diese Kritik finde ich nicht wirklich angebracht - der Film stellt die Schule keineswegs so dar, als wenn es nur vorurteilsbelastete Gruppen gäbe. Es gibt durchaus stillere, "normalere" Schüler im Film. Nur sind es nicht sie, die die Welle vorrantreiben. Sie im Film verstärkt zu porträtieren, nehme dem Film an Kraft und dramatischer Spannung. Die normalen Schüler, die nicht aus bestimmten Gründen der Welle beitreten, sondern einfach so reinrutschen werden nicht ausgeblendet - sie werden aber auch nicht extra beleuchtet. Und mit Lisa und Dennis haben zumindest zwei "Normalos" es in die Hauptgruppe geschafft, auch wenn sie dort nicht die größte Rolle spielen. Das finde ich durchaus in Ordnung.

Die Figurenkonstellation spannt den Bogen zurück zur Modernisierung - die übrigens nicht nur optisch und hier zu bemerken ist. Auch in einigen Details wurde die Geschichte gekonnt ins heutige Deutschland übertragen. So fallen Sätze über Michael Moore, die Fußball-WM und weiteres. Diese "Anspielungen" an die Realität sind nie aufgesetzt und stützen die Neuverfilmung. Wichtigste Veränderung im Detail ist jedoch die Reaktion der Schüler auf das Thema "Das dritte Reich". Die Schüler sind übersättigt, haben zuviel in zuvielen Fächern über das Thema gehört. Zentraler Satz: "Ja, Nazis sind böse. Sogar ich hab das kapiert!"

Hier trifft der Film ins Schwarze. Ich hatte seit der 7. Klasse durchgehend irgendwo das dritte Reich als Thema - und bin damit nicht allein. Die NS-Zeit findet sich in den deutschen Lehrplänen überall: Deutsch, Politik, Sozialwissenschaften, Literatur, Religion (bzw. Ethik), Geschichte, Kunst, Englisch (!!!), ...

Und immer wieder sieht der Unterricht gleich aus - rudimentäre Informationen darüber was passiert ist, es folgt der erhobene Zeigefinger ("Das darf nie wieder passieren!"), kurze Zusammenfassung und dann alles nochmal von vorne.

Der Schulunterricht dreht sich zu sehr um seine Moral, ist zu sehr in die Länge gezogen ohne in die Tiefe zu gehen. Und weil das Thema immer und immer wieder kommt, hört keiner mehr zu. Was da passieren könnte, zeigt der Film auf. Man sollte mehr in die Tiefe gehen (anstatt "was" auch öfter das "wie" beantworten) und das Thema alles in allem weniger über die gesamte Schullaufbahn erstrecken. Wohl dosiert, aber dann auch intensiv das Thema behandeln. Die Erwähnung dieser Problematik ist dem Film hoch anzurechnen. So begründet er zugleich auch seine Existenz: In einer Zeit, in der die Jugendlichen der NS-Thematik so überdrüssig sind, braucht es einen Film, der das Thema anpackt ohne einen einzigen Nazi zu zeigen.

Der Film ist trotzdem nicht völlig frei von Fehlern: Viele kritisieren, dass das Experiment zu schnell funktioniere. Diese Kritik ist jedoch völlig falsch, schließlich streckt der Film die wahre Geschichte sogar in die Länge um glaubwürdiger zu werden. Trotzdem gibt es viele Stimmen, dass das alles so schnell doch nicht funktionieren könne. Um dieser Kritik vorzubeugen, hätte man stärker auf die Intentionen der "wichtigsten", ambitioniertesten, Welle-Mitglieder eingehen sollen. Der Teil, bevor das Experiment beginnt hätte länger sein müssen. Für einen guten Film reicht die Exposition, aber es wäre ohne größere Mehrarbeit möglich gewesen den Film zu stärken, indem man den Jugendalltag noch detaillierter beleuchtet. Außerdem fallen die Szenen über den Wellen-Widerstand zu kurz aus, hier hätte man noch mehr rausholen müssen.

So ist Die Welle aber immer noch ein sehr gutes und bedrückendes Filmdrama, das intelligent ist und zu Diskussionen anregt, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben oder sein Publikum für dumm zu verkaufen.

Zur DVD-Rezension

Donnerstag, 27. März 2008

It's a small Disney world

Wie The Disney Blog meldet, bewahrheiten sich die im englischsprachigen Disneypark-Fandom seit längerem herumgeisternden Gerüchte über it's a small world:

Es sollen Disney-Figuren in die Fahrt mit eingearbeitet werden!

Anstatt einer symbolträchtigen Fahrt durch eine stilisierte Welt froher Kinder und Gemeinschaft, bekommen wir nun einen weiteren "Oh, guck mal, ich hab' Aladdin entdeckt!"-Kiddie-Ride...


Was soll der Quark? Lasst diese Attraktion wie sie ist!

Dienstag, 25. März 2008

Shipper-Dee-Doo-Dah-Shipper-Dee-Yeah

Was wirklich faszinierend an Filmen und Serien sein kein, ist dass man sich manchmal ewig über sie unterhalten kann. Nicht umsonst macht man immer wieder Mal einen DVD-Abend mit Freunden. Über die gesehenen Filme kann man dann noch viel länger lachen oder die simple Genialität ehren.
Vor über eineinhalb Jahren habe ich gemeinsam mit mehreren Freunden die respektlose Puppen-Parodie Team America geguckt, und noch heute kann es passieren, dass wir uns plötzlich minutenlang mit "America... FUCK YEAH!" anschreien oder plötzlich wild zappelnd "Everyone has AIDS! AIDS! AIDS! AIDS!" durch die Gegend brüllen.

Wenn man richtig viel Glück hat, ist man nicht nur von irgendwelchen Zufallstreffern abhängig, sondern kann sich bei einer ganzen Filmreihe darauf verlassen, dass man sie gemeinsam sehen kann. Meine Pirates-Crew vergrößert den Spaß, den ich an den PotC-Filmen habe nochmal ungemein. Und dank meines Scrubs-Zirkels gibt es nun immer jemanden, der erklären kann warum ich plötzlich hohl in die Luft starre.

Vor einiger Zeit hatte ich auch einen Alias-Zirkel: Ich besorgte mir die Staffelboxen und habe sie nach kompletter Sichtung rumgehen lassen. In den gemeinsamen Freistunden haben wir dann das gesehene ausdiskutiert. Lang hat diese Phase jedoch auch nicht gedauert: Zuerst wurde die DVD-Veröffentlichung gestoppt und dann nahm man uns noch die gemeinsame Freistunden weg.
Hinzu kam aber auch, dass wir einen unterschiedlichen Fokus beim Betrachten der Serie hatten.
Ich hatte meine Lieblingsfiguren bei Alias. Ganz klar, denn Alias lebt zu einem großen Teil nunmal von seinem großartigen Cast. Und meinen Favoriten durfte nunmal wirklich überhaupt nichts passieren. Wenn einer von denen in Lebensgefahr gebracht wurde, gab's lautstarken Protest vor dem Fernseher.

Doch so lange sie ihr fiktives Leben leben konnten, war mir alles andere egal, was ihr Serienschicksal anging. Freundin verlassen, am Herd verbrannt, Haustürschlüssel verlegt? Mir egal. Gesprächsstoff sah ich bei Alias viel mehr im Mystery- und Agentenplot. Wer verfolgt welchen bösartigen Plan? Und was hatte Rambaldi denn nun die ganze Zeit im Sinn?
DAS interessierte mich. Und nicht, ob A mit B oder doch mit X ausgeht. Das gehörte zweifelsfrei zur Serie dazu und band mich an die Charaktere, aber mehr auch nicht. Während ich mir also in den Gesprächsrunden mit meinem kleinen Zirkel z.B. wünschte, dass Bösewicht X doch mal endlich mit Bösewicht Z gemeinsames Ding macht, ging es den anderen darum, ob C endlich V die Liebe gesteht...

Härtestes Fallbeispiel: [SPOILER für die komplette 2. Staffel von Alias] Sydney wacht am Ende des Finales auf und stellt fest, dass sie zwei Jahre ihres Lebens verlor. Meine Reaktion: "Oh mein Gott, wie ist das passiert? Hat Sloanes seltsame Maschine etwas damit zu tun?! Sind die bei Alias jetzt völlig geisteskrank geworden?!! Ich will die Lösung!"
Reaktion der anderen: "Oh, menno, das ist doch doof, da waren sie und Vaughn endlich zusammen, und jetzt ist der mit wem anderes verheiratet!"[/SPOILER]

So etwas nennt man im Geek- und Nerd-Fachjargon "Shipper". Leute die fiktive Figur A einer (TV-, Comic-, Radio-, Hörspiel- oder Film-)Serie mit Person B zusammen sehen wollen sind "Shipper".

Ich bin im allgemeinen kein Shipper. Wenn ich eine Serie sehe, und sie mir sehr gefällt, mache ich mir im Normalfall Gedanken über das, was noch kommen kann, wie irgendwelche Mysterien zu erklären sind oder ob irgendwelche Figuren weiterleben. Wer mit wem zusammenkommen soll ist eher weniger mein Bier. Da lasse ich mich im Normalfall überraschen oder freue mich / beschwere mich, wenn die Serie eine Beziehung fast unter Dach und Fach gebracht hat, die ich jetzt nicht unbedingt auf dem Schirm sehen möchte. Aber über lange Strecken den und die zusammen sehen wollen... eher selten.

Zum Beispiel Desperate Housewives: Im Serienpiloten wurden die Figuren und so auch ihre Beziehungen vorgestellt. Ich wollte nun wissen wie es weitergeht und hinter das große "Seriengeheimnis" kommen. Hauptsächlich wollte ich mich aber weiterhin gut unterhalten fühlen.
Mit der Zeit gingen Beziehungen zu Bruch, andere blühten auf. Ich sagte aber nie: "Ich will jetzt aber, dass Susan mit Carlos zusammen kommt und Mike in den Wind schießt." - oder sowas.
Einzige Ausnahme, die aber gar nicht mal eine richtige Ausnahme ist folgende: [Season 2 / Season 3 SPOILER für Desperate Housewives]Als angedeutet wurde, dass Tom Lynette möglicherweise betrügen würde oder bald betrügen wird, war ich richtig sauer. Sollten die Autoren tatsächlich dem einzigen komplett harmlosen und "sauberen" Mann in der Serie eine Affäre reinschreiben, so schwor ich mir, würde ich an die Decke gehen. Ich mochte Tom damals und wollte nicht, dass er nun "geopfert" wird um Lynette neuen Stoff in der Handlung zu geben.[/SPOILER]

Auch bei Lost ist das nicht anders. Ich finde die Serie spannend, mag die Dramatik und finde die Figuren unheimlich interessant. Und das große Geheimnis ist eh faszinierend. Aber so sehr mich es auch interessiert, wer auf der Insel nun sein Zelt abbauen muss, wer in der Vergangenheit ein Stabhochspringer war und ob irgendwelche Freundschaften zu Bruch gehen, so egal ist es mir, wer denn nun an Kate rumfummeln darf und wer Steve nachts im Zelt Damenbesuch abstattet. Sobald so etwas vorkommt, interessiert mich die Situation und ich will gern die Konsequenzen sehen. Aber ich setze mich nicht hin und diskutiere mit meinem Lost-Zirkel, ob Hurley und Claire ein tolles Paar wären. Viel mehr diskutiere ich, was passiert, sobald Steve "das" über Kate herauskriegt. Und was denn nun das Geheimnis der Serie ist. Was dies und jenes zu bedeuten hat. Und vor allem welche Serienfiguren einen möglichst qualvollen und elendigen Serientod verdient haben. Am besten NOCH VOR DEM VERFLUCHTEN VORSPANN DER NÄCHSTEN EPISODE!!!

Was ich damit ausdrücken möchte: Natürlich sind mir die Beziehungsgeschichten in Serien nicht egal. Das würde ja bedeuten, dass mich rund 70% fast jeder Serie nicht die Bohne jucken. Aber nur weil ich gern wissen will, wie der Beziehungsstreit von A und B nun dauert, und wann C und D es denn nun treiben werden und wie Ds Eltern darauf reagieren werden, so egal ist es mir im Normalfall, ob X und Y, die in der Serie kaum gemeinsame Screentime haben ein tolles Paar wären und genauso wenig wünsche ich mir nicht, dass W und G wieder zusammen kommen, auch wenn es keine Anzeichen dafür gibt.

Ausnahmen gibt es natürlich:
[Spoiler für Disney-Zeichentrickserien]
Ich war ab Staffel 2 dafür, dass Kim und Ron zusammen kommen. Ich wollte also nicht, wie bei anderen Serien, nun wissen ob die Andeutungen auch das bedeuten, was ich denke. Nein. Ich wollte, dass es auch gefälligst zu dem kommt, was ich dachte. Umso glücklicher war ich, als es so weit war.
[/Spoiler]

[Spoiler für Scrubs]
Von Beginn an will ich unbedingt, dass JD und Elliot endlich zusammen kommen bzw. zusammen bleiben. Ich kann es kaum erklären, aber die Beziehung zwischen JD und Elliot interessiert mich unglaublich viel und entsprechend viel fühle ich streckenweise in der Serie mit. Als ich die dritte Staffel komplett auf DVD sah bin ich hin- und hergerutscht und hoffte so sehr auf ein gutes Ende dieser Geschichte.

Ja, ich bin ein Elliot/JD-Shipper

Oder wahlweise JD und Dr. Cox, als gigantischer Plottwist in Staffel Acht.
[/Spoiler]

Nun dann, lasst Mal von euch hören. Shipper ja oder nein? Und wenn ihr shippt, wo denn?

Sonntag, 23. März 2008

Dan - Mitten im Leben!


Dan - Mitten im Leben! ist ein weiterer Beweis Steve Carells, dass er nicht nur herumblödeln, sondern auch schauspielern kann. In dieser ruhigen und sensiblen Komödie spielt er den allein erziehenden Vater Dan Burns, der sich seit dem Tod seiner Frau kümmert um seine drei Töchter sorgt. Gerade steht, wie alle Jahre wieder, der traditionelle Familienurlaub bei den Eltern des Zeitungskolumnisten an. Die gesamte Familie trifft sich hoch oben in Rhose Island und bevölkert für einige Tage die kleine Hütte des alten Ehepaars.

Dort beginnt dann auch die eigentliche Geschichte dieser Romanze, denn Dan trifft in einem Buchladen eine intelligente, witzige und charmante Frau (gespielt von Juliette Binoche). Die Geschichte ist zwar von diesem Punkt an zwei, drei Mal vorhersagbar, doch stets charmant und die Dialoge sind realitätsnah (woran romantische Komödien ja gerne scheitern) - als Ausgleich zur übertrieben idyllischen Familie.
Der Film erdrückt einen nicht in zuckersüßen oder traurigen Szenen, sondern schwebt durchgehend auf einem im wahrsten Sinne lieblichen Niveau, das immer wieder durch witzige Szenen aufgelockert wird. Der Humor verzichtet auf den Holzhammer oder Skurrilität, wirkt nie aufgesetzt.
Star des Films ist ganz klar Steve Carell, der eine konstant hohe Leistung abgibt, und auch Binoche weiß zu bezaubern. Nervig bleibt einzig und allein Dans mittlere Tochter, die nicht nur eine übertriebene Drama-Queen mit ekliger Stimme, sondern auch noch aus dramaturgischer Sicht überflüssig ist.

Insgesamt ist diese Romanze (übrigens nach langer Zeit endlich Mal wieder eine, die aus der Perspektive des Mannes erzählt) ein wirklich guter Film der ideal für einen gemütlichen Sonntagnachmittag ist. Die Geschichte ist zwar etwas altbacken, aber so angenehm inszeniert, dass man darüber hinwegsieht.
Sicherlich kein großes Highlight und auch nicht sonderlich denkwürdig, aber gute, warmherzige Unterhaltung zum Wohlfühlen, an die man öfter wohlig zurückdenken wird.

Weitere Rezensionen:

Mittwoch, 19. März 2008

Princess

Princess ist eine deutsch-dänische Koproduktion, in der die Pornodarstellerin "Princess" im Drogensumpf versinkt und daraufhin grausam stirbt. Ihr Bruder bekommt das Sorgerecht für ihre minderjährige Tochter zugesprochen und beginnt einen blutigen Rachefeldzug an den Strippenziehern hinter der Pornobranche.

Der besondere Clou an diesem Film: Während die Haupthandlung (die Geschichte der kleinen Tochter Mia) als Zeichentrickfilm erzählt wird, sind sämtliche Bilder aus der Welt ihrer Mutter, seien es ihre Filme oder Rückblenden auf ihr Leben, Realfilmsequenzen.

Der Film wurde 2006 auf dem Filmfestival in Cannes uraufgeführt, nun kommt er endlich im Verleih von Universum Film auch in die deutschen Kinos.

Den deutschen Trailer findet ihr hier.

Montag, 17. März 2008

Die drei kleinen Linkchen und die große, böse Eigenwerbung



  • Jim Hill informiert heute die interessierten Leser über die möglicherweise bald endende Zukunft der Narnia-Reihe und über das John Carter of Mars-Franchise.

Freitag, 14. März 2008

Die Sir Donnerbold Trailerschau


Guten Tag, meine Damen und Herren. Willkommen zur Trailerschau.

Interview. Steve Buscemi verkörpert in der Neuverfilmung eines Filmes von Theo van Gogh einen angesehenen Politikkorrespondenten, der gegen seinen Willen eine für anspruchslose Filme bekannte Schauspielerin, gespielt von Sienna Miller, interviewen soll. Der Korrespondent macht kein Geheimnis aus seiner Verachtung gegenüber der Darstellerin, doch es entwickelt sich ein den Korrespondenten packendes Wortgefecht. Buscemi ist bislang vor allem für seine Rollen in Armageddon, Con Air, Die Insel, aber auch Fargo und Reservoir Dogs bekannt und führt bei diesem Film auch Regie. Kinostart ist der 29. Mai.

21. Der erfolgreiche Student Bill Campbell wird aufgrund seiner guten Noten von seinem Mathematikprofessor auf einen Ausflug nach Las Vegas, der us-amerikanischen Hauptstadt des Glückspieles, eingeladen. Er und einige weitere Studenten sollen mittels einer von ihrem Professor entwickelten Formel beim Spiel 17 und 4 Gewinne in Millionenhöhe erspielen. Neben Kevin Spacey als Professor spielen auch Lawrence Fishburn und Kate Bosworth mit. Kinostart ist der 10. April.

Lars und die Frauen. Ryan Gosling spielt in diesem für den Oscar nominierten Filmdrama einen neurotischen und kontaktscheuen jungen Mann, der in einem kleinen, verschneiten Dorf aufgrund seines Junggesellendaseins auffällt. Eines Tages stellt er seiner Familie seine neue Freundin, Bianca, vor. Wie sich herausstellt ist diese eine aufblasbare Sexpuppe. Der einfühlsame und verschrobene Film startete bereits am 13. März offiziell in den deutschen Kinos.

Shine a Light. Der erst vergangenes Jahr mit einem Oscar prämierte Filmregisseur Martin Scorsese drehte mit Shine a Light einen Konzertfilm über die Rockgruppe Rolling Stones. Mit komplex gewählten Kameraperspektiven versuchte Scorsese zwei Konzertauftritte der Gruppe einzufangen. Der Film wird ab dem 4. April in ausgewählten Lichtspielhäusern zu sehen sein.

Soviel zu den aktuellen Filmvorschauen, kommen wir nun zum Klassiker des Tages.

Du sollst mein Glücksstern sein, heute besser bekannt als Singin' in the Rain ist ein selbstironischer Hollywood-Film, der auf die Wandlungen der Filmgeschichte beschreibt, die durch die Erfindung des Tonfilms ausgelöst wurden. Mit zahlreichen Liedern die zum Großteil bis heute noch ihren Evergreen-Status behalten konnten und einer feinen Prise Ironie weiß die Geschichte eines Stummfilm-Prominenten in der Zeit der großen Filmmusicals mehr als nur zu überzeugen.

Das war es von der Trailerschau. Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Tag.

Donnerstag, 13. März 2008

Neuigkeiten über "1906" - Brad Birds Kinospielfilm

Der Hollywood Reporter klärt endlich einige Fragen über 1906 auf, Brad Birds kommenden Spielfilm. Bislang war die Öffentlichkeit auf die Gerüchteküche angewiesen, nun aber gibt es offizielles zu vermelden:

  • Der Film handelt von einem Studenten, der dem Mord an seinem Vater auf die Schliche gehen möchte und dabei ein Netz aus Intrigen aufdeckt, dass San Francisco dem großen Feuer aussetzt, dass während des Erdbebens von 1906 ausbricht.
  • Der Film wird von Disney, Pixar und Warner Bros. coproduziert. Wer den US-Vertrieb und wer den internationalen Vertrieb übernimmt ist bis jetzt unbekannt.
  • Ja, es wird ein Spielfilm!
  • Das Drehbuch stammt von John Logan (Gladiator, Aviator, Sweeney Todd), Brad Bird möchte es aber umschreiben.

Die Phase der Gerüchte ist also endlich vorrüber, ab nun heißt es gebangt auf Casting-Meldungen warten.

Neuer Muppet-Film in Planung!

Erst gestern stufte ich einen neuen Muppet-Film als meinen 16. meist ersehnten Disney-Kinofilm ein, und schon heute morgen wird dieser Wunsch erfüllt. Wow, ich sollte mehr Most Wanted-Listen machen!

Wie AICN und Variety melden, haben Jason Segel und Nick Stoller einen Deal mit Disney abgeschlossen, nach dem sie gemeinsam das Skript für einen neuen Muppet-Kinofilm verfassen werden. Stoller wird danach die Regie führen.

Die Idee kam bei den Dreharbeiten zu Forgetting Sarah Marshall, einer von Judd Apatow (Beim ersten Mal) produzierten Komödie. Dort kommt eine Puppenversion von "Dracula" vor, wobei die Puppen vom Jim Henson Creature Shop hergestellt werden. Als Segel aufgrund dieser Puppen mit den Muppet-Machern sprach, nutzte er gleich die Gelegenheit um seine Idee für einen neuen Muppet-Film vorzuschlagen. Diese Idee kam wohl so gut an, dass man bald darauf den Deal abschloss.

Ich bin gespannt und warte schon sehnlich auf die ersten Infos über die Story.

Mittwoch, 12. März 2008

Und noch ein neuer Trailer für... WAAAAAALL•EEEEEE

Seit einigen Wochen läuft in den deutschen Kinos ein genialer, internationaler Trailer für WALL•E. Dieser Trailer gelang (ohne Disneys Autorisierung) kurz zuvor ins Internet. Nun ging bei Apple die US-Version dieses Trailers online. Aufmachung und Wirkung der zwei Trailer sind gleich, ebenso wie der Anfang (ca. das erste Drittel). Der Rest unterscheidet sich jedoch in den gezeigten Szenen - während wie Europäer mehr Zeit mit dem kleinen Roboter verbringen und in seine Gefühlswelt eintauchen dürfen, bekommen die Amerikaner mehr Sci-Fi-orientierte Szenen zu Gesicht.

Wie ich finde ein guter Schachzug. Beide Trailer sind sich alles in allem doch sehr ähnlich, jedoch dem jeweiligen Kinopublikum angepasst. In der Hoffnung so mehr Leute ansprechen zu können.

Natürlich könnte man dann auch spezielle Trailer extra für diese Gebiete anfertigen, doch dann bestünde die Gefahr, dass der Kinofan mit Internetzugang sich alle von Grund auf unterschiedlichen Trailer im Netz ansieht... und dann zuviel vom Film gesehen hat.

Langer Rede, kurzer Sinn: Hier findet ihr den Trailer: *klick*

Habe ich schon erwähnt, dass meine Erwartungen und Hoffnungen so langsam in unerreichbare Höhen steigen? Wehe, dieser Film enttäuscht mich. Dann ist das Kinojahr im Eimer...

Aber, hey, es ist Pixar! Bislang gefiel mir letzten Endes jeder Pixar-Film besser, als ich mir anhand der Trailer ausmalte...

Dienstag, 11. März 2008

Onlineshop auf holländisch

Auf diese Idee muss man erstmal kommen.

(Aufrufen, warten bis die Seite fertig geladen ist, zuschauen.)

Kneipenphilosophie mit einem Pessimisten und einem Optimisten

Der Satiriker Volker Strübing wird den meisten wohl völlig unbekannt sein, schließlich beschränken sich seine Medienauftritte auf 3sat Poetry Slams, wo ihn auch einer meiner Freunde entdeckte (und daraufhin schnellstens weiterempfahl).

Doch im Gegensatz zu solchen Komikern und Komikerinnen wie Cindy aus Marzahn, Martin Schneider, Mundstuhl oder auch die Fernseh-"Version" des im Radios noch recht witzigen Paul Panzers bringt einen Strübing auch wirklich zum lachen.

Am besten gefällt mir seine (optisch sehr minimalistisch gehaltene) Trickreihe "Kloß und Spinne". In dieser Reihe unterhalten sich der Optimist Spinne und der Pessimist Kloß in einer Kneipe über ihr Leben, ihren Alltag und über das Tagesgeschehen. Mit von der Partie ist auch der füllige Wirt Norbert und als Staffage noch ein weiterer Stammgast der Berliner Kneipe.

Die schreiend komische und zugleich auch intellektuelle Reihe findet ihr hier.

Es empfiehlt sich, mit Folge 1 anzufangen.

Ich wünsche euch viel Spaß!

(P.S.: Seid ihr mehr ein Kloß, oder mehr wie Spinne? Oder identifiziert ihr euch eher mit Norbert?)

Montag, 10. März 2008

Sag an... Kopf oder Zahl?

ACHTUNG! Dieser Beitrag enthält zahlreiche SPOILER über No Country for Old Men!



No Country for Old Men ist ein Film, über den man nur all zu schnell zu viel erfahren kann. Auch wenn er nur wenige Wendungen und Überraschungen enthält, so wirkt er einfach viel intensiver wenn man nur das nötigste über ihn weiß. Deshalb verzichtete ich in meiner Rezension komplett auf Spoiler. Deshalb geriet diese auch so kurz.

In diesem Beitrag werde ich dafür umso mehr ins Detail gehen. Wer sich also nicht den Spaß verderben möchte, dem sie geraten, diesen Artikel nicht zu lesen. Ich wiederhole: Lest dies nicht, bevor ihr No Country for Old Men gesehen habt! Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewanrt! Da der gesamte Artikel Spoiler enthält, werde ich ihn nämlich nicht komplett verdunkeln (wie die Spoiler in meinen Reviews)! Also, wer den Film nicht gesehen hat... scrollt ihn bitte komplett weg!








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Okay, von nun an gibt es keine Rückkehr ins spoilerfreie Gebiet! Ich habe euch gewarnt!



Wer die Coens (The Big Lebowski, Fargo, Miller's Crossing,...) kennt, weiß, dass diese ein leichte Filmstudenten-Attitüde haben. Sie analysieren das Filmgenre, in dem sie ihre Projekte platzieren lassen wollen. Lernen die Konventionen, wissen wie man eine solche Geschichte effektiv erzählt, wie Geschichten in dieser Filmgattung bislang erfolgreich vermittelt wurden. Und dann kämmen sie ihre eigene Geschichte gegen den Strich. Nur wer die Regeln kennt, kann sie geschickt brechen.

Solche Experimente können eitel, selbstverliebt, ja sogar arrogant wirken. Den Zuschauer abschrecken, ihm den Zugang zur Geschichte verhindern und zum Betrachter eines abstrakten Werkes degradieren. Getreu dem Motto: "Schau es dir verwundert an, und streng gefälligst dein Hirn an. Hinweise gibt es allerdings gar keine."
So sehr ich es liebe, wenn die Filmemacher mir zutrauen selber 1 und 3 zusammenzuzählen, so sehr hasse ich es, wenn die Filmemacher nur sagen "Das Ergebnis ist ein Differentialbruch.", und ich selber dahinter kommen muss, was genau das Ergebnis ist und auf welchem Wege dieses Ergebnis erzielt wurde. So konnte ich mich auch nach mehrfachem Ansehen einfach nicht mit Mullholland Drive von David Lynch anfreunden. Filme dürfen gerne skurril und anspruchsvoll sein, aber so lange sie dabei noch eine Geschichte erzählen wollen, darf das Experiment nicht die Story übertünchen. Ich finde, dass man eher das Experiment mit der Geschichte verknüpfen sollte...

Doch die Coens sind glücklicherweise nicht der Post-90er-Jahre-David-Lynch. Sie schossen nicht blind auf die typische Filmstruktur und lieferten ab, was übrig blieb. Viel mehr rissen sie hier und dort einen Stützpfeiler ein, dreschten auf die Fassade ein und verschoben einige Regeln. Die Geschichte ist jedoch immer noch da - nun jedoch in einem völlig neuen Gewand und nicht in einer Form, wie wir sie schon hundert Mal gesehen haben. Die Story wirkt dank den Veränderungen nicht nur neu, nein, viel mehr gewinnt sie sogar durch die unkonventionellen Überlegungen. So lobe ich es mir.

Einer der gerissensten Tricks der Coens ist in diesem Film, dass sie dem Zuschauer nicht alles zeigen - vieles kann man sich anhand der Hinweise ausmalen, anderes bleibt dagegen im Unklaren. Viele Informationen, die zwar in einem normalen Film vorkommen würden, aber keine direkte Verbindung zum Hauptplot haben, werden einfach weggelassen. Auf der anderen Seite werden einige Nebensächlichkeiten prominent im Film gezeigt. Wie etwa das langsame Hinsetzen Chigurhs mit einer Flasche voll Milch, nachdem er in Llewelyns Wohnwagen einbrach.

Solche vermeintlich grundlegenden Informationen wie das Schicksal mehrerer Figuren bleibt völlig aus. Als Chigurh so eben den Millionen schweren Boss umlegt, fragt sich jemand anderes im Raum (der sich als "Niemand... Rechnungswesen!" vorstellt), ob er nun auch sterben wird. Der Zuschauer bekommt diese Information nie geliefert. Und auch das Ende von Llewelyns Frau wird im Gegensatz zu den harten On-Screen-Toden zu Beginn des Films einfach mal so ausgelassen. Der aufmerksame Zuschauer mag an Chigurhs Verhalten ablesen können, was mit ihr geschah, doch eine Frage der Interpretation bleibt es weiterhin. So offensichtlich ich den Hinweis auf ihren Tod auch finde.
Ein letztes, prominentes Beispiel, sei noch gegeben: Der Verbleib des Geldes. In jedem Hollywoodfilm indem es um einen Koffer voller Geld oder vergleichbares geht, wird auch das Schicksal des Gegenstandes beleuchtet. Doch nicht hier. Es geht um die Figuren. Nicht um das Geld. Und so verschwindet es irgendwann aus dem Film und es bleibt jedem selbst überlassen, ob er irgendwelche Aussagen als Hinweise deutet oder nicht.

So wird der Film realistischer, lebensnäher. Im wahren Leben bekommt man auch niemals sämtliche Informationen geliefert, egal wie interessant oder wichtig sie sein mögen. Diese Vorgehensweise stützt den Film auf gesunde Weise. Durch die so gewonnene Authentizität können die Coens ihre Figuren stärker verzerren, einige Szenen abgedrehter und skurriler gestalten, ohne die beklemmende Atmosphäre des düsteren Realismus zu gefährden. Ähnlich gingen auch Ted Elliott und Terry Rossio vor, als sie die Drehbücher für Teil 2 und Teil 3 der Pirates of the Caribbean-Reihe verfassten.


Weitere Auslassungen stärken nicht bloß die Realitätsnähe, sondern auch die Aura der Figuren. Wir wissen nicht, wieso Ed Tom Bell den Anschluss an den Puls der Zeit verlor und wir wissen nicht, wann genau er zwischen seiner vorletzten und letzten Szene in den Ruhestand ging. Dies mag die Figur auf der einen Seite simpler machen, verstärkt auf der anderen Seite jedoch auch seine Ausstrahlung. Er ist ein alter, nicht sonderlich erfolgreicher, aber kluger Mann. Er könnte fast jeder sein. Dies gibt ihm Charme, lässt ihn eher als Parabel wirken, als wenn er eine detaillierte Biografie hätte.

Besonders wichtig ist die Auslassung an Informationen jedoch bei Anton Chigurh. Wir wissen im Grunde genommen nur das über ihn, was wir im Film auch gezeigt bekommen sowie ein paar kleinere Informationen, die eine weitere Figur (Carson Wells) über ihn gibt. Wir kennen weder seine Motive, noch seine frühere Geschichte. Schnell könnte es platt wirken, zumal der heutige Zuschauer immer mehr an ausgefeilte Hintergrundgeschichten und detaillierte Psychogramme gewöhnt ist. Eine Entwicklung im Kino, die sogar lobenswert ist, da sie den Bösewichtern einen intellektuellen Anspruch verleiht, den es zu Zeiten märchenhafter Grenzenzeichnung zwischen Gut und Böse nicht gegeben hat.

Doch es gibt stets auch Ausnahmen. No Country for Old Men ist eine dieser Ausnahmen. Chigurh ist das personifizierte, unaufhaltsame Böse in seiner unheimlichen Gestalt des Unbekannten. Diese Figur ist sozusagen gottgegeben: Er wurde nicht zu dem was er ist, er ist einfach plötzlich da und verschwindet irgendwann. Sicher ist man vor ihm jedoch nicht. Denn konsequent wie der Film nunmal ist kommt Chigurh mit einigen Blessuren, aber vom Gesetz ungeschoren, davon. Das Böse lebt weiter.
Ein Happy End gibt es nicht.

In No Country for Old Men findet sich, auch im Hinblick auf dieses Ende, eine filmanalystische Metaebene:

Der Film kokettiert nämlich auch mit dem Faktor "Zufall in Filmen", treibt ihn auf die Spitze, verdreht und verzerrt ihn, pflückt ihn so völlig auseinander.
Das fängt schon mit Chigurhs Münzenwerfen an. Ob er Opfer, die nicht zu seiner Mission gehören, tötet oder nicht bleibt völlig dem Zufall oder dem Schicksal überlassen. Aber auch die Art und Weise, wie Llewelyn in die Geschichte verstrickt wird ist reiner Zufall. Er stolpert in ein bereits vollendetes Drogenmafia-Szenario, und steckt mal eben das Geld ein. Als er zum Tatort zurückkehrt, gabelt ihn die Drogenmafia auf, die rein zufällig in genau diesem Moment ebenfalls eintrudelt.
Hier überkreuzt der Zufallsfaktor einen weiteren Weg, mit dem die Coens die zahlreichen Filme mit einem Objekt der Begierde, das den Film antreibt, demontieren. Der offensichtliche MacGuffin, der sonst nichts zur Geschichte beiträgt als sie in Gang zu bringen, wird von einem Zuspätkommer gefunden. Das stetige knappe Versäumen der für solche Filme eigentlich interessanten Geschehnisse manifestiert sich in Tommy Lee Jones Sheriff Charakter, der den Täter immer um einen Hauch verpasst, aber auch hier entgeht dem Zuschauer (und den handelnden Figuren) das aufgrund des Schauwerts eigentlich interessante Shootout zwischen den Gangstern. Den Gipfel erreichen die Coens aber in einer viel späteren Szene, die auch den Kreis zu den eingangs erwähnten Auslassungen (in Ergänzung zu den nun besprochenen Versäumnissen) schließt: Wir versäumen Llewelyns Tod. Offscreen stirbt er durch die Hand einiger wilder mexikanischer Gangster, die mit den rund 90 vorhergegangenen Minuten des Films wenig zu tun hatten, da wir uns mehr auf die drei Hauptfiguren konzentrierten. Auch der Zufall spielt wieder eine Rolle. Wäre er auf das Angebot der im Pool schwimmenden Schönheit eingegangen und hätte sie auf ihr Zimmer geführt, würden beide höchst wahrscheinlich das Ende des Films überleben. Aber das Schicksal verlief anders.

Viele Filme leben von konstruierten Fehlern, doch die Coens ziehen dies bewusst und konsequent durch, demontieren mit dem Anti-Klimax des Films, dem Auslassen traditionell wichtiger Szenen und vor allem dem Umstand, dass die drei Hauptfiguren zu keinem Zeitpunkt gleichzeitig im Bild sind (und sich kein filmgattungskonformes Showdown liefern) diese Filmkonventionen. Und das ohne dem Film seine Eigenständigkeit zu nehmen. Er funktioniert nicht nur als Filmstudie oder Experimentalkino, sondern weiß auch von sich selbst aus zu überzeugen.

Und das ist die wahre Glanzleistung der Coens - mit der sie das Oscar-Rennen letztlich wohl auch für sich entscheiden konnten.

Samstag, 8. März 2008

Cinemassacre 200

James Rolfe, besser bekannt als der Angry Video Game Nerd, feiert seinen 200. Film! Aus diesem Anlass präsentiert er eine Dokumentation über seine bisherige Laufbahn als Filmemacher.

Sie ist für alle Kreativlinge, die gerne Filme drehen möchten und eine Karriere als Regisseur oder Autor anstreben, oder wenigstens davon träumen. Man wird sich möglicherweise wiedererkennen. Oder über Rolfes dilettantischen, aber ambitionierten Anfänge schmunzeln, die ein bisschen an Ed Wood erinnern. Und auch erstaunt sein, wie mit der Zeit aus ihm ein wirklich talentierter Kleinkünstler wurde, der im Internet eine riesige Fangemeide aufbauen konnte.

Viel Spaß:

Mittwoch, 5. März 2008

Covering the Mouse

Wer mal etwas länger im gut sortierten Fachhandel die Soundtrackregale durchstöbert wird feststellen, dass es eine schier unübersichtliche Masse an Disney-Coversongs gibt. Immer wieder bittet Disney bekannte und weniger bekannte Künstler einen Disneysong zu covern. Und manchmal bitten Künstler Disney um die Erlaubnis, einen Song neu aufnehmen zu dürfen.

Ein Blog hat sich ganz und gar den Disneycoversongs verschrieben: Covering the Mouse

Ich habe die Seite erst kürzlich entdeckt und kämpfe mich nun durch ihr Musikarchiv. Ich empfehle jedem Disney- und Musikfreund selbst mal auf Entdeckungstour zu gehen. Wer eine helfende Hand braucht (oder gern wissen möchte, welche der Cover mir denn so gefielen) gibt es hier aber eine Auswahl meiner Favoriten:

Viel Spaß!

No Country for Old Men, Friendo


Die faszinierende, karge Landschaft von Texas: Staubtrockene Wüste, die Luft flirrt vor Hitze. Eine starre Kamera fängt die endlose Gegend ein, während ein alternder, unzufriedener Polizist über seinen Beruf, Gewalt und den Wandel der Zeit erzählt.

Der Anfang von No Country for Old Men sagt alles nötige über den Film aus. Es ist ein stiller Film, der auf Filmmusik verzichtet und keine Eile hat. Die Geschichte hat ihr eigenes Tempo und die Regie führenden Brüder Joel und Ethan Coen überlassen es den Geschehnissen auch, sich so zu entwickeln, wie es ihnen beliebt. Die Kameraarbeit ist subtil. Zurückhaltend. Die wenigen Kamerafahrten, die der Film zu bieten hat sind unspektakulär. Fliegende Helikopteraufnahmen oder hastige Wackelkamera-Verfolgungsjagden sucht man vergebens. Entscheidend ist was die Kamera aufnimmt. Die Landschaft, die grandiosen Darsteller. So zieht der Film sein Publikum in seinen Bann. Versetzt ihn in die Geschichte.
Ähnlich wie der große Oscar-Konkurrent There Will Be Blood ist auch No Country for Old Men kein Film großer Worte - die vorhandenen Dialoge sind dafür umso großartiger.

Zu seiner vollen Entfaltung kommt No Country for Old Men schließlich mit der Einführung von Anton Chigurh (Javier Bardem), einem psychopatischen Killer, der nicht nur einen Auftrag befolgt, sondern auch aus genereller Mordeslust nahezu jeden tötet, der ihm in Weg steht oder ihn unnötig nervt. Nur einige wenige können bei einer Partie Münzewerfen ("Kopf oder Zahl?") das Schicksal in die eigene Hand nehmen - so sehr es bei einem auf Zufall basierenden Spiel geht. Bardem füllt die gesamte Leinwand mit seiner Präsenz - Chigurh spricht nicht viel, seine Mimik ist zurückhaltend. Doch jedes Muskelzucken, jeder Ton den er macht erfüllt den Raum mit einer nicht zu definierenden Bedrohung. Die Angst seiner Opfer nährt beim Publikum weitere Anspannung.

Chigurhs Zielperson ist Josh Brolins Charakter Llewelyn Moss, ein waschechter Texaner mit Schnauzbart, Cowboyhut und Wohnsitz in einem Trailerpark. Dieser kernige Typ, der genau wie Chigurh nur selten redet, aber dem der Zuschauer trotzdem (oder gerade deshalb?) bei jedem Wort an den Lippen hängt entdeckt zufällig 2 Millionen Dollar - genau das Geld, dass Chigurh beschaffen sollte. Von nun an kann Llewelyn nicht mehr sicher leben. Er schickt seine Frau weg und macht sich nun auf sein eigenes Leben vor dem ominösen Killer zu retten.

Dritte Hauptperson ist Ed Tom Bell, gespielt von Tommy Lee Jones. Der alternde Polizist, der das Intro sprach ist die redseligste Figur im Film. Stets einen weisen Spruch auf den Lippen und mit Hang zum Abschweifen gibt er krude Geschichten von sich und bleibt zugleich nachdenklich, melancholisch. Als Philosoph und zynischer Humorist weiß er zu überzeugen, auch seine Schlussfolgerungen sind treffend. Doch sonst sind seine Fähigkeiten beschränkt, größere polizeiliche Erfolge konnte er schon länger nicht mehr aufweisen.

Nun jagt der Killer den grummelnden Texaner, und der Polizist geht diesem Fall nach. Klingt nicht gerade nach Oscar-Material?
Durchaus richtig! Denn es ist nicht die Grundlage, die die zahlreichen Preise und das zahlreiche Kritikerlob erhielt, sondern das, was die Coens daraus gemacht haben. In der Umsetzung liegt die Innovation, nicht in der Geschichte von Katz und Maus.
Vor allem die Langsamkeit des Films ist herauszustellen. Keine der Figuren hat es eilig, in der knalligen Hitze Texas' rennt niemand und Auto wird auch nicht schnell gefahren. Die Inszenierung passt sich den Figuren an - bedächtig gewählte Kameraeinstellungen, minutenlange Szenen in denen kaum oder gar nicht gesprochen wird. In einer Zeit, in der man die Qualität eines Thrillers an den durchgedrehten Reifen und gebrochenen Tempolimits auf überfüllten Highways misst, lassen sich die Coens die Zeit, minutenlang einen Ort zu zeigen, an dem nichts mehr passiert, weil schon alle weg sind.

Doch es ist diese Behäbigkeit, die paradoxerweise die Spannung in die Höhe treibt und beim Zuschauer das Herz rasen lässt. Wenn Chigurh um eine Motelanlage schleicht, rutscht das Publikum auf die Kante der Kinosessel. Und wenn der Polizist Bell neue Informationen über den möglichen Tathergang erhält, zieht er blitzschnell seine Schlüsse daraus - und liest dann seinem Assistenten erstmal aus der Zeitung vor. Und erzählt, erzählt und erzählt. Zu einem Tatort, an dem bereits alles geschehen ist, muss man ja nicht eilen. Als würden die Leichen davonlaufen...

Beeindruckend ist, dass die Spannung komplett ohne Hintergrundmusik erreicht wird - allein die perfekt ausgewählten Bildausschnitte und das Schauspiel der drei zentralen Charaktere bewirken diese fesselnde Spannung.
Zu unterschätzen ist natürlich auch nicht, dass der Zuschauer mit allen drei Figuren mitgeht. So verschroben und simpel gestrickt sie auch sein mögen - man möchte ihnen weiter folgen und gönnt im Grunde genommen jedem der dreien einen Sieg. Chigurh ist unheimlich. Erschreckend unheimlich. Aber dadurch, dass dieser Killer kaum ein Wort spricht, und den meisten Menschen allein durch seine wenigen Sätze solch eine Angst einflösst, wird er faszinierend. Und durch seine verschrobene Art wächst er dem Zuschauer irgendwie ans Herz - dieser Münze werfende, augenrollende, staubtrockene Killer, der mit einem Luftdruck-Kolbengewehr und einer Schrotflinte durch den Süden Amerikas latscht bietet zuviel Unterhaltungswert, als dass man gegen ihn sein könnte.

Llewelyn wiederum fungiert als Identifikationsfigur - als eine verzerrte Identifikationsfigur zwar, aber immer noch als Identifikationsfigur. Er fand zufällig das Geld, würde es gern behalten und wird nun von einem Killer gejagt. Sicherlich könnte er sich durch einfache Wege aus der Affäre ziehen... Aber als kerniger Texaner in Cowboystiefeln und Cowboyhut bittet man doch nicht um Hilfe. Nein, das geht nicht... Man muss sich dem Kampf stellen.
Und Tommy Lee Jones' Blicke, wenn seine Figur Ed Tom Bell mal wieder über die heutigen Verbrecher klagt sind zu mitleidserregend, als dass man diesem alterneden Polizisten nicht nochmal eine erfolgreiche Festnahme gönnen würde.

Mancher Zuschauer mag davon vielleicht abgeschreckt sein - allein die behäbige Inszenierung, deren großartige Wirkung sich nur entfaltet, wenn man sich auf sie einlässt ist für manche Kinogänger recht schwer zu tragen. Doch wenn man mehr als den halben Film über dasitzt und mitfiebert, aber nicht weiß, wem man denn nun die Daumen drücken soll, fühlen sich einige sicherlich überfordert. Wenn man doch für alle drei ist, ist das doch nicht spannend. Einer davon muss doch regelkonform schlecht davonkommen, und einer als Gewinner...

Aber das ist gerade das besondere. No Country for Old Men pfeift auf zahlreiche Regeln und Konventionen - und wenn man sich darauf einlässt und mit allen Figuren mitfiebert, ist ein gelungener Kinoabend gesichert.
Auf welcher Ebene sich der Kinoabend abspielt überlassen die Coens jedem Zuschauer selbst. Sie heben No Country for Old Men nämlich so weit über jegliche Gattungskonventionen, dass er gleich mehereren Gattungen gleich gut und gleich schlecht zugeordnet werden kann. No Country for Old Men weist aufgrund seiner zahlreichen skurrilen Situationen einen hohen Grindhouse-Faktor auf, wirkt wie der verloren gegangene, anspruchsvolle dritte Film des letztjährigen Tarantino- und Rodriguez-Projektes, und die stellenweise wahrlich verrückten Dialoge über Nebensächlichkeiten, die mit einer solchen Coolness rübergebracht werden, dass man sich in Reservoir Dogs oder Pulp Fiction zurückversetzt fühlt tun dies keinem Abbruch.
Die Melancholie und Behäbigkeit der Inszenierung, der Symbolismus in einigen Einstellungen und die anspruchsvolleren Dialoge wiederum heben No Country for Old Men ins Arthouse-Programm. Die Coens machen Filme für Leute die mitdenken und dieser macht da keine Ausnahme. Der Zuschauer muss stets aufmerksam bleiben, jeden Satz verfolgen und im Hinterkopf die Bilder analysieren. Viele Informationen werden nur angedeutet, sind ebenso schnell vorbei, wie sie aufgezeigt wurden.

Es ist ein Western ohne Saloon, mit wenig Staub und relativ wenig Blei. Ein Thriller, der langsam ums Haus schleicht und sich noch ein bisschen unterhält. Eine Komödie, die wenige Sekunden nach einer zynischen, verrückten, coolen oder einfach nur schreiend komischen Szene dem Zuschauer das Lachen im Halse verschlucken lässt. Eine Charakterstudie, in denen die Figuren auf die wesentlichen Informationen reduziert sind.
No Country for Old Men ist ein riesiges Paradoxon, das in einen einheitlichen Stil gehüllt wurde und so ein in sich logisches, schlüssiges künstlerisches Werk ergibt. Dies trifft auch auf den hervorragenden Schluss zu, der manchem Zuschauer jedoch wohl so ungewöhnlich vorkommen wird, dass er die Logik vielleicht hinterfragt. Doch wer sich darauf einlässt, bekommt mit No Country for Old Men einen düsteren, hochspannenden, dramatischen und witzigen Film geliefert, der sich noch lange im Gedächtnis festsetzen wird.

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Sonntag, 2. März 2008

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Von Déjà Vu über Déjà Vécu zum Treppenwitz... Die meisten dieser "Fehlfunktionen" hatte wohl jeder von uns schonmal in größerer oder kleinerer Form... Zu wissen, wie sie heißen ist aber der besondere Clou!

2011 - Das Jahr, in dem sie Disney vergötterten

Auf Ain't it Cool gibt es wieder großartige Neuigkeiten aus Burbank.
Sollte alles so laufen, wie Disney es plant, wird ein Box-Office-Knaller nach dem anderen erscheinen:

National Treasure 3

Tron 2.0


Pirates of the Caribbean 4 (!!!)


und



Cars 2 ... ... WTF?!

Über den neuen Tron wird gemeldet, dass er in 3D gefilmt werden soll, während über den dritten Vermächtnis-Streifen bislang auch nur das bekannt ist, was wir bereits hier besprochen haben.

Der vierte PotC-Streifen steht laut der Meldung weiterhin an einem Scheideweg: Entweder wird es ein eher kleinerer, wilder Piratenfilm über die Rivalität zwischen Jack Sparrow und Barbossa (meine Vermutung: In diesem Fall dürfen sich die Piraten auf die Suche nach dem Jungbrunnen begeben, Benjamin Gates guckt dann erstmal in die Röhre und sucht was anderes), was vor allem Fans von Teil 1 erfreuen sollte und Disney Budget sparen lässt.

Ooooder: Disney schlägt volle Kraft in die andere Richtung und präsentiert ab Teil 4 ein noch gigantischeres Fantasy-Spektakel mit Dampfmaschinen, Fluggeräten, riesigen Fantasiegestalten, Dinosauriern und was einem Fantasyhelden sonst noch so über den Weg laufen und schippern kann. In diesem Falle dürfen wir dann wohl mit der Atlantis-bezogenen zweiten PotC-Trilogie rechnen, die uns seit knapp einem halben Jahr von Insidern angepriesen wird.

Das wäre dann eher was für Freunde des zweiten und dritten Teils.

Ich wäre über beides glücklich, tendiere aber leicht zum Spektakel (in der Hoffnung Jack Sparrow mal gegen die Reiter der Apokalypse ankämpfen muss).

Cars 2 hielt ich bisher für einen schlechten Scherz und ich hoffe, dass dieses Projekt vergessen wird...

Aber allein für diese drei Spielfilme lohnt sich das Warten. Disney setzt wohl alles daran mir in der nächsten Dekade noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehn.

So lange die Filme so gut werden, wie ich es hoffe, habe ich auch nichts dagegen...!