Samstag, 1. August 2009

Das ist wirklich sehr interessant...

Ich will ein Schiff kapern, mir eine Mannschaft in Tortuga suchen, stehlen, rauben, plündern oder kurz gesagt mir meine schwarze, heimtückisch Seele ausreißen, and all that Jazz!

Als Gore Verbinski im April sagte, dass er für Pirates of the Caribbean 4 definitiv nicht als Regisseur zur Verfügung stehen wird fing das rätseln an. Wer könnte seine Nachfolge antreten und den ersten Teil einer möglichen neuen Jack-Sparrow-Trilogie in die Kinos bringen?
Mag man den tuschelnden Stimmen aus Hollywood glauben, so steht die Antwort auf diese Frage nun fest, und glaubt mir, es ist keine Antwort, mit der ihr gerechnet hättet.

Den Quellen von Variety-Blogger Mike Fleming zu Folge soll nämlich (sofern in letzter Minute nicht alles in die Brüche geht) Rob Marshall beim nächsten Pirates of the Caribbean-Film Regie führen. Marshalls Kinoregiedebüt Chicago erntete haufenweise Kritikerlob, erhielt sechs Oscars (darunter für den besten Film) und brachte Marshall eine Oscar-Nominierung ein. Außerdem gehört Chicago noch immer zu den größten Kassenschlagern der Miramax-Studios. Sein nächster Kinofilm Nine gehört bereits jetzt zu den großen Oscar-Hoffnungen der Saison (siehe dazu meine Oscar-Prognose 2010).
Nach Chicago, Die Geisha und Nine folgt also Pirates of the Caribbean 4?

Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, so sollte einen diese außergewöhnliche und vollkommen unerwartete Wahl des Regisseurs nur positiv stimmen, statt Skepsis zu säen.
Es ist doch wie folgt: Rob Marshall ist trotz des immensen Erfolgs von Chicago keine Trendperson in Hollywood, um die sich alle reißen. Er ist weder ein Stammregisseur von Produzent Jerry Bruckheimer (wie Tony Scott), noch ein andauernd favorisierter Regisseur der Walt Disney Studios (wie Andy Fickman). Man kann also völlig ausschließen, dass Marshall gewählt wurde um hip zu sein und einem Trend hinterherzujagen, noch weil man faul war und einfach irgendwen aus dem überreizten "Notfalltopf" gefischt hat. Es muss also eine Überlegung dahinter stecken. Jemand muss sich bei dieser Wahl wirklich etwas gedacht haben, und da Marshall bislang nicht gerade für seine soliden Actionfilme bekannt ist, wird auch nicht der Gedanke "Ach, er wird das schon packen" Vater der Entscheidung.
Viel mehr muss Marshall die Entscheidungsträger der Disney Studios und Jerry Bruckheimer mit irgendeinem Ansatz besonders überzeugt haben.

Und das weckt Hoffnung in mir! Erinnert euch mal daran zurück, wie lange Miramax einen Regisseur für Chicago gesucht hatte. Rob Marshall krallte sich letztlich den Job, weil er eine fantastische Idee für das Grundkonzept hatte, die den Film nicht nur umsatzbar machte, sondern ihm gleichmal eine einzigartige Stimmung und einen cleveren Wink verlieh. Möglicherweise hat er sich auf ähnliche in die Pirates of the Caribbean-Saga katapultiert.

Sicher scheint mir jedenfalls, sollte Marshall wirklich der Regisseur von PotC 4 sein, die Verantwortlichen etwas ganz bestimmtes vorhaben und Marshall kreativ etwas zu dem nächsten Teil der Piratenreihe besteuern wird. Marshall ist, so sehe ich das jedenfalls, einfach nicht der Regisseur, den man engagiert, wenn man einfach nur sein Franchise weiter am Leben halten möchte. Seine bisherige Filmografie passt dazu nicht das kleinste bisschen. Das einzige, was ihn ansatzweise in Verbindung mit Action-Abenteuerfilmen bringt ist folgende Überlegung: Wer aufwändige Tanzszenen choreographieren kann, der kann sicher auch Duelle mit Schwert und Degen choreographieren.

Selbstverständlich könnten Skeptiker noch immer Zweifel anbringen: "Nur weil Disney eine ambitionierte Idee hat, muss es doch nicht gleich in einen guten Film münden."
Aber Marshall ist nicht nur ein Regisseur, den man vermutlich aus bestimmten und guten Gründen gewählt hat, sondern auch noch ein guter Regisseur mit einem exzellenten Händchen für fabelhafte Bilder. Er schafft es Humor und Ernst in der Handlung und einen verspielten Look mit dunklem, verruchtem Äußeren zu vermischen. Chicago war witzig, dramatisch, sexy, von unschuldiger Naivität und bitterböse zugleich. Zwar hat Marshall bislang keinen Film vom Kaliber oder Stile eines Fluch der Karibik gedreht, doch er beherrscht zweifelsohne die Kunst des Genremix und des atmosphärischen Spagats.
Damit hat er sogleich zwei Dinge mit Gore Verbinski gemeinsam. Er verstand es ebenfalls wie ein Meister die eigentlich widersprüchlichen Stimmungen in der Pirates of the Caribbean-Reihe unter einen Hut zu bringen und er wurde bei Fluch der Karibik mehr oder minder ins eiskalte Wasser geschubst.

Insofern sehe ich derzeit zwar durchaus Anlass zur Verwunderung, aber auch genügend Gründe zuverischtlich dem nächsten Teil der Pirates-Saga entgegenzutreten.

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