Dienstag, 24. Januar 2012

Disaster Movie


Irgendwo da draußen sind Menschen, die dafür sorgen, dass die Filme des dilettantischen Regie- und Autorenduos Aaron Seltzer/Jason Friedberg Profit abwerfen. Ob Date Movie, Fantastic Movie oder Meine Frau, die Spartaner und ich sowie Beilight - Bis(s) zum Abendbrot; so viel das Genre der Filmparodie in Verruf bringender Schrott, und doch so viel finanzielle Einträglichkeit.

Zwischenzeitlich bestand jedoch ein kurzes Fenster, in dem Hoffnung für den Verstand der westlichen Zivilisation aufkeimte. Im Jahre 2008 bekamen diese humorbefreiten Spinner endlich eine Reaktion auf ihre qualitativ unterirdischen Machwerke zu spüren. Eine ihrer filmischen Katastrophen ging an den Kinokassen verdientermaßen baden: Disaster Movie. Seiner Free-TV-Premiere sei Dank konnte ich mich nun selbst davon überzeugen, ob diese "Parodie" solcher Filme wie Nachts im Museum, Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel sowie Beowulf (die allesamt den Titel "Katastrophenfilm" bestenfalls aus qualitativer Sicht verdient haben, und das ist auch nur davon abhängig, wen man fragt und selbst dann nur, so lange man solchen Müll wie die Seltzer/Friedberg-Fließbandproduktionen nicht zum Vergleich heranzieht) ihre Alleinstellung verdient hat.

Streng genommen sollte ja jeder Film von Seltzer/Friedberg floppen. Sofern die Strippenzieher des cineastischen Schicksals jedoch darauf bestehen, nur einen dieser verfilmten Schrotthaufen für seine Faulheit zu bestrafen, so hat es Disaster Movie tatsächlich am meisten verdient. Date Movie war eine Qual, Fantastic Movie hatte tatsächlich ein paar vereinzelte, halbwegs hinnehmbare Einfälle (was all den Witzmüll aber nicht wieder wett macht), Meine Frau, die Spartaner ist eine Beleidigung an den Intellekt der Kinogänger und Beilight hat wirklich aus den gröbsten Fehlern der vorhergegangenen Filme gelernt (war aber trotzdem weit unterdurchschnittlich). Doch Disaster Movie ... Selbst an den ultra niedrigen Standards von Seltzer/Friedberg gemessen ist Disaster Movie erschreckend grauenhaft.

Die "Story", wenn man überhaupt davon sprechen kann, handelt von Will, der am 29. August seinen Geburtstag feiert und davon geträumt hat, dass ihm eine säbelzähnige Amy Winehouse für dieses Datum den Weltuntergang vorhersagt. Ein gilber Kristallschädel soll mit diesen Ereignissen in Verbindung stehen ...
Will erzählt seiner Freundin davon, die ihm jedoch nicht glaubt und Schluss macht. Davon unbeirrt feiert Will zu seinem 25. Wiegenfest seinen 16. Geburtstag nach. Während der Geburtstagsfeier erschüttert ein Erdbeben die Stadt. Zusammen mit seinen engsten Freunden macht er sich also auf, die Stadt zu verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Als er erfährt, dass seine (Ex-)Freundin in einem Museum eingeschlossen ist, ändert er seine Pläne, und macht sich auf den gefährlichen Weg, sie zu retten. Dabei rennen er und seine Freunde von einer miesen Filmparodie zur nächsten ...

Disaster Movie basiert zu gefühlt 89% seiner Laufzeit auf einem einzigen "Witz", der bis zum Hirntod wiederholt, in die Länge gezogen und wiederholt wird. Eine der Hauptfiguren blickt neben sich, sieht eine Flitzpiepe in einem billigen Filmfigurenfigur und sagt: "Oh, hey, Name der Filmfigur!" Manchmal bringt die Faulheit von Seltzer und Friedberg, oder vielleicht doch eher ihre Vermutung, wie blöd das Publikum ihres Films sei, etwas Variation hinein, und eine Filmfigur wird mit den Worten "Oh, hey, Typ/Mädel aus Name des Films, aus dem diese Figur stammt!" begrüßt.

Ja, so hirnrissig ist diese "Filmparodie". Die Hauptfigur rennt in einen Typen mit einem schäbigen Pandakostüm und grüßt ihn: "Oh, hey, Kung Fu Panda!" Wer also wissen möchte, wie es sich anfühlt, auf dem unterirdischen intellektuellen Niveau zu sein, in dem man rein deskriptive Gedanken fassen kann ... Disaster Movie hat für euch die Antwort bereit.

In den meisten Szenen wird ja nicht einmal etwas mit den billigen Parodien von Figuren anderer Filme etwas angefangen. McLovin aus Superbad steht hinter der Bar auf Wills Super Duper Sweet Sixteen-Party (ihr müsst jetzt lachen, Seltzer/Friedberg haben dem Super Sweet Sixteen ein Wort hinzugefügt! Hahahahaha!) und sagt seinem Freund (einem miesen Jonah-Hill-Double): "Ich bin McLovin!". Dann gehen sie wieder. Iron Man, Hulk und Hellboy tauchen auf, um sich den Naturkatastrophen zu stellen, sagen ihren Namen auf (damit auch jeder Depp weiß, wer gemeint ist ... was Schwachsinn ist, denn wenn ich Hellboy nicht kenne, dann lache ich auch nicht über seine Parodie, sobald ich ihr einen Namen zuordnen kann!), bekommen eine Pappkuh entgegengeschleudert ... und das war's.

Seltzer/Friedberg scheinen mir zwei Spaten zu sein, die liebend gerne Musikvideos drehen würden, aber zu unysmpatisch und dilettantisch sind, um jemals mit einem Musiker mit einem Funken Selbstrespekt einen Deal abzuschließen. Denn wenn in Disaster Movie nicht einfach nur eine zehntklassige Kopie einer Filmfigur aufkreuzt, um beim Namen genannt zu werden, dann wird gesungen. Schlecht arrangiert, orchestriert, choreographiert und getextet. Aber es wird gesungen. Viel zu lang und ohne jede Pointe. Wills Geburtstagsfeier wird unnötig in die Länge gezogen, indem Jungs und Mädels in High School Musical-Outfits aufkreuzen, und dann erstmal darüber singen, dass sie Freunde sind (soll das die überzogene Heile-Welt-Mentalität der Disney-Channel-Filme persiflieren? Wenn ja, wo bleibt die satirische Spitze?), dann liefern Seltzer/Friedberg in Musikform noch überflüssige Charakterexposition ab (!!!!), dann taucht der weltschlechteste Justin-Timberlake-Impersonator auf sowie eine untalentierte Kopie von Jessica Simpson. Der Schluss des Films ist wiederum eine minutenlange Vergewaltigung von Jimmy Kimmels und Sarah Silvermans urkomischen I'm fucking Matt Damon. Die alles vergisst, was am Original eigentlich komisch war.

Es gibt Besoffene, die sich mit zugeknalltem Kopf mehr Mühe machen, die ideale Pinkelstelle zu finden, als Seltzer/Friedberg bei Disaster Movie. Es gibt kaum Gags, das meiste ist nur das sinnbildliche Abhaken einer Liste sämtlicher Filme, die dieses Schreckensduo nach Drehschluss gerne sehen will. "Angesprochen? Jepp!" Und ja, die meisten "parodierten" Filme haben die zwei tatsächlich nicht gesehen, da sie erst nach Disaster Movie rauskamen - oder während der Postproduktion (die so lang nicht gewesen sein kann). Was erklärt, weshalb viele Parodien auch noch ihre Vorlage nichtmal so richtig verstanden haben. 

Im ganzen Film gibt es einen halbwegs guten Gag. Einen einzigen! Im Radio ist davon die Rede, wie Meteore ganze Stadtteile zerstören. Den Partygängern ist dies schnuppe. Dann heißt es, dass ein Starbucks zerstört wurde. Panik bricht aus. Ein sehr flacher Witz, aber er persifliert wenigstens etwas, nämlich die Kaffeegeilheit unserer Gesellschaft. Ich als Kaffeehasser konnte darüber schmunzeln. Der Rest des Films glich dagegen dem Zugucken trocknender Farbe. Mit gelegentlicher Holzhammer-Lobotomie.

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