Samstag, 31. August 2024

Mediatheken-Tipps (31. August 2024)

Brief einer Unbekannten (Film-noir-eskes Romantikdrama, 1948) Nach einer Stefan-Zweig-Novelle erzählt Regiegröße Max Ophüls von der tragischen Liebe einer sehnsüchtigen Frau, die einem Starpianisten verfallen ist. Einprägsame Bilder, facettenreich-abgründige Figuren und schön-schmerzliche Gefühlswelten folgen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. September 2024

Erpressung (Stummfilm-Krimi, 1929) Schon in der Stummfilmzeit sind Hitchcocks Auge für suspensereiche Eskalation, schwarzen Humor und tragischen Nervenkitzel deutlich: Die Verlobte eines Scotland-Yard-Ermittlers lässt sich nach einem Streit von einem Künstler verführen - doch der ist übergriffig... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Oktober 2024

Fahrstuhl zum Schaffot (Nouvelle-Vague-Krimi, 1958) Louis Malles Langfilmdebüt ist ein mit Konventionen brechender, ruhig-spannender, abgründiger Thriller-Meilenstein über einen Mörder, der nach dem vermeintlich perfekten Verbrechen an den Tatort zurückkehrt, um das einzige verräterische Indiz zu beseitigen. Dann bleibt er im Fahrstuhl stecken...arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. November 2024

Loop (Animationskurzfilm, 2021) In dieser Welt folgt alles einem monotonen Beat, wiederholt sich und wiederholt sich. Wirklich alles? Witzig-stylischer Film mit Rhythmus, Herz und Botschaft. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Mai 2025

Champions Chic (Sport-, Mode- und Kulturdokumentation, 2024) Diese Kurzdoku aus dem Hause arte blickt auf die Schnittstelle zwischen Sportfunktionskleidung, kultureller Strahlkraft und modischen Trends. Auch für Sportmuffel wie mich sehenswert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Juli 2025

Kein Mucks!: Der dritte Mann (Kriminalhörspiel, 1950) Im Rahmen seines Hörspiel-Podcasts Kein Mucks! kramt Bastian Pastewka die Hörspiel-Adaption von Der dritte Mann auf Basis der ersten deutschen Synchronfassung aus dem ARD-Archiv. Selbstredend kein Ersatz für den meisterlichen Film, aber ein hörenswertes Faszinosum aus der Synchro- und Hörspiel-Geschichte. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Verfallsdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 24. August 2024

Mediatheken-Tipps (24. August 2024)

Rum-Boulevard (Abenteuerfilm, 1971) Robert Enrico inszeniert Brigitte Bardot als kessen Stummfilmstar, dessen Wege sich mit einem verwegenen, aber nicht gerade hellen Rumschmuggler (gespielt von Lino Ventura) kreuzen. Witz, Exotik und schönes Produktionsdesign trösten über ein etwas verkrampf-konfuses Skript hinweg. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 26. August 2024

Primrose Hill (Kurzfilm-Drama, 2007) Mikhaël Hers' fast einstündiger Mittellangfilm deckt die Laufzeit eines typischen Indie-Rock-Albums ab - und schwelgt in paradoxen Gefühlen: Erzählt wird er als die fernen Erinnerungen einer Frau, die von einem Traum berichtet, in dem sie Erinnerungen an einen fernen August in London verarbeitet hat. Doch was wir sehen, sind die alltäglich-nüchternen Vignetten einer Hobby-Band kurz vor Weihnachten (in einem Paris, dessen Winter sehr herbstlich aussieht). Wir spüren die innige Freundschaft zwischen den einzelnen Mitgliedern, bekommen aber primär die Risse in der Dynamik vorgeführt. Es gibt keine gemeinsamen Gespräche, nur Monologe, Dialoge und Dreier-Gespräche, aus denen die Leute rein und raus rutschen.

Es wird über die Erkenntnis gesprochen, sich schon lange zu kennen und zu mögen, aber nie ernste Gespräche über etwas anderes als Musik geführt zu haben. Darüber, wie wichtig einem Sex ist, obwohl man primär jene liebt, bei deren Anblick nicht an Sex denkt. Und dann rutscht Primrose Hill in eine unfassbar schöne, unaufgeregte, authentische Sexszene. Eine der besten, die ich gesehen habe - nicht weil sie in irgendeinem Aspekt herausragt, sondern weil sie einfach in jeder Hinsicht rund ist: Ich glaube diesen Figuren alles. Jeden einzelnen Wortfetzen, jeden Atmer, jede Bewegung, jeden unbeholfenen "Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen"-Handgriff. Was für ein schöner, muckeliger Film, der in einer faszinierenden Grauzone zwischen Bedauern und genüsslicher Erinnerung residiert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. August 2024

Das Geheimnis von Marrowbone (Gruseldrama, 2017) Charlie Heaton, George MacKay, Mia Goth und Anya Taylor-Joy (!) in einem atmosphärischen Gothic-Familiendrama voller Rätsel, Persönlichkeit und dichter Stimmung. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. September 2024 um 1.10 Uhr

Antiviral (Sci-Fi-Horror, 2012) Brandon Cronenbergs noch nicht ganz ausgereiftes, aber thematisch dichtes, säuerliches Langfilm-Regiedebüt über eine nahe Zukunft, in der der Promi-Wahn ganz eklige Züge angenommen hat. Klinisch-grell und siffig zugleich, in seiner Satire ambitioniert, aber noch nicht so zielgenau wie Possessor und Infinity PoolARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

This Will Not Be A Festival Film (Meta-Animationskurzfilm, 2022) Gewitzter, herzlicher Kurzfilm, der verschiedene Medienformen gewieft vereint: Die bereits vielfach gelobte, polnische Animationsfilmstudentin Julia Orlik sitzt an ihrem Abschlussfilm. Der soll einfach mal eine Verneigung vor ihrer Familie sein, kein Festival-Beitrag mit Chancen auf Auszeichnungen. Aber sie ist mit ihrer Leistung nicht zufrieden - was fehlt nur?! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. November 2024

heute-show spezial: Alkohol - Bier sind das Volk! (Satire-Reportage, 2024) Fabian Köster und Lutz  van der Horst streifen durch Deutschland (und Mallorca), auf der Suche nach Antworten. Antworten darauf, wie ohnmächtig unser Land gegenüber dem kulturellen, wirtschaftlichen und (lobby-)politischen Stand des Alkohols ist. Kurzweilig präsentiert, für das informierte Publikum nicht so reich an neuen Infos, aber dennoch erhellend (und sei es auch nur zur Auffrischung). ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 22. August 2028 

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.