
- Walt Disney
Ganz im Sinne dieser geradlinigen Beurteilung seines Schöpfers möchte ich in dieser Artikelreihe Im Schatten der Maus Walt Disneys zeitlosen Fehler näher beleuchten:
Fantasia – Die Elemente eines Meisterwerks
Den Abschluss meiner Fantasia-Reihe widme ich einem Segment, dass es damals nicht in den Film geschafft hat und erst über fünfzig Jahre später in seiner ursprünglichen Form präsentiert wurde: Clair de Lune

Bis 1946 hatten sich diese Pläne durch Fantasias enttäuschendes Einspielergebnis aber erledigt, und um die Animation trotzdem zu nutzen, landete der Kurzfilm leicht umgeschnitten in Make Mine Music, wo er von dem Lied Blue Bayou von den Ken Darby Singers unterlegt wurde.

Zu finden ist der Film auf der SC-DVD und der Bluray von Fantasia. Warum eine Veröffentlichung auf der neuen DVD fehlt, ist eine Frage, die wohl nur Disneys Marketing-Abteilung beantworten kann.

Inspiriert wurde Debussy wahrscheinlich von dem Gedicht Clair de Lune von Paul Verlaine, aus dessen zweiter Zeile auch der Titel von Debussys Suite stammt:
Clair de lune
Votre âme est un paysage choisi
Que vont charmants masques et bergamasques,
Jouant du luth, et dansant, et quasi
Tristes sous leurs déguisements fantasques.
Tout en chantant sur le mode mineur
L‘amour vainqueur et la vie opportune,
Ils n‘ont pas l‘air de croire à leur bonheur,
Et leur chanson se mêle au clair de lune.
Au calme clair de lune triste et beau,
Qui fait rêver les oiseaux dans les arbres
Et sangloter d‘extase les jets d‘eau,
Les grands jets d‘eau sveltes parmi les marbres.
Votre âme est un paysage choisi
Que vont charmants masques et bergamasques,
Jouant du luth, et dansant, et quasi
Tristes sous leurs déguisements fantasques.
Tout en chantant sur le mode mineur
L‘amour vainqueur et la vie opportune,
Ils n‘ont pas l‘air de croire à leur bonheur,
Et leur chanson se mêle au clair de lune.
Au calme clair de lune triste et beau,
Qui fait rêver les oiseaux dans les arbres
Et sangloter d‘extase les jets d‘eau,
Les grands jets d‘eau sveltes parmi les marbres.
Oder in einer deutschen Übersetzung (den Übersetzer habe ich leider nicht ausmachen können; für Informationen wäre ich dankbar):
Mondschein
Dein Herz ist eine Landschaft, wo zu Gast
Sind reizende Figuren, Bergamasken,
Mit Lautenspiel und Tanz und traurig fast
In ihren so phantastisch bunten Masken.
Wie sie besingen anmutig in Moll
Der Liebe Siege und das süße Leben,
Sehn sie nicht aus, als sei‘n sie hoffnungsvoll,
Und‘s Liedchen scheint im Mondschein zu verschweben.
Im Mondenschein, der still und traurig blinkt,
Der träumen lässt die Vögel in den Zweigen
Und die Fontänen bis zum Schluchzen bringt,
Die schlank und steil aus ihrem Marmor steigen.
Dein Herz ist eine Landschaft, wo zu Gast
Sind reizende Figuren, Bergamasken,
Mit Lautenspiel und Tanz und traurig fast
In ihren so phantastisch bunten Masken.
Wie sie besingen anmutig in Moll
Der Liebe Siege und das süße Leben,
Sehn sie nicht aus, als sei‘n sie hoffnungsvoll,
Und‘s Liedchen scheint im Mondschein zu verschweben.
Im Mondenschein, der still und traurig blinkt,
Der träumen lässt die Vögel in den Zweigen
Und die Fontänen bis zum Schluchzen bringt,
Die schlank und steil aus ihrem Marmor steigen.
Ich denke, es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Gedicht auch als Inspiration für den Film diente. Die zärtlich-melancholische Stimmung des Gedichtes trifft wunderbar auf die Interpretation der Disney-Künstler zu und gerade die letzte Strophe wirkt wie auf das Segment geschrieben.
Das Werk zeigt den langsamen Flug eines Reihers durch die mondbeschienenen Everglades. Er landet in einem Weiher und wirbelt zu dem leichten Zittern der Musik zarte Wellen auf, um sich am Ende gemeinsam mit einem anderen Reiher zum Vollmond aufzuschwingen. Das Stück schafft mit einfachen Mitteln eine Atmosphäre voller Zauber ohne aufdringlich zu werden und es hätte einen wunderbaren Kontrapunkt zu den anderen, eher grellen Segmenten von Fantasia gebildet.
Das Werk zeigt den langsamen Flug eines Reihers durch die mondbeschienenen Everglades. Er landet in einem Weiher und wirbelt zu dem leichten Zittern der Musik zarte Wellen auf, um sich am Ende gemeinsam mit einem anderen Reiher zum Vollmond aufzuschwingen. Das Stück schafft mit einfachen Mitteln eine Atmosphäre voller Zauber ohne aufdringlich zu werden und es hätte einen wunderbaren Kontrapunkt zu den anderen, eher grellen Segmenten von Fantasia gebildet.


In der Bearbeitung als Blue Bayou für Make Mine Music wird der Fokus von den Zeichnungen auf den Gesang verlagert und die Animation bietet nunmehr eher die Untermalung für die Ballade. Das Ergebnis ist vielleicht weniger ambitioniert als Clair de Lune, doch so beeindruckend, dass es sogar zum Patron eines der stimmungsvollsten Restaurants in Disneyland wurde. In seiner Art, dass die Musik die „Handlung“ nicht mehr vorgibt, sondern nur noch atmosphärisch begleitet, ähnelt Blue Bayou nun eher den Segmenten von Fantasia 2000 als denen des Originals.

Disney bezeichnete das Ave Maria und Clair de Lune als Möglichkeiten der Erleichterung für das Publikum und als einen für Fantasia wichtigen Kontrast. Gerade Clair de Lune kommt mit einem Minimum an Animation aus und lässt der Musik und den Hintergründen genug Raum, ihre volle Wirkung auf den Zuschauer zu entfalten.
Es ist ein besonderes Glück für unsere Generation, dass wir dieses Kleinod erstmals in seiner ursprünglichen Pracht erleben dürfen.
Es ist ein besonderes Glück für unsere Generation, dass wir dieses Kleinod erstmals in seiner ursprünglichen Pracht erleben dürfen.