Samstag, 27. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (27. Juli 2024)

Peter von Kant (Dramödie, 2022) François Ozons umstrittene Hommage an Rainer Werner Fassbinders Klassiker Die bitteren Tränen der Petra Kant, in der drei Männer die im Original weiblich besetzten Rollen verlassen. Selbstironisch, mit Esprit stilisiert und leicht neurotisch. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 19. August 2024

Es geschah am helllichten Tag (Kriminalthriller, 1958) Beobachtungsstark und fesselnd geschrieben von Friedrich Dürrenmatt, packend und eindringlich inszeniert von Ladislao Vajda: Nahe Graubünden wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Die Polizei wird nervös: Steckt dieselbe Person dahinter, die vor wenigen Jahren bereits ihr Unwesen getrieben hat, aber nicht erwischt wurde? Um Ermittlungsfortschritt zu behaupten, wird kurzerhand der Hausierer ins Visier genommen, der den Leichenfund überhaupt erst gemeldet hat. Kommissar Matthäi (Heinz Rühmann) verbeißt sich aber ernsthafter in den Fall... 3sat-Mediathek, abrufbar bis zum 20. August 2024

Rehragout-Rendezvous (Krimikomödie, 2023) Die neunte Comedyrevue aus Niederkaltenkirchen: Susi wird stellvertretende Bürgermeisterin und macht ihre Sache zu gut und energisch, was das bräsige Niederbayernvolk um sie herum nervt. Der Eberhofer findet Susis Macht wenig anziehend, weshalb nichts mehr im Bett läuft. Die Oma macht einen Führerschein. Oh, und es wurden Leichenteile auf einem Acker gefunden. Gewohnt lakonisch-grotesk-charmanter Spaß mit einer nervigen "Männerwochenende plus Drogentrip"-Szene, die Rita Falk, die Autorin der Romanvorlage, zurecht gegen den Strich ging. Abseits dessen aber sitzt die Situationskomik, zündet der Dialogwitz und wird auch viel Spaß aus dem Kriminalplot gezogen, was ja nicht immer in dieser Reihe der Fall ist. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 21. August 2024, 20.15 Uhr

Die Blechtrommel (Tragikomisches Gesellschaftsporträt des magischem Realismus, 1979) Volker Schlöndorffs wegweisende Adaption einer Günter-Grass-Vorlage mit einem Hang zum Grotesken und voller erschütternd-eindringlicher Bilder. Im Mittelpunkt: Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren beschließt, nicht weiter zu wachsen, womit er gegen Erwachsenenwelt protestiert - die geradewegs in Richtung Faschismus marschiert. Brillant und (vollauf im Sinne des Werkes) auch äußerst anstrengend. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 21. August 2024

FCK 2020: Zweieinhalb Jahre mit Scooter (Dokumentarfilm, 2023) Erstaunlich lustige, überraschend uneitle Doku über H. P. Baxxter, seine Feierwut, desillusionierte Scooter-Mitglieder und die Versuche, sich mit Kunst und Unterhaltung durch die Pandemie zu kämpfen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

das gras wies wächst (Sprachoper, 1969) Franz Mon ordnet Wörter, zusammenhanglose Sätze und assoziative Begrifffolgen zu einer beschwingenden, beklemmenden, amüsierenden linguistischen Oper frei von Handlung verschmelzen. ARD-Audiothek, unbekannter Ablauftermin

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 21. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (21. Juli 2024)

Esther Williams: Hollywoods Meerjungfrau (Doku-Porträt, 2024) Die begnadete Schwimmerin Esther Williams ließ die Welt des Sports hinter sich, um in den Glanz und Glamour versprechenden Hollywood-Taumel abzutauchen. Dort wurde sie in den 1940ern zum Star eines neuen Genres, das kurzzeitig Sensationsstatus innehat, bevor es quasi aussterben sollte: Williams stand im Mittelpunkt farbenfroher Aquamusicals. Williams wurde zur Ikone, prägte Filmgeschichte mit und machte das Synchronschwimmen populär. Doch ihr dritter Ehemann gönnte ihr diesen Erfolg nicht... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. September 2024

Ein Elefant irrt sich gewaltig (Midlife-Crisis-Komödie, 1976) Ein Familienvater und Ehemann in seinen Vierzigern hält sich für besonders treu und vorbildlich. Ausgerechnet, als in seinem Freundeskreis eine private Krise auf die nächste folgt, liebäugelt er ab, es ihnen gleich zu tun: Er wirft ein Auge auf eine neue, jüngere Zufallsbekanntschaft. Es folgt viel (Selbst-)Betrug und jämmerliches Zurechtreden - was Regisseur Yves Robert mit neckischem Witz seiner Hauptfigur und seinen realen Vorbildern unter die Nase reibt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Januar 2025

The Streets: Elbjazz Festival 2024 (Konzertmitschnitt, 2024) Garage trifft Hip-Hop trifft Grime - mit jeder Menge Power, Schwung und einer überraschend aufmunternden Art vermittelt: Der britische Musiker Mike Skinner wandelt zwischen den Genres, verkörpert rotzige Straßen-Attitüde und nutzt raffinierte Texte, um seiner Musik einen positiv-grüblerischen Einschlag zu verleihen. Auf dem Elbjazz Festival hat er es beschwingt fetzen lassen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. Juni 2025

NDR Bigband mit Lenine & Martin Fondse - The Bridge: Elbjazz Festival 2024 (Konzertmitschnitt, 2024) Beim Musikprojekt The Bridge finden Musikströmungen und Länder zusammen: Die NDR Bigband begrüßt den brasilianischen Singer-Songwriter Lenine, um unter dem Arrangement des Niederländers Martin Fondse eine prickelnd-fröhlich-distinguierte Melange aus Jazz-, Klassik- und Pop-Elementen zu präsentieren. Macht Mordslaune und lässt den Sommer in das Herz. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. Juni 2025

Rendezvous (Action, 1976) Geschildert aus der Egoperspektive einer Frontstoßstange: Ein Auto rast durch das morgendliche Paris. In unter acht Minuten düst es von der Porte Dauphine im Westen der französischen Hauptstadt zur Kirche Sacré-Coeur im Norden. Keine Zeitraffer, ein einziger Take, zahlreiche missachtete Rotzeichen, nahezu kontinuierlich missachtete Geschwindigkeitsbegrenzungen. Regisseur Claude Lelouch fuhr die 10,587 Kilometer lange Strecke selbst. Extrem eindrucksvoll! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. November 2024

Orphée mécanique (Elektro-Pop-Hörspiel-Musical, 2012) Felix Kubin verarbeitet den Orpheus-Mythos unter Einfluss des Pop-Art-Comics Orphi und Eura und präsentiert uns die bis in die Unterwelt reichende, tragische Liebesgeschichte als elliptische, kühl-nachdenkliche Tragödie über Sehnsucht und den Wert der Kunst. ARD-Audiothek, unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.