Dienstag, 25. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (25. Juni 2024)

Die Braut trug schwarz (Rache-Thrillerdrama, 1968) Truffaut verneigt sich vor Hitchcock: Jeanne Moreau ist hier bereits Jahrzehnte vor Uma Thurman eine Braut, die blutige, blutige Rache für einen tragisch geendeten Kirchenbesuch sucht. Spannend, tragisch, schwarzhumorig und mit einem durch allen Hitchcock-Elemente noch immer intensiv durchschimmernden Nouvelle-Vague-Flair. Schöne Sache! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2024

There Will Be Blood (Epochales Drama, 2007) Paul Thomas Andersons womöglich bester Film - aber zweifelsfrei sein bildgewaltigster: Daniel Day-Lewis und Paul Dano liefern vor eindringlich-karger Kulisse schauspielerische Glanzleistungen über Gier und Kontroll(verlust)e. Starkes, unvergessliches Kino. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Juli 2024

Ein Mann sieht rot (Rache-Thriller, 1974) Der im Vergleich zu den späteren Teilen vergleichsweise gemäßigte Auftakt der Death Wish-Reihe, der seine drastische Kriminalitätsdarstellung noch nutzt, um Charles Bronsons Figur in eine Rachefantasie zu schicken, die klar als tragischer moralischer Verfall dargestellt wird. Anders gesagt: Kein Rache-Reißer, um sich fröhlich grinsend Nachos reinzuschieben, sondern rau-dramatisches Thrillerkino.  ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 8. Juli 2024

Rom, offene Stadt (Neorealistisches Drama, 1945) Roberto Rossellini inszeniert eine Wirklichkeit, die sich selbst zu inszenieren scheint: Im Neorealismus-Meisterwerk Rom, offene Stadt sehen wir die ewige Stadt unter deutscher Besatzung. Sowie die unmittelbare Reibung zwischen Widerstand und Faschismus, Hoffnung und Elend sowie dokumentarisch wirkender Abbildung europäischer Zeitgeschichte und grotesk-skurriler, filmischer Einfälle. Ein eindringliches Stück Filmgeschichte. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 15. September 2024

Die Wiener Philharmoniker in der Waldbühne Berlin: Eine europäische Nacht (Klassikkonzert, 2024) Von Norwegen bis Italien, von Spanien bis Ungarn: Die Wiener Philharmoniker gastieren in Berlin und führen uns unter der Leitung von Stardirigent Riccardo Muti sowie moderiert von Désirée Nosbusch quer durch Europa. Eine Harmonie der europäisch-kulturellen Vielfalt. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 12. November 2024

Bosetti will reden! Fußball-EM und Party-Patriotismus (Kabarettistischer Kommentar, 2024) Sarah Bosettis 3sat-Late-Night habe ich euch ja bereits in einer anderen Ausgabe der Mediatheken-Tipps empfohlen. Aber mir fiel auf, dass ich Bosettis wöchentlichen, kabarettistisch-satirischen Kommentar auf das Weltgeschehen noch gar nicht vorgestellt habe. Huch, wollen wir das doch mal nachholen! In Bosetti will reden! ordnet Bosetti einmal die Woche aktuelle Diskurse ein und das eloquent, reflektiert, etwas sarkastisch, aber auch mit einem hartnäckigen Optimismus, dass wir die Kurve schon noch kriegen können. Aus Gründen der Aktualität habe ich mal die EM-Folge ausgesucht, aber jede ist sehenswert. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Juni 2026

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Dienstag, 18. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (18. Juni 2024)

Das schwarze Quadrat (Trockene Kriminalkomödie, 2021) Sandra Hüller, Pheline Roggan, Bernhard Schütz und Jacob Matschenz in einer knochentrocken erzählten Ansammlung spritziger Skurrilitäten: Zwei Kunstdiebe sitzen auf einem Kreuzfahrtschiff fest und müssen sich durch Lug und Trug bis zur Ankunft im sicheren Hafen als Elvis- und David-Bowie-Imitatoren durchschlagen. Schön absurd und toll unterkühlt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Juli 2024

M - Eine Stadt sucht einen Mörder (Thriller-Meisterwerk, 1931) Fritz Langs Tonfilm-Meilenstein ist zeitlos fesselnde, stilsichere Filmkunst - und eine leider weiterhin aktuelle Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Befindlichkeiten. Famos inszeniert, packend von Peter Lorre gespielt, brillant erzählt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Juli 2024

Daniel Hope: Dance! (Klassikkonzert, 2024) Starviolinist Daniel Hope lädt ein zu einer Welt- und Zeitreise durch berühmte Werke, bei denen die Füße einfach nicht stillstehen können. Das erstreckt sich vom Tango Escualo von Astor Piazzolla über Offenbachs Can-Can bis zum Danse macabre von Camille Saint-Saëns. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 16. August 2024

Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland (Szenische Lesung, 2024) Diese Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Ensemble und der investigativen Redaktion von CORRECTIV schrieb Anfang des Jahres bereits Schlagzeilen, aber es kann ja ganz offensichtlich nie schaden, Leute auf sie hinzuweisen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Januar 2025

Billie Eilish: Happier Than Ever at the O2 (Konzertfilm, 2022) Falls ihr neben dem von Robert Rodriguez inszenierten Disney+-Konzertfilm zu Happier Than Ever einen konventionelleren Nachschlag benötigt! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Juli 2025

Stadt, Land, Kultur - Paris: Die Aristocats bringen die Stadt zum Tanzen (Kulturmagazin-Beitrag, 2024) arte schafft, was Disney+ nicht macht: In diesem informativen, dennoch lockeren Kulturbeitrag wird Aristocats in Relation zu dem Paris gesetzt, das der Film schildert. Welche kulturellen Anspielungen enthält der Film, wie erging es der Bevölkerung in der von Disney gezeichneten Epoche der Weltstadt Paris und wieso spielt der Film genau dort zu genau dieser Zeit? Man stelle sich vor, Disney+ würde allen Disney-Klassikern selbst solch eine Mini-Doku widmen... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 24. April 2026

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 9. Juni 2024

Mediatheken-Tipps Spezial (9. Juni 2024)

Ich habe Donald Duck zwar schon bei FILMSTARTS zu seinem "90. Geburtstag" gratuliert, aber er verdient selbstredend noch mehr Liebe. Zum Glück lassen sich die deutschen Medien nicht lumpen:

Happy Birthday, Donald Duck! (Brisant-Beitrag, 2024) Ich will ehrlich sein: Ich habe eigentlich wenig für das Boulevardmagazin Brisant übrig, aber dieser mit Comicliebe und vielen schön zusammengestellten Schnittbildern voller Donald-Memorabilien und -Zeichnungen ist richtig hübsch gemacht. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Juli 2024

Zeitreise: 90 Jahre Donald Duck (Morgenmagazin-Beitrag, 2024): Das ARD-Morgenmagazin quetscht 90 Jahre Donald in einen gewitzten Beitrag, inklusive "Exklusivinterview" mit dem Jubiläum feiernden Schnatterich. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Juni 2026

Volle Kanne vom 7. Juni 2024 (Frühstücksmagazin, 2024) Ab Minute 34 geht es in dem ZDF-Frühstücksmagazin, das nach dem Morgenmagazin läuft, um Donald Duck. Im Beitrag gibt es unter anderem ein kurzes Archiv-Statement von Dr. Erika Fuchs, Ulrich Schröder lobt die Universalität Donalds und es gibt die riesige Merch-Kollektion zu Donalds 90. zu sehen... DIE NOCH IMMER NICHT ÜBER DEN DEUTSCHEN DISNEYSTORE ZU BEZIEHEN IST. WOLLT IHR MEIN GELD ETWA NICHT, DISNEY?! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Juni 2026

Der ewige Aktivist: Donald Duck wird 90 (Radio-Reportage, 2024) Donald-Zeichner Jan Gulbransson spricht mit SWR-Kultur darüber, wie sich die Donald-Comics in der jungen Bundesrepublik durchsetzen mussten, seine Liebe zum Erpel und den nicht immer offensichtlichen, aber keinesfalls zu vernachlässigen kulturellpolitischen Wert Donalds. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Das Wort zum Dienstag: Donald Duck (Radio-Satire, 2024) Jana Fischer räumt mit den ständigen Vergleichen zwischen dem besten und dem orangegetöntesten Donald auf und kommt zu einem klaren, ententarken Fazit. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Happy Birthday Donald Duck: Ein Antiheld für alle (Radio-Interview, 2024) SWR-Aktuell spricht mit dem Donaldisten Karsten Bracker (seines Zeichens Präsident/Präsiderpel) über die Krönung der Fiktion und ganz besonders über seine Qualitäten als Aufstehmännchen. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

1934: Erster Auftritt von Donald Duck (Radio-Beitrag, 2024) Kurz und knapp: 90 Jahre Donald in zwei Minuten. Werden Fans darin was lernen? Nein. Aber ich beneide auch keine Seele, die so viel Popkultur in so wenig Zeit quetschen muss. Da ist das hier schon ein fein gemachter Abriss. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 8. Juni 2024

Mediatheken-Tipps Spezial (8. Juni 2024)

 Kein Mucks! in Concert (Krimimusikkonzert, 2024)

Hörspielliebhaber Bastian Pastewka führt nun schon seit Jahren durch den Podcast Kein Mucks! in dem er durch die Archive der ARD-Radiowellen stöbert und Krimi-Hörspiele vorstellt. Was läge da näher, als ihn in einen Frack zu stecken, neben das WDR-Funkhausorchester zu stellen und ein Konzert voller Krimimelodien moderieren zu lassen? Mit seinem typischen Humor begleitet Pastewka einen Abend, der neben Evergreens wie der Miss Marple-Titelmelodie auch kriminalmusikalische Geheimtipps aus weitestgehend vergessenen Hörspielen umfasst. Zudem arrangierte Max Knoth beeindruckende Medleys aus Parodie und Vorlage, sowie schöne Suiten aus verschiedenen Musik-Interpretationen bekannter Krimi-Ermittler. Starkes Konzert.

Heldenreise: Broadway- und Film-Hits (Musical- und Filmkonzert, 2021)
Viel Disney, ein wenig Shrek und Wicked sowie ein feierlicher Konzertabschluss mit La La Land: die Musical-Stars Bettina Mönch und Dominik Hees singen, vom WDR-Funkhausorchester begleitet, Lieder, die ins Ohr und die Tanzbeine gehen. Gute Laune ist da sicher.

Wilder Westen (Filmmusikkonzert, 2019)
Natürlich erklingen Bernstein und Morricone, doch der Wilde Westen, interpretiert vom WDR-Funkhausorchester, ist noch facettenreicher. Haut die Bohnen in die Pfanne und nippt was Moonshine, es wird rau-romantisch.

So schön wie heut' (Konzert-Zeitreise in die Radiomusik der 1950er, 2023)
Gastgeber/Sänger Götz Alsmann, Sängerin Caroline Kiesewetter und Dirigent Jochen Neuffer bringen das WDR-Funkhausorchester und die WDR Big Band zusammen, um uns in die Klangwelt Deutschlands in den 1950er-Jahren zurückzuführen: Durch gewitzt-informative Einführungen kommentiert, ertönen die Radiohits der Wiederaufbaujahre, in denen eine Nation beschlossen hat, ihr Gedächtnis stummzuschalten, ein Wirtschaftswunder herbeizuschuften und sich mobil wie nie zuvor im Süden Europas zu erholen. 

Big Band Beethoven (Big-Band-Klassikkonzert, 2024)
Mit pandemiebedingter Verspätung zelebriert die WDR Big Band den 250. Geburtstag Beethovens, indem sie einige seiner bekanntesten Stücke auseinanderpflückt und im Big-Band-Sound rekonstruiert. Eine smarte, schöne und schmissige Verschmelzung der Klangwelten!

Das Konzert mit der Maus: Komponistinnen (Kinderfreundliche Konzertvermittlung, 2023)
Die Maus, Dirigentin Katharina Winco, das WDR-Sinfonieorchester, Moderatorin Jana Forkel und Moderator Johannes Büchs präsentieren einen faszinierenden Querschnitt an Werken einflussreicher Komponistinnen - wie Keiko Abe, Louise Farrenc und Ethel Smyth. 

Warum diese speziellen "Mediatheken"-Tipps? Die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Sender ist ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie oder halt im realen Leben: Die Rundfunkorchester spielen in Deutschland einen großen Beitrag zur Kulturvermittlung und genießen internationales Ansehen.

Daher überrascht es mich, dass ich in der ARD-Mediathek keine vollständigen Konzerte der ARD-Orchester gefunden habe (möglich, dass es sie in der Mediathek gibt - sie ist zwar sehr, sehr gut, ihre Suchfunktion aber nicht). Dafür gibt es allerdings eine Fülle an Konzerten auf YouTube. Und da ich seit der Veröffentlichung des Spielplans 24/25 der WDR-Ensembles recht viel über sie nachdenke, hatte ich Lust, euch so an meiner Freude teilhaben zu lassen. Einzelne Stücke dieser Ensembles kann man in der ARD-Mediathek finden und die Konzerte sind auch bei YouTube frei von nervigen Werbepausen!

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 1. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (1. Juni 2024)

Der schlimmste Mensch der Welt (Coming-of-Age-Tragikomödie, 2021) Ich liebe, liebe diesen Film! Regisseur/Autor Joachim Trier und Autor Eskil Vogt  nutzen die Endzwanzigerin Julie, um von Freud und Leid einer Teilgeneration zu berichten: Die von Renate Reinsve ebenso liebenswert-nachvollziehbar wie unfassbar-frustrierend gespielte Osloerin ist von den ihr zur Verfügung stehenden Optionen erschlagen und von den Erwartungen an sie erdrückt. Es folgt eine charismatische, lustige, traurige, schmerzhafte, befreiende, wahrhaftige und magische Geschichte der Selbstfindung. Hervorragend. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Juni 2024

Petite Maman - Als wir Kinder waren (Magischer-Realismus-Drama, 2021) Céline Sciammas erster Film nach ihrem international für Furore sorgenden Prestige-Projekt Porträt einer jungen Frau in Flammen fiel einige Nummern kleiner und kürzer aus, hat aber ebenfalls großen Charme. Ihre herzliche Auseinandersetzung mit Mutter-Tochter-Dynamiken und der Magie im vermeintlich banalen (und non-digitalen) Kindheitsalltag ist ruhig-nachdenkliches Wohlfühl-Gefühlskino. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 24. Juni 2024

Porträt einer jungen Frau in Flammen (Romantikdrama, 2019) Apropos Céline Sciamma: Auch ihr wuchtig nachhallendes, dabei so betörend-stilles Liebesstück Porträt einer jungen Frau in Flammen ist wieder in der ARD-Mediathek zu finden. Wer diese in atemberaubend schönen Bildern gefilmte, von einer riesigen Anziehungslraft zwischen Noémie Merlant und Adèle Haenel lebende Liebesgeschichte im historischen Gewand noch nicht gesehen hat: Jetzt wäre ein starker Zeitpunkt, das zu ändern! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2024

Axiom (Dramödie, 2022) Jöns Jönssons Berlinale-Beitrag dreht sich um den notorischen (und womöglich pathologischen) Lügner Julius (Moritz von Treuenfels). Bei dessen ständigen Flunkereien drängt sich die Frage auf, ob wir ihn für seine Unehrlichkeit hassen, für seine Kreativität bewundern oder für seine Unfähigkeit, wahrhaftig mit seinem Umfeld umzugehen, bemitleiden sollen. Gewitzt und mit Gravitas gespielt, mit einem Hauch Gesellschaftskritik versehen und leichtgängig umgesetzt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 21. Juli 2024

Kohlhiesels Töchter (Komödie, 1920) Stummfilm von Regiegröße Ernst Lubitsch, der hier noch nicht den Feinsinn seiner berühmteren Werke zeigt, sondern das Theaterlustspiel, auf dem diese Komödie basiert, mit deftiger Komik auf Zelluloid bannt. Die Vorlage wiederum ist eine ins deutsche Bauernmilieu verlagerte Verzerrung von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung. Mit einem neckisch aufgelegten Cast und einigen stilvollen Frivolitäten ergibt das einen zünftigen, etwas groben Spaß. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 25. August 2024

Privatleben (Metafiktionales Romantikdrama, 1962) Louis Malles gibt Brigitte Bardot die Möglichkeit, sich an der Seite von Marcello Mastroianni mit ihrem Image auseinanderzusetzen: Die zum Sexsymbol hochstilisierte Schauspielerin, die lieber für ihr Können als für ihr Aussehen bekannt geworden wäre und definitiv lieber für ihr Schaffen als für ihr Privatleben, kokettiert mit ihrem Karriereverlauf, ihrer Darstellung in der Presse und verarbeitet reale Vorfälle, die man kaum glauben mag. Smart konstruiert, schön gefilmt! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. August 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.