Sonntag, 31. August 2008

Deutsche Bastarde

Quentin Tarantino gibt sich für seinen kommenden Film jede Menge Mühe. Nach jahrelanger Skriptphase stellt der Kultregisseur eine internationale Besetzung für Inglorious Bastards zusammen, der unter anderem in Frankreich und Deutschland gedeht werden soll.

Der Deutsche Christoph Waltz (u.a. Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit) wird als Hauptbösewicht "Jew Hunter" in Inglorious Bastards zu sehen sein. Weitere Deutsche im Cast sind Michael Fassbender (300) als britischer Offizier und Diane Krueger (Troja, Das Vermächtnis der Tempelritter und Das Vermächtnis des geheimen Buches) als eine deutsche Schauspielerin.

Freitag, 29. August 2008

Der gesunde Wahnsinn kehrt zurück!

Endlich hat das Leben wieder einen Sinn! Denn am kommenden Mittwoch, den 3. September 2008 kehrt sie zurück in die deutsche Prime Time, die Serie, die den Appletini populär machte und uns zeigte, wie stylisch ausgestopfte Hunde sein können. Die Serie, die uns alle an das ultimative Wort "Bananarama" erinnerte und bewies, dass man Mangobuttercreme nicht nur als Körperpflegemittel benutzen kann. Die Serie, die als einzige Lachmuskelkrämpfe auslösen darf, während sie einen mit emotionalen Wahrheiten aus unserem Leben überrascht.

Scrubs - Die Anfänger
startet exakt fünf Jahre und einen Tag nach seiner Deutschlandpremiere in die mittlerweile siebte Staffel - die zugleich auch die letzte Staffel ist, die in den USA auf dem Haussender der Serie, NBC, ausgestrahlt wurde. Nach der auf achtzehn Episoden ausgelegten Mini-Staffel (von der dank des Autorenstreiks in den USA nur elf produziert wurden) wechselte die Serie, die schon längst die Grenze zur uneingeschränkten Genialität in die Luft sprengte, zu ABC.

Die nächsten Wochen heißt es mittwochs um 22.45 Uhr also: Handys ausschalten, Telefonkabel ausstecken, Computer runterfahren und ProSieben einschalten. Etwas besseres wird man um diese Zeit nämlich nicht machen können.

Wer möchte, kann übrigens schon früher ProSieben einschalten, denn am neuen Serien-Mittwoch laufen außerdem neue Folgen des weibisch-soapigen und unnötig überdramatisierten Scrubs-Abklatsches Grey's Anatomy, der auch in seinen neusten Episoden um 21.15 Uhr beweisen wird, dass Off-Kommentare nicht immer so intelligent wie die von JD sein müssen, sondern gerne auch mal in konstruierten Schmalz ausarten können*, sowie die neue Serie Samantha Who? um 22.15 Uhr.
Doch das ist alles freiwillig. Scrubs ist dagegen Pflicht. Etwas besseres werdet ihr dieses Jahr nicht mehr im Fernsehen finden können. Im Kino dagegen besteht durchaus eine gewisse Chance - schließlich startet Ende des Monats WALL•E im Kino. Und wenn einer dieses Jahr dem verrückten Krankenhaus mit großem Herzen die Stirn in Sachen Qualität bieten könnte, dann einzig und allein Pixars liebenswürdiger Müllroboter.


* Ich habe nicht wirklich was gegen Grey's Anatomy, aber sobald Scrubs ins Gespräch kommt ist es für mich einfach Pflicht auf die Krankenhaus-Soap einzudreschen. Das gebieten die Ehre und Loyalität.


Weiterführende Artikel:

Donnerstag, 28. August 2008

Facebook - Der Film

Immer wenn Leute behaupten, Hollywood gingen die Ideen aus, heizt die Traumfabrik Amerikas die Diskussionen durch immer seltsamere Inspirationsquellen an. Deuten Adaptionen von Comics, Themenparkattraktionen und Brettspielen auf einen Ideenmangel oder eher auf eine besonders schnell anheizbare Fantasie hin?

Doch weiterhin eine der größten Ideenquellen bleibt das wahre Leben. Auch wenn die Ereignisse aus der Realität, die für Filme in Betracht gezogen werden auch immer öfter nach ziemlicher Verzweiflung klingen. So möchte Drehbuchautor Aaron Sorkin (Der Krieg des Charlie Wilson) einen Film über die Erfolgsgeschichte des 2004 von einem Harvard-Studenten gegründeten Netzwerkes Facebook (das US-Äquivalent zu StudiVZ und MeinVZ) auf die Beine stellen.
Scott Rudin (Sister Act, Truman Show, Darjeeling Limited) wird laut Variety als Produzent tätig sein, veröffentlicht werden soll der Film unter dem Label von Sonys Tochterfirma Columbia Pictures.

Klingt für mich erstaunlich uninteressant, aber wenigstens ist diese Idee bei weitem nicht so peinlich wie manch andere Pläne Hollywoods.

Mittwoch, 27. August 2008

Underdog

Underdog war eine Zeichentrickserie aus den 60er und 70er Jahren, die in den USA ungemeine Popularität genoss. Der reimende antropomorphe Hund stellte eine liebenswürdige und schusselige Parodie von Superman und Co. dar und blieb unter anderem auch aufgrund des Titelsongs mit Ohrwurm-Charakter in Erinnerung.
In Deutschland ist die Serie dagegen nahezu unbekannt, den meisten wird sie am ehesten noch durch Scrubs - Die Anfänger bekannt sein, wo die A Capella-Truppe vom dauerversagenden Anwalt Ted in einer frühen Episoden den Underdog-Titelsong zum besten gab.
Auch ich erfuhr nur über Scrubs von Underdog, weshalb mich Disneys Ankündigung, eine Underdog-Verfilmung zu planen und bei Erfolg gegebenfalls zum Franchise auszubauen, nur wenig interessierte. Soll der Film halt auf mich zu kommen, ich würde dann ja sehen, was ich davon zu halten habe.

Schließlich startete Underdog in den USA und entpuppte sich als Flop. Das neben dem breiten Publikum auch die Kritiker dem Film die kalte Schulter war da keine Überraschung mehr. Viel überraschender war da schon Dick Cooks Aussage in einem Interview mit BoxOfficeMojo. Der Internetseite gegenüber erklärte sich der Chairman von Walt Disney Pictures den Flop des Films damit, dass der Film viel zu jung sei und etwas mehr Reife hätte vertragen können.
Wow. Wenn der Chairman von Disney Pictures auf diplomatische Weise sagt, dass ein Film zu kindisch ist, dann sollte man sich echt Sorgen machen. Der Film kann nichts gutes sein.

Nun habe ich Underdog auf DVD nachgeholt. Tja, und mir bleibt nichts anderes übrig zu sagen, als dass der Film überhaupt nicht die cinastische Geschmacksvergewaltigung ist, die viele in ihm sehen wollen. Underdog ist ein richtig knuffiger, unschuldig-süßer Familienfilm mit warmherzigem Humor und einer niedlichen Geschichte. Es ist zwar keineswegs die disney'sche Hundekomödie, die ihrem erwachsenen Publikum am meisten bietet, aber sofern man nicht völlig von Zynismus zerfressen ist bietet sie auch jedem jenseits der ersten Schnapszahl an Lebensjahren viel süße und kurzweilige Unterhaltung.
Nur die Halbwertszeit des Films ist ziemlich unterdurschnittlich. Das liegt vor allem an der mangelnden Tragweite der Geschichte. Ein Schuss mehr Dramaturgie hätte beim Publikum die Wirkung erzielt, die man hier wohl erreichen wollte.

Aber der Reihe nach:
Disneys und Spyglass Entertainments mittlerweile vierundzwanzigste Zusammenarbeit Underdog verlegt die Geschichte der Cartoonserie, die noch in einer von antropomorphen Tieren und Menschen bevölkerten Welt spielte, in unsere Realität und erzählt erstmals die Entstehungsgeschichte des Hundes mit Superfähigkeiten.
In bester Spider-Man-Manier erzählt die Hauptfigur selbst ihre Geschichte und beginnt mit ihrem Alltag als Lachnummer der Polizeistaffel. Der kleine Beagel (Jason Lee bzw. Philipp Brammer) hat im Gegensatz zu anderen Hunden keinen sonderlichen Spürsinn und braucht zudem eine Familie und Bestätigung. etwas, dass er in der Hundestaffel nicht bekommt.
Eines Abends wird er von der Straße geschnappt und von Simon Bar Sinister, einem verrückten Wissenschaftler, als Versuchsobjekt für ein Genexperiment missbraucht. Dabei erhält er Superkräfte, mittels derer der kleine Beagel entkommen kann.

Dan Unger (Jim Belushi), ein Ex-Polizist und jetziger Wachmann in Bar Sinisters Labor, nimmt den Beagel in der Hoffnung so den Respekt seines Sohnes wiedergewinnen zu können bei sich auf und tauft ihn Shoeshine. Dans Sohn Jack entdeckt die Superkräfte des neuen Familienmitglieds und tauft sein Superhelden-Alter Ego Underdog. Während Shoeshine an seinen Kräften und seinem Auftritt feilt und mit der Hundedame Polly (Amy Adams bzw. Barbera Schöneberger) flirtet, schickt Bar Sinister seinen Gehilfen Cad (Patrick Warburton) auf die Suche nach dem entkommenen Hund.

Die restliche Geschichte ist - wen überrascht es - vorhersagbar und bedient sich allerlei vorgekauten Handlungselementen aus ähnlich gelagerten Familienkomödien und auch von Superheldenfilmen. Zumindest letzteres ist auch eine gewisse Stärke des Films, da hier mit viel Herz eine kindgerechte Superheldenparodie erschaffen wird, die sich wirklich gut ansehen lässt. Nur leider ist der Film bei weitem nicht so dramatisch wie das, was er nachzeichnet. Viele Bilder aus aktuellen Superheldenfilmen finden sich wieder, doch die Bedeutung, die sie in den Vorlagen haben lässt sich hier nur erahnen.
Underdog ist nunmal nur eine kleine Familienkomödie, aber dennoch wäre etwas mehr ehrliche Tragweite willkommen gewesen. Denn so wäre der Film erinnerungswürdiger und hätte auch eine größere Emotionalität.

Die Darsteller sind allesamt okay, positive Ausnahme ist Patrick Warburton, der seine Rolle als dümmlicher Schurcken-Sidekick herrlich auflegt. Es erinnert nicht von ungefähr an Kronk aus Ein Königreich für ein Lama, hat aber genug neue Eigenheiten um nicht als Selbstkopie zu gelten.

Die Tricks - vor allem die semi-animierten Hunde, sind für die Größe dieser Produktion durchschnittlich, dafür wissen die englischen und deutschen Stimmen in allen Belangen zu überzeugen. Mit Überraschung durfte ich feststellen, dass Barbera Schöneberger genauso wie Amy Adams klingt. Ist es zu spät eine Neusynchro von Verwünscht zu verlangen?
Oder eher zu früh? Naja, ich frag in 4 Jahren nochmal, okay?

Fazit: Der Film ist besser als sein Ruf, ist also ein wahrer Underdog. Wie ironisch das Leben doch sein kann.
Wer knapp 75 Minuten lang kurzweilige, aber harmlose, Familienunterhaltung sucht und sich ein bisschen mit Superheldenfilmen auskennt, darf hier einen Blick risikieren.

Stromberg geht ins Kino?


The Hollywood Reporter meldet, dass Stromberg ins Kino kommt. Laut der Onlinepräsenz des Branchenblattes wird der Kinofilm als Finale der vierten Staffel fungieren.
Sicher können wir uns allerdings noch nicht sein. Bislang stand nur fest, dass man der vierten Staffel ein Finale in Spielfilmlänge gönnen möchte, was Spekulationen über einen Kinofilm auslöste.

Es ist also möglich, dass die Redakteure des Hollywood Reporters etwas falsch verstanden haben, schließlich behaupten sie auch, die kommende Serie Berühmt sei ein Stromberg-Spin-Off. Dabei handelt es sich aber um eine neue Serie von Ralf Husman (dem Stromberg-Autor) und Bjarne Ingmar Mädel, der in Stromberg den Berthold "Ernie" Heisterkamp spielt.

"Toy Story" handelt von Sex und "Stirb langsam" über den Kampf gegen die Modeindustrie

Volkswagen unterstützt seit einigen Jahren in den USA zahlreiche Independent-Filmfestivals. In Rahmen dessen veröffentlicht Volkswagen nun einige Werbespots, in denen Leute überraschende Interpretationen bekannter Mainstream-Filme erklären.
Die Spots sind sehr witzig und befinden sich hier.

Dienstag, 26. August 2008

The Dark Knight - Der Deutschlandstart ist geglückt

Manchmal bin ich richtig froh, dass ich mich irre. Letzte Woche sah ich noch eine mittelschwere Blamage für Kinodeutschland auf uns zukommen. Doch ein wenig vertrauen kann man in Deutschland noch immer haben:
Wie die beste Anlaufstelle für solche Zahlen, insidekino.de, meldet lockte The Dark Knight am Startwochenende (Donnerstag bis Sonntag + Previews) 868.763 Besucher in die Kinos. Dies ist der beste deutsche Start eines Batman-Filmes (Burtons Original hielt mit 670.807 den bisherigen Rekord). Somit hat The Dark Knight auch das Kunststück vollbracht allein am Startwochenende bereits 98% des Gesamtergebnisses seines direkten Vorgängers eingeholt zu haben. Wer nun sein Geld darauf setzt, dass Batman Begins in Deutschland der erfolgreichere Teil bleibt kann es auch gleich verbrennen...

Deutschland beweist Geschmack in Sachen Kino. Sehr schön, das kann so bleiben. Wenigstens so lange, bis ein gewisser kleiner Müllroboter in Deutschland sämtliche Rekorde gebrochen hat.

Sonntag, 24. August 2008

Gump Royale

Sehr gelungener Trailer Mash-Up:



Wäre sicher ein Publikumserfolg. Tom Hanks, Action und Franchise-Power... Da muss das Quantum Trost erst gegen ankommen.

Samstag, 23. August 2008

Warner Bros. hat das Patentrezept für Superheldenfilme

...oder meint das Studio zumindest.
Im Zuge des überwältigenden Erfolgs von The Dark Knight kündigte Warner Bros. an, verstärkt auf Adaptionen von DC-Comics zu setzen. Als Konsequenz des eher verhalten angenommenen Superman Returns möchte man die Reihe um den blauen Mann aus Stahl jedoch neustarten, ähnlich wie es Marvel mit dem Hulk tat.
Die neue Superman-Reihe soll, genau wie die anderen geplanten Comicadaptionen um Green Lantern, Flash, Green Arrow und Wonder Woman, in einem ähnlich düsteren Stil wie The Dark Knight gehalten werden, meldet Moviegod.de.

Ich kann verstehen, weshalb man bei Warner Bros. nun auf eine düstere Atmosphäre in den Comicadaptionen zielt, nachdem man ironischerweise vor rund einer Dekade Tim Burton aufgrund seines düsteren Stils rauswarf. Schließlich bewies The Dark Knight, wie erfolgreich eine ernsthafte und dunkle Comicverfilmung sein kann.

"Warum denn so ernst?" - Ja, warum eigentlich?

Allerdings sehe ich bei all dieser Düsternis schwarz für kommende DC-Comicadaptionen. Denn nur weil dieser Ansatz bei Batman funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass auch alle anderen Comichelden in ihrer dunkelsten Reinkarnation am besten funktionieren, oder dass die Fans anderer Comichelden genauso wie die Batman-Fans gerne eine düstere Verfilmung sehen wollen. Geschweige denn das restliche Kinopublikum.
Am meisten lässt mich jedoch dieser vorschreibende Ton des Studios an der Idee, sämtliche kommende DC-Verfilmungen düster zu halten, zweifeln. Es kann einfach nicht funktionieren, wenn ein Studio aktuelle Erfolge analysiert, meint eine Formel gefunden zu haben und diese hypothetische Erfolgsformel auf andere Filme anwendet. Diese kühle Berechnung wird über kurz oder lang nicht aufgehen, allein schon deshalb weil man den Filmschaffenden so Grenzen aufsetzt.

Nolans Batman-Filme funktionieren nicht allein deshalb, weil sie düster sind, sondern vor allem weil Christopher Nolan und alle anderen Beteiligten so viel Arbeit in diese komplexen Filme gesteckt haben. Eine solch ambitionierte Herangehensweise kann nur dann entstehen, wenn die Filmschaffenden ihre Vision auf Film bannen können - und Nolans Team hatte halt eine dunkle Vision Batmans.
Mit einem "Macht es düster"-Diktat wird man keine durchdachten Filme erzwingen können.

Generell erscheint mir Warners Reaktion sehr kurzfristig gedacht. Man bedenke - die erfolgreichsten Superheldenfilme, die nicht The Dark Knight heißen, sind Sam Raimis Spider-Man-Filme, die zwar nachdenklich sind und einige dramatische Szenen aufweisen können und sich mit Peter Parkers Persönlichkeit beschäftigen, aber als Gesamtwerk bei weitem nicht düster sind. Einzelne Sequenzen durchaus, aber nicht die Gesamtstimmung der Filme.

Vom anderen erfolgreichen Superheldenfilm dieses Jahres (Iron Man) ganz zu schweigen. Der funktionierte im Grunde genommen allein durch seine lockere Herangehensweise.

Ein Detail aus Warners Ankündigung möchte ich jedoch ohne jede Kritik erwähnen: Ein dritter Batman-Teil ist nun offiziell. Mehr Informationen wollte (oder konnte) man leider noch nicht geben.

Freitag, 22. August 2008

Breaking The Wall

Herzlich willkommen bei "Fachbegriffe leicht erklärt", mit Ihrem Fachidioten Sir Donnerbold.
Heute möchten wir uns dem Terminus Breaking the fourth Wall, oder einfacher Breaking the Wall beschäftigen.

Die so genannte vierte Wand stammt aus der Welt des Theaters, in der die vierte Wand in der Welt eines aufgeführten Stückes durch den Publikumssaal ersetzt wurde. Für die Charaktere in diesem Stück sind die Häuser komplett vollständig, doch für das Publikum existiert die Frontwand nicht. Es blickt durch diese rein fiktive (und nicht durch Bühnenbauten repräsentierte) Wand auf die Charaktere.
Wenn eine Figur in einem Stück das Publikum oder die Mitarbeiter des Theaters direkt anspricht und klar macht, dass sie weiß nur Teil einer Fiktion zu sein, durchbricht dieser im übertragenen Sinne diese vierte Wand. So ermahnt der Protagonist in Aristophanes Der Frieden, der im Stück in Begleitung dreier Göttinen nach Hause fliegt - was im Stück dadurch dargestellt wird, dass der Darsteller mittels eines Krans emporgehoben wird, während eben dieser Flugsequenz den Kranführer, dass er vorsichtig sein soll.

Das Durchbrechen dieser Grenze und die direkte Adressierung des Publikums oder sonstige Anspielungen, in denen sich eine Figur bewusst macht, dass das erlebte nicht die Realität ist, bleibt jedoch nicht auf das Theater beschränkt. Solche Momente kommen auch häufig in Büchern, noch häufiger aber auch in Filmen oder Fernsehserien vor, wo die Leinwand bzw. der Bildschirm die vierte Wand ersetzen.

Immer noch zu kompliziert. Dann sehen Sie sich doch bitte das folgende Werbeplakat an, welches förmlich die Wand durchbricht:

(Quelle: Copyranter)

Die Brüste der Frau sind durch das beworbene Produkt dazu in Stande, das Glas vor dem Plakat zu durchbrechen. Dies ist zum einen wortwörtliches Durchbrechen der Wand, zum anderen auch im literarischen Sinne ein Vorfall von Breaking The Wall. Während sonstige Plakatmotive in ihrer eigenen Realität spielen und sich keiner Kamera (oder Glasscheiben) bewusst sind, funktioniert dieses Motiv nur mittels dieses Bewusstseins.

Nun sollte Ihnen alles klar sein. Ich bedanke mich.

Donnerstag, 21. August 2008

The Dark Knight

ACHTUNG! Der folgende Beitrag enthält zahlreiche Spoiler zu The Dark Knight! Wer sich die Spannung nicht verderben möchte, sollte nicht weiterlesen!

Außerdem enthält der erste Absatz Spoiler zu Unbreakable!


Warum denn so ernst?

2000 veröffentlichte Touchstone Pictures mit Unbreakable den ersten Film von M. Night Shyamalan nach seinem Sensationserfolg The Sixth Sense. In diesem düster-nüchternen Mystery-Thriller spielte Bruce Willis einen einfachen, von Alltagsproblemen geplagten Mann, der plötzlich herausfinden muss, dass er zu höherem erkoren ist. Er ist dazu bestimmt ein Superheld zu werden. Doch wie er später lernen sollte, gehört zum Heldendasein auch eine Kehrseite der Medaille. Er als Held steht am Ende einer Linie - auf der selben Linie jedoch wartet am anderen Ende seine Nemesis, der Schurke, welcher den Helden komplettiert. Ein Mensch, der aus dem selben Holz geschnitzt ist. Zusammen ergeben sie erst ein ganzes, davon ist der Bösewicht überzeugt, während der Held es nicht wahr haben möchte.
Unbreakable konnte aufgrund seiner gemächlichen Dramaturgie und des eigenwilligen Stil Shyamalans nicht jeden Kinozuschauer überzeugen, fand mit seinem packenden, realistischen Stil und seiner kühl inszenierten Geschichte über den Werdegang eines Superhelden jedoch auch seine Fans.
Nun, acht Jahre später, erscheint mit The Dark Knight ein Film, der für das Subgenre der Superheldenfilme all jenes vollbringt, was sich Unbreakable vornahm und nur bedingt erfüllen konnte. Er ist realistisch, vereinnahmend, düster und stellt die unschöne Hypothese auf, dass ein Held auch seinen exakten Gegenpart heraufbeschwört. Dass sie sich nur so komplettieren.

The Dark Knight ist jedoch noch vieles mehr. Mit diesem über 150 Minuten langen Epos liefert der aus Großbritannien stammende Regisseur und Autor Christopher Nolan ein komplexes Werk ab, dessen volle Ausmaße eine einzelne Rezension unmöglich abdecken kann. The Dark Knight ist vielschichtig, bis ins letzte Detail schlüssig durchdacht und regt den gebannten Betrachter zum intensiven Nachdenken an. Und obendrein weiß diese spannende, visuell beeindruckende Hollywood-Produktion noch ausgezeichnet zu unterhalten.
Oder ist es in Wahrheit umgekehrt? Ist The Dark Knight ein packender Unterhaltungsfilm, der obendrein den Intellekt des Zuschauers fordert?

Anspruchsvolle Kinounterhaltung ist für Christopher Nolan alles andere als Neuland, schließlich zeichnete er sich nicht nur für solche Kinojuwelen wie Prestige verantwortlich, sondern auch für Batman Begins, eben jene lose Comicadaption, die den Grundstein für die Reanimation des Batman-Franchises legte. Versiert erzählte Nolan in Batman Begins den Werdegang Bruce Waynes, den Sohn eines Multimilliardärs mit Schuldgefühlen, zum Gerechtigkeit selber in die Hand nehmenden Retter einer in Kriminalität versunkenen Stadt.
Die während dieser Geschichte angeschnittenen Themen sind Mut, die Frage nach den Grenzen von Selbstgerechtigkeit und vor allem die ausführliche Erörterung des Angstgefühls, welches im Film als zentrales Leitmotiv Batmans fungiert und auch dem psychisch labilen Dr. Jonathan Crane alias Scarecrow seine Macht verleiht.
Batman Begins wusste mit seiner Dramatik und thematischen Tiefe die Kinozuschauer zu überraschen, vor allem jene, die sich noch mit Grauen an Joel Schumachers knatschbunten und quirlig-sinnbefreiten Batman & Robin erinnerten.

Der Superheldenfilm ist durch Nolan endgültig erwachsen geworden. Holten ihn die Spider-Man-Filme unter der Regie Sam Raimis bereits aus den Kinderschuhen und jagten ihn mit einer das Publikum begeisterten Verquickung von Leichtigkeit und Nachdenklichkeit in die Pubertät - mitsamt den dazugehörenden Sinneskrisen und Phasen der Selbstfindung, schien die Metamorphose der Strumpfhosen- und Capeträger nun abgeschlossen.
Doch wie The Dark Knight beweist, war Batman Begins lediglich eine Vorübung, der Appetitanreger zu einem aufwändig zubereiteten, köstlich verzierten und vorzüglich mundenden Gourmet-Mahl.
The Dark Knight ist zwar, und daran besteht kein Zweifel, eine konsequente Weiterführung seines Vorgängers, zugleich jedoch auch ein gänzlich eigenständiger Film mit anderem Erzählstil und einer eigenen Atmosphäre. Allein schon die Farbästhetik in The Dark Knight macht den aufmerksamen Zuschauer darauf aufmerksam. Wählte Nolan in Batman Begins nahezu durchgehend eine Palette von Braun-, Orange- und Schwarztönen, welche dem Film einen erdigen, bodenständigen, jedoch auch einschüchternden Comiclook verliehen, dominieren in den stilisierten Szenen kühle und dunkle Blautöne das von Nolans Stamm-Kameramann Wally Pfister virtuos eingefangene Bild. Batmans Welt erscheint dank dieses neuen Farbcodes weniger schmutzig und rettungslos verloren, bleibt dennoch von der unseren distanziert.

Durch den Blaufilter verleihen Nolan und Pfister ferner den beeindruckenden Kamerafahrten durch Gothams und Hong Kongs Häuscherschluchten eine hypnotische Wirkung - der dank den gekonnt ausgewählten Kamerawinkeln ohnehin schon in der bedrückenden Großstadtwelt gefangene Zuschauer wird vom kühlen Blau geraderecht in die Leinwand gesogen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass in The Dark Knight der (für den Zuschauer erkennbare) Einsatz von Farbfiltern und -korrekturen im Vergleich zu Batman Begins stark zurückgeschraubt wurde.
Vor allem die atmosphärischen Kamerafahrten und einige der emotionaleren Sequenzen sind mit diesem (alb-)traumhaften Blauschleier eingehüllt, doch der Großteil des Films kommt ohne farbliche Veränderungen aus. Es wird gerade noch genug farblich verfremdet, um die aufgezählten Effekte zu erreichen. Die restlichen Szenen sind optisch in unserer Realität verwurzelt, verleihen dem Film somit einen beklemmenden Realismus, eine Glaubwürdigkeit, die Batman Begins mit seiner Erwachsenencomic-Farbästhetik nicht erreichen konnte. Was das Kinopublikum in The Dark Knight zu sehen bekommt, könnte genauso gut nicht in Gotham, sondern in der nächstbesten Großstadt spielen.

Exakt dies spielt in die Hände der ohnehin schon beängstigend allgegenwärtigen Figur des Jokers, dessen ausgetüftelter Raubüberfall auf eine Bank den furiosen Auftakt des Films bildet.
Leichtfertig könnte manch Kritiker den ausführlich gezeigten Raubüberfall als für die Handlung des Films hinlässig bezeichnen, als bloßen Schauwert, der The Dark Knight möglichst adrenalingeladen beginnen lassen soll, um so die nach Action gierende Zielgruppe frühzeitig zu befriedigen.
Doch der Überfall des Jokers mit seinen Clowns-Gehilfen hat für den Film eine unersätzliche Funktion. So zeigt er nicht nur gleich zu Beginn, wie perfide durchdacht die Aktionen des Jokers sind, er führt dem Zuschauer auch die skrupellose und unberechenbare Ader dieses mit Clownsschminke bemalten Verbrechers vor. Am wichtigsten ist allerdings, dass wir durch diese ausführliche Sequenz einen Vergleichswert bekommen, der während des Films bei vielen Zuschauern sicherlich nur unterbewusst von Bedeutung ist, aber dennoch wichtig für die in The Dark Knight behandelte Thematik ist.
Bevor sich der Joker erstmals mit Gothams mythenumwobenen Rächer im Fledermauskostüm beschäftigt, präsentiert er sich als gewissenloser Meisterverbrecher mit viel Hang zur Theatralik und aufwändigen Schachzügen. Dennoch beschränken sich seine Taten auf reine Verbrechen wie Mord und Raub. Er scheint noch gewisse Motive zu haben, auch wenn diese von seinem Wahnsinn in den Schatten gestellt werden.

Erst als der Joker unangekündigt bei einer Versammlung von Gothams Unterwelt auftaucht und den Ganoven den Spiegel vor die Augen hält, ihnen erklärt, dass sie seit Batman in Gotham sein Wesen treibt ängstlich und vorsichtig werden, wächst der Joker über sich hinaus.
Das erste Treffen zwischen der Mafia und dem Joker gehört zu den Highlights des Films und dieses Kinojahres. Zu faszinierend ist das psychopatische Wesen des Jokers, den der verstorbene Heath Ledger bis in die feinste Nuance zeichnet. Seine Mimik und Gestik sind hypnotisch, der versiffte Sprachduktus abstoßend, der Tonfall und das diabolische Glänzen in den Augen abstoßend. Das verwaschene Make-Up und die auffällige, unpassende und ungepflegte Kleidung vervollständigen das Bild dieses Psychopaten. Seine abfällige Rede vor der versammelten Unterwelt trägt er mit einer solchen Selbstüberzeugung vor, sein Verhalten und Humor sind so zynisch und menschenverachtend (Stichwort "Zaubertrick"), dass einem nichts anders übrig bleibt als ungläubig auf die Leinwand zu starren. Sein Joker ist faszinierend und abschreckend zugleich.
Es ist diese Szene, die den wahren Joker in den Film einführt. Der skrupellose Meisterverbrecher aus dem Intro tritt hier zurück und macht Platz für einen Wahnsinnigen, der sich mit einer dunklen Ikone messen will. Doch sogar dieses Motiv, den Mord an Batman, verliert der Joker im Laufe des Films. Aus dem Joker wird ein psychopatischer Größenwahnsinniger, der mit seinen Terroranschlägen Gotham in Anarchie und Chaos stürzen will, ein pyromanischer, paranoider Spinner, der seinen Widersachern am liebsten mit Messern gegenüber tritt, da sie ihn im Gegensatz zu Schuswaffen den Schmerz und die Angst seiner Opfer spüren lassen. Ein Verrückter, der beweisen will, dass jeder so wie er werden kann.
Batman macht den Joker erst komplett, ohne diesen scheinbar übermenschlichen Kämpfer für das Gute könnte er gar nicht völlig aufblühen. Und ohne solche absoluten Inkarnationen der Bösartigkeit könnte Batman nicht wachsen, vom Rächer zum dunklen Ritter aufsteigen.


Die Nacht ist am dunkelsten vor der Dämmerung

Es ist diese Paradoxität, die Nolans Batman qualitativ über andere Superhelden stellt. Spider-Man beschwört in Raimis Trilogie keine weiteren Mutanten herauf, doch Batmans theatralischer (und notwendiger) Kampf gegen den Abschaum Gothams erschafft solch gefährlichere Bedrohungen für den Frieden wie den Joker.
Unter anderem auch deshalb gedenkt Bruce Wayne auch im Laufe von The Dark Knight sein Fledermauskostüm und seine hochtechnische Ausrüstung an den Nagel zu hängen.
Sein Hauptgrund ist jedoch der Staranwalt Harvey Dent, der als strahlender, weißer Ritter auftaucht und ohne ein Anzeichen von Angst in Gotham aufräumt. Mit seiner sympatisch-strahlenden Art bei öffentlichen Auftritten und Pressekonferenzen bringt er Ordnung und Hoffnung nach Gotham, dient als Vorbild für die Menschen Gothams.
Dent ist dabei auch der neue Mann im Leben von Bruces Jugendliebe Rachel Dawes, dieses Mal gespielt von Maggie Gyllenhaal, anstatt von Katie Holmes, die noch in Batman Begins die Rolle verkörperte, sich dann jedoch bei den Gagenforderungen für The Dark Knight übernahm.

Holmes' misslungenes pokern um ihr Gehalt ist ironischerweise ein Glücksfall für The Dark Knight. Während Neubesetzungen alter Rollen im Normalfall den Zuschauer aus dem Film reißen und negativ auffallen, passt sich Gyllenhaal viel besser in den restlichen Film ein, als es Holmes könnte. Gyllenhaals Interpretation der Rolle wirkt erschöpfter und mitgenommener von den Vorfällen in Gotham.
Doch auch Gyllenhaals Rachel wird von den Männern im Film an die Wand gespielt, überraschenderweise auch von Aaron Eckhart als Harvey Dent. Dessen Rolle wirkte in den Trailern zu The Dark Knight noch als mögliche Achillesferse des Films. Dent erweckte den Anschein, als sei seine Funktion im Film hauptsächlich die eines Nebenbuhlers, der Bruce Wayne an seinem Doppelleben zweifeln lässt. Erinnerungen an ein Spider-Man-typisches, tränenreiches Liebesdreick wurden wach, ein Handlungsfaden, der nur schwerlich in Nolans Psychogramm Batmans passen würde.
Zum Glück täuschten die Trailer. In The Dark Knight wird früh deutlich, welche Charaktere das feste Liebespaar sind, und dass sich das Drama um Rachel Dawes vornehmlich in Waynes Kopf abspielt. Bruce Wayne stürzt sich nicht in jugendlichen Liebeskummer, sondern verrennt sich aufgrund der Vorkomnisse weiter in seine Doppelrolle als oberflächlicher Milliardär und depressiver Fledermausritter, beginnt jedoch auch stärker an diesem Leben zu zweifeln.

Eckharts Harvey Dent ist außerdem, entgegengesetzt zu dem Eindruck, den die Trailer hinterließen, eine sehr sympatisch gespielte Figur, die hinter ihrer strahlenden Oberfläche auch kleine Schrullen aufweist (das scherzhafte Münzewerfen um eine Entscheidung zu treffen) und lässt so auch Raum zur Identifikation, die der Joker und Batman dem normalen Zuschauer nicht bieten. Umso tragischer ist Dents Absturz, den der Film zunächst langsam, dann urplötzlich mit einem Knalleffekt aufzeichnet. Als Two-Face kann Eckhart sein Spiel weiter aufdrehen und zugleich liefert der Film mit dem verbrannten Gesicht Dents einen schaurig-ekligen Spezialeffekt ab, der Dents Charakterwandlung auf drastische Weise verbildlicht.

Zuvor gibt Harvey Dent dem Film jedoch auch über weite Strecken das Flair eines spannenden Polit-Thrillers, der die Geschichte des einsamen Kampfes gegen eine von Korruption zerfressene Stadt erzählt. Die Sequenzen, in denen Harvey Dent die bestimmende Figur ist, sind nicht nur ein Hauptgrund dafür, dass der Zuschauer streckenweise völlig vergisst einen Comicfilm zu sehen, sondern letzten Endes auch der realistischste, da alltäglichste, Teil des Films. Dank Eckhart und Nolans Regie bleiben diese Szenen jedoch auch genauso spannend, wie Batmans Kampf gegen die Unterwelt oder die Terroranschläge des Jokers.

Bei all diesen Elementen ist es erstaunlich, wie einheitlich das Filmerlebnis von The Dark Knight bleibt. Im Grunde erzählt der Film nicht etwa eine Hauptgeschichte mit mehreren Nebenplots, sondern eine komplexe, zusammenhängende Tragödie, die aus mehreren einzelnen Fäden gestickt wird. So unabhänig manche der Szenen eingangs auch wirken, am Ende des Films wird klar, dass alles Teil des Gesamtbilds ist. Fast schon wie ein überdimensionales Mosaik.
Ob die Geschichte Dents, Batmans oder die des Jokers, der zu Beginn des Films ausgiebig ausgebreitete Einsatz Batmans in Hong Kong oder eine der zahlreichen anderen zum Gesamtkomplex zählenden Geschichten: The Dark Knight erzählt im Grunde genommen nur eins - die Geschichte, wie Batman erkennen muss, dass bevor es besser wird, erst alles eine schlimmere Wendung nehmen muss. The Dark Knight ist eine episch erzählte griechische Tragödie, deren Ausgang nicht nur unvermeidlich, sondern leider auch nötig ist.

Es ist auch diese Geschichte, die zusammen mit den handelnden Charakteren im Fokus des komplexen Thrillers steht. Christopher Nolan und seine Co-Autoren (sein Bruder Jonathan und der Comicbuch-Autor David S. Goyer) behandeln die zahlreichen Themen in The Dark Knight (etwa die Frage nach Recht und Unrecht, die Analyse des Heldentums und allem, was einen wahren Helden auszeichnet, die Bedeutung von Selbstaufopferung und der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für eine funktionierende Gesellschaft oder auch die Suche nach der Grenze zwischen Wahn und Sinn) allesamt mit der ihnen gebührenden Seriosität, stellen sich dabei jedoch nie auf ein Podest und erwarten Demut von seiten der Zuschauer. Viele Kritiker loben den Anspruch, den The Dark Knight erhebt und schlussfolgern, dass Nolan seine Zuschauer und sein Material respektiert. Doch viele vergessen dabei, dass sich der Respekt Nolans gegenüber seiner Zuschauer auch darin äußert, dass er sich und die im Film angessprochenen Themen nicht wichtiger nimmt als die zahlreichen Zuschauer.

Die Autoren schneiden die philosophischen Fragen, die emotionale Thematik und die psychologischen Analysen während des Films viel mehr lediglich im vorbeigehen an:
The Dark Knight versteht sich trotz seines Anspruchs als hervorragende, durchdachte Geschichte mit dreidimensionalen Protagonisten und fühlt sich keinesfalls wie das Ergebnis einer intellektuellen Debatiergruppe an. Zu keinem Zeitpunkt werden die grundlegenden Motive des Films und seine Beobachtungen in den Fokus gerückt.
In diesem Falle, hätte es auch nur eine Verschlechterung des Filmgenusses zur Folge. Gerade der Umstand, dass Nolan es vermag mit The Dark Knight auf außerordentlich fesselnde Weise den Kinozuschauer zu unterhalten - was sein Hauptziel ist - und zusätzlich solch komplexe Gedankenkonstrukte aufzubauen und das Publikum zu fordern ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der Faszination, die der Film ausübt.
Ein solches Kunststück gelingt leider nur den wenigsten.

Nolan ist dabei auch den zahlreichen Nebendarstellern des Films Dank geschuldet, denn nicht nur das zentrale Trio um Ledger, Bale und Eckhart treibt den Film vorran. Auch das restliche, bis ins Detail perfekt gecastete Ensemble gibt sein bestes. Besonders Gary Oldman, Michael Caine und Morgan Freeman, deren Rollen bereits in Batman Begins etabliert wurden liefern vorzügliche Leistungen ab.
Ebenfalls zurückgekehrt sind Hans Zimmer und James Newton Howard, die gemeinsam den Score zu Batman Begins schufen und nun auch The Dark Knight musikalisch untermalen. Auffällig ist dabei die Zurückhaltung des Scores, der mehr auf bedrohliche und zurückhaltende Themen setzt. Lediglich das Joker-Thema und das heroische Batman-Stück fallen stärker aus dem Rahmen, wobei das frenetische und in sich zerrissene Joker-Thema selbstverständlich der Figur geschuldet ist. Das Batman-Thema dagegen kommt im Film nur zweimal zum Einsatz und dient mit seinem auffälligen, heldenhaften Klang als falsche Fährte, lässt den Zuschauer vermuten dass von nun an alles besser wird. Eine wirklich kluge Verwendung des Stückes, die ein Lob verdient. Genauso wie die Entscheidung, die zentrale Verfolgungsjagd im Film (Batman verfolgt den Joker, der Harvey Dent verfolgt) nahezu gänzlich ohne musikalische Untermalung oder filmische Kunstgriffe wie Zeitlupe oder übertriebene Kamerazooms auf Zelluloid zu bannen.

Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen

Generell ist die Einbettung der Actionszenen in den restlichen Film nahezu beispiellos. Im Grunde ist es ein Frevel zu sagen, dass die Actionsequenzen in die Handlung eingebettet wurden - sie sind vielmehr ein unvermeidlicher und natürlicher Bestandteil eben dieser. Die technisch perfekt eingefangenen, pompösen Verfolgungsjagden, testosteron- und wutgetränkten Kampfsequenzen und die bedohlich realistischen Terroranschläge des Jokers gehören ebenso zur Entwicklung des dunklen Ritters, wie die beklemmend-intensiven Verhöhrungsszenen oder die geistesgestörten, von Ledger (bzw. seiner Synchronstimme Simon Jäger) bis zur beängstigenden Perfektion vorgetragenden, Monologe des Jokers.

Die gigantischen Explosionen in The Dark Knight, bei denen riesige, glühend rote Feuerbälle sich blitzschnell in beunruhigende, alles verdunkelnde schwarze Rauchbälle verwandeln sind ebenso atemberaubend, wie die ohne Hilfe von Computern geschaffenen Fahr- und Flugzeug-Stungs. So weit die Computertechnik auch fortgeschritten sein mag, es ist noch immer viel beeindruckender wenn das auf der Leinwand gezeigte Bild, eines unter lautem Krakeelen und Knirschen umstürzenden Lastwagens bei den Dreharbeiten in echt eingefangen wurde. Nur echte, blitzblanke Karosserien zahlloser Polizweiwagen zeigen bei einem Auffahrunfall die von Nolan erzielte Wirkung beim Publikum, und keine seelenlosen CGI-Wagen.
Sicherlich hat dies das Budget der Produktion ebenso in die Höhe getrieben, wie die zahlreichen Dreharbeiten vor Ort (auch in Hong Kong) und mit mühevoll erbauten Modellen im Gegensatz zum Einsatz von am Computer erstellten Skylines, doch wie der weltweit überragende Erfolg von The Dark Knight beweist, lohnte sich diese Investition auch wirtschaftlich. Vor allem jedoch zahlt es sich für das Publikum aus, das in einer handfesten Geschichte auch handgemachte Zerstörung zu sehen bekommt.

Passend zur Atmosphäre des Films ist in Sachen Action auch ein Unterschied darin festzustellen, wie Nolan, sein Kameramann Pfister und der Cutter Lee Smith (Master and Commander, Batman Begins, Prestige) die Mann-gegen-Mann-Kämpfe präsentieren, und wie die Verfolgungsjagden und Fluchten oder auch die Anschläge des Jokers eingefangen wurden. Während die großen Actionstücke in Weitaufnahmen gezeigt werden und das Publikum - sowie die handelnden Figuren - nahezu ohnmächtig zu Zeugen der unaufhaltsamen Katastrophen oder der so unwirklich wirkenden, aber machbaren Wendemanöver in den Verfolgungsjaden. Faust- und zu gewissem Grade auch Messerkämpfe in The Dark Knight sind dagegen mit Handkamera aufgenommen, der Zuschauer ist nah am Geschehen, geradezu mittendrin und weiß nicht wie ihm geschieht. Dieses Mal jedoch nicht aufgrund der erdrückenden und schockierenden Ausmaße des Ereignisses, sondern aufgrund der Hektik und Unübersichtlichkeit.
Gingen Nolan und Lee Smith bei Batman Begins jedoch zuweit und machten die Faustkämpfe zu unübersichtlich, lernte man mittlerweile dazu. Nur in wenigen, kurzen Fällen hätte ein etwas langsamerer Schnitt mir persönlich besser gefallen, großteils aber fand das Team nun die richtige Dosis bedrohlicher Orientierungslosigkeit.

Im Gegensatz zu Nolans bisherigen Werken, wird The Dark Knight auch nahezu gänzlich chronologisch erzählt, von zwei kurzen Momenten abgesehen, in denen Charaktere einen Monolog halten und während dessen die Zeit kurz springt, um nach dem Monolog wieder am vorherigen Punkt anzuschließen.
Die neu gewonnene, chronlogische Übersichtlichkeit Nolans ist allerdings nicht etwa aus einem Versuch sich beim Massenpublikum anzubiedern heraus entstanden, sondern entstand eindeutig zu Gunsten der beklemmenden Atmosphäre. The Dark Knight wirkt nur dann so beklemmend, wenn der Zuschauer glauben kann, dass all die gezeigten Ereignisse genauso gerade jetzt passieren könnten. Batman Begins - als Psychogramm eines dunklen Helden, benötigte Rückblicke, doch die tragische Heldenprüfung Batmans würde dadurch nur zerrissen.

Auch dass der Joker im Gegensatz zu Batman keine Entstehungsgeschichte erhält ist Teil des Gedankenkomplex Nolans bei der Gestaltung des Films. Nur so, als absolutes Böses kann er diese bedrohliche Wirkung entfalten. Er taucht plötzlich auf und dominiert Gotham. Auf gewisse Weise erinnert der Joker in The Dark Knight deshalb auch an Javier Bardems Rolle in No Country for Old Men, den ähnlich bedrohlichen und mysteriös-absoluten Anton Chigurh.

Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange, bis man selbst zum Schurken wird

Bei all dem Lob für The Dark Knight, vor allem gegenüber Ledgers Performance und der ausgeklügelten Handlung, befrüchten einige, dass der eigentliche Hauptcharakter des Films unterginge. Doch dies ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Es ist ganz klar die Geschichte Batmans, der durch die restlichen Charaktere und deren Handlungen neue Entscheidungen treffen muss. Es ist seine emotionale und psychologische Reise, die The Dark Knight erzählt.
Dementsprechend ausgewogen ist auch seine Screentime, die zwar hinter der von Batman Begins zurücksteckt, aber weiterhin groß genug ist. Christian Bale spielt Batman bzw. Bruce Wayne weiterhin sehr vielsichtig und mit spürbarer Hingabe. Dass man als Zuschauer am Ende von The Dark Knight dennoch hauptsächlich an den Joker denkt, ist niemandes Vergehen, sondern resultiert vor allem aus der Natur der Rolle und Ledgers aufgedrehtem Spiel. Grund zur Kritik ist das für mich keineswegs.

Genauso wenig, wie ich mir diese Beschwerde mancher Kritiker zu eigen machen möchte, stimme ich einer weiteren Kritik an The Dark Knight zu.
Manch einer hinterfragt nämlich, ob diese so realistisch erzählte Kriminalgeschichte über Terroranschläge überhaupt noch eine Batman-Geschichte ist. Viel mehr sei dies doch eine konventionelle, wenn auch hervorragend umgesetzte, Mafia- oder Actionthriller-Handlung, die man lediglich ins Batman-Universum transferierte, womöglich sogar nur um die zahlreichen Fans des Rächers ins Kino zu locken, die sonst daheim geblieben wären.
Doch auch wenn der grobe Plot und einige Sequenzen aus The Dark Knight sicherlich ebenso gut in einem solchen Film funktioniert hätten, so kann Nolans Handlungs- und Themenkomplex nur im Batmanuniversum seine volle Wirkung entfalten. Einzig in einem Batman-Film kann das Auftreten des Protagonisten so eine anarchische Gewaltwelle heraufbeschwören und nur so kann Harvey Dents Schicksal eine so radikale und metaphorische Wendung nehmen.
Nur mit Batman als Protagonist kann der Held so viele emotionale Bürden auf sich nehmen und tragische Opfer bringen, sich so tief in Depressionen versinken lassen und letzten Endes die folgenschwere, aber einzig konsequente Entscheidung treffen, dass er zum Wohle seiner Stadt zum dunklen Ritter werden muss.

Diese Stärke des Films bringt auch eine der wenigen Schwächen mit sich. Zwar funktioniert The Dark Knight problemlos als alleinstehender Film, doch noch mehr ist er eine detailliert erzählte Episode in einem noch größeren Erzählzyklus. Und der künftige dritte Part der nolan'schen Batman-Saga wird ein sehr schweres Erbe antreten müssen. Enttäuschungen sind nahezu vorprogrammiert. Es sei denn Nolan vollbringt erneut an cinastisches Wunder.

Mittwoch, 20. August 2008

"Mamma Mia!" verwandelt Kinos in Karaoke-Bars

Respektable 116.013.715 Dollar spielte Mamma Mia! bislang in den Kinos der USA ein. Durchaus ein respektabler Wert, doch Universal Pictures scheint nach mehr zu streben. Oder aber irgendjemand in diesem Studio hat ein Herz für musikalisch ambitionierte, die sich einfach nie die Texte merken können. Oder man ist endlich auf die ideale Methode gekommen, die illegale Mitschnitte aus dem Kino unbrauchbar macht.

So oder so, Universal Pictures veröffentlicht am 29. August Mamma Mia! in der neuen Sing-Along-Version erneut in ausgewählte US-Kinos. Während der Songs werden die Texte eingeblendet, um das Kinopublikum zum mitsingen zu engagieren.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Sondervorstellungen vor allem abens, eher sogar nachts, angesetzt werden, wo das Publikum lockerer drauf ist. Eigentlich ist es meiner Meinung nach sogar offensichtlich, dass Universal klar auf die Midnight Movie-Zielgruppe (und vlt. auch singfreudige Partyleutchen, die sich vor dme Kinogang in der Disco einen angetrunken haben) schielt. Bahnt sich da etwa ein neuer Rocky Horror Picture Show-Kult an?

Wenn ja, dann wird man es wohl spätestens jetzt bereuen, Gimme Gimme Gimme (A Man After Midnight) nur kurz im Film eingesetzt zu haben. Allein schon der Titel würde zu Mitternachts-Karaoke-Vorführungen passen, viel mehr aber würden sich Inhalt und Stimmung des Liedes großartig bei einer Event-Aufführung machen. Das sehnsüchtige, flott herbeigesungene Sehnen nach Männern, gesungen von zahlreichen jungen (und junggebliebenen) Frauen im Kinosaal gäbe dem Ganzen noch ein gewisses Etwas. Und ich bin mir sicher, dass Teile der Zielgruppe auf den Song besonders anspringen würden. Aber dafür ist es nun zu spät.

Ob eine Mitsing-Fassung auch für andere Länder geplant ist, ist bislang unbekannt, allerdings organisieren bereits einige UK-Kinos selbstständig Mitsing-Events.
Spätestens, wenn sich neben der Mitsingerei auch noch andere Aktionen während der Sondervorführungen durchsetzen, sollte es aber mit Sicherheit auch in Deutschland solche Aufführungen geben. Wie wäre es mit dem Werfen von Spielgeld während Money, Money, Money oder dem Summen des James Bond-Themas, jedesmal wenn Pierce Brosnan die Szene betritt? Und für die gute, alte Wasserpistole fände sich in einer bestimmten Szene gegen Ende des Films auch Verwendung.

Na super... Jetzt habe ich wirklich Lust auf solch einen Kult um den Film.
Ob ich auch einen Eimer voll Appletini in den Kinosaal mitnehmen dürfte?

Weiterführende Artikel:

Car's Anatomy

Jake Parker von den Blue Sky Studios (Ice Age), der unter anderem an Horton hört ein Hu mitarbeitete veröffentlichte in seinem Blog ein kleines Posting über Pixars unter Fans wohl bislang umstrittensten Film, nämlich Cars.

Parker schreibt, dass ihm die Geschichte und Moral des Films sehr zusagten und er sich darin wiederfinden konnte, da er selbst miterlebte, wie kleine Städtchen aufgrund neu gebauter Highways mit dem Überleben kämpften. Alles in allem habe dem Animator Cars sehr gefallen, jedoch habe er ein besonderes Problem mit dem Film: Die Maschinen-Organismus-Hybriden, die den gesamten Film bevölkern. Auf der einen Seite sind die Charaktere technische Objekte, jedoch weisen sie auch organische Elemente auf.

It’s as if a mad scientist enamored with automobiles terraformed Mars and furnished it with cyborg vehicles with engines of steel and minds of flesh. You have these cars, but with actual fleshy eyes, with irises, and mouths of teeth and tongues. Where does the machine end and the flesh begin?
[...]
Actually, that mad scientist idea might be a good premise for Cars II. Lightning discovers that they’re all created on a whim by some wacko genius as toys for his own amusement.

Pixar wird diesen Storyvorschlag für Cars 2 wohl kaum annehmen, jedoch hätte ich nichts gegen ein offizielles Statement seitens Pixars gegenüber Jake Parkers weitere Überlegungen einzuwenden. Parker zeichnete nämlich zum besseren Verständnis eine anatomische "Studie" von Lightning McQueen, die zeigt wie er Pixars Filmuniversum aus dem Cars-Franchise versteht.

(Zum Original)

Ich persönlich habe im Gegensatz zu Parker und vielen anderen Zuschauern allerdings überhaupt kein Problem mit der stellenweise lückenhaft gezeichneten Welt in Pixars Cars. Zwar ist es in vielen Fällen lobenswert, wenn sich die Autoren (und der Regisseur) umfassende Gedanken machen und eine in sich logische Welt kreieren und diese detailliert in ihrem Film aufzeigen, jedoch ist es bei weitem nicht nötig.
In manchen Fällen, in denen die richtigen Elemente zusammenkommen, ist es sogar viel bezaubernder, wenn nicht alles erklärt wird und bis ins letzte Detail schlüssig ist. Wenn dem Zuschauer Platz für seine eigene Fantasie gelassen und/oder mit der so genannten "suspension of disbelive" des Publikums gespielt wird, kann ein Film auch an Reiz dazugewinnen.

Aber das ist generell ein Problem mit der Welt des heutigen Kinos: Alles muss erläutert und wissenschaftlich glaubwürdig erklärt werden.
"Wo kommt dies und das her, was macht es, warum macht es das, wer hat es erfunden, wieso hat er es erfunden, welche Probleme hatte er in seiner Kindheit, wieso ist die Kaffeesahne schon wieder alle?"
Solch magischen Werke wie Peter Pan oder Mary Poppins würden, wenn sie heute entsünden, wohl gänzlich anders aussehen. Und nicht mehr funktionieren.

Cars reicht zwar nicht an genannte Beispiele heran, macht sich aber einen von Walt Disney höchstpersönlich in seiner TV-Show erklärten Kunstgriff zu nutzen: Den der Plausibilität. In einem (Animations-)Film muss nicht alles wissenschaftlich korrekt, realistisch und logisch sein. Es reicht, wenn etwas plausibel ist. Und dies erfüllt Cars - und an Stellen, die etwas knifflig sind, blendet der Film klugerweise weg. Als z.B. Chick Hicks von anderen Autos beworfen wird (wie denn bitte?) sieht man nur die Ergebnisse dessen, aber kein einziges Auto, das etwas wirft.
Und das reicht für diesen Film auch völlig aus. Ich muss hier wahrlich nicht alles erklärt bekommen (z.B."wo kommen die Baby-Autos her?").

Dennoch habe ich so meine Probleme mit Cars. Diese liegen jedoch nicht auf der Logik-Ebene der fiktiven Welt, sondern ganz woanders.

Erstens: Die Geschichte wird zwar weitesgehend gut erzählt, jedoch ist sie ziemlich unoriginell, besonders wenn man sie mit anderen Pixar-Storys vergleicht.

Zweitens: Die dramatischen und emotionalen Szenen ziehen mich als Zuschauer nur bedingt mit. Während es alle anderen Pixars seit einschließlich Die Monster AG spielend vermochten mich mitzureißen und zu rühren, bleibt zwischen mit und Cars eine kleine Distanz. Er lässt mich nicht völlig kalt, aber dafür, dass der Film in manchen Szenen doch so viel ernstere Töne anschlägt als z.B. Toy Story 2 ist es doch leicht enttäuschend.

Drittens: In Cars kommen zwar fast durchgehend gute Pointen vor, die mich zu einem Dauergrinsen zwingen, doch richtige Brüller sind eher rar gesät.

Auf der "Haben"-Seite gibt es aber eine hervorragende Animation, designtechnisches Ideenreichtum (am besten sind und bleiben die Käfer) und einen als Regisseur gereifteren und selbstsicheren John Lasseter, der öfter Mal die Bilder für sich sprechen lässt.
Unter dem Strich haben wir, meiner Meinung nach, mit Cars sicherlich einen Knick in Pixars bisheriger Statistik, einen kleineren Rückschlag, doch bei weitem nicht das Debakel, das viele aus ihm machen. Den ganzen Hass hat der Film wirklich nicht verdient. Eine Fortsetzung jedoch auch nicht, aber diese Flausen werden wir wohl kaum noch aus Pixars Kopf bekommen.

Außerdem fand ich ja auch Toy Story 2 um Lichtjahre besser als seinen Vorgänger. Möglicherweise überrascht mich Cars 2 ja ebenfalls. Sollte Pixar dabei jedoch Erklärungen über das Filmuniversum nachschieben und die putzig-süße Cars-Welt dabei unnötigerweise entzaubern, sehe ich eher schwarz.

Was meint ihr?

Dienstag, 19. August 2008

Bleibt Heath Ledgers letzter Film in den USA unveröffentlicht?

Morgen startet in Deutschland endlich The Dark Knight, das lang ersehnte Sequel zu Batman Begins.
In diesem Film wird man auch Heath Ledgers letzte vollendete Rolle sehen, nämlich den wahnsinnigen Joker.
Doch es gibt noch einen weiteren Film, an dem Ledger beteiligt war, bevor er tragischerweise starb: The Imaginarium of Doctor Parnassus, Terry Gilliams aktuelles Filmprojekt über einen 1.000 Jahre alten Doktor, der einen Pakt mit dem Teufel hat, eine wandernde Theatergruppe und einem mysteriösen Tor zu alternativen Welten.
Klingt verrückt und seltsam? Ist ja auch ein Terry-Gilliam-Film!

Ledger, der die Hauptrolle des Films übernahm, steckte vor seinem Tod mitten in den Dreharbeiten und hinterließ somit einen nur halb fertigen Film. Gilliam, dessen Projekte regelmäßig in arge Probleme geraten und kurz vor dem Aus stehen, entschied daraufhin, den Film nicht zu canceln, sondern mit anderen Darstellern in Ledgers Rolle weiter zu drehen.

Ledgers Freunde und Kollegen Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law übernahmen diesen Part und spendeten ihre Gage an Ledgers Hinterbliebenden.
Und trotz dieser geballten Starpower schrecken die US-Kinoverleiher vor dem Film zurück. Die Geschichte sei einfach zu verquer und das Vertrauen an Terry Gilliam haben sie auch schon längst verloren. Deshalb wird der Film als ein besonders riskantes Geschäft eingestuft - zu riskant. Bislang fand nur Lionsgate Interesse an dem Film, unter Dach und Fach ist jedoch noch lange nichts. (Quelle: Hollywood Reporter)
In anderen Ländern fand der Film dagegen bereits einen Verleiher. Doch die Amerikaner sind halt ein eigenes Völkchen.

Ich für meinen Teil hoffe den Film sehen zu können - ich halte Gilliam für einen guten Regisseur, dem die Kritiker in letzter Zeit nur all zu übel mitspielten. Und einen verrückten Film mit mehreren Darstellern (darunter Depp) in der selben Rolle... das trifft meinen Geschmack. Hoffen wir, dass der Film auch in Deutschland einen Verleih findet.

Frontalangriff auf das deutsche Fernsehprogramm

Heute Abend bekommt die deutsche TV-Landschaft einen Kinnhaken verpasst. Und einen Schlag mit dem Dampfhammer mitten in die Weichteile.
Denn heute startet nicht nur eine neue Staffel der genialen Fernsehparodie/Sketchshow Switch Reloaded, nein, es läuft auch eine Doppelfolge von Kalkofes Mattscheibe. Da freut sich der Medieninteressierte und Freund der rar gesäten komödiantischen Hochleistungen im deutschen Fernsehen, während sich die Medienschaffer sicherlich am liebsten in einem bombensicheren Bunker vergraben würden.

Switch Reloaded startet um 22.15 Uhr mit der ersten von 18 neuen Folgen auf ProSieben, danach folgt eine halbe Stunde Quatsch Comedy Club (eine Wiederholung) und dann geht um 23.15 Uhr Kalkofe in den Ring, um dem Fernsehprogramm den Rest zu geben, das von Switch Reloaded verschont blieb.
Im Grunde wäre es eine perfekte Fernsehprogrammierung, wenn nicht die Wiederholung des Quatsch Comedy Clubs die TV-Satire unterbrechen würde. Aber hey, ProSieben nimmt zwei hervorragende, kritische Formate ins Programm auf. Sie sinnvollerweise hintereinander zu senden ist da zu viel verlangt. Wir können froh sein, dass die Sendungen überhaupt kommen.

Freitag, 15. August 2008

Depp hat "Rex Mundi"-Skript

Wie Cinematical meldet, ist das Skript zu Johnny Depps Traumprojekt, der Comicadaption Rex Mundi fertig gestellt. Nun benötigt die Warner Bros.-Produktion nur noch einen Regisseur.

Rex Mundi spielt in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in einem alternativen Universum, wo Luther ermordet wurde und die Reformation niemals stattfand, weshalb die Macht der katholischen Kirche ungebrochen ist. Die Inquisition fordert ihre Opfer, Könige herrschen über Europa.
Die Hauptfigur ist Dr. Sauniere, der den Fall einer mittelalterlichen Rolle klären soll und dabei in eine Ritualmord-Subkultur stolpert.

Ein Starttermin ist - mangels Regieposten - noch nicht bekannt.

Donnerstag, 14. August 2008

Spears-Parodie mit wütendem, nerdigen Gaststar

Britney Spears fiel in den letzten Jahren hauptsächlich durch Peinlichkeiten und völlig nerviges Promi-Klatschblatt-Gerede auf, sowie durch zahllose peinliche, alberne, geschmacklose oder einfach nur dämliche Parodien im Fernsehen oder Internet.

Doch nun gibt es (endlich) wieder eine Spears-Parodie, die nichts mit der Yellow Press zu tun hat. Stattdessen bekommt die (Internet-)Welt ein Video im klassischen Weird Al Yankovic-Stil. Ihr Song Pieces of Me wird nun zu Pieces of Meat. Das Ergebnis ist merkwürdig, albern, zynisch und seltsam - doch auch sehr komisch und sehr gut produziert.

Das besondere an Pieces of Meat ist, dass es eine Gemeinschaftsarbeit der Theaterdarstellerin Brittany Brazill, den in Philadelphia beheimateten Cinevore Studios (einem Klüngel von semiproffessionell arbeitenden Hobbyfilmern) und dem Internet-Prominenten und Hobbyfilmemacher James Rolfe (besser bekannt als Angry Video Game Nerd) ist.

Sowas kann auch nur in den Zeiten des Internets entstehen...



Mal sehen, wann ThatGuyWithTheGlasses die Gelegenheit hat nachzuziehen und irgendwo als Gaststar aufzutreten...

Star Wars Dance Off

Der Disney's Hollywood Studios Theme Park in Florida veranstaltet alljährlich einige Star Wars-Wochenenden, vollgestopft mit Autogrammstunden, Special-Merchandising-Aktionen und Auftritten der Star Wars-Charaktere.
Auf Youtube lässt sich nun eine der verrückteren Aktionen der diesjährigen Star Wars-Wochenenden finden... Ich sage nur... Let's Dance trifft Star Wars!



(Dank an MookieMovies)

Catmull über Pixars Spielfilm-Zukunft


Wie einige von euch sicherlich wissen, wird seit einiger Zeit darüber spekuliert, dass sich Pixar verstärkt in Richtung Spielfilme orientiert. Ob Brad Birds nächster Film 1906 über das Erdbeben in San Francisco oder Andrew Stantons John Carter of Mars, gleich zwei neue Projekte von Pixars Schwergewichten sollen gänzlich oder zum Teil mit Darstellern gedreht werden. Und die Pixar University veröffentlichte letztes Jahr mit Violet bereits einen Spiel-Kurzfilm.
Ed Catmull, Präsident der Walt Disney Animation Studios und der Pixar Animation Studios, äußerte sich nun auf der SIGGRAPH 2008 über Pixars Zukunft.

Wie AWN meldet, räumt Catmull zwar ein, dass Pixar derzeit an zwei Spielfilm-Projekten arbeitet (dies ist das erste offizielle Statement eines hohen Pixar-Mitarbeiterss über diesen umstand), doch dies bedeute nicht, dass Pixar ein Spielfilm- und/oder Special-Effect-Studio werden möchte:

"We've got two projects coming where there's a live action element. But our view is not that we're trying to diversify; it's more that we've got a creative vision to try something different, and we want to support that vision. Whether or not it goes beyond that we don't know, but we don't want to turn Pixar into a live action studio. In fact, the intent is that the special effects will not be done at Pixar. And the reason, to be perfectly candid, is that the special effects studios out there are really good and very efficient. We do animated features, but what they do with effects is a very different thing. We are not trying to become a special effects company."

Catmulls Aussage ist zugegebenermaßen auch ein wenig verwirrend, aber in einem Punkt schafft sie zumindest Klarheit: Pixar wird vornehmlich ein Animationsstudio bleiben - so wie wir es kennen. Allerdings scheint dies keine festzementierte Regel zu sein, und ab und an dürfen dann Leute wie Bird und Stanton eine "richtige" Kamera in die Hand nehmen.

Dienstag, 12. August 2008

Flashdance meets Star Wars



(gefunden via Cinematical)

Kaltstart - Nummer Zwei

Weiter geht's mit meiner Hitliste der besten Cold Open-Sequenzen der Kinogeschichte. Wobei das rein subjektiv zu betrachten ist - jeder wird wohl andere Favoriten haben. Aber ich erhebe ja auch gar keinen Anspruch auf absolute Rechthaberei. Zumindest jetzt nicht.

Wie dem auch sei, weiter geht es mit meinen liebsten Beispielen für diesen kleinen Kunstgriff. Die folgenden Platzierungen sind süß, saucool, episch oder einfach nur... unschlagbar. Viel Spaß!

Platz 5: Vergiss mein nicht! (Michel Gondry)

Alle Jahre wieder bricht Jim Carrey aus seiner Gummigesicht-Komödienschiene aus und landet einen charmanten, warmherzigen und dennoch kurzweiligen Volltreffer, bei dem er sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen darf. Die Truman Show etwa ist mittlerweile ein moderner Klassiker und bringt im TV auch bei der x-ten Wiederholung noch gute Quoten.
Noch um einiges besser als dieser Erfolg, allerdings weniger massentauglich, ist die verquere und exzentrische Liebes-Tragikomödie Vergiss mein nicht! (im Original auf verschrobenere und somit passendere Weise Eternal Sunshine of the Spotless Mind getauft) von Regisseur Michel Gondry. Ein Blick auf den Drehbuch-Credit sagt vieles über den Film aus: Denn das Skript zum Film stammt von niemand geringerem als Charlie Kaufmann, den Drehbuchexzentriker Hollywoods, der so manchem im Publikum schon bei Being John Malkovic derbe Kopfschmerzen bereitet haben sollte.
Kaufmann tendiert zu surrealem Humor, der eine intelektuell und emotional anspruchsvolle Geschichte garniert. Und seine wohl emotionalste Arbeit hat er hier abgeliefert.
Jim Carreys Charakter möchte sich dank einer neuen Behandlungsmethode die Erinnerungen an seine Exfreundin auslöschen lassen. Dieses Konzept lässt nicht nur auf orginelle Weise das so abgenutzte Thema (unglücklicher?) Liebe behandeln, sondern ist auch eine Steilvorlage für jede Menge verrückter Szenen, die sich im Kopf Carreys Figur abspielen.
Zu Beginn des Films gibt es allerdings einen ausführlichen Prolog, der zeigt wie sich die ehemaligen Geliebten kennenlernen. Das Opening ist von einem bedächtlichen Tempo geprägt, zärtlich in der Charakterzeichnung und lebt von den hervorragenden Leistungen Carreys und seiner Leinwandpartnerin Kate Winslet.
Diese fantastische Sequenz packt den - gewillten - Zuschauer sofort und gewinnt im Laufe des Films zusätzlich an Bedeutung, verdeutlicht später ganz klar, warum dieses Cold Open so ausgedehnt ist. Und das macht die Eröffnungssequenz nochmal um einiges cleverer. Großartiger Film, tolle Eröffnung und sehr kluger Rückgriff auf die Cold Open-Technik. Und dies ist bei weitem nicht die einzige clever genutzte Filmtechnik in diesem Film. Einfach super.

Platz 4: Tenacious D - The Pick of Destiny (Liam Lynch)

Jack Black ist den meisten als Komödiendarsteller bekannt, doch was in Deutschland nur recht wenige wissen ist, dass Black auch Mitglied der Zwei-Mann-Band Tenacious D ist. Tenacious D spielt humorgetränkten Rock und ist auch, laut eigener Aussage, die Band hinter dem besten Song der Welt. An den sie sich leider nicht mehr wirklich erinnern kann, weshalb sie seither lediglich einen Tribut-Song an dieses Lied spielen.
Tenacious D - The Pick of Destiny erzählt die Entstehungsgeschichte dieser unschlagbaren Band und geht direkt zu Beginn in die vollen. Der junge "JB" rebelliert in seiner wohlhabenen und religiösen Familie mit seinem Rock, was bei seinem Vater, Meat Loaf, nur auf wenig Gegenliebe stößt. Geschlagen und mit zahlreichen Arresten bestraft betet JB zu Dio auf, der von seinem Thron herabsteigt und "JB" verrät, dass er in Hollywood seine Träume erfüllen wird.
Diese mit Gastauftritten gespickte Szene wird von einem genial geschriebenen Song unterlegt, der nicht nur rockt, sondern sich auch als ideales Eröffnungslied für einen Muscialfilm entpuppt und dann gekonnt in die herrlich überzogene Titelsequenz mündet.
Die gesamte Introsequenz ist perfekt getimt, witzig und hat ein episches Feeling an sich - ein Film, der so beginnt kann doch gar nichts mehr falsch machen, oder?
Leider doch, denn nach dem Cold Open leidet der Film an ein paar Stellen unter Tempo-Problemen und fällt deshalb zwischen manchen Songsequenzen ein wenig ab. Der Film ist gut, aber das Opening ist genial.

Platz 3: Dinosaurier (Eric Leighton & Ralph Zondag)

Da wir gerade schon von Filmen sprechen, denen es nicht gelingt, die gesetzten Erwartungen zu erfüllen: Disneys 2000 veröffentlichter Animationsfilm Dinosaurier sollte ein Meilenstein der Filmgeschichte werden, ein gigantischer kritischer und finanzieller Erfolg für die Walt Disney Company. Wegweisend für eine neue Ära.
Tja, daraus wurde wohl nichts. Der Film bekam vorwiegend mittelmäßige bis gute Kritiken und brachten an den Kinokassen zwar auch eine nicht zu verachtende Menge Geld ein, doch von der erwarteten Sensation war nichts mehr zu spüren. Vor allem aber zeigte sich, dass Dinosaurier etwas abgeht, was viele andere große Disneyfilme vorzeigen können: Eine lange Halbwertszeit. Dinosaurier war schnell aus dem Bewusstsein der Kinogänger verschwunden und unter Disney-Fans wurde er auch nur eher mäßig angenommen. Der Film war einfach nur... da. Manche fanden ihn was besser, andere was schlechter, aber irgendwie schien ihn niemand wichtig genug zu nehmen um seine Meinung mittels großer Diskussionen vor den anderen zu verteidigen. Natürlich gab es auch bei diesem Film Fans und diejenigen, die ihn geradezu hassen, aber irgendwie scheinen mir diese Parteien hier sehr rar gesät zu sein. Dinosaurier - ein Film, so gleichgültig anzusehen wie ein umgefallener Sack Reis in China?
Nein. Denn das Intro gehört zu den besten Szenen, die es in Disneys Animationsgeschichte zu sehen gibt. Jedenfalls meiner Meinung nach. Zwar wird der Titel recht früh eingeblendet, doch die gesamte Szene drumherum ist in meinen Augen ein Cold Open - der eigentliche Film beginnt erst später. Einige von euch werden nun sagen, dies sei geschummelt... Aber hey, es ist doch nur eine dumme kleine Liste. Da kann man mal ein Auge zudrücken. Ohne Zugeständnisse würde dieser arme Film doch nie in eine Hitliste kommen...

Dinosaurier beginnt ohne Dialog, nur mit einer kurzen Einleitung einer Off-Sprecherin. Eine Dinosauriermutter und ihr Nest segnen das zeitliche - bis auf ein einzelnes Ei, dass aus dem Nest in einen Fluss rollt, diesen eine Zeit lang entlanggetrieben wird, und dann von einem Flugsaurier geschnappt wird. Fantastische Landschaftsaufnahmen und ein Gänsehaut erzeugender Score von James Newton Howard machen das kamera- und tricktechnische Spektakel zu einer emotionalen Reise, die unter die Haut geht. Der Flugsaurier lässt das Ei fallen, es landet in der Kamera, das Bild wird schwarz. Erst jetzt beginnt der eigentliche Film. Noch eindrucksvoller wäre diese Szene nur, wenn sie ein echtes Cold Open wäre... Aber zurück zum Film, wie er letzten Endes geworden ist...

Der Zuschauer erwartet, dass es ähnlich beeindruckend weitergeht. Doch das mit Abstand beste des Films ist nun vorbei. Und der treue Kinogänger und Videokäufer kannte diese Szene sogar schon - sie wurde nämlich als Trailer für den Film verwendet, und trieb die Erwartungen enorm in die Höhe.
Es war übrigens der damalige Disney-Präsident Michael Eisner, der vorschlug, aus dem dialogrei geplanten Film einen Streifen über sprechende Dinosaurier zu machen. Bezeichnenderweise ist die beste Sequenz des Films die einzige, die dem ursprünglichen Konzept treu blieb. Wer weiß - vielleicht wäre der restliche Film stark genug, sich mit seinem Anfang messen zu lassen, hätte man nur den Mut gehabt Eisner zu ignorieren.


Platz 2: Der König der Löwen (Rob Minkoff & Roger Allers)

Was kann man über das Intro von Der König der Löwen schreiben, was nicht bereits niedergeschrieben oder gesagt wurde? Ein großartiger Song, fantastische Bilder, herrausragende Animation, ein Filmerlebnis, das seines gleichen sucht.
Der König der Löwen eröffnet mit einer so komplex inszenierten, gefühlvollen und atemberaubenden Sequenz, dass man eigentlich kaum glauben könnte, dass der restliche Film dieser auch als Teaser verwendeten Szene das Wasser reichen könnte. Doch weit gefehlt.
Kein Wunder, dass der Film zum Klassiker wurde und jede Menge Leute in die Kinos zog.
Weitere Worte muss man da doch nicht mehr verlieren, oder?

Und meine liebste Cold Open-Sequenz ist der Beginn von...









Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt (Gore Verbinski)


(Achtung, von nun an herrscht Spoileralarm für die komplette Trilogie!)

Ach, Leute, kommt... Als wenn ihr es nicht gewusst hättet. Ich will jetzt keine Klagen hören, weil das hier offensichtlich ist. Natürlich ist es offensichtlich, und wer daran gezweifelt hat, der liest in diesem Blog noch nicht lange genug mit.
Sicherlich hätte ich der Spannung wegen mir irgendeine andere Nummer Eins suchen können, doch was hätte das schon für einen Sinn? Auf Platz 1 gehört nunmal das beste Cold Open, das mir bislang unter die Augen gekommen ist. Und nichts, aber auch wirklich nichts, reicht an die Introsequenz von Am Ende der Welt heran. Sie ist mit gewaltigem Abstand die beste Eröffnungssequenz dieser Trilogie und generell eine meiner absoluten Lieblingsfilmszenen.

Das Intro von Am Ende der Welt profitiert natürlich ein wenig davon, dass es das Intro einer Fortsetzung ist.
Nachdem die zwei Vorläufer mit einem entscheidenden moment in der Liebesbeziehung zwischen Will und Elizabeth begannen, lag natürlich die Vermutung nahe, dass auch Am Ende der Welt so beginnen wird. So wäre es möglich, dass gleich zu Beginn von Am Ende der Welt das Liebespaar getrennte Wege geht, da Will Elizabeths Handeln missbilligt.
Doch auch andere mögliche Sequenzen waren Teil der zahlreichen Spekulationen. Der Verbleib Jack Sparrows war zum Beispiel vor dem Kinostart des Films von großem Interesse, und ein pompöser Auftritt Jacks direkt zu Beginn des Abenteuers schien vielen Fans die optimale Lösung zu sein - wann sonst hätte Disney die Gelegenheit einen Film damit beginnen zu lassen, wie sich der Held aus einer gigantischen Krake herausschneidet?
Andere vermuteten, dass der Film direkt am Ende des zweiten Teils anknüpft und die Rückkehr Barbossas aus dem Reich der Toten erläutert.
Jedenfalls waren sich die zahlreichen Pirates-Fans sicher, dass der heiß ersehnte dritte Film der Reihe mit einer Gruppe uns bekannter Figuren beginnen wird und ein wenig Licht ins Dunkeln bringt, das der zweite Film hinterließ.

Doch es kam ganz anders, als es sich die spoilerfreien Fans hätten erträumen können. Eine völlig unerwartete, aber dennoch großartige Szene sollte den abschließenden Part der Piratentrilogie eröffnen. Ein weiteres Mal sollte einer der Pirates of the Caribbean-Filme Neuland für die Walt Disney Studios betreten, und erneut sollten die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio beweisen, dass sie sich an keinerlei Blockbuster-Konventionen halten müssen. Und Regisseur Gore Verbinski sollte erneut beweisen, dass er ein wahrer Virtuose darin ist, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und verschiedenste Stile zu einem koärenten Gesamtwerk vereinen kann.

Statt den Zuschauer wie zu Beginn von Fluch der Karibik in eine gruselige Piratenabenteuer-Stimmung zu versetzen oder wie zu Beginn des zweiten Teils mit expressionistischen Bildern einer gescheiterten Hochzeit zu begrüßen und so still Exposition zu geben, zog man bei Am Ende der Welt alle Register der Kunst und eröffnete das riesige Action-Abenteuer höchst dramatisch. Und vor allem auch unerwartet leise.

Leise, doch zugleich bedrohlich ertönen militärische Trommeln, und eine Galgenschlinge hängt einem Damoklesschwert gleich herab. Der Betrachter vernimmt, wie sich die Flagge der East India Trading Company gewaltvoll im ungleichen Wind wiegt. Die Flagge der eigentlichen Macht über Port Royal, den Schauplatz dieser Sequenz, wird nahezu völlig überdeckt.
Unterbewusst wird bereits deutlich, was seit dem Ende des letzten Piratenabenteuers geschehen ist: Der machtbesessene Lord Cutler Beckett hat nun die volle Gewalt erlangt.
Wäre dies nicht bereits genug, um Unbehagen auszulösen, ertönt im Hintergrund ein bedrohliches Läuten - eine Totenglocke kommt in den Sinn.

Verdreckte Menschen jeden Alters und jedes Geschlechts werden in Ketten zum Galgen geführt, während ein junger, uniformierter Mann den im Fort Anwesenden die Erlasse Becketts vorliest. Auf Becketts Verlangen hin wurden zahlreiche Gesetze und Rechte außer Kraft gesetzt, die Höchststrafe für zahlreiche Vergehen ist nun die Exekution durch den Tod am Strick.
Verurteilte jeder Herkunft werden in Folge dessen zu den Massenexekutionen gebracht. Frauen mit verweinten und vor Angst verzerrten Gesichtern blicken ihren letzten Momenten entgegen, während Angestellte der East India Trading Company die zahlreichen Leichen der Exekutierten auf Karren werfen und der Henker wort- und emotionslos eine Exekution nach der anderen durchführt.

Die Szene ist beunruhigend, Port Royal wirkt kalt und trotz der zahlreichen Gefangenen gottverlassen. Nicht nur schockieren die Erlasse Becketts den Zuschauer, sondern auch der Umstand, dass mit dieser Sequenz ein vermeintlich lockerer Unterhaltungsfilm der Disney Studios beginnt. Dank der Kameraführung und dem exzellenten Spiel dieser Randdarsteller und Statisten wirkt die Sequenz hart und beklemmend, ohne dass die Gewalt grafisch und voyeuristisch in den Fokus rückt.
Die Folgen der Unmenschlichkeit der herrschsüchtigen East India Trading Company unter der Leitung des größenwahnsinnigen Lord Cutler Beckett erinnert an Bilder aus Kriegsdramen und -dokumentationen. Die Rollenverteilung im Pirates of the Caribbean-Universum wird den Zuschauern somit endgültig, eindrucksvoll und beklemmend vor Augen geführt: Es sind nicht die Freibeuter, von denen man am meisten zu befürchten hat.

Nachdem der anonyme uniformierte auch die letzten Dekrete Becketts vorlas, betritt eine weitere Gruppe Gefangener die Empore, auf der sich die Galgen befinden. Kalter Nebel weht durch das Fort und ein kleiner, völlig verschmutzter Junge tritt seinen letzten Gang an. Mit von Furcht gekennzeichneter Miene blickt er zu seinem Galgen herauf und wendet eine mystisch summende, silberne Münze in seiner Hand.
Der Junge fängt an verängstigt und leise ein Lied zu singen. Nach wenigen Worten hebt er seine Stimme leicht an und singt etwas kräftiger und lauter. Völlig unbeirrt geht der Henker weiter seinem Tagewerk nach und rückt den Strick der Verurteilten zurecht, so dass sie gleich, wenn der Henker die Klappe per Hebelwirkung öffnet, sofort sterben werden. Einer der Verurteilten stimmt nun sanft in das Lied mit ein. Sein Gesang wird bald darauf durch die Stimmen der weiteren Gefangenen im Fort erstärkt. Ein erschütternder Todesgesang erfüllt schließlich Port Royal. Es ist ein trauriges, aber auch erhabenes Lied, das vom Piratentum handelt, seine Freiheit und Unsterblichkeit besingt.
Der unerschütterliche Gesang der Todgeweihten lässt die Wachen im Fort zurückzucken, beunruhigt eilt ein perplex blickender Admiral zu Lord Beckett und berichtet davon, dass die Gefangenen singen.

Wäre man als Kinozuschauer in diesem Augenblick nicht so sehr gepackt, ergriffen und gleichermaßen erschüttert würde er eine Disney-typische Revolutionsszene erwarten, in der alle Gefangenen ihre Kräfte gegen den scheinbar übermächtigen Gegner vereinen. Jedoch läge er falsch, hätte er sich die Muße genommen diese Vermutung aufzustellen.
Denn Beckett zeigt sich als einziger im Fort völlig unbeirrt und bemerkt sogar mit unterschwellig triumphierenden Tonfall, dass es auch Zeit wurde.
Die Verurteilten am Galgen singen den Refrain des Liedes zu Ende, als der Henker den Hebel zieht und somit sieben weitere Personen tötet. Die Münze des kleinen Jungen fällt in Zeitlupe in Richtung der Kamera, als Pirates of the Caribbean eingeblendet wird und die Münze erneut mystisch erklingt. Nach einem Positionswechsel der Kamera erscheint auch der Untertitel des Films auf der Leinwand und das Echo der Münze verstummt...

An dieser Sequenz stimmt einfach alles, nichts ist verbesserungswürdig. Alle Elemente dieser Szene sind einzeln betrachtet grandios, doch im Zusammenspiel sind sie nochmals besser.
Zudem ist sie ein hervorragendes Beispiel dafür, wann sich der Kunstgriff eines Cold Open rentiert.

Kein anderer Pirates-Film begann mit einem derartigen Intro. Nun aber wird der Zuschauer perplex und ahnungslos ins Fort geworfen um Zeuge der Exekutionen zu werden. Diese atmosphärische und für einen Blockbuster (geschweige denn für einen Disney-Film) mutige Szene wird von keinerlei Titeln gestört. Erst nach ihr kommt der Titel des Films ins Bild - und so trennt er die vorhin gezeigte grausame Welt unter Becketts Herrschaft mit der exotischeren und abenteuerlicheren, aber ebenfalls nicht ungefährliche Welt der Piraten...

Diese Szene würde sicher auch funktionieren, wenn der Titel vor ihr platziert worden wäre, aber der Augenblick mit der fallenden Münze würde nicht mehr funktionieren, da sie so nur ein seltsamer Zwischenschnitt wäre. Doch ohne diese Szene wären Beckett und die Singapur-Sequenz nicht mehr getrennt. Außerdem hätten die Zuschauer keine Zeit die Eindrücke des bisher Gesehenen auf sich wirken zu lassen.
Somit würde das hervorragende Intro an Wirkung verlieren.

Doch so, wie die Sequenz ist, kann ihr nichts das Wasser reichen. Sie erzeugt bei mir jedesmal Gänsehaut, und als ich sie damals zum ersten Mal sah, stand mir der Mund weit offen. Ich war völlig überrumpelt von der Genialität dieser Szene und verliebte mich auf Anhieb in dieses Intro, den Song und den gesamten Film. Und das, noch bevor der Titel eingeblendet wurde.

Ich saß im Kino in Erwartung einer guten Fortsetzung, hatte verschiedene Spekulationen über den Beginn des Films, und erhielt diese Sequenz. Besser hätte Am Ende der Welt nicht beginnen können. Allein schon der Mut, gänzlich ohne die Hauptfiguren in das Abenteuer zu starten hat sich ausgezahlt, doch eine so herrausragende Szene hätte ich wirklich nie vermutet.



Und somit möchte ich diese kleine Hitliste abschließen...

Euer,
Sir Donnerbold