Donnerstag, 31. Oktober 2013

Trick 'r Treat


Es gibt Filme, die etwas Zeit benötigen, bis sie den ihnen gebührenden Anklang finden. Dies lässt sich insbesondere in der Gattung des schaurigen Films beobachten. So fand Stanley Kubricks Shining seinerzeit einige Ablehnung bei den Kritikern und wurde sogar für die Goldene Himbeere nominiert. Freitag, der 13., seinerzeit zwar ein Publikumsrenner, zugleich aber ein Hassobjekt der Kulturverfechter, gilt mittlerweile als Suspenseklassiker und wird auf dem Kultursender arte regelmäßig (auch ungekürzt) ausgestrahlt. Eraserhead wurde zunächst völlig übersehen, wird nunmehr als einer von David Lynchs Höhepunkte beschrieben, ähnlich lief es für David Cronenberg und Videodrome.

Ein weiterer Gruselfilm, der sich sein Publikum erst allmählich erkämpfen musste, ist der 2007 fertiggestellte Trick 'r Treat. Das Langfilm-Regiedebüt von Michael Dougherty tingelte daraufhin über diverse Festivals, ehe es 2009 in den USA und auch hierzulande ohne reguläre Kinoauswertung auf DVD erschien. Seither erarbeitete sich der Episodenfilm dank positiver Kritiken und regelmäßiger TV-Ausstrahlung zu Halloween eine treue Fangemeinde, für die es sich auch lohnt, eine kleine, jedoch feine Merchandising-Reihe zu starten und in den Vereinigten Staaten Fan-Screenings zu veranstalten. Mittlerweile ist der Kult um Trick 'r Treat sogar groß genug, dass die Produktion eines zweiten Teils grünes Licht erhielt.

Und dieser späte, weiterhin erwachsende Erfolg ist auch absolut berechtigt, denn Trick 'r Treat ist der nahezu ideale Halloween-Film. Womit nicht gemeint sein soll, dass es sich hierbei um einen der schaurigsten Horrorstreifen aller Zeiten handelt, keineswegs! Denn ein Horrorfilm muss ja nicht automatisch ein Halloween-Streifen sein. Zwar bietet sich jede Art des schaurigen Vergnügens für diesen besonderen Tag Ende Oktober an, allerdings sind Produktionen, die wirklich speziell als Halloween-Unterhaltung gedacht sind, eher selten. Manche Horrorerzählungen spielen an Halloween, wie etwa John Carpenters berühmtes Slasher-Standardwerk von 1978, bloß stellt das Fest darin zumeist nur schnöde Deko dar. Mit minimalen Drehbuchänderungen könnte man die Nacht vor Allerheiligen aus diesen Werken streichen, ohne dass es auffällt. Der Geist von Halloween durchsetzt da schon eher den ebenso weihnachtlichen Stop-Motion-Kult Nightmare before Christmas oder Disneys Hexen-Komödie Hocus Pocus, die zwar handzahm ist, doch immerhin die Festivitäten dieses Tages gut repräsentiert und sie mit einer familientauglichen Schauergeschichte ausbalanciert.

Trick 'r Treat schlussendlich atmet die Stimmung des Halloween-Festes und versprüht eine morbid-amüsante, teils groteske, teils spannende Gruselatmosphäre, ohne je auf Terror oder billige Schocks zu setzen. Vor allem jedoch handelt diese Ansammlung mehrerer knackiger Geschichten nicht bloß an Halloween, sie handelt von Halloween und könnte sich keinen anderen Tag im Jahr als Handlungszeitpunkt aussuchen, ohne an Logik und Wirkung zu verlieren. Ähnlich, wie allerhand Weihnachtsfilme von den Traditionen und der Bedeutung des Christfestes erzählen, nimmt Trick 'r Treat sein Publikum auf einen sehenswerten Trip durch die Halloween-Feierlichkeiten einer ländlichen US-Kleinstadt und zeigt ebenso, was an (dortigen) Schauersagen dran ist wie auch an den ungeschriebenen Gesetzen dieses "Feiertages".

Was geschieht, wenn man seine Kürbislaternen vorzeitig auspustet? Wieso ist es ein Tabu, sich kostümiert allein durch die Halloween-Festivitäten zu schlagen? Und wie groß kann schon der Ärger sein, den man bekommt, wenn man an Halloween den nach Süßigkeiten bittenden Kindern keine Leckereien gibt? Diese Fragen werden ebenso beantwortet, wie es auch einen Blick auf übernatürliche wie auch ganz und gar urbane Schreckensgestalten gibt. Zusammengehalten wird die bunte Mischung aus fünf doppelbödigen Geschichten von dem kostümierten, stummen Knirps Sam. Mit seinem verwaschenen orangefarbenen Strampler und seiner knuffigen Vogelscheuchenmaske stellt das stille, sämtliche Ereignisse beobachtende Kerlchen den ungeschlagenen Fanliebling und das Maskottchen des Films dar.

Aber Trick 'r Treat lebt selbstredend nicht allein von seiner niedlichen Frontfigur. Viel mehr ist es Doughertys kompetente Inszenierung, die diese nicht einmal 90 Minuten lange Produktion zu einem Film macht, der sich selbst bei regelmäßiger Sichtung einfach nicht abnutzt. In dunklen, malerischen Herbsttönen getaucht und mit düster-magischer Musikuntermalung zeichnet Dougherty ein feierlich-gefährliches Bild von Halloween. Inhaltlich wie auch stilistisch: Dougherty will sein Publikum nicht in schiere Angst versetzen, sondern eher einen Lagerfeuergeschichten-Effekt erreichen, indem er etwa die Geschichte eines hinterhältigen Killers mit grotesk-schwarzem Humor unterstreicht oder mit genüsslichem Zynismus von einem dummen Kinderstreich berichtet.

Trick 'r Treat ist gewissermaßen ein etwas krasseres Gänsehaut-Halloweenspecial: Die FSK-Freigabe ab 18 Jahren ist ungerechtfertigt harsch und wären nicht ein paar stylische oder pointierte Gewaltspitzen, würde ich den Film glatt für Erwachsene und mutigere Kinder gleichermaßen empfehlen. Denn einem wohligen Anflug von Gänsehaut, entstanden durch mit leichtem Augenzwinkern erzählte morbide Anekdoten, ist schwer zu widerstehen.

Montag, 21. Oktober 2013

Turbo


Wie ambitioniert und durchdacht muss die Geschichte eines Animationsfilms sein, der für die ganze Familie gedacht ist? Gewiss keine weltbewegende Frage, doch es ist eine, die sich mir beim Gedanken an das aktuelle Produkt der DreamWorks Animation Studios aufdrängt. Der farbenfrohe Trickspaß Turbo erzählt nämlich eine Story, deren Moral sich wohl nur zu gerne auf eine Stufe mit der Aussage des Pixar-Kunstwerkes Ratatouille stellen würde. In Brad Birds Oscar-prämierter Erzählung über eine Ratte, die Koch werden möchte, hallt es mehrmals ehrfürchtig "Jeder kann kochen!", was schlussendlich etwas exakter ausformuliert wird. So muss eine zentrale Figur dieser pittoresker Weise in Paris angesiedelten Geschichte erkennen, dass nicht jeder Einzelne des Kochens befähigt ist, gute Köche jedoch von überall her stammen können. Das Kochen, dies wird durch die liebevolle Erzählweise deutlich, steht in Ratatouille selbstredend für sämtliche Künste, denen sich jemand hingeben kann.

DreamWorks Animation erzählt mit Turbo die nicht minder kuriose Geschichte eines Träumers, der sich in ein Tätigkeitsfeld hineinwünscht, das seiner Natur nicht stärker entgegengesetzt sein könnte. Im Zentrum dieses Animationsfilmes steht statt einer Ratte nun eine Schnecke, und diese wünscht sich nicht etwa, Koch zu sein, sondern an einem Autorennen teilzunehmen. Der Leitspruch, der den Protagonisten mit Inspiration füllt, stammt wie bei Ratatouille aus Fernsehsendungen über das Idol des Helden und lautet hier stark generalisierend: "Kein Traum ist zu groß und kein Träumer ist zu klein."

Ob nun eine kochende Ratte oder eine Schnecke mit Sehnsucht nach Hochgeschwindigkeitsrennen, ob nun exemplarischer Leitspruch oder offen ausformulierte Moral: Beide Produktionen setzen es sich nicht bloß zum Ziel, ein breites Publikum mit sympathischen Figuren und wohl dosiertem Slapstick sowie gesundem Wortwitz zu unterhalten, sondern auch, eine anspornende Botschaft zu verbreiten.

Dessen ungeachtet beweisen Pixars Langfilm des Jahres 2007 und der zweite DreamWorks-Animationsfilm des Jahres 2013 auf der Ebene des Storytellings einen gänzlich unterschiedlich ausgeprägten Ehrgeiz. Und dahingehend meine ich sogar weniger die Dialoge, welche in Ratatouille ausgefeilt und vielschichtig sind, während in Turbo zwar eine spritzig-witzige Sprache vorherrscht, jedoch auch penibel darauf geachtet wird, bloß nicht die jüngsten Kinogänger zu überfordern. Ich möchte an dieser Stelle auch das Ende außer Acht lassen, das Brad Bird mit fast poetischer Passion ausbreitete und auf berührende Weise lebensnah geriet, und bei dem Große Haie - kleine Fische-Autor David Soren in Turbo auf schnell wirkenden Eskapismus und eine lautere, frohgemutere Schlussnote setzt. Im Mittelpunkt meiner Überlegungen steht eher der Pfad, den die Autoren dieser Streifen einschlagen, um ihren jeweiligen Helden in die Nähe seines Traums zu manövrieren.

In Ratatouille hat Remy von Beginn an eine besondere Gabe, die zudem mit seinen persönlichen Interessen zusammenfällt und auch gut zu seinem Charakter passt. Er kann diese Gabe jedoch aus zweierlei Gründen nicht nutzen: Sein soziales Umfeld respektiert sein Talent nicht und das Umfeld, dass sein Können zu schätzen wissen würde, würde es ihm niemals gestatten, es umzusetzen. Also muss sich Remy mit Hilfe der richtigen Person und viel Durchsetzungsvermögen sowie großer Passion behaupten. Und am Schluss erwartet ihn ein Teilsieg. In Turbo wiederum wünscht sich die Hauptfigur Theo (von sich selbst nur "Turbo" genannt), ein Talent zu haben, das ihm nicht gegeben ist, auch wenn es zu ihm passen würde. Er als Schnecke hat zwar eigentlich langsam zu sein, doch als Rennsportfan und aufgewecktes Kerlchen hat Theo nunmal Benzin ... naja, nicht wirklich im Blut (zumindest anfangs), aber in der Seele. Eines Tages geschieht jedoch ein sonderbarer Unfall und Theo landet im Motor eines mit Nitro-Power aufgebauschten Straßenflitzers. Der kleine Träumer wird geradezu in dem Zeug ertränkt, überlebt aber auf wundersame Weise und hat nun gewissermaßen Superkräfte. Er verfügt über Superschnelligkeit und hat auch sonst einige Fähigkeiten, die an aufgemotzte Autos erinnern.

Deutlicher gesagt: Während Remy etwas kann und dafür kämpft, es einsetzen zu können, ersehnt sich Theo ein Können und bekommt es eines Tages durch Zufall geschenkt. Nach der wunderlichen Fügung ist für ihn schon nahezu die halbe Miete gemacht. Er hat endlich seine ersehnte, rasante Geschwindigkeit, und er erkämpft sich die Teilnahme am Indy-500-Rennen gewissermaßen als Krönung des Ganzen. Und auch wenn David Soren seine Underdog-Story sehr gutherzig und liebenswert erzählt, ohne die einst so typische DreamWorks-Gehässigkeiten und nur mit einer kleinen, gesunden Dosis Popkulturhumor, so fehlt die inspirierende und kunstvolle Note von Pixars Rattenfilm. All die "Auch eine Schnecke kann schnell sein. Sie kann sich diesen Traum erkämpfen, wenn sie nur fest an sich glaubt!"-Parolen von Turbo haben zwar dank der starken Inszenierung eine kurzweilige Wirkung als Eskapismus, doch streng betrachtet sind die leere Hülsen, da sich Theos Wandlung zur Turboschnecke nicht aufs Publikum und dessen Sehnsüchte übertragen lässt.

Es gibt natürlich sehr viele Filme, in denen eine höhere Macht die Heldin oder den Helden auf den Erfolgspfad geleitet. Doch Märchen wie Cinderella oder Dornröschen erzählen eine andere Form von Wunscherfüllung, weshalb sie auf einer anderen Ebene funktionieren. Ratatouille und Turbo befassen sich mit Figuren, die Talente (oder Interessen) abseits der für sie geltenden Normen haben und die sich gewissermaßen unter karikierten, im Kern aber lebensnahen gesellschaftlichen Regeln durchsetzen wollen. Märchen hingegen erzählen vom Guten, das durch das unmenschlich Böse in seinem Glück behindert wird. Mit ihren magischen Wunscherfüllungen bestätigen sie den Glauben an das Gute und höhere Kräfte, die wieder die korrekte Ordnung herstellen. Turbo nutzt einen märchenhaften Plotpunkt in einer "weltlichen" Geschichte, die mit ihren gelegentlichen Seitenhieben auf Popkultur und Alltagsprobleme in dieser Realität verwurzelt ist. Bloß dass Schnecken bunter sind, miteinander coole Gespräche führen und durch Superturbobenzin schneller werden.

Allerdings stellt sich die Frage, wie sehr diese Umstände Turbo zurückhalten. Denn mit dem imposanten Look (die Hintergründe sind lebensecht, aber vitaler und bunter, die Figuren sind sich gut einfügende Karikaturen), der ausdrucksstarken sowie im Falle der Schnecken-Mimik und Gestik auch einfallsreichen Figurenanimation sowie der zwar nicht denkwürdigen, aber effektiven Musikuntermalung ist Turbo ein sehr gut gemachter Eintrag in die DreamWorks-Animation-Vita. Zudem sind sämtliche Figuren spaßig, die Stimmenauswahl im Original wie in der deutschen Fassung superb und das Tempo des Films ist genau richtig. Er wirkt nicht abgehetzt, überreizt aber auch nicht seine Wirkung. Dank einiger sehr amüsanter Momente, vom Schneckenalltag hin zu Turbos verrückten Kumpels, macht der Film allerhand Spaß, auch wenn er sich auf zahlreichen Klischees verlässt und seiner eigenen Botschaft nicht gerecht wird. Es fehlen allerhand der Pluspunkte, die Ratatouille dank seiner Selbstansprüche einheimst, doch muss dies gleich ein Negativpunkt sein, erst recht, da der Rest ja ansprechenden Zeitvertreib garantiert ..?

Siehe auch:

Dienstag, 15. Oktober 2013

Ein Film. Mehrere Sichtungen. Mehrere Reaktionen.


Manche Filme werden mit jedem Ansehen immer besser. Eines der Paradebeispiele dürfte The Big Lebowski von den Coen-Brüdern sein, welcher beim ersten Anschauen leidlich amüsant ist, beim zweiten Mal richtig gut wird und sich ab dem dritten Mal als wahres Meisterwerk offenbart. Eine vergleichbare "Ach, deshalb ist der Film bis heute so beliebt"-Wirkung zeigt sich unter anderem auch bei der schrillen Rocky Horror Picture Show oder Pulp Fiction, auch wenn Tarantinos uriger 90er-Erfolg bereits beim ersten Anlauf funktioniert.

Andere Filme gefallen bloß beim ersten Anschauen und sind daraufhin bloß noch dröge und arm an Reizpunkten. Einmal gesehen, alles entdeckt, wegwerfen! Shrek 2 zählt für mich dazu. Nachdem ich einmal über die skurrilen Einfälle gelacht hatte, gab es zu wenig Sympathie zu den Figuren, der Look ist zu unhübsch und die Reizpunkte an der Welt, die der Film entwirft, sind zu rar gesät. Daher habe ich an weiteren Sichtungen relativ wenig Vergnügen.

Um solche Filme geht es hier nicht. Ich möchte viel mehr über Filme reden, die ihren qualitativen Status bei mehreren Sichtungen beibehalten, die aber dennoch jedes Mal ganz anders wirken.

Ein relativ simples Beispiel für Produktionen, die beim zweiten Anschauen ganz anders rüberkommen, ist M. Night Shyamalans wirtschaftlicher Höhepunkt seiner Karriere: The Sixth Sense. Auch wenn ich mich selbst dagegen sträube, diese mit getragenem Tempo erzählte, übernatürliche Geschichte als Horrorfilm zu bezeichnen (was wohl eine recht geläufige Bezeichnung für dieses Werk ist), so ist sie bei einer Erstsichtung voller Suspense und angespannter Momente. Hat man diese Handlung einmal miterlebt und kennt den Schlusstwist, so denkt man vielleicht, fällt dieses Werk völlig auseinander. Stattdessen bin zumindest ich jedes Mal begeistert, welch berührendes übernatürliches Drama Shyamalan hiermit entwarf.

Die wahren Meister ambivalenter, daher wandelbarer, doch qualitativ stets hochwertiger Filme sind jedoch die Coen-Brüder. Beispiel No Country for Old Men: Bei meiner Erstsichtung im Kino funktionierte er bei mir und meinem Publikum als spannungsgeladener, karger und hoffnungsarmer Thriller. Javier Bardems Anton Chigurh ließ mich und die meisten anderen Zuschauer im Saal den Atem anhalten, rare lockere Sprüche, etwa von Woody Harrelsons Rolle, blieben uns im Hals stecken. Ganz anders die Zweitsichtung: Wenn Chigurh humpelnd in verdreckten weißen Socken ums Motel streicht, löste dies aufgrund der Skurrilität munteres Gelächter aus. Sein "Kopf oder Zahl"-Monolog? Sicher eine skurrile Persiflage auf Schurkenmonologe. Auf jeden Fall: Ulkig. Dass er Menschen mit einem Bolzenschussgerät tötet? Das ist nicht erschreckend, sondern gewollt albern. Und die Unfähigkeit von Tommy Lee Jones' Polizisten? Zum wegschmeißen, nicht etwa deprimierend. No Country for Old Men spielte wie eine rabenschwarze, intelligente Komödie, wie eine intellektuelle Antwort auf die Schundpersiflage/-hommage Grindhouse. Und ich habe mich gemeinsam mit meinem Saalpublikum amüsiert. Nur um den Film zwei Wochen später während einer dritten Kinosichtung auf Metaphern, Motive und profunde Aussagen hin zu analysieren.

Die Coens sind sehr fähig darin, ihre Regiearbeiten so zu gestalten, dass sie abhängig von der Gruppendynamik eines Kinosaals oder der Tagesform des DVD-Zuschauers gänzlich anders zu wirken. Dies zeigt sich etwa auch bei A Serious Man: Zwar ist diese Nacherzählung der Hiobs-Geschichte zweifelsohne eine schwarze Komödie, doch ob sie mehr deprimiert, weil jeder Rückschlag Larry Gopniks persönlich trifft und so das Lachen im Halse stecken bleibt, oder wegen ihrer Kreativität und den Superlativen mehr amüsiert, weil die Coens die in einem verborgene Schadenfreude wecken? Tja, das ist nicht vorherzusehen.

Welche Beispiele für Filme mit so wandelbarer Wirkung fallen euch noch ein?

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Pixar Canada macht dicht


Diesen Herbst kommt zwar mit Toy Story of Terror! Pixars erstes ausgewachsenes Halloweenspecial ins US-Fernsehen, jedoch erwartet Pixar-Freunde bereits jetzt der große Schrecken. Wie nun bekannt wurde, schließt Pixar sein Studio in Vancouver mit sofortiger Wirkung und entlässt daher 100 seiner Angestellten, die für Layout, Sets und Figuren, Animation, Effekte, Beleuchtung und Rendering verantwortlich sind.

Wie Pixar verlautbaren lässt, sind die "sich rapide ändernden Dynamiken der Animationsbranche" der Anlass, weshalb das Unternehmen seinen Produktionsprozess verbessern und straffen muss. Daher wurde beschlossen, Pixar Canada zu schließen.

Unklar ist, was dies für das geplante zweite Toy Story-Special bedeutet, welches ursprünglich in Kanada realisiert werden sollte. Möglich, dass es im Pixar-Hauptquartier verwirklicht wird, ebenso könnte es auch ganz von Pixars Produktionsplan verschwinden ...

Dienstag, 1. Oktober 2013

Bruckheimer ohne First-Look-Deal bei Disney


Es war, zumindest für mich, der große Schrecken des Kinomonats September: Disney lässt seinen First-Look-Deal mit Jerry Bruckheimer im Jahr 2014 auslaufen. Wenige Woche nach dem finanziellen Debakel von Lone Ranger kam dies zunächst einer übertriebenen Ohrfeige seitens Disneys für den Spitzenproduzenten rüber. Doch ist es wirklich eine so herbe Botschaft wie zunächst angenommen?

Zumindest ist bereits gesichert, dass 2014 bloß Disneys Vorzugsrechte an Bruckheimer-Projekten auslaufen, nicht aber jegliche Kooperation beendet wird. Nicht nur Pirates of the Caribbean - Dead Man Tell No Tales bleibt weiterhin für beide Studios auf dem Tableau, die Disney-Studios und Jerry Bruckheimer Films arbeiten auch an einem dritten Vermächtnis-Film sowie weiteren, noch nicht öffentlich gemachten Projekten. Doch ohne First-Look-Deal wird Disney für den Armageddon-Produzenten künftig mehr oder minder ein Studio unter vielen sein, nachdem seit Mitte der 90er Disney und Bruckheimer eine enge Geschäftspartnerschaft verband.

Als Anhänger von Bruckheimers Disney-Filmen als auch seinen Produktionen für Disneys Erwachsenenlabels (wie etwa Con Air, The Rock, Armageddon, Der Staatsfeind Nr. 1 oder auch das Semi-Guilty Peasure Coyote Ugly) finde ich es allein schon aus sentimentalen Gründen bedauerlich, wenn die Partnerschaft, die diese Werke ermöglichte, endet. Außerdem finde ich es als Disney-Fan und Bruckheimer-Anhänger per se erstrebenswert, wenn beide Seiten einander stärken, zumal ich stets um Disneys etwas "kernigeren" Studio-Output bange.

Diese Furcht konnte Bruckheimer mit einem seiner Statements über die Trennung nur verschärfen. Das Branchenblatt The Hollywood Reporter legt nahe, dass sich Bruckheimer gewünscht hatte, dass Disney Touchstone Pictures wieder zur alten Form bringt, so dass er neben Filmen wie Pirates of the Caribbean auch wieder Ware wie The Rock für Disney abliefern kann. Disney, genauer gesagt Konzern-CEO Bob Iger und Studio-Präsident Alan Horn, wollen sich aber auf die Marken Marvel, LucasFilm und den DreamWorks-Deal verlassen. Zwar betont Alan Horn, "wir werden auch künftig zusammenarbeiten", aber diese Zusammenarbeit wird sich allen Anzeichen nach auf Sequels zu Pirates und Co. sowie wenige Familienabenteuerfilme beschränken.

Andererseits: Wenn dieser Schritt bedeutet, dass es weiter Disney/Bruckheimer-Ware wie die Pirates gibt und Bruckheimer auch wieder mehr Filme wie Con Air macht (dann halt bloß nicht für Disney), so habe ich als Zuschauer gewonnen. Mehr Filme, die mir potentiell zusagen könnten. Die Frage "Och, wieso kommen die nicht alle aus dem Disney-Lager" ist ja letztlich nur ein Luxusproblem ...