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Montag, 5. August 2024

Trap


Cooper Adams (Josh Hartnett) begleitet seine Teenie-Tochter Riley (Ariel Donoghue) auf ein Konzert der neuen Pop-Sensation Lady Raven (denkt weniger an Taylor Swifts Eras Tour und mehr an Martina Stoessel zu Beginn ihrer Solo-Karriere, gespielt von Saleka Shyamalan). Vor Ort irritieren ihn die absurd hohen Sicherheitsvorkehrungen. Dann erfährt er, dass seine größte Sorge wahr geworden ist: Das FBI steht kurz davor, ihm auf die Schliche zu kommen. Denn er ist der gefürchtete Serienkiller The Butcher...

Mit Trap kehrt M. Night Shyamalan wieder zu einer seiner liebsten tonalen Inspirationsquellen zurück: Alfred Hitchcock. Allerdings ist Trap keine Rückbesinnung auf den "Der Saal schreit am Spieß"-Hitchcock, sondern auf den neckischen "Ich hab Spaß daran, vom Bösen zu erzählen"-Hitchcock aus Filmen wie Ein Cocktail für eine Leiche: Wir heften uns wie eine Klette an einen amoralischen Protagonisten, der sich mit einer faszinierenden Mischung aus Charisma, Eloquenz und völligem Unvermögen, normal zu wirken, an seine gemeinen Taten dransetzt. Und dadurch, dass er seine brillanten Momente hat, aber ebenso oft einfach nur dummdreistes Glück hat, reitet Autor und Regisseur M. Night Shyamalan genüsslich einen stürmischen, tonalen Wellengang:

Wir fiebern aus Bewunderung für seine Improvisations- und Kombinationsgabe (sowie aus schlichter, dramaturgischer Gewohnheit) mit Cooper mit, aus moralischen Gründen (und aus Missgunst angesichts seines unverschämten Glücks) freuen wir uns über ihn ereilenden Rückschläge. Hartnett als sozial ungelenker, unheimlicher, schmieriger Charmebolzen die Zeit seines Lebens und die Kameraarbeit des auf 35mm filmenden Sayombhu Mukdeeprom klebt nicht nur wie in Hypnose an seinem aufgesetzten, faszinierenden Lächeln, sondern verleiht den Schauplätzen auch eine atmosphärische Patina.

Trap wirkt ein wenig so, als wäre er von De Palma - wäre er nicht so sexbesessen und vernarrt in Splitscreens: Es ist ein thematisch geradliniger, dennoch ständig in Bewegung befindlicher Thrillerspaß, der sich an "Hitchcock, der spaßige Genrefilmer" orientiert und weiß, dass er heuer keine Tabus bricht, das aber durch feisteren Humor kompensiert. Es ist ein "Ich grins mir im Sessel was zusammen"-Nervenkitzler, kein Schocker oder Thriller-Reißer. Und Shyamalans stilisierten Dialoge klangen nie zuvor nach der Kadenz, wie sie häufig durch Giorgos Lanthimos' Schaffen hallt:

In diesem Film beherrscht niemand die Kunst des Smalltalks - und der Cast (darunter Disney-Legende Hayley Mills) kostet es aus, auf dieser distanzierten Wellenlänge zu liegen. Denn Shyamalan kreiert hier eine Versuchsanordnung über Menschen, die ihre Gefühle nicht auszudrücken vermögen, geschweige denn fähig sind, ihre verschiedenen Rollen im Leben unter einem Hut zu bringen. Das mündet in fesselnde Setpieces und viel, viel dunklen Humor. Um kurz polemisch zu werden: Wer über diesen Film lacht, hat ihn nicht verstanden. Denn dies ist ein Film, mit dem man lacht. Funktioniert super im Doppel mit The Visit (Shyamalan mischt Humor und Suspense, blickt auf Familiendynamiken), Spiel auf Zeit (süffisante Hitchcock-Hommage bei einer Großveranstaltung) oder Killing of a Sacred Deer (entrückte Dialoge, Vater in Nöten).

Dienstag, 4. Februar 2020

Meine Lieblingsfilme 2019 (Teil III)

zurück zu Teil II

Es wird allmählich heiß in meiner Filmretrospektive 2019: Wir erreichen die Plätze 30 bis 21! Doch ehe es so weit ist, muss ich euch natürlich noch einmal auf die Folter spannen und ein paar weitere Ehrennennungen loswerden, dieses Mal aus dem Bereich des Genrefilms. Das Zac-Efron-Vehikel Extremley Wicked, Schockingly Evil and Vile ist eine eindrucksvolle Spannungsgeschichte darüber, wie sich die Gesellschaft vom Schein täuschen lässt. Harpoon ist eine sehr lustige, extrem böse Komödie, in der wir drei Drecksschweinen von Menschen dabei zuschauen, wie sie sich gegenseitig auf den Nerv gehen, während sie auf hoher See festsitzen. You Might Be The Killer ist eine sehr muntere Meta-Slasher-Parodie/-Hommage im Stile von Tucker and Dale vs Evil, nur sehr viel blutiger. Ziemlich harmlos, trotzdem sehr spaßig (nicht zuletzt dank der herrlich auftrumpfenden Jessica Rothe in der Hauptrolle): Die Sci-Fi-Horrorkomödie Happy Deathday 2 U. Aus der intellektuell-verschrobenen Ecke kommt derweil der neue Quentin Dupieux: Die Toxische-Maskulinität-Schreckenskomödie Deerskin. Und dann will ich M. Night Shyamalans Glass nicht unerwähnt lassen: Mir egal, wer alles über den Film hergezogen hat, für mich ist es eine passionierte, konsequente Fortsetzung von Shyamalans zwischen Pulp und Grübelei schwankender Comic-Analyse.

Nun aber lang genug gezaudert. Nun geht es weiter mit der Liste meiner liebsten Filme aus dem Jahr 2019!

Platz 30: Der Leuchtturm (Regie: Robert Eggers)

Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - zum Ersten: Nach The Witch, der zu den wohl typischsten Filmen aus der Filmografie des US-Verleihers A24 gehört, nur dass er für mich deutlich mehr Schein als Sein ist, hat mich Robert Eggers' zweiter Langfilm völlig überzeugt. Gehalten in ebenso hypnotischem wie atmosphärischem Schwarz-Weiß sowie im altbackenen, beengenden 1,19:1-Seitenverhältnis, erzählt diese maritime Geschichte von einem Jung-Leuchtturmwärter und von einem alten Bären von einem Mann. Anfangs können sie sich nicht leiden, dann gewöhnen sie sich einander, dann haben sie die Schnauze gestrichen voll voneinander: Die Eskalation ist unvermeidlich. Packend gespielt von Willem Dafoe und Robert Pattinson, untermalt mit knirschend-schnarrend-dröhnender Musik, die mit dem Sounddesign verschmilzt, und voller altem Seemannsgarn ist Der Leuchtturm ein Trip in die Köpfe zweier Männer mit Lagerkoller und Problemen, zu ihren Gefühlen zu stehen.

Platz 29: Long Shot (Regie: Jonathan Levine)

Ein Kassenflop, der keiner hätte sein dürfen: Aufgrund waghalsiger bis selbstmörderischer Programmierung (in den USA gegen Avengers || Endgame, in Deutschland zwischen Aladdin und Pets 2) ging diese politische sowie romantische Komödie mit Seth Rogen und Charlize Theron völlig unter. Dabei hat sie alles, was für einen Publikumsliebling sorgen müsste: Flotte Sprüche, einen feinen Look (insbesondere für eine Mid-Budget-Komödie), eine bestechende Chemie zwischen Rogen und Theron, eine Prise Action und gepfefferte, gut gezielte politische Seitenhiebe. Darüber hinaus reiht sich Long Shot in die bewährte Riege namens "Seth Rogen produziert Filme, die platt und vulgär wirken, aber progressiv und warmherzig sind" ein, in der Bad Neighbors 2 noch immer die ungekrönte Königin ist und von der ich mir noch jede Menge weitere Vertreter sehen will!

Platz 28: Midsommar (Regie: Ari Aster)

Ari Asters sehr stylisch durchkomponierter, erzählerisch doppelbödiger Hereditary landete 2018 auf Rang 34 meiner Lieblingsfilme des Jahres, Asters zweiter Film kommt noch ein Stück besser weg und ist somit "Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - Teil zwei": Aster gelingt das diffizile Kunststück, nahezu ausschließlich in helllichten Szenen Suspense zu erzeugen. Und er kreiert ein mehrbödiges, zwischendurch auch schwarzhumoriges, Schreckensspiel über einen Kult, dessen Traditionen anno dazumal stehen geblieben sind und einst vielleicht vernünftige Rituale auf herzlose Weise ins Heute übertragen werden, über eine kaputte Beziehung voller Gaslighting und über mangelndes Einfühlungsvermögen. Imposante Bilder voller schrecklicher Details, dreiste Vorausdeutungen, die ein Damoklesschwert über unsere Figuren schweben lassen, und eine großartige, intensive, unter die Haut gehende Performance von Florence Pugh kommen auch noch dazu. Ari Aster, ein Name, den ich im Auge behalte!

Platz 27: A Toy Story - Alles hört auf kein Kommando (Regie: Josh Cooley)

Eine Fortsetzung, die ich nicht haben wollte. Eine Fortsetzung, die kaum wer haben wollte. Und dann haben es die Pixar Animation Studios doch wieder einmal geschafft: Toy Story 4 (wie der Film im Original heißt) denkt den großartigen Toy Story 3 weiter und stellt die Frage "Was macht jemand, der jahrzehntelang das Sagen hatte, plötzlich nur noch die zweite oder gar dritte Geige spielt?" Hinzu kommen die Existenzängste und -fragen eines neuen "Spielzeugs" in Form des Göffels Forky, extrem detailreiche Animationen, toll sitzende Sprüche und ein clever in die Spielzeugwelt übertragener Generationenkonflikt.

Platz 26: Chaos im Netz (Regie: Rich Moore & Phil Johnston)

Ganz ehrlich: Wäre da nicht das etwas aufgesetzte Actionfinale, das ich dem Erzählfluss von Chaos im Netz einfach nicht abkaufe, würden wir hier von einem Top-Ten-Eintrag sprechen. Aber, hey, Platz 26 ist auch noch immer beeindruckend. Riesige Gagfrequenz, sehr gute Gag-Trefferquote, gut sitzende Seitenhiebe auf die Internet-Kultur und das Web-Business, spritzige Disney-Eigenparodien und vor allem: Eine seit Ralph reicht's glaubhaft entwickelte Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, die schließlich zu einem emotional sehr nuancierten, thematisch komplexen Ende führt. Mein liebster Film unter dem Disney-Eigennamen 2019. (Wer's noch nicht gemerkt hat: Ich orientiere mich in meiner Rangliste nach dem deutschen Start.)

Platz 25: Das schönste Paar (Regie: Sven Taddicken)

Für ein Liebespaar wird der Urlaub zur Hölle auf Erden, als es von ein paar Halbstarken brutal attackiert wird. Monate später sieht Er zufällig den Anführer der Gruppe und Vergewaltiger seiner Frau wieder. Er stellt ihm nach, im Glauben, so Gerechtigkeit für Sie erreichen zu können. Doch er reißt nur eh kaum verheilte Wunden auf ... Atemberaubend gut gespielt von Maximilian Brückner und der sowieso famosen Luise Heyer ist Das schönste Paar ein karges, scharf beobachtendes, schmerzliches Drama über "Gut gemeint ist nicht gut gemacht", Traumabewältigung und dysfunktionale Tendenzen in der Beziehung zweier Menschen, die sich eigentlich lieben. Saustark.

Platz 24: Gut gegen Nordwind (Regie: Vanessa Jopp)

Ein Film, wie für mich gemacht: Ein Linguist beginnt eine digitale Brieffreundschaft mit einer schnippisch-schlauen, wortgewandten Frau. Das bedeutet also: Jede Menge gewitzte, eloquente, aber auch glaubwürdige Monologe und Dialoge. Und dann ist auch noch Nora Tschirner die weibliche Hauptrolle in Gut gegen Nordwind - die Idealwahl, will man charmant-schnippische, schlagfertige Frauen in Deutschland besetzen! Aber auch abseits dessen ist eine sehr gelungene, humorvolle, wortbasierte Romanze mit nuancierten Figuren, die mir in den paar Filmstunden ans Herz gewachsen sind.

Platz 23: John Wick - Kapitel 3: Parabellum (Regie: Chad Stahelski)

Eine kleine Prise härter als John Wick - Kapitel 2, im Mittelteil (trotz einiger sehr cooler Hunde-Stunts) eine kleine Prise zäher als John Wick - Kapitel 2, alles in allem einmal mehr ein toller Actionfilm: John Wicks blutiger Feldzug durch eine mysteriöse Unterwelt geht weiter, und Chad Stahelski setzt erneut auf lange, deutlich gefilmte Actionpassagen mit kernigen, schnellen Stunts, eingefangen in dunklen Bildern mit kräftigem Farbspektrum. Die John Wick-Saga ist einfach eine Wucht und die ständigen Neuzugänge in diesem Mythos sind auch allesamt sehenswert. Halle Berry räumt in ihren paar Szenen ab und Asia Kate Dillon als Adjudicator ist eine Top-Castingentscheidung!

Platz 22: Late Night (Regie: Nisha Ganatra)

Emma Thompson als Late-Night-Moderatorin, die ihre Sendung nur noch lustlos runterleiert, damit sie wenigstens Gäste einladen kann, die sie interessieren (aber sonst niemanden). Mindy Kaling als aufstrebende, durchsetzungswillige Autorin in einem ebenso monotonen wie faul gewordenem Autorenraum, die frischen Wind in die Sache bringen will. Man nehme diese beiden Zutaten, und wir erhalten die sehr komische, aber in ihren Wahrheiten über die Medien- und Arbeitswelt auch dramatische, Geschichte, wie eine fähige Moderatorin Ehrgeiz wiedererlangt, eine junge Autorin die Widrigkeiten eines ignoranten bis miesen Männer-Kollegiums übersteht und wie eine lahm gewordene Show aufgepeppelt wird. Großer Spaß mit viel Herz und scharfer Beobachtungsgabe. Man müsste ganz schön begriffsstutzig sein (oder willentlich Aspekte des Films unter den Teppich kehren), um Late Night zu unterstellen, er hätte schlechte Aussagen und würde beispielsweise die Kommerzialisierung einer Fernsehsendung feiern, wenn er in Wahrheit vom glorreichen Zurückgewinn früherer Ambitionen handelt.

Platz 21: Klaus (Regie: Sergio Pablos)

Wenn die Walt Disney Animation Studios ihr jahrzehntelanges Streben nach Innovation im Zeichentrickfilm einfach so abbrechen, dann müssen halt ein paar Ex-Disney-Leute dort weitermachen, wo das Traditionsstudio einst aufgehört hat: Klaus ist die konsequente Weiterführung dessen, wie Tarzan und Der Schatzplanet einst Zeichentrick und Digitaltricks verschmolzen haben. Dabei kommt eine bildschöne, warmherzige und komplexe Ästhetik heraus, die Regisseur Sergio Pablos nutzt, um die wunderschöne, witzige und liebevolle Geschichte zu erzählen, wie ein bequemlicher Briefträger und ein grantiger Spielzeughersteller das Weihnachtsfest für immer verändern sollten ...


Montag, 16. Januar 2017

Split


M. Night Shyamalan – man kann von seinen Filmen halten, was man mag. Man kann sie alle mies finden, sie alle gut finden oder sich die Haare raufen, wie unbeständig die Qualität dessen ist, was der indischstämmige Regisseur so rausbringt. Aber ich schätze, dass sich die meisten Filmliebhaber einig werden dürften: Shyamalan ist eine faszinierende Personalie im Hollywood-Geschäft. Nicht trotz, sondern gerade aufgrund seiner makelhaften Vita:

Zu Beginn seines Schaffens von Kritikerzunft und Publikum als Wunderkind gefeiert und nächster Spielberg oder Hitchcock gehandelt, geriet seine Karriere nach einer Phase des intensiven Hypes ins Trudeln. Die Kritiken wurden galliger, die Einnahmen ließen nach – aus dem Wunderkind wurde dem Konsens nach ein Frustrationsgrund, ein Name, den es zu meiden gilt, eine Witzfigur und zwischenzeitlich ein wenig geschätzter Auftragsregisseur. Im schaurig-lustigen Found-Footage-Film The Visit brachte Shyamalan 2014 dann seine Handschrift wieder stärker zum Vorschein – und wurde mit einem (wenngleich nicht unumstrittenen) Kritiker-Achtungserfolg sowie einem zufriedenstellenden Einspielergebnis an den Kinokassen belohnt.

Interessantester Punkt an The Visit: Der FSK-ab-12-Jahren-Gruselfilm lässt sich als Parabel auf Shyamalans Beziehung zu seinen Kritikern lesen, welche die Höhen und Tiefen dieses Mit- und Gegeneinanders skizziert. Wie passend, dass Split den selbstreflektiven Faden weiterspinnt: Der Kammerspielthriller über einen unter dissoziativer Identitätsstörung leidenden Entführer dreier Jugendlicher, wirft wiederholt die These in den Raum, dass jene, die verletzt oder sonstwie beschädigt sind, sich wirklich gesegnet fühlen dürfen. Makellosigkeit als uninteressanter Aspekt; Schäden, die zu Größe führen: Diese von handelnden Figuren geäußerten Gedanken könnten aus Shyamalans Innerstem sprechen; davon zeugen, dass der Filmemacher mit seinem Karriereknick leben kann und hofft, dass er aus Schaden klug geworden ist.

Auf Split trifft die "Es sind die Makel, die einen erst interessant machen"-Weisheit nur bedingt zu. Ja, ich würde behaupten, dass wir diesen Film (mit all seinen Stärken und Schwächen) wohl nicht oder zumindest in einer gänzlich anderen, weniger überraschenden Form bekommen hätten, wäre Shyamalans Karriere nach The Sixth Sense nach Plan verlaufen. Ohne Shyamalans Unmut über Disneys Vermarktung des Mysterythrillers Unbreakable, ohne Disneys Enttäuschung über dessen Einspielergebnis. Ohne das kurze Signs-Hoch und den radikalen The Village-Backlash und ohne alles, was daraufhin folgte. Ohne dass sich Shyamalan als Regisseur verformt und dann wieder unter anderen Vorzeichen sseinen alten Stil neu aufbaut. Und somit wäre die Kinowelt um einen völlig verwunderlichen Film ärmer geworden. Dennoch: Split erarbeitet sich so drastische Abzüge in der B-Note, dass ich mir sehr wohl eine geschliffenere Version des Films wünsche.

Die Geschichte beginnt, als drei Jugendliche (zwei enge Freunde und eine aus Mitleid ebenfalls zur Geburtstagsfeier eingeladene Außenseiterin) von einem Fremden entführt und eingekerkert werden. Während die beiden Freundinnen Claire (Haley Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula) vor Angst austicken, bleibt Casey (Anya Taylor-Joy) eiskalt und versucht, die Lage zu überblicken. Alsbald stellen die drei Mädchen fest, dass ihr Entführer (James McAvoy) unter Persönlichkeitsspaltung leidet: Mal ist er befehlshaberisch und hat einen Sauberkeitsfimmel, im nächsten Moment handelt er wie ein verspielter, etwas naiver Junge. Casey hofft, diese unberechenbare Art ihres Entführers ausnutzen zu können, um frei zu kommen ... Parallel dazu versucht die Psychologin Dr. Karen Fletcher (Betty Buckley), ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass eine dissoziative Persönlichkeitsstörung ungeahnte Möglichkeiten mit sich bringt ...

Als jemand, der deutlich mehr Shyamalan-Filme mag als der gemeine Durchschnitt, freut es mich, dass Split endlich wieder wie eine typische Regiearbeit des The Sixth Sense-Machers aussieht: Der Hitchcock-Liebhaber verlässt sich wieder auf weite Winkel, lange Einstellungen und eine kalte, distanzierte Regieführung. Dies allein wird schon in Verbindung mit der etwas entrückten Dialogsprache wieder die Geister scheiden: Shyamalan-Figuren (wie auch Nolan-Figuren) reden wie gedruckt. Diese etwas befremdliche Wortwahl kann in misslungeneren Filmen peinlich wirken, in gelungenen Fällen die beunruhigende Stimmung der Erzählung stützen. In Split wechselt es für mich wiederholt: Während ich es Anya Taylor-Joy durchweg abkaufe und unter anderem auch McAvoys Kindespersönlichkeit sowie den finster dreinblickenden Ordnungsfanatiker beklemmend finde, sind andere seiner Persönlichkeiten irritierend übertrieben. Wenn sich der Entführer etwa als Frau fühlt, grenzt der feminine Gestus des X-Men-Darstellers an einen Vaudeville-Act, was im Zusammenspiel mit den gestelzten Dialogen den Suspensefaktor von Split hemmt.

Besonders schwer tu ich mich jedoch mit Betty Buckley, die ähnlich comichaft aufspielt wie in The Happening, wo ich sie aber (im Gegensatz zu den meisten Kritikern) als wandelnden WTF-Moment gegen Ende des Films begrüßt habe. In Split ist sie mit weit aufgerissenen Augen und "Liebe, sorgevolle Oma"-Singsang in der Stimme dagegen ein wunder Punkt: Ich kaufe ihr die Figur der aufgeschlossenen, einer Entdeckung nahen Psychologin partout nicht ab, und wenn sie die schrägeren Theorien innerhalb der Story erläutert, fällt es mir aufgrund Buckleys Darbietung doppelt schwer, sie zu schlucken. Weniger wäre an dieser Stelle mehr gewesen.

Die eingestreuten Rückblenden auf Caseys Kindheit lassen unterdessen etwas Lost-Feeling aufkommen - zumindest in dem Sinne, dass das mysteriöse gegenwärtige Geschehen durch die stückweise vermittelte Hintergrundgeschichte der Protagonistin an Spannung und emotionaler Doppelbödigkeit gewinnt. In erster Linie sind es aber Caseys Versuche, die Oberhand in der zunehmend eskalierenden Situation zu gewinnen, die dank Taylor-Joys nuanciertem Spiel Split fesselnd machen. Wenn Shyamalan seine Aufmerksamkeit aber der auf dem Poster und im Trailer beschworenen 24. Persönlichkeit von McAvoys Rolle widmet, wird die so mühevoll konstruierte Suspense radikal eingerissen: Die zurückhaltende Inszenierung weicht in diesen Szenen einem schnelleren, ungelenk realisiertem Stil - je aggressiver McAvoys Figur handelt, desto unbeholfener wählt Shyamalan die Einstellungsgrößen aus, was es mir zunehmend erschwert hat, mich noch länger auf die mit immer gröberen Strichen gezeichnete Story einzulassen.

Und so macht Shyamalan vorübergehend den viel versprechenden Anfang wieder zunichte: Aufgrund des mitunter anmaßenden Overactings, das sich durch die Erwachsenenrollen zieht, und der vor allem im Finale szenenweise ratlos wirkenden Inszenierung stürzt Split in der zweiten Hälfte mehrfach in den unwohlen Bereich der Fremdscham.

Dennoch ist jedem Shyamalan-Komplettisten sowie Fans seiner früheren Filme dringend dazu geraten, sich diesen Thriller schnellstmöglich im Kino anzuschauen und alles dafür zu tun, jeglichen Spoilern aus dem Weg zu gehen! Denn im letzten Drittel stapeln sich die Wendungen und Enthüllungen – und ich muss sagen: So sehr ich aufgrund der genannten Makel in Split zwischenzeitlich gelitten habe: Das allerletzte i-Tüpfelchen habe ich tatsächlich nicht kommen sehen – und es war mir eine ungeheuerliche Freude, diesen Moment ungespoilert erleben zu dürfen!

Es ist obendrein die Art Twist, die nicht nur schwer vorherzusagen ist, sondern die, die zum zuvor Gesehenen passt und es auf den Kopf stellt. Einige Szenen des Films, die mich vor Ärger und Unglauben im Kinosessel haben rumwälzen lassen, musste ich somit neu überdenken - und ich fand sie plötzlich deutlich besser. Das macht aber längst nicht alle Patzer in Split vergessen. Es gibt einfach zu viele misslungene Szenen, die sich mir zu eklatant aufdrängen. Zu oft übertreiben es MyAvoy und vor allem Buckley, öfters handeln Figuren völlig gegen jede Vernunft, nur, damit sich die Situation weiter zuspitzen kann, zu oft denke ich: "Ey, Shyamalan, wenn du das, was nun passiert, nicht zeigen willst, dann schneide weg oder suche dir eine elegant kaschierende Kameraeinstellung aus, aber löse das Problem doch nicht dermaßen ungelenk" ...

Aber: Ja! Der Schluss, der war mir das Durchstehen all dieser Tiefen wert!

Split ist ab dem 26. Januar 2017 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Ein Film. Mehrere Sichtungen. Mehrere Reaktionen.


Manche Filme werden mit jedem Ansehen immer besser. Eines der Paradebeispiele dürfte The Big Lebowski von den Coen-Brüdern sein, welcher beim ersten Anschauen leidlich amüsant ist, beim zweiten Mal richtig gut wird und sich ab dem dritten Mal als wahres Meisterwerk offenbart. Eine vergleichbare "Ach, deshalb ist der Film bis heute so beliebt"-Wirkung zeigt sich unter anderem auch bei der schrillen Rocky Horror Picture Show oder Pulp Fiction, auch wenn Tarantinos uriger 90er-Erfolg bereits beim ersten Anlauf funktioniert.

Andere Filme gefallen bloß beim ersten Anschauen und sind daraufhin bloß noch dröge und arm an Reizpunkten. Einmal gesehen, alles entdeckt, wegwerfen! Shrek 2 zählt für mich dazu. Nachdem ich einmal über die skurrilen Einfälle gelacht hatte, gab es zu wenig Sympathie zu den Figuren, der Look ist zu unhübsch und die Reizpunkte an der Welt, die der Film entwirft, sind zu rar gesät. Daher habe ich an weiteren Sichtungen relativ wenig Vergnügen.

Um solche Filme geht es hier nicht. Ich möchte viel mehr über Filme reden, die ihren qualitativen Status bei mehreren Sichtungen beibehalten, die aber dennoch jedes Mal ganz anders wirken.

Ein relativ simples Beispiel für Produktionen, die beim zweiten Anschauen ganz anders rüberkommen, ist M. Night Shyamalans wirtschaftlicher Höhepunkt seiner Karriere: The Sixth Sense. Auch wenn ich mich selbst dagegen sträube, diese mit getragenem Tempo erzählte, übernatürliche Geschichte als Horrorfilm zu bezeichnen (was wohl eine recht geläufige Bezeichnung für dieses Werk ist), so ist sie bei einer Erstsichtung voller Suspense und angespannter Momente. Hat man diese Handlung einmal miterlebt und kennt den Schlusstwist, so denkt man vielleicht, fällt dieses Werk völlig auseinander. Stattdessen bin zumindest ich jedes Mal begeistert, welch berührendes übernatürliches Drama Shyamalan hiermit entwarf.

Die wahren Meister ambivalenter, daher wandelbarer, doch qualitativ stets hochwertiger Filme sind jedoch die Coen-Brüder. Beispiel No Country for Old Men: Bei meiner Erstsichtung im Kino funktionierte er bei mir und meinem Publikum als spannungsgeladener, karger und hoffnungsarmer Thriller. Javier Bardems Anton Chigurh ließ mich und die meisten anderen Zuschauer im Saal den Atem anhalten, rare lockere Sprüche, etwa von Woody Harrelsons Rolle, blieben uns im Hals stecken. Ganz anders die Zweitsichtung: Wenn Chigurh humpelnd in verdreckten weißen Socken ums Motel streicht, löste dies aufgrund der Skurrilität munteres Gelächter aus. Sein "Kopf oder Zahl"-Monolog? Sicher eine skurrile Persiflage auf Schurkenmonologe. Auf jeden Fall: Ulkig. Dass er Menschen mit einem Bolzenschussgerät tötet? Das ist nicht erschreckend, sondern gewollt albern. Und die Unfähigkeit von Tommy Lee Jones' Polizisten? Zum wegschmeißen, nicht etwa deprimierend. No Country for Old Men spielte wie eine rabenschwarze, intelligente Komödie, wie eine intellektuelle Antwort auf die Schundpersiflage/-hommage Grindhouse. Und ich habe mich gemeinsam mit meinem Saalpublikum amüsiert. Nur um den Film zwei Wochen später während einer dritten Kinosichtung auf Metaphern, Motive und profunde Aussagen hin zu analysieren.

Die Coens sind sehr fähig darin, ihre Regiearbeiten so zu gestalten, dass sie abhängig von der Gruppendynamik eines Kinosaals oder der Tagesform des DVD-Zuschauers gänzlich anders zu wirken. Dies zeigt sich etwa auch bei A Serious Man: Zwar ist diese Nacherzählung der Hiobs-Geschichte zweifelsohne eine schwarze Komödie, doch ob sie mehr deprimiert, weil jeder Rückschlag Larry Gopniks persönlich trifft und so das Lachen im Halse stecken bleibt, oder wegen ihrer Kreativität und den Superlativen mehr amüsiert, weil die Coens die in einem verborgene Schadenfreude wecken? Tja, das ist nicht vorherzusehen.

Welche Beispiele für Filme mit so wandelbarer Wirkung fallen euch noch ein?

Freitag, 3. September 2010

Night Chronicles > Unbreakable 2

Wer raubte die mothafuckin' Story von meinem mothafuckin' Film?

Das gescheiterte Regiewunderkind M. Night Shyamalan lockte seit einigen Jahren mit der Möglichkeit, dass sein anfangs als Flop betrachteter, rückblickend zum Erfolg beförderter Superheldenthriller Unbreakable eine Fortsetzung spendiert bekommen könnte. Auch Bruce Willis, der Star der atmosphärisch dichten Erzählung über Schicksal und verborgene Segnungen sowie Grauen, äußerte sich sehr interessiert an einem Sequel. 

Wie es aussieht, sind die eh schon geringen Chancen auf eine Verwirklichung dieser Pläne mittlerweile ein gutes Stück näher gen Null gerückt. Wie Shyamalan MTV erzählte, schlachtete der Meister (?) des Plottwists sein Konzept für Unbreakable 2 (auch bekannt als Breakable) aus und steckte den Bösewicht sowie Teile des Plots in das Drehbuch für den dritten Film der Horrorthriller-Reihe The Night Chronicles. Der erste Teil dieser auf Ideen Shyamalans basierenden, von anderen Regisseuren verfilmten Filmreihe heißt Devil und wird bereits diesen Monat in den USA Premiere feiern (*zum Trailer*). 

Völlig vom Tisch sei Unbreakable 2 allerdings noch nicht. Immerhin bietet ihm dieses Projekt die Möglichkeit einen seiner zwei Favoriten unter seinen eigenen Filmen fortzuseten (der andere Film wäre The Village - womit Shyamalan und ich den selben Geschmack hätten *yikes?*). Der Autor/Regisseur suche von nun an händeringend nach frischen Ideen für den Film. Meiner Meinung nach können wir uns die Rückkehr von Shyamlans unzerbrechlichem und deprimierendem Superhelden endgültig abschminken. Schade.

Dienstag, 23. Februar 2010

Bruce will es fortsetzen

Actionheld Bruce Willis hat Lust auf Fortsetzungen und bemüht sich gerade ordentlich, sie in Gang zu setzen. So hat Willis eine Idee, welche Richtung der fünfte Teil in der Stirb langsam-Reihe einschlagen könnte. Nach "Stirb langsam in einem Hochhaus", "Stirb langsam auf einem Flughafen", "Stirb langsam in einer Stadt" und "Stirb langsam in den USA" steht für den Hollywoodstar der nächste Schritt fest: "Nun, wir müssen weltweit agieren", sagte Bruce Willis gegenüber MTV. Für den Regieposten hat er Len Wiseman im Blick, der bereits Stirb langsam 4.0 drehte.

Willis möchte den Film noch nächstes Jahr drehen und darin mehr Lacher einbauen, sich auch ein wenig über den Film lustig machen. Ob das eine so gute Idee ist? Eine Prise Ironie gehörte immer zu Stirb langsam, aber es sollte eine Prise bleiben. Selbst wenn es immer unrealistischer wird, dass dem selben Polizisten andauernd die selbe Scheiße passiert.

Wesentlich mehr freue ich mich da schon über Willis' Interesse an einer Fortsetzung zu M. Night Shyamalans Thriller Unbreakable. Laut Cinema Blend sprachen Willis und Autor/Regisseur Shyamalan kürzlich darüber, sich wieder zusammenzuraufen und den mittleren Teil der Unbreakable-Trilogie zu drehen, in welcher der Superheld und der Superbösewicht gegeneinander kämpfen, nachdem der erste Teil die Entstehungsgeschichte des Heldens und die erste Begegnung zwischen Gut und Böse beleuchtete. Mehr über das Konzept der Trilogie findet ihr hier.

Sonntag, 7. Februar 2010

Sonntags-Abkürzungen


Dank der Klausuren vergangene Woche fiel ein wenig unter den Tisch. Lasst uns aufräumen:
  • M. Night Shyamalan ist zurück?: Der in Ungunst gefallene Regisseur vergleicht seine Realfilmadaption der Nick-Serie Avatar - The Last Airbender mit Star Wars und Matrix, und liefert einen ganz netten Trailer ab.


  • Deppen Doku: Johnny Depp bleibt auf bestem Kurs zum Workaholic und dreht laut Collider eine Dokumentation über den mit ihm befreundeten Rolling Stones-Gitarristen Keith Richards. Depp lasse bereits Tonnen von Archivmaterial sichten und habe auch schon Richards' Einverständnis sowie die Zusage, für den Film selbst vor die Kamera zu treten.

  • Neeeeeeeein!: Bleeding Cool erfuhr, dass dank geschäftspolitischer und personeller Änderungen bei DC Comics (sowie der im Zuge des Films gestiegenen Verkaufszahlen) ein Prequel und/oder Sequel zu Watchmen in Arbeit ist. Na, wer freut sich schon auf diese neue Graphic Novel?

  • Doch keine Gremlins?: Die Meldungen, dass ein dritter Gremlins-Film in Arbeit sei, wurden von Steven Spielberg dementiert. (Quelle: io9)

  • Anne in Wunderland: Anne Hathaway wäre beinahe die Hauptdarstellerin in Alice im Wunderland geworden. Sie lehnte allerdings ab, weil sie nicht wieder das "hübsche Mädchen in einer Märchenrolle" sein wollte, das hätte sie mit Plötzlich Prinzessin bereits abgegrast (Ella - Verflixt und zauberhaft scheint ihr wohl noch auf den Nieren zu liegen, wenn sie diesen näher liegenden Film nichtmal erwähnt). Sie äußerte aber Interesse an der Rolle der weißen Königin, als jedoch Tim Burton als Regisseur dazustieß, äußerte dieser wiederum kein Interesse daran, Hathaway zu besetzen. Hathaway erarbeitete sich ihre Rolle mit einem Telefonanruf, während dem sie Burton erläuterte, wie sie sich die Rolle vorstellt: Als eine Mischung azus Debbie Harry, Greta Garbo, David Bowie, und ein wenig Dan Flavin.

Sonntag, 31. Januar 2010

Die 100 meistverkauften DVDs in den USA

Nielson Video Scan veröffentlichte die Hitliste der 100 in den USA am meisten verkauften DVDs aller Zeiten, einer wirklich sehr interessanten Hitliste, die Disneyfans sehr erfreuen dürfte. Denn das Maus-Haus dominiert die DVD-Käufe fast schon. Neben Animationsfilmen kam auch Action bei den Amis sehr gut an. Aber seht am besten selbst (die Zahl nach dem Filmtitel steht natürlich für die - gerundeten - verkauften Einheiten):

  1. Findet Nemo 23.600.000
  2. Fluch der Karibik 21.500.000
  3. Shrek 2 20.400.000
  4. The Dark Knight 18.793.000
  5. Transformer 18.270.000
  6. Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2 17.383.000
  7. Cars 16.185.000
  8. Der Herr der Ringe - Die Gefährten 16.000.000
  9. Die Unglaublichen 15.600.000
  10. Der Herr der Ringe - Die zwei Türme 14.930.000
  11. Spider-Man 14.769.000
  12. Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia 14.725.000
  13. Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt 14.197.000
  14. Happy Feet 14.180.000
  15. Der Polarexpress 13.932.000
  16. 300 13.900.000
  17. Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs 13.800.000
  18. Ratatouille 13.500.000
  19. Shrek 13.500.000
  20. Iron Man 13.300.000
  21. Die Monster AG 13.272.000
  22. Madagascar 13.200.000
  23. Shrek der Dritte 12.700.000
  24. Harry Potter und der Feuerkelch 12.600.000
  25. Harry Potter und der Stein der Weisen 12.400.000
  26. Die Passion Christi 12.040.000
  27. Spider-Man 2 11.723.000
  28. Harry Potter und der Orden des Phönix 11.637.000
  29. Harry Potter und der Gefangene von Azkaban 11.600.000
  30. Twilight 11.588.000
  31. Transformer - Die Rache 11.520.000
  32. Matrix 11.000.000
  33. Harry Potter und die Kammer des Schreckens 10.900.000
  34. Batman Begins 10.810.000
  35. Wie ein einziger Tag 10.680.000
  36. Star Wars - Episode II: Angriff der Klonkrieger 10.500.000
  37. Wall•E 10.400.000
  38. Star Wars - Episode III: Die Rache der Sith 9.850.000
  39. Ice Age 9.500.000
  40. My Big Fat Greek Wedding 9.470.000
  41. Oben 9.433.000
  42. Pearl Harbor 9.400.000
  43. Große Haie, kleine Fische 9.400.000
  44. Kung Fu Panda 9.335.000
  45. Nachts im Museum 9.300.000
  46. Ice Age 2 9.289.000
  47. Hangover 9.121.000
  48. Das Vermächtnis der Tempelritter 8.960.000
  49. The Departed 8.940.000
  50. Matrix Reloaded 8.800.000
  51. Alvin und die Chipmunks 8.655.000
  52. Ab durch die Hecke 8.625.000
  53. I Am Legend 8.600.000
  54. Jungfrau (40), männlich, sucht... 8.600.000
  55. Harry Potter und der Halbblutprinz 8.580.000
  56. Spider-Man 3 8.400.000
  57. Buddy - Der Weihnachtself 8.395.000
  58. The Fast and the Furious 8.300.000
  59. Star Wars - Episode I: Die dunkle Bedrohung 8.265.000
  60. Madagascar 2 8.190.000
  61. Star Trek 8.059.000
  62. Das Bourne Ultimatum 8.033.000
  63. Der König der Löwen 8.000.000
  64. Mamma Mia 7.970.000
  65. Schneewittchen und die sieben Zwerge 7.929.000
  66. Gladiator 7.800.000
  67. King Kong 7.800.000
  68. Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich 7.800.000
  69. Die Star Wars-Trilogie 7.700.000
  70. Die Bourne Identität 7.700.000
  71. Lilo & Stitch 7.600.000
  72. The Day After Tomorrow 7.600.000
  73. Walk The Line 7.500.000
  74. Die Bourne Verschwörung 7.350.000
  75. Troja 7.346.000
  76. Mr. & Mrs. Smith 7.300.000
  77. Napoleon Dynamite 7.300.000
  78. Der Teufel trägt Prada 7.300.000
  79. Die Simpsons - Der Film 7.250.000
  80. Der DaVinci Code - Sakrileg 7.230.000
  81. Die Hochzeitscrasher 7.210.000
  82. Casino Royale 7.200.000
  83. Das Vermächtnis des geheimen Buches 7.200.000
  84. Superbad 7.200.000
  85. Fantastic Four 7.110.000
  86. Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel 7.080.000
  87. Austin Powers in Goldständer 7.074.000
  88. Arielle, die Meerjungfrau 7.030.000
  89. Seabiscuit 6.900.000
  90. Ricky Bobby - König der Rennfahrer 6.900.000
  91. Charlie und die Schokoladenfabrik 6.800.000
  92. Verwünscht 6.800.000
  93. xXx 6.800.000
  94. Bee Movie 6.750.000
  95. Krieg der Welten 6.630.000
  96. Ray 6.600.000
  97. Born to be wild - Saumäßig unterwegs 6.520.000
  98. Hitch 6.500.000
  99. Der König der Löwen 3 - Hakuna Matata 6.500.000
  100. Jagdsaison 6.400.000
    Signs - Zeichen
    6.400.000
    Matrix Revoloutions 6.400.000
(für alle Neugierigen: Die fett gedruckten Filme befinden sich als DVD in meinem Besitz)

Ich freue mich natürlich riesig über den Erfolg von Pixar und Pirates of the Caribbean, dafür überrascht es mich, wie wenige "Platinum Edition"-DVDs in den Top 100 vertreten sind. Von Wie ein einziger Tag habe ich zuvor tatsächlich noch nie etwas gehört, der muss komplett an mir vorübergegangen sein. Mich überrascht auch, dass zwischen Herr der Ringe 1 und 3 tatsächlich über 2 Mio. liegen und der erste Teil der erfolgreichere ist. Dass Kung Fu Panda unter Große Haie, kleine Fische liegt (und dieser überhaupt vorkommt) hätte ich ebenfalls nie gedacht. Napoleon Dynamite ist wohl so eine typische US-Geschichte, die sich nicht auf unseren Kulturkreis übertragen lässt. Und was sind eure Kommentare?

Freitag, 6. März 2009

Erfolge im Kino, deren unglaublich hohes Einspielergebnis mir unerklärlich bleibt

Oder kurz: EiKduhEmub.

Manche Kinoerfolge sind einfach unerklärlich. Immer wieder blicke ich auf die Hitliste der erfolgreichsten Kinofilme oder schaue mir Jahresrückblicke an und wundere mich über diesen und jenen Blockbuster. Bei manchen Filmen habe ich einfach völlig vergessen, dass sie erfolgreich waren, bei anderen habe ich es sogar verdrängt.

Das aktuelle Nostalgia Critic-Video löste eine ähnliche Reaktion bei mir aus. Und das sicherlich nicht nur bei mir: "Was? Twister war ein riesiger Erfolg... Scheiße, jetzt wo er's sagt... der Film war wirklich in aller Munde."
Inspiriert durch die Twister-Kritik habe ich mich an die Hitliste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten gesetzt und EiKduhEmubs gesucht. Damit meine ich nicht Filme, die ich schlecht finde, aber erfolgreich sind, sondern wirklich Filme, deren weltweite Anerkennung des Massenpublikums (rückblickend) schwer zu erklären ist.
Filme, die im Gegensatz zu anderen Welterfolgen bereits völlig vergessen wurden und somit ihre Popularität und Bedeutung in Frage stellen. Filme, die einfach nicht in diese Hitliste hineinpassen. Filme, bei denen man sich fragt: "WAS?! Der ist unter den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten? Wie hat der das gemacht? Wer hat da bitte seine Seele an den Teufel verkauft um das möglich zu machen?"

Hier sind sie, meine Hand verlesenen EiKduhEmubs. Inklusive Antwortversuchen, wie dieser ungewöhnlich große Erfolg zu Stande kam:

Signs - Zeichen (2002)
Weltweites Einspielergebnis: 408,3 Millionen Dollar

The Sixth Sense war ein weltweites Phänomen und spielte über 670 Millionen Dollar ein. Der dramatische Geisterthriller von M. Night Shyamalan gruselte und schockte mit seinem legendären Ende weltweit ungezählte Menschenmassen, der Regisseur wurde als Wunderkind gefeiert. Da wäre es wirklich keine Überraschung, wenn der direkte Nachfolgefilm ebenfalls einen Ansturm an die Kinokassen auslöst. Vor allem, weil er den selben Hauptdarsteller hat.

Aber Unbreakable brachte "bloß" 248 Millionen Dollar nach Hause und viele spekulieren nun, dass die Werbekampagne daran Schuld sei, die den realistisch-nüchteren, düsteren Superheldenfilm als einen weiteren Thriller im Stile von The Sixth Sense verkaufte. Die Leute wollten nicht, dass sich Shyamalan selbst wiederholt. Obwohl er das auch gar nicht tat.

Zwei Jahre nach Unbreakable kam Signs in die Kinos. Ein konsequentes Zurückgehen der Zuschauerzahlen wäre logisch (weil Shyamalans Ruhm weiter verblasste), ebenso wie ein leichter Anstieg, da Unbreakable auf Video und im Fernsehen den einen oder anderen Verweigerer aus der Kinolaufzeit wieder von Shyamalan überzeugen konnte. Stattdessen aber landete Shyamalan seinen zweiten Megahit. Signs kam, sah und siegte. Der Streifen wurde zu einem der letzten Erfolge des produzierenden Studios Touchstone Pictures (je nach Maßstab ist es sogar der bislang letzte nennenswerte Erfolg) und war weltweit Gesprächsthema.

Wieso? Nicht, dass ich es Shyamalan nicht gönnen würde. Und im Gegensatz zu anderen EiKduhEmubs hat Signs einen verhältnismäßig sicheren Platz in der Kino-Popkultur (zum Teil dank Scary Movie 3). Dennoch kann ich mir einen solchen Erfolg nicht erklären: Shyamalan war zwar noch nicht der Buhmann unter Kinogängern und Filmkritikern, der er heute ist, der Wunderkindtatus war allerdings auch vergessen. Signs war keine Revolution, die Kritiken waren okay bis gut, aber kein Anlass zum Ansturm an die Kinokassen.


Das Vermächtnis des geheimen Buches (2007)
Weltweites Einspielergebnis: 457,4 Millionen Dollar

Bereits die Popularität von Das Vermächtnis der Tempelritter überraschte mich immer wieder. Der Film stellt sich jedes Mal um einiges bekannter heraus, als ich vermute und die meisten mit denen ich spreche finden auch sehr warme Worte über ihn. Die ProSieben-Ausstrahlung erreichte sogar
gigantische Quoten: 7,53 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 22%, in der werberelevanten Zielgruppe sogar 37,1 Prozent.
Trotzdem erstaunt mich das weltweite Einspielergebnis der Fortsetzung: 457,4 Millionen Dollar (Teil 1 nahm 347,5 Millionen ein) sind wirklich kein Zuckerschlecken und für eine etwas comichaftere Abenteuerfortsetzung eines Action-Abenteuer-Thrillers von Walt Disney Pictures durchaus eine Überraschung. Auch hier gilt, dass ich es dem Film gönne. Erwartet habe ich diesen Erfolg allerdings nicht. Das Vermächtnis des geheimen Buches startete nicht in der Blockbustersaison, er war kein topaktueller Film, es gab ziemlich wenig Hype um ihn. Er spielte sein Geld heimlich, still und leise ein. Grund genug für einen dritten Teil. Hoffen wir, dass die Pirates-Autoren Elliott und Rossio doch an ihm mitwirken.

Twister (1996)
Weltweites Einspielergebnis: 495,7 Millionen Dollar

Okay, mit seiner hohlen, auf Action zugeschnittenen Story ist Twister zumindest inhaltlich durchaus ein typischer Blockbuster-Kandidat. Dennoch sind 495,7 Millionen Dollar jede Menge Holz für einen Film, an den man sich mittlerweile kaum noch erinnert.
Was hat Twister also, das ihn nach Kinostart zum absoluten Renner machte, jedoch nicht zu einem zeitlosen (Blockbuster-)Klassiker?
Gute Frage. Der Regisseur von Twister machte auch Speed. Allerdings wird wohl kaum der Name "Jan de Bont" die Leute ins Kino gelockt haben. Zwar sahen viele Leute Speed, doch im Gegensatz zu The Sixth Sense, wo der Regisseur plötzlich ungemein populär war, sprachen die Leute nur wegen der Grundidee von Speed.
Starpower kann auch kein Grund sein. Bill Paxton ist zwar kein völliger Niemand, aber habt ihr jemals gehört "Wow, morgen startet der neue Bill Paxton, den muss ich sehen!"? Nein.
Und Helen Hunt ist noch bekannter, aber ebenfalls nicht der Massenpublikumsmagnet.

Tja. Und der Inhalt? Ja, in den 90ern waren die Leute süchtig nach Katastrophenfilmen. Doch im Vergleich zum Weltuntergang (Armageddon) oder wahren Tragödien (Titanic) ist so ein dusseliger Wirbelsturm doch verflixt unattraktiv. Das Spezialeffektgewitter sollte also eigentlich für solide "Hübsch-aussehende-und-teure-Action-ohne-große-Namen"-Einnahmen reichen. So maximal 340 Millionen Dollar wären Mitte der 90er total angebracht. Aber Twister spielte fast eine halbe Milliarde Dollar ein. Wieso ist der Film so erfolgreich und weshalb war er so allgegenwärtig? Ich mein, sogar meine Eltern kauften sich die Videokassette, und die holten sich nur alle Jubeljahre selbst ein Video (Jurassic Park, Schindlers Liste, Titanic ... Twister. Was passt nicht in die Reihe?).
Ich kann mich nichtmal an eine hervorragende Werbekampagne erinnern. Woher dann bitte dieser immense Erfolg? Wieso? Warum? Ich verstehe es nicht!

The Day After Tomorrow (2004)
Weltweites Einspielergebnis: 542,7 Millionen Dollar

Ein weiterer Katastrophenfilm der Kategorie EiKduhEmub. The Day After Tomorrow kam vor der von Al Gores Eine unbequeme Wahrheit ausgelösten Klimadiskussion ins Kino. Ähnlich wie bei Twister ist die Hauptbesetzung kein wirkliches Publikumslockmittel (Hand hoch, wer kann mir ohne nachzugucken vier Dennis-Quaid-Filme nennen? Und wer kann mir vier erfolgreiche Quaid-Filme nennen? Diesen nicht mitgezählt!). Die Kritiken waren - wen überrascht's? - von mittelmäßig und wohlwollend bis katastrophal. Aber okay, das hat Roland Emmerich zuvor auch nicht davon abgehalten, Erfolg zu haben. Allerdings hatten seine zwei großen Erfolge auch cineastische Themen: Alieninvasionen und Godzilla. Die Leute sind deshalb ins Kino gegangen, nicht wegen Emmerich (siehe Der Patriot, der weltweit knapp 215 Millionen $ einspielte).
Aber ist die Klimakatastrophe so ein kinogeeignetes, packendes Thema? Also, was ich von dem Film mitbekam hatte etwas vom McDonalds- und BILD-Effekt: Alle sagten, das Thema sei mies, der Film total grauenhaft und nein, man hat ihn nicht im Kino gesehen. Dennoch nahm er über eine halbe Millionen ein.

Filme über schlechtes Wetter scheinen sich zu rentieren.

Nachts im Museum (2006)
Weltweites Einspielergebnis: 574,5 Millionen Dollar

Überrascht? Tja, Nachts im Museum ist der erfolgreichste Ben-Stiller-Film überhaupt und derzeit auf Platz 50 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Wieso?
Ja, der Film hat Starpower. Ben Stiller machte mit der Meine Frau...-Reihe schon ordentlich Kasse und zudem hat er diese "Jedermanns Liebling(strottel)"-Qualität. Charmant genug für die ruhigeren Gemüter, frech genug für Anhänger des derberen Humors. Dass seine Filme regelmäßig viel Geld eintreiben ist also verständlich. Warum aber ist Nachts im Museum solch ein Erfolg? Sein größter Erfolg! Ein überlanger Museumswerbespot wird zum weltweiten Megablockbuster. Woran liegt das? Etwa wirklich nur am hervorragenden Teaser, der nichts zeigte außer Stillers Flucht vor dem Dinoskelett? Bringt allein ein guter Kinospot solche Massen in die Säle? Soll es echt daran liegen, dass dieser Stiller auch für Familien geeignet war? Aber... müssen dafür nicht ein paar übliche Zuschauer weggefallen sein?

Ich kann es mir einfach nicht erklären.

Krieg der Welten (2005)
Weltweites Einspielergebnis: 591,8
Millionen Dollar

Die Leute fingen schon an rumzuheulen, dass Spielberg seine Magie verloren habe. Über Tom Cruise wurde sich unentweg das Maul zerrissen. Die halbe Welt haste Kinderstar Dakota Fenning. Und auf Sci-Fi habe derzeit eh niemand Lust.
Wer hat dann bitte für die fast 600 Millionen $ an den Kinokassen gesorgt?

Hancock (2008)
Weltweites Einspielergebnis: 624,3 Millionen Dollar

Also: Die informierten Cineasten unter den Kinogängern hatten aufgrund des guten Rufs des (mehrfach umgeschriebenen) Drehbuchs extrem hohe Erwartungen. Und wurden enttäuscht.
Der durchschnittliche Kinogänger fand das letzte Drittel öde.
Für Familien war der Anfang zu schnodderig.
Im Gegensatz zu anderen Will-Smith-Sommerblockbustern wurde Hancock nicht auf Anhieb zum auf dem Schulhof und in der Straßenbahn viel zitierten Kult. Nichtmal zum Teil der Popkultur. Es ist kein Schauwert-Wettlaufen wie Independence Day. Kein obercooler, lässiger Hit wie Men in Black. Kein spannender Thriller mit massentauglichem Tempo wie Der Staatsfeind Nummer Eins. Und der Hunger nach Superhelden wurde 2008 hervorragend von The Dark Knight gestillt.
Nach dem Kinostart sprach kaum jemand von Hancock. Und wenn man von ihm sprach, war die Mundpropaganda mies.

Unter'm Strich: Ein Megablockbuster.

Häää? Wirklich, ich meine häääää?! War ich im Sommer 2008 so sehr abgelenkt, dass ich an den ganzen Hanckock-Zitaten und dem Run auf Hancock-Merchandising blind vorbei lief? Waren die Medien voll mit Hancock und das jugendliche Publikum rannte laut Hancock-Meldodien summend durch die Straßen? Nein, wirklich, im Ernst: Hancock war alles andere als ein Massenphänomen. Mit Will Smith als Hauptdarsteller ist in diesem Genre zwar ein Erfolg sicher. Aber doch nicht von dieser Größenordnung!
Ich bitte um Aufklärung.



Das waren meine weltweiten EiKduhEmubs. Vielleicht kennt ihr noch Filme, bei denen es euch immer wieder überrascht zu hören, wie erfolgreich sie waren. Und wie gesagt, damit sind nicht Filme gemeint, die jeder gut findet nur ihr nicht (sonst wäre Titanic für mich ein EiKduhEmub), sondern Filme, bei denen ihr nicht wusstet, wie populär sie waren. Oder es vergessen habt. Oder es zwar wisst, aber einfach nicht versteht, weil sie einfach nicht nach einem so großen Erfolg schreien.

Und vielleicht gibt es hier bald eine weitere Samlung von EiKduhEmubs (oder noch eine und noch eine). Vor allem die deutschen Kinocharts überraschen in regelmäßigen Abständen...

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Filmhistorische Fußspuren: Welche Regisseure werden in Zukunft als stellvertretend für diese Dekade gelten?

Jede Dekade hat ihre eigenen Trends und ihre eigenen Lichtgestalten, prägende Personen. Egal ob im Alltag, in der Politik oder in den Medien.
Das trifft natürlich auch auf das Hollywood-Kino zu, dem immer wieder neue Künstler ihren eigenen Stempel aufdrückten. Die 70er Jahre hatten die New-Hollywood-Bewegung, mit jungen, wilden und revolutionären Regisseuren. Aber auch die langsame Geburt des Blockbuster-Kinos fand in den 70ern statt: Steven Spielberg und George Lucas (oder auch der heute vergessene Richard Donner) prägten mit ihren Filmen für die gesamte Zuschauerschaft die 80er Jahre genauso, wie es die wild-blutigen Actionregisseure um John McTiernan taten. Letztere prägten zwar nicht gezwungenermaßen die höheren Box-Office-Weihen, aber ganz klar unser heutiges Bild vom 80er-Kino.

Ein ähnliches Phänomen ist in den 90ern festzustellen: Der Stil des Blockbuster-Kinos nimmt konkretere Formen an und beherrscht den Kinomarkt, der einen kleinen Boom erlebt. Die Schöpfer dieser Erfolge sind zuweilen länger bekannt oder geraten in den Schatten der Stars ihrer Filme.
Denkt man also an Regisseure der 90er, so denkt man an Neuentdeckungen der 90er Jahre, die einen direkten Impuls auf den Stil dieses Jahrzehnts hatten. Die prägenden Regisseure der 90er sind somit konsequenterweise die ersten groß gewordenen Kinder der Video-Generation. Regisseure, die ihr Handwerk nicht aus Filmschulen oder Kinos haben, sondern von zu Hause, wo sie sich mit Unmengen von Videokassetten eindeckten und die großen Klassiker, die Werke ihrer Vorbilder - aber auch jede Menge Schund - reinzogen.
Zu diesen 90er-Jahre-Kindern gehören ganz klar Quentin Tarantino und sein Kumpel/Zögling Robert Rodriguez, der kultige Kevin Smith und Paul Thomas Anderson. Weitere große 90er-Entdeckungen sind aber auch die weniger stark vom Video geprägten Regisseure wie Tim Burton (sein Stil brach in den 90ern erst richtig aus), Wes Anderson oder auch Michael Bay, der den Look eines 90er-Actionfilms (im Vergleich zu den 80er-Actionern) prägte.

Sie alle hatten ihre ersten großen Regiearbeiten in den 90ern (oder die ersten in dem Stil, der sie bis heute populär machte), und sie alle formten sozusagen aus dem Stand heraus unser Bild vom großen Kino der 90er Jahre.

Aber wer steht für dieses Jahrzehnt, welche Regie-Neuentdeckungen hatten in der Dekade ihrer Entdeckung einflussreiche Erfolge? Dieses Jahrzehnt dauert keine 18 Monate mehr, und es ist noch immer keine überdeutliche Prägung der derzeitigem Kinowelt festzustellen - zumindest nicht im Hinblick auf die Regisseure der 00er, sondern mehr in Richtung Technik und Genres.

Oder etwa nicht? Sind prägende Regisseure dieses Jahrzehnts sehr wohl in stattlicher Zahl vorhanden, nur ist es nicht auf den ersten Blick erkenntlich, da es schwer ist die Gesamtentwicklung dieser Dekade zu beurteilen, während sie noch weiter anhält? Einiges über das aktuelle Jahrzehnt ist noch ziemlich wage, und mit Sicherheit könnte man dieses Diskussionsthema als verfrüht betrachten, jedoch ist es bereits nun von Interesse. Um zu einem Schluss zu kommen, muss nun jedoch ein genauerer Blick riskiert werden. Wer regiert derzeit Hollywood, im Hinblick auf Erfolg an der Kinokasse, bei den Kritikerstimmen und bei dem so wählerischen, cineastisch veranlagten Publikum?

Die Fragen sind scheinbar schnell beantwortet, jedoch vermögen uns die Antworten nicht voran bringen. Die Regenten des Kino-Fandoms sind sicherlich Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, zumindest im leicht "nerdigen" Terrain, während alte Hasen wie Steven Spielberg oder auch 90er-Helden wie Michael Bay die Einspielergebnisse beherrschen. Und die Kritiker sind weiterhin in ihre alten Lieblinge vernarrt.

Natürlich gibt es zahlreiche erfolgreiche Filme von Regisseuren, die erst dieses Jahrzehnt aufgetaucht sind, doch in den meisten dieser Fällen ist der Film selbst ein Erfolg, der Regisseur jedoch geht hinter dem Film unter. Oder wer weiß schon, wie zum Beispiel der Regisseur von Mr. & Mrs. Smith heißt? Kaum jemand, während Leute wie Spielberg und Tarantino durchaus auch Gelegenheitskinogängern bekannt sind.

Vielleicht sollten wir auf der Suche nach den "Kindern" der 00ern nicht direkt die Könige Hollywoods durchgehen... Schließlich wäre das für "Newcomer" etwas zu viel verlangt. Blenden wir also die erfolgreichsten, berühmtesten und mit dem größten Fan-Hype versehenen Regisseure aus und gehen erneut Schritt für Schritt durch die Kinowelt der vergangenen Jahre.

Das Auge fällt dabei unter anderem auf Peter Jackson, und einige Leser werden sich sicher gefragt haben, weshalb ich ihn nicht bereits vorher erwähnt. Nun, während seine Gore-Produktionen aus früheren Tagen durchaus Kultstatus haben und bei Horror-Fans beliebt sind, weil sie eine ganz eigene Handschrift tragen, so stellt sich beim "neuen" Peter Jackson die Frage, ob die großen Kinoerfolge wirklich ihm zu verdanken sind.
Damit will ich nicht etwa Jackson seine Leistungen aberkennen, doch bei Der Herr der Ringe war weitgehend auch die Vorlage selbst der Zuschauermagnet. Es will ja auch niemand behaupten, dass die Leute in die Harry Potter-Filme gehen, weil sie von Daniel Radcliffe begeistert sind.
King Kong wieder lief leicht unter den Erwartungen und war zeitlich nah genug an der Ringe-Trilogie. Jackson muss also noch beweisen, ob er "allein" ohne gehypter Vorlage die Massen begeistern kann.

Aus einem ähnlichen Grund habe ich einen weiteren, sehr erfolgreichen Regisseur noch nicht genannt: Gore Verbinski, dessen Filme zwar mehrere Milliarden Dollar in die Kinokassen spülten, jedoch eindeutig im Schatten seiner Filme steht. Die Pirates of the Caribbean-Filme wurden zu Selbstläufern, und wenn Leute an diese Filme denken, dann kommt ihnen zunächst Johnny Depp in den Sinn. Weitere Leute, die fest mit diesen Filmen assoziiert werden (vielleicht nicht von der ganz breiten Masse, aber sicherlich immer noch von einer großen Gruppe) sind Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer (der es mit diesen Filmen tatsächlich schaffte, seine eh schon großartige Karriere erneut zu toppen), Hans Zimmer und Klaus Badelt (deren Musik zur Trilogie erstaunlich populär wurde), Geoffrey Rush, Keira Knightley, Orlando Bloom, die Walt Disney Studios und bei Gruppen, die sich stärker mit den Filmen befassen auch die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio, die den Kontakt mit den Fans pflegen und stets über die Handlung Rede und Antwort stehen.

Bei all diesem Rummel geht Gore Verbinski vollkommen unter - dabei ist er ein talentierter Regisseur. Ohne ihn wären die Pirates-Filme sicherlich das reinste Chaos geworden und auch seine sonstigen Regiearbeiten zeugen von seinem Talent bei der Inszenierung.
Trotzdem muss er beweisen, dass er in seiner Post-Pirates-Zeit genügend Zugkraft aufweisen kann - vielleicht klappt es dann auch endlich mit dem ihm verdienten Ruhm, der auch erforderlich ist, um als prägender Regisseur dieser Dekade in die Filmgeschichte einzugehen.

Ein weiterer Regisseur, der mittlerweile dank eines Franchises höhere Box-Office-Weihen erreicht hat, aber im Gegensatz zu Verbinski auch eine große, eigenständige Fangemeinde erreicht hat ist Christopher Nolan - was ihn auch zu einem ernstzunehmenden Kandidaten für den Titel einer der Regie-Entdeckungen des Jahrzehntes macht.
Nach seinem Independent-Streifen Following von 1999 erlebte er 2001 seinen Durchbruch mit seiner ersten größeren Produktion, dem anspruchsvollen Thriller Memento, der Kritiker und Cineasten gleichermaßen begeisterte und zum DVD-Geheimtipp wurde.
2002 folgte dann Insomnia, in dem Nolan Robin Williams besetzte und ihm somit zu einet seiner bislang letzten guten Rollen verhalf.

2003 folgte dann eine große Überraschung: Warner Bros. wollte tot geglaubtes Batman-Franchise reaktivieren und engagierte niemand geringeres als Christopher Nolan. Dieser sollte sich für den Film Batman Begins als Autor und Regisseur verantwortlich zeichnen. Dass ein weithin noch eher unbekannter Regisseur, der bislang nur unter Kinofans als Insider-Tipp bekannt war nun eine Mammut-Blockbuster-Produktion delegieren soll, erschien manchen als ungewöhnlich. Doch Warners Mut machte sich bezahlt: 2005 kam der Film in die Kinos und begeisterte Kritiker, Fans und das allgemeine Publikum gleichermaßen, brachte Nolan zu höheren Box-Office-Weihen und machte ihn weiteren Leuten bekannt.
Bereits im Jahr darauf folgte das fesselnde Zauberstück Prestige, welches ebenfalls hervorragend ankam. Da der Film jedoch weniger massentauglich ist, konnte natürlich keine Steigerung gegenüber den Zahlen von Batman Begins erreicht werden, doch das hat auch keiner erwartet. Dennoch entwickelte sich Prestige zu einem DVD Geheimtipp und schaffte es in den DVD-Verkaufscharts zu hervorragenden Ergebnissen.
Nolan hat bereits seine eigene Fangemeinde und liefert durchgehend von der Kritik gefeierte Filme ab. Nur mit der Bekanntheit beim breiten Publikum hapert's noch. Selbst nach dem Start von The Dark Knight, der in den USA zahllose Rekorde pulverisierte und auch international gefeiert wurde und die Einspielergebnisse von Batman Begins weit hinter sich ließ.

In der Branche hat sich Nolan übrigens genug Respekt erarbeitet, dass er tatsächlich erfolgreich verfügen konnte, dass der Film in keinem Land aufgrund seiner Freigabe gekürzt werden darf. Eine lobenswerte Bedingung, an der sich viele Regisseure ein Beispiel nehmen sollten.
Nolan ist zweifelsfrei eine der Regie-Entdeckung dieses Jahrzehnts, auch wenn die Frage nach seinem Einfluss auf die Kinoindustrie noch nicht gänzlich beantwortet werden kann. Aber wer einen Blockbuster fast schon Titanic-hafter Ausmaße abliefert, wird schon noch viel zu sagen haben.

Einem weiteren Regisseur, den ich in diesem Zusammenhang nennen möchte, wird schon seit einigen Jahren ein solch beeindruckender Erfolg prognostiziert, wie ihn Nolan mit The Dark Knight erlebte. Doch immer wieder, nachdem er sich in das Bewusstsein des allgemeinen Publikums katapultierte und seine Werke gute Zahlen machten, fällt er wieder ab und verbleibt als Geheimtipp unter den Genießern im breiten Zuschauerfeld.
Die Rede ist von J.J. Abrams, dessen Werke kurzzeitig weites Aufsehen erregen und von den Medien als riesige Hits gefeiert werden. Leider jedoch zeigen sich die Zuschauer nach der anfänglichen Begeisterung viel zu schnell von Abrams' Schaffen überfordert. Der Andrang lässt nach und es bleibt ein harter, ambitionierter aber leider auch kleiner Zuschauerkern. Dennoch schafft es Abrams immer wieder die Menschen hinter den Schalthebeln der Studio-Macht von sich zu überzeugen, und so gestattet man ihm immer wieder große Budgets und gestalterische Freiheit.

Einige von euch werden nun sicherlich stutzig. Immerhin ist Abrams (trotz seiner Ausflüge auf die große Leinwand) bislang hauptsächlich für seine Fernseharbeit bekannt. Was hat er also schon in dieser Übersicht der Regiewunderkinder dieser Dekade zu suchen?
Nun, die Medienwelt ändert sich in gewissen Abständen. Was früher einem Medium vorbehalten blieb, wird nach einiger Zeit auch von anderen Medien in Beschlag genommen, mal mehr und mal weniger erfolgreich.
Das Fernsehen hat im Laufe dieser Dekade endgültig, nach langen und erfolgreichen Jahren seiner Existenz, Kinoformat angenommen. Fernsehserien sind nicht mehr auf kleine Dramen, übersichtlichen Humor oder eine soaphafte, vielleicht sogar campige Natur beschränkt. Große Straßenfeger wie Dallas mag es aufgrund des breiten Angebotes nicht mehr geben, doch dafür haben Fernsehserien mittlerweile die Optik und auch die inhaltliche Stilistik von Kinofilmen für sich entdeckt. Die Serie mit Kinoformat - das ist zweifelsohne keine Erfindung dieses Jahrzehnts, aber definitiv ein dauerhafter Trend. Was wir unter anderem JJ Abrams zu verdanken haben. Deshalb findet er sich auch hier wieder.
Doch während seine Serien-Schöpfungen Alias und Lost bereits ihre Plätze in den TV-Annalen einnahmen, und auch seine neuste Serie Fringe sicherlich populär wird, ist seine Kinokarriere noch nicht das gelbe vom Ei. Mission: Impossible 3 wurde heiß erwartet, lief dann jedoch bei weitem nicht so erfolgreich wie erwartet - und Cloverfield wird zwar fest mit ihm verbunden, jedoch war er hier nur als Produzent tätig. Mit seinem Star Trek-Film könnte sich dies jedoch ändern.

Ob auch Guillermo del Toro in diese Liste gehört? Nun, seine ersten Filme, darunter der Insekten-Horror Mimic, erschienen bereits in den Neunzigern, seine bekanntesten Filme schuf der Mexikaner erst in diesem Jahrzehnt. Mit Blade II hatte er einen respektablen Erfolg, während die Fanreaktionen auf Hellboy genügten, um der an der Kinokasse nur schwach laufenden Comicadaption eine Kinofortsetzung zu gönnen. Del Toro qualifizierte sich endgültig als Regiewunderkind, als er die Filmkritiker und -fans weltweit mit Pan's Labyrinth überraschte. Die düstre Mär wurde gefeiert, wie kaum ein anderer Film und eroberte zahllose Bestenlisten.

Vom jetzigen Standpunkt aus fällt es mir jedoch schwer, del Toro auch Einfluss auf die Filmwelt zuzusprechen. In dieser Hinsicht wird er sich definitiv noch bewähren müssen, ganz im Gegensatz zu M. Night Shyamalan.
Ich weiß, ich weiß, viele von euch werden nun aufschreien, da Shyamalan bereits in den 90er-Jahren aktiv war und dort auch seinen Durchbruch mit The Sixth Sense hatte. Dennoch sehe ich ihn mehr als einen Filmemacher der 00er. Seine Pre-Sixth Sense-Filme kennt kaum jemand, und erst in diesem Jahrzehnt hatte er die Gelegenheit sich als jemand zu beweisen, der mehr als nur einen einzigen Hit landen kann.

Der Einfluss Shyamalans auf die Filmlandschaft ist unmöglich zu ignorieren, Filme die in letzter Minute mit einem gewaltigen Plottwist aufwarten sprießen seit nunmehr neun Jahren wie Pilze aus dem Boden, ganz besonders im Horror- und Thriller-Genre. Leider fungieren diese abschließenden Handlungswendungen in diesen dahin geschluderten Filmchen einzig und allein als bloße Schocker und können keinerlei Substanz aufweisen. Zuvor werden im Film keinerlei Hinweise auf diese Wendung geliefert, und jeder, der sein Gehirn noch benutzen kann und auch möchte wird in solchen Schrott-Produktionen mehr Logiklöcher finden als einem lieb ist.

Diese, zu meist auch noch hastig von größeren Erfolgen abgekupferten. Produktionen werfen ein schlechtes Licht auf Plottwists im Allgemeinen, was Shyamalans ohnehin schon geschädigten Ruf weitere Nägel in den Sarg schlägt. Wirklich schade, wie ich finde. Von Das Mädchen aus dem Wasser abgesehen wussten mich sämtliche Shyamalan-Filme seit The Sixth Sense zu überzeugen und ich kann mir nur schwer erklären, weshalb ihm nahezu jeder Filmkritiker (egal ob aus der Presse, Internet-Portalen oder TV-Sendungen) den Rücken zukehrt. Shyamalan kleidet ohne jegliche Sensationsgier oder oberflächlicher Blutlust anspruchsvolle, vielschichtige Geschichten in ein packend gestaltetes Kleid der Spannung, wobei er sich dem nur zu oft im heutigen Kino zu unrecht geschundenen Kunstgriffes der dramatischen Langsamkeit bedient. Vor allem hat Shyamalan im Gegensatz zu vielen anderen bemühten Vertretern des Anspruchs auch wirklich was zu erzählen, während er in mitunter lyrischen Bildern voller Stille schwelgt.

Verständlicher ist mir hingegen die Abkehr des gemeinen Publikums (hier in jeglichem Sinne des Ausdruckes zu verstehen), schließlich lässt sich selbst der trotteligste Tüppes nicht mehrmals ein Laib Brot für eine Büchse Bier vormachen. Während Unbreakable noch ziemlich gut, wenn auch unter den nach The Sixth Sense unerreichbar hoch gesteckten Erwartungen, lief und Signs nochmal ein richtig großer, weltweiter Erfolg wurde, folgte bereits nach Kinostart von The Village nahezu flächendeckend Enttäuschung. Einen solchen Film darf man einfach nicht als Horror-Thriller vermarkten. Solche Filme hat Shyamalan noch nie gemacht, und mir leuchtet es nicht ein, wieso die Studios es immer wieder versuchen seine Werke als genau das zu verkaufen. Wie die Zuschauer auf solche Methoden reagieren sieht man doch an Shyamalans Absturz.

Doch trotz aller Unkenrufe hatte Shyamalan Erfolg und die Kinowelt geprägt. Und ganz am Boden ist er ja auch noch nicht, The Happening spielte mehr ein als die scharfen Kritiker vermuteten (und auch hofften). Shyamalan ist zwar angeschlagen, jedoch noch nicht am Boden. Vielleicht rappelt er sich wieder auf. Ich würd's ihm wünschen.

Ähnlich wie M. Night Shyamalan das Mystery- und Horror-Thriller-Genre prägte, begründete Michael Moore in den letzten Jahren die Welt des zeitgenössischen Dokumentarfilms. Vor allem, aber nicht nur, politische Dokumentationen richten sich immer mehr nach Moores Stilistik.
Und das sogar mit großem Erfolg. Dokumentationen im Michael-Moore-Stil erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit, locken regelmäßig viel größere Publikumsgruppen ins Kino als "normale" Dokumentationen. Der gewagte Mix aus klassischer Dokumentation, deutlich erkennbarer Ironie und weiteren eingewobenen komischen Elementen und einem Schuss kontroverser Polemik, die aber auch deutlich als Kommentare und Stellungsnahme des Regisseurs von den Fakten abgehoben werden, scheint nah am Puls der Zeit zu liegen und wecken in vielen wieder die Lust am Wissen.
Moore ist zwar nicht der Erfinder der lockeren und sich zugleich wichtig nehmenden Dokumentation, aber sicherlich ihr stärkster und erfolgreichster Vertreter. Bereits 1989 übte er sich darin, damals mit Roger & Me, einer Dokumentation über die Schließung eines General-Motors-Werkes in Flint und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit, deren zahlreichen Nachfolgen sowie Moores verzweifelte Versuche, ein Interview mit General-Motors-Chef Roger Smith zu ergattern.
Der internationale Durchbruch gelang Moore jedoch mit dem 2002 erschienenden und sämtliche Doku-Kinorekorde brechenden Bowling for Columbine über den Waffenwahn Amerikas. Seither ist Moore weitläufig bekannt und baute sich große Fan- und Hassgemeinden auf, die ihre Einstellung auch passioniert verteidigen. Fahrenheit 9/11 toppte dank des gesteigerten Ruhms von Michael Moore, der brandaktuellen Thematik und zahlreichen Kontroversen um die Kinoveröffentlichung diesen Erfolg nochmals und auch der weniger kontroverse Sicko konnte sich als großer Erfolg feiern lassen.

Ebenfalls erfolgreich liefen u.a. Super Size Me von Morgan Spurlock, der einen ähnlichen Stil aufwies wie Moores Filme, sich jedoch mit Fast Food und McDonalds' Einfluss auf die amerikanische Lebensweise beschäftigte, und auch Borat, der dem Moore'schen Dokumentationsrezept eine zusätzliche Dosis schwarzen Humor und geskriptete Sketche und einen Schuss Versteckte Kamera hinzufügte, im Kern jedoch nicht anders als Moores Filme funktionierte.
Michael Moore ist deshalb für mich definitiv ein Regisseur, der seine Fußspuren klar erkennbar in der Filmgeschichte hinterließ und diese Dekade mit seinem Stil eindeutig prägte.

Im nächsten Teil der neuen, unregelmäßigen Artikelreihe Filmhistorische Fußspuren geht es ein weiteres Mal um die aktuelle Dekade und was sie kennzeichnet.

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