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Dienstag, 4. Februar 2020

Meine Lieblingsfilme 2019 (Teil III)

zurück zu Teil II

Es wird allmählich heiß in meiner Filmretrospektive 2019: Wir erreichen die Plätze 30 bis 21! Doch ehe es so weit ist, muss ich euch natürlich noch einmal auf die Folter spannen und ein paar weitere Ehrennennungen loswerden, dieses Mal aus dem Bereich des Genrefilms. Das Zac-Efron-Vehikel Extremley Wicked, Schockingly Evil and Vile ist eine eindrucksvolle Spannungsgeschichte darüber, wie sich die Gesellschaft vom Schein täuschen lässt. Harpoon ist eine sehr lustige, extrem böse Komödie, in der wir drei Drecksschweinen von Menschen dabei zuschauen, wie sie sich gegenseitig auf den Nerv gehen, während sie auf hoher See festsitzen. You Might Be The Killer ist eine sehr muntere Meta-Slasher-Parodie/-Hommage im Stile von Tucker and Dale vs Evil, nur sehr viel blutiger. Ziemlich harmlos, trotzdem sehr spaßig (nicht zuletzt dank der herrlich auftrumpfenden Jessica Rothe in der Hauptrolle): Die Sci-Fi-Horrorkomödie Happy Deathday 2 U. Aus der intellektuell-verschrobenen Ecke kommt derweil der neue Quentin Dupieux: Die Toxische-Maskulinität-Schreckenskomödie Deerskin. Und dann will ich M. Night Shyamalans Glass nicht unerwähnt lassen: Mir egal, wer alles über den Film hergezogen hat, für mich ist es eine passionierte, konsequente Fortsetzung von Shyamalans zwischen Pulp und Grübelei schwankender Comic-Analyse.

Nun aber lang genug gezaudert. Nun geht es weiter mit der Liste meiner liebsten Filme aus dem Jahr 2019!

Platz 30: Der Leuchtturm (Regie: Robert Eggers)

Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - zum Ersten: Nach The Witch, der zu den wohl typischsten Filmen aus der Filmografie des US-Verleihers A24 gehört, nur dass er für mich deutlich mehr Schein als Sein ist, hat mich Robert Eggers' zweiter Langfilm völlig überzeugt. Gehalten in ebenso hypnotischem wie atmosphärischem Schwarz-Weiß sowie im altbackenen, beengenden 1,19:1-Seitenverhältnis, erzählt diese maritime Geschichte von einem Jung-Leuchtturmwärter und von einem alten Bären von einem Mann. Anfangs können sie sich nicht leiden, dann gewöhnen sie sich einander, dann haben sie die Schnauze gestrichen voll voneinander: Die Eskalation ist unvermeidlich. Packend gespielt von Willem Dafoe und Robert Pattinson, untermalt mit knirschend-schnarrend-dröhnender Musik, die mit dem Sounddesign verschmilzt, und voller altem Seemannsgarn ist Der Leuchtturm ein Trip in die Köpfe zweier Männer mit Lagerkoller und Problemen, zu ihren Gefühlen zu stehen.

Platz 29: Long Shot (Regie: Jonathan Levine)

Ein Kassenflop, der keiner hätte sein dürfen: Aufgrund waghalsiger bis selbstmörderischer Programmierung (in den USA gegen Avengers || Endgame, in Deutschland zwischen Aladdin und Pets 2) ging diese politische sowie romantische Komödie mit Seth Rogen und Charlize Theron völlig unter. Dabei hat sie alles, was für einen Publikumsliebling sorgen müsste: Flotte Sprüche, einen feinen Look (insbesondere für eine Mid-Budget-Komödie), eine bestechende Chemie zwischen Rogen und Theron, eine Prise Action und gepfefferte, gut gezielte politische Seitenhiebe. Darüber hinaus reiht sich Long Shot in die bewährte Riege namens "Seth Rogen produziert Filme, die platt und vulgär wirken, aber progressiv und warmherzig sind" ein, in der Bad Neighbors 2 noch immer die ungekrönte Königin ist und von der ich mir noch jede Menge weitere Vertreter sehen will!

Platz 28: Midsommar (Regie: Ari Aster)

Ari Asters sehr stylisch durchkomponierter, erzählerisch doppelbödiger Hereditary landete 2018 auf Rang 34 meiner Lieblingsfilme des Jahres, Asters zweiter Film kommt noch ein Stück besser weg und ist somit "Ein Horror-Regisseur legt nach seinem gefeierten Debüt ein ebenfalls sehr ambitioniertes, zweites Horrorprojekt nach, das mir persönlich deutlich mehr zusagt als der Vorgänger - Teil zwei": Aster gelingt das diffizile Kunststück, nahezu ausschließlich in helllichten Szenen Suspense zu erzeugen. Und er kreiert ein mehrbödiges, zwischendurch auch schwarzhumoriges, Schreckensspiel über einen Kult, dessen Traditionen anno dazumal stehen geblieben sind und einst vielleicht vernünftige Rituale auf herzlose Weise ins Heute übertragen werden, über eine kaputte Beziehung voller Gaslighting und über mangelndes Einfühlungsvermögen. Imposante Bilder voller schrecklicher Details, dreiste Vorausdeutungen, die ein Damoklesschwert über unsere Figuren schweben lassen, und eine großartige, intensive, unter die Haut gehende Performance von Florence Pugh kommen auch noch dazu. Ari Aster, ein Name, den ich im Auge behalte!

Platz 27: A Toy Story - Alles hört auf kein Kommando (Regie: Josh Cooley)

Eine Fortsetzung, die ich nicht haben wollte. Eine Fortsetzung, die kaum wer haben wollte. Und dann haben es die Pixar Animation Studios doch wieder einmal geschafft: Toy Story 4 (wie der Film im Original heißt) denkt den großartigen Toy Story 3 weiter und stellt die Frage "Was macht jemand, der jahrzehntelang das Sagen hatte, plötzlich nur noch die zweite oder gar dritte Geige spielt?" Hinzu kommen die Existenzängste und -fragen eines neuen "Spielzeugs" in Form des Göffels Forky, extrem detailreiche Animationen, toll sitzende Sprüche und ein clever in die Spielzeugwelt übertragener Generationenkonflikt.

Platz 26: Chaos im Netz (Regie: Rich Moore & Phil Johnston)

Ganz ehrlich: Wäre da nicht das etwas aufgesetzte Actionfinale, das ich dem Erzählfluss von Chaos im Netz einfach nicht abkaufe, würden wir hier von einem Top-Ten-Eintrag sprechen. Aber, hey, Platz 26 ist auch noch immer beeindruckend. Riesige Gagfrequenz, sehr gute Gag-Trefferquote, gut sitzende Seitenhiebe auf die Internet-Kultur und das Web-Business, spritzige Disney-Eigenparodien und vor allem: Eine seit Ralph reicht's glaubhaft entwickelte Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren, die schließlich zu einem emotional sehr nuancierten, thematisch komplexen Ende führt. Mein liebster Film unter dem Disney-Eigennamen 2019. (Wer's noch nicht gemerkt hat: Ich orientiere mich in meiner Rangliste nach dem deutschen Start.)

Platz 25: Das schönste Paar (Regie: Sven Taddicken)

Für ein Liebespaar wird der Urlaub zur Hölle auf Erden, als es von ein paar Halbstarken brutal attackiert wird. Monate später sieht Er zufällig den Anführer der Gruppe und Vergewaltiger seiner Frau wieder. Er stellt ihm nach, im Glauben, so Gerechtigkeit für Sie erreichen zu können. Doch er reißt nur eh kaum verheilte Wunden auf ... Atemberaubend gut gespielt von Maximilian Brückner und der sowieso famosen Luise Heyer ist Das schönste Paar ein karges, scharf beobachtendes, schmerzliches Drama über "Gut gemeint ist nicht gut gemacht", Traumabewältigung und dysfunktionale Tendenzen in der Beziehung zweier Menschen, die sich eigentlich lieben. Saustark.

Platz 24: Gut gegen Nordwind (Regie: Vanessa Jopp)

Ein Film, wie für mich gemacht: Ein Linguist beginnt eine digitale Brieffreundschaft mit einer schnippisch-schlauen, wortgewandten Frau. Das bedeutet also: Jede Menge gewitzte, eloquente, aber auch glaubwürdige Monologe und Dialoge. Und dann ist auch noch Nora Tschirner die weibliche Hauptrolle in Gut gegen Nordwind - die Idealwahl, will man charmant-schnippische, schlagfertige Frauen in Deutschland besetzen! Aber auch abseits dessen ist eine sehr gelungene, humorvolle, wortbasierte Romanze mit nuancierten Figuren, die mir in den paar Filmstunden ans Herz gewachsen sind.

Platz 23: John Wick - Kapitel 3: Parabellum (Regie: Chad Stahelski)

Eine kleine Prise härter als John Wick - Kapitel 2, im Mittelteil (trotz einiger sehr cooler Hunde-Stunts) eine kleine Prise zäher als John Wick - Kapitel 2, alles in allem einmal mehr ein toller Actionfilm: John Wicks blutiger Feldzug durch eine mysteriöse Unterwelt geht weiter, und Chad Stahelski setzt erneut auf lange, deutlich gefilmte Actionpassagen mit kernigen, schnellen Stunts, eingefangen in dunklen Bildern mit kräftigem Farbspektrum. Die John Wick-Saga ist einfach eine Wucht und die ständigen Neuzugänge in diesem Mythos sind auch allesamt sehenswert. Halle Berry räumt in ihren paar Szenen ab und Asia Kate Dillon als Adjudicator ist eine Top-Castingentscheidung!

Platz 22: Late Night (Regie: Nisha Ganatra)

Emma Thompson als Late-Night-Moderatorin, die ihre Sendung nur noch lustlos runterleiert, damit sie wenigstens Gäste einladen kann, die sie interessieren (aber sonst niemanden). Mindy Kaling als aufstrebende, durchsetzungswillige Autorin in einem ebenso monotonen wie faul gewordenem Autorenraum, die frischen Wind in die Sache bringen will. Man nehme diese beiden Zutaten, und wir erhalten die sehr komische, aber in ihren Wahrheiten über die Medien- und Arbeitswelt auch dramatische, Geschichte, wie eine fähige Moderatorin Ehrgeiz wiedererlangt, eine junge Autorin die Widrigkeiten eines ignoranten bis miesen Männer-Kollegiums übersteht und wie eine lahm gewordene Show aufgepeppelt wird. Großer Spaß mit viel Herz und scharfer Beobachtungsgabe. Man müsste ganz schön begriffsstutzig sein (oder willentlich Aspekte des Films unter den Teppich kehren), um Late Night zu unterstellen, er hätte schlechte Aussagen und würde beispielsweise die Kommerzialisierung einer Fernsehsendung feiern, wenn er in Wahrheit vom glorreichen Zurückgewinn früherer Ambitionen handelt.

Platz 21: Klaus (Regie: Sergio Pablos)

Wenn die Walt Disney Animation Studios ihr jahrzehntelanges Streben nach Innovation im Zeichentrickfilm einfach so abbrechen, dann müssen halt ein paar Ex-Disney-Leute dort weitermachen, wo das Traditionsstudio einst aufgehört hat: Klaus ist die konsequente Weiterführung dessen, wie Tarzan und Der Schatzplanet einst Zeichentrick und Digitaltricks verschmolzen haben. Dabei kommt eine bildschöne, warmherzige und komplexe Ästhetik heraus, die Regisseur Sergio Pablos nutzt, um die wunderschöne, witzige und liebevolle Geschichte zu erzählen, wie ein bequemlicher Briefträger und ein grantiger Spielzeughersteller das Weihnachtsfest für immer verändern sollten ...


Montag, 18. Dezember 2017

Filmtipps: Sechs nicht genügend beachtete Hans-Zimmer-Arbeiten aus dem erweiterten Disney-Archiv



Heute Abend zeigt der Disney Channel nicht nur eine weitere, sehr spannende Ausgabe seiner wundervollen Rankingshow Disney Magic Moments, wir erreichen mit dieser Folge leider auch schon das Finale der vierten Staffel. Zum Abschluss der aktuellen Runde geht um die besten Songs der Rock- und Popstars. Ein reizvolles und aus dem sonstigen Rahmen der Show tanzendes Thema, auf das ich euch gerne einstimmen möchte, ohne zu viel vorwegzunehmen.

Daher möchte ich an dieser Stelle einige Filme vorstellen, deren Hintergrundmusik von niemand geringerem geschrieben wurde als Hans Zimmer, der spätestens seit seiner bestens besuchten Konzerttournee wohl eindeutig ebenfalls als Pop- oder Rockstar durchgeht. In seiner annähernd 200 Film- und Serien-Projekte umfassenden Karriere hat der Oscar-Preisträger auch diverse Male für den Disney-Konzern gearbeitet - die prominentesten Fälle dürften seine Stücke für Der König der Löwen, die Pirates of the Caribbean-Saga und die actionfilmstilprägende Musik zu The Rock sein. Um diese und andere oft referenzierte Scores soll es heute aber nicht gehen!

Dies soll zudem keinesfalls ein definitives Ranking darstellen. Stattdessen präsentiere ich hier in chronologischer Reihenfolge einen Querschnitt aus sechs nicht genügend gewürdigten Arbeiten des begnadeten Komponisten, die er für den Disney-Konzern geleistet hat. Vielleicht mache ich euch so ja Lust, diesen Filmen erstmals eine Chance zu geben oder sie erneut einzulegen?

Cool Runnings

Hans Zimmer untermalt eher selten reine Komödien, doch Jon Turteltaubs freie, aber herzliche Nacherzählung einer großartigen sporthistorischen Anekdote beweist, dass Deutschlands Exporttalent auch in diesem Genre zu brillieren weiß: Cool Runnings stammt aus Zimmers Schaffensperiode, in der er liebend gern ethnische Einflüsse prominent in seine Scores eingeflochten hat. Typische Sportfilmsymphonien (Crescendos sind Trumpf!) vereinen sich hier pointiert und liebevoll mit Calypso- und Reggae-Elementen und wer bei Finishing The Race/Walk Home keine Gänsehaut bekommt, dem traue ich nicht über den Weg!

Mr. Bill

Eine Dramödie, wie sie der Disney-Konzern in den 80ern und 90ern regelmäßig produzieren und seit der Jahrtausendwende kaum noch anpacken sollte: Die Touchstone-Pictures-Produktion Mr. Bill erzählt von Danny DeVito als schlagfertigen, dickköpfigen Englischlehrer, der Problemrekruten in der Armee freies Denken beibringt. Also "Dangerous Minds in Tarnfarbe". Ich habe eine Schwäche für diesen Film, da er die Balance aus Situationskomik, leichtfüßigem Pathos und literarischem Witz in meinen Augen problemlos hält, nicht zuletzt dank Zimmers jazzinspiriertem Score, der munter zwischen Elektroelementen und Kammerorchester wechselt.

Muppets - Die Schatzinsel

Lange bevor das Pirates of the Caribbean-Franchise Realität werden sollte und noch bevor Gore Verbinskis Karriere auf der großen Leinwand Gestalt annahm, komponierte Hans Zimmer bereits für eine andere Handvoll schräger Piraten. Der Score zur Schatzinsel-Interpretation der Muppets sollte paradoxerweise Zimmers klassischste Piratenkomposition werden: Kein moderner Jerry-Bruckheimer-Bombast, dafür ein großes Maß an fidelen Swashbuckler-Streichern und verspielter Seefahrerschunkelei.

Rendezvous mit einem Engel

Romanzen werden sehr selten von Hans-Zimmer-Musik begleitet, doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Da wären der sehr charmante, zwischendurch erfrischend selbstironische Liebe braucht keine Ferien, James L. Brooks' Budgeträtsel Woher weißt du, dass es Liebe ist und (nach Hans Zimmers Aussage) Hannibal. Auch dieser Sonntagnachmittagunterderwolldeckeeinkuschelnundeinenkakaotrinken-Film mit Denzel Washington und Whitney Houston zählt zu der kleinen Riege an Zimmer-Romantikfilmen und für die unaufdringliche, eindringliche Musik gab es auch prompt eine Oscar-Nominierung.

Pearl Harbor 

In den letzten eineinhalb Jahrzehnten aufwärts wurde bereits viel über Michael Bays letzte Zusammenarbeit mit Jerry Bruckheimer und dem Disney-Konzern gesagt und geschrieben (und gesungen, nicht wahr, liebe Team America-Fans?). Sehr viel. Extrem viel. Doch ganz egal, wie sehr Pearl Harbor an den Kinokassen enttäuschte und wie bemüht weite Teile des Films sein mögen. In einigen, wenigen Dingen dürften wir alle uns einig sein, oder? Cuba Gooding Jr. rockt in Pearl Harbor, rein handwerklich und effekttechnisch ist die Angriffssequenz beeindruckend und Hans Zimmers ungewohnt unpompöser, mit Holzbläsern bestückter, nostlagischer Score hat einen besseren Film verdient.

The Lone Ranger

Willkommen in der Ära des wilden Hans Zimmers! Selbst wenn das musikalische Glanzstück, nämlich die perfekt auf den Film abgestimmte Variation der mit den etablierten Leitmotiven aus den vorherigen Filmstunden bereicherten Willhelm-Tell-Overtüre, auf Geoff Zanellis Konto geht: In Gore Verbinskis sensationellem Westernepos erschafft Hans Zimmer eine faszinierende Klangtapete aus parodistischen, sich vor den Klassikern verneigenden, das Genre dekonstruierenden, losgelösten und grimmig-düsteren Kompositionen. Und damit verhilft Zimmer Verbinskis komplexer Genreübung zum genau richtigen Sound.

Die finale Ausgabe der vierten Disney Magic Moments-Staffel ist heute, am 18. Dezember 2017, ab 20.15 Uhr im Disney Channel zu sehen. Einschalten!


Mittwoch, 4. Oktober 2017

Sieben Monde


Ende der 90er-Jahre: ProSieben produzierte damals noch, anders als heute, in vergleichsweise hoher Frequenz eigene Fernsehfilme. Und Buena Vista International (Germany) war noch recht stark daran interessiert, eigene Produktionen auf die Kinoleinwand zu bringen – heutzutage sind eigenheimische Filme des deutschen Vertriebsarms der Disney Company eine arge Rarität.

Mit Sieben Monde fanden 1998 diese beiden nunmehr wenig aktiven Parteien zusammen: ProSieben plante eine Horrorkomödie für sein Fernsehprogramm, letztlich wuchs der Film aber über die Köpfe des Münchener Senders hinaus, weshalb er zur Kinoproduktion aufgeblasen und von der Disney-Tochter vertrieben wurde. Das Ergebnis ist rückblickend skurril: Tatort-Quotenkönig Jan Josef Liefers und der zweifache Oscar-Gewinner Christoph Waltz in einem sonderbaren Mischmasch aus finsterer Märchenneuerfindung, Metakomödie, Krimifarce und Horrorspaß?

Und selbst wenn der Humor zwischendurch zum Himmel nach späten 90er-Jahren schreit: Sieben Monde hat seinen Charme. Die von Nils-Morten Osburg verfasste Regiearbeit des Filmemachers Peter Fratzscher (Wolffs Revier) setzt auf atmosphärisch dichte Szenen, kleinere Gewaltspitzen und leichtfüßigere Momente in gewollt sonderbarer Abfolge. Inhaltlich wird dies sogar gelegentlich kommentiert. Aber der Reihe nach …

Der junge Übersetzer Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) hat schriftstellerische Ambitionen, aber in beruflichen Fragen ebenso wenig Erfolg wie in der Liebe. Diese Sorgen sind wohlgemerkt völlig belanglos im Vergleich zu dem, was die Münchener Polizei derzeit umtreibt: Seit Wochen geht ein Mörder um, der seine Opfer verstümmelt und am Tatort ein riesiges Chaos hinterlässt – sowie Tierhaare. Schnell macht sich in der Bevölkerung die Sorge breit, dass womöglich ein Werwolf umgeht. Als Thomas eines Nachts ein riesiges, haariges Etwas anfährt und kurz darauf von diesem Etwas gebissen wird, fürchtet er, dass er es nun ist, der diesen Fluch weiterträgt. Doch das Werwolfsein hat auch seine Vorzüge, ist er nun doch entschlossener und durchsetzungsfähiger …

Nils-Morten Osburgs Skript spielt genüsslich lange mit den Zuschauererwartungen und weigert sich bis über die Hälfte der Laufzeit hinaus, selbst eine grobe Genreeinteilung zu gestatten: Sieben Monde hält über weite Strecken offen, ob es sich bei ihm um eine mit Gruselelementen versetzte Romantikkomödie, eine dezent augenzwinkernde, dennoch schaurige Selbstdekonstruktion oder um einen süffisant erzählten Thriller handelt. Durch die Schriftstellerambitionen der in diesen Fragen bedingt fähigen Hauptfigur erlaubt sich Osburg, in milderer Scream-Art, Kommentare über die Haupthandlung, weitere Metaspäße gibt es in Form von Ulrich Mühe als herrlich fiesen Lektor, der Genrekonventionen in der Luft zerreißt.

Die selbstironischen Referenzen bedienen sich primär am Werwolfmythos, streuen allerdings durch Grimm-Anspielungen weitere Fragen über den möglichen Plotverlauf. Und auch wenn der Lovestory-Nebenplot Standardware ist, so bringt Fratzscher (der den gesamten Film über auf eine atmosphärische, wechselhafte Farbästhetik setzt) ihn angenehm über die Bühne.

Durch die Musikuntermalung hat Sieben Monde zudem einen veralteten Charme: Ali N. Askins elektrolastigen Kompositionen sind wie aus einer Zeitkapsel gefallen, was dem Film auf verquere Art zugutekommt, da er so für eine kurze Ära im deutschen Film spricht, wo sich TV- und Kino-Produzenten wild durch verschiedene Einflüsse probiert haben – was wiederum zum generellen Tonfall der Produktion passt.

Die humorigen Aspekte abseits der Metaspäßchen sind dezent, aber bestimmend in den Film eingestreut. Zwischen den durch und durch auf ausgelassene Lacher angelegten Gags vergeht stets viel Laufzeit, oftmals ist es einfach der gelassenere, amüsierte Tonfall der Dialogwechsel, der zum Schmunzeln anregt. Etwa, wenn ein exzentrischer Rechtsmediziner dem von Peter Lohmeyer gespielten Hauptkommissar Graf mit Begeisterung den Zustand einer Leiche beschreibt, woraufhin dieser staubtrocken-fragend entgegnet: „Wieso erzählst du mir das? Ich weiß das doch schon.“ Fratzscher schlägt in solchen Situationen keinen kalauernd-persiflierenden Tonfall an, sondern einen dezent verdatterten: Es ist leicht skurril, wie euphorisch der Rechtsmediziner ein Gemetzel zusammenfasst. Es ist auf sehr dezente Weise absurd, wie sehr Christoph Waltz‘ spröde überzeichnete Figur von übernatürlichen Theorien schwärmt. Und dennoch ist Sieben Monde kein Witzfilm, sondern gewissermaßen ein amüsanter Gruselfilm.

Insbesondere ist es aber Jan Josef Liefers‘ Spiel, das diese Kuriosität der erweiterten Disney-Konzerngeschichte prägt: Eingangs agiert er wie eine sympathische, archetypische RomCom-Hauptfigur – etwas duckmäuserisch, mit lässigem Witz und einer launigen Chemie mit seiner Kollegin Marie Bäumer. Doch der Übersetzer, der viel lieber Autor wäre, verfällt seiner schaurigen Theorie, und wird dadurch launenhaft, fast schon zur Parodie eines Protagonisten von „Softie wird Alphamännchen“-Streifens. Liefers gelingt es, die sprunghaften Wechsel von tierisch-machohaft zu paranoid-verängstigt auf witzige, aber plausible Weise rüberzubringen. Somit macht er die Rolle aller Schrägheit zum Trotz zu einem Sympathieträger, weshalb im blutigen Finale tatsächlich aller vorherigen Leichtigkeit zum Trotz Suspense und ein Gefühl der Bedrohlichkeit entsteht.

Freitag, 26. Mai 2017

Freitag der Karibik #44


Käpt'n Jack Sparrow ist ein Glückspilz und Pechvogel zugleich - und er hat das sonderbare Talent, sich in einem ständigen Überlebenskampf besonders mächtige Feinde zu schaffen. Damit hat er etwas mit Pirates of the Caribbean gemeinsam: Die ersten vier Filme spülten zusammen rund 3,7 Milliarden Dollar in die Kinokassen ein, zudem eröffnete die Filmreihe als epochale, schroffe und zuweilen finstere Erzählung Disney neue Horizonte. Statt sich somit jedoch einen felsenfesten Ehrenplatz im Disney-Imperium zu erarbeiten, haben die Pirates of the Caribbean dadurch nur Konkurrenten und Probleme erschaffen, die dafür sorgen, dass wir hier nun sitzen, am US-Starttag von Salazars Rache und kopfkratzend rätseln, ob es wirklich einen sechsten Teil geben könnte.

Die Familiaisierung des Jerry Bruckheimer: Jerry Bruckheimer galt jahrzehntelang als gigantischer Erfolgsproduzent - und das, obwohl er sich hauptsächlich auf den Markt für Jugendliche junge Erwachsene stützte. Mit Gegen jede Regel feierte er seine Premiere unter der Disney-Flagge, Fluch der Karibik wurde sein bis dorthin größter Erfolg - und so änderte er seine Marktstrategie. Hinfort war der Produzent von R-Rating-Actionfilmen, stattdessen schlug er fortan wiederholt in die Pirates of the Caribbean-Kerbe und machte extrem aufwändige Abenteuer, die zwar rauer und härter sind als der Disney-Durchschnitt, aber auch familientauglicher als sein früheres Schaffen. Und dann war da noch Duell der Magier, der kein "echter" Bruckheimer-Film war, sondern den ihm Disney als hinter den Kulissen bereits nahezu fertiges Paket aufgeschwatzt hat. Mit dieser Schiene fuhr Bruckheimer abseits der Piraten jedoch wenig erfolgreich und in der Medienpresse wurde er als der Hauptschuldtragende gezeichnet. Sein Verhältnis zu Disney verfinsterte sich, und somit ist nun jeder neue Pirates of the Caribbean-Film eine Zitterpartie: Kommen Disney und Bruckheimer überhaupt ausreichend miteinander aus, um gemeinsam einen Film zu verwirklichen?

Die Bombastisierung des Disney-Konzerns: Fluch der Karibik war 2003 nicht nur für Walt Disney Pictures eine ungewöhnliche Angelegenheit, sondern sogleich für den gesamten Konzern. Zwar verantwortete die Disney Company mit Armageddon und Co. durchaus die eine oder andere gigantische Unterfangung, dennoch hielt man sich dahingehend eher zurück. Realfilme waren das Zubrot eines Konzerns, der seine Mühen im Kinomarkt in Animationsfilme steckt und auch vornehmlich dadurch verdient. Fluch der Karibik eröffnete Disney die Welt der wirtschaftlichen Möglichkeiten aufwändiger Bombastunterhaltung, die nicht mehr als klassische Familienunterhaltung durchgeht, die man aber auch nicht vor älteren Kindern verstecken müsste. Und so holte sich Disney Marvel und Star Wars ins Haus, die an den Kinokassen ähnliche Zahlen schreiben wie die karibischen Piraten. Marvel läuft abseits Avengers etwas schwächer, dafür sind diese Filme deutlich günstiger produziert, Star Wars ist keine wirkliche Kostenersparnis, aber lässt die Kasse ordentlich klingeln. Und dann ist da noch der Merchandisingmarkt: Kinder spielen wohl viel lieber mit Lichtschwertern, riesigen Hulk-Händen und mit Figuren in coolen Rüstungen als mit gammligen, verdreckten Piraten ... Wenn Disney seinen die gesamte Kinoindustrie aufhorchen lassenden Startkalender absteckt, dann liegt die Priorität nicht in der Karibik ...

Mittwoch, 3. August 2016

Von Flop bis Top: Mein Ranking aller Michael-Bay-Filme


Michael Bay. Herr der Explosionen. Lautstarker Gegner der Kritikerzunft. Weltweit spielten seine Regiearbeiten (ohne Berücksichtigung der Inflation) bislang über 5,85 Milliarden Dollar ein. Und ob man es gut findet oder nicht: Dieser Mann hat eine klar erkennbare, inszenatorische Handschrift. Manche nennen ihn daher einen "Auteur", andere rümpfen bei dem Gedanken, Bay zu adeln die Nase, und betiteln ihn als "Vulgar Auteur". So oder so: Bay schuf seinen eigenen Stil und prägte das Hollywoodkino durchaus mit. Da sein bis dato am wenigsten Geld in die Kassen treibender Film 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi demnächst auf DVD und Blu-ray startet, möchte ich auf Bays Schaffen als Kinoregisseur zurückblicken.

Nennt es meinetwegen "Brüste, Wummen, Explosionen" oder "Dummer Kommerzmist" oder "Musikvideo-Style trifft Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom". Oder einfach "Popcorn, Nachos und 'ne Buddel Bier, beim Film gönn' ich's mir". Ich nenne es "Von Flop bis Top". Dies sind sie. Michael Bays Regiearbeiten, sortiert danach, wie hoch sie in meiner Gunst stehen.

Platz 12: TransformersDie Rache (2009)

Der Höhepunkt (respektive Tiefpunkt) in Michael Bays Laufbahn als Filmregisseur, der die Bremse voll durchdrückt, seinen Film zum Stillstand bringt, und sich erst einmal Zeit nimmt, eine Darstellerin so intensiv zu fetischisieren, dass es irgendwas zwischen traurig und lustig wird (siehe Abbildung). Und das gehört noch zu den vergnüglicheren Momenten dieses spürbar während des Autorenstreiks geschriebenen Films, denn selbst für Bay ist der zweite Transformers unfassbar dumm und unsinnig. Eine dünne, unnötig verschwurbelte, viel zu sehr in die Länge gezogene Story mit ätzenden Figuren, demotiviert wirkenden Darstellern und ermüdenden Actionsequenzen, die eher so geschnitten und gefilmt sind, als wäre hier ein Bay-Imitator am Werk. Chaos pur, und das der anstrengenden Art. Linkin Park rockt aber.

Platz 11: Transformers (2007)

Lahm. Ich finde diesen Film einfach lahm. Shia LaBeouf bemüht sich, Megan Fox darf nur eine Witzfigur spielen (und das nicht besonders gut), Bay hält in den Actionszenen viel zu nah an den überdimensionalen CG-Roboteralienwesen drauf, so dass ich kaum etwas ausmachen kann. Linkin Park rockt aber.


Wir verlassen den "Ich kann dem Film praktisch gar nichts abgewinnen"-Bereich und betreten die Welt des "Ich finde das Gesamtwerk mies, aber muss sagen: Ein paar Treffer landet Bay dann doch". 13 Hours hätte einfach nur brutal um jegliche Wiederholung, anti-intellektuelle Phrase und pseudodramatische Erkenntnis/Rückbesinnung gekürzt werden müssen. Und dann hätten wir einen ultrastark ausgeleuchteten, gestochen scharf gefilmten Streifen über austauschbare, kernige Bartträger mit Herz aus Gold, die versuchen, zu überleben. Uninteressante Figuren, einige Längen, Action mit Konsequenzen, aber im Finale sehr einseitig gedreht: 13 Hours ist ein Flop, aber einer, der zwischendurch ganz nette Sequenzen in Edeloptik bietet.

Platz 9: Transformers – Die dunkle Seite des Mondes (2011)

Rosie Huntington-Whitley empfiehlt sich hier keineswegs als Schauspielstar. Aber sie fällt weniger negativ auf als Megan Fox in den ersten beiden Transformers. Und da beide von Bay eh nur als Eyecandy genutzt werden, muss ich sie ja fast schon als solche bewerten ... Und: Huntingon-Whitley bewahrt vor Bays Kamerasensor wenigstens einen Victoria's Secret-Glanz des Eleganten, während Fox ... Nunja. Auch der Humor gefällt mir hier eher. Es gibt noch immer kaum etwas, worüber ich lachen kann, aber die Augenroll-Pointen werden weniger. Patrick Dempsey ist ... ansatzweise lustig hier. Und die Story ist zwar unbedeutend, aber immerhin leidlich-duldbar, ebenso, wie das große Finale nach dem mageren Vorlauf eigentlich ganz nett ist. Linkin Park rockt aber.

Platz 8: Pearl Harbor (2001)

Pearl Harbor besteht aus exakt drei Akten: Eine unfassbar kitschige Romanze/Kameradschaftsgeschichte mit schöner Begleitmusik von Hans Zimmer, einem vergessenswerten Josh Hartnett, einem sich nicht in die Rolle einfühlenden Ben Affleck und einer annehmbaren Kate Beckinsale. Eine umwerfend gefilmte Kriegssequenz. Ein unnötig langer, pathetischer Epilog. Man werfe Cuba Gooding Junior in diesen Mix, der aus einem Nichts von einer Figur eine erstaunlich feine Performance rausholt und jede Menge richtig starke praktische Effekte.

Platz 7:  Bad Boys – Harte Jungs (1995)

Wir verlassen den Sektor der Frustration und landen bei richtig netten Filmen. Der erste Bad Boys ist, streng genommen, einfach nur ein Buddy-Cop-Movie. Die Story könnte aus zahllosen durchschnittlichen Genrevertretern stammen. Bays Regieführung hat zwar schon diese 90er-Clipästhetik, ist aber noch arg gezügelt. Will Smith und Martin Lawrence rocken aber.

Platz 6: Die Insel (2005)

Wieder ein qualitativer Sprung nach oben: Ewan McGregor und Scarlett Johansson spielen in dieser Sci-Fi-Geschichte top respektive gut. Steve Buscemi macht Mordsspaß. Sean Bean ist herrlich fies. Sowohl die anfängliche, strahlend weiße Zukunftswelt als auch die staubige Außenwelt sind überaus hübsch eingefangen. Die Story ... Nun, sie lässt viel des moralischen Potentials liegen, als Aufhänger funktioniert sie sehr gut. Die Musik von Steve Jablonsky ist klasse, Michael Clarke Duncan gefällt. Einen Hauch zu lang ist Die Insel vielleicht (etwas weniger auf-der-Stelle-treten in der Mitte hätte geholfen) und gelegentlich nervt das Product Placement. Dennoch: Jau, dieser Film hat einiges für sich.


Es kann einfach kein Zufall sein, dass Michael Bay seinen besten (soll heißen: seinen bislang einzig guten) Transformers-Film direkt nach seinem selbstironischen Befreiungsschlag Pain & Gain verwirklicht hat. Ära des Untergangs nimmt, wie Pain & Gain, alle "Bayism", und dreht die Markenzeichen dieses Regisseurs voll auf. Froschperspektive. Sonnenuntergänge. Explosionen. 360°-Kamerafahrten. Sonnenuntergänge. US-Flaggen. Sonnenuntergänge. Explosionen. 360°-Explosionen vor einem Sonnenuntergang neben einer US-Flagge. Intensive Farbästhetik. Eine winzig kleine Alibistory, die nach jeder als großes Finale dienen könnenden Actionszene einen Weg findet, noch einen Akt dranzukleben. Transformers: Ära des Untergangs ist exzessives Bombastactionkino in einer überdrehten Hyperästhetik und mit diesem verfluchten Charmebolzen Stanley Tucci! Teil eins bis drei wollten ein Minimum an Sinn ergeben und brachen sich so das Genick. Transformers: Ära des Untergangs ist ein freudig grinsendes Popcornmusical. Nur mit Explosionen und Sonnenuntergängen an Stelle von Stepptanz und Jazzhands. Leider geil? Nein. Leider oberaffengeil. Nur Imagine Dragons rocken nicht.

Platz 4: Pain & Gain (2013)

Der vielleicht ehrlichste Abspann der Hollywood-Geschichte (und somit der ältere Bruder des Deadpool-Vorspanns) gibt zu: Michael Bay steht als Regisseur auf Tod, Titten, (Farb-)Explosionen. Und einen passenderen Abschluss könnte Pain & Gain nicht haben, denn die Nacherzählung einer unglaublichen, aber wahren Geschichte ist sozusagen die aufgekratzte Parodie einer Realsatire. Action-Kriminaldrama, Selbstparodie und Hochglanzamerikanismusbewegtbildmagazin in einem. Pain & Gain ist ein Mordsbrett, das mit jedem Angucken faszinierender wird.

Platz 3: Bad Boys II (2003)

Bad Boys - Dieses Mal im vollen Michael-Bay-Stil. Gekauft.

Platz 2: Armageddon – Das jüngste Gericht (1998)

An Armageddon hängen nostalgische Gefühle an die Zeit, als ich pubertierend die Blockbusterwelt kennenlernte. Und während sich manche Filme aus jener Zeit bei erneuter Betrachtung abnutzen, habe ich Armageddon noch immer richtig gern. Eine unvergleichliche Mischung aus Pathos, Style Over Substance, unterhaltsamem Cast und vergnüglichen Zerstörungsorgien. Und Trevor Rabin hat wohl nie einen noch besseren, eingängigeren Score komponiert als hier.

Platz 1: The Rock – Fels der Entscheidung (1996)

Michael Bays Magnum Opus. Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. Ein entfesselter, saucooler Nicolas Cage. Sean Connery in seiner, ja, darf ich das sagen (?), besten Leistung nachdem er die Lizenz zum Töten abgegeben hat. Ed Harris als markiger Schurke mit (für Bay) nachvollziehbarer Motivation. Dutzende tolle Sprüche. Eine unnötig lange, aber verflixt geile Verfolgungsjagd durch San Francisco. Und ein Bombenscore. The Rock rockt.

Was ist eure Meinung zu Michael Bay und seiner Filmografie? Ich bin auf eure Kommentare gespannt!

Donnerstag, 26. Mai 2016

Meine Top 5 der Videospielfilme

Videospielverfilmungen sind wieder in aller Munde. Oder zumindest innerhalb der Filmfancommunity wieder ein heißes Gesprächsthema: Aktuell kämpft Warcraft: The Beginning darum, ein großes Publikum in die Säle zu locken und so das Stigma floppender Videospieladaptionen in alle Winde zu zerstreuen. Zudem ging erst kürzlich der Trailer zu Assasin's Creed online, der (trotz diskutabler Musikuntermalung) durchaus Hoffnungen auf eine ansprechende Action-Agenteuergeschichte mit guten Darstellern macht. Und dann ist da ja noch Angry Birds - Der Film, der zwar nicht den gewaltigen finanziellen Überknaller darstellt, den sich Sony einst bei der Ankündigung gewiss ausgemalt hat, der aber sehr wohl beachtliche Zahlen schreibt.

Grund genug, mir eine ruhige Minute zu nehmen und aus der großen Auswahl an Videospielverfilmungen meine fünf Favoriten zu küren. Dabei habe ich mir als Regel gesetzt, pro Franchise nur einen Film auszuwählen. Und Filme über Videospiele gelten nicht, also leider kein Tron oder Tron: Legacy in denen neue Spiele erschaffen, statt bereits erschienene adaptiert werden. Es müssen schon real existierende Videospiele zu cineastischem Leben erweckt werden. Nun dann ... los geht's!

Platz 5: Angry Birds - Der Film (Regie: Clay Kaytis & Fergal Reilly)

Die Verfilmung der Spiele-App Angry Birds ist schwach. Sie hat so ihre ulkigen Momente, insbesondere in der dank Christoph Maria Herbst mit trockenem Sarkasmus aufwartenden deutschen Synchronfassung. Dennoch gibt es viel Leerlauf zu erdulden, während das Chaosfinale irgendwann seinen Reiz zu sehr in die Länge zieht und der Mittelteil dann und wann seine innere Logik auf Standby schaltet. Dennoch: Die Animation ist solide und manch absurder Gag trifft. Angesichts der bislang noch sehr wackligen Lage, in der sich Videospieladaptionen befinden, reicht das für Rang fünf.

Platz 4: Resident Evil: Retribution (Regie: Paul W.S. Anderson)

Ich sehe vor meinem inneren Auge schon die fauligen Tomaten, die ihr gerade gen Monitor, Tablet oder Smartphone schmeißt. Und während ich mich wundere, wo ihr die so plötzlich her habt, zucke ich mit den Schultern und sage: Anderson mag (von Film zu Film immer mehr) die Vorlage mit Füßen treten. Doch seine stylischen, mit toll choreografierten Kämpfen und (später) mit tollem 3D aufwartenden, kleinen, bescheuerten Zombie-Actioner sind nicht nur total Banane, sondern zumeist auch sehr unterhaltsam. Und somit haben sie dem Großteil der bisherigen Videospielverfilmungen einen bis drei Schritte voraus. Der bislang jüngste und (voraussichtlich/angeblich) vorletzte Teil der Reihe gefällt mir am meisten: Er wirft die Alibihandlung über Bord und konzentriert sich allein auf Look, Sound und Action. Darüber hinaus mag er eine dürftige Umsetzung des Resident Evil-Spielemythos sein, als Videospielfilm trumpft er dennoch auf, denn mit seinen Settingsprüngen imitiert Resident Evil: Retribution wunderbar die Level-Logik vieler Games. Hier ist das Lava-Level. Das Großstadt-Level. Das Vorstadt-Level. Das kühle Sci-Fi-Basis-Level. Das Finale!

Platz 3: Need for Speed (Regie: Scott Waugh)

Nach dem großen Qualitätssprung zwischen Platz fünf und Platz vier folgt hier ein noch deutlicher Hopser: Scott Waughs benzingetränkte Blechschadensause Need for Speed mag an den Kinokassen untergegangen sein und wurde zudem von Kritikern verlacht. Aber ihr habt doch alle keine Ahnung! Der auf haptische, turbulente Autostunts setzende Regisseur nimmt die "Glaubwürdiger als Mario Kart, aber mit nachgiebigerer Physik als Gran Turismo"-Logik des Arcade-Style-Rennfranchises und zelebriert eine altmodische, manchmal pathetische, zumeist aber extrem launige Autorennaction, die zumindest in meinen Augen die gesamte Fast & Furious-Saga Staub schlucken lässt. Darauf erstmal ein Bier, und zwar ein gutes!

Platz 2: Prince of Persia: Der Sand der Zeit (Regie: Mike Newell)

Verdammt noch eins, was habe ich diesen Film lieb! Gewiss, dieser klar unter den Erwartungen laufende, nie die geplante Fortsetzung erhaltende Jerry-Bruckheimer-Abenteuerspaß könnte zwischendurch einen Hauch zügiger voranschreiten und das Finale verlässt sich etwas zu stark auf reines Effektgewitter. Aber mit einem charismatischen, augenzwinkernden Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle, einer kessen Gemma Arterton in der weiblichen Hauptrolle und einem immens amüsanten Alfred Molina als Tagelöhner mit gutem Herzen sowie mit tollen Kampfsequenzen rund um Steve Toussaint hat diese Kreuzung aus Abenteuerromantik-Nostalgie und modernem, ironisch gewürztem Blockbuster-Pomp allerhand zu bieten. Eine tolle Kameraarbeit, ein schwelgerischer Score und kecker Dialogwitz sind ebenfalls Teil dieses unterschätzten Gesamtpakets. Aber nein, die Welt wollte den Film ja unbedingt ignorieren, also gibt es halt kein Sequel. Tzzz ...

Platz 1: Ralph reicht's (Regie: Rich Moore)

"Du mogelst!", wird nun sicher mancher von euch in den Raum brüllen. Aber was kann ich dafür, wenn der beste Film, in dem Videospielschöpfungen zu den handelnden Figuren gehören, ein Disney-Animationsmeisterwerk ist, in dem die zentralen Rollen an neu geschaffene Persönlichkeiten gingen? Ralph reicht's ist eine wunderschöne Geschichte darüber, wie sehr unsere Tätigkeit unsere Position in der Gesellschaft und unser Selbstwertgefühl beeinflussen kann, und obendrein eine äußerst spaßige Buddy-Komödie, in der halt auch diverse Videospiel-Kultfiguren zu sehen sind. Schade, dass Ralph reicht's (gefühlt) nur eine kleine Disney-Fandom-Halbwertszeit hatte. Aber vielleicht wird der solide Hit irgendwann wiederentdeckt und bleibt dann länger im gemeinschaftlichen Gedächtnis haften?

Sonntag, 17. April 2016

Bridge of Spies – Der Unterhändler


Der Zeitgeist tendiert wieder gen Agentengeschichten: Die zwei vergangenen James-Bond-Filme Skyfall und SPECTRE gehören zu den größten Hits in der über 50 Jahre langen Kino-Historie von 007. Tom Cruise sorgte mit Mission: Impossible – Rogue Nation  dafür, das seinen Kritikern die Spucke wegblieb. Und Spy – Susan Cooper undercover sowie Kingsman: The Secret Service zogen mit gänzlich unterschiedlicher Attitüde das Genre durch den Kakao.

Wo diese Welle an Agentenstoffen in der Popkultur aktuell herrührt? Gewiss spielt es durchaus eine Rolle, dass die NSA-Abhörskandale und Streitigkeiten zwischen verschiedenen Geheimdiensten über Zuständigkeit aus den Nachrichten kaum wegzudenken sind. Und nicht nur diese Themen werden gesellschaftlich heftig diskutiert: Fragen über Sicherheit, Privatsphäre und die unübersichtliche Einordnung weltpolitischer Allianzen gehören längst zum Alltag. Schlagwörter, mit denen in der Welt der Geheimdienste unentwegt umgegangen werden muss.

Steven Spielbergs Bridge of Spies – Der Unterhändler befährt diese thematischen Gewässer gezielter als etwa die ebenfalls 2015 gestartete Spionagestory Codename U.N.C.L.E. oder der dümmliche Actioner Hitman: Agent 47. Da es sich hierbei um einen Geschichtsfilm von Steven Spielberg handelt, stand dies so auch zu erwarten. Ebenso sehr war zu erwarten, dass Bridge of Spies ungeachtet der ernsten Grundlage einen inspirierenden, optimistischen Film darstellt. Den charakteristischen Pathos eines Steven Spielberg dürften vereinzelte Kinogänger wohl als unverhohlenen US-Patriotismus missverstehen, andere werden dem Regieveteranen wohl einmal mehr eine Simplifizierung der Weltgeschichte vorwerfen. Wem jedoch bewusst ist, dass Spielberg eine weitere Heldengeschichte über das Gute im Menschen erzählen will und sich dabei von wahren Begebenheiten inspirieren ließ, darf sich auf rund 140 dramatische, aber auch warmherzige Kinominuten einstellen.

Das Jahr 1957: Auf Höhe des Kalten Krieges wird in Brooklyn Jagd auf sowjetische Spione gemacht. Dabei geht den US-amerikanischen Behörden der Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) ins Netz. Da dem mit einer beeindruckenden Gelassenheit auftretenden Agenten vor Gericht per Gesetz eine angemessene Verteidigung zusteht, aber niemand sein Mandat übernehmen möchte, wird diese Aufgabe letztlich dem Versicherungsanwalt James B. Donovan (Tom Hanks) herangetragen. Dieser steigert sich in den Auftrag hinein und rattert seine Pflichten nicht etwa pro forma ab, sondern bemüht sich mit Leib und Seele, um für Abels Rechte einzustehen. Dies bringt Donovan die Verachtung seiner Kollegen und Mitbürger ein. Dennoch steht er weiter dafür ein, seinen Mandanten vor der Todesstrafe zu bewahren. Als der Pilot Francis Gary Powers (Austin Stowell) bei einem Spionageflug über Russland abstürzt und festgenommen wird, macht sich Donovans Strategie bezahlt: CIA-Chef Allen Dulles (Peter McRobbie) bittet ihn, mit den Sowjets über den Austausch von Powers gegen Abel zu verhandeln …

Auf dem Weg zu besagten Verhandlungen ist Bridge of Spies vieles auf einmal: Ein Gerichtsdrama, in dem Spielberg nüchtern aufzeigt, welche Lynchmob-Mentalität der amerikanischen Gesellschaft (und nicht nur der!) innewohnt. Bridge of Spies ist auch eine Historien-Dramödie, die mit sprödem Sarkasmus vorführt, welche Doppelmoral wir Menschen aufweisen. Gerade in den mitunter zynischen Sequenzen, in denen Spielberg etwa auf einen Flaggenschwur einen sehr harten Schnitt auf eine Abfolge von Zerstörung folgen lässt, ist die Feder der am Drehbuch verantwortlichen Coen-Brüder spürbar. Auch, wann immer Tom Hanks mit kesser Gelassenheit seine ihn kritisierenden Gesprächspartner vorführt, werden Erinnerungen an die Skripts der A Serious Man-Macher wach: In den Augen patriotischer Amerikaner ist Donovan ein Vaterlandsverräter, weil er sich an die Verfassung hält und seinem Mandaten einen fairen Prozess verschaffen möchte – galanter kann man das US-Denken nicht vorführen.

Bridge of Spies ist aber auch Politthriller, etwa, wenn Kamera-Legende Janusz Kamiński eine bedrohlich ruhige, lange Kamerafahrt nutzt, um das Getümmel beim Bau der Berliner Mauer festzuhalten. Oder wenn in vermeintlich entspannten Verhandlungen schlagartig doch deutlich wird, wie angespannt die politische Lage zwischen Ost und West ist. Und selbstredend ist Bridge of Spies auch ein Kalter-Krieg-Agentenfilm, selbst wenn hier kein Spion handelt, sondern ein Anwalt zum Schutze seines Mandanten im fremden Land eine knifflige Mission zu lösen versucht.
Dass Bridge of Spies diesen zahlreichen Genrezutaten zum Trotz nicht zusammenbricht, liegt an der erstaunlichen Leichtigkeit, mit der Spielberg den Stoff verarbeitet. Zwar ist Bridge of Spies viel eher ein Drama als eine Komödie, allerdings lässt der Regisseur nie Zweifel daran aufkommen, dass er eine optimistisch stimmende Geschichte erzählt. Daher lässt er in potentiell lebensbedrohlichen Situationen die Zügel etwas locker, hellt die sonst sehr nasskalte Bildsprache auf und fokussiert Tom Hanks' sympathisch-souveränen Gesichtsausdruck. Der Thriller-Anteil fällt deswegen gering aus. Kurzweilig ist Bridge of Spies trotzdem, dank geschliffener Dialoge, einer magnetisch-liebenswerten zentralen Performance und zügig erzählter Etappen.

Spielberg fängt stets so viel Not, Elend und Verständnislosigkeit ein, wie es nötig ist, um den Ernst der Lage zu erfassen – aber zugleich so wenig, wie möglich, so dass mehr Raum ist, den er Donovoans sowie Abels Standfestigkeit widmen kann. Die Werte Anständigkeit und Prinzipientreue werden im Skript und in der souveränen Inszenierung jedoch nicht übertrieben beweihräuchert: Komponist Thomas Newman schafft eine emotional ausgeglichene Atmosphäre, mit sehr trockenem Humor wird Donovans DDR-Trip launig genug dargeboten, um ihn nicht als weltverändernde Heldentat hochzustilisieren. Erst ganz zum Schluss erlaubt sich Spielberg zu viel Symbolhaftigkeit in seiner Bildsprache und feiert den friedlichen, freien Westen – was umso bedauerlicher ist, da Spielberg zuvor angemessen mit den überforderten DDR-Funktionäre (pointiert gespielt von Burghart Klaußner und Max Mauff) sympathisierte. Selbst Sebastian Koch bekommt als selbstgefälliger Verhandlungspartner ein paar Lacher zugeschoben.

Auffälliger als die auf der Zielgeraden Überhand nehmende Prise Pathos sind die zahlreichen losen Fäden: In der ersten Hälfte beginnt Bridge of Spies mehrere Mini-Subplots, etwa über Donovans Kollegen und Familie, die der Film letztlich aus den Augen verliert. Dies ist ein verzichtbarer Schönheitsfehler. Großes Kino ist Spielberg hiermit trotzdem gelungen – das muss man dem Oscar-Preisträger standhaft eingestehen.

Fazit: Bridge of Spies – Der Unterhändler ist ein kurzweiliges, unerwartet aufmunterndes Drama mit schönen Bildern und einem betont freundlichen, magnetischen Tom Hanks in der Hauptrolle.

Mittwoch, 2. März 2016

Oscars 2016: Meine Reaktion auf die Gewinner der 88. Oscars


Und schon liegt sie wieder hinter uns: Die Oscar-Saison 2015/2016. Und was für eine Saison das war! Drei Filme waren glaubwürdige "Bester Film"-Anwärter, ein vierter heimste die meisten Trophäen ein und es war tatsächlich ein kleiner Schock, dass Sylvester Stallone ohne Goldjungen nach Hause gehen musste! Nachfolgend meine Reaktion auf die Gewinner, inklusive Auswertung meiner Prognose. Um es kurz zu machen: Ich bin nicht völlig zufrieden mit meinen Tipps. Aber lasst uns nun ins Detail gehen!
Bester Film
- The Big Short
- Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
- Mad Max: Fury Road
- Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- The Revenant
- Raum
- Spotlight
Prognose: The Big Short
Es wurde also weder der meistgenannte Favorit The Revenant mit seinen zahlreichen Preisen, noch The Big Short, der mit dem Producers Guild Award bereits eine mit vergleichbaren Regeln gewählte Auszeichnung erhalten hat. Sondern Spotlight, der Gewinner des Ensemblepreises beim Screen Actors Guild. Ich kann mich, selbst wenn Spotlight so mein Prognosenergebnis attackiert hat, sehr gut mit dem Sieg des Journalistendramas abfinden. Denn das handwerklich sehr gelungene, ruhig erzählte Drama besticht mit guten Performances und dient als Zeitkapsel über die Phase, als der Printjournalismus zwar Konkurrenz durch das Internet erhielt, aber dadurch noch angetrieben wurde, in die Tiefe zu gehen.

Beste Regie
- Adam McKay für The Big Short
- George Miller für Mad Max: Fury Road
- Alejandro G. Inarritu für The Revenant
- Lenny Abrahamson für Raum
- Tom McCarthy für Spotlight
Prognose: Korrekt 

Ich hätte mich sehr für George Miller gefreut, aber The Revenant ist ebenfalls großartig inszeniert.
Bester Hauptdarsteller
- Bryan Cranston für Trumbo
- Matt Damon für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Leonardo DiCaprio für The Revenant
- Michael Fassbender für Steve Jobs
- Eddie Redmayne für The Danish Girl
Prognose: Korrekt 

Es war ein vergleichsweise schwaches Feld: Redmayne ist in meinen Augen in The Danish Girl teils sehr nah am Kitsch, Matt Damon ist gut in Der Marsianer, wurde aber schonmal mehr gefordert und Bryan Cranston ist extrem unterhaltsam in Trumbo, aber kein "Must-Have-Nominee". Fassbender und DiCaprio durften es in meinen Augen unter sich ausmachen dürfen, und selbst wenn mir DiCaprio in The Wolf of Wall Street noch besser gefiel, ist diese intensive Leidensperformance eine ehrwürdige erste Oscar-Darbietung des Superstars.
Bester Nebendarsteller
- Christian Bale für The Big Short
- Tom Hardy für The Revenant
- Mark Ruffalo für Spotlight
- Mark Rylance für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Sylvester Stallone für Creed - Rocky's Legacy
Prognose: Sylvester Stallone 

Ich habe es ja geahnt, aber nicht auf meinen grummelnden Bauch gehört: Stallone ging letzten Endes leer aus. Das Internet erbebte in der Oscar-Nacht deswegen, aber selbst wenn ich es "Rocky" gegönnt hätte, ist die besonnene, stoisch-sympathische Leistung von Mark Rylance ebenfalls eine gute Wahl.
Beste Hauptdarstellerin
- Cate Blanchett für Carol
- Brie Larson für Raum
- Jennifer Lawrence für Joy: Alles außer gewöhnlich
- Charlotte Rampling für 45 Years
- Saoirse Ronan für Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
Prognose: Korrekt 

Hier hat die Academy alles richtig gemacht.

Beste Nebendarstellerin
- Jennifer Jason Leigh für The Hateful Eight
- Rooney Mara für Carol
- Rachel McAdams für Spotlight
- Alicia Vikander für The Danish Girl
- Kate Winslet für Steve Jobs
Prognose: Korrekt 

Eigentlich ist Vikander ja die weibliche Hauptrolle (und potentielle Titelfigur) ihres Films und hätte daher den Oscar gegen Brie Larson verlieren müssen. Da sie aber in diese Sparte gesteckt wurde, kann ich sagen: Ja, sie hat den Preis verdient. Mara und Leigh wären ebenfalls verdiente Gewinnerinnen gewesen.
Bester Animationsfilm
- Anomalisa
- Der Junge und die Welt
- Alles steht Kopf 
- Shaun das Schaf - Der Film
- Erinnerungen an Marnie
Prognose: Korrekt 

Alles richtig gemacht, Academy!
Beste Kamera
- Ed Lachman für Carol
- Robert Richardson für The Hateful Eight
- John Seale für Mad Max: Fury Road
- Emmanuel Lubezki für The Revenant
- Roger Deakins für Sicario
Prognose: Korrekt 

Wieder einmal kann ich über die Kamera-Sparte sagen: Egal, welcher der Nominierten gewonnen hätte, ich wäre zufrieden gewesen. Lubezki ist ein genialer Kameramann und seine Kameraführung in The Revenant ist hypnotisch, insofern ist alles korrekt. Aber die lebende Legende Deakins hätte auch mal langsam einen Oscar verdient. Naja, es gibt für Deakins ja sicher 2017 die nächste Chance ...
Beste Kostüme
- Sandy Powell für Carol
- Sandy Powell für Cinderella
- Paco Delgado für The Danish Girl
- Jenny Beavan für Max Max: Fury Road
- Jacqueline West für The Revenant
Prognose: Cinderella 

Da war ich mir wohl zu sicher. Mad Max: Fury Road ist mit seinen durchgeknallten Designs aber ein verdienter, atypischer Gewinner. Gut!

Bester Dokumentarfilm
- Amy
- Cartel Land
- The Look of Silence
- What Happened, Miss Simone?
- Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom
Prognose: Korrekt 

Ob Joshua Oppenheimer noch Popmusik hören kann? Zum zweiten Mal verliert eine seiner intensiven, gesellschaftlich relevanten Dokumentationen gegen ein Musikerporträt. Das muss einen doch wurmen?!
Bester Kurz-Dokumentarfilm
- Body Team 12
- War Withhin the Lines
- Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah
- A Girl in the River: The Price of Forgiveness
- Last Day of Freedom
Prognose: Body Team 12 

Bester fremdsprachiger Film
- Embrace of the Serpent (Kolumbien)
- Mustang (Frankreich)
- Son of Saul (Ungarn)
- Theeb (Jordanien)
- A War (Dänemark)
Prognose: Korrekt 

Bestes Make-Up und Hairstyling
- Lesley Vanderwalt, Elka Wardega und Damian Martin für Mad Max: Fury Road
- Love Larson und Eva von Bahr für Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
- Sian Grigg, Duncan Jarman und Robert Pandini für The Revenant
Prognose: Korrekt 

Hauptsache nicht die durchwachsene Leistung von Der Hundertjährige! Aber wenn meine Prognose stimmt, ist das natürlich ein Bonus!

Beste Originalmusik
- Thomas Newman für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Carter Burwell für Carol
- Ennio Morricone für The Hateful Eight
- Johann Johannsson für Sicario
- John Williams für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: Korrekt  

Morricone gewinnt seinen ersten regulären Oscar! Wurde aber auch Zeit.
Bester Original-Song
- Earned It aus Fifty Shades of Grey
- Manta Ray aus Racing Extinction
- Simple Song #3 aus Ewige Jugend
- Til It Happens to You aus The Hunting Ground
- Writing's On the Wall aus Spectre
Prognose: Til it Happens to You aus The Hunting Ground 

Der schlechteste der Nominierten gibt dem Bond-Franchise seinen zweiten musikalischen Oscar ein. Vollkommen unverdient!
Beste Ausstattung
- Adam Stockhausen, Rena DeAngelo und Bernhard Henrich für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Eve Stewart, Michael Standish für The Danish Girl
- Colin Gibson und Lisa Thompson für Max Max: Fury Road
- Arthur Max, Celia Bobak für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Jack Fisk und Hamish Purdy für The Revenant
Prognose: Korrekt  

Jau. Passt!
Bester Kurz-Animationsfilm
- Bear Story
- Prologue
- Sanjay's Super Team
- We Can't Live without Cosmos
- World of Tomorrow
Prognose: Sanjay's Super Team 

Bester Kurzfilm
- Ave Maria
- Day One
- Alles wird gut
- Shok
- Stutterer
Prognose: Korrekt  

Bester Tonschnitt
- Mark Mangini und David White für Mad Mad: Fury Road
- Oliver Tarney für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Martin Hernandez und Lon Bender für The Revenant
- Alan Robert Murray für Sicario
- Matthew Wood und David Acord für Star Wars: Das Erwachen der Macht
 Prognose: Korrekt 

Bester Ton
- Andy Nelson, Gary Rydstrom und Drew Kunin für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Chris Jenkins, Gregg Rudloff und Ben Osmo für Mad Max: Fury Road
- Paul Massey, Mark Taylor und Marc Ruth für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Jon Taylor, Frank A. Montano, Randy Thom und Chris Duesterdiek für The Revenant
- Andy Nelson, Christopher Scarabosio und Stuart Wilson für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: The Revenant 

Ich hätte die Ton-Kategorien nicht splitten sollen ...
Beste Effekte
- Andrew Whitehurst, Paul Norris, Mark Ardington und Sara Bennett für Ex_Machina
- Andrew Jackson, Tom Wood, Dan Oliver und Andy Williams für Max Max: Fury Road
- Richard Stammers, Anders Langlands, Chris Lawrence und Steve Warner für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Rich McBride, Matthew Shumway, Jason Smith und Cameron Waldbauer für The Revenant
- Roger Guyett, Patrick Tubach, Neal Scanlan und Chris Corbould für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: Star Wars: Das Erwachen der Macht 

Der günstigste Effekt-Nominierte seit langer Zeit schlägt vier Blockbuster, von denen drei "Bester Film"-nominiert sind. Eigentlich gewinnen "Bester Film"-Anwärter diese Sparte, und normalerweise wird auch die schiere Quantität an Effekten berücksichtigt. Doch Ex_Machina ist ein angemessener Sieger, denn die Illusion, dass Alicia Vikander ein Droide ist, ist diesem Kammerspielthriller hervorragend gelungen!
Bestes adaptiertes Drehbuch
- Charles Randolph und Adam McKay für The Big Short
- Nick Hornby für Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
- Phyllis Nagy für Carol
- Drew Goddard für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Emma Donoghue für Raum
Prognose: Korrekt 
Ich stehe hinter dieser Entscheidung: Aus einem trockenen Sachbuch wurde eine brillante Satire!

Bestes Original-Drehbuch
- Matt Charman, Ethan Coen und Joel Coen für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Alex Garland für Ex_Machina
- Peter Docter, Meg LeFaure, Josh Cooley, Ronnie del Carmen für Alles steht Kopf
- Josh Singer und Tom McCarthy für Spotlight
- Alan Wenkus für Straight Outta Compton
Prognose: Korrekt 

Meine Nummer eins ist Alles steht Kopf, meine Nummer zwei Ex_Machina, aber wenn es nichts zu originelles sein soll, dann ist Spotlight eine sehr gute, dramaturgisch ausgereifte Wahl.

Bester Schnitt
- Hank Corwin für The Big Short
- Margaret Sixel für Max Mad: Fury Road
- Stephen Mirrione für The Revenant
- Tom McArdle für Spotlight
- Maryann Brandon und Mary Jo Markey für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: The Big Short

Ja, verdienter Sieg. Selbst wenn es meine Prognose kaputt gemacht hat.

Alles in allem lag ich in 15 von 24 Kategorien richtig. Das ist schlechter als in den Vorjahren, angesichts dieses kniffligen Jahres aber ein akzeptables Ergebnis. Jedoch ärgere ich mich, dass ich meine Zweifel in der Nebendarstellerkategorie an Stallone und meine Tendenz zur Bear Story bei den animierten Kurzfilmen nicht in zwei weitere Punkte verwandelt habe. Und in den Kategorie "Bester Ton" hätte ich auch fast auf Mad Max: Fury Road gesetzt. Naja, es gibt ja immer ein nächstes Jahr ...