Mittwoch, 30. Dezember 2009

Zum letzten Mal in diesem Jahr: Die Kurzmeldungen

  • Transformer - Der Untergang: Michael Bay versenkte diesen Sommer die Titanic. Transformer - Die Rache schlug in China den schmalzigen Schinken von James Cameron und stieg dort zum erfolgreichsten Hollywoodstreifen aller Zeiten auf (mehr dazu). Nun wurde Michael Bays Spielzeugroboterverfilmung auf den zweiten Platz verwiesen: Wie CBC News meldete, ist Roland Emmerichs 2012 Chinas erfolgreichster Hollywoodfilm aller Zeiten. Die 67,3 Millionen Dollar Einspiel verdankt der Weltuntergangsstreifen angeblich auch der positiven Darstellung Chinas - schließlich konnte nur dort schnell und effektiv etwas wichtiges für den letzten Akt des Films gebaut werden.
    Mich freut's. Erst Titanic, dann Transformer - Die Rache, nun 2012. Chinas Geschmack wird mir immer sympatischer. *g*
  • Yahoo! Movies präsentiert die zehn meistgesehenen Trailer des Jahres. Auf Platz 10: Oben! Danach wird's schlechter, und wenn ihr bei Platz 1 angelangt, dann wäre ein starker Magen angebracht...
  • Wall•E ist der beste Film der Dekade! Zumindest für den Filmkritiker A.O. Scott von At the Movies. Ein Sieg für den liebenswürdigen Roboter aus dem bis dato wohl besten Pixarfilm überhaupt (zu meiner Rezension). Sein Kollege Michael Phillips wählte ebenfalls einen Pixar-Film in seine Hitliste (mein zweitliebster Pixar-Film, Ratatouille, gelang auf seinen zweiten Platz dieser Dekade) und There Will Be Blood kam auf Platz 1.
  • Während sich Pixar über diese Ehre freuen darf, nutzt DreamWorks Disneymusik, um auf seine bisherigen Erfolge zurückzublicken und daraufhin auf Chris Sanders neuen Film Drachenzähmen leicht gemacht aufmerksam zu machen.
  • Und nun zu etwas völlig anderem:


Dienstag, 29. Dezember 2009

Zweiter Trailer zu "Inception" zu bestaunen

Mit freundlichen Grüßen von FirstShowing: Der neue Trailer zu Christopher Nolans komplexen, gigantischen Sci-Fi-Thriller Inception... Über den wir zum Glück nicht wesentlich mehr wissen, als der Trailer verrät. So soll's bleiben!



Nolan scheint da etwas großartiges ausgetüftelt zu haben. Ich sollte meine Kinnlade schonmal trainieren, damit sie kommenden Sommer nicht dauernd runterklappt.

Weiterführende Artikel:

Montag, 28. Dezember 2009

Die möglichen Oscar-Songs 2010

Awards Daily veröffentlichte in der Zeit vor Weihnachten eine Liste sämtlicher für die kommenden Oscars zugelassenen Filmsongs. Da die Songkategorie für mich zu den interessantesten gehört, möchte ich mit euch an dieser Stelle einen etwas genaueren Blick auf die möglichen Nominierten werfen.

Dieses Jahr sind wesentlich mehr Lieder zugelassen, als vergangene Oscar-Saison, insgesamt 63 Lieder wurden eingereicht und genügten den Kriterien für die Kategorie "Best Original Song". Im Vorfeld der letzten Oscars mussten sich die Stimmberechtigten durch "bloß" 49 Lieder durchhören.

Zu den freudigen Überraschungen gehören für mich die Qualifikationen von Dove of Peace aus Brüno und Stu’s Song aus Hangover. Eine Nominierung ist leider außerordentlich unwahrscheinlich, aber wünschen kann man es sich ja dennoch. Gerade Dove of Peace wäre sicherlich eine willkommene Erfrischung während der Preisverleihung.

Wie man es von Disney ja gewohnt ist, ist das Studio mit mehreren Filmen und mehreren Liedern pro Film vertreten. Aus Küss den Frosch qualifizierten sich Almost There (Ganz nah dran), Down in New Orleans (In New Orleans), Ma Belle Evangeline (Ich lieb' dich, Evangeline) und Never Knew I Needed, wovon ich den ersten beiden die größten Chancen auf eine Nominierung einrechnen würde, da sie zwar (mehr oder weniger) aus dem Off gesungen werden, aber gut in den Film eingetüftelt wurden, was dem Geschmack der Academy zu entsprechen scheint. Außerdem halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Academy wirklich einen mit Akzent vorgetragenen Song eines Nebencharakters wählt - und gegen den Abspannsong habe ich etwas (wenn das Mal kein Grund ist... außerdem sollen Abspannsongs ja nicht mehr so beliebt sein...).

Aus Hannah Montana - Der Film qualifizierten sich Back to Tennessee, Butterfly Fly Away, Don’t Walk Away, Hoedown Throwdown und You’ll Always Find Your Way Back Home. Sollte irgendeiner dieser Songs nominiert werden, fress ich einen Besen mitsamt Putzfrau.

Andrea Bocellis Abspannsong God Bless Us Everyone aus Eine Weihnachtsgeschichte qualifizierte sich ebenfalls, genauso wie Bryan Adams' You’ve Been a Friend to Me aus Old Dogs und Ponyo on the Cliff by the Sea aus Ponyo, das verzauberte Goldfischmädchen.



Die Leinwandadaption des Musicals Nine, welches auf Fellinis 8 1/2 basiert, beinhaltet drei neue Songs, wobei einer jedoch auf einem instumentalen Stück aus dem Bühnenstück basiert. Deswegen konnten sich nur Cinema Italiano und Take It All qualifizieren. Ersterer wurde auch bereits für einen Globe nominiert und solte deshalb recht gute Chancen auf eine Oscar-Nominierung haben.

Natürlich haben sich auch wieder ein paar Charthits hineingemogelt. Da wäre etwa aus Transformer - Die Rache der Song New Divide von Linkin Park, einer meiner Lieblingsbands, und noch Leona Lewis' I See You aus Avatar. Ich würde Linkin Park natürlich gerne mit einer Oscar-Nominierung geschmückt sehen, jedoch haben etablierte Chartkünstler eigentlich nur mit Schmalz eine Oscar-Chance. Der Avatar-Song, bereits für einen Globe nominiert, wird unsere Ohren also eher bei den Oscars quälen, als dass wir mit Linkin Park rechnen können.





Und diese Songs sind ebenfalls qualifiziert:

  • “All Is Love” aus “Where the Wild Things Are”
  • “Almost Over You” aus “My One and Only”
  • “AyAyAyAy” aus “The Maid”
  • “Being Bad” aus “Duplicity”
  • “Blanco” aus “Fast & Furious”
  • “Brothers in Arms” aus “Brothers at War”
  • “Colorblind” aus “Invictus”
  • “Depression Era” aus “That Evening Sun”
  • “Fly Farm Blues” aus “It Might Get Loud”
  • “Forget Me” aus “I Love You, Beth Cooper”
  • “Here” aus “Shrink”
  • “Hideaway” aus “Where the Wild Things Are”
  • “I Bring What I Love” aus “Youssou N’Dour: I Bring What I Love”
  • “(I Want to) Come Home” aus “Everybody’s Fine”
  • “If You’re Wondering” aus “The Lightkeepers”
  • “Impossible Fantasy” aus “Adventures of Power”
  • “Innocent Child” aus “Skin”
  • “Invictus 9,000 Days” aus “Invictus”
  • “Legendary” aus “Tyson”
  • “Let Freedom Reign” aus “Skin”
  • “Loin de Paname” aus “Paris 36”
  • “My One and Only” aus “My One and Only”
  • “Na Na” aus “Couples Retreat”
  • “New Jersey Nights” aus “Adventures of Power”
  • “New York Is Where I Live” aus “Did You Hear about the Morgans?”
  • “No Time for Love” aus “Simon & Malou”
  • “One Day” aus “Post Grad”
  • “Only You” aus “The Young Victoria”
  • “Other Father Song” aus “Coraline”
  • “Petey’s Song” aus “Fantastic Mr. Fox”
  • Possibility” aus “The Twilight Saga: New Moon”
  • “Raining Sunshine” aus “Cloudy with a Chance of Meatballs”
  • “Running Out of Empty (Make Ourselves at Home)” aus “Lymelife”
  • “Smoke without Fire” aus “An Education”
  • “Somebody Else” aus “Crazy Heart”
  • “Through the Trees” aus “Jennifer’s Body”
  • “Trust Me” aus “The Informant!”
  • “Un Bouquet des Violettes” aus “New York, I Love You”
  • “We Are the Children of the World” aus “The Imaginarium of Doctor Parnassus”
  • “We Love Violence” aus “The Imaginarium of Doctor Parnassus”
  • “The Weary Kind (Theme aus Crazy Heart)” aus “Crazy Heart”
  • “When You Find Me” aus “Adam”
  • “Winter” aus “Brothers”
  • “The Word Is Love” aus “Oy Vey! My Son Is Gay!”
  • “You Got Me Wrapped around Your Little Finger” aus “An Education”
Siehe auch:

Sonntag, 27. Dezember 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XVII)

zurück zu Teil XVI

Beinahe 100 Lieder haben wir jetzt schon hinter uns gelassen. Zeit, erneut einer bedeutsamen Frage ins Auge zu blicken: Was genau ist denn jetzt eigentlich der Unterschied zwischen einer Liste mit Lieblingssongs und einer Hitliste der besten Lieder?
Die grundlegenden Prinzipien dieser Definition, und weshalb ich mich dazu entschied meine Lieblingslieder zu präsentieren, statt mich an einer Liste der besten Disney-Songs zu versuchen, erläuterte ich ja bereits im Eingangsposting sowie im ersten regulären Artikel dieser Reihe.
Im Vorfeld dieses Blocks möchte ich näher darauf eingehen.

Es ist nunmal so: Es gibt Musik, bei der man auf Anhieb erkennt, dass es sich dabei um gute Musik handelt, vollkommen unabhängig von jedweden persönlichen Vorlieben. Insbesondere bei Filmmusik gibt es den einen oder anderne zweifelsfreien Fall. Wenn eine eingängige Melodie, eine in den Kontext passende Klangfarbe und eine zum gerade im Fokus stehenden Charakter aus der Seele sprechende Textwahl zusammenfallen, der Sänger/die Sängerin alle Töne trifft und Gefühl ins Lied hineinlegt, dann muss es sich - sofern dieser Song nicht grauenvoll produziert wurde - um ein gutes Exemplar der Gattung Filmsong handeln.
Ebenso gibt es Musik, die schlichtweg schlecht ist. Ein schlecht gewähltes Genre, unpassender Gesang, zum Himmel schreiende Texte, eine seelenlose Produktion und keinerlei erkennbarer Zusammenhang zum Film oder irgendwelcher Anspruch...

Allerdings gibt es schlechte Musik, die trotz ihrer Mülltonnen-Qualität gefällig ist. Ich spreche von solchen Liedern, die in ihrer Dreistigkeit, Dämlichkeit und/oder Unbeholfenheit so etwas wie den Mutterinstinkt unserer Gehöhrgänge wecken und schlichtweg Freude machen.
Wenn dann noch wohlige Erinnerungen anheim fallen, dann ist es um uns geschehen, und wir bilden uns tatsächlich ein, dass dieser Song Qualitäten habe.

Bei ein oder gar zwei Liedern aus dem nun folgendem Block bin ich mir sogar vollstens dessen bewusst, dass ich mir lediglich eine fragile Schutzkuppel baute, die diese Musikstücke vor der harten Realität bewahren soll, dass ich mir diese Lieder mit schwachen Argumenten schönrede. Doch es stört mich nicht.

Das ist jedoch keineswegs ein Freifahrtsschein für schlechte Musik oder sogar eine Benachteiligung guter Lieder. Absolute Pflichtkandidaten werden sich hier in dieser Liste in der einen oder anderen Form auf jeden Fall wiederfinden, und es ist ja auch nicht so, als würde ich gute Musik aktiv ablehnen. Auf den etwas weniger hart umkämpften Rängen ist die Auswahl lediglich etwas... origineller... durchmischt.

Platz 238: Always Know Where You Are aus Der Schatzplanet
Musik & Text von John Rzeznik

Die Misserfolge der Disney-Zeichentrickfilme aus den Jahren 2000 bis 2003 schmerzen mich sehr, da die Filme von Fantasia 2000 bis Bärenbrüder allesamt mehr Erfolg verdient gehabt hätten (okay, Lilo & Stitch hat so ungefähr den Erfolg gehabt, der ihm gebührt), doch wenn es einen Film gibt, bei dem es mich am meisten ärgert und der in Zukunft gefälligst wie Pinocchio oder Dornröschen zu den größten Ehren unter Disneyfans und Animationskennern kommen sollte, dann ist es Der Schatzplanet von Ron Clements und John Musker.
Wie sehr ich diesen Film mag kann man vielleicht daraus gut ablesen, dass der Abspannsong aus der Feder vom Frontmann der Goo Goo Dolls für mich der größte Schwachpunkt dieses visuell überwältigenden Disney-Meisterwerkes ist. Es klampft zurückhaltend voran und schafft es durchaus, die Stimmung und Entwicklung des Protagonisten Jim Hawkins einzufangen, der in dieser Version ein rebellischer Teenager ist. Der Song kann mich jedoch nicht mitreißen und beendet den Film somit auf einer zu entspannten, leicht distanzierenden Art. Da hätte mich eine Jims Veränderung reflektierende Reprise von I'm Still Here oder ein instrumentales Medley des gelungenen Scores von James Newton Howard wesentlich mehr erfreut.
Dennoch ein gutes Lied, dass ich mir auch außerhalb des Kontextes des Films dann und wann gerne anhören kann.

Platz 237: The Kid in You aus Die Country Bears
Musik & Text von John Hiatt

Nicht sämtliche Lieder in Disneys alberner, stellenweise allerdings durchaus ansehnlich-amüsanter Attraktionenverfilmung Die Country Bears werden auch tatsächlich von der titelgebenen Bärenbande gesungen. Die fiktive Country-Pop-Gruppe tritt auch ein paar Schritte zurück, um reale Stars und Sternchen aus dem Musikgeschäft singen zu lassen. Hinter den Kulissen änderte sich jedoch nichts, auch diese Gesangseinlagen wurden von John Hiatt komponiert und getextet. Eine Künstlerin, die auf diesem Weg Einzug in diesen Film fand, ist Krystal Harris, deren erste Single der Song Supergirl! vom Plötzlich Prinzessin-Soundtrack war. Nach ihrem Debütalbum und einem weiteren akustischen Auftritt (nun in der Komödie Natürlich blond) markierte ihr Gastauftritt in Die Country Bears sowie auf dem Soundtrack des Fake-Bandmovies das Ende ihrer Karriere. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...

The Kid in You bringt zu Beginn des Films erstmals etwas popiges Leben in die Musik von Die Country Bears und frischt zudem auch die Szenerie auf: Der kleine Beary hat es endlich geschafft und konnte eine die ersten Bears dazu bringen sich aufzumachen um ihre über die USA verstreuten Ex-Bandmitglieder zu suchen und die Band wieder zusammenzuführen. Unter den noch zu überzeugenden Mitgliedern ist Fred, der als Sicherheitsmann in einem kleinen Studio arbeitet, wo Krystal Harris ihr neues Musikvideo dreht. Während einer Runde Smalltalk fällt bei Krystal endlich der Groschen, und sie erkennt im Sicherheitsmann, mit dem sie schon länger per Du ist, die Munharmonika spielende und das Crowd-Surfing erfindende Countrylegende, die Fred früher einmal war. Schon bittet Krystal Fred sie beim Proben für den Videodreh zu begleiten. Der Clip trieft vor 90er-Popmusikvideo-Klischees (kommt dabei jedoch nicht als Parodie rüber), aber das ändert nichts daran, dass die sauber produzierte Nummer in der Mundharmonika, Tamborin und R'n'B-Backgroundsängerinnen auf solide fetzendem Mainstreampop treffen dem Film nochmal ordentlich Schub gibt. Den er sehr schnell wieder verliert...

Platz 236: Pretty Irish Girl aus Das Geheimnis der verwunschenen Höhle
Musik & Text von Lawrence Edward Watkin & Oliver Wallace

Das Geheimnis der verwunschenen Höhle (Originaltitel: Darby O'Gill and the Little People) gehört zwar nicht zu den erfolgreichsten Disney-Spielfilmen aller Zeiten, jedoch konnte er sich mittlerweile sehr viel Respekt bei Filmhistorikern und -schaffenden erarbeiten, nicht zuletzt dank seiner sicht nahtlos einfügenden Spezialeffekte. Steven Spielberg nennt die mühevoll eingesetzte "Forced Perspective" in dieser irischen Mär "das perfekteste Perspektivenspiel der Filmgeschichte", Peter Ellenshaw zauberte einige der besten Maskenmalereien seiner Karriere und Lawrence Watkin, der zuvor für Walt Disney das Drehbuch zu seinem ersten reinen Spielfilm, Die Schatzinsel, schrieb, verfasste auf Basis der Darby O'Gill-Geschichten von H.T. Kavanagh ein fantasievolles, romantisches, witziges menschelndes und stellenweise auch schauriges Drehbuch, in dessen Zentrum der ältere Gutsverwalter Darby O'Gill steht, der den König der Leprechauns einfing und mit dem er sich seither in einem Spiel aus Lug, Trug und Hassliebe befindet.
Pretty Irish Girl
ist die charmante, launige kurze Weise von Michael McBride, den Darby mit seiner Tochter zu verkuppeln versucht. Gespielt wird McBride von niemand anderem als Sean Connery, der in diesem Film seine erste Hollywoodrolle bestritt. Gesungen hat er, entgegen eines populären Mythos, für diesen Film jedoch nicht. Er und seine Leinwandpartnerin bekamen mit Brendan O'Dowda und Ruby Murray zwei Gesangsdouble. Eins ympatisches, schönes Lied bleibt Pretty Irish Girl aber weiterhin.

Platz 235: Vive la France ("Petey's King of France") aus Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere
Musik entliehen aus In der Halle des Bergkönigs von Edvard Grieg, Text von Chris Otsuki (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)

Wann immer etwas hinterhältiges ausgetüftelt wird oder kleine Schaurigkeiten vor sich gehen, muss diese Melodie herhalten. Kein Wunder, dass In der Halle des Bergkönigs in dem mit klassischer Musik gefütterten DVD-Zeichentrickfilm Die drei Musketiere als Bösewichtlied für Kater Karlo herhalten muss, der sich gerade wie ein kleines Kind darüber freut, dass sein Plan aufzugehen scheint. Vorhang auf für einen wundervoll kindlichen, sich selbst genießenden Bösewicht-Song, in dem Karlo wunderbar-komische Texte zur spaßig arrangierten Schauermelodie singen darf und auf eine an Yzma erinnernde, umständliche und Disneyland taugliche Weise in sein geheimes Versteck "schleicht", wo er sich zum großen Finale des Liedes die Oberbekleidung vom Körper reißt. Eine wahre Spaßnummer.

Platz 234: Mr. Duck
Musik von Keykov, Text von Frank Meyer-Thurn & Jean Bronte

Ich hätte beim Erstellen meiner Disneylieder-Hitliste mogeln, sie auf Gesellschaftsfähigkeit überprüfen und daraufhin schönschminken können. Schließlich gebe ich hier meinen persönlichen, musikalischen Geschmack der Öffentlichkeit preis. Da sollten erhebliche Ausrutscher nicht unbedingt stolz hinausposaunt werden. Ich mache es dennoch und stehe dazu, dass ich den überaus trashigen Eurodance/Euro House-Track Mr. Duck, den deutsche Videokäufer auf der Cartoon-Sammlung That's Donald über sich ergehen lassen mussten, tatsächlich irgendwo, tief in den dunkelsten und verdorbensten Ecken meiner verworrenen Seele mag. Mit preisverdächtigen Liedtexten wie "Here comes Mr. Duck, Mr. Duck, Mr. Donald Duck, the one and only, call him Mr. Duck, Mr. Duck, Mr. Donald Duck" und "He's crazy, he's crazy, he's crazy over Daisy! That's Donald!" infiltrierte der mit schnellem, aber nicht zu lautem Bass vorantreibende 90er-Trash meine frühe Jugend. Dabei mochte ich elektronische Musik noch nie so wirklich. War es allein der Donald-Bonus? Nein, es war auch zu weiten Teilen das hypnotische, mich unter einer Bilderflut begrabene Musikvideo im Zusammenspiel mit der "so bad, it's funny"-Dancetrash-Melodie und den krude reingestreuten Soundschnipseln. Ich kann mich nicht weiter wehren - dieses Lied hat mich ein Stück weit musikalisch verdorben, und ich finde es nicht weiter schlimm. Mein einziger Kommentar dazu: Heiliger Quackstrudel!

Platz 233: Das Nichtgeburtstagslied ("A Very Merry Un-birthday (The Un-birthday Song)") aus Alice im Wunderland
Musik und Text von Mack David, Al Hoffman und Jerry Livingston (dt. Fassung von ?)

Genauso wie schon bei Guten Tag, wie geht's denn? (Platz 266) wurde die Eingängigkeit der musikalischen Filmvorlage durch ein Disney-Sing mit uns-Video in die Höhe getrieben, womit sich dieses Lied endgültig für immer und ewig in meinem Kopf festsetzte. Das Nichtgeburtstagslied ist wohl der berühmteste von den 14 Songs aus Alice im Wunderland und wurde von Walt Disney in Auftrag gegeben, um der geplanten Teepartysequenz eine Struktur zu geben. Dafür wendete er sich an die Liedtexter von Cinderella, und sie fanden, dass das Konzept eines Nicht-Geburtstages die beste Idee für ein verrücktes Teetreffen sei. Und so schufen sie eines der unvergesslichsten, eingängigsten und verrücktesten Disney-Lieder aller Zeiten. Erst macht's Spaß, dann nervt's, und dann ist's wieder lustig.

Platz 232: Quack Quack Quack, Donald Duck aus Disneyland: A Day in the Life of Donald Duck
Musik und Text von Jimmie Dodd (dt. Fassung von ?)

In der Folge A Day in the Life of Donald Duck aus der Reihe Disneyland folgen die Zuschauer Donald Duck in die Disney-Studios und bestaunen einen typischen Tag im Leben eines beliebten Hollywood-Stars. Unter anderem führt er die Mitglieder des Mickey Mouse Clubs in die Farb- und Zeichenabteilungen sowie auf die Soundstages der Studios und es wird ein neues Lied über Donald Duck vorgestellt, das besingt, wie toll und beliebt Donald ist. Das Lied von Jimmie Dodd, der im Special sich selbst spielt, ist sehr einfach strukturiert, die Melodie simpel und der Text schnell gelernt. Und weil's ja so viel Spaß macht, wird es sogleich in international angehauchten Versionen Reprisen fortgeführt, so lange, bis man es nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Diese Weltreise beinhaltet dann sogar eine familienfreundlichere, weniger brisante Rückkehr eines gänzlich anderen Donald-Songs... Nämlich dem Titelsong des einzigen Oscar-prämierten Donald-Films.
Quack Quack Quack, Donald Duck ist zwar alles andere als ein sonderlich gehaltvoller oder anspruchsvoller Song, und ich muss zugeben, dass ich "Woof Woof Woof, Mr. Goof" wohl kaum so hoch auf dieser Liste platziert hätte, aber dieses Lied heitert einen richtig auf - und hat somit seine Berechtigung in dieser Liste.

Platz 231: Ich bin unterwegs ("On my Way") aus Bärenbrüder
Musik und Text von Phil Collins (dt. Fassung von Leslie Mandoki & Matthias Monka)

Tarzan war ein großer Erfolg und der Soundtrack kam enorm gut an. Kein Wunder, dass man Phil Collins für einen weiteren Disney-Zeichentrickfilm verpflichtete. In Bärenbrüder brachte der einstige Genesis-Sänger nicht mehr ganz so stark seine Wurzeln als Drummer ein, dafür durchzieht sämtliche Lieder eine berührende Melancholie. Selbst der heitere Reisesong Ich bin unterwegs, in dem die gemeinsame Reise des Bärenjungen Koda und des in einen Bären verwandelten Menschens Kenai quer durch die malerischen Landschaften des Nordens Amerikas besungen wird kann sich nicht gänzlich einer schwermütigen Note entsagen. Dies spiegelt nicht nur die Natur des Films wieder, sondern trifft sehr gut den Kern einer längeren Reise. Phil Collins erkannte, dass solche Reisen wie Kenais zwar spaßig sein können, aber stets auch etwas bewegtes an sich haben - und dies baute Collins hervorragend in dieses Lied ein, ähnlich wie Hans Zimmer das Titelthema des "Reisefilms" Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt verletzlich-romantisch anlegte.
Ich bin unterwegs könnte zwar gerne ein paar Sekunde kürzer sein und Kodas schiefer Gesang zu Beginn ist für mich verzichtbar, doch die genannten Gründe hieven dieses Lied trotz dieser kleinen Kritikpunkte auf Platz 231 meiner liebsten Disney-Lieder.

Samstag, 26. Dezember 2009

Die üblichen Verdächtigen

Im Hafen von Los Angeles sterben Dutzende Menschen in Folge einer Explosion. Die Behörden vermuten einen schief gelaufenen Drogendeal, bloß fehlt dazu die wohl wichtigste "Zutat": Die Drogen. Ein Zollinspektor versucht durch das Verhöhr der einzigen zwei Überlebenden des Vorfalls das Rätsel zu lösen: Ein komatöser Gangster aus Osteuropa und der halbseitig gelähmte Kleinganove Verbal Kint, welcher sich dazu bereit erklärt zu verraten, wie es zu diesem Massaker kommen konnte, wenn man ihm Immunität verspricht. Stück für Stück skizziert Kint, welche verwirrenden Puzzleteile des organisierten Verbrechens zum exolosiven Abend im Hafen von LA führten.

Ich wurde ja vor einiger Zeit gebeten, ab und zu in diesem Blog auch ein paar (moderne) Klassiker zu besprechen, weil es wohl interessant sei zu lesen,w as ich über sie denke. Ich habe mich entschlossen, zunächst eine Rezension zu Die üblichen Verdächtigen vorzuschicken, weil ich denke, dass dies eine der sinnvolleren Kritiken werden könnte, da ich dort wenigstens wirklich etwas neues zur allgemeinen Rezeption dieses Films beizutragen habe.
Haltet eure Kaffetassen fest, denn ich finde Die üblichen Verdächtigen nicht gerade für perfekt. Das Drehbuch von Christopher McQuarrie gehört zweifelsohne zu den durchdachtesten und intelligentesten Skripten Hollywoods und die Schauspieler sind bis in die kleinste Rolle gut besetzt, und natürlich hat sich Kevin Spacey seinen Oscar für diesen Thriller redlich verdient (selbst wenn es eine typische Hollywood-Oscarmogelei ist, dass er in der Nebenkategorie landete), allerdings lassen sich wohl mit zunehmendem Alter von Die üblichen Verdächtigen viele Filmfans und -kritiker zu stark vom Schluss blenden.

Dieser macht einen in seiner Schlüssigkeit und unerwarteten Radikalität den Zuschauer wirklich sprachlos, lässt viele darüber jedoch auch vergessen, dass Regisseur Bryan Singer in den vorangehenden 90 Minuten daran scheitert seinen Figuren ein richtiges Leben einzuhauchen. Die in der Gegenwart spielenden Verhörsequenzen zwischen dem körperlich behinderten Kleinkriminellen Verbal Kint (Kevin Spacey) und Zollinspektor Dave Kujan (Chazz Palminteri) profitieren vom starken Schauspiel der beiden Akteure und einer beklemmenden Stimmung, die durch Rückblenden konstruierten Ereignisse der Tage zuvor dagegen konnten mich nie fesseln. Die Charaktere bleiben dort, obwohl sie glaubwürdig gespielt werden, blasse Pappkameraden in einem intriganten Unterweltspoker. Wer was warum macht, und wem welche Bedeutung zukommt ließ mich beim ersten Ansehen völlig kalt, und anders als The Sixth Sense baut Die üblichen Verdächtigen nach Kenntnis des Finales ab. Selbst wenn man weiß, wie M. Night Shyamalans erfolgreiches Geisterdrama endet,erzählt er weiterhin eine emotionale und packende Geschichte, Die üblichen Verdächtigen dagegen lässt einen ob seiner lückenlosen Konstruktion staunen, die eigentlichen Erlebnisse aber sind mir vollkommen gleich.

Die üblichen Verdächtigen ist zu verkopft für einen spannenden Gangsterstreifen, aber in seinen Rückblenden, wenn man sie für sich betrachtet, zu profillos für einen intelligenten Thriller. Wenn man also seine gewaltige Verblüffung über den Schluss eindämmt, bleibt ein gut gespielter, sehr gut geschriebener Film übrig, der erst in dne letzten zehn Minuten den Zugang zu seinem Publikum findet. Aufgrund seiner genannten Qualitäten zwar durchaus ein Kandidat für eine Pflichtliste im Thrillerbereich, aber keineswegs einer der besten Filme aller Zeiten.

Jetzt dürft ihr mich gerne ausbuhen und mit unsortierten Akten beschmeißen. Ich verstecke mich so lange hinter Kritikergott Roger Ebert, mit dem man natürlich nicht immer einer Meinung sein muss, der aber gleichwohl im Zweifelsfall ein gutes Schutzschild abgibt.

Weitere Rezensionen:

Die Geschenke, die hinter dem Tannenbaum lagen

Weihnachten nähert sich seinem Ende. Klein-Steffis Plastikbagger hat bereits einen platten Reifen und Peter jr.s Barbie leidet schon an Cellulite. Doch da sind noch ein paar Paketchen hinter dem Tannenbaum liegen geblieben, die Mutter heute erst beim Tannennadeln wegsaugen entdeckt hat.

Holen wir sie empor und freuen uns über diese stiefmütterlich behandelten Links:
  • Im Disneyland Paris wurde vor Weihnachten gestreikt. Die drei Gewerkschaften der Cast Member riefen nicht nur zum Niederlegen der Arbeit (weshalb einige Shows und Paraden ausfielen), sondern auch zu öffentlichen Protesten in der Main Street U.S.A. auf. DLP.info berichtet, dass der Streik am 23. Dezember niedergelegt wurde, und dass viele Cast Member während des Streiks freiwillig zusätzliche Shows ansetzten, um die Gäste für die durch den Streik verhinderten Leistungen zu entschädigen.
  • Coming Soon besuchte die Sets von Jerry Bruckheimers The Sorcerer's Apprentice mit Nicolas Cage und Jay Baruchel in den Hauptrollen. Der Bericht liest sich sehr gut und macht mich richtig heiß auf den Film.
  • Am Heiligabend blickte TAG Blog auf einige unproduzierte Disney-Trickfilme zurück und hier könnt ihr einen Blick auf den aufgrund seiner Anzüglichkeit von Roy E. Disney persönlich eingestellten Animationsfilm Wild Life werfen.
  • Slate erklärt die schwedische Tradition, sich an Weihnachten Donald-Duck-Cartoons und Schnipsel aus Disney-Filmen anzusehen.
  • Coming Soon hat eine neue Featurette zu Prince of Persia - Der Sand der Zeit
  • Cartoon Brew entdeckte diesen Studentenfilm von Michael Gaddie, der in knapp einer Viertelstunde Walt Disneys Aufstieg erzählt. Wie jedes Biopic nimmt auch dieses es mit den Fakten nicht allzu genau:

  • Das Nostalgia Chick bespricht Die Schöne & das Biest - Weihnachtszauber:

Freitag, 25. Dezember 2009

Elfen helfen - Bahn frei für Santa Claus

Manchmal braucht es kleine Weihnachtswunder. Da in meiner Programmzeitschrift das Nachfolgeprogramm von Der Gigant aus dem All auf Super RTL ohne jegliche Kommentare oder "Neu"-Kennzeichnungen versehen war, tat ich es dank seines Titels als Cosmo & Wanda-Special ab und kümmerte mich nicht weiter darum. Während des Finales des schönen Zeichentrickfilms von Brad Bird kamen mir jedoch Zweifel. Könnte es vielleicht auch, völlig unspektakulär von Disney im Weihnachtsprogramm versteckt und kein bisschen von Disneys Pressediensten angepriesen, die deutsche Free-TV-Ausstrahlung des diesjährigen, von US-Zuschauern, Kritikern und Animationskollegen gelobte CGI-Fernsehspecial Prep & Landing aus den Disney-Studios sein? Der Untertitel klingt immerhin ein wenig danach...

Und tatsächlich: Nach Der Gigant aus dem All prangt ein festlich-grünes Walt Disney Pictures auf meiner Flimmerkiste!
So kam ich, vollkommen unvorbereitet, in den Genuss des Fernsehspecials, welches auf einer Idee von Bolt-Regisseur Chris Williams basiert und urspünglich als Kurzfilm vorgesehen war, dann jedoch von John Lasseter für so gut befunden wurde, dass man es auf TV-Special-Länge aufblähte und für's Fernsehen produzierte.

Aber worum geht es eigentlich in Elfen helfen?
Im 22-minütigen Fernsehspecial aus den Walt Disney Animation Studios geht es um den Elfen Wayne, der seit 227 Jahren für die Elfeneinheit "Elfen helfen"... ach, dämliche deutsche Übersetzung... "Prep & Landing" arbeitet und am Weihnachtsabend in die Häuser steigt, um alles für den Besuch des Weihnachtsmannes vorzubereiten. Ihr wisst schon: Aggressive Hunde beruhigen, nachschauen, ob auch alle schlafen, den Kamin löschen, den Fettgehalt der Milch überprüfen... das nötigste halt.

Wayne hat mittlerweile genug von dieser Anstellung und reibt sich wegen einer winkenden Beförderung vorfreudig die Hände. Es kommt allerdings ganz anders, und Wayne erfährt von Magee, der Koordinatorin sämtlicher Nordpolaktivitäten, dass nicht er befördert wurde, sondern sein bisheriger Partner. Als Ersatz bekommt Wayne den nervösen und überengagierten Neuling Lanny zur Seite gestellt. Damit kommt Wayne kein bisschen zurecht, und so macht er sich mit Wut im Bauch und einer gehörigen "Mir doch alles egal"-Einstellung auf in seine Mission. Wieso sollte sich denn Santa alle Plätzchen in seinen dicken Bauch stopfen? Und wenn Lanny doch so gut auf der Akademie abgeschlossen hat, dann kann der sich ganz allein um alles kümmern!

Unter der Regie von Stevie Wermers-Skelton und Kevin Deters (How to Hook up your Home Theatre) entwarfen Produktionsdesigner Mac George (Layoutkünstler bei Der Glöckner von Notre Dame, Der Schatzplanet und Bärenbrüder) und Szenenbildner Andy Harkness (Layoutkünstler bei Lilo & Stitch und Bärenbrüder) ein liebevoll und fantasiereich gestaltetes Weihnachtsspecial. Gerade die Szenen am Nordpol sprühen nur so vor Einfallsreichtum und zeigt eine herrliche und komische Symbiose aus Weihnachtsromantik/-nostalgie und moderner Kommunikationszentrale. Das Elfendesign erfindet das Rad zwar nicht neu, ist allerdings sehr gut umgesetzt. Animation und Rendering sind lebendig und schön abgerundet, die Figuren sind für ein Fernsehspecial sehr detailreich. Fast bin ich geneigt, Elfen helfen als die bislang hübscheste CGI-Produktion aus den Disney Animation Studios zu bezeichnen - jedoch ist Bolt noch etwas filigraner und dynamischer geraten, was man zum Beispiel an solchen Details wie den Haaren der Charaktere erkennen kann. Trotzdem ist es eine erstaunliche Leistung, wenn Elfen helfen es mit den anderen CGI-Langfilmen Disneys aufnehmen kann - oder eine Peinlichkeit für die hier ungenannt bleibenden Produktionen.

Elfen helfen ist zudem sehr witzig - neben den komischen und erstaunlicherweise nicht überreizten Codenamen und den genialen Rentieren hat es mir vor allem Magee angetan, die für alles in Verantwortung stehende und entsprechend nervös auf das sich anbahnende Chaos reagierende Kommandantin mit wirklich witzig überzeichneter Mimik.

Allerdings scheitert Elfen helfen an seiner Lauflänge. Als prägnanter und rasanter Kurzfilm wäre er urkomisch, als Langfilm (und sei es nur als siebzig Minuten langes DTV, das zwischen den Tinkerbell-Filmen veröffentlich wird) könnte er mehr aus seinem fantasiereichen Konzept von der Welt des Weihnachtsmanns machen und auch Waynes Unzufriedenheit mit seinem Beruf besser herausstellen. In seinen 22 Minuten dagegen fällt der Konflikt viel zu kurz aus, weshalb die Spannungselemente abgehetzt wirken und die Emotionen schwächer ausgeprägt werden als möglich. Deswegen fühlt sich Elfen helfen am Schluss inhaltlich ein wenig unbedeutend an. Die hübsche Verpackung, die feinen Disney-Insidergags, der alle Altersschichten befriedigende Humor und die wieder einmal charakterliche Musikuntermalung von Michael Giacchino übertrumpfen hier den recht netten Inhalt.

Für eine knappe halbe Stunde ist Elfen helfen dessen ungeachtet sehr schön anzusehen und zeigt, dass die Disney-Trickstudios wieder in Form kommen.

Wo die wilden Kerle wohnen

Der einstige Musikvideoregisseur Spike Jonze machte sich bei Filmliebhabern dieser Welt bislang durch Arbeiten einen Namen, die auf Drehbüchern von Charlie Kaufman, Hollywoods Vorzeige-Groteskenautor mit intellektuellem Anspruch, basieren und die Grenzen zwischen Realität, Fiktion und Fiktion-innerhalb-der-Fiktion verschwimmen ließen.
Obschon Wo die wilden Kerle wohnen bei weitem nicht solche verworrene Züge annimmt wie Being John Malkovich und Adaption, lässt Jonze auch in seiner abendfüllenden Verfilmung des nichmtal 400 Wörter umfassenden Kinderbuches die Definition von Realität und Fantasie zurückfallen und prescht kühn in eine kindliche Welt voran. Doch Jonzes Gefühls- und Gedankenwelt gleicht der üblichen Vorstellung Hollywoods dessen, was Kinder bewegt, nichtmal ansatzweise, sondern ist ein komplexes Konstrukt aus Angst, Unsicherheit und nicht ausformulierbaren Emotionen. Nicht umsonst erklärt Jonze, dass Wo die wilden Kerle wohnen kein Kinderfilm sei, sondern einer über die Kindheit. Die nachdenkliche, expressionistische und bedrückende Geschichte des kleinen Max', der nach einem Streit von zu Hause ausbricht und auf eine ferne Insel voller Monster segelt, ist durchaus kindgerecht umgesetzt worden, den größeren Nährwert werden aber Erwachsene aus ihr ziehen.

Stilistisch stets nah an der Vorlage von Maurice Sendak, taucht Jonze seinen Film in graubraunen, dunklen Tönen und lässt die Leinwandgeschehnisse stets in einer unwohlen, nachdenklichen Stimmung schweben. Selbst das größte Glück hat einen schalen Nachgeschmack und ist bloß von kurzer Dauer.

Die einzige, durchgehende Konstante in der ungezähmten, ambivalenten und wechselhaften Welt von Wo die wilden Kerle wohnen ist der erstaunliche Kinderdarsteller Max Records. Der 1997 geborene Jungdarsteller hat außerordentliches Talent und spielt kraftvoll, ohne je aufgesetzt zu wirken. Ihm gelingt es, die von Jonze angelegte Ambivalenz und die komplexe Charaktereigenschaften seiner nicht wirklich sympatischen Figur perfekt auszudrücken, so dass man selbst als vom Verhalten des Charakters Max gegenüber seiner Familie distanzierter Zuschauer gebannt die Handlungen dieser Figur verfolgt.

Tricktechnisch ist Wo die wilden Kerle wohnen makellos, die durch Jim Hensons Creature Shop verwirklichten wilden Kerle sind greifbar, die computeranimierten Gesichter haben eine glaubhafte Mimik. Die visuelle Gestaltung der Monster und ihrer Umwelt ist zugleich atemberaubend, aufregend und bedrückend. Die stellenweise hyperaktiv zappelnde Handkamera macht es jedoch schwer, diese Schönheit ausgiebig zu würdigen. Zwar ist erkenntlich, dass die wilde Kamera die Ungestümtheit Max' repräsentieren soll, allerdings sollten solche Konzepte nicht gänzlich auf Kosten der Übersichtlichkeit vollzogen werden.

Trotz allem ist Wo die wilden Kerle wohnen für mich eine Enttäuschung. Die Eriegnisse plätschern ohne Spannungsbogen vor sich hin und selbst die Eskalation gen Schluss hätte ich mir intensiver gewünscht. Ich hätte mir auch aktivere wilde Kerle gewünscht, der Fokus liegt mir zu stark auf Max' Liebling Carol, während andere der Monster unausgeschröpft durch den Hintergrund stapfen. An manchen Stellen geriet ich in Zweifel, ob die Figur Max wirklich komplex durchdacht ist und fing an zu vermuten, dass Max stattdessen eine unachtsam uneinig charakterisierte Figur ist. Und vor allem habe ich mir einen unkonventionelleren, düsteren und beklemmenderen Film gewünscht. Zu oft fängt Jonze die von ihm vorbereitete, raue Atmosphäre durch übereilte kleine Kniffe wieder auf, statt den Moment etwas weiter auszukosten.

Wo die wilden Kerle wohnen ist zwar ein guter, anspruchsvoller Familienfilm mit schwer vergleichlicher Stimmung, aber leider sehe ich in ihm nicht das Herausragende, was ich mir versprochen hatte. Statt einer Radikalkur liefert Jonze eine grau-braun eingefärbte Abwandlung ab, die durchaus zu inspirieren weiß, jedoch neben dem angenehm nachdenklichen Nachgeschmack auch eine Leere hinterlässt, durch die man bemerkt, dass noch mehr drin gewesen wäre.

Somit ist Wo die wilden Kerle wohnen zwar für Liebhaber der Vorlage und/oder intelligenten Familienfilmen einen Blick wert, aber zugleich der mit Abstand schwächste Spike-Jonze-Film. Scheinbar bin ich doch mehr ein Anhänger von Charlie Kaufmans Drehbüchern als von Spike Jonze.

Weiterführende Artikel:

Cronenberg, Mrs. Swan, ein Basterd und der Judenjäger


Vor drei Jahren kündigte David Cronenberg (eXistenZ, A History of Violence) eine Leinwandadaption des Theaterstücks The Talking Cure an, in dem gezeigt wird, wie sich Carl Jung und Sigmund Freud entzweien, vornehmlich aber konzentriert sich das Stück auf Jungs Beziehung zu seiner ersten Patientin, einer mit Problemen beladenen jungen Russin.

Wie Cinematical berichtete, kramte Cronenberg seine Pläne für diesen Film wieder raus und entschied sich für Keira Knightley, Christoph Waltz und Michael Fassbender in den Hauptrollen.
Waltz und Fassbender waren ja bereits beide in Inglourious Basterds zu sehen, jedoch nie gemeinsam in der selben Szene, und Keira Knightley war ja in letzter Zeit nur schwerlich aus britischen Historiendramen rauszukriegen.

Interessanterweise bin ich zwar durchaus auf "Knightley + Waltz + Fassbender + Cronenberg" gespannt, noch mehr jedoch frage ich mich, wie Inglourious Basterds mit Knightley an Diane Kruegers Stelle ausgesehen hätte. Naja, der Tausch hapert an Knightleys Deutsch, also begraben wir die Idee ganz schnell wieder...

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Erster Trailer für Kevin Smiths "Cop Out"

...ehemals "A Couple of Dicks", seine erste Regiearbeit, zu der er nicht selbst das Drehbuch verfasste.


(gefunden auf Collider)


Der deutsche Kinostart ist der 4. März 2010 - parallel zu Alice im Wunderland. Ratet Mal, welcher Film erfolgreicher wird.

Ein Weihnachtsgeschenk aus dem Wunderland

Ein leicht verfrühtes Weihnachtsgeschenk aus den Disney-Studios: Jede Menge Bildmaterial zu Tim Burtons Alice im Wunderland.

Leute, sabbert euch nicht auf die Tastatur, das ist nicht gut...






Ja, in griesliger Handycam-Qualität ist das schon bekannt, aber wen interessiert's?

Bildquellen: /Film und JoBlo

Weiterführende Artikel:

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Tarantino über Deutsche, die Basterds lieben, ein Prequel und seinen nächsten Film

Achtung! Spoiler voraus!

New York Entertainment traf sich mit Quentin Tarantino, und unterhielt sich ausführlich mit dem erfolgreichen Kultregisseur. Und wie es sich für ihn und seinen Kumpel Robert Rodriguez gehört, plapperte Tarantino auch gleich drauf los und sprach von seinem nächsten Film. Denn man kann seine Fans ja nicht genug Brotkrumen entgegenwerfen.

Laut Tarantino wird sein nächster Film weniger episch als Inglourious Basterds und in einem vollkommen anderem Genre spielen. Möglicherweise verwirklicht Tarantino jetzt seine Pläne für einen Western? Andererseits... ist es überhaupt noch möglich, einen "kleinen" Western zu drehen? Jedenfalls schätzt Tarantino dieses kleine Skript so ein, dass er es nach fünf bis sechs intensiven Monaten des Schreibens fertigstellen könnte. Im Vergleich zu den Jahren, die Kill Bill und Inglourious Basterds brauchten ist das nahezu nichts.

Tarantino schrieb außerdem bereits am Inglourious Basterds-Prequel, welches er nicht aufgeben möchte (bei den Vegas Brothers hat es auch nur eine kleine Ewigkeit gedauert, bis sie offiziell gestoppt wurden), und dessen Skript bislang 40 Seiten umfasst. Der Kultregisseur wird weiterschreiben, unter anderem auch von der Rezeption der Basterds beflügelt, und wir dürfen bis dahin mutmaßen, wovon das Prequel handeln soll. Es klingt jedenfalls nicht mehr so, als würde er einfach nur alles, was aus dem Original rausflog, weiterverarbeiten.

Außerdem beschrieb Tarantino seine Beobachtungen, wie das Publikum in zwei besonders von diesem Film betroffenen Ländern auf Inglourious Basterds reagierte: Über uns Deutsche sagt er, dass die Ermordung Hitlers ebenso sehr unsere Wunschvorstellung ist, wie die von jedermann sonst. Basterds sei, wie er bemerkt haben will, endlich ein Weltkriegsfilm, über den wir lachen dürfen und dies auch tun, einer, der uns vom Unwohlsein befreit, welches wir während anderen Filmen dieser Gattung empfinden sollen.

In Israel erlebte Tarantino dagegen, wie während der Vorführung ein gewalttätiger Applaus Shosannas "This is the face of jewish vengeance!" begleitete. "Es hatte etwas furchtbares an sich. [...] Es war eine wilde Sache, die ich erfuhr. Es war eine großartige Erfahrung, und es war real."

R.I.P. King of the Elves?

Allem Anschein nach ist Disneys CG-Fantasyabenteuer King of the Elves Geschichte.

Wie in den Kommentaren auf TAG Blog berichtet wird, wurde die Adaption der Kurzgeschichte von Phillip K. Dick nach dem Versuch, das Projekt umzugestalten, eingestellt. Zuvor wurde Regisseur Robert Walker von der Produktion abgezogen.

Kommentare sind natürlich selten etwas offizielles, selbst bei solchen Blogs, aber die Tatsache, dass Disney den Film von seiner Webseite nahm, scheint diese Behauptungen zu untermauern.

Andererweitig werden bei Disney derzeit die Einspielergebnisse von Küss den Frosch ausdiskutiert. In vielen Ländern startet Disneys Rückkehr zum Zeichentrickfilm erst noch, aber zumindest die US-Ergebnisse konkretisieren sich langsam. Box-Office-Experten prognostizieren ein Gesamteinspiel von 150 Millionen Dollar, was immerhin über dem Ergebnis von Bolt liegt (114 Mio. US-Dollar), sowie über dem Ergebnis sämtlicher anderer Disney-Zeichentrickfilme dieser Dekade, aber dennoch unter den Erwartungen mancher liegen soll.

Manche Zeichner befürchten deswegen laut TAG Blog, dass der Zeichentrickfilm nach The Snow Queen wieder eingemottet werden könnte, jedoch sprechen gleichzeitig einige höheren Angestellten davon, dass man vor allem mit dem Merchandisingverkauf zufrieden sei. So lange das gut läuft, sei alles in Butter. Und ich sage, dass das Merchandising gerne wichtig sein darf, so lange es nicht den kreativen Prozess beeinflusst.

Selbst wenn Küss den Frosch in den USA aus irgendwelchen Gründen (Alvin und die Chipmunks 2) plötzlich an der 150-Mio-Hürde scheitern sollte, möchte ich sämtliche Pessimisten auf das gerade im Zeichentrickbereich mindestens ebenso wichtige internationale Einspiel hinweisen. Wenn dort Bolt geschlagen wird (und das wird er sicherlich) ist jegliche Angst vergebens gewesen.

Weiterführende Artikel:

Dienstag, 22. Dezember 2009

Zweites Inception-Poster online

Kleine Bestandsaufnahme: Inception-Teaser? Check. Inception-Poster? Check. Inception-Teaser-Poster...

Check.

Auch ein zweiter Trailer existiert, allerdings noch nicht online. /Film hat aber eine Beschreibung inklusive der entzweienden Reaktionen (von total begeistert, bis zu distanziert und gelangweilt).

Mir egal. Ich will unvorbereitet ins Kino gehen...

Toy Story 3: Color Scripts und neuer Clip online

Wer hätte gedacht, dass Pixar die von John Lasseter angekündigte Initiative, sich online seinen Fans zu nähern, so wortwörtlich nimmt? Während Disney Gewinnspiele für neue Tron-Bilder und "gibt uns genug positive Kommentare, und wir rücken ein Poster raus"-Aktionen bei Facebook veranstaltet, schickte Pixar den Betreibern der Pixar-Fanseiten Pixar Blog, Upcoming Pixar und Pixar Talk jeweils zwei von Daisuke "Dice" Tsutsumi gestaltete Color Script Artworks. Wer sich diese für einen Überblick über die intendierte Farbästhetik verschiedener Toy Story 3-Szenen gedachten Bilder ansehen möchte, folgt einfach den Links.

Coming Soon erhielt währenddessen einen exklusiven Clip vom Beginn des Films, inklusive Einleitung von Lee Unkrich. Viel Spaß.

Montag, 21. Dezember 2009

Zwei Linktipps zu Ehre Roy E. Disneys

(Bildquelle: LA Times)

Als vor wenigen Tagen Roy Edward Disney verstarb, war ich regelrecht geschockt. Denn trotz seines Alters von 79 Jahren erschien mir Walt Disneys Neffe immer sehr vital und ich rechnete niemals mit einem so plötzlichen ableben.
Tatsächlich wurde seine Krankheit schon vor einigen Monaten diagnostiziert, doch er zog es vor, diese Nachricht vor der Öffentlichkeit fern zu halten.

Die LA Times verfasste einen gelungenen Nachruf zu Roy E. Disneys Ehren, und auf Emmy TV Legends.com könnt ihr euch ein ausführliches Interview über seine Kindheit, die Arbeit an dne True Life Adventures, das Ableben seines Onkels, die für den Disney-Konzern überaus turbulenten 80er Jahre und Roys Offensive gegen Eisner anschauen. Ein wahres Kleinod für Disneyfans.

Bruckheimers weihnachtlicher Verzicht auf Effektgewitter

Jerry Bruckheimer. Erfolgsproduzent und Miterfinder des modernen, schnell geschnittenen Blockbusters mit klar umrissenem, schnell verständlichem Konzept. Sofort assoziiert der Kinofan diesen Namen mit explosiven, rasanten Actionfilmen wie Der Staatsfeind Nummer 1, Con Air oder The Rock. Neuerdings fand Bruckheimer eine neue Heimat unter dem Disney-Markennamen und produziert erfolgreich spannende Actionfilme, die den Adrenalinpegel im Herzen junggebliebener Abenteurer in die Höhe schwellen lassen.

Der charismatische Produzent mit der goldenen Spürnase ist dank seiner zahlreichen, enormen Kinoerfolge ein unerlässlicher Teil des Disney-Konzerns geworden, und so wundert es nicht, dass Bruckheimer von Disneys Geschäftsführung besonders wertgeschätzt wird.
Bruckheimers Produktionen werden immer wieder erfolgreich neu für den Heimkinomarkt aufgelegt. Kein Wunder, sind sie ja hervorragendes Vorführmaterial für die neusten Glanzleistungen der Technik und zugleich ungeheuer unterhaltsam.

Die fruchtbare Verbindung zwischen Disney und Bruckheimer begann 1994. Michael Eisner und Frank Wells holten den Produzenten zusammen mit seinem Geschäftspartner Don Simpson ins Boot, um ihren Studios nach den segensreichen späten 80ern wieder eine Glückssträhne im Erwachsenenbereich zu verschaffen und den Disney-Konzern endlich im Bereich der Actionproduktionen zu etablieren. Bruckheimer und Simpson bescherten zuvor Paramount, der alten Heimat von Michael Eisner, solche Hits wie Beverly Hills Cop und Top Gun, und genau solche Filme sollten nun für Disney produziert werden.

Das geschah auch, und zwar mit schier unglaublichem Erfolg. "Mr. Blockbuster" stärkte seine Position in Hollywood noch mehr und konnte seinen Namen in eine feststehende Marke verwandeln.

Doch es gibt da einen Film, der oft vergessen wird. Wenn Disney zum wiederholten Male seine Kollektion an Jerry-Bruckheimer-Produktionen hervorholt, wird diese Produktion schnell unter den Teppich gekehrt. Denn dieser Film fällt aus dem Schema eines typischen Bruckheimer-Filmes, sowohl inhaltlich, als auch erfolgstechnisch.
Es war Bruckheimers erste Arbeit für den Disney-Konzern, und sie wurde prompt ein Flop. Völlig zu unrecht.

Meine Damen und Herren, ich erbitte mir mehr Respekt für...

No Panic

No Panic (in den USA als The Ref, in weiteren englischsprachigen Ländern als Hostile Hostages bekannt) hat das Zeug zu einem alternativen Kult-Weihnachtsklassiker wie Stirb langsam, Gremlins oder Schöne Bescherung: Diese schwarze Komödie von Regisseur Ted Demme (Blow) lässt einen hitzköpfigen Einbrecher mit rauem Charme an ein bis aufs Blut verkrachtes Ehepaar geraten, welches er als Geisel nimmt. Eine Entscheidung, die er schnell bereut, denn nach nur wenigen Sekunden des Schocks verlassen Caroline und Lloyd Chasseur ihre Opferrolle und beleidigen sich unbeirrt weiter, als wäre ihr Entführer gar nicht da.

Der Clou an dem nicht völlig abgegriffenen, aber ebenso wenig frischem "Entführer wird von Geisel genervt"-Konzept in No Panic ist, dass dieser derbe und schmerzhaft ehrliche Ehekrach an Weihnachten stattfindet, und sich im Herzstück des Films während eines "gemütlichen" Familien-Festtagsschmauses abspielt, während dem sich der Räuber Gus als Therapeut zu tarnen versucht. Von dessen Anwesenheit abgesehen, kann sich wohl jeder in dieser Situation wiederfinden, denn wenn die gesamte Familie lange genug beisammen sitzt kommt es gerne Mal zu hitzköpfigen Wortwechseln. No Panic treibt dies mit seinen gekonnten Dialogen über das Vernachlässigen der ehelichen pflichten, die Unfähigkeit sich von seiner Mutter zu lösen und duckmäuserische Charaktereigenschaften sowie der explosiven Figurenzusammentsellung pointiert auf die Spitze.

Dass No Panic trotz allem beim Zuschauer kein "Kriegstrauma" wieder wachrüttelt, sondern genüsslich betrachtet und belacht werden kann, haben wir vor allem den gut aufgelegten Darstellern zu verdanken, die ihren karikierten Figuren einen greifbaren, natürlichen Kern verleihen, allen voran Denis Leary (Diego in der Ice Age-Trilogie), der seinen Charakter Gus nimmt und von einem Urtypus des charmanten Ganoven (ihr wisst schon, der tunichtgute Lebenskünstler, der keine andere Wahl hatte und aussteigen will), und etwas eigenes aus ihm macht. Auch Kevin Spacey als sexuell eingeschlafener, gehörnter Ehemann und Judy Davis als sämtliche Beschwerden über ihren Gatten nach aussen tragende Ehefrau sind grandios.

Ebenfalls sehr lustig, wenngleich sie viel zu selten zu Wort kommt, ist Christine Baranski (Cybill, Mamma Mia) als lästige, dominante und zickige Schwägerin, der Weihnachten nicht traditionell genug gefeiert werden kann.

Die tiefer gehende Ergründung der Chausseur-Eheprobleme ist schlüssig und lässt No Panic zwischendurch ins dramatische gleiten, was den Figuren mehr Tiefe verleiht. Dabei wird es stellenweise auch ein wenig rührselig, und vor allem der Subplot über den Gus nacheifernden Sohn des verkrachten Ehepaares ist zu zuckrig und altbekannt.

Dies hält sich allerdings zeitlich in Grenzen und ist obendrein im Weihnachtssubgenre recht schnell zu verschmerzen.
Bruckheimers erste Produktion für den Disney-Konzern mag nicht sein rasantestes Werk sein, aber es ist eine bodenständige, schwarze Komödie mit herrlich fiesen Wortgefechten, die jedem, der schonmal in Mitten eines Familienkraches stand das Herz und das Zwerchfell erwärmen wird.

Und deshalb hat No Panic mehr Respekt verdient.

Weitere Artikel dieser Reihe:

Robert Rodriguez über "Machete", "Sin City 2" und "Spy Kids"

Was wäre dieser Blog nur ohne Robert Rodriguez?
Sicherlich ärmer an Geschichten über immer wieder angekündigte und bislang doch nicht veröffentlichte Filme.

Der coole Texaner sprach vor kurzem mit Collider über einige seiner Projekte und gab kleine Updates über deren aktuellen Stand. Der nächste Spy Kids-Film wird ein Neustart für das Franchise, das Drehbuch befände sich bereits in den Händen der Weinstein Company. Er wird sich stärker auf die Eltern konzentrieren, als die letzten zwei Teile der Reihe und er wird Stoff reinpacken "die man wirklich nicht in einen R-Rated-Film packen kann".
Über Sin City 2 sagte er, dass es nicht sein nächster Film wird, aber möglicherweise der nächste danach. Haben er und Tarantino gemeinsam Interviewaussagen geübt, oder wieso erinnert mich das an Kill Bill Vol. 3?
Jedenfalls existiert schon seit 2007 ein Skript, und es enthält Elemente aus den Graphic Novels sowie extra für den Film geschriebenes Material.

Machete wird derzeit geschnitten, Rodriguez schreibt momentan am Score. Rodriguez plant, nächstes Jahr aus Machete eine Trilogie zu machen, die komplett auf Blu-ray veröffentlicht wird. Die Fortsetzungen könnten Machete Kills und Machete Kills Again heißen. Möglicherweise verwendet er aber auch den Titel Machete in Space. Schon Planet Terror hatte ja einen irreführendne Titel...

Auch Danny Trejo, den mittlerweile alle nur noch "Machete" nennen, nahm sich Zeit für Collider, um über Machete zu sprechen. Trejo erwartet, dass es einer von Rodriguez' besten Filmen wird, "eine Vereinigung von Desperado, Irgendwann in Mexiko, sogar ein wenig aus From Dusk Till Dawn". Der Look bleibe dabei (natürlich) dem Grindhouse-Stil treu.

Anders würde ich den Film, glaube ich, auch gar nicht wollen.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XVI)

zurück zu Teil XV
Platz 243: Die Maus fliegt raus ("It's Our House Now") aus Verschwörung der Superschurken
Musik und Text von Randy Petersen und Kevin Quinn (dt. Fassung von?)

Dass Mickys Clubhaus nicht das beste aus seinem Konzept machte, beklagte ich ja bereits einige Plätze früher (siehe Platz 308). Besonders tragisch zeigt sich dies im Halloween-DTV zur Serie, Verschwörung der Superschurken, welches zwar dank einiger cleveren Einzeiler in der von den Autoren mit etwas mehr Aufwand verwirklichten und größerer Beachtung behandelten Rahmengeschichte die normale Durchschnittsepisode der Serie zu übertreffen vermag, aber meilenweit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Die Story ist schnell erzählt: An Halloween fährt Micky ein extra schaurig-schönes Programm in seinem Nachtclub auf und zieht somit einige Schurken und Ganoven in den Gästesaal. Diese planen, unter der Führung von Dschafar, eine Revolte und übernehmen schließlich um Mitternacht Mickys Clubhaus. Die durchtriebensten Gesellen auf dem Erdenrund haben ja auch nichts anderes mit ihrer Boshaftigkeit zu tun... Okay, okay, die Idee ist dennoch ganz putzig, trotzdem halten die Autoren den Ball viel zu flach, und bloß während dieser Gesangseinlage bewegt sich diese Videopremiere halbwegs in den Bereich dessen, was ich mir erwartete. Extrapunkte für die deutsche Fassung, in der aus der Hausbesetzung ("It's our house now") eine Stürzung von Disneys Konzernmaskottchen wird. Gerade bei mir und meiner eher kritischen Einstellung gegenüber dem Mäuserich trifft das Lied auf einen schwachen Punkt und kann sich mit seiner tüchtigen Portion Spaß über den Song des Weihnachtsfilms zur Serie platzieren (siehe Rang 255).

Platz 242: Singen, immer nur singen bzw. Ein Lied will ich Dir singen ("One Song") aus Schneewittchen und die sieben Zwerge
Musik von Frank Churchill, Texte von Larry Morey (zweite dt. Fassung von Eberhard Cronshagen, 3. dt. Fassung von Lutz Riedl, basierend auf der 1. und 2. Synchronisation)

Sicherlich wird sich der eine oder andere bereits gewundert haben, wo Disneys allererster abendfüllender Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge in meiner musikalischen Hitliste abgeblieben ist. Nun, ich möchte an dieser Stelle direkt verraten, dass "die schönste im ganzen Land" es nur mit einigen wenigen Liedern zu Ehren innerhalb dieses Countdowns geschafft hat. Wie rücksichtslos ich sämtlichen Denkmalschutz hinter mir lies und Walt Disneys "Dummheit", wie das alte Hollywood den Film betitelte, bevor er die Welt im Sturm eroberte, zeigt sich schon daran, dass ich zwar des Prinzen Singen, immer nur singen zu meinen liebsten Disneyliedern zähle, nicht jedoch das vorangegangene Ich wünsch mir, mit dem das in Lumpen gekleidete Schneewittchen den steif animierten Kerl erst herbeigelockt hat - und das, obwohl diese zwei Lieder gerne wie eine Einheit behandelt werden.
Wenn ich an die Figur Schneewittchen denke, oder meine Gedanken mich an die Stellen des Films leiten, die nicht mit den Zwergen aufgelockert wurden, so wird in meinem Kopf dieses Lied (in einer instrumentalen Version) abgespielt.
Heigh-Ho mag das populärste Lied aus Schneewittchen sein, und Kommt erst mein Prinz zu mir der von Disneys Merchandising- und Musikabteilung am stärksten ausgeschlachtete, doch für mich ist Singen, immer nur singen die Titelmelodie des Films. Eine wirklich schöne, zärtlich-romantische und märchenhafte, sehnsüchtige Komposition.

Platz 241: Aloha E Komo Mai, das Titellied von Lilo & Stitch - Die Serie
Musik & Text von Danny Jacob & Ali B. Olmo

Über das Serien-Spin-off von Disneys überaus erfolgreichem Zeichentrickfilm Lilo & Stitch kann man ja sagen, was man will, doch der Titelsong ist wirklich gelungen. Eine knallige Mischung aus hawaiianischem Flair und dem Pepp von auf Hochglanz poliertem Pop, mit schwungvollen Texten und einer Freude machenden Interaktion zwischen Stitch und ein paar singenden Tikistatuen ist ebenfalls ganz spritzig. Tja, wenn die richtigen Songwriter hinter ihnen stehen und sie keinen Disneyklassiker verhunzen, dann können die Jungs und Mädels der mittlerweile aufgelösten, christlichen Dance-Pop-Gruppe Jump5 tatsächlich ganz erträgliche Musik fabrizieren.

Platz 240: Mich halten keine Fäden fest ("I've Got No Strings") aus Pinocchio
Musik von Leigh Harline, Text von Ned Washington (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Pinocchios von einem verärgerten Jiminy beäugte Bühnenaufführung ist vor allem ein wahres Kleinod der Charakteranimation. Der Unterschied zwischen der lebendigen Holzpuppe Pinocchio und seinen leblosen Bühnenkameraden wird vom Zuschauer als selbstverständlich hingenommen, dabei benötigt es talentierte Zeichner, um die Trennung dieser Figuren so greifbar zu gestalten.
Zugleich aber ist diese Sequenz, trotz ihres eher unschönen Kontextes, eine wirklich wonnige Gesangseinlage. Mich halten keine Fäden fest ist eine tolle, simple und heitere Nummer, die mir ganz besonders in der deutschen Fassung aufgrund der wunderbar übertriebenen Akzente der anderen Marionetten ungeheuer Spaß macht.
Dieses Lied wurde auch sehr oft während des Streiks in den Disney-Studios zitert, als zahlreiche Angestellte für bessere Bezahlung und das Recht, in eine Gewerkschaft eintreten zu dürfen kämpften. Das war dann weniger kurzweilig.

Platz 239: Don Goofy ("Chains of Love") aus Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere
Musik entliehen aus der Arie Habanera aus der Oper Carmen von Georges Bizet, Text von Chris Otsuki (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)

Die wohl cleverste Verwendung einer klassischen Vorlage in dem suboptimalen Disney-Trickfilm Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere, und zugleich mein zweitliebster Song aus dieser DVD-Premiere. Ja, ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass mir ein etwas weniger kluger Musikeinsatz im Film besser gefällt als Don Goofy - manchmal sollen Sachen ja auch einfach nur Spaß machen...
Zur Musik aus Carmen versucht Klarabella, die rechte Hand Kater Karlos, den in Ketten gelegten Musketier Goofy eine Brücke herunterzustoßen, doch Goofy verliebt sich im Mondschein in seine Beinahemörderin und umgarnt sie mit seinem schwachhirnigen Charisma. Auf Deutsch ist das ganze etwas alberner als in der gut auf die Musikvorlage abgestimmten Originalfassung.