Dienstag, 29. April 2014

Der mit der Laserkatze kämpft: Disney gibt "Star Wars: Episode VII"-Cast bekannt, Oscar Isaac mischt mit


Eben war er noch künstlerisch integer und vom Pech verfolgt, nun tauscht er seine Katze gegen einen Eintrittskarte ins Star Wars-Universum ein: Inside Llewyn Davis-Hauptdarsteller Oscar Isaac wird eine Rolle in Star Wars: Episode VII spielen. Und nein, dies ist kein Gerücht. Kein inoffizielles Gemunkel. Es ist Fakt. Denn Lucasfilm, Disney und J. J. Abrams haben ihr Schweigen gebrochen und das Ensemble der 2015 anstehenden Fortsetzung bekannt gegeben.

Neben Isaac und den nahe liegenden, alten Bekannten Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Anthony Daniels, Peter Mayhew und Kenny Baker sind zudem folgende Schauspieler dabei:

John Boyega: Teil des Attack the Block-Ensembles, sonst primär in kleinen TV-Rollen zu sehen

Adam Driver: Spielte neben Isaac in Inside Llewyn Davis, war zudem in Lincoln und Frances Ha zu sehen

Andy Serkis: die Motion-Capturing-Legende, die unter anderem Gollum verkörperte

Domhnall Gleeson: Hauptdarsteller von Alles eine Frage der Zeit

und Leinwandveteran Max von Sydow.

Als einzige neue Dame ist außerdem Daisy Ridley mit an Bord. Die Newcomerin war die weibliche Hauptdarstellerin des Sci-Fi-Kurzfilms Blue Season, der im Rahmen einer Talentsuche entstand.

Montag, 28. April 2014

Die Story geht weiter: Muppets Most Wanted


Es ist schon skurril: Die Walt Disney Company, die Heimat solch illustrer Figuren wie Micky Maus, Donald Duck, Goofy, Timon und Pumbaa oder Meerjungfrau Arielle, beherrscht es mittlerweile aus dem Effeff Actionfilme aus dem Hause Marvel Studios zu bewerben. Gleichzeitig hat der Mäusekonzern ausgerechnet mit den singenden, tanzenden und gute Laune verbreitenden Muppets seine Probleme. So gut die Kampagne rund um den 2011 gestarteten Film Die Muppets war, so durchwachsen kam das Marketing für den neuen Streifen Muppet Most Wanted an. Die regulären Trailer und Poster versagten, während liebevollere virale Aktionen und Werbespots gut aufgenommen wurden, und trotzdem daran scheiterten, den 2011 ausgelösten Hype zu wiederholen. Mit einem US-Startwochenende von 16,5 Millionen Dollar landete die verrückte Komödie dann auch sogleich klar hinter seinem Vorläufer, der an seinen ersten drei Tagen noch 29 Millionen Dollar generierte.

Somit sind die Muppets wieder dort, wo sie sich häufig in ihren Geschichten befinden – und wo sie sich für einen Großteil ihrer Karriere wiederfanden: Auf der Kippe; von Fans geliebt, aber nicht wirklich von berauschendem Erfolg gekrönt. Dabei hätten es die Underdogs rund um Kermit redlich verdient, mit Muppets Most Wanted ähnlich große Einnahmen zu erzielen wie mit ihrem Comeback-Streifen. Denn die wilde Verwechslungs- und Diebstahlskomödie ist wesentlich besser, als ihr Mainstream-Marketing vermuten lässt. Und ähnlich durchgeknallt wie die bissigen TV-Spots und Internet-Trailer zum Film. Nur deutlich zeitloser.

Die Story ist zugegebenermaßen so dünn wie das Marketing andeutet: Die Muppets gehen auf Welttournee, wobei Kermit Opfer eines schurkischen Plans und durch einen bösen Doppelgänger namens Constantine ersetzt wird. Dieser nutzt seine Tarnung als Frontfrosch der Muppet-Truppe, um gemeinsam mit seinem Handlanger Dominic Bösewicht (Ricky Gervais) mehrere Raubzüge durchführen zu können. Während Constantine sowie Dominic immer mehr Diebesgut anhäufen und die Muppets ohne Kermits kompetente Führung eine miese Show nach der anderen abliefern, versucht Kermit, sich in einem russischen Gefängnis durchzuschlagen. Dessen Oberaufseherin Nadya (Tina Fey) hat jedoch Besonderes mit dem Frosch vor ... Unterdessen heften sich CIA-Agent Sam, der Adler und Interpol-Inspektor Jean-Pierre Napoleon (Ty Burrell) an die Fersen der ihnen verdächtig vorkommenden Muppets ...

Zu harsche Kritik hat sich diese ausgelutscht klingende Geschichte wohlgemerkt nicht verdient. Denn im Gegensatz zu dem, was das Marketing suggeriert, halten Autor/Regisseur James Bobin und Autor Nicholas Stoller diesen Plot nicht ernsthaft für frisches, gutes Comedy-Material. All diese generisch aussehenden Poster mit Kermit, seinen Muppet-Freunden, ihren menschlichen Co-Stars und Constantine, die auszustrahlen scheinen "Wow, schaut nur, ist das nicht verrückt? ZWEI KERMITS!" treffen nicht im Ansatz die Mentalität von Muppets Most Wanted. Das Gegenteil ist eher der Fall. Denn regelmäßige Signale in Richtung Publikum machen im Laufe der höchst unterhaltsamen 107 Minuten unmissverständlich klar: Vermeintliche Drehbuchschwächen, von klischeehaften Rollen hin zu vorhersehbaren Wendungen, sind ganz und gar beabsichtigt und zu parodistischen Zwecken da. Wenn sie nicht als ideales Sprungbrett für clevere Muppet-Sketche und gepfefferten Wortwitz dienen. Oder für all dies zugleich.

Es mag seltsam sein, im Jahre 2014 einen Film in die Kinos zu entlassen, dessen Witz zu gewissem Teil darauf fußt, Kriminalkomödien der 60er und 70er auf die Schippe zu nehmen, Produktionen wie die Der rosarote Panther-Reihe oder auch Wie klaut man eine Million? und Charade. Allerdings gehören solche nostalgischen Referenzen seit jeher zur DNA der Muppets. Die Muppet Show war als Vaudeville-Sendung schon in den 70ern ein Stück weit altmodisch und Der große Muppet-Krimi spielte 1981 auf Filme wie Parade im Rampenlicht von 1933, Holiday – Die Schwester der Braut von 1938 oder Royal Wedding von 1951 an. Und Muppets aus dem All setzte 1999 auf einen Soundtrack voller 70er-Klassiker. Dies sind kleine Bonmonts für die Filmliebhaber im Publikum und cineastische Appetitanreger für die lieben Kleinen. Sofern sie die parodistischen Elemente nicht eh schon als solche erkennen, weil sie die ausgedienten Tropen aus Kinderserien kennen und bemerken, dass die Muppets etwas verspielter und ironischer mit ihnen umgehen. Egal, ob Constantine die schlechteste Kermit-Imitation der Kinogeschichte verbricht und ihm dennoch niemand auf die Schliche kommt, sein Handlanger sogar ein namentlich verbriefter Schurke ist und die Muppets gutgläubig seine fadenscheinigen Ausflüchte schlucken oder die Muppets direkt kommentieren, wie unwahrscheinlich es aus dramaturgischen Gründen ist, dass Walter seine Drohung wahr macht, die Gruppe für immer zu verlassen: Das Gesamtwerk Muppets Most Wanted lässt keine Gelegenheit aus, sich über seinen abgedroschenen Charakter und seine Lächerlichkeit lustig zu machen.

Generell schlägt die 50-Millionen-Dollar-Produktion einen anderen Weg ein als noch Die Muppets. Retro-Referenzen und Selbstironie gehören zwar zu jedem Muppet-Film dazu, doch die Häufigkeit und Intensität dieser Späße kann enorm variieren. Auf der einen Hand gibt es die etwas stärker charakterbasierten, herzlichen Muppet-Filme. Dies wären der liebliche Muppet Movie, der zwischendurch rührselige Die Muppets erobern Manhattan, der herzliche Evergreen Die Muppets-Weihnachtsgeschichte und halt auch Die Muppets, der auf emotional äußerst erstaunliche Weise einen ganzen Packen an Realitätssubtext nimmt, um aus einer altmodischen "Wir bringen die Gang wieder zusammen"-Story einen nicht nur unverschämt humorvollen, sondern auch ergreifenden Streifen zu machen. Auf der anderen Seite gibt es mit den anarchischeren Produktionen Der große Muppet-Krimi und Muppets  Die Schatzinsel sowie dem kindlich-naiven Muppets aus dem All ebenso Muppet-Werke, die ihren Schwerpunkt darauf legen, das Zwerchfell zu attackieren. Trotz treffender Beobachtungen, wie wichtig Kermit für die Muppets ist und der damit einhergehenden Aussage, dass Freundeskreise schwer auf einzelne Mitglieder verzichten können, zählt Muppets Most Wanted zweifelsfrei zur letztgenannten Kategorie. Wann immer Die Muppets seinen Pseudoplot so dreht, dass er den geneigten Muppet-Freund zum Schluchzen bringt, haut Muppets Most Wanted viel lieber einen Seitenhieb auf den Muppet-Mythos oder Hollywood raus. Oder eine kreative Verrücktheit.

Nichts beschreibt den Stil und Humor von Muppets Most Wanted besser als der Eröffnungssong We're Doing a Sequel (in der deutschen Fassung: Die Story geht weiter): Nach dem Ende von Die Muppets soll es mit den filzigen Chaoten weitergehen, doch einen wirklichen Plan haben sie nicht. Also bedanken sie sich in musikalischer Form beim Publikum dafür, dass es mit ihnen wider Erwarten noch nicht aus und vorbei ist – und greifen fast schon im gleichen Atemzug die Hollywoodmaschinerie für ihre Ideenlosigkeit an und sparen zudem nicht an Anspielungen auf Disneys Franchisedenken. Nicht, dass die Muppets besser wären als die Fließbandtraumfabrik: Auf der äußerst hastigen Suche nach einem Plot für den nächsten Muppet-Film weist Kermit nicht nur völlig absurde Vorschläge, sondern obendrein alles ab, was zu ambitioniert oder zu anspruchsvoll ist. Die durchwachsene Idee eines Kinofilms über eine Muppet-Tournee wird dann aber freudvoll genehmigt und so stricken Gonzo, Walter, Miss Piggy und Konsorten mit der heißen Nadel eine bildgewaltige, wenngleich sinnbefreite, Eröffnungsnummer zusammen. Inklusive Hintergrundtänzerinnen, die sich frei an den Choreographien Busby Berkeleys bedienen. Denn ... warum nicht?!

Anders gesagt: Die Muppets (beziehungsweise die Autoren James Bobin & Nicholas Stoller) durchschauen das Hollywood-System sowie filmische Klischees und nehmen kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum geht, sie ebenso liebevoll wie auch mit Biss zu persiflieren. Gleichermaßen wissen Bobin und Stoller, was die Muppets als Figurenansammlung ausmacht: Sie sind nicht die hellsten, fähigsten und organisiertesten Showmenschen, -tiere und -wasauchimmers der Welt. Man schaue sich nur Fozzie Bär an: Er erzählt ungeheuerlich miese Witze. Seine Persönlichkeit ist es, die ihn dennoch liebenswert macht, und durch das einst von Jim Henson erschaffene, seither zumeist gut aufrecht erhaltene, Drumherum bringt Fozzie das Publikum trotzdem zum Lachen. Und so funktionieren Kermit und Gefolgschaft generell: Sie wissen, wie schlecht Fortsetzungen sein können, wie wichtig finanzieller Erfolg für Studios ist und dass die Muppets aufgrund magerer Einnahmen oder Quoten schon mehrmals kurz vor der Zwangsrente standen. Und dennoch geben sie sich im Intro zu Muppets Most Wanted mit einem lahmen Plot zufrieden und bekommen nur einen kuriosen Titelvorschlag sowie zusammenhanglose Tanzeinlagen in kitschig-altmodischen Klamotten zustande.

Auf einer ähnlichen Ebene funktioniert auch die neue Figur des osteuropäischen Meisterverbrechers und Kermit-Doppelgängers Constantine. Zum Glück! Was auf dem Papier und in frühen Clips nämlich drohte, die schlechteste Muppet-Figur des Kino-Kanons zu werden, entpuppt sich daher als wahrer Geniestreich. Constantine sorgt für zahlreiche große Lacher und bereichert das riesige Muppet-Figurenarsenal mit jeder einzelnen Sekunde, die er auf der Leinwand zu sehen ist. Ja, er hat einen albernen Akzent. Aber einen verboten lustigen albernen Akzent (den Ricky Gervais mit wohl wissenden Blicken gen Kamera kommentiert). Ja, sein diabolischer Plan ist bescheuert. Doch Regisseur James Bobin trennt klar zwischen werkimmanenter Ebene (Kermit ist eine glaubwürdige Bedrohung für die verpeilten Muppets, karrieretechnisch wie persönlich) und der Metaebene (selbst junge Zuschauer werden keine Angst vor ihm haben, und eben diesen Mangel melkt Bobin mit einer Masse an Pointen und inszenatorischen Kniffen). So funktioniert Constantine als wandelndes Gagfeuerwerk, ohne den Plot des Films durch seine mangelnde, furchteinflößende Aura zum Stillstand zu bringen. Er ist, was witzige Fieslinge angeht, somit eher mit Hades aus dem Disney-Meisterwerk Hercules als mit Alameda Slim aus Die Kühe sind los! zu vergleichen. Hilfreich ist obendrein, dass Constantine Kermit zwar sehr ähnlich sieht und auch seine Position bei der Organisation der Muppet-Tournee einnimmt, allerdings entgegen des üblichen Doppelgänger-Klischees keine strikte "Negativkopie" des populären Frosches darstellt. Mit seinen schmierigen Romantikvorstellungen, seiner Verbissenheit, seiner Vorliebe für Sprengkörper sowie seiner Ignoranz für alles und jeden hat er einen ganz eigenen Charakter, den Muppet-Performer Matt Vogel mit spürbarer Begeisterung ausfüllt. Diese ansteckende Lebhaftigkeit, die er auch bei den zahllosen Presseauftritten des fiesen Frosches zeigte, lässt hoffen, dass Constantine ein wiederkehrendes Mitglied der Muppet-Gang wird.

Wenn Constantine denn die böse Entsprechung einer bereits etablierten Muppet-Figur ist, dann eher von Walter, dem in Die Muppets eingeführten Superfan. Denn während Walter alles repräsentiert, was einen guten Muppet-Freak ausmacht, so steht Constantine für den unfähigen Muppet-Gelegenheitszuschauer: Er verwechselt Die Muppet Show mit der Sesamstraße, kann sich keinen der Muppet-Namen merken und begeht bei seiner Kermit-Nachmache einen Fehler nach dem anderen.

Gemeinsam mit Constantine und den Momenten, in denen mit dem Vorschlaghammer die Grenze zwischen Fiktion und filmischer Realität eingerissen wird, sind es die Songs aus der Feder von Bret McKenzie, die für die saftigsten Lacher sorgen. Neben We're Doing a Sequel setzt sich insbesondere I'll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu) (deutscher Songtitel: Ich geb' dir was du willst) im Gehörgang fest, eine möchtegernromantische Disconummer voller haarsträubender Reime. Freunde zungenbrecherischer Wortspiele und pointierter Muppet-Charaktermomente werden dafür im Interrogation Song (respektive Befragungs-Lied) fündig, außerdem darf Tina Fey eine höchst ironische Lobeshymne auf den Gulag schmettern. Hinzu kommen noch ein gut choreographiertes, die Figuren charakterisierendes, aber etwas langgezogenes Schurkenduett zwischen Constantine und Dominic sowie Miss Piggys große, das Finale einleitende Powerballade, die gleichermaßen Parodie dieses Musikgenres ist wie auch liebevoll gemeinter Ausdruck von Piggys Innenleben. Und zu guter Letzt gibt es noch einige Coversongs zu hören, zumeist kurz, oft absichtlich mies und stets amüsant.

Dass nach so vielen Absätzen bislang kaum ein Wort über Gervais, Fey und Burrell gefallen ist, kommt übrigens nicht von ungefähr: Sie alle machen zwar einen sehr guten Job, spielen aber wie schon die menschlichen Darsteller in Muppet Movie oder Der große Muppet-Krimi eine rein unterstützende Rolle, während Jason Segel und Amy Adams in Die Muppets oder Michael Caine in Die Muppets-Weihnachtsgeschichte stärker im Mittelpunkt standen. Dennoch ist die Leistung der drei Muppets Most Wanted-Co-Stars nicht zu verachten. Sie alle sind hauptsächlich gemeinsam mit einem einzelnen Muppet zu sehen, mit diesem entwickeln sie aber eine tolle Leinwanddynamik, darüber hinaus bringen sie ihre Songs sehr gut rüber und wissen genau, wie sie ihre bewusst stereotypen Figuren mit Esprit zum augenzwinkernden Leben erwecken.


Während die Stärken von Muppets Most Wanted mannigfaltig sind, sind die Schwächen schnell abgehandelt: Der Subplot um Jean-Pierre Napoleon und Sam droht kurz vorm Finale, zu intensiv von Bobin und Stoller ausgeschröpft zu werden. Jedoch werden die Gags um den faulen Interpol-Agenten, kurz bevor sie wirklich ermüden könnten, weniger. Manche der Cameos sind nicht wirklich witzig oder originell, sondern einfach nur da (insgesamt sind sie jedoch sehr gut und übertrumpfen den Vorläufer Die Muppets). Und wenn Muppets Most Wanted dann doch mal herzlich sein will, geht dies zwar ausreichend auf, kommt aber zu plötzlich, um wirklich nachzuhallen. Dieses Problem teilt Bobins zweite Kino-Regiearbeit allerdings mit allen mehr auf den Humor achtenden Muppet-Filmen (während die charaktergesteuerten Muppet-Filme ein Abonnement auf andere Schwächen haben). Diese Nachteile sind dank der Energie, der umwerfenden Pointen und der verspielten Atmosphäre dieser weitestgehend sehr behände inszenierten Produktion aber leicht verziehen. Ganz im Gegensatz zum im Finale vorkommenden, mehrere zuvor im Film gezeigte Figuren vereinenden, miesen Greenscreen-Effekt, der so offensichtlich ist, dass es fast schon weh tut. Wie Bobin, der sonst ein gutes Auge für ansprechende Ästhetiken hat, dies durchgehen lassen konnte, ist unerklärlich.

Dennoch: Muppets Most Wanted ist ein Volltreffer und dürfte nicht nur Muppet-Fans begeistern, sondern der spaßigsten Vaudevilletruppe der Film- und Fernsehgeschichte auch viele neue Anhänger bescheren. Ist dies der beste Muppet-Film aller Zeiten? Nicht unbedingt. Dafür kann sich diese losgelöste Komödie mit anderen Superlativen brüsten: Noch nie war ein Muppet-Film gewitzter, fescher und auf gesunde Weise überdrehter.

In diesem Sinne: Lasst die Puppen tanzen! Und macht auf der Bühne Licht! Bis die Leinwandrealität wackelt und zusammenbricht!

Samstag, 26. April 2014

James Bond 007 – Sag niemals nie


Es gibt einen triftigen Grund, weshalb im Zusammenhang mit Bond-Produktionen stets die Rede von einer offiziellen Zählung ist. Dass betont werden muss, dass es sich bei Skyfall um den 23. "echten" Bond-Film handelt, liegt selbstredend nicht an den ersten beiden Casino Royale-Verfilmungen, schließlich ist eine davon ein TV-Streifen und die zweite eine Parodie. Nein, wenn ein Film für alle Ewigkeit die Nummerierung der Bond-Reihe zu einem verklausulierten Spielchen verdammte, dann ist dies Sag niemals nie, Sean Connerys kurzfristige Rückkehr in die Dienste des MI6, die 1983 in Konkurrenz zu Octopussy trat und sich (erfolglos) anschickte, ein alternatives Bond-Franchise aufzutun. Es ähnelt ein wenig der Konkurrenz, die die Marvel Studios heutzutage von anderen Studios erhält, die ebenfalls Rechte an Marvel-Figuren haben. Nur mit dem vehementen Unterschied, dass in beiden Reihen dieselbe Hauptfigur vorkommen sollte.

Auch wenn es letztlich nicht zu einem ewigen Wettstreit des Eon-Productions-Bond gegen den Kevin-McClory-Bond kam, so ist es bereits ein beachtliches Kuriosum der Filmgeschichte, dass es einmalig zu solch einem Duell kam. Grund dafür ist ein Rechtsstreit zwischen dem Produzenten Kevin McClory, Drehbuchautor Jack Whittingham und Bond-Schöpfer Ian Fleming. In den frühen 60ern erarbeitete das Trio ein Konzept für einen Bond-Kinofilm, welches sich jedoch als technisch zu anspruchsvoll erwies. Die immensen erwarteten Kosten führten somit zur Einstellung des Projekts. Fleming verwertete allerdings das Konzept (ohne Nennung seiner Partner) im Roman Thunderball. Es folgten zahllose rechtliche Schritte gegen Fleming, außerdem suchten die Produzenten der danach entstandenen, regulären Bond-Reihe nach Optionen, dennoch Thunderball zu verwirklichen. McClory betätigte sich somit als Produzent an Thunderball aka Feuerball, außerdem erhielt er die Genehmigung, nach mindestens zehn Jahren Wartezeit eine eigene Version des Films in die Kinos zu bringen. Dieses Vorhaben erwies sich jedoch sowohl aus lizenzrechtlichen Gründen als schwierig, als auch aufgrund der Gewissensbisse, die viele Kreative hatten, einen "inoffiziellen" Bond-Film anzupacken. Auch Eon geriet in der Zwischenzeit in eine lizenztechnische Grauzone und musste so den für den Thunderball-Roman erdachten Superschurken Blofeld aufgeben.

Die Querelen, welche die Vorproduktion von Sag niemals nie prägten, sind umfangreich und spannend, weshalb sie ein eigenes Buch füllen könnten. Wichtig ist jedenfalls: Schlussendlich konnte McClory niemand Geringeres als Sean Connery für die Hauptrolle verpflichten. Somit gewann der Wettstreit neue Schärfe: Der Ur-Bond gegen den nunmehr dritten Darsteller der Eon-Reihe, in Nebenrollen reihten sich an Connerys Seite unter anderem Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer ein und hinter der Kamera trumpfte Sag niemals nie zudem mit Das Imperium schlägt zurück-Regisseur Irvin Kerschner auf. Kurzum: Eigentlich hätte Sag niemals nie locker das Bond-Battle gewinnen müssen.

In der Umsetzung sah es jedoch anders aus. Die Story, eine Connerys Alter angemessene Aktualisierung des Feuerball-Plots, ist immerhin solide und kann sich auf dem Papier mühelos mit Octopussy messen: Bond muss nach einem gescheiterten Trainingseinsatz in ein Erholungssanatorium, um sich zu entschlacken und zu generieren. Dort beobachtet 007 allerdings einige mysteriöse Geschehnisse, die ihn auf die Spur SPECTREs bringen. Die diabolische Verbrecherorganisation plant, zwei Nuklearsprengköpfe in ihre Gewalt zu bringen und absurde Lösegeldsummen zu fordern. Widerwillig muss M Bond zurück in den Dienst versetzen, woraufhin er sich gemeinsam mit Domino Petachi, der Lebensgefährtin des SPECTRE-Mitglieds Maximilian Largo, an die Fährten der Verbrecher haftet ...

Dieses Story-Grundgerüst lädt zu spannenden Verfolgungsjagden, knackigen Verhören und eine weltumspannende Reise ein, außerdem ermöglicht es bei den Nebenfiguren Unklarheiten, auf welcher Seite sie stehen, was dem Agentenspaß wiederum zusätzliche Würze verleiht. Klar, es ist kein revolutionärer Plot, aber einer, der weniger forciert ist als der von Octopussy und trotz der nuklearen Bedrohung und dem üblichen, megalomanischen Erpressungsgedanken SPECTREs bodenständiger als das, was der Eon-Bond-Film mit seiner Amazoneninsel zu bieten hat. Hinzu kommen die technischen Fortschritte, die seit Feuerball  gemacht wurden, was bessere, dynamischere Actionszenen im Unterwasser-Klimax des Films erlaubt. Und ja, all diese Zutaten zünden auch in Sag niemals nie: Die Schauplätze sind ansprechend, die Gründe für die Weltreise nachvollziehbar, die Untwerwasserszenen sind technisch aufwändiger als in der Vorlage dieses 007-Einsatzes und Kim Basinger als Domino Petachi sowie Barbara Carrera als dubiose Fatima Blush geben durchaus kurzweilige Performances ab.

Und dennoch ist Sag niemals nie ein dröger Agentenfilm, der durchweg so wirkt, als sei er aus purem Trotz, ganz ohne eigene Ambitionen aus dem Boden gestampft worden. Da wären die einschläfernd lustlosen Darbietungen von Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer in den Schurkenrollen, die jedes Gefühl der Bedrohung im Keim ersticken, oder die steifen Szenen mit Q, M und Miss Moneypenny, die nichts vom Esprit der Originalreihe versprühen. Im Falle von Q sind diese Szenen sogar recht bitter inszeniert und haben einen entnervten Subtext: Q will diesen Job gar nicht wirklich haben. Was womöglich als Metareferenz geplant war oder einfach nur als "der erwachsene Gegenentwurf" zu den verspielten Eon-Szenen mit Q ist wegen des forcierten Skripts und der trägen Darstellung aber schlichtweg ein Bremsklotz in diesem über zwei Stunden langen Film.

Die schwächste Sequenz in Sag niemals nie aber zeigt Bond, wie er von Largo in einem Casion zu einer Partie "Domination" herausgefordert wird. Einem lächerlichen, komplizierten Hologramm-Videospiel, das von Kershner in zähen Bildern eingefangen wird. Keine Musik, nur nervige Game-Soundeffekte, bemühtes Schauspiel von Connery und keinerlei Spannungsbogen - auch völlig davon abgesehen, wie mies die Szene gealtert ist, ist sie albern, langweilig und peinlich. Nur einen Hauch besser ist das Intro zum Film, das mit einem nervigen, weichgespülten Titelsong daherkommt und Bond bei einem brutalen Einsatz zeigt, der sich dann aber als Trainingsmission entpuppt. Die innere Logik dieser Sequenz will sich nicht erschließen und ebenso wenig kommt bei der großen Bild/Ton-Schere ein echtes Bond-Feeling auf. Generell sind die Actionszenen enttäuschend und antiklimatisch. Abgesehen von einem halsbrecherischen Pferdestunt, der sogleich Tierschützer auf den Plan rief.

Am besten ist Sag niemals nie mit Abstand in den ersten 30 Minuten nach der Introsequenz. Mit viel Selbstironie wird hier die Figur des James Bond dekonstruiert (ohne zur Selbstpersiflage zu verkommen) und Sean Connery bekommt mehrere Steilvorlagen geliefert, mit rauem Charme zu begeistern. Danach plätschert diese Agentengeschichte jedoch lustlos vor sich her. Connery selbst gibt zwar eine bessere Figur ab als in seinem letzten EON-Film, als Gesamtwerk dagegen zählt Sag niemals nie zu Connerys magersten 007-Einsätzen.

Mittwoch, 23. April 2014

Der größte Ohrwurm der musikalischen Disney-Geschichte kommt ins Kino


Leute, haltet eure Ohren fest, krallt euch eure höchstpersönliche Auswahl an Ohrwurm-Gegenmitteln und schraubt den Zuckergehalt in eurer Ernährung herunter, denn wenn es nach Disney geht, so könnten wir alle im Kino bald einen gewaltigen, eingängigen Zuckerschock erhalten:

Nach dem Tower of Terror, dem Country Bear Jamboree, der Haunted Mansion und natürlich dem Pirates of the Caribbean-Ride macht sich derzeit die nächste Disney-Attraktion bereit, als Realfilm auf Zuschauerfang zu gehen. Wie Deadline berichtet, heuerten die Disney Studios nahezu pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Fahrgeschäfts it's a small world Jon Turteltaub an, um die Regie bei einer Kinoadaption besagten Themenparkklassikers zu führen. Turteltaub ist mittlerweile so etwas wie eine wandelnde Disney-Legende aus zweiter Reihe: Obwohl er Filme wie Während du schliefst, Cool Runnings  und beide Vermächtnis-Teile drehte, wandelte sich der sympathische Auftragsfilmer nie zu einem namhaften Regisseur.

Ob sich dies mit einem Film, noch dazu einem Realfilm, auf Basis einer ruhigen Wasserbahn ändern lässt, die einen quer durch stilisierte Darstellungen zahlreicher Länder führt? Die Projektidee stammt von Jared Stern, der auch das Drehbuch verfassen wird und unter anderem an Bolt, Küss den Frosch und Ralph reicht's, aber auch an Mr. Poppers Pinguine und Prakti.com mitwirkte. Produziert wird der Film, über den sonst kaum etwas bekannt ist, von Turteltaub und The LEGO Movie-Produzent Dan Lin.

it's a small world inspirierte übrigens bereits eine Webserie, die für Sprachunterricht wirbt.

Dienstag, 15. April 2014

Die Top 5 Schattenseiten der disney'schen Muppet-Ära


Bei der Walt Disney Company kümmert man sich derzeit sehr liebevoll um Jim Hensons herzliche und extrem ulkige Filz- und Plüschtruppe. Zwei Kinofilme in weniger als drei Jahren, zahllose grandiose Fernsehauftritte, liebevoll gestaltete Social-Media-Präsenzen und es wird sogar nach Möglichkeiten gesucht, wie sich eine reguläre Live-Bühnenshow mit den Muppets am Broadway bewerkstelligen ließe. 

Aber es ist im Haus der Maus selbstredend nicht alles rosig für die Muppets. Bevor Muppets Most Wanted endlich in die deutschen Kinos gelangt (und dort hoffentlich sehr gut abschneidet), sei daher dem Drang zum Negativismus genüge getan. Hier sind sie, die (meiner Ansicht nach) ärgsten Schnitzer und einschneidendsten Ärgerlichkeiten, die Muppet-Liebhaber erdulden mussten, seit die Walt Disney Company 2004 die Muppets endgültig übernahm.

Platz 5: Diese Titel …
So toll der 2011 veröffentlichte Film Die Muppets und der in Deutschland bald startende Muppets Most Wanted sein mögen: Ein Blumentopf lässt sich mit deren Titeln nicht gewinnen. Gewiss, die Muppets waren noch nie berühmt für ihre kreativen Filmtitel: Der erste Muppet-Film heißt schließlich Muppet Movie und der zweite Film war aufwändiger, hatte eine Krimihandlung und hört auf den Namen Der große Muppet-Krimi. Aber einen Film über die Muppets Die Muppets zu nennen, das ist außerordentlich fragwürdig, erschwert dies Gespräche über die Muppets doch ungeheuerlich, muss man nun doch stets spezifizieren, ob man von den Figuren oder dem Film spricht. Darüber hinaus muss auch noch zwischen „dem Muppet-Film Die Muppets“ und „dem Muppet Movie“ getrennt werden … Alles recht albern! Der neue Muppet-Film hatte dann einen den Humor dieser Figuren treffenden und unterschwellig auch den Namen des vorhergegangenen Teils persiflierenden Arbeitstitel, der wahrlich zum Niederknien ist: The Muppets … Again!. Darauf muss man erst einmal kommen, und dann wird auch noch im Film grandios darauf eingegangen … Dumm nur, dass das Disney-Marketing herausfand, dass Muppets Most Wanted eine klarere Vorstellung davon vermittelt, wovon diese Produktion handelt – und somit diesen Titel durchdrückte. Dabei weckt der Arbeitstitel positive Reaktionen (ein Schmunzeln, Neugier, worum es denn gehen könnte …), während Muppets Most Wanted erst recht im Zusammenspiel mit den miesen Postern so wirkt, als hätte jemand ein abgewiesenes 90er-Jahre-Skript für einen Muppet-Videofilm mit kindischer Zielgruppe raus gekramt.

Und wenn wir schon bei der Betitelung sind: Muss das offizielle Muppet-Logo wirklich eine langweilige Standardschriftart mit einem M im Kermit-Look sein? Das sieht dröge aus und stellt zudem Kermit zu sehr in den Vordergrund!

Platz 4: Disneys Faulheit, wirklich alle Muppet-Projekte zu übernehmen
Als Disney den Comicgiganten Marvel schluckte, verloren Konzernchef Bob Iger und sein Team keine Zeit, die problematische Rechtslage rund um die Marvel-Lizenzen so weit wie nur möglich zu lichten. Die Filmrechte an einigen Figuren, wie etwa Spider-Man, konnten nicht zurückgewonnen werden, dafür klammern sich Sony und Fox einfach zu sehr an ihren einst mit Marvel abgeschlossenen Verträgen. Aber Disney ließ sich nicht lumpen und sicherte sich immerhin zunächst die bei Paramount liegenden Vertriebsrechte an Iron Man 3 und The Avengers, später folgte zudem ein Deal, der die Heimkinorechte der Paramount-Filme aus dem Marvel Cinematic Universe zum Maushaus brachte. Ein ähnliches Spiel bei Star Wars: Disney lotete aus, ab wann die Heimkinorechte der ersten sechs Teile der Saga nicht mehr bei Fox liegen müssen und wird sie ab dann verleihen. Und bei den Muppets? Die in Zusammenarbeit mit Sony finanzierten Filme Die Muppets erobern Manhattan und Muppets aus dem All und diverse TV-Specials liegen weiterhin bei früheren Rechteinhabern, was Muppet-Komplettboxen nahezu unmöglich macht. Wenn es aber möglich ist, die Auswertungslizenzen für Marvel-Filme abzukaufen – kann es dann so schwer sein, wenigstens die wichtigsten ausstehenden Muppet-Produktionen abzuwerben? Geld genug hat Disney sicherlich. Wahrscheinlich glaubt bei Disney niemand daran, dass es sich rentieren würde – und das könnte korrekt sein. Umso mehr Respekt würde Disney von mir erhalten, wenn dennoch solch ein Deal anberaumt würde. Schlicht, damit die Muppet-Vita endlich in einer Hand wäre.

Platz 3: Die Muppets – Briefe an den Weihnachtsmann
Drei Jahre vor Die Muppets und ein Jahr vor dem Internet-Überraschungserfolg Bohemian Rhapsody rutschten die Muppets ein letztes Mal noch bei der Suche nach ihrer zeitgemäßen, dennoch charaktergetreuen Stimme aus. War der Fernsehfilm Muppets – Der Zauberer von Oz zu sehr auf cool getrimmt, könnte dieser Fernsehfilm genauso gut auch ein Special der Sesamstraße sein – man müsste nur die Figuren und ein paar Dialogzeilen austauschen. Wobei es dann noch immer kein guter Vertreter der tollen Kindersendung mit Ernie und Bert wäre: Weichgespült, schleppend erzählt und mit langweiligen Liedern tat dieses Special den Muppets bei ihrem Streben nach popkultureller Relevanz wohl kaum einen Gefallen.

Platz 2: Wo bleiben die zwei abschließenden Staffelsets der Muppet Show?
Dies geht in eine ähnliche Richtung wie der vierte Eintrag, denn auch hier stößt Disney auf eine wirtschaftliche Hürde, die der Konzern nicht zu nehmen gewillt ist. Schon die erste Staffel der Muppet Show kam später als angekündigt auf den Markt, weil es mehr musikrechtliche Fragen zu klären gab als zunächst erwartet. Kurzerhand schnitten die Verantwortlichen einige besonders problematische Sequenzen heraus – was die Fans wenig überraschend erboste. In Deutschland dauerte es bis zur DVD-Veröffentlichung sogar noch länger, dafür wurden aber mehr Probleme gelöst, weshalb die hiesige DVD-Box mehr Material enthält als die US-amerikanische oder britische. Die Staffeln zwei und drei sind generell nahezu komplett. Und die zwei ausbleibenden Runden der kultigen Show? Laut Angaben des Disney-Konzerns stellen sich hier erneut kostspielige Lizenzfragen, die schwer zu verhandeln seien. Nun – ein Haufen Geld könnte diese gewiss klären und zumindest eine Fernsehauswertung gelingt ja. Also: Nur her mit den nächsten Staffelsets! Und was ist bitte mit Muppets Tonight?

Platz 1: Muppets – Der Zauberer von Oz

Mehr muss man ja nicht sagen, oder? Ein paar Gags sitzen, Quentin Tarantinos Gastauftritt rockt, doch alles in allem ist dieser Fernsehfilm ein kindisches, möchtegern-hippes Verbrechen an den liebenswerten Muppets. Ein wahres Grauen.

Sonntag, 13. April 2014

Die zehn besten Kino-Gaststars der Muppets

Es ist eine gute Zeit, Muppet-Fan zu sein: Die Muppet Show flimmert wieder über die deutschen Mattscheiben und im Kino tanzt die chaotische Truppe nur wenige Jahre nach ihrem Comeback-Film Die Muppets an, um mit Muppets Most Wanted erneut junge und alte Filmliebhaber zu unterhalten. Bevor die verrückte Komödie am 1. Mai 2014 offiziell in die deutschen Lichtspielhäuser gelangt, möchte ich an dieser Stelle auf die Kino-Vita von Kermit und Co. zurückblicken und die weniger stark besungen Helden der Muppet-Filmreihe in den Mittelpunkt rücken: Die Menschen. Ob Charles Durning als Doc Hopper oder Ricky Gervais als Dominic Fieslinger in Muppets Most Wanted; ohne die weniger pelzigen Ensemblemitglieder würde den Muppet-Filmen ein vitales Element fehlen.

Doch welche menschlichen Gastdarsteller (abseits der reinen Cameos!) sind meine Lieblinge aus dieser langen Riege? Um euch auf Muppets Most Wanted vorzubereiten, stelle ich hier mit Freuden die meiner Ansicht nach zehn besten Langauftritte vor, die Nicht-Muppets in Muppet-Kinoproduktionen bislang ablieferten!

Platz 10: Ty Burrell als Jean Pierre Napoleon in Muppets Most Wanted (2014)
Die Figur des freizeitsüchtigen, wenig kompetenten Interpol-Agenten sollte ursprünglich an Christoph Waltz gehen, der jedoch aufgrund terminlicher Überschneidungen mit Terry Gilliams Zero Theorem absagen musste. Die Vorstellung, den zweifachen Oscar-Gewinner in dieser Rolle zu sehen ist unfassbar köstlich, aber Modern Family-Darsteller Ty Burrell macht seinen Job als Inspektor-Clouseau-Verschnitt ebenfalls sehr gut. Das Drehbuch ist zwar kurz davor, seine Running Gags zu überreizen, dafür hat Burrell eine wunderbare Leinwandchemie mit Adler Sam und Miss Piggy.

Platz 9: Tina Fey als Nadya in Muppets Most Wanted (2014)
Muppets Most Wanted setzt zwar mit seinen TV-Stars auf etwas kleinere Namen in den menschlichen Hauptrollen als zuvor Die Muppets, aber keine große Kino-Schauspielerin hätte besser in diese absurde Rolle gepasst als Tina Fey: Eine hochgeschlossene, strenge, dunkelhumorige, russische Gefängnisaufseherin mit ungeheurem Faible für Kermit. Fey trifft genau die richtigen Töne, vereint gestrenges, würdevolles Auftreten mit spritzigem Humor. Und sie kann überraschend gut singen.

Platz 8: Amy Adams als Mary in Die Muppets (2011)
In den wenigen Jahren seit Kinostart der spaßigen Rückkehr der Muppets zu alter Leinwandform kam es zu einem leichten Backlash, was Amy Adams' Rolle in dieser Produktion anbelangt. Ich zumindest sehe sie aber nicht als Ballast an, der unnötig von den Muppets ablenkt. Stattdessen verankert Mary ihren von Jason Segel gespielten Freund Gary in einer Lebensweise, die den Muppets ihren Tribut zollt, aber nicht völlig von ihnen abhängig ist. Sie erfüllt also eine Funktion, hebt Gary von seinem Bruder Walter ab. Und dies mit großem Engagement: Adams singt fantastisch und all ihre Gags sitzen. Die "dramatische" Seite ihrer Figur ist etwas unterentwickelt, doch die Oscar-nominierte Actrice macht das Beste draus.

Platz 7: Ricky Gervais als Dominic Fieslinger in Muppets Most Wanted (2014)
Anders als Jason Segel lässt Muppet-Fan Ricky Gervais zwar seine Spielfreude durchschimmern, hält sich aber genügend zurück, so dass er stets charaktergetreu bleibt, statt zwischendurch wie ein Star zu wirken, der vor Freude über sein jüngstes Projekt zu platzen droht. Mit staubtrockenem Humor, einer leichten Prise Selbstironie und einem grandiosen Zusammenspiel mit dem Muppet-Schurken Constantine, Kermits bösem Doppelgänger, spielt sich Gervais wunderbar schleimig unter die amüsantesten aller menschlichen Co-Stars in der bisherigen Muppet-Filmgeschichte.

Platz 6: Juliana Donald als Jenny in Die Muppets erobern Manhattan (1984)
Als aufgeweckte, herzliche Kellnerin in einem New Yorker Diner ist Juliana Donalds Figur die wohl normalste, harmloseste aller nennenswerten menschlichen Rollen im Muppet-Kinokosmus. Doch die sympathische, bodenständige Darbietung der goldig mit den Muppets zusammenspielenden Donald geht nicht etwa unter, sondern sticht durch diese Rolle sogar positiv aus der "Konkurrenz" heraus und ist so etwas wie die ruhige, liebenswerte Seele von Frank Oz' Muppet-Regiearbeit.

Platz 5: Charles Durning als Doc Hopper in Muppet Movie (1979)
Der Vater aller Muppet-Schurken und ein Paradebeispiel für einen spaßigen, mit Klischees spielenden Bösewicht, der dennoch ernstzunehmend ist. Strikter, boshafter als Gervais in Muppets Most Wanted, weniger schrill als Chris Cooper in Die Muppets und rundum gut gespielt, aber leider nicht mit ganz so einprägsamen Momenten wie die in dieser Liste noch folgenden Ganoven: Durning war ganz klar ein Nebendarsteller im ersten Muppet-Film, jemand, der den Plot talentiert stützte, den Muppets aber ihren Raum für eigene Einlagen ließ!

Platz 4: Chris Cooper als Tex Richman in Die Muppets (2011)
In jedem anderen Franchise wäre ein mit fettem Akzent redender Geschäftsmann namens Tex Richman, der nicht lachen kann, eine filmhistorisch wertvolle Stätte zwecks Ölbohrungen abreißen will und dann noch aus Jux den Namen einer Darstellertruppe stehlen und in den Schmutz ziehen möchte ... naja ... fehl am Platz. Bei den Muppets ist so etwas normal. Und wird in diesem Film zudem sehr, sehr spaßig umgesetzt. Die Figur des Tex Richman wird von Chris Cooper gekonnt als Persiflage flacher Schurken angelegt und spart auch nicht mit Seitenhieben auf Disneys frühe Gehversuche, die Filztruppe aktuell zu machen. Hm, die Muppets aufkaufen und zynisch machen, kennen wir das nicht?

Platz 3: Jason Segel als Gary in Die Muppets (2011)
Hinter den Kulissen leistete der Nie wieder Sex mit der Ex-Frontmann einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Comeback der Muppets. Immerhin war er es, der Disney einen Kinofilm mit der Filzbande vorschlug und das Studio mit seinem Drehbuch überzeugte. Doch auch vor der Kamera überzeugt Segel. Sein Gary ist vielleicht nicht gerade eine handwerklich saubere Performance (dafür schimmert zu oft zu sehr durch, dass er sein Glück nicht fassen kann, an einem Muppet-Set zu sein), aber er ist ein sympathischer Hauptdarsteller, der das weniger muppetaffine Publikum an die Hand nimmt und mit einem ansteckenden Lächeln in eine Welt des Muppet-Fandaseins führt. Große Pluspunkte gibt es zudem dafür, wie natürlich er es spielt, einen Muppet als Bruder zu haben und dann natürlich für die furiose Gesangseinlage Man or Muppet.

Platz 2: Tim Curry als Long John Silver in Muppets – Die Schatzinsel (1996)
Der kultige Brite bezeichnet seinen Auftritt mit den Muppets als eine seiner liebsten Filmrollen. Und wer könnte es ihm verdenken? Wenn es zwischen dem raubeinigen Piraten Long John und dem jungen Jim Hawkins zu ruhigen Momenten kommt, spielt Curry einen glaubwürdigen Ersatz-Mentor. Wenn es aber darum geht, die machttrunkene, selbstverliebte und laute Seite des Seeräubers zu spielen, dreht Curry richtig auf. Nie war die Grenze zwischen Muppet-Schauspiel und menschlichen Co-Stars dünner als hier: Der Rocky Horror Picture Show-Star steht seinen Stoffkollegen in Sachen genüsslichem Overacting und Dynamik in Nichts nach und gibt einen der besten Disney-Realfilmschurken überhaupt ab!

Platz 1: Michael Caine als Ebenezer Scrooge in Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1992)
Wer sonst hätte auf dem ersten Rang landen sollen? Michael Caine passt sich mit lebhafter Mimik dem Muppet-Stil an, ohne aber seine Würde abzulegen oder auf die Dramatik dieser Rolle ausmachende, leisere Akzente zu verzichten. Der Christopher-Nolan-Dauerkollaborateuer spielt emotionaler und herzlicher als jeder andere Schauspieler, der bis dato auf der großen Leinwand neben Kermit und Co. agierte und dürfte zugleich für eine ganze Generation das Bild von Charles Dickens' Geizkragen geprägt haben. Schlicht meisterhaft!

Mittwoch, 9. April 2014

Rio 2 – Dschungelfieber


Mit Ice Age gelang den damals noch äußerst jungen Blue Sky Studios 2002 ein beeindruckender Wurf: Zu Zeiten, als ausschließlich Disney, Pixar und die DreamWorks Animation Studios als ernstzunehmende Akteure im Trickfilmmarkt galten, eroberte die knuffige Eiszeitgeschichte Zuschauerherzen in aller Welt. Drei äußerst einträgliche Fortsetzungen kamen seither in die Kinos und hielten die Trickschmiede somit wirtschaftlich sehr effektiv am Laufen. Abseits der Patchwork-Herde rund um Faultier Sid haben die mit 20th Century Fox verpartnerten Trickfilmer bislang allerdings weniger Erfolg – den größten Eindruck beim zahlenden Publikum hinterließ 2011 die musikalische Komödie Rio. Mit Samba-Klängen, einer Tierschutzbotschaft und prominenten Sprechern tänzelte sich die Regiearbeit von Regisseur Carlos Saldanha zu einem weltweiten Einspielergebnis von 484,63 Millionen Dollar. Der Kritikerkonsens fiel derweil verhalten positiv aus – ich würde Rio glatt als einen Film der Marke „existiert, tut nicht weh, schnell vergessen“ einstufen. Eine wahre Schar an Merchandising zum Film gab es auch nicht zu bestaunen, ein großer Renner bei den Jüngeren schien die brasilianische Vogelgeschichte also ebenso wenig dargestellt zu haben.

Dennoch: Mit seinem Status als erfolgreichster Film aus den Blue Sky Studios abseits der Ice Age-Saga drängelt sich die Idee, ein Sequel anzuleiern, geradezu auf. Und so kehrt das Studio, welches 2013 auch mit seiner großen Hoffnung Epic bestenfalls mäßige Zahlen schrieb, nach drei Jahren Abstinenz in die losgelöste Welt Brasiliens zurück. Die einst titelgebende Stadt Rio muss sich dieses Mal allerdings mit einer Position als Kurzzeitschauplatz zufrieden geben, denn nachdem der handzahme (Ex-)Hauspapagei Blu zuletzt mit seinen wilden Stadtkollegen bunte Abenteuer erlebte, geht es nun in den wesentlich wilderen Urwald. Das Setting von Rio 2 – Dschungelfieber mag halsbrecherische Erlebnisse und große Spannung versprechen, aber als wirtschaftlich kalkuliertes Auffangnetz für die Blue Sky Studios geht diese Fortsetzung inhaltlich lieber in die entgegengesetzte Richtung: Sehr brav, überaus schlicht und extrem kinderorientiert möchte Rio 2 – Dschungelfieber bevorzugt seine jüngeren Zuschauer bespaßen und hält darüber hinausgehende Ambitionen kühl im Zaum.

Nach den Ereignissen aus Rio haben es sich die blauen Spix-Aras Blu und Jewel gemeinsam mit ihren drei Kindern in einem Vogelschutzgebiet bei Rio de Janeiro gemütlich gemacht. Doch während der domestiziert aufgewachsene Blu weiterhin von menschlichen Errungenschaften gebraucht macht, was auf seine Kinder abfärbt, findet seine Partnerin weniger Reiz daran. Eines Tages hat sie es dann völlig satt: Blu frühstückt Pfannkuchen, die Kinder hören iPod, schauen Fernsehen und ernähren sich aus dem Kühlschrank – ein Tapetenwechsel muss schnell her, im Idealfall einer, der Jewels Familie das Haustierdasein austreibt. Wie passend, dass genau jetzt ein Bericht über die Mattscheiben flimmert, laut dem die Naturforscher Linda und Tulio mitten im Amazonas weitere blaue Spix-Aras vermuten, obwohl diese doch als nahezu ausgestorben gelten. Also schlägt Jewel vor, eine Reise in den Dschungel zu unternehmen, um nach Artverwandten Ausschau zu halten. Blu ist nicht sonderlich begeistert, willigt aber aus Liebe zu seiner besseren Hälfte ein. Auch Blus Freunde Rafael, Nico und Pedro machen sich mit auf den Weg, in der Hoffnung, im Dschungel Talente für eine musikalische Aufführung zu entdecken. Im Amazonas angekommen, werden Blu und Co. von einer unerwarteten Erkenntnis überrollt: Abgeschieden vom menschlichen Einfluss hat sich eine riesige Kolonne an Spix-Aras ein Paradies aufgebaut. Angeführt wird diese von Jewels Vater, der dem verweichlichten Blu gegenüber allerhand Zweifel hegt. Und so muss sich Blu darum bemühen, seinen Schwiegervater von sich zu überzeugen. Unterdessen macht sich ein rücksichtsloser Geschäftsmann auf, den Regenwald abzuholzen. Und dann ist da noch der Kakadu Nigel, der Rache an seinem alten Rivalen Blu nehmen will und dieses Mal einen stummen Ameisenbären und die in ihn unsterblich verknallte Pfeilgiftfrosch-Dame Gabi als Handlanger mitgebracht hat ...

Rio 2 – Dschungelfieber ist wahrlich vollgestopft mit Hürden, die sich dem leicht neurotischen Protagonisten Blu stellen: Seine Lebensgefährtin lehnt sich gegen seine Bequemlichkeit auf. Er wird in die ihm fremde Wildnis gestürzt. Er muss sich gegenüber seinem Schwiegervater behaupten. Blu muss einen neuen Nebenbuhler übertrumpfen. Sein Erzrivale muss vermieden werden. Blu heizt den Streit zwischen zwei verfeindeten Clans an und muss ihn daher wieder schlichten. Und es gilt einen ganzen Regenwald zu retten. Dies ist eine wahre Flut an Konflikten, die es zu meistern gilt erst recht für einen Film, der in seine zweistündige Laufzeit zudem einen Subplot über ein Dschungel-Talentcasting sowie die einseitige Liebesbeziehung zwischen Giftfrosch Gabi und Kakadu Nigel, mehrere Musiksequenzen und einen Fußballwettbewerb rein zu zwängen versucht.

Eine solche Fülle an Handlungssträngen erweist sich selten als erfolgreich, und da Rio 2 – Dschungelfieber zwar seinem Helden Blu mehr Probleme aufhalst, generell jedoch einen leichteren, unaufgeregteren Tonfall anschlägt als der Erstling, verpufft ein Großteil des Konfliktpotentials im Nichts. Somit ist jedoch auch ein Gros des Films bedeutunsgslos: Wenn im Vergleich zu Rio mehr potentiell spannende Plots angerissen werden, der Film aber keinerlei Ambitionen hat, dramatisch zu sein, so müssen sich viele dieser Plots auf Einführung und Auflösung beschränken. Ein Handlungsfluss kommt dabei ebenso wenig auf wie ein guter Erzählrhythmus, stattdessen springt Rio 2 – Dschungelfieber unkoordiniert zwischen seinen Storys hin und her, ohne seinen Figuren Raum für eine ansprechende Entwicklung zu geben oder auch nur das volle Unterhaltungspotential aus den gebotenen Geschichten zu schröpfen. Einfach alles kommt zu kurz in dieser überfrachteten Fortsetzung.

Besonders ärgerlich sind die Ansätze, einen Konflikt zwischen blauen und roten Papageien aufzubauen: Nach der Exposition, dass sich beide Clans nicht leiden können und um raren Lebensraum kämpfen, führt ein Versehen Blus zu einem Kampf zwischen beiden Gruppen. Es folgt eine witzlose, Blu weiter als Loser degradierende Fußballsequenz, ehe im Finale aus dem Nichts eine Auflösung des Konflikts herbeigezaubert wird. Weder passt das Sportduell tonal in den Film, noch bringt er die Figuren vorwärts. Auch Blus Nebenbuhler, der als Latinlover skizzierte Roberto, ist nicht nur als Charakter voller heißer Luft, sondern auch erzählerisch bloß viel Lärm um nichts. Er ist die zigtausendste Variation des ewigen Eifersuchtsnebenplots, er taucht auf, lässt Blu um Jewel bangen und dann löst sich die vermeintliche Spannung, ob Blu denn (die vom Drebuch unliebsam behandelte) Jewel verlieren wird, völlig auf, indem sich Roberto ohne jede Vorwarnung als Spinner entpuppt. Gleichermaßen wird Jewels Zuneigung zu Blu nicht restauriert; Rio 2 – Dschungelfieber geht einfach davon aus, dass alles wieder beim Alten sein muss, wenn Roberto aus dem Spiel ist.

Kakadu Nigel, im ersten Teil noch gleichermaßen unterhaltend wie einschüchternd, ist in diesem Sequel schließlich eine reine Witzfigur, die auch mehrmals ihr Ziel aus den Augen verliert, weil ... Ja, weil zu viel Bedrohlichkeit der Stimmung des Films schaden würde. Einen kohärenten Grund präsentiert die Produktion dagegen nicht. Nigels Inkompetenz ist noch ärgerlicher, da er eh schon von zwei rein humorigen Figuren begleitet wird, wobei immerhin die Fröschin Gabi zu gefallen weiß. Mit vitaler Mimik und Gestik, fidel-quietschiger Stimme und augenzwinkernd-übertriebener Theatralik bringt die unglücklich verliebte kleine Fröschin viel Witz in den Film, aus dem sie als einzige denkwürdige Persönlichkeit klar heraus sticht. So einfallsreich diese Figur umrissen wird, so vergessenswert sind dafür die menschlichen Figuren und die Kinder Blus.

Während Rio musikalisch nicht immer ins Schwarze traf, mit seinem Mix aus kontemporären Rap und R'n'B sowie zeitlosem, flotten Samba aber durchgehend unterhielt, ist Rio 2 – Dschungelfieber hinsichtlich seiner Lieder ein kleines Grauen. Eine völlig verhunzte Version von I will survive (in der deutschen Synchro eine Tortur, im Original leidlich) und ein von der Idee her zwar nettes, in der Umsetzung aber zu lang gezogenes und schrilles Solo der putzigen Gabi sind die deutlichen Tiefpunkte, aber auch die an Teil eins orientierten Samba-Einlagen sind ideenlos und wirken wie aggressiv auf Massentauglichkeit gebürstete Retorten-Möchtegernsommerhits.

Auf der Habenseite spricht für die neuste Regiearbeit des Brasilianers Carlos Saldanha dafür der Look: Die Schauplätze sind detailreich, erstrahlen in brillanten Farben und zudem überzeugen die Hintergründe in der 3D-Version mit einer starken Tiefenwirkung. Darüber hinaus weiß der inhaltlich nichtssagende, gleichwohl überfrachtete Rio 2 – Dschungelfieber insbesondere zu gefallen, wenn er gar nicht erst so tut, als hätte er eine reizende Geschichte über den durchaus liebenswerten Papagei Blu zu erzählen. Sketcheinlagen wie das morbide, frenetische und pointierte Dschungelcasting sind sehr kurzweilig und lassen mutmaßen, dass die Rio-Figuren wesentlich besser für Kurzfilme als für Langfilme geeignet sind.