Donnerstag, 30. Dezember 2010

Machete trinkt Eistee

Wie originell und kurzweilig Eistee-Werbung doch sein kann: Machete erzählt von Eistee gestärkt seinen eigenen Film nach....

Oscar 2011: 77 Scores qualifizieren sich für den Goldjungen. Prinzessin mit goldenen Haaren nicht zugelassen

Passionierte Oscar-Tipper, aufgemerkt! Die Score-Kategorie gehört ja nicht gerade zu den am leichtesten vorherzusagenden Sparten der prestigeträchtigsten Filmpreisverleihung, und deshalb können einige Hilfestellungen sicherlich nicht unerwünscht sein. Vor rund einer Woche wurde bereits bekannt, dass einige Filmscores, wie der zu Darren Aronofskys Black Swan disqualifiziert wurden, etwa aufgrund zu intensivem Gebrauch bereits existierender Kompositionen.

Jetzt ist die Oscar-Tipperei noch ein Stückchen leichter geworden: Statt eine Hand voll Musikstücke auszuschließen, lässt sich nun genau nachlesen, welche Filme überhaupt eine Chance haben: The Wrap veröffentlichte eine Liste der Filmsoundtracks, die sich in der Kategorie "Beste Filmmusik" qualifizieren konnten. Jetzt müssen wir bloß noch 5 aus 77 tippen.
Die für mich größte Überraschung (und Enttäuschung) ist, dass sich Rapunzel nicht unter den 77 Filmen befindet. Offenbar wurde beschlossen, dass der Score zu sehr von den Songs überschattet wird, was die aktuellen Academy-Regeln als Anlass für eine Disqualifizierung deuten.
  • THE A-TEAM
  • ALICE IN WONDERLAND
  • THE AMERICAN
  • ANIMAL KINGDOM
  • ANOTHER YEAR
  • APAPORIS
  • BABIES
  • BARNEY'S VERSION
  • BIUTIFUL
  • BLACK TULIP
  • BROOKLYN'S FINEST
  • CHARLIE ST. CLOUD
  • THE CHRONICLES OF NARNIA: THE VOYAGE OF THE DAWN TREADER
  • CLASH OF THE TITANS
  • CONVICTION
  • CYRUS
  • DAYBREAKERS
  • DESPICABLE ME
  • DINNER FOR SCHMUCKS
  • EDGE OF DARKNESS
  • THE EXPENDABLES
  • FAIR GAME
  • FOR COLORED GIRLS
  • FRANKIE & ALICE
  • GET LOW
  • THE GHOST WRITER
  • HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS, PART 1
  • HEREAFTER
  • HOW DO YOU KNOW
  • HOW TO TRAIN YOUR DRAGON
  • HOWL
  • THE ILLUSIONIST
  • INCEPTION
  • INSIDE JOB
  • IRON MAN 2
  • JUST WRIGHT
  • THE KARATE KID
  • THE KING'S SPEECH
  • THE LAST AIRBENDER
  • LEGEND OF THE GUARDIANS: THE OWLS OF GA'HOOLE
  • LET ME IN
  • LOVE & OTHER DRUGS
  • MADE IN DAGENHAM
  • MAO'S LAST DANCER
  • MARMADUKE
  • MIDDLE MEN
  • MORNING GLORY
  • MOTHER AND CHILD
  • NEVER LET ME GO
  • THE NEXT THREE DAYS
  • OCEANS
  • 127 HOURS
  • PERCY JACKSON & THE OLYMPIANS: THE LIGHTNING THIEF
  • THE PERFECT GAME
  • PRINCE OF PERSIA: THE SANDS OF TIME
  • PURE COUNTRY 2: THE GIFT
  • RABBIT HOLE
  • RAMONA AND BEEZUS
  • REMEMBER ME
  • ROBIN HOOD
  • SALT
  • SECRETARIAT
  • THE SOCIAL NETWORK
  • THE TEMPEST
  • TOOTH FAIRY
  • THE TOURIST
  • THE TOWN
  • TRON: LEGACY
  • THE TWILIGHT SAGA: ECLIPSE
  • VAMPIRES SUCK
  • WAITING FOR "SUPERMAN"
  • WALL STREET: MONEY NEVER SLEEPS
  • THE WAY BACK
  • WILD GRASS
  • WINTER'S BONE
  • WRETCHES & JABBERERS
  • YOGI BEAR
Welche wichtige Lektion lernen wir noch? Richtig: Inception hat die Berechnung durch die geheime, mathematische Academy-Formel zur Berechnung eines Übergebrauchs an bereits existierenden Vorlagen überstanden, anders als etwa Black Swan. Wie mittlerweile wohl jeder weiß, basierte Hans Zimmer das ikonische Wummern aus dem Inception-Soundtrack auf Edith Piafs Chanson Non, je ne regrette rien, weswegen bereits vergangenen Sommer die Spekulationen begonnen, ob Zimmers Score überhaupt am Oscar-Rennen teilnehmen darf. Wenn man den Inception-Soundtrack besitzt und selbst mal reinhört, merkt man, dass Piaf zwar eine Schlüsselposition einnimmt, jedoch bei weitem keine Vormachtsstellung. Die Academy scheint das dieser Liste nach zu urteilen ebenfalls so zu sehen. Ich freu mich.

Um Rapunzel ist es dagegen wirklich schade, nicht zuletzt wegen des Stücks Kingdom Dance. Naja, was soll's: In diese Fall drücke ich meine Daumen halt stärker als zuvor für Drachenzähmen leicht gemacht (ein Animationsfilm muss einfach mit rein, und dieser hat es sich verdient) sowie für meine weiteren persönlichen Favoriten Tron: Legacy und Prince of Persia, wobei letzterer völlig ohne Rückendeckung seiten Disneys eh keine Erfolgschancen hat. The Social Network und Inception sehe ich derweil als (verdientermaßen) gesetzte Kandidaten. Mhhh, mir fällt ein, dass ich nächstes Jahr dringend meine zweite Oscar-Prognose fertigstellen sollte...

Weiterführende Artikel:

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Menschen, die mich beeindruckt haben. Ein Essay.

Eindruck kann man auf vielerlei Arten schinden. Da gäbe es das archetypische Bild des großen Bruders, der einem ein beneidenswertes Leben vorlebt und sanftmütig Ratschläge gibt, wie man es ihm gleichtut. Oder den besten Freund, ehemals Kettenraucher, der mit eisernem Willen sein Laster aufgibt. Eine andere Weise, wie einen Menschen beeindrucken, kennt man vom Verfolgen besonderer Nachrichten: Die junge Frau, die Courage beweist, indem sie eine Messerstecherei an der S-Bahn-Haltestelle vereitelt. Im direkten Vergleich banal, aber dennoch beeindruckend, sind Kunststücke intellektueller oder artistischer Art, die manche Personen in Unterhaltungssendungen vorführen. Der 65-Jährige Rentner, der topfit Hürden läuft. Die Gedächtniskünstlerin, die sich eine schier unendliche Ziffernfolge merken kann.

Ich möchte mich jedoch keiner Person widmen, die mich auf direktem Wege oder durch eine einzelne Glanzleistung beeindruckt hat, sondern diesen Gedanken ein wenig abstrahieren, und ein Künstlerduo vorstellen, dessen Schaffen mich regelmäßig auf eine außergewöhnliche Weise beeindruckt, wie sonst kaum jemand: Die Autoren und Filmregisseure Aaron Seltzer und Jason Friedberg, Macher solcher Humorkakophonien wie Date Movie, Fantastic Movie, Meine Frau, die Spartaner und ich oder dem jüngst auf die Kinowelt losgelassenen Beilight – Bis(s) zum Abendbrot. Mit welcher Konstanz und Penetranz diese witzlosen Regiedilettanten sämtliche berechtigte Kritikerschelte ignorieren und nahezu Jahr für Jahr einen weiteren Film aus ihren Rippen leiern, für den die Einschätzung als „belanglos“ bereits eine unverschämte Ehrung wäre, versetzt mich immer wieder ins Staunen. Es kommt einem Wunder gleich, wie diese zwei wandelnden Beleidigungen an die Kunstform der Parodie stets neue Finanziers finden, Menschen, die sich der Beihilfe zur Ermordung des komödiantischen Geschmacks schuldig machen und als Retour bloß überschaubare Profite erhalten.
Was mich jedoch, je intensiver ich über die ihre Karriere als „zwei der sechs Autoren von Scary Movie“ startenden Fließbandfilmer nachdenke, am meisten beeindruckt, ist wie zielsicher es ihnen gelingt, in ihren Parodien die zuvor abgegrenzte Humorzielscheibe zu verfehlen. Es muss ein unschätzbarer Vorrat an Selbstignoranz in Aaron Seltzer und Jason Friedberg wohnen, um das eigene Vorhaben, eine Parodie auf Liebesfilme mit lauwarmen Der Herr der Ringe-Witzchen zu füllen oder sich in einer vermeintlichen Belustigung über den dezent selbstironischen Historien-Machismusactionfilm 300 durch zahlreiche so genannte Internetmemes und deren Nachahmung zu hetzen. Welch überproportional gewachsenes Ego muss man besitzen, um einen weltberühmten Fernsehsketch über das Durchführen sexuelle Interaktionen rüder Art mit Matt Damon ohne schlechtes Gewissen zu klauen und diesen Diebstahl geistigen Eigentums minutenlang in der Schlusssequenz des unfreiwillig treffend betitelten Desaster Movie auszuwalzen? Ich kann es kaum abschätzen, gewiss ist mir allein, dass es ein Ego von beeindruckenden Ausmaßen sein muss, welches mir bei der nächsten Auseinandersetzung mit meinem Strom-, Wasser-, Gas- oder Telekommunikationsanbieter sicherlich gelegen käme. Wäre ich so beeindruckend dreist und selbstsicher wie Seltzer & Friedberg, mein Telefonanbieter würde mir zum Dank für meine Kundschaft monatlich Geld überweisen, nicht umgekehrt. Denn ich wüsste mit meinem ungesund gewachsenen Ego erbauliches anzufangen, während dieses Regieduo mit seinem Ego ja nur Schund produziert. Ebenfalls erstaunlich, wie man solch ungewöhnliche Talente derart zu verschenken weiß. Wie zwei einzelne Menschen so viel Scheitern vereinen können, welchen Ausstoß an filmwissenschaftlichem Exkrement sie von sich geben, das ist beeindruckender, als sämtliche Kunststücks, die mir gestresste Straßenkünstler ungefragt vorführten – zusammengerechnet!

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings an Aaron Seltzer und Jason Friedberg, etwas, dass deren Status als makaber invertriertes Vorbild meinerseits beinahe zum Zusammenbrechen bringt: Denkt man, sie hätten es raus, sich gänzlich von dem gesunden Restverstand der cineastischen Welt abzukehren, erkennt man, dass sie Schutz hinter dem Schleier der Selbstironie suchen, dass sie zu diesem billigen und ausgeleierten Stilmittel greifen müssen, hoffend dass Leute über diesen Einfall amüsiert neue Sympathie für Seltzer & Friedberg finden... Sie ließen für die DVD-Veröffentlichung von Date Movie einen Audiokommentar einsprechen, in dem zwei namenhafte Filmkritiker diese Pointendissonanz genüsslich zerreißen.

Ein Schachzug, den diese Menschen, die mich mit ihrer fahnenschwingenden Parade des Versagens nicht nötig gehabt hätten. In einer idealeren Welt wäre es nicht passiert. Dann hätte ich nicht aus Neugier ob dieses Audiokommentars einen der schlechtesten Filme der vergangenen Dekade käuflich erwerben müssen. Oder erkennen müssen, dass selbst die verblendedsten Wirrköpfe selbstreflexive Augenblicke verleben. Wodurch der bleibende Eindruck, den Seltzer und Friedberg bei mir hinterließen, dezent getrübt wurde.

Deren Verlust – wären sie für mich ungebrochene Vorbilder, so käme ihnen an dieser Stelle die Ehre zuteil, meinen Aufsatz durch ein Zitat aus deren Produktionen auf prätentiös, wissenschaftliche Art abzuschließen. Stattdessen entlehne ich lediglich eines ihrer am meisten verwendeten dramaturgischen Stilmittel und spurte zu einem abrupten Ende, zur Vollendung gebracht durch eine nicht zündende Poente. Quack, Quack, Pups.

Anmerkung: Für ein Blockseminar in meinem Studiengang wurde Monate nach Anmeldeschluss als Teilnahmebedingung ein mindestens eine DIN-A-4-Seite umfassender Aufsatz zum Thema "Eine Person, die mich beeindruckt hat" verlangt. Da diese Aufgabe nichts mit dem Thema des Blockseminars zu tun hat und es versäumt wurde, weitere Instruktionen oder Rahmenbedingngen aufzustellen, produzierte ich das hier.

Montag, 27. Dezember 2010

Die 10 besten Soundtracks des Kinojahres 2010

Und schon befindet auch das Jahr 2010 in seinen letzten Tagen. Wie es sich für die Zeit zwischen den Feiertagen gehört, habe ich mich drangesetzt einen Jahresrückblick zu verfassen. Naja, eigentlich sogar mehr als nur einen, denn das Nerdjahr 2010 will ebenfalls beleuchtet sein... Jedenfalls: Es ist für mich ja bereits Tradition, euch in den letzten Stunden mit einer Hitliste meiner Lieblingslieder zu bombardieren. Dieses Jahr möchte ich aber zusätzlich zu den prägendsten Songs der letzten zwölf Monate auch die zehn besten Filmsoundtracks ins Rampenlicht zu drängen.

Denn auch wenn 2010 nicht unbedingt eins der auffälligsten Jahre der Soundtrackgeschichte war, so zählt das, was die vergangenen Monate aus den Lautsprechern deutscher Kinosäle dröhnte zu den gelungeneren Beispielen für ein filmmusikalisches Kinojahr.

Wer also nach Ideen sucht, wofür er die vom Weihnachtsmann erhaltenen Gutscheine einlösen könnte oder einfach nur wissen möchte, welche Filme 2010 besonders gut klangen, der ist gut beraten, sich auf Quotenmeter zu begeben. Denn um meine Hitliste vorzustellen, habe ich mal so eben die Rubrik Die 10... gekapert. Wieso auch nicht?

Stirb langsam - Jetzt erst recht

Fünf Jahre nach Stirb langsam 2 kam ein neuer Film mit John McClane in die Kinos, und dieses Mal sollte nicht nur Regisseur John McTiernan auf den Regiestuhl zurückkehren, nein, erstmals sollten das Publikum den unfreiwilligen Supercop in seiner Heimat New York in voller Action erleben.

Der Weg zu diesem Actionspektakel war jedoch ähnlich verworren, wie der zum ersten Teil der Reihe: Ein Drehbuch, welches als Grundlage zur zweiten Stirb langsam-Fortsetzung vorgeschlagen wurde, fand bei McTiernan keinen Anklang und wurde daraufhin von seinem ehemaligen Kameramann Jan de Bont als Speed 2: Cruise Control verwirklicht. Stattdessen nahm man sich eines Original-Drehbuchs von Jumanji-Autor Jonathan Hensleigh an, der sich überlegte, wie es wohl aussähe, wenn ein Kindheitsfreund von ihm blutige Rache üben würde. So entstand das Drehbuch Simon Says, indem ein Terrorist einen Polizisten quer durch die Stadt jagt und Rätsel lösen lässt, da sonst versteckte Bomben hochgehen würden. Die Lethal Weapon-Macher zeigten Interesse am Skript und wollten es zum vierten Teil ihrer Reihe umschreiben, leztztlich jedoch schlugen McTiernan, der zu meist von kommerziellem Unglück verfolgte osteuropäische Produzent Andrew G. Vajna und Co. zu und ließen den Autoren aus seinem Drehbuch den dritten Teil von Stirb langsam schaffen. Die ersten 45 bis 60 Minuten des Films blieben dabei nahezu unverändert - und irgendwie merkt man das auch. Aber dazu nachher mehr.
Außerhalb der USA wurde Stirb langsam - Jetzt erst recht übrigens als einziger Film der Reihe größtenteils von der Walt Disney Company vertrieben, da Fox um Kosten zu drücken eine Kooperation mit Cinergi Pictures einging, welche wiederum einen Vertriebsdeal mit Disney hatten. Ein zufälliger Glückstreffer für den Konzern, da dieser Film international unerwartet stark lief.

Was Stirb langsam - Jetzt erst recht besonders aus vergleichbaren Actionstreifen hervorhebt, sind die drei Kerndarsteller Bruce Willis, Samuel L. Jackson und Jeremy Irons. Willis ist als ungewollter Held des Tages wieder einmal richtig klasse und es ist interessant, Normalo McClane in schlechterer Verfassung zu sehen, ganz gleich, wie passend man diese aus früheren Drehbuchfassungen übernommene Charakterisierung auch finden mag. Sein Zusammenspiel mit Jackson ist herrlich, die beiden geben ein großartiges Leinwandteam ab und können der überreizten Buddy-Actioncomedy-Dynamik neue Seiten abgewinnen. Wenn man Stirb langsam - Jetzt erst recht auseinander nimmt, ist es letztlich sogar Jackson und nicht Willis, der dem Film zusätzliche Spannung und Kraft verleiht. Seine Figur Zeus ist gleichermaßen Karikatur wie ein filmischer Anker, der neben dem immer mehr zum Actionüberflieger mutierenden McClane für Realismus sorgt. Besonders großartig ist Jacksons Auseinandersetzung mit einem Polizisten, der ihn fälschlicherweise für einen Terroristen hält und deshalb unwissentlich davon abhält, einen Bombenanschlag zu vereiteln. Diese ikonische Sequenz wurde neun Jahre später in Die Unglaublichen auf großartige Weise neu aufgelegt und ich kann jedem nur empfehlen, sich beide Filme (oder wenigstens die betroffenen Szenen) mal im Doppelpack anzusehen.
Jeremy Irons als schleimiger Strippenzieher letztlich gibt Stirb langsam - Jetzt erst recht einen Punkt, in dem er sogar das Original überstrahlen kann. Es mag blasphemische Züge aufweisen, gewiss, aber mir ist Irons tatsächlich eine Kippladerlänge lieber als Alan Rickman in Stirb langsam. Hans (bzw. Jack) Gruber bildete zwar den Prototypen für den zu gleichen Teilen diabolischen wie intelligenten Actionfilm-Antagonisten, aber Irons hat im Spiel gegen McClane, zumindest für mich, noch mehr boshafter Ausstrahlung und eine noch prägnantere Präsenz. Rickman ist in Stirb langsam klasse anzuschauen, doch der Film würde mit einer schlechteren Darbietung fast genauso gut funktionieren, Irons hingegen übertrumpft das Material und macht es zu etwas besserem. 


Eine so unterhaltsame Schurkendarstellung hat Stirb langsam - Jetzt erst recht leider auch nötig, denn obwohl der dezent größenwahnsinnige dritte Teil der Actionreihe deutlich temporeicher und kultiger als der etwas mauere Stirb langsam 2, so ist McClanes Hatz quer durch New York nicht frei von Mängeln. Dabei ist Stirb langsam - Jetzt erst recht einer dieser schwer zu umfassenden Fälle, in denen fragmentarisch gesehen alles stimmt: Der Plot ist, zumindest aus Genresicht betrachtet, intelligent und zeigt einen extrem durchdachten Schurkenplan, der trotzdem plausibel ist und für den Zuschauer aufregend umgesetzt wurde. Die Handlung des Films ist sogar dermaßen glaubwürdig, dass angeblich das FBI auf den Plan gerufen wurde, da die Behörde ob des cleveren Vorgehens der Filmschurken dem Autoren gegenüber misstrauisch wurde. Und auch die Actionszenen sind, für sich betrachtet, spannend und mit griffigem Timing inszeniert. Sie toppen im Maßstab die Sequenzen aus Stirb langsam, ohne zur Bay'schen Zirkusparade zu mutieren, die nicht wirklich zum Stil der Reihe passen würde. Die einzelnen Actionsequenzen gehen zügig voran und haben allesamt ihren eigenen Höhepunkt, was für zahlreiche explosive "Wow!"-Momente im Film sorgt. Packt man jedoch die Handlung und die Action zusammen, will das Puzzle kein stimmiges Bild mehr ergeben, da die für sich gelungene Action dem etwas langfahrigeren Plot im Weg steht und umgekehrt die eigentlich spannende Story sich nicht den elaborierten Actionpassagen fügen möchte. Letztlich fühlt es sich so an, als säße man mit einem Fahranfänger in einem Wagen mit hakendem Getriebe. Es ruckelt, und ruckelt, und ruckelt. 


Diese Schwäche schadet Stirb langsam - Jetzt erst recht besonders bei wiederholter Sichtung, wenn einen die Twists und Wendungen, die Lösungen der gestellten Rätsel nicht weiter kümmern. Das Ziel der vermeintlichen Handlung ist erreicht, und dann folgt noch ein halber Film, in dem McClane das in den Brunnen gefallene Kind wieder rauszuholen versucht. Dramaturgisch ist Stirb langsam - Jetzt erst recht aus exakt diesem Grund eine mittlere Katastrophe, denn Jonathan Hensleigh hat als Drehbuchautor nicht die Klasse eines Quentin Tarantino oder der Coen-Brüder, dass er auf erzählerische Grundgesetze pfeifen kann, ohne bei diesem rebellischen Akt zu scheitern.


Stirb langsam - Jetzt erst recht ist durch diesen misslungenen Aufbau nicht gleich ein schlechter Film, allerdings kann er bei wiederholtem Ansehen zunehmend die Geduld strapazieren, wenn man sich nicht völlig fallen lassen und ihn bloß mit von der Action geblendeten Augen von Sequenz zu Sequenz verfolgen kann. Die Geschichte verliert halt nach einmaligem Sehen an Reiz, und so bleiben "nur" die verrückten Verfolgungsjagden, die explosiven Schießerien und die flotten Sprüche, um den Film über Wasser zu halten. Somit endet Stirb langsam - Jetzt erst recht als großartige "Bier auf, Chips wegmampf"-Geräuschkulisse für einen herrlichen DVD-Abend in geselliger Runde. Bei unkonzentrierter Beobachtung sehr unterhaltsam und technisch spitze umgesetzt, doch mit etwas Abstand sieht man, wie der Film kaputt gedoktert wurde.

Siehe auch:

Sonntag, 26. Dezember 2010

Die Zehn-Satz-Rezension zu "Selbst ist die Braut"

  1. Die Romantikkomödie Selbst ist die Braut aus dem Jahr 2009 gehört mit weltweiten Einnahmen von fast 320 Millionen Dollar, bei einem Budget von geschätzt 40 Mio., zu den profitableren Überraschungserfolgen seines Erscheinungsjahrs.
  2. Regie führte Anne Fletcher, Macherin von Step Up und 27 Dresses, die Selbst ist die Braut trotz seiner routinierten RomCom-Handlungselementen mit viel eigener Ausstrahlung und einem leicht modernisierten Screwball-Flair versieht, wodurch sich diese Liebeskomödie zu einem der amüsanteren Vertreter seines Genres der letzten Jahre macht.
  3. Sandra Bullock spielt mit viel Energie und biestiger Freude eine herrische Verlagslektorin in New York, die kurz davor steht nach Kanada ausgewiesen zu werden, weshalb sie kurzerhand ihren Vorgesetzten davon erzählt, sie hätte eine heimliche Affäre mit ihrem Assistenten und habe vor, in Bälde zu heiraten.
  4. Ihr strebsamer Assistent, gespielt von Ryan Reynolds, schließt einen Deal ab und spielt bei diesem Betrug mit, und da die Einwanderungsbehörde eine große Fragerunde und ein Verhör mit den Anverwandten des "glücklichen Paars" androhte, nimmt er sie nach Alaska zu einer Familienfeier mit.
  5. In Alaska angekommen spielen sich dann, manchmal leicht abgewandelt, die üblichen Wortgefechte, Pleiten und Pannen einer Screwball-RomCom ab, inklusive eines peinlichen Männer-Striptease-Acts, kleinen Kläffern und ungewollter Nacktheit.
  6. Selbst ist die Braut gelingt der Balanceakt zwischen romantisierter Plausibilität der Haupthandlung und pointierter Skurrilität bei den Nabenfiguren und den abstrusen Ereignisse, die sich alle paar Minuten ergeben.
  7. Sandra Bullock und Ryan Reynolds geben sein sehr witziges Leinwandpaar ab, dass sich auf humoriger Ebene sehr gut ergänzt, die ganz großen Gefühle können sie jedoch nicht auslösen.
  8. Sehr lange überrascht Selbst ist die Braut auch mit einer feineren Ebene in der knalligen Charakterzeichnung, aber im letzten Drittel versauen sich die Autoren diesen Pluspunkt, indem sie Bullock die verstecktere Seite ihrer Figur unnötig hinausschreien lassen.
  9. In einem ungewohnten Zuge lehnte der Disney-Konzern die Pläne für eine Fortsetzung zu diesem Film ab, was trotz des Charismas von Selbst ist die Braut zu begrüßen ist, weil sich der Reiz der gelungensten Momente nicht wiederholen ließe, ohne sich dreist selbst zu kopieren.
  10. Von einem etwas zu dick aufgetragenen Finale, welches von einem komischen Epilog ein Stück weit aufgefangen wird, ist Selbst ist die Braut eine, wenngleich nicht sonderlich einfallsreiche oder mit einprägsamen Filmmomenten gesegnete, sehr charismatische Romantikkomödie, die durch das Spiel seiner Protagonisten und gutem Timing für rund 100 Minuten warmherzigen Spaß sorgt.
Weitere Filmkritiken:

Wie Johnny Depp den "Rango" gibt

Gore Verbinski machte im Vorfeld eine große Sache daraus, dass sein Animationsfilm Rango entgegen früherer Meldungen nicht durch Motion Capturing (a la Robert Zemeckis) verwirklicht wird, sondern durch etwas, dass er Emotion Capturing nennt. Eine kleine Featurette zeigt nun Hauptdarsteller Johnny Depp, Isla Fischer, Bill Nighy und Kollegen, wie sie sich für Rango zum Affen machten - und was sich hinter Verbinskis tollem neuen Verfahren verbirgt.



Ähm, ja. So lange kein technischer expliziteres Hintergrundmaterial zur Verfühung gestellt wird, entnehme ich diesem Video, dass Verbinskis Emotion Capturing eigentlich nichts anderes ist, als gleichzeitiges Texteeinsprechen und Drehen von Realfilm-Referenzmaterial auf einer minimal ausgestatteten Bühne, auf dessen Basis die Animatoren ihrer Arbeit nachgehen. Also eigentlich das, was Disney schon vor Jahrzehnten bei seinen Klassikern (in unterschiedlicher Intensität) durchführte.



Bahnbrechend ist anders, aber man kann sich gewiss schlechtere Vorbilder aussuchen. Ob das sensationelle, neue und taufrische Emotion Capturing zu einem guten Film führt, erfahren deutsche Kinogänger am 3. März 2011.

Freitag, 24. Dezember 2010

Es weihnachtet sehr

All meinen Leserinnen und Lesern, möchte ich frohe Feiertage und schöne Stunden im Kreise der Geliebten wünschen. Noch nie sollten dermaßen viele von euch gleichzeitig weiße Weihnachten erleben dürfen, also lasst den inneren Nörgler fallen und genießt die weiße Pracht vor eurer Tür.
Egal wie ihr Weihnachten feiert oder ignoriert, feiert oder ignoriert es mit Freude.

Ich werde die Feiertage nutzen, um einige größere Artikel, die ich auf Halde hatte endlich auf euch loszulassen - zwischen Festessen, Schneeschippen und Geschenke auspacken könnt ihr also, bei Bedarf, auch mein Geschreibsel zum Teil eurer Weihnachtstage machen. Wenn ihr es denn bedarft...

Ich wünsch euch in jedem Fall eine schöne Zeit,
euer Sir Donnerbold

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die schlechtesten Kinofilme 2010

Die schlechtesten Kinofilme 2010 - oder sagen wir besser direkt "die Kinofilme 2010, die mich am meisten angeätzt haben", damit mir ja nicht vorgeworfen wird, ich hätte den südindischen Film über einen verbrennenden Hühnerembryo in der verrotzten Nase eines Breitlippengorillas nicht erwähnt. Wie denn auch, den habe ich nicht gesehen. Sofern es den überhaupt gibt. Auch andere naheliegende Kandidaten wie Yogi Bär und Reine Fellsache habe ich nicht gesehen. Ich bin noch kein Ganztagsfilmkritiker und habe deswegen nicht die Zeit, jeden Müll zu sehen, der Woche für Woche in die Kinos kommt. Aber ich habe dieses Jahr trotzdem so viel im Kino gelitten, wie noch nie zuvor. Und deswegen gibt's hier meine Hitliste der schlechtesten Filme 2010... Denn irgendwo muss ich mich ja abreagieren!

Platz 10: The Tourist (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck)

Johnny Depp spielt einen aufgequollen Dackel, der von einer überschminkten Schaufensterpuppe mit Monsteraugen durch Venedig geführt wird. Nein, das ist nicht Pixars bislang experimentellster Kurzfilm mit John Ratzenberger als singende Gondola, sondern der verspätete Nachleger des Oscar-Goldjungen Florian Henckel von Donnersmarck, der bei seinem Hollywooddebüt auf malerische Stadtaufnahmen und hübsche Kostüme setzt, dabei allerdings die Handlungsebene vergisst. Währenddessen erarbeiten sich Depp und Jolie ihr erstes ungenügend in Leinwandchemie und Scottland Yard muss mit seinem blödelhaften Versagen nahezu im Alleingang den Film ansatzweise erträglich machen.

Platz 9: The Expendables (Regie: Sylvester Stallone)

Filmisch gesehen, ist The Expendables noch recht deutlich der "beste" Film auf dieser Liste. Es ist ein zwischen A- und B-Movie fallender, hohldoofer Actionstreifen der routinierten Stallone- und Schwazenegger-Marke. Die Action hat ihre schwerfälligen Momente, die Einzeiler wollen nicht durchgehend mit voller Wucht zünden, aber für Fans dieses Actionsubgenres allein schon aufgrund der beteiligten Namen ein Pflichtfilm. The Expendables verdient sich seinen Auftritt in dieser Liste aus anderen Gründen. Erstens: Es ist schlichtweg nicht meine Art von Actionfilm. Mit den Stallone- und Schwarzenegger-Klassikern konnte ich auch schon nie sonderlich viel anfangen. Zweitens: The Expendables ist die Definition von verschenktem Potential. Kein "Clash of the Action Cultures" in dem Stallone, Jet Li und Jason Statham überzeichnete Repräsentanten ihrer Actionherkünfte darstellen und ausmachen, welche Gewaltschule die beste ist. Kein prominent besetztes Erbarmungslos für Stallone-Krawummsfilme. Einfach nur "business as usual", nur mit ein paar namenhaften Muskeln mehr im Bild. Viel heiße Luft...

Platz 8: Predators (Regie: Nimród Antal)

Nur damit ich das richtig verstehe: Robert "El Mariachi" Rodriguez produziert einen Predators-Film und vergisst die Action? Du hast Elitesoldaten, die durch einen unheimlichen Urwald stapfen, in dem Predators wildern, und es passiert kaum etwas? Die Ansätze für einen spannenden Action-Horrorfilm sind ja da, bloß werden die kaum genutzt. Es gibt einige coole Sprüche, die Besetzung ist annehmbar (deren Rollen dagegen...) und Kulissen mitsamt Dschungel sahen recht passabel aus, aber alles in allem ist Predators "mrmpf". Er will nicht in die Gänge kommen, deutet originelles an und verendet dann doch in hölzern umgesetzter Genrekonventionalität. Eine derbe Enttäuschung.


Platz 7: The Book of Eli (Regie: Albert & Allen Hughes)

Nach jahrelanger Regiabstinenz kehrten 2010 die Hughes-Brüder (Dead Presidents) mit dem postapokalyptischen Thriller The Book of Eli wieder ins Rampenlicht. Wären sie doch nur im cineastischen Schatten geblieben. Der Film beginnt zwar noch mit ein paar recht stylisch eingefangenen Scharmützeln, Mila Kunis ist liebenswert, Denzel Washington sympatisch wie eh und je und Gary Oldman skizziert eine herrliche Selbstparodie, doch man verbringt zu wenig Zeit mit Charaktermomenten, als dass man dies schätzen könnte. Stattdessen reiht sich eine immer uninspiriertere Actionszene nach der anderen, unterbrochen von leblosen Handlungsmomenten. Die Atmosphäre des Films verfällt von beklemmend zu bedrückend öde und die Plottwists sind selten dämlich. Und gerne auch vorhersebar. Wer nicht erkennt, welches mächtige Buch Eli mit sich herumschleppt, der sollte nochmal die Schule besuchen. Oh, nicht nötig, der Schluss des Films fühlt sich nämlich schon wie ein lektionsreicher Schulbesuch an.

Platz 6: Kampf der Titanen (Regie: Louis Leterrier)

"Clash of the Titans - Titans... will... clash!" Die US-Tagline war das einfallsreichste und unterhaltsamste am gesamten Film. Okay, von Ralph Fiennes' schmiergen Hades abgesehen. Kampf der Titanen war ein Schreckensbild aus der Sommer-Blockbuster-Schule. Die Vorlage zu diesem Remake wurde mit Versatzstücken aller möglichen erfolgreichen Fantasyfilme der vergangenen Jahre in einen Mixer geworfen, zu lange stehen gelassen und mit dem schlechtesten Kino-3D seit der Jahrtausendwende zu einem Kopfschmerzen verursachenden, spannungsarmen Nichts zurechtgepanscht. Gemma Arterton durfte in blasserer Form einen Vorgeschmack auf ihre Rolle als mystisches Abenteuer-Navigationsgerät auf zwei Beinen abgeben, manche der Effekte waren annehmbar und eine (!) der Kampfsequenzen war unterhaltsam. Aber sonst? Pompös eingeleitete Kämpfe, die sofort wieder vorbei sind, uncharismatische Figuren, keinerlei Dramaturgie... Der größte Gegner in diesem Film ist der gierige Schlund der Belanglosigkeit.

Platz 5: Bon Appétit (Regie: David Pinillos)

Eine auf Kinolänge verkürzte Telenovela ohne Kitsch, ein Lügengeflecht der Liebe, in dem sich schale Figuren unspektakulär verheddern. Dialogsequenzen ohne Einfluss auf Charakterzeichnung oder Handlung. In dieser Restaurantromanze fehlt jegliche Würze. Sei es das Prickeln der Romantik, die Herzhaftigkeit glaubwürdiger Figuren, der Pepp eines schönen Dialogs. Von einem netten Kennenlernabend der beiden Hauptfiguren abgesehen, istBon Appétit eine nährstofflose Schuhsohle, die sich als Gourmetmenü verkauft.

Platz 4: Beilight - Bis(s) zum Abendbrot (Regie: Aaron Seltzer & Jason Friedberg)

Seltzer und Friedberg sind nicht vollkommen lernresistent: In Beilight beachten sie tatsächlich einige der Kritikpunkte, die sie immer wieder ereilen, konzentrieren sich vornehmlich auf eine Parodie-Zielscheibe, verzichten auf sinnbefreite Musikeinlagen oder endlose Kotz- und Pupswitze und zwischen schwach getimten Slapstick gelingt ihnen sporadisch sogar ein satirischer Volltreffer auf die Twilight-Saga. Es spricht jedoch nicht für das Talent dieser Humordilettanten, dass ihr jüngstes Schundwerk trotzdem zu den schlechtesten Filmen des Jahres gehört. Wenn die Witze nicht uralt sind, sind sie trotzdem nahezu ausnahmslos vorhersehbar, für jede treffende Parodie der Twilight-Reihe gibt es zwei Gags, die man selbst bei bloßer Kenntnis der Trailer als schwachsinnig enttarnen kann und oft genug werden die Darsteller hilflos in einem filmischen Vakuum zappeln gelassen. Eine dumme Fratze zum Schluss der Szene wird's schon witzig machen...

Platz 3: Konferenz der Tiere (Regie: Reinhard Klooss & Holger Tappe)

Was erhält man, wenn man sich Ice Age krallt, die Figurenanimation in ein enges Korsett zwängt und 5/6 aller Gags rausschneidet? Keine Ahnung, aber es wäre sicherlich um eine Giraffenhalslänge interessanter als diese knochentrockene und sterbenslangweilige Möchtegern-Blödelvergewaltigung von Erich Kästners Kinderliteraturklassiker. Die grüne Botschaft des Films wird einem hölzern um die Ohren geschlagen, die Figuren sind fast ausnahmslos uninteressant und das Design einfallslos bis zum geht nicht mehr. Der kindische Witz ist selbst für einen Kinderfilm zu kindisch und nach der langwierigen Exposition wissen die Filmemacher nicht mehr, wohin mit ihren ganzen Figuren. Undurchdacht, dümmlich und spröde wie eine Spanplatte.

Platz 2: Old Dogs - Daddy oder Deal (Regie: Walt Becker)

Wenn man sich nach einer 88-minütigen Komödie so fühlt, als sei endlich einer der längsten, anstrengendsten und uninteressantesten Tage seines Lebens vorüber, dann ist etwas ungeheuerlich schief gelaufen. Old Dogs eröffnet mit einigen der schlechesten Photoshop-Desastern, die mir je untergekommen sind. Er ist eine dramaturgische Katastrophe mit zahllosen angetäuschten Enden. Die Filmkinder nerven, die Regie ist planlos, die Witze zwischenzeitlich nicht mehr als solche zu erkennen und obendrein muss man sich den klebrigsten Disneysülz der letzten Kinojahre antun. Wenigstens gibt es noch einen inkontinenten Hund, der durch das Bild schlufft. Und auf DVD einen weltfremden Audiokommentar eines illusorischen Regisseurs, der dieses hohe Werk der Filmkunst gebührlich analysiert und wertschätzt. Old Dogs - kein Film hat unter Rich Ross' Disneyführung mehr Produktionen gekillt, als dieser.

Platz 1: Kindsköpfe (Regie: Dennis Dugan)

Was für ein grauenvoller, grauenvoller Film! Uralte Witze, vorgetragen mit fürchterlichem Timing, haufenweise Szenen in denen eine Pointe vorbereitet wird, die niemals kommt. Zur Abwechslung beleidigen sich die Darsteller einfach Mal ein paar Minuten lang und zeigen, wie sie von Mario Barth das Über-sich-selbst-lachen gelernt haben. Salma Hayek probt sich indessen als Double für ihre Wachsfigur bei Madamme Tussauds (und muss leider feststellen, dass sie für diese Aufgabe zu leblos wirkt) und starrt unentwegt auf den an die Filmkamera getackerten Gehaltsscheck. Fast könnte man denken, Kindsköpfe habe kein Drehbuch. Doch, das hat er. Ein armer Irrer hat sich tatsächlich durch Adam Sandlers Schaffen gekämpft und das Schlechteste rausgeschrieben, das er auftreiben konnte. Das wurde dann lieblos verpackt und mit einer wirklich absolut brechreizerregend aufgesetzten Schlussmoral neu verfilmt. Das einzig gute an Kindsköpfe sind Axel Malzacher (ausgerechnet als Stimme von Rob Schneider!) und Steve Buscemi, der sich auf der Suche nach Hautbleichmittel wohl auf's Set verirrt haben muss.
Oh, Kindsköpfe ist übrigens der zweiterfolgreichste Adam-Sandler-Film der deutschen Kinogeschichte, lockte mehr als doppelt so viele Besucher vor die hiesigen Leinwände als Iron Man 2 und verkaufte in Deutschland über eine halbe Million Eintrittskarten mehr als Toy Story 3!

Ich würde ja weiterzetern, aber ich finde unter all der Kotze meine Tastatur nicht mehr.

Empfehlenswerte Artikel:

Red State: Teaser zu Kevin Smiths Religionshorrorthriller


 Coming Soon veröffentlichte so eben den Teaser zu Kevin Smiths Red State, seiner lang erwarteten Abkehr aus dem komödiantischen Fach ins Horrorgenre.



(Seht ihn hier in besserer Qualität)

Inhaltlich ist der Teaser sehr nichtssagend und durch die Gegenüberstellung des Tons und der tonal offensichtlich vollkommen anderen Szenen ist er auch atmosphärisch eher unzuverlässig. Aber die wild aneinandergschnittenen Szenen zeigen schonmal, dass es in Red Stat ziemlich wild umhergehen wird.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Die Zehn-Satz-Rezension zu "The Tourist"

  1. The Tourist von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck geört zu den Rezeptionsüberraschungen des Jahres, er ist nominiert als "Bester Film Comedy/Musical" sowie für beide Hauptdarsteller-Preise dieser Sparte für den Golden Globe nominiert, zugleich erhielt er aber nahezu ausnahmslos Kritiken, die einer Goldenen Himbeere würdig wären.
  2. Im komödiantischen "Thriller" The Tourist spielt Angelina Jolie eine mysteriöse, vom Scottland Yard beschattete Frau, die einen ahnungslosen, von Johnny Depp gespielten Touristen in ein gefährliches Intrigenspiel zwischen dem Gesetz und der Unterwelt verwickelt.
  3. The Tourist beschreitet einen sehr klassischen Pfad innerhalb seines Genres, möchte das bedächtige Tempo und die erfrischende Leichtigkeit eines augenzwinkernden 60er-Jahre Kriminalthrillers heraufbeschwören, inklusive der obligatorischen Inszenierungsvergötterung seines weiblichen Stars, dem schussligen männlichen Gegenpart und ehrfürchtig-romantisierter Darstellung des alten Europas.
  4. Donnersmarck versteht es tatsächlich, malerische Impressionen Venedigs einzufangen und die oberflächliche Grazie seines Films zu zelebrieren, darüber hinaus scheitert er in seinen Vorhaben jedoch, mit unterschiedlich katastrophalen Ergebnissen.
  5. So kleidet er Angelina Jolie in wunderschöner Garderobe, eine Oscar-Nominierung für die Kostüme wäre die einzig nachvollziehbare Preisehrung die The Tourist erhalten könnte, die MakeUp-Abteilung kleisterte ihr Gesicht jedoch so sehr zu, dass sie keinerlei mimische Ausdrucksfähigkeit mehr besitzt und an einen rehäugigen Modezombie erinnert.
  6. Johnny Depp ist derweil sichtbar unmotiviert und trauert der durch die verfluchte Vertragsunterzeichnung für The Tourist verlorenen Freizeit in Form dreier Gesichtsausdrücke (müder Dackelblick, verwirrter Dackelblick, enttäuschter Dackelblick) hinterher.
  7. Die dramaturgisch als Kriminal-Screwballkomödie gedachte Romanze zwischen Jolie und Depp ist so prickelnd wie die zwischen einer Brausetablette und einem leeren Glas Wasser.
  8. Die Handlung ist hanebüschen und erhält allein durch die Geduld strapazierende Plottwists so etwas wie die Ahnung eines frischen Windes, abseits dieser Kernszenen wird die Thrillerhandlung von bedächtiger Ödnis regiert.
  9. Was The Tourist davor bewahrt zum einschläfernden Freskengemälde Venedigs zu verkommen, sind eingeschobene komödiantische Momente, wie Depps Auseinandersetzungen mit den Gesetzeshütern oder die, hoffentlich absichtlich so in den Film eingebaute, strunzdämliche Inkompetenz des Scottland Yards, dem in der Welt von The Tourist nur noch ein Neon-Leuchtreklameschild fehlt, um noch auffälliger durch die Gegend zu schreiten.
  10. Absoluter "Scene Stealer" ist übrigens, exklusiv in der deutschen Fassung, Marcus Off, der mit ungefähr drei Sätzen einen halben Kinosaaal in euphorische "Jack Sparrow?! Jack Sparrow"-Rufe und entsprechendes Gekicher versetzen konnte, und somit sogar den in einer Sequenz angetrunken spielenden Johnny Depp hinsichtlich Fanreaktionen übertrumpfen könnte; möge Disney Deutschland daraus lesen, was es will...
Weitere Zehn-Satz-Rezensionen:

    Neues Musikvideo zu Daft Punks "Derezzed" aus "Tron Legacy"

    Derezzed ist das Musikstück aus Tron Legacy, das am wenigsten meinen Hörgewohnheiten entspricht, aber da das Musikvideo wirklich klasse gestaltet ist und sowohl den Originalfilm als auch seine Fortsetzung einfallsreich verarbeitet, möchte ich es dennoch mit euch teilen. Viel Spaß für eure Augen und vielleicht auch Ohren:



    Siehe auch:

    Dienstag, 21. Dezember 2010

    Aus der eingemotteten Trailerkiste: Das Tron-Weihnachtsspecial

    Wo wart ihr, Weihnachten 1982, als Tron ein so immenser Kinoerfolg war, dass er sein eigenes Weihnachtsspecial spendiert bekam?  Nicht geboren? Versoffen unter'm Tannenbaum? Beschäftigt damit, euch eine Wiederholung von V.I.N.C.E.N.T.s fröhliches Christfest anzusehen?

    Nun gut, das ganze Special kann ich euch nicht zeigen, aber wenigstens hat jemand den Fernsehspot wieder ausgegraben:


    Oscar 2011: "Black Swan" und weitere Scores disqualifiziert

    Oscar-Traditionen. Neben der alljährlichen Liste der qualifizierten Songs muss über kurz oder lang auch Jahr für Jahr eine Liste von Filmscores kommen, die disqualifiziert werden. There Will Be Blood war seinerzeit ein solcher Fall, der im filmzentrischen Web große Wellen schlug. Ich mochte die Musik eh nicht, also war's mir egal. Im Januar dieses Jahres wurde, recht spät, Küss den Frosch disqualifiziert.

    Die neuste Runde an Disqualifikationen trifft sogleich mehrere Filme, die im Oscarrennen prominente Positionen einnehmen. Laut Variety können sich gleich vier Komponisten die Oscar-Chancen abschminken. Clint Mansells Score zu Black Swan greift gemäß den Academy-Regeln für die Musikkategorie zu häufig auf Tchaikovskys Schwanensee zurück und Carter Burwells Musik zum Coen-Westernremake True Grit basiert in zu weitläufigen Stücken auf Hymnen des 19. Jahrhunderts.

    Ebenfalls disqualifiziert werden die Scores zu The Kids Are Alright und The Fighter, wenngleich aus anderen Gründen: Diese Filme werden akustisch von intensivem Gebrauch bereits existierender Songs geprägt, die Originalmusik ist gewissermaßen nur Lückenbüßer. So gesehen hätten sie also eh kaum eine Chance nominiert zu werden. Die regelung ist hier also eher reine Formsache.

    Weiterführende Artikel:

    Die Zehn-Satz-Rezension zu "Adventureland"

    1. Adventureland ist eine Coming-of-Age-Deprimödie aus dem Jahr 2009 von Superbad-Regisseur Greg Mottola und einer der letzten Miramax-Filme.
    2. Der Film basiert auf Jugenderfahrungen Mottolas und spielt im Sommer des Jahres 1987, einer ennervierenden Zeit für James (Jesse Eisenberg), der kurz vor dem Wechsel aufs College steht und aus Geldmangel einen Ferienjob im schäbigen Freizeitpark Adventureland annehmen muss.
    3. Weil sein Chef (der zu wenig auftauchende Bill Hader) ihn für einen verspielten Typen hält, wird James nicht zu den begehrteren Fahrgeschäften eingeteilt, sondern muss gemeinsam mit Leuten dem Nihilisten Joel (Martin Starr) an den Spielbuden schuften.
    4. Der jungfräuliche und schüchterne James lernt auf der Arbeit die von ihrem Elternhaus geschaffte, stets übermüdete und gestresst aussehende Em (gespielt von einer sympatisch abgefrackten Kristen Stewart) kennen, in die er sich sehr schnell verliebt.
    5. Einer von James Vertrauenspersonen ist Lebemann und Techniker Mike (Ryan Reynolds), ein gleichemraßen offener wie schleimiger Kerl, der sich während der Arbeit an den Buden und Fahrgeschäften Adventurelands um Frauenherzen bemüht und James mehr oder weniger ernstgemeinte Liebestipps gibt.
    6. Wie der in der Gegenwart spielende Superbad ist Adventureland audiovisuell stark von einem Retrocharme geprägt, die Musikwauswahl ist typisch 80er (was hier offensichtlicher gerechtfertigt wird als in Superbad), die Kameraarbeit ist ebenso träge wie die Geisteszustände des Figurenrepertoires, die Farben leicht grieselig, was man mögen kann oder auch nicht.
    7. Anders als Superbad, der hinter seinem episodenhaft-rüden und unverschämten Hunor dezent eine Geschichte über Männerfreundschaften erzählt, stellt Adventureland den Witz eher in den Hintergrund, entlockt durch gelegentlich trockene Dialoge oder absurde Siutationen einige Schmunzler, doch insgesamt geht es dem Film mehr darum, mit einem kleinen Grinsen von einem beschissenen Sommer zu erzählen, und wie ein nerviger Job und zwischenmenschliche Verwirrungen einen Menschen verändern können.
    8. Das ganze Ensemble füllt die scharf umrissenen Figuren mit Leben und insbesondere Eisenberg und Stewart bleiben einem in Erinnerung, nicht zuletzt auch, weil das Verhältnis ihrer Figuren äußerst glaubwürdig vermittelt wird, während ähnlich gelagerte Filme wie Beim ersten Mal oder auch Superbad in diesem Belang doch etwas von Loserfantasien haben.
    9. Die filmische Identität von Adventureland wird vor allem durch seine Atmosphäre markiert, seiner amüsanten aber zugleich knockentrockenen und deprimierten Stimmung, die einem Besuch auf einer mäßigen Kirmes mit guten Freunden gleicht, da es irgendwo Spaß macht, aber dennoch von der schäbigen Kulisse und dem ranzigen Nachgeschmack des Fressbuden-Imbiß beeinflusst wird.
    10. Adventureland ist eine Mischung aus Superbad mit weniger griffigen Sprüchen und einem nicht ganz so skurrilen, innovativen Garden State; ein einsichtsvoller und glaubwürdiger Vertreter seines Genres, der einen nostalgisch-verrotteten Charme hat und seine holperige Dramaturgie größtenteils durch sein Ensemble wieder gutmachen kann und somit zwar keinesfalls ein Muss, aber immerhin einen geheimen Gelegenheits-Anspieltipp für Liebhaber des subtil-schrägen Coming-of-Age-Kinos darstellt.
    Empfehlenswerte Artikel:

    Montag, 20. Dezember 2010

    Elektrifiziert die Jungs und Mädchen, wenn ihr so freundlich wärt...

    Darf ich vorstellen: Castor, schillender Mittelpunkt einer elektrifizierenden und angenehm irritierenden, wahrlich abgefahrenen Sequenz in Tron Legacy. Er ist der überdrehte und fabelhafte Leiter des End of Line-Clubs und wird vom Briten Michael Sheen gespielt. In der deutschen Synchronfassung leiht ihm einer meiner absoluten Lieblingssprecher die Stimme: Axel Malzacher. Und das Ergebnis klingt dann so:

    Und mit diesen beschwingten Worten begrüße ich euch zum riesigen Tron Legacy-Rundumschlag hier bei Sir Donnerbolds Bagatellen. Nachdem der US-Kinostart hinter uns liegt und sich Tron Legacy offiziell in unsere Welt gerendert hat, wird es Zeit meine Linkliste zu minimieren und euch mit den interessantesten Fakten aus einigen Interviews zu bombardieren. Und natürlich muss hier über das Ergebnis des Startwochenendes diskutiert werden. Also, Daft Punk auf die Ohren und los geht's:

    Nachdem Rapunzel sowohl in Deutschland als auch in den USA über den Erwartungen Disneys startete und in Russland sogar zum erfolgreichsten Disney-Trickfilm aller Zeiten wurde, sorgt Tron Legacy für erneute Freudestänze, wenngleich für weniger euphorische. Statt über den Erwartungen zu starten, begann Tron Legacy seine US-Kinolaufzeit im Bereich des zuvor vermuteten und brachte 44.026.211 US-Dollar ein. Laut Box Office Mojo, wo dieses Ergebnis sehr freudig eingeschätzt wird, wurden doppelt so viele Kinokarten verkauft wie am Startwochenende von Tron. Das großteils männliche Publikum (geschätzt 66 Prozent) ist mit dem Film insgesamt sehr zufrieden, während die Kinokritiken weniger euphorisch ausfielen - und das obwohl Kritikerpabst Roger Ebert den Film lobte.

    Hinter vorgehaltener Hand wird man das Einspielergebnis von Tron Legacy sicherlich dezent enttäuschend finden: Nachdem Rapunzel alle Erwartungen sprengte, da hätte doch auch dieser Film mit seinem enormen Marketingpush in viel höhere Weihen vorpreschen dürfen. Allerdings deutet sich an, dass Tron Legacy womöglich, in bester Cars-Manier, in allen anderen Bereichen des Konzerns über den Erwartungen läuft, während die Kinoeinnahmen vorhersagbare Wege gehen. Der Soundtrack von Daft Punk befindet sich an der Spitze der US-Charts und ist somit der erste Film-Soundtrack seit fünf Jahren, der Auf Anhieb in die Top Ten kam. Die ElecTRONica-Nächte in Disney's California Adventure wurden als voller Erfolg bezeichnet, der Merchandisingverkauf kommt ordentlich auf Touren.

    Daft Punk sind schonmal die größten Gewinner des vergangenen Wochenendes. Grund genug, sich intensiver mit ihrem Score für Tron Legacy auseinanderzusetzen. Gegenüber The Hollywood Reporter erläuterten die stets in ihren Robotermasken auftretenden Franzosen, wieso Tron Legacy sie thematisch reizte:

    "Der erste Film von 1982 war ein sehr farbenfroher, hoffnungsvoller, naiver Blick auf die Technologie, die die Welt so sehr veränderte. Dreißig Jahre später, [wurde] dieser neue Film ein düsterer, nicht so unschuldiger Blick auf die Technologir. Das hat er gemeinsam mit unseren Gefühlen über Technologie, es ist diese Hass-Liebe, die wir mit ihr führen. Sie kann wundervoll und erschreckend sein."

    Den Stil des Filmscores bezeichnet Daft Punk als bewusst anachronistisch: "Wir begannen damit, Musik zusammenzustellen, als wir erstmals die Konzeptzeichnungen sahen, wir fingen tatsächlich damit an, bevor wir ein Skript hatten. Wir betrachten die digitale Welt als Wüste. Jeff Bridges' Figur sieht fast so aus wie [Charlton Heston in] Die zehn Gebote. Wir mochten diese Idee, klassische Hollywood-Scores zu nehmen und sie gegen elektronische Musik und 70er-Jahre-Science-Fiction-Soundtracks mit einem sehr dunklen Feeling, wie die von John Carpenter, zu knallen."

    Ein gewissermaßen wandelnder Anachronismus von Tron Legacy findet sich in Olivia Wildes Figur Quorra, einer agilen Kämpferin, die den durchtrainierten Sam und Weltenschöpfer Kevin Flynn locker in die Tasche steckt. Auch wenn ihre Rolle letztlich nicht eine so überdeutliche, federführende Position in Tron Legacy einnimmt, wie ich eingangs erwartete, ist sie deutlich ein Produkt dieser Dekade, während ein großer Anteil an der Handlung von Tron Legacy einen deutlichen 80er-Charme aufweist. Tron Legacy lebt als Fortführung von Tron einen gewissen Retro-Futurismus, obwohl der Film thematisch die jetzigen Entwicklungen der digitalen Welt und deren Einfluss auf unseren Alltag kommentiert, stützt sich die Handlungsebene auf längst vergangene Träume dessen, welche wissenschaftlichen Grenzen Computer durchbrechen, oder aber grauenvolles mit uns anrichten könnnen.

    Im Gespräch mit /Film Wilde ihre Rolle als eine unytpische Femme Fatale oder Heldin, die intelligent und kraftvoll, aber sehr kindlich und trotz ihrer kämpferischen Natur unschuldig ist. Über die politischen Untertöne von Tron Legacy sagte sie zum Reporter, "vielleicht wird es niemand außer dir und mir bemerken. Aber [...] die Aussage ist natürlich, denke ich, dass Mitleid, Menschlichkeit und Demut nicht nur im alltäglichen Leben, sondern auch in der Politik entscheidende Faktoren sind."

    Mit Collider sprach sie derweil über Woody Allen, Disneyland und die praktischen Sets von Tron Legacy:



    Ebenfalls bei Collider lässt sich einiges über den Schreibprozess von Tron Legacy erfahren. Und obwohl das Drehbuch ein paar dramaturgische Schwächen aufweist, vor allem im Belang, wie die einzelnen Sequenzen letztlich das geplante große Ganze ergeben, ist das durchaus interessant, da die Autoren Edward Kitsis und Adam Horowitz über das Verfassen der Actionszenen sprechen. Statt einfach ins Drehbuch zu schreiben "joah, nun eine Actionszene", spielte es sich wie folgt ab:


    "Es ist unglaublich detailliert, aber die Schritte, die [die Skritpversion der Actionszenen] so unglaublich detailliert machen, sind Teile eines ungeheuerlich kollaborativen Prozesses", erklärte Horowitz am Beispiel der Disc Wars. "Als wir diese Sektion des Films erstmals entwarfen [...], schrieben Eddie und ich eine Version der Disc Games und gaben diese Szene zu /Regisseur Joe Kosinski) und dann machte sich Joe sein Konzept davon, wie [die Disc Wars] aussehen sollten. Er beschrieb diese wogenden Plattformen, die zusammenwachsen und wie man so Runde um Runde jemand anderen bekämpfen müsste [...] Wir schrieben also diese Szene und er sendete uns eine Skizze dazu, damit wir wissen, wie es im Film aussähe..."
    Kitsis erklärte weiter, wie diese Skizze neue Ideen anregten, etwa wie Sam aus einer dieser Plattformen ausbricht und auf eine andere springt. Das wurde dann in einem animierten Storyboard ausgetestet, woraufhin die Autoren es umschreiben konnten, um in einem weiteren Visualisierungstest zu sehen, ob die neue Fassung besser fließt. Horowitz fügte hinzu, dass sie sich diese Test ansahen, um "herauszufinden, wie wir an diesem Punkt die Figurenentwicklung vorantreiben können und wie wir das, was Sam durchmacht, durch die Action darstellen können."

    Kitsis erklärte weiter: "Das ist der schwerste Teil an der Schreibarbeit zu Tron. Ich meine, da sind so viele Herausforderungen, das Starren auf eine blanke Seite, die Kreation einer ganzen Welt, dieses und jenes, aber das wusstest du von vornherein und man musste nur Joe Kosinskis Test sehen um zu wissen, dass es großartig aussehen wird. [...] [Aber,] wie fügst du das in die Geschichte ein? Wie machst du es zu etwas, das mehr bedeutet, als nur cool auszusehen? [...] Jeden Tag drängten wir uns selbst - ja, Light Cycles sind cool, aber es muss einen anderen Zweck erfüllen. Es kann nicht ein Light Cycle um des Light Cycle Willen sein."

    Und tatsächlich tragen die Actionszenen in Tron Legacy auch etwas zur Handlung bei. Trotzdem möchte zwischen den einzelnen Akten des Films kein dynamischer Fluss entstehen, so dass man den Film letztlich eben doch Sequenz für Sequenz betrachtet und nicht rückblickend das Gesamtwerk befassen möchte. Für eine etwaige Fortsetzung muss da noch etwas Übung her.

    Zu Abschluss noch zwei Schmankerl: Michael Sheen und Beau Garrett sprechen mit Hitfix über ihre "Ensemble Darkhorse"-Rollen (Sheen bezeichnet seine Figur als wandelnde Jukebox) und zum Schluss dank dem guten Martin, der hiermit gegrüßt sei, ein Video von der IMAX-Premiere des Films, auf der eine interaktive Halfpipe aufgebaut war.




    Tron Legacy Premiere - A Light Session from ENESS on Vimeo.

    Sonntag, 19. Dezember 2010

    Toy Story 3: Kompakt, bunt, durchgerechnet

    /Film fand diese tolle Übersichtsgrafik, die den Erfolg von Toy Story 3 in bunten Bildern und Zahlen darstellt. Einnahmen in den USA vs. den Rest der Welt, Vergleich mit anderen Pixar-Filmen, den Erfolg des Merchandisings und so weiter...

    Das will ich jetzt für jeden der Milliarden-Kinofilme. Und jeden Pixar. Und jeden Disney. Und...

    Samstag, 18. Dezember 2010

    Disney belebt unvollendete Attraktion wieder

    Auf der Suche nach neuen Kinostoffen bedienten sich die Disney-Studios bereits mehrmals an ihren Themenparkattraktionen. Bis auf Pirates of the Caribbean haben sie es bislang zwar nie zu einem nennenswerten Erfolg gebracht, dennoch sind eine neue Verfilmung der Haunted Mansion, ein vom Tiki Tiki Room inspririertes Abenteuer und ein Magic Kingdom-Film in Planung. Und ein Tomorrowland-Skript liegt im Mäusestudio auch rum.

    Jetzt betritt Disney aber völlig neue Wege: Laut 24 Frames plant Disney eine Verfilmung von The Muesum of the Weird, einer nie verwirklichten Attraktion. The Museum of the Weird, ein Gedanke aus der frühen Planungsphase der Haunted Mansion, sollte eine schaurige Ausstellung (vermeintlicher) Kuriositäten und Absurditäten aus aller Welt sein, die gleichzeitig auch als Restaurant diente. Gewissermaßen Blue Bayou / Blue Lagoon trifft "Hard Rock Café goes Okkultismus" (mehr dazu).

    Als Drehbuchautor ist Ahmet Zappa angesetzt, der erst kürzlich sein Tiki-Drehbuch an Disney losschlug. Das Projekt befindet sich noch in einer sehr frühen Planungsphase, weshalb keine weiteren Details bekannt gegeben wurden. Als Regisseur darf man sich unter Sean Baileys und Rich Ross' Führungsregide wieder die namenshaftesten Geldbringer der letzten Jahre ausmalen. Vielleicht ein Harry Potter-Regisseur oder doch wieder Tim Burton (wäre mir jetzt aber tatsächlich zu unoriginell)? Wer weiß, vielleicht erfahren wir sehr früh etwas neues, wie bei Magic Kingdom mit Jon Favreau? Oder der Film kommt niemals zu Stande. Ja, ich denke an dich, Jungle Cruise!

    Freitag, 17. Dezember 2010

    Kurzfilme - Einfach unverbesserlich

    Ich - Einfach unverbesserlich, die Schurkenkomödie mit Herz, war eine der größten Kinoüberraschungen des Jahres. Eine Fortsetzung wurde angekündigt, und auch wenn ich nicht wüsste, welche abendfüllende (sinnige) Geschichte noch erzählt werden könnte, so freue ich mich auf mehr Material mit diesen Figuren.

    Deswegen finde ich es richtig klasse, dass für die DVD und Blu-ray von Ich - Einfach unverbesserlich drei Kurzfilme erstellt wurden - sozusagen in bester Pixar-Tradition mal drei. Eine Vorschau und zwei komplette Versionen der Kurzfilme gibt's als Kaufanreiz hier zu sehen:





    Der legendäre Regisseur Blake Edwards verstirbt im Alter von 88 Jahren

    Der Weg in die darstellerischen Künste war Blake Edwards in die Wiege gelegt. Am 26. Juli 1922 unter dem Namen William Blake Crump in Oklahoma geboren, wuchs Blake Edwards als Sohn eines Theaterregisseurs auf. Schon früh versuchte er sich als Schauspieler, doch es sollte ihn in die Autorenschaft verschlagen. Er arbeitete an Orson Wells unvergessenem Hörspiel Krieg der Welten mit und verband in der Radio-Kriminalreihe Richard Diamond, Privatdetektiv die Atmosphäre eines Film noir mit dem unvergleichlichen Humor, der Edwards im späteren Verlauf seiner Karriere zu einem der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods machte.

    Edwards Filmographie ist untrennbar mit zwei Namen verbunden: Peter Sellers und dem Rosaroten Panther. Stattliche fünf Filme über den schusseligen Inspektor Clouseau drehten Edwards und der britische Komödiendarsteller vor Sellers Tod. Den Verlust seines Weggefährten Sellers, dem er schon zu Lebzeiten mit der zeitlosen Slapstick-Komödie Der Partyschreck in Form einer turbulenten (Beinahe-)One-Man-Show ein Denkmal setzte, verarbeitete Edwards indem er für einen sechsten Film zuvor ungenutztes Drehmaterial verwendete. Möglicherweise weniger im Bewusstsein des Publikums verankert war Edwards enge Freundschaft zum Komponisten Henry Mancini, dem genialen Schöpfer des Pink Panther-Themas oder Moon River aus Frühstück bei Tiffany.

    Letztgenannter stellte Generationen von Filmliebhabern beeindruckend zur Schau, welches Geschick Edwards darin hatte, atmosphärische Mischungen aus Unschuld und Vulgarität, schwerer Dramatik und leichtherzigem Humor zu komponieren - ein Talent Edwards, das viel zu häufig übersehen wird. Dabei ging nicht nur Frühstück bei Tiffany als, insbesondere für sein Genre, erstaunlich tiefsinnig in die Filmhistorie ein; auch in der musikalischen Verwechslungskomödie Victor/Victoria  über Transvestitismus und sexuelle Identifikationsfindung schlug Edwards inhaltlich-stilistische Brücken. Filme wie diese oder auch Das große Rennen um die Welt mit Jack Lemmon heben Edwards' Schaffen über die sich totgelaufene Rosaroter Panther-Reihe sowie ein paar weitere künstlerische Ausrutscher hinaus und dürften ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Edwards 2004 einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk erhielt. Zuvor wurde er nur mit einer einzelnen Drehbuch-Nominierung (für Viktor/Viktoria) bedacht.

    Edwards war in zweiter Ehe mit Julie Andrews verheiratet, mit der er zwei Kinder adoptierte. Andrews brachte ein leibliches Kind aus einer früheren Ehe mit, genauso wie Edwards aus erster Ehe zwei Kinder hatte. Er starb in Anwesenheit seiner Familie am 15. Dezember in Santa Monica, Kalifornien an den Folgen einer Lungenentzündung.

    Oscar 2011: 41 Lieder qualifizieren sich für den Song-Oscar

    "Und wir sind nicht mit dabei?!"

    Es ist eine der Verkündungen, auf die ich mich in der Oscar-Saison am meisten freue: Die Bekanntgabe sämtlicher für den Oscar in der Kategorie "Bester Song" qualifizierten Lieder. Die Qualifikationsrichtlinen sind eigentlich recht überschaubar: Ein Lied, bestehend aus Musik und Text, muss für speziell für "seinen" Film geschrieben worden sein, und in einer deutlich hörbaren, substanziellen Interpretation innerhalb des filmischen Kontexts oder zu Beginn des Abspanns vorkommen.

    Überblickt man die Listen der vergangenen zwei Jahre, erhält man den Eindruck, dass jedes Stück von Gesang begleiteter Musik, die diesen Anforderungen entspricht, auch nominiert wird. Wie sonst kommen Spaßnummern wie Stus Komposition aus Hangover in diese Liste? Die diesjährige Liste dagegen legt die Vermutung nahe, dass Studiopolitik sehr wohl eine Rolle spielt. Aus Disneys Märchenmusical Rapunzel ist nämlich lediglich ein einziger Song qualifiziert: I See The Light (bzw. Endlich sehe ich das Licht), der Song, dem Disney und Alan Menken auch die größten Siegeschancen einrechnen. Hat man seine inhäusische Konkurrenz aus dem Weg geräumt, um Splits zwischen den Rapunzel-Liedern zu verhindern?

    Eine Beschränkung, wie viele Lieder aus einem Film qualifiziert werden können, existiert jedenfalls nicht. Es können mittlerweile bloß zwei Songs nominiert werden, aber die Qualifikationsrunde ist offen. High School Musical 3: Senior Year brachte es vor zwei Jahren auf ganze elf Titel...
     Und nicht nur für die Musik vom Blondchen geht eine Vermisstenmeldung raus: Auch die für Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt geschriebenen Lieder fehlen auf dieser Liste.

    Was also ist los? Nun, die Auflösung ist: Selbst wenn es in den eingangs erwähnten Regeln nicht steht, müssen Lieder vom Verleih oder dem Songwriter/Komponisten eingereicht werden. Und Alan Menken wollte sich dieses Mal nicht wieder selbst so viel Konkurrenz machen, wie seinerzeit mit Verwünscht.

    Eine Antwort, viele neue Fragen: Wieso lässt Universal Scott Pilgrim so harsch fallen? Wieso lässt Disney I Remain aus Prince of Persia am Oscar-Rennen teilhaben? In den Augen des Studios hat er doch entweder eh keine Chance (wieso dann einreichen?) oder er könnte Rapunzel gefährlich werden. Aber letztere profitiere mehr von einer Nominierung/einem Sieg. Die DVD ist nämlich noch nicht raus...

    Die Oscars - immer wieder ein Mysterium...
    • "Alice" from "Alice in Wonderland"
    • "Forever One Love" from "Black Tulip"
    • "Freedom Song" from "Black Tulip"
    • "Bound to You" from "Burlesque"
    • "Welcome to Burlesque" from "Burlesque"
    • "You Haven’t Seen the Last of Me" from "Burlesque"
    • "There’s a Place for Us" from "The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader"
    • "Coming Home" from "Country Strong"
    • "Me and Tennessee" from "Country Strong"
    • "Despicable Me" from "Despicable Me"
    • "Prettiest Girls" from "Despicable Me"
    • "Dear Laughing Doubters" from "Dinner for Schmucks"
    • "Better Days" from "Eat Pray Love"
    • "If You Run" from "Going the Distance"
    • "Darkness before the Dawn" from "Holy Rollers"
    • "Sticks & Stones" from "How to Train Your Dragon"
    • "Le Gris" from "Idiots and Angels"
    • "Chanson Illusionist" from "The Illusionist"
    • "Never Say Never" from "The Karate Kid"
    • "To the Sky" from "Legend of the Guardians: The Owls of Ga’Hoole"
    • "What If" from "Letters to Juliet"
    • "Life during Wartime" from "Life during Wartime"
    • "Made in Dagenham" from "Made in Dagenham"
    • "Little One" from "Mother and Child"
    • "Be the One" from "The Next Three Days"
    • "If I Rise" from "127 Hours"
    • "When You See Forever" from "The Perfect Game"
    • "I Remain" from "Prince of Persia: The Sands of Time"
    • "Dream Big" from "Pure Country 2: The Gift"
    • "How I Love You" from "Ramona and Beezus"
    • "Darling I Do" from "Shrek Forever After"
    • "Noka Oi" from "Six Days in Paradise"
    • "This Is a Low" from "Tamara Drewe"
    • "I See the Light" from "Tangled"
    • "Rise" from "3 Billion and Counting"
    • "We Belong Together" from "Toy Story 3"
    • "Eclipse: All Yours" from "The Twilight Saga: Eclipse"
    • "Nothing" from "Tyler Perry’s Why Did I Get Married Too"
    • "A Better Life" from "Unbeaten"
    • "Shine" from "Waiting for ‘Superman’"
    • "The Reasons Why" from "Wretches & Jabberers"
    Üblicherweise sollten fünf dieser 41 Lieder nominiert werden - es sei denn, die Musik-Branche innerhalb der Academy findet bloß an einem kleinen Teil dieser Songs gefallen, so wie beim Oscar 2009, als nur drei Songs nominiert wurden. Aber egal wie viele Nominierungen es geben wird, ich gehe fest davon aus, dass es aus dem Hause Disney nur Rapunzel zu einer davon schaffen wird.

    Weiterführende Artikel: