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Samstag, 1. März 2025

Oscars 2025: Meine Prognose für die 97. Academy Awards


Ich will die Oscar-Saison nicht vor dem Ende der Verleihung loben. Aber bisher fand ich es einen guten Academy-Award-Jahrgang. Ich finde acht der zehn "Bester Film"-Anwärter mindestens gut, die online unter Filmfans heiß diskutierten Kontroversen sind bloß das (zu heiß gekochtes, teils nerviges Online-Blabla, das bald vergessen sein wird), und mit den Nominierungen bin ich auch größtenteils zufrieden.

Und: Es scheint mir eine schwer vorherzusagende Saison zu sein, was die Spannung während der Verleihung in die Höhe treiben könnte. Aber es wird auch sicherlich meine Prognosen-Trefferquote nach dem 22/23 aus dem vergangenen Jahr sicher enorm vermiesen. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Das hier sind sie, meine Vorhersagen für die große Nacht der Hollywood-Nächte.

Bester Kurzfilm
Anuja
Ich bin kein Roboter
The Last Ranger 
A Lien 
Der Mann, der nicht schweigen wollte 

A Lien hat englischsprachigen Dialog und ist ein stressiger Kurzfilm über drohende Abschiebungen und stressige Green-Card-Beschaffungsbürokratie. Das dürfte den US-Anteil der Academy magnetisch anziehen.

Bester Animationskurzfilm
Beautiful Men
In the Shadow of the Cypress 
Magic Candies 
Wander to Wonder 
Beurk! 

Seit vielen Jahren dominieren in dieser Sparte englischsprachige Filme, noch dazu handelt Wander to Wonder oberflächlich von Medien, unter der Oberfläche von Einsamkeit und Sinnsuche. Das halte ich für eine gewinnende Kombi (zumal der zugänglichste Film, der knuffige Beurk! recht simpel animiert ist und in französischer Sprache gehalten).

Beste Kurzdokumentation
Death by Numbers 
Die einzige Frau im Orchester
I Am Ready, Warden
Incident 
Instruments of a Beating Heart

Abseits von Die einzige Frau im Orchester wahrlich keine Wohlfühlkategorie. Ich ahne, dass die Amoklauf-Doku Death by Numbers durch die Kombination aus für die USA brennend-relevantem Thema und zugänglich-emotionalisierender Herangehensweise die Nase vorne hat. Die durch Überwachungskamera-Material zusammen geklöpelte BLM-Doku Incident hat aber auch gute Chancen.

Bester internationaler Film
Emilia Pérez, Frankreich
Flow, Lettland
Für immer hier, Brasilien
Das Mädchen mit der Nadel, Dänemark
Die Saat des heiligen Feigenbaums, Deutschland

Wenn ein Film in dieser Sparte auch in der Hauptkategorie mitmischt, gewinnt er diesen Oscar. Das ist bislang ungeschriebenes Gesetz, trifft dieses Mal aber auf zwei Filme zu. Emilia Pérez hat 13 Nominierungen auf der Haben-Seite, Für immer hier das Momentum: In den vergangenen Wochen hat das Team hinter dem Film ordentlich die Trommel gerührt - und so immer mehr Interessenten für den dramatischen, eindringlichen Film gefunden. Ich tippe auf Für immer hier und bin jetzt schon genervt, weil Film-YouTube das als Beweis werten wird, dass die Kontroversen Emilia Pérez geschadet hätten. Ich sehe es eher als Beweis, dass "In vielen Kategorien geachtet" bei der Academy nun einmal nicht die halbe Miete ist. Wenn das Thema und seine Umsetzung hängen bleiben: Das ist die halbe Miete. Und die hat hier der Militärdiktatur-Film in der Hand...

Bester Dokumentarfilm
Black Box Diaries
No Other Land
Porcelain War
Soundtrack to a Coup d’Etat
Sugarcane

No Other Land gewann zahlreiche Preise, hat aber keinen US-Verleih und daher einen Nachteil im Oscar-Rennen: Es ist einfach, auf einem Festival für ihn zu stimmen, wenn man Teil der Jury ist und ihn auf dem Silbertablett serviert bekommt. Wenn man aber Teil der Academy ist und sich zu einem der sporadischen Sonderscreenings aufraffen muss, sieht das schon anders aus. Porcelain War gewann wiederum den U.S. Documentary Grand Jury Prize beim Sundance Film Festival sowie den Doku-Preis der Regiegilde, zudem war er (im Gegensatz zu allen anderen nominierten Filmen) im Rennen um den Doku-Preis der Produzent:innen-Gewerkschaft. Ich tippe auf's Porzellan!

Bester Animationsfilm
Flow
Alles steht Kopf 2
Memoir of a Snail
Wallace & Gromit – Vergeltung mit Flügeln
Der wilde Roboter

Wenn ein Animationsfilm in weiteren technischen Kategorien nominiert wird, ist das eigentlich ein nahezu sicheres Zeichen, dass er diesen Preis gewinnt. Es müsste also Der wilde Roboter werden. Aber da Flow den Globe gewann, es einen (Shrek ausgenommen) Anti-DreamWorks-Computeranimation-Bias in der Academy zu geben scheint und angesichts der immer internationaler werdenden Academy bin ich mir nicht soooo sicher. Ich wage einen riskanten Flow-Tipp, vernünftige Tippspielsüchtige wählen den Roboter.

Beste Effekte
Alien: Romulus
Better Man – Die Robbie Williams Story
Dune: Part Two
Planet der Affen: New Kingdom
Wicked

Bei den Visual Effects Society Awards gewann die Wüstensaga vier Preise, nicht aber den Preis für die besten Effekte eines fotorealistischen Films. Diese Trophäe ging an die Affen. Ich sage mal vorsichtshalber Dune: Part Two vorher, weil ja die ganze Academy abstimmt. Aber sollte Planet der Affen: New Kingdom gewinnen, ihr wisst jetzt, weshalb!

Bestes Make-Up und Hairstyling
Emilia Pérez
A Different Man
Nosferatu – Der Untote
The Substance
Wicked

Die Academy hat jahrzehntelang Horror in dieser Kategorie unter Gebühr verkauft. Aber es ist halt nicht mehr dieselbe Academy wie früher, und ich sage in einer größeren Kategorie ebenfalls The Substance vorher. Heißt: Ich glaube an Zuspruch für diesen Film. Da muss er doch auch in dieser Kategorie mühelos mit dem Sieg davonziehen?

Bestes Szenenbild
Der Brutalist
Konklave
Dune: Part Two
Nosferatu – Der Untote
Wicked

Das Team hinter Wicked (Nathan Crowley & Lee Sandales) hat in dieser Auflistung die meisten früheren Oscar-Nominierungen auf dem Kerbholz, und manchmal heißt es bei den Oscars ja: Viel hilft viel. Aber ich wäre sehr glücklich, wenn es Der Brutalist wird. Und mit Konklave wäre ich angesichts des hervorragend herbeigemogelten Vatikan-Settings ebenfalls ohne zu murren einverstanden.

Bestes Kostümdesign
Like A Complete Unknown
Konklave
Gladiator II
Nosferatu – Der Untote
Wicked

Paul Tazewell dominierte die vergangenen paar Wochen und sicherte somit Wicked einige Preise. Da wird sich gewiss nun noch ein Oscar dazugesellen.

Beste Kamera
Lol Crawley für Der Brutalist
Greig Fraser für Dune: Part Two
Paul Guilhaume für Emilia Pérez
Ed Lachman für Maria
Jarin Blaschke für Nosferatu – Der Untote

Der Brutalist ist ungeheuerlich bildgewaltig, ein monumentales Kunstwerk - und gewann auch schon ein paar Kamera-Preise, darunter den BAFTA. Ich bin mir dank dieser Sparte recht siegesbewusst, mir wenigstens einen Prognosenpunkt sichern zu können.

Bester Ton
Like A Complete Unknown
Dune: Part Two
Emilia Pérez
Wicked
Der wilde Roboter

Die Dune-Fans dürfen aufatmen: Der wuchtige Sound wird sich wie bei den BAFTAS gegen den Rest durchsetzen. 

Bester Song
The Journey aus The Six Triple Eight
Like a Bird aus Sing Sing
El Mal aus Emilia Pérez
Mi Camino aus Emilia Pérez
Never Too Late aus Elton John: Never Too Late

Saldañas beste Szene in Emilia Pérez und die beste Original-Musicaleinlage des Kinojahres 2024.

Beste Musik
Daniel Blumberg für Der Brutalist
Volker Bertelmann für Konklave
Clément Ducol und Camille für Emilia Pérez
Kris Bowers für Der wilde Roboter
John Powell und Stephen Schwartz für Wicked

Das wiederkehrende Thema aus Der Brutalist wird in die Filmgeschichte eingehen, und dürfte allen im Ohr festsitzen, die den Film gesehen haben. Das muss doch eine einfache Sache werden?

Bester Schnitt
Anora
Der Brutalist
Konklave
Emilia Pérez
Wicked

Der kompakte, mitreißende kleine Thriller oder die rasante Komödie? Ich tippe auf Konklave, wenn es Anora wird, wäre ich aber kein Stück überrascht.

Bestes adaptiertes Drehbuch
James Mangold und Jay Cocks für Like A Complete Unknown
Peter Straughan für Konklave
Jacques Audiard, Thomas Bidegain, Léa Mysius und Nicolas Livecchi für Emilia Pérez
RaMell Ross und Joslyn Barnes für Nickel Boys
Clint Bentley und Greg Kwedar für Sing Sing

Mit dem BAFTA und dem Globe im Rücken dürfte dies an Konklave gehen, zumal sich (denke ich) die Stimmen derjenigen, die in dieser Sparte anspruchsvoll abstimmen wollen, über Nickel Boys und Sing Sing verteilen dürften.

Bestes Original-Drehbuch
Sean Baker für Anora 
Brady Corbet und Mona Fastvold für Der Brutalist
Jesse Eisenberg für A Real Pain 
Moritz Binder, Tim Fehlbaum und Alex David für September 5
Coralie Fargeat für The Substance

Baker gewann den Preis der Autor:innen-Gilde, A Real Pain hatte bei den BAFTAs die Nase vorne und Der Brutalist ist ein Gesamtkunstwerk (das aber bisher nicht DEN alles entscheidenden Drehbuch-Sieg verbuchen konnte). Ich tippe auf Anora, würde mich aber für alles außer A Real Pain freuen. 

Beste Nebendarstellerin
Monica Barbaro für Like A Complete Unknown
Ariana Grande für Wicked
Felicity Jones für Der Brutalist
Isabella Rossellini für Konklave
Zoë Saldaña für Emilia Pérez

Saldaña gewann praktisch alle nennenswerten Indikatorpreise. Sie hat das in der Tasche.

Bester Nebendarsteller
Juri Borissow für Anora
Kieran Culkin für A Real Pain
Edward Norton für Like A Complete Unknown
Guy Pearce für Der Brutalist
Jeremy Strong für The Apprentice: The Trump Story

Ich finde A Real Pain brutal überbewertet und habe auch den Eindruck, dass sich Culkin bloß halbherzig durch den Film schnoddert, nachdem Emma Stone ihn davon abgehalten hat, das Projekt zu verlassen. Aber fast alle anderen finden ihn super in dem Film, zudem gewann er praktisch alle wichtigen Indikatorpreise. Er wird es, und ich werde mit den Augen rollen. (Borissow und Pearce wären deutlich verdientere Gewinner.)

Beste Hauptdarstellerin
Cynthia Erivo für Wicked
Karla Sofía Gascón für Emilia Pérez
Mikey Madison für Anora
Demi Moore für The Substance
Fernanda Torres für Für immer hier

Ein Drei-Personen-Rennen: Demi Moore hat die Comeback-Narrative, den Globe und den SAG Award. Mikey Madison den BAFTA und den Oscar-tauglicheren Film. Fernanda Torres hat ebenfalls einen Globe, zudem gewaltiges Momentum, zumal Für immer hier es auf den Schultern ihrer Darbietung in die Hauptkategorie geschafft hat. 

Es ist die Kategorie, die mich dieses Jahr am meisten stresst, zumal Comeback-Rollen zwar die Presse packen, aber wie Mickey Rourke einst erlebte: Sie führen nicht immer zu Brendan-Fraser-Siegen. Andererseits bewies Everything Everywhere All At Once, dass die verjüngte Academy an wilden Filmen interessiert ist (und Meta-Narrativen)... Ich tippe auf Moore, halte aber Madison und Torres ebenfalls für möglich. Gascón und Erivo wären für mich große Überraschungen!

Bester Hauptdarsteller
Adrien Brody für Der Brutalist
Timothée Chalamet für Like A Complete Unknown
Colman Domingo für Sing Sing
Ralph Fiennes für Konklave
Sebastian Stan für The Apprentice: The Trump Story

Wichtig wäre mir, dass in dieser Kategorie Chalamet für sein eindimensionales Gewimmer in Like A Complete Unknown leer ausgeht. Jubeln würde ich für Fiennes (eher seichter Stoff im Vergleich zu meinen anderen beiden Favoriten, aber er rockt es einfach), Domingo (berührend) und Brody (eine sensationelle, zehrende Leistung... und meine Prognose).

Beste Regie
Jacques Audiard für Emilia Pérez
Sean Baker für Anora
Brady Corbet für Der Brutalist
Coralie Fargeat für The Substance
James Mangold für Like A Complete Unknown

Baker gewann den Preis der Regie-Gewerkschaft, weshalb er die klügere Wahl wäre. Aber wenn bei den Oscars in jüngerer Vergangenheit Regie und Film gesplittet wurden, gewann der technisch eindrucksvollere Film den Regie-Preis. Siehe: Alfonso Cuarón für Gravity versus 12 Years a Slave, Alejandro G. Iñárritu für The Revenant vs. Spotlight, Damien Chazelle für La La Land vs. Moonlight, Alfonso Cuarón für Roma vs. Green Book und Jane Campion für Power of the Dog vs. CODA.

Es ist fast so, als würden unentschlossene Academy-Mitglieder ihren Kopf in dieser und ihr Herz in der anderen Sparte sprechen lassen (hinzu kommen die unterschiedlichen Auswertungsmechanismen). Möglich natürlich, dass Baker sich hier einfach durchsetzt, und all meine Überlegungen vergebens waren. Aber ich glaube, dass sich die Fans von Der Brutalist öfter durchsetzen als bisher in meiner Prognose vorhergesagt. Also tippe ich auch noch auf diesen Preis. Immerhin gewann Corbet den Globe, den BAFTA und diverse regionale Kritikenpreise. Das sollte gereicht haben, um ihn neben Baker bei den Academy-Mitglieder im Hinterkopf fest zu zementieren.

Bester Film
Anora
Der Brutalist
Like A Complete Unknown
Konklave
Dune: Part Two
Emilia Pérez
Für immer hier
Nickel Boys
The Substance
Wicked

Konklave hat den BAFTA und den Ensemblepreis bei den SAG Awards, aber Anora gewann bei den Producers Guild Awards, die Goldene Palme, das Wohlfühl-Momentum und die "Endlich bist du voll im Club angekommen"-Narrative für Sean Baker. Der Brutalist stand dank mehrerer Kritiker-Preise und dem Globe-Drama-Sieg im Rampenlicht und wird sicher noch in kommenden Jahrzehnten sehr, sehr oft thematisiert. Aber wird das die Academy jetzt schon jucken?

Ich tippe auf Anora dank des Momentums und der Mischung aus Humor und Anspruch-Nachglühen vergangener Baker-Filme, womit sich mehrere Winkel der Academy abgeholt fühlen dürften. Und ich bin sehr gespannt, wie das alles am Ende ausgeht...

Donnerstag, 16. Januar 2025

Oscars 2025: Meine Prognose für die Nominierungen zur 97. Verleihung der Academy Awards


Bester Kurzfilm
Anuja
An Orange from Jaffa
Dovecote
The Man Who Could Not Remain Silent
The Masterpiece

Bester animierter Kurzfilm
A Bear Named Wojtek
Beautiful Men
Maybe Elephants
Wander to Wonder
Yuck!

Bester internationaler Film
Brasilien, I'm Still Here
Dänemark, Das Mädchen mit der Nadel
Frankreich, Emilia Pérez
Deutschland, Die Saat des heiligen Feigenbaums
Lettland, Flow

Bester Kurz-Dokumentarfilm
Chasing Roo
Death by Numbers
I Am Ready, Warden
Makayla's Voice: A Letter to the World
Once Upon a Time in Ukraine

Bester Dokumentarfilm
Dahomey
No Other Land
Soundtrack to a Coup d'Etat
Sugarcane
Will and Harper

Bester Animationsfilm
Flow
Alles steht Kopf 2
Memoir of a Snail
Wallace and Gromit: Vergeltung mit Flügeln
Der wilde Roboter

Beste Effekte
Better Man
Civil War
Dune: Part Two
Planet der Affen: New Kingdom
Wicked

Bester Ton
Alien: Romulus
Dune: Part Two
Emilia Pérez
Wicked
Der wilde Roboter

Bester Originalsong
El Mal aus Emilia Pérez
Piece By Piece aus Piece By Piece
Like A Bird aus Sing Sing
Kiss The Sky aus Der wilde Roboter
Harper and Will go West aus Will & Harper

Beste Originalmusik
Daniel Blumberg, Der Brutalist
Trent Reznor und Atticus Ross, Challengers
Volker Bertelmann, Konklave
Alberto Iglesias, The Room Next Door
Kris Bowers, Der wilde Roboter

Bestes Produktionsdesign
Der Brutalist
Konklave
Dune: Part Two
Nosferatu
Wicked

Bestes Makeup und Hairstyling
Beetlejuice Beetlejuice
Dune: Part Two
Nosferatu
The Substance
Wicked

Bester Schnitt
Sean Baker, Anora
David Jansco, Der Brutalist
Nick Emerson, Konklave
Joe Walker, Dune: Part Two
Hansjörg Weibrich, September 5

Beste Kostüme
Colleen Atwood, Beetlejuice Beetlejuice
Jacqueline West, Dune: Part Two
Lisy Christl, Konklave
Massimo Cantini Parrini, Maria
Paul Tazewell, Wicked

Beste Kamera
Lol Crawley, Der Brutalist
Greg Fraiser, Dune: Part Two
Stéphane Fontaine, Konklave
Jomo Fray, Nickel Boys
Jarin Blaschke, Nosferatu

Bestes Original-Drehbuch
Jesse Eisenberg, A Real Pain
Sean Baker, Anora
Brady Corbet und Mona Fastvold, Der Brutalist
Megan Park, My Old Ass
Coralie Fargeat, The Substance

Bestes adaptiertes Drehbuch
Peter Straughan, Konklave
Jacques Audiard, Emilia Pérez
Joslyn Barnes und RaMell Ross, Nickel Boys
Clint Bentley, Greg Kwedar, John "Divine G" Whitfield, Clarence Maclin, Sing Sing
Winnie Holzman und Dana Fox, Wicked

Bester Nebendarsteller
Yura Borisov, Anora
Kieran Culkin, A Real Pain
Edward Norton, Like A Complete Unknown
Guy Pearce, Der Brutalist
Denzel Washington, Gladiator II

Von allen vier Schauspielkategorien lässt mich diese hier am ratlosesten zurück. Halte nur Culkin für gesetzt, alle anderen könnten auch durch sonst wen ersetzt werden. Diese Award-Saison hat sonderbar wenig Nebendarsteller-Debatte, die es gestattet, ein Gespür für die Präferenzen der Academy zu entwickeln...

Beste Nebendarstellerin
Danielle Deadwyler, The Piano Lesson
Ariana Grande, Wicked
Felicity Jones, Der Brutalist
Isabella Rossellini, Konklave
Zoe Saldaña, Emilia Pérez

Bester Hauptdarsteller
Adrien Brody, Der Brutalist
Timothée Chalamet, Like A Complete Unknown
Daniel Craig, Queer
Colman Domingo, Sing Sing
Ralph Fiennes, Konklave

Ich "fühle" nicht wirklich genug Buzz für Craig, aber ich wüsste auch nicht, wer ihn überholen könnte. Sebastian Stan für The Apprentice wäre angesichts seiner BAFTA-Nominierung denkbar, aber ich glaube, da steht ihm die Berührungsangst der US-Academy-Mitglieder mit dem Stoff im Weg. Vielleicht Hugh Grant für Heretic (siehe Globes) oder als völlige "Wer hätte das gedacht?!"-Überraschung Glen Powell für A Killer Romance?

Beste Hauptdarstellerin
Cynthia Erivo, Wicked
Karla Sofía Gascón, Emilia Pérez
Mikey Madison, Anora
Demi Moore, The Substance
Saoirse Ronan, The Outrun

Ronan ist absolute Wackelkandidatin: Pamela Anderson für The Last Showgirl, Nicole Kidman für Babygirl, Fernanda Torres für I'm Still Here und Marianne Jean-Baptiste für Hard Truths könnten es ebenfalls werden. Hier setze ich einfach auf die geballte Stimmgewalt der britischen Academy-Mitglieder. (Und was, wenn die jüngeren Academy-Mitglieder sich an Filme erinnern, die fast ein Jahr zurückliegen? Dann könnte Zendaya endlich mitmischen!)

Beste Regie
Jacques Audiard, Emilia Pérez
Sean Baker, Anora
Edward Berger, Konklave
Brady Corbet, Der Brutalist
Coralie Fargeat, The Substance

Bester Film
Anora
Der Brutalist
Like A Complete Unknown
Dune: Part Two
Konklave
Emilia Pérez
September 5
Sing Sing
The Substance
Wicked

Samstag, 31. August 2024

Mediatheken-Tipps (31. August 2024)

Brief einer Unbekannten (Film-noir-eskes Romantikdrama, 1948) Nach einer Stefan-Zweig-Novelle erzählt Regiegröße Max Ophüls von der tragischen Liebe einer sehnsüchtigen Frau, die einem Starpianisten verfallen ist. Einprägsame Bilder, facettenreich-abgründige Figuren und schön-schmerzliche Gefühlswelten folgen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. September 2024

Erpressung (Stummfilm-Krimi, 1929) Schon in der Stummfilmzeit sind Hitchcocks Auge für suspensereiche Eskalation, schwarzen Humor und tragischen Nervenkitzel deutlich: Die Verlobte eines Scotland-Yard-Ermittlers lässt sich nach einem Streit von einem Künstler verführen - doch der ist übergriffig... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Oktober 2024

Fahrstuhl zum Schaffot (Nouvelle-Vague-Krimi, 1958) Louis Malles Langfilmdebüt ist ein mit Konventionen brechender, ruhig-spannender, abgründiger Thriller-Meilenstein über einen Mörder, der nach dem vermeintlich perfekten Verbrechen an den Tatort zurückkehrt, um das einzige verräterische Indiz zu beseitigen. Dann bleibt er im Fahrstuhl stecken...arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. November 2024

Loop (Animationskurzfilm, 2021) In dieser Welt folgt alles einem monotonen Beat, wiederholt sich und wiederholt sich. Wirklich alles? Witzig-stylischer Film mit Rhythmus, Herz und Botschaft. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Mai 2025

Champions Chic (Sport-, Mode- und Kulturdokumentation, 2024) Diese Kurzdoku aus dem Hause arte blickt auf die Schnittstelle zwischen Sportfunktionskleidung, kultureller Strahlkraft und modischen Trends. Auch für Sportmuffel wie mich sehenswert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Juli 2025

Kein Mucks!: Der dritte Mann (Kriminalhörspiel, 1950) Im Rahmen seines Hörspiel-Podcasts Kein Mucks! kramt Bastian Pastewka die Hörspiel-Adaption von Der dritte Mann auf Basis der ersten deutschen Synchronfassung aus dem ARD-Archiv. Selbstredend kein Ersatz für den meisterlichen Film, aber ein hörenswertes Faszinosum aus der Synchro- und Hörspiel-Geschichte. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Verfallsdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 24. August 2024

Mediatheken-Tipps (24. August 2024)

Rum-Boulevard (Abenteuerfilm, 1971) Robert Enrico inszeniert Brigitte Bardot als kessen Stummfilmstar, dessen Wege sich mit einem verwegenen, aber nicht gerade hellen Rumschmuggler (gespielt von Lino Ventura) kreuzen. Witz, Exotik und schönes Produktionsdesign trösten über ein etwas verkrampf-konfuses Skript hinweg. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 26. August 2024

Primrose Hill (Kurzfilm-Drama, 2007) Mikhaël Hers' fast einstündiger Mittellangfilm deckt die Laufzeit eines typischen Indie-Rock-Albums ab - und schwelgt in paradoxen Gefühlen: Erzählt wird er als die fernen Erinnerungen einer Frau, die von einem Traum berichtet, in dem sie Erinnerungen an einen fernen August in London verarbeitet hat. Doch was wir sehen, sind die alltäglich-nüchternen Vignetten einer Hobby-Band kurz vor Weihnachten (in einem Paris, dessen Winter sehr herbstlich aussieht). Wir spüren die innige Freundschaft zwischen den einzelnen Mitgliedern, bekommen aber primär die Risse in der Dynamik vorgeführt. Es gibt keine gemeinsamen Gespräche, nur Monologe, Dialoge und Dreier-Gespräche, aus denen die Leute rein und raus rutschen.

Es wird über die Erkenntnis gesprochen, sich schon lange zu kennen und zu mögen, aber nie ernste Gespräche über etwas anderes als Musik geführt zu haben. Darüber, wie wichtig einem Sex ist, obwohl man primär jene liebt, bei deren Anblick nicht an Sex denkt. Und dann rutscht Primrose Hill in eine unfassbar schöne, unaufgeregte, authentische Sexszene. Eine der besten, die ich gesehen habe - nicht weil sie in irgendeinem Aspekt herausragt, sondern weil sie einfach in jeder Hinsicht rund ist: Ich glaube diesen Figuren alles. Jeden einzelnen Wortfetzen, jeden Atmer, jede Bewegung, jeden unbeholfenen "Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen"-Handgriff. Was für ein schöner, muckeliger Film, der in einer faszinierenden Grauzone zwischen Bedauern und genüsslicher Erinnerung residiert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. August 2024

Das Geheimnis von Marrowbone (Gruseldrama, 2017) Charlie Heaton, George MacKay, Mia Goth und Anya Taylor-Joy (!) in einem atmosphärischen Gothic-Familiendrama voller Rätsel, Persönlichkeit und dichter Stimmung. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. September 2024 um 1.10 Uhr

Antiviral (Sci-Fi-Horror, 2012) Brandon Cronenbergs noch nicht ganz ausgereiftes, aber thematisch dichtes, säuerliches Langfilm-Regiedebüt über eine nahe Zukunft, in der der Promi-Wahn ganz eklige Züge angenommen hat. Klinisch-grell und siffig zugleich, in seiner Satire ambitioniert, aber noch nicht so zielgenau wie Possessor und Infinity PoolARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

This Will Not Be A Festival Film (Meta-Animationskurzfilm, 2022) Gewitzter, herzlicher Kurzfilm, der verschiedene Medienformen gewieft vereint: Die bereits vielfach gelobte, polnische Animationsfilmstudentin Julia Orlik sitzt an ihrem Abschlussfilm. Der soll einfach mal eine Verneigung vor ihrer Familie sein, kein Festival-Beitrag mit Chancen auf Auszeichnungen. Aber sie ist mit ihrer Leistung nicht zufrieden - was fehlt nur?! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. November 2024

heute-show spezial: Alkohol - Bier sind das Volk! (Satire-Reportage, 2024) Fabian Köster und Lutz  van der Horst streifen durch Deutschland (und Mallorca), auf der Suche nach Antworten. Antworten darauf, wie ohnmächtig unser Land gegenüber dem kulturellen, wirtschaftlichen und (lobby-)politischen Stand des Alkohols ist. Kurzweilig präsentiert, für das informierte Publikum nicht so reich an neuen Infos, aber dennoch erhellend (und sei es auch nur zur Auffrischung). ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 22. August 2028 

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 16. März 2024

Mediatheken-Tipps (16. März 2024)

Dickhäuter (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: Die französische Illustratorin Stéphanie Clément berichtet in ihrem subtil-beklemmenden Kurzfilm Dickhäuter von einer jungen Frau, die auf ihre Kindheit zurückblickt - konkret auf ihre ungeliebten Besuche bei ihren Großeltern. Was im trocken-bedrückten Tonfall wie eine anti-nostalgische "Es war einfach nicht schön da"-Erinnerung beginnt, wird durch eine Vielzahl an impliziten, im Zusammenspiel aber ein erschütterndes Gesamtbild ergebenden Hinweisen zum schmerzhaften, an die Nieren gehenden Bericht einer Erzählerin, die aufgrund ihrer Kindheit psychische Bewältigungsstrategien wie Dissoziation und Repression verfolgt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Brief an ein Schwein (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: In ihrem Kurzfilm Brief an ein Schwein erzählt Tal Kantor von einer Schulstunde, wie es sie wohl häufiger gibt - ein Holocaust-Überlebender erzählt einer Klasse vom Grauen, das er miterlebt hat, stößt aber auf verschlossene Ohren und pubertierende Unruhestifter, die sich über seine Geschichte lustig machen. Eine Schülerin trifft er aber - und die verliert sich in eine bittere Fantasie. Emotional verzahnt, visuell eine Mischung aus (mich nicht durchweg überzeugender) Rotoskopie und eindringlicher Animation im krakeligen Malkreide-Look. Das Ergebnis ist eine nachdenklich stimmende, keine einfachen Antworten bietende Auseinandersetzung mit (generationellem) Trauma. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution (Dramödie, 2020) Unscheinbare, aber starke Dramödie nach wahren Begebenheiten anno 1969/1970: Keira Knightley spielt eine junge Mutter, die nach langem, harten Kampf endlich an einen Studienplatz gelangt. Trotz ihrer ruhigen, analytischen Art freundet sie sich mit jungen, aktivistischen Frauen an, die planen, gegen den Miss-World-Wettbewerb zu protestieren. Parallel dazu gewinnen wir Einblicke in die Hoffnungen der Miss-World-Kandidatinnen: Während manche mitmachen, um vom Durchschnittsheteromann für ihr Aussehen gefeiert zu werden, sehen andere den Wettbewerb als ihre beste oder gar einzige Chance, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Mit einem locker-flockigen Dialogbuch, aber einer ausdifferenzierten Narrative formt Regisseurin Philippa Lowthorpe (Call the Midwife) nach einem Skript von Gaby Chiappe & Rebecca Frayn einen zugänglichen, anspornenden Film, der trotzdem was auf dem Kasten hat: Ebenso beiläufig wie treffend werden verschiedene Gründe für und Formen des Protests beleuchtet - und überzeugend dafür eingestanden, dass zum selben Ziel sehr wohl unterschiedliche Wege führen, und sie sich nicht ausschließen. Für ein Miteinander der Ansätze, wider dem Zerfleischen untereinander! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 3. April 2024

Passagiere der Nacht (Drama, 2022) Einer der schönsten Filme des Jahres 2023 (nach deutschem Kinostart gehend): Mikhaël Hers blickt in einer elliptischen Erzählung vom Schicksal einer Familie - angeführt von Elisabeth (Charlotte Gainsbourg). Die frisch geschiedene Mutter zweier Kinder hat erst kürzlich ihren Brustkrebs besiegt und wird im Paris des Jahres 1981 Telefonistin bei einer Radiosendung. In der atmosphärisch plätschernden, von Nachteulen-Energie und zarten zwischenmenschlichen Beziehungen geprägten Geschichte geht es daraufhin um kleine und größere Lebensveränderungen, Melancholie, bittersüße Hoffnungen und unerwartete Bekanntschaften. Wirkt glatt wie der wiederentdeckte Auftakt einer Rohmer-Trilogie über Tageszeiten. Einfach hübsch! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. April 2024

Songs of Gastarbeiter: Liebe, D-Mark und Tod (Sozial- und Kultur-Dokumentation, 2023) Frisch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und nach kurzer Zeit offline wieder zurück in der Mediathek! In seiner hervorragenden Dokumentation widmet sich Cem Kaya der in den Nachkriegsjahren begonnenen Welle an Migration aus der Türkei nach Deutschland und ihren Folgen - primär gefiltert durch das Thema der Musik: Welche Songs nahmen die "Gastarbeiter" mit, welche wurden daraufhin gezielt für sie produziert, und wie hängt dies mit heutigem Rap zusammen? Die Antworten, und wie sie präsentiert werden, ist menschlich, passioniert, schürt Wut über Dekaden an herzloser Politik, und sind trotzdem dank einer Vielzahl an Charakterköpfen oft auch erstaunlich witzig. Und so blicken wir mit Staunen auf eine im deutschen Mainstream geflissentlich übersehene Subkultur voller Facetten. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. April 2024

In den Gängen (Sozialdrama, 2018) Thomas Stubers In den Gängen versammelt mit Sandra Hüller und Franz Rogowski sogleich zwei deutsche Schauspielgrößen, die Beweise dafür sind, dass der internationale Filmdiskurs leichter gewillt ist, unsere Talente gebührend zu feiern, als große Teile des hiesigen. Der trist-kummervolle Film  zeigt stellvertretend die lähmende Banalität des Berufsalltags in Großmärkten, legt den Finger in die Wunde namens Einkommensschere, zeigt Wendeverlierer und erschafft mit naturalistisch-wortkargen Performances (neben Hüller und Rogowski stark: Peter Kurth) komplexe Figuren. Und er macht aus einem spendierten Automatenkakao eine unvergesslich-gütige Geste. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 2. September 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Mittwoch, 6. März 2024

Meine Prognose der 96. Academy Awards: Wer gewinnt bei den Oscars 2024?


Schaut man auf die Indikatorpreise, und lauscht, welche Filme immer noch euphorischer Teil des Diskurses sind, sieht es nach einem Oscar-Rennen aus, das dem aus dem Vorjahr ähnelt: Damals galt Everything Everywhere All At Once als großer Favorit und ging letztlich mit sieben Siegen nach Hause. Dieses Jahr hat Oppenheimer diese Position, bloß, dass er außerdem "Oscar-tauglicher" anmutet, was es leichter macht, über den Schatten zu springen und ihn auch in vielen Kategorien vorherzusagen.

Doch darin liegt auch die große Prognosengefahr: Bloß nicht hinreißen lassen und Oppenheimer zu oft vorhersagen. Oder sich zu sehr ins Bockshorn jagen lassen und ihn daher zu selten vorhersagen...

Beste Regie
Justine Triet, Anatomie eine Falls 
Jonathan Glazer, The Zone Of Interest 
Yórgos Lánthimos, Poor Things
Christopher Nolan, Oppenheimer
Martin Scorsese, Killers Of The Flower Moon

Hat Nolan nach dem BAFTA, dem Critics Choice Award und dem DGA Award wohl sicher im Sack.

Beste Hauptdarstellerin
Annette Bening, Nyad
Lily Gladstone, Killers Of The Flower Moon
Sandra Hüller, Anatomie eines Falls
Carey Mulligan, Maestro
Emma Stone, Poor Things

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Stone und Gladstone. Gladstone hat den SAG Award, aber Stone den BAFTA und zudem den Film, der diese Oscar-Saison mehr Momentum hat. Ich habe so ein "Killers Of The Flower Moon wird Scorseses nächster Gangs Of New York"-Gefühl, dass der Film völlig leer ausgeht. Andererseits ist eine der großen Weisheiten der vergangenen Oscar-Jahre, dass man bei den großen Kategorien stets auf die Person tippen will, die die Branche auf der Bühne sehen möchte. Und Gladstone als erste Native-American-Gewinnerin ist da die naheliegendere Wahl: Die Branche kann sich auf die Schulter klopfen, zudem ist das ihre große Chance auf eine Oscar-Dankesrede. Stone war dort ja schon... 

Ich wäre mit beiden als Gewinnerin fein, da ich aber keinen Split vorhersagen will: Ich vertrau meinem "Zu finster für die Oscars"-Gefühl und dem Poor Things-Momentum. Und dann mal schauen.

Bester Hauptdarsteller
Bradley Cooper, Maestro
Colman Domingo, Rustin
Paul Giamatti, The Holdovers
Cillian Murphy, Oppenheimer
Jeffrey Wright, American Fiction

Beste Nebendarstellerin
Emily Blunt, Oppenheimer
Danielle Brooks, Die Farbe Lila
America Ferrera, Barbie
Jodie Foster, Nyad
Da'Vine Joy Randolph, The Holdovers

Bester Nebendarsteller
Sterling K. Brown, American Fiction
Robert De Niro, Killers Of The Flower Moon
Robert Downey Jr., Oppenheimer
Ryan Gosling, Barbie
Mark Ruffalo, Poor Things

Murphy, Downey und Randolph halte ich für nahezu (Murphy, könnte vielleicht Giamatti werden) und absolut (Randolph, Downey) gesetzt.

Bestes Original-Drehbuch
Anatomie eines Falls
The Holdovers
Maestro
May December
Past Lives - In einem anderen Leben

Glaube, das machen Anatomie eines Falls und The Holdovers unter sich aus. The Holdovers hat den "Academy stimmt mit dem Herzen ab"-Punkt, Anatomie eines Falls beweist mit dem BAFTA, dass der Film beim englischsprachigen Teil der Branche stark ankommt. Tendiere zu Anatomie eines Falls

Bestes adaptiertes Drehbuch
American Fiction
Barbie
Oppenheimer
Poor Things
The Zone Of Interest

Es fühlt sich seltsam an, einen Beinahe-Durchmarsch von Oppenheimer vorherzusagen, und dann das minutiös strukturierte Drehbuch zu übergehen. Aber American Fiction baute zuletzt Momentum ab, und das hier ist die Kategorie, wo er sich durchquetschen könnte.

Bester Animationsfilm
Elemental
Der Junge und der Reiher
Nimona 
Robot Dreams
Spider-Man: Across The Spider-Verse

Bester Dokumentarfilm
Bobi Wine: The People's President
Die unendliche Erinnerung
Olfas Töchter
To Kill A Tiger
20 Days In Mariupol

Bester internationaler Film 
Das Lehrerzimmer (Deutschland)
Die Schneegesellschaft (Spanien) 
The Zone Of Interest (Großbritannien)
Io Capitano (Italien)
Perfect Days (Japan)

Beste Kamera
El Conde
Killers Of The Flower Moon
Maestro
Oppenheimer
Poor Things

Bester Schnitt
Anatomie eines Falls
The Holdovers
Killers Of The Flower Moon
Oppenheimer
Poor Things

Beste Musik
American Fiction
Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Killers Of The Flower Moon
Oppenheimer
Poor Things

Bester Original-Song
It Never Went Away aus American Symphony
I'm Just Ken aus Barbie
What Was I Made For? aus Barbie
The Fire Inside aus Flamin' Hot
Wahzhazhe (A Song For My People) aus Killers Of The Flower Moon

Bester Sound
The Creator
Maestro
Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil 1
Oppenheimer
The Zone Of Interest

Alternativ setzt sich Oppenheimer durch, aber bei The Zone Of Interest ist der Sound bei fast allen, die über ihn sprechen/schreiben eines der ersten, größten Argumente für den Film.

Beste visuelle Effekte
The Creator
Godzilla: Minus One
Guardians Of The Galaxy Vol. 3
Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil 1
Napoleon

Beste Kostüme
Barbie
Killers Of The Flower Moon
Napoleon
Oppenheimer
Poor Things

Bestes Make-Up und Haarstyling
Golda
Maestro
Oppenheimer
Poor Things
Die Schneegesellschaft

Die Academy liebt überzeugendes Alters-Make-up noch mehr als die Entstellungen, die Dafoe in Poor Things durchleidet.

Bestes Produktionsdesign
Barbie
Killers Of The Flower Moon
Napoleon
Oppenheimer
Poor Things

Wie bei den Kostümen sehe ich hier Barbie als größte Konkurrenz für Poor Things, aber ich bilde mir ein, dass der (noch) schrägere Film das Rennen macht.

Bester Kurzfilm
The After
Ich sehe was, was du nicht siehst
Invincible
Knight Of Fortune
Red, White And Blue

Bester animierter Kurzfilm
Ninety-Five Senses
Our Uniform
Pachyderme
Letter To A Pig
War Is Over! Inspired By The Music Of John & Yoko

Wäre in meinen Augen der schwächste der fünf Filme, aber ich fürchte, dass die Kombi aus "Platt-direkter Antikriegsaussage", "gefällig-massentauglichem Look" und "John Lennon" den Film nach vorne peitscht.

Bester Dokumentar-Kurzfilm
The ABCs Of Book Banning
The Barber Of Little Rock Island
In Between
The Last Repair Shop
Nǎi Nai & Wài Pó

Bester Film
American Fiction 
Anatomie eines Falls 
Barbie 
The Holdovers 
Killers Of The Flower Moon
Maestro
Oppenheimer
Past Lives - In einem anderen Leben
Poor Things
The Zone Of Interest

Dürfte ein klares Rennen sein. Aber ich bin dennoch gespannt. Auf eine schöne Oscar-Nacht!

Montag, 25. Dezember 2023

Die schlechtesten Filme 2023

Die Kritik an "Die schlechtesten..."-Listen nimmt konstant zu. Und per se bin ich sehr froh darum, dass sich wenigstens in manchen Winkeln des digitalen Kultur-, Entertainment- und Medienaustauschs die Freude an Häme allmählich in Zaum hält.

Dessen ungeachtet halte ich weiter an dieser Tradition fest, wie ich bereits 2022 erläuterte. Denn mir geht es mit diesen Listen weniger darum, weiter auf wen einzudreschen, der bereits am Boden liegt. Es geht mir um die Bereicherung, die eine Schlusslichtliste leistet. Dieser Beitrag hier gibt mir die Gelegenheit, über Filme zu schreiben, über die ich noch nicht geschrieben habe, oder weitere Gedanken zu Filmen festzuhalten, über die ich mich bereits geäußert habe.

Es ist die Möglichkeit, auf negative Texte von mir zu verlinken sowie neue zu schreiben, und euch so ein runderes Bild meines Filmgeschmacks zu präsentieren. Schließlich veröffentliche ich angesichts dessen, dass ich etwa Streaming- und Heimkino-Empfehlungen bei Filmstarts schreibe, deutlich mehr lobende als mahnende Texte. Nicht, weil ich kaum etwas schlecht finde, sondern weil ich in meiner Profession gehäuft Aufgaben übernehme, bei denen ich mich gehäuft Werken widme, die ich mag.

Als Ausgleich ist es da hilfreich, euch auch meine negativen Reaktionen zu präsentieren. Auch, weil man die Perspektive einer Person besser kennenlernt und einordnen kann, wenn man ihre Antipathien erfährt. Meine Lieblingskollegin Antje etwa weiß ich nicht nur zu schätzen, weil ich ihre positiven Meinungen meistens nachvollziehen kann, sondern auch, weil ich ihre Abneigungen kenne wie meine eigene Jackentasche (die Westen, die ich besitze, haben keine Taschen, also verzeiht das versaubeutelte Sprichwort).

Und, ja, vielleicht finden manche von euch in der nachfolgenden Liste sogar Anregungen, einzelne Filme nachzuholen, so, wie ich nahezu Jahr für Jahr bei den Flops des YouTube-Musikkritikers Todd in the Shadows mindestens einen Popsong finde, bei dem ich denke: "Moment, Moment, den finde ich eigentlich ganz in Ordnung!" Oder ihr findet Erleichterung, weil ihr euch weniger einsam findet, wenn auch ihr mal einen positiven Konsens partout nicht versteht. Oder, oder, oder... Kurz gesagt: Eine Negativliste kann so viel Mehrwert haben, ich fände es schade, auf sie gänzlich zu verzichten.

Langer Vorrede, kurzer Sinn: Finden wir heraus, ob ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werde oder doch nur stumpf rumpöble! Und wie immer gilt: "Schlecht" ist hier nicht zwingend ausschließlich technisch, erzählerisch und darstellerisch katastrophal. Es kann auch ein kompetenter Film sein, der mich extrem gelangweilt hat oder aufgrund bestimmter Makel mehr geärgert hat, als es viele amateurhafte Projekte tun könnten, die ihr schöpferisches Herz aber am rechten Fleck haben. Das hier ist eine "Mein Filmherz schmerzt"-Flopliste, keine "Das Lehrbuch des Kinos geht durch die Existenz dieser Filme in Flammen auf"-Flopliste!

In diesem Sinne: Das sind sie, die Filme, für die ich 2023 die größte Antipathie empfunden habe!

Platz 10: Talk to Me (Regie: Danny und Michael Philippou)

Mehr Fragezeichen hat 2023 kein anderer Film bei mir hinterlassen. Nicht, weil ich Talk to Me auf thematischer Ebene, geschweige denn auf Plotebene nicht verstanden hätte. Ich denke, dass ich da gut mitgekommen bin: Eine einbalsamierte Hand ermöglicht Séancen und sogar das gewollte, gezielte Von-einem-Geist-in-Besitz-genommen-werden, was in der erweiterten Clique unserer Protagonistin (Sophie Wild)e zum neusten Party-Trend wird. Gruppendruck, morbide Neugier, Mutproben-Dynamiken und Lust daran, eigene Grenzen auszutesten, sei es gedankt.

Doch für die im Filmmittelpunkt stehende Halbwaise wird aus riskantem Grenzerfahrungsspaß alsbald eine Sucht, in die sie sich mit voller Wucht hineinstürzt. So lenkt sie sich von der Trauer um ihre Mutter ab. Das Element der Trauerbewältigung wird im (sehr deutlichen) Subtext durch Drogenmissbrauch ergänzt: Die Séancen in Talk to Me ähneln via Smartphone festgehaltenen und geteilten gemeinsamen Drogenexperimenten (und ähnlichem den Verstand attackierenden Schabernack, wie dem 2023er Trend zum Lachgasmissbrauch). So weit, so sinnig: Drogen gehören für viele zur Jugend dazu und sind sowieso gefährlich, auch wenn manche besser an den Nebenwirkungen vorbeisausen als andere. Doch sobald eine emotional angeknackste Person damit anfängt, das sprichwörtliche Steuer aus der Hand zu legen, und dem als sinnlos empfundenen Leben eine Richtung zu geben, nun... Der Ärger kündigt sich lautstark und deutlich an.

Was ich derweil nicht verstanden habe: Wieso kam Talk to Me dermaßen gut an? Ich war nach meiner Talk to Me-Begegnung vollkommen ratlos, fühlte mich, als hätte man mir einen anderen Film vorgesetzt als allen anderen.

Ich gebe Talk to Me eine engagiert spielende Sophie Wilde, eine mit Spannung inszenierte und glaubhaft mit untätigen, überforderten und daher falsch handelnden Figuren ausstaffierte Party- Séance sowie solide bis gute Make-up- und Trickeffekte, um Verletzungen und körperliche Folgen des Besessenseins zu illustrieren. Aber dem gegenüber standen eine meiner Auffassung nach ziemlich an didaktische 80er/90er-Jahre-PSAs erinnernde Anti-Drogenmetaphorik, eine leblose Lichtgebung, die generischste Teeniehorror-Farbdramaturgie, die ich seit langem gesehen habe, und klobigstes Foreshadowing. Klobiges Foreshadowing, das bei mir keinen "Oh nein, ein Damoklesschwert schwebt über unseren Figuren"-Spannungseffekt hatte, sondern den Ich seh, Ich seh-Effekt. 

Und ich fand die Dialoge überaus ernüchternd, wenn nicht sogar desillusionierend. Die jugendlichen Figuren klangen sich zu ähnlich, und daher hatten sie für mich wenig Charakter, was der Spannung nicht gerade zugutekam. Als ich nach meiner Sichtung erfuhr, dass die regieführenden Brüder ihren Cast viel improvisieren ließen (nicht storytechnisch, sondern hinsichtlich der Dialoge), schien mir klar, was das Problem sein dürfte: Nur, weil man schauspielern kann, kann man halt nicht automatisch schreiben.

Für jene, bei denen der Film funktioniert hat, ist das Impro-Element dagegen der Grund, weshalb alle so authentisch klingen. Und wo ich nur generische, leblose Regieführung sah, fanden unzählige andere Kreativität, Innovation und unverbrauchte Abwandlungen bekannter Versatzstücke. Das muss so eine "Entweder hast du die Hand berührt und kannst den Geist sehen, oder du bist die piefige Null, die spaßbefreit die Party verlässt"-Sache sein. Ich wünsche euch, dass ihr den Geist seht, den zum Beispiel Antje und Bea gesehen haben, kann mir aber nicht anders als weiter ratlos den Kopf schütteln. Es tut mir leid.

Platz 9: Five Nights at Freddy's (Regie: Emma Tammi)

Josh Hutcherson macht seine Sache gut, Elizabeth Lail hat mehr Spaß als ihr das Drehbuch zugesteht und die von Jim Henson's Creature Shop erbauten Animatronic-Kostüme können sich sehen lassen. Und im ersten Drittel greift Regisseurin Emma Tammi auf stimmungsvolles Foreshadowing zurück. Dann wird der Film über lange, lange Strecken langweilig. Übererklärungen, ungeschliffene Szenen, die danach schreien, hier und da noch ein paar Sekunden zu verlieren, und erzählerische Sackgassen. Ein paar selbstironische Momente lassen eine campigere Variante des Stoffes erahnen, die wohl mal in den Köpfen der Verantwortlichen herumgeisterte. Und dann geht's gen Fremdschamfinale. Joah. Für mich ein "Wäre gern ein guter erster Horrorfilm", Matt Donato beurteilt, dass er nicht nur als Genre-Einstiegsdroge funktioniert.

Platz 8: Totally Killer (Regie: Nahnatchka Khan)

Die moderne Welle an Slasherkomödien, die bewährte Konventionen dieses Horrorsubgenres mit anderen, altbekannten Plotideen kreuzt und die im Mittelpunkt der Erzählung stehenden demografischen Gruppen durchmischt, sagt mir sehr zu. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf Totally Killer, einen Film, dessen Grundidee quasi besagt: "Was, wenn Zurück in die Zukunft ein Slasher wäre?"

Kiernan Shipka hat noch durch Chilling Adventures of Sabrina Sympathien bei mir über, und innerhalb der ersten paar Minuten habe ich mehrfach herzlich über kompromisslose Seitenhiebe gen True-Crime-Wahn gelacht. Kaum ist die Protagonistin in die 80er zurückgereist, um sich dort dann darüber zu wundern, dass einige große Probleme mit diesem Jahrzehnt in der 80er-Nostalgie-Popkultur so überhaupt nicht abgebildet wurden, hatte ich auch Spaß daran. 

Aber dann hat mich Totally Killer zügig verloren: Die Dialoge sind klobig, der Cast schien damit zu hadern, die Balance zwischen den zwischenmenschlich-dramatischen Momenten, der Genre-Selbstironie und der Slasher-Anspannung zu finden. Und der Film sieht in Ermangelung eines mir erkennbaren visuellen Konzepts einfach hässlich aus. Schon nach der ersten Hälfte wollte ich einfach nur, dass es vorbei ist. Schade. Aber nehmt mich nicht sofort beim Wort: Für eine gut geschriebene Pro-Meinung zu Totally Killer empfehle ich Christy Lemires Review bei Roger Ebert.

Platz 7: Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes (Regie: Francis Lawrence)

Von allen Filmen in dieser Liste, ist das Die Tribute von Panem-Prequel der Film, dem ich die meisten Pluspunkte zusprechen würde:. Hunter Schafer hat zwar nicht viel zu tun, macht ihre Sache aber gut und erfüllt ihre Figur (die sich und ihrer Familie ein würdevolles Auftreten verschaffende Cousine eines zukünftigen Despoten) mit Empathie und Tatkraft. Rachel Zegler kann noch immer gut singen. Jason Schwartzman ist als eiskalter, spießig-albern auftretender Moderator ein großes Vergnügen und eine gute Fortführung (beziehungsweise: ein guter Vorbote) von Stanley Tuccis Gastgeber-Rolle in den anderen Panem-Filmen.

Viola Davis ist genüsslich-abscheulich als durchgeknallte Erfinderin. Und die Kostüme sowie Locations geben einmal mehr einen intensiven Eindruck davon, wie Panem so tickt. Auch die Idee, den in den vorherigen Filme etablierten Look nun mit Verweisen auf die (westeuropäische) Nachkriegszeit zu ergänzen, inklusive des 50er-Jahre-Designs bei der Übertragung der zehnten Hungerspiele, ist clever. Sie ergänzt sich stimmig mit der gesellschaftskritischen Komponente der Reihe.

Aber. Das große, große Aber. Das gigantische Aber: Die Faktoren, die mich am Panem-Prequel verärgerten, sind dermaßen drastisch und schwerwiegend, dass der Film halt trotzdem auf diesem Platz gelandet ist. Nicht nur, dass ich das Skript holprig fand, mit einem von vorhersehbaren Klischees übersäten ersten Akt und einem dritten Akt, in dem sich die Charakterzeichnung panisch überschlägt, um irgendwann halt dort auszukommen, wo der Film auskommen muss, damit er als Prequel zur bekannten Reihe funktioniert.

Erschwerend kam hinzu, dass ich nie den Eindruck gewonnen habe, irgendwer hätte gewusst, was man mit den beiden Hauptfiguren (District-12-Tribut Lucy Gray und ihr Mentor, der künftige Präsident Snow) anstellen soll: Weder Lawrence, noch die Drehbuchautoren Michael Lesslie & Michael Arndt, noch Rachel Zegler und Tom Blyth vor der Kamera.

Unentwegt ändert sich der Ansatz, wie die Figur zu verstehen ist, mal durch Mimik, Gestik und die Art, wie gesprochen wird, mal durch die Wortwahl im Dialog, andere Male durch Lawrences Regieführung. Aber nie, nicht einmal, änderte sie sich so, dass ich das als Charakterwandel verstanden habe, oder als Versuch einer nuancierten Figurenskizze. Für mich wirkte es stets unentschlossen. 

Das hinderte mich daran, mit ihnen / auf emotionaler Ebene gegen sie zu fiebern. Ihre Schicksale waren mir wahlweise egal oder ich war szenenweise einfach von ihnen genervt. Aber selbst das ist nicht das größte Verbrechen des Films. Der Hauptgrund, weshalb das Panem-Prequel in meiner Flopliste landete, ist der meiner Ansicht nach konfuse ethische Kompass dieser Erzählung.

Der Film beginnt mit einem etwas unter Ressourcenmangel leidendem, jedoch privilegiertem Snow, der mit den faschistischen Methoden in Panem fein ist und gerne aufsteigen würde, um mehr Vorteile dieses Systems auszukosten. Dann setzt eine Mitleidsparade in Gang, dass dieser arme, bedauernswerte Fascho-Bube ja leider, leider durch seine Umstände dazu gezwungen wurde, ein mörderischer Extremist zu werden, und eigentlich hätte er ja nur eine tröstende, liebende Umarmung mehr von Lucy benötigt, um gut zu werden. Snow ist ein Opfer, Leute! Er musste einfach gegen seinen Willen vom Faschismus-Begünstigten zum Über-Fascho werden, seufz!

Das jedenfalls war die Botschaft, die ich daraus gezogen habe, wie hier die Geschichte aufgezogen wurde. Es war garantiert nicht die intendierte Botschaft, und es ist auch nicht die, die beispielsweise Christoph Petersen in der Filmstarts-Kritik herausgezogen hat, also bin ich willens, den Fehler bei mir zu suchen. Und ich empfehle allen, die den Film noch nicht gesehen haben, Christophs Kritik zu lesen, statt hier nur auf mein Gemecker zu hören. Trotzdem weiß ich noch, wie nahe ich der Weißglut war, als der allerletzte Satz im Panem-Prequel fiel. Bis ich vielleicht eines Tages weiser werde, bleibt der Film in dieser Negativliste.

Platz 6: Indiana Jones und das Rad des Schicksals (Regie: James Mangold)

Ich kenne mehrere Leute, deren Filmgeschmack ich sehr respektiere, die diesen Film unterhaltsam oder sogar klasse fanden. Und es gibt viele, viele digitale Brandstifter, die liebend gerne beschließen dürfen, ihren Job niederzuschmeißen und fortan irgendetwas wertvolles für die Gesellschaft zu tun (etwa Brot backen für die Armen), die mir bei der Aufnahme von Indiana Jones und das Rad des Schicksals in meine Flopliste gratulieren würden. 

Anders gesagt: Hiermit baue ich mir ungewollt eine starke argumentative Rampe dafür, dass Floplisten eben doch mies sind. Aber es wäre halt gelogen, zu behaupten, dass mich James Mangolds Indiana Jones-Sequel nicht mit dem Gefühl zurückgelassen hat, als hätte mir wer während des Kinobesuchs die Lebensgeister aus dem Körper gesogen.

Die Dramaturgie wirkte auf mich bleiern, die Lichtsetzung und Bildkomposition war in meinen Augen derart ideenlos, dass mir dieser immergleiche butterig-braun-sonnengegerbte Look bereits auf die Nerven ging, bevor der dritte Akt losging, der dann auch nichts daran änderte. Und vor allem fehlte es mir bei diesem Wiederauflebenlassen der alteingesessenen Abenteuerreihe einfach an Esprit, Inspiration, Identität. Und sei es noch so wenig.

Die Indy-Reihe wird ja gerne als "Abenteuerfilm-Blaupause" bezeichnet, was angesichts ihrer großen Vorbildwirkung auch nicht völlig daneben ist. Aber für Blaupausen sind die ersten vier Teile der Reihe eigentlich zu charakterstark, alle von ihnen (selbst der eine, den ich nie mochte) haben eine tonale Persönlichkeit, eine klare Gangart. Indiana Jones 5 ist, von ganz wenigen Augenblicken, in denen der Gedanke aufblitzt, man könnte sich etwas kritischer und komplexer mit der Titelfigur auseinandersetzen, hingegen vollkommen generisch und frei von jeglichem Funken, der den Film beseelen würde. 

Während andere wirtschaftliche Big-Budget-Enttäuschungen des Jahres wie Shazam 2 und Ant-Man and the Wasp: Quantumania gemeinhin härtere, prominentere Verrisse abbekommen haben, nahm ich aus ihnen mehr mit als aus Indiana Jones 5: Shazam 2 ist ein filmgewordener Samstagmorgen-Abenteuercartoon mit Mythologie-Begeisterung, einfach ein munter-quirliger Comedy-Streifzug durch eine Antike-Ausstellung. Quantumania ist Peyton Reeds Sommerschlussverkauf an Hommagen auf B-Movies seiner Kindheit und Jugend, ein bewusstes Edelschundfilm-Allerlei, das als limitierte Blu-ray in VHS-förmiger Verpackung plötzlich nach Kult schreien würde, aber leider den Ballast tragen musste, Phase 5 im MCU zu eröffnen und daher an ganz anderen Maßstäben gemessen wurde. Es sind Ansätze, ich hatte Spaß mit ihnen, verstehe aber, wenn sie bei anderen nicht funktionieren.

Doch Indiana Jones 5? Der füllte mich bloß mit Leere. Kein Revisionismus, keine Dekonstruktion, keine Rekonstruktion, nicht einmal ein engagiertes "Ein letzter Ritt!" Der Film wirkte auf mich nach dem Schließen einer Programmlücke im Kinostartkalender, nicht nach der Ausführung einer Idee. Ich beneide alle, die auf der Wellenlänge liegen, auf der der Film irgendetwas gesendet hat. Bei mir kam nur weißes Rauschen mit bräunlich-weichgezeichneten Bildern an. Etwas deutlich Würdevolleres kam derweil bei Patrick Wellinski von Deutschlandfunk Kultur an, solltet ihr noch ein Gegengewicht zu meinem Sermon benötigen.

Platz 5: Ruby taucht ab (Regie: Kirk DeMicco)

Ich kann es nicht abwarten, bis eines Tages ein ausführlicher Artikel über die Produktionsgeschichte von Ruby taucht ab erscheint. Denn diese DreamWorks-Animation-Komödie über eine am Land lebende Teenie-Krake, die einer mit Meerjungfrauen verfeindeten, mächtigen Familie entstammt, wirkt wie das erschöpft und schulterzuckend ins Kino geschleuderte Endergebnis einer tumultartigen Produktionsgeschichte.

Vielleicht irre ich, und die Entstehung des Films lief glatt. Aber würde dieses Wissen es wirklich besser machen? Charakterzüge drehen sich unprovoziert um 180 Grad (und zurück, und wieder zurück), Subplots werden fallen gelassen, und die zu Filmbeginn mit hübsch-leichtfüßiger Selbstverständlichkeit ausgelebte Toleranzbotschaft wird durch den Hauptkonflikt attackiert, bis sich die Balken biegen. Schwergängige Expositionsdialoge und eine mit weiterem Filmverlauf immer niedrigere Gag-Trefferquote kommen erschwerend dazu. Tracy Brown von der LA Times erklärt euch, wie man mehr Spaß mit Ruby haben kann.

Platz 4: Heart of Stone (Regie: Tom Harper)

Die geschmacksarme Discountvariante von Mission: Impossible - Dead Reckoning: Eine besonders geheime Geheimorganisation, die regierungsunabhängig agiert, doppeltes und dreifaches Spiel, und eine künstliche Superintelligenz als alles berechnendes Ass im Ärmel. Nur, dass der Netflix-Actioner weitaus unkritischer mit KI und Algorithmen ins Gericht geht, die Superstunts und schmissig inszenierten Verfolgungsjagden fehlen und Gal Gadot halt kein Tom Cruise ist.

Der Fairness halber: Gadot war schonmal ein stärkerer Kritikpunkt an einem Film als hier. Vor allem, wie sie körpersprachlich zwischen den verschiedenen behaupteten Identitäten ihrer Figur switcht, ist echt passabel. Dennoch wird sie von ihrem restlichen Cast ausgestochen, etwa von einer quirligen Alia Bhatt, einem amüsant-schmierigen Jamie Dornan und einem sehr spaßigen Matthias "Fazzoletti" Schweighöfer als eine Art Q. Das tröstet nicht über die dröge Story, die bemühten Twists und den aggressiv-uninteressanten Look hinweg. Aber vielleicht bin ich auch nur garstig: John Anderson vom Wall Street Journal beweist euch, dass man doch Spaß am Film haben kann.

Platz 3: Trauzeugen (Regie: Finn Christoph Stroeks und Lena May Graf)

Ein Scheidungsanwalt und eine Paartherapeutin müssen für ein befreundetes Ehepaar die letzten Hochzeitsplanungen übernehmen. Zuerst hassen sie sich, sowohl aus berufsbedingten Prinzipien als auch aufgrund gegensätzlicher Gemüter: Sie stürzt sich begeistert und impulsartig ins kleinste Detail der Last-Minute-Planungen, er würde sich lieber weiter seiner Arbeit widmen und bevorzugt ein methodischeres Vorgehen.

Er ist der trocken-charismatische Edin Hasanović, sie die energiegeladene Almila Bagriacik. Beides Schauspieltalente, die ich sehr gerne sehe, und die auch in Trauzeugen eher punkten als danebenhauen. Sie trifft keine Schuld. Mit einem wortlos Wut, körperliches Begehren, Neid und Frust ausdrückenden Tanz sorgen die Zwei dank ihrer Körpersprache sogar für ein kleines Highlight im Film.

Aber das Drehbuch ist völlig zerschossen, ständig werden Logikkapriolen geschlagen und charakterliche Gemüter komplett uminterpretiert, um die Story am Laufen zu halten. Und die Inszenierung ist so profilarm, dass eine gewaltige Anti-Chemie zwischen den Hauptfiguren entsteht. Inniglich habe ich dagegen gefiebert, dass zwischen ihnen etwas entsteht. Ein drastischeres Urteil ist in einer RomCom kaum vorstellbar. Begeisterte Stimmen habe ich keine gefunden, aber Bianka Piringer von kino-zeit führt vor, dass man den Film sehr wohl zumindest solide finden kann. 


Platz 2: The Flash (Regie: Andy Muschietti)

Talk to Me hat bei mir zwar die meisten Fragezeichen hinterlassen, The Flash allerdings das größte: Das soll laut zahlreichen talentierten, fähigen Filmschaffenden, darunter laut James Gunn, einer der besten Superheldenfilme aller Zeiten sein? Das hier?! Diese kühl berechnete, seelenlose und grottenhässliche Nostalgieköderfalle, die in feinster Ready Player One-Manier oftmals nicht einmal versteht, was die künstlerische Essenz der meisten von ihr ausgebeuteten Werke ist, und sich einzig darauf verlässt, dass es durch den "Ja! Das kenne ich!"-Faktor funktionieren wird? Wirklich?

The Flash ist in einer Filmära, in der der Kritikpunkt "Es ist kein Film, sondern ein Produkt" inflationär durch die Gegend geschleudert wird, weil er der Filmpresse (und, viel intensiver: Film-YouTube) frisch unter den Nägeln brennt, die Produktion, wo ich dieses Buzzword wirklich zücken würde. Der Film wirkt wie etwas, das Don Cheadles schurkischer Algorithmus aus Space Jam: A New Legacy in Auftrag geben würde, nicht wie ein popcornaffines Kunstwerk, in dem ein Herz schlägt.

Das liegt unter anderem an Muschiettis unfokussierter Regieführung (oder an den vielen Faktoren, die den Produktionsprozess derart plagten, dass sie im fertigen Produkt so wirkt): Die Makel, die bereits Es: Kapitel 2 plagten, werden hier mehrfach potenziert, allen voran ein aggressiv-cartoonesker Humor, der sich mit dem Mindset der Figuren und der zuvor etablierten, inneren Logik der Filmwelten mischt wie Wasser mit Öl. 

Dass Muschietti irgendwann eine Vision hatte, zeigt ein turbulent-chaotisch eskalierender Einsatz der Flash-Superkräfte: Nachdem ein paar Looney Tunes-Bilder gezeigt wurden, zieht Flash eine ungewollte Schneise der Zerstörung nach sich, wie in einem Tex-Avery-Cartoon. Muschiettis Gedanke war gewiss: Inspirationsquelle zeigen, Hommage durchführen. Doch weder gefiel mir Muschiettis Hommage (zu verkrampft), noch hat es dem Erzählfluss geholfen, vor ihr erst einmal ausgiebig und unsubtil auf sie vorzubereiten.

Solche Dinge wiederholen sich im Film immer und immer wieder, was schon ätzend genug wäre, würde Ezra Miller nicht auch noch eine vollkommen weltfremd-kindsköpfige Flash-Interpretation spielen (die noch dazu, Zeitreise sei dank, eine noch kindsköpfigere Flash-Variante unterrichten muss). Ich fand Miller in Justice League (sowohl in Joss Whedons Version als auch in Zack Snyders Fassung) amüsant, neurotisch-sympathisch. Aber deren Darbietung in The Flash ist eine inkonsistente Ansammlung an nervlichen Macken, kein Gesamtbild einer immer noch an einem Verlust nagenden Person. Und den übermäßigen Slapstick scheint Miller eher erschöpft zu erdulden, statt pointiert auszuspielen.

Ein Autopilot-Michael-Keaton, dem sekündlich die Lebensfreude aus den Augen entfleucht und eine ihre eigene Emotionalität wiederholt betrügende Narrative kommen noch dazu, die Action im MMORPG-Kampfarena-Look schmerzt in den Augen und ich hoffe so sehr, dass die peppig-saucoole Sasha Calle noch viele, echt knallende Actionrollen bekommt, um diesen Fehlgriff vergessen zu machen. In der Zwischenzeit verrät Jannek Suhr bei epd film, was ich offenbar übersehen habe.


Platz 1: Ghosted (Regie: Dexter Fletcher)

Chris Evans und Ana de Armas hatten in Knives Out einen tollen Rapport mit- und gegeneinander, Dexter Fletcher hat dank Eddie the Eagle und Rocketman einen gewaltigen Stein bei mir im Brett, und das Konzept "Romantik- trifft Actionkomödie, weil ein Kerl nicht schnallt, dass seine Traumfrau Topagentin ist" hat 80er-Touchstone-Pictures-Komödien-Vibes, womit ich mich als Zielgruppe für Ghosted verstehe. Gute, wenn nicht sogar sehr gute Voraussetzungen.

Und um kurz beim wenigen (sehr, sehr wenigen) Positiven zu bleiben: Fletcher lässt vor allem im Auftakt gewiefte ironische Ansätze durchschimmern, wenn er den Film wie eine extra dumme RomCom inszeniert und schneidet. Und das Finale in einem durchdrehenden Dreh-Restaurant hat ein paar gute Einfälle zu bieten. Und da hören die Stärken auch schon auf.

Die Chemie zwischen de Armas und Evans kann den Film nicht tragen, die Action ist zumeist total lahm, es gibt den Film ausbremsende, förmlich verzweifelt wirkende Cameos, die Schnittarbeit ist konfus, der Plot lustlos und die Dialoge haben kaum Witz. Und wenn sie mal Witz haben, ist es zumeist Humor, der im Rohr krepiert. Dass Fletcher durchblicken ließ, dass Apple im Schnitt so manche Sonderwünsche hatte, lässt natürlich die Frage aufkommen, ob hier eine solide Komödie kaputtverbessert wurde. Den fertigen Film finde ich aber hauptsächlich öde und bedauernswert.

Felicitas Kleiner vom Filmdienst lag dagegen auf derselben Wellenlänge wie Ghosted, ich empfehle also für ein besseres Gefühl so spät im Jahr ihre Kritik.