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Samstag, 2. November 2024

Mediatheken-Tipps (2. November 2024)

Wir sind keine Engel (Weihnachtliche Ganovenkomödie, 1955) Michael Curtiz' Weihnachtsklassiker mit Humphrey Bogart, Peter Ustinov, Aldo Ray, Joan Bennett und Basil Rathbone über einen Betrüger und zwei Mörder, die kurz vor Weihnachten von einer Gefängnisinsel fliehen und in einer kleinen Kolonialstadt landen, wo sie eine Krämerladenfamilie ins Herz schließen. Einfach schön. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 15. November 2024

Orpheus in der Unterwelt (Filmoperette, 1974) Kurze, knackige DEFA-Adaption der berühmten Operette von Hector Crémieux und Jacques Offenbach über Götter, Menschen, Begierde und Moral. Prächtige Farben, interessante Drehorte und luftige Garderoben, sowie Dialoge im Kabarettduktus. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 26. November 2024, um 10.15 Uhr

Fahrschule (Komödie, 1986) Familie Steinköhler besitzt keinen Führerschein und geht aus Überzeugung zu Fuß. Doch plötzlich besitzt sie sogleich zwei Autos! Schnell müssen Führerscheine her, sonst wäre das ja Verschwendung. Doch Herr und Frau Steinköhler machen in der Fahrschule sehr gegensätzliche Erfahrungen... Flott-lockere DDR-Komödie voller Humor über den damaligen Alltag, dessen Kern aber heute noch immer nachvollzogen werden kann. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 30. November 2024 um 8.45 Uhr

20 Jahre Walt Disney Hall: Los Angeles Philharmonic und Gustavo Dudamel (Konzert, 2024) Die Walt Disney Hall in Los Angeles feiert Jubiläum, weshalb die Los Angeles Philharmonic und Chefdirigent Gustavo Dudamel zum Jubelkonzert laden. Sie spielen Bach, Debussy und Poulenc, zudem tanzt Lucinda Childs zu Esa-Pekka Salonen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Januar 2025

Die Wollust (Kurzfilm, 1962) Jacques Demys Beitrag zum französischen Episodenfilm Die sieben Todsünden ist derzeit einzeln in der arte-Mediathek abrufbar und dreht sich um Hieronymus Bosch sowie ulkige Kindheits-Missverständnisse. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. März 2025

Die Kunst zu lieben (Episodenfilm, 2011) Süffisanter, kurzweiliger, abwechslungsreicher und zügiger Omnibus über Fehlkommunikation, (Un-)Glück und Überraschungen im modernen (französischen Großstadt)-Sexleben. Zwischendurch was "heteromännerig" geraten, aber für mein Gefühl mehr aus einem eng gesetzten Schwerpunkt heraus, weniger aus Boshaftigkeit. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. Mai 2025

Samstag, 28. September 2024

Mediatheken-Tipps (28. September 2024)

The Human Voice (Dramatischer Kurzfilm, 2020) Pedro Almodóvars Kurzfilm über eine isolierte, wütende, unsichere, sehnsüchtige, nervöse Frau (stark gespielt von Tilda Swinton). arte-Mediathek, abrufbar bis zum 29. September 2024

Die glorreichen Sieben (Western, 1960) Die sieben Samurai, als Western neu entworfen: John Sturges' mit einem denkwürdigen Ensemble besetzte, von Elmer Bernstein musikalisch unvergesslich untermalte Kurosawa-Reinterpretation Reinterpretation wurde dank brillanter Bilder und kernig-unterhaltsamer Action selbst höchstverdient zum Klassiker. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Oktober 2024

mid90s (Coming-of-Age-Dramödie, 2018) Sympathischer, ebenso authentischer wie reflexiver Film über die Skater-Subkultur und typisches 90er-Jahre-Jungsgehabe, geschrieben und inszeniert von Jonah Hill. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 13. Oktober 2024

Der Teufelshauptmann (Western, 1949) Mittelteil von John Fords thematischer "Kavallerie-Trilogie", der jegliche Western-Romantik in einem für 1949 erstaunlich hart-blutigen Actionanteil ertränkt. Malerische Landschaftsaufnahmen lassen einen noch tieferen Graben zwischen der Erwartungshaltung an "Schön war es, im Wilden Westen" und der traurig-kargen Entwicklung der Handlung rund um ohn Waynes Titelfigur entstehen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Oktober 2024

Lauren Bacall: Die diskrete Verführerin (Doku-Porträt, 2017) Informativ-sensibler Einblick in die Karriere der Schauspielgröße Lauren Bacall und ihrer langen Suche nach Selbstakzeptanz. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. Oktober 2024

Piratin und Pferdejunge – Alte und neue Rollenbilder in Kinderbüchern (Doku, 2023) Versuch einer kompakten, dennoch ausdifferenzierten Auseinandersetzung mit den Erwartungen daran, wie viel Vorbildfunktion und wie wenig Stereotyp ein Kinderbuch haben soll. 3sat-Mediathek, abrufbar bis zum 8. Dezember 2028

Samstag, 31. August 2024

Mediatheken-Tipps (31. August 2024)

Brief einer Unbekannten (Film-noir-eskes Romantikdrama, 1948) Nach einer Stefan-Zweig-Novelle erzählt Regiegröße Max Ophüls von der tragischen Liebe einer sehnsüchtigen Frau, die einem Starpianisten verfallen ist. Einprägsame Bilder, facettenreich-abgründige Figuren und schön-schmerzliche Gefühlswelten folgen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. September 2024

Erpressung (Stummfilm-Krimi, 1929) Schon in der Stummfilmzeit sind Hitchcocks Auge für suspensereiche Eskalation, schwarzen Humor und tragischen Nervenkitzel deutlich: Die Verlobte eines Scotland-Yard-Ermittlers lässt sich nach einem Streit von einem Künstler verführen - doch der ist übergriffig... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Oktober 2024

Fahrstuhl zum Schaffot (Nouvelle-Vague-Krimi, 1958) Louis Malles Langfilmdebüt ist ein mit Konventionen brechender, ruhig-spannender, abgründiger Thriller-Meilenstein über einen Mörder, der nach dem vermeintlich perfekten Verbrechen an den Tatort zurückkehrt, um das einzige verräterische Indiz zu beseitigen. Dann bleibt er im Fahrstuhl stecken...arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. November 2024

Loop (Animationskurzfilm, 2021) In dieser Welt folgt alles einem monotonen Beat, wiederholt sich und wiederholt sich. Wirklich alles? Witzig-stylischer Film mit Rhythmus, Herz und Botschaft. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Mai 2025

Champions Chic (Sport-, Mode- und Kulturdokumentation, 2024) Diese Kurzdoku aus dem Hause arte blickt auf die Schnittstelle zwischen Sportfunktionskleidung, kultureller Strahlkraft und modischen Trends. Auch für Sportmuffel wie mich sehenswert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Juli 2025

Kein Mucks!: Der dritte Mann (Kriminalhörspiel, 1950) Im Rahmen seines Hörspiel-Podcasts Kein Mucks! kramt Bastian Pastewka die Hörspiel-Adaption von Der dritte Mann auf Basis der ersten deutschen Synchronfassung aus dem ARD-Archiv. Selbstredend kein Ersatz für den meisterlichen Film, aber ein hörenswertes Faszinosum aus der Synchro- und Hörspiel-Geschichte. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Verfallsdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 24. August 2024

Mediatheken-Tipps (24. August 2024)

Rum-Boulevard (Abenteuerfilm, 1971) Robert Enrico inszeniert Brigitte Bardot als kessen Stummfilmstar, dessen Wege sich mit einem verwegenen, aber nicht gerade hellen Rumschmuggler (gespielt von Lino Ventura) kreuzen. Witz, Exotik und schönes Produktionsdesign trösten über ein etwas verkrampf-konfuses Skript hinweg. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 26. August 2024

Primrose Hill (Kurzfilm-Drama, 2007) Mikhaël Hers' fast einstündiger Mittellangfilm deckt die Laufzeit eines typischen Indie-Rock-Albums ab - und schwelgt in paradoxen Gefühlen: Erzählt wird er als die fernen Erinnerungen einer Frau, die von einem Traum berichtet, in dem sie Erinnerungen an einen fernen August in London verarbeitet hat. Doch was wir sehen, sind die alltäglich-nüchternen Vignetten einer Hobby-Band kurz vor Weihnachten (in einem Paris, dessen Winter sehr herbstlich aussieht). Wir spüren die innige Freundschaft zwischen den einzelnen Mitgliedern, bekommen aber primär die Risse in der Dynamik vorgeführt. Es gibt keine gemeinsamen Gespräche, nur Monologe, Dialoge und Dreier-Gespräche, aus denen die Leute rein und raus rutschen.

Es wird über die Erkenntnis gesprochen, sich schon lange zu kennen und zu mögen, aber nie ernste Gespräche über etwas anderes als Musik geführt zu haben. Darüber, wie wichtig einem Sex ist, obwohl man primär jene liebt, bei deren Anblick nicht an Sex denkt. Und dann rutscht Primrose Hill in eine unfassbar schöne, unaufgeregte, authentische Sexszene. Eine der besten, die ich gesehen habe - nicht weil sie in irgendeinem Aspekt herausragt, sondern weil sie einfach in jeder Hinsicht rund ist: Ich glaube diesen Figuren alles. Jeden einzelnen Wortfetzen, jeden Atmer, jede Bewegung, jeden unbeholfenen "Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen"-Handgriff. Was für ein schöner, muckeliger Film, der in einer faszinierenden Grauzone zwischen Bedauern und genüsslicher Erinnerung residiert. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. August 2024

Das Geheimnis von Marrowbone (Gruseldrama, 2017) Charlie Heaton, George MacKay, Mia Goth und Anya Taylor-Joy (!) in einem atmosphärischen Gothic-Familiendrama voller Rätsel, Persönlichkeit und dichter Stimmung. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. September 2024 um 1.10 Uhr

Antiviral (Sci-Fi-Horror, 2012) Brandon Cronenbergs noch nicht ganz ausgereiftes, aber thematisch dichtes, säuerliches Langfilm-Regiedebüt über eine nahe Zukunft, in der der Promi-Wahn ganz eklige Züge angenommen hat. Klinisch-grell und siffig zugleich, in seiner Satire ambitioniert, aber noch nicht so zielgenau wie Possessor und Infinity PoolARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

This Will Not Be A Festival Film (Meta-Animationskurzfilm, 2022) Gewitzter, herzlicher Kurzfilm, der verschiedene Medienformen gewieft vereint: Die bereits vielfach gelobte, polnische Animationsfilmstudentin Julia Orlik sitzt an ihrem Abschlussfilm. Der soll einfach mal eine Verneigung vor ihrer Familie sein, kein Festival-Beitrag mit Chancen auf Auszeichnungen. Aber sie ist mit ihrer Leistung nicht zufrieden - was fehlt nur?! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. November 2024

heute-show spezial: Alkohol - Bier sind das Volk! (Satire-Reportage, 2024) Fabian Köster und Lutz  van der Horst streifen durch Deutschland (und Mallorca), auf der Suche nach Antworten. Antworten darauf, wie ohnmächtig unser Land gegenüber dem kulturellen, wirtschaftlichen und (lobby-)politischen Stand des Alkohols ist. Kurzweilig präsentiert, für das informierte Publikum nicht so reich an neuen Infos, aber dennoch erhellend (und sei es auch nur zur Auffrischung). ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 22. August 2028 

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 9. Juni 2024

Mediatheken-Tipps Spezial (9. Juni 2024)

Ich habe Donald Duck zwar schon bei FILMSTARTS zu seinem "90. Geburtstag" gratuliert, aber er verdient selbstredend noch mehr Liebe. Zum Glück lassen sich die deutschen Medien nicht lumpen:

Happy Birthday, Donald Duck! (Brisant-Beitrag, 2024) Ich will ehrlich sein: Ich habe eigentlich wenig für das Boulevardmagazin Brisant übrig, aber dieser mit Comicliebe und vielen schön zusammengestellten Schnittbildern voller Donald-Memorabilien und -Zeichnungen ist richtig hübsch gemacht. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Juli 2024

Zeitreise: 90 Jahre Donald Duck (Morgenmagazin-Beitrag, 2024): Das ARD-Morgenmagazin quetscht 90 Jahre Donald in einen gewitzten Beitrag, inklusive "Exklusivinterview" mit dem Jubiläum feiernden Schnatterich. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Juni 2026

Volle Kanne vom 7. Juni 2024 (Frühstücksmagazin, 2024) Ab Minute 34 geht es in dem ZDF-Frühstücksmagazin, das nach dem Morgenmagazin läuft, um Donald Duck. Im Beitrag gibt es unter anderem ein kurzes Archiv-Statement von Dr. Erika Fuchs, Ulrich Schröder lobt die Universalität Donalds und es gibt die riesige Merch-Kollektion zu Donalds 90. zu sehen... DIE NOCH IMMER NICHT ÜBER DEN DEUTSCHEN DISNEYSTORE ZU BEZIEHEN IST. WOLLT IHR MEIN GELD ETWA NICHT, DISNEY?! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Juni 2026

Der ewige Aktivist: Donald Duck wird 90 (Radio-Reportage, 2024) Donald-Zeichner Jan Gulbransson spricht mit SWR-Kultur darüber, wie sich die Donald-Comics in der jungen Bundesrepublik durchsetzen mussten, seine Liebe zum Erpel und den nicht immer offensichtlichen, aber keinesfalls zu vernachlässigen kulturellpolitischen Wert Donalds. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Das Wort zum Dienstag: Donald Duck (Radio-Satire, 2024) Jana Fischer räumt mit den ständigen Vergleichen zwischen dem besten und dem orangegetöntesten Donald auf und kommt zu einem klaren, ententarken Fazit. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Happy Birthday Donald Duck: Ein Antiheld für alle (Radio-Interview, 2024) SWR-Aktuell spricht mit dem Donaldisten Karsten Bracker (seines Zeichens Präsident/Präsiderpel) über die Krönung der Fiktion und ganz besonders über seine Qualitäten als Aufstehmännchen. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

1934: Erster Auftritt von Donald Duck (Radio-Beitrag, 2024) Kurz und knapp: 90 Jahre Donald in zwei Minuten. Werden Fans darin was lernen? Nein. Aber ich beneide auch keine Seele, die so viel Popkultur in so wenig Zeit quetschen muss. Da ist das hier schon ein fein gemachter Abriss. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Freitag, 29. März 2024

Mediatheken-Tipps (29. März 2024)

Aufgrund der vielen bald ablaufenden Empfehlungen gibt es die Mediatheken-Tipps ausnahmsweise bereits am Freitag! (Ihr sollt ja wenigstens eine vage Chance haben, die Tipps zu befolgen.)

Letztes Jahr in Marienbad (Nouvelle Vague trifft Avantgarde, 1961) In einem weitläufigen, prunkvollen, aber auch beunruhigend-klinischen Hotel begegnen sich ein Mann und eine Frau. Er ist überzeugt, dass sie sich vergangenes Jahr in Marienbad gesehen haben und intensive Erfahrungen miteinander hatten, sie kann sich nicht erinnern. Irritierende, zwischendurch schwärmerische, zumeist unwohlige Traumlogik mit hypnotischer Kameraführung und überwältigender Musikuntermalung, die man verbissen entschlüsseln kann, um den "wahren Plot" zu erfahren. Sollte man meiner Ansicht nach aber bleiben lassen, da sich selbst Regisseur Alain Resnais und Drehbuchautor Alain Robbe-Grillet uneinig wahren. Ergiebiger ist es, die Stimmung aufzusaugen, sich fallen zu lassen und zu analysieren, welchen Reim man sich aus den Motiven und Figurenprofilen macht. Und es ist amüsant, sich vor Augen zu führen, dass Letztes Jahr in Marienbad einst von den Filmfestspielen von Cannes abgelehnt wurde, keine Oscar-Nominierung als Internationaler Film bekam und in einem auflagenstarken The Fifty Worst Films of All Time-Ratgeber vorkam. Mittlerweile wird er dagegen (vollauf zurecht) für seine Klasse, Ästhetik, atmosphärische Intensität und Deutungsvielfalt als Klassiker verehrt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Auf der Flucht - The Chase (Film-noir-Thriller, 1946) Ein armer, leicht ängstlicher, ehrlicher Schlucker (Robert Cummings) findet eine Geldbörse und bringt sie seinem Besitzer. Der ist ein brutaler, prunkvoll lebender Gangsterboss (Steve Cochran), der den Ex-Soldat zum Ärger seiner grantigen rechten Hand (Peter Lorre) als Chauffeur anstellt. Daraufhin findet der gutmütige, scheue Mann einen Draht zur Gattin des Gangsters (Michèle Morgan), die von Havanna und einem Leben in Freiheit träumt. Regisseur Arthur Ripley und Drehbuchautor Philip Yordan schufen hiermit einen in Deutschland leider kaum bekannten Stützpfeiler der Film-noir-Epoche und führen durch ihre Abänderungen der Cornell-Woolrich-Romanvorlage The Black Path of Fear die Hays-Code-Zensur an der Nase herum: Die oberflächlichen Verwässerungen führen in ihrer Umsetzung zu einer beklemmenden, diffus-finsteren Stimmung, die sich richtig böse im Nacken festbeißt.

Bildsprachlich halten sich Ripley und Die Schwester der Braut-Kameramann Franz Planer eingangs mit den Film-noir-Markenzeichen zurück, steigern sich aber im letzten Dritteln in eine Schauersymphonie aus verwinkelten Räumen, engen Gassen, schweren Schatten und auch grell beleuchteten, hallend-leeren Orten, die genügend Platz für überdimensionale Damoklesschwerter bieten, die sprichwörtlich über den Figuren schweben. Und so wird aus einer Verbotenen-Liebe-Räuberpistole letztlich ein Film, der (damalige) narrative Konventionen aushebelt, von Traumata, Angststörungen und Verfolgungswahn handelt und womöglich die Bahn frei gemacht hat für spätere Hitchcock-Arbeiten und David Lynch. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Die Falle - Pitfall (Film noir, 1948) Visuell der am wenigsten eindringliche Film noir, den arte derzeit in der Mediathek anbietet, dafür aber der mit dem gewitztesten Dialogbuch: Regisseur André De Toth inszeniert mit tonal überaus versierter Hand eine verrucht-empathische Eifersuchtsgeschichte. Versicherungsmann John Forbes (Dick Powell) versteht sich bestens mit dem Model Mona Stevens (Lizbeth Scott). Deren Freund sitzt wegen Finanzbetrugs im Knast, jedoch kann seine Strafe verkürzt werden, wenn Mona mit John kooperiert. Die Dynamik zwischen Mona und John schmeckt jedoch Mac (Raymond Burr) überhaupt nicht: Der dubiose Schlägertyp wird als Privatdetektiv von Johns Versicherung beschäftigt, und hatte ein Auge auf Mona geworfen. Doch nicht nur Macs Gewaltbereitschaft gefährdet das Familienidyll zwischen John und seiner Gattin Sue (Jane Wyatt)... Fesselnd gespielte Film-noir-Eifersuchtsgeschichte, die mit ihrer nuancierten Moral gegen den Hays Code verstößt, aber unzensiert in die Kinos gelang: Toth ließ zwei hochrangige Zensoren wissen, dass ihm ihre Affären bekannt sind. Hüstel, hüstel. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Der Menschen Hörigkeit - Of Human Bondage (Romantikdrama mit frühem Film-noir-Einschlag, 1934) Gescheiterter Kunststudent mit wackligen Sozialkünsten wechselt in die Medizin und verliebt sich Hals über Kopf in eine Kellnerin, die ihn jedoch mit nichtssagenden Aussagen an der langen Leine hält. Das führt aber bloß dazu, dass er eine Obsession mit ihr entwickelt... John Cromwells von der US-Kongressbibliothek für die Nachwelt aufbewahrter Klassiker besticht mit widerborstigen Figuren, die sich wiederholt unmöglich aufführen, und trotzdem einen menschlichen Funken behalten, aufgrund dessen Cromwell und Drehbuchautor Lester Cohen (nach einem Roman von W. Somerset Maugham agierend) uns herausfordern, weiterhin empathiefähig zu bleiben. Leslie Howard spielt den Protagonisten etwas läppisch, doch Cohens Skript und eine beeindruckende Bette Davis, die in der weiblichen Hauptrolle von ignorant über eiskalt-manipulativ bis aufgebracht-verzweifelt reicht, heben Der Menschen Hörigkeit auf das Niveau eines Klassikers über irrationale, zwischenmenschliche Verbundenheit und Abhängigkeit. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Der Rausch (Tragikomödie, 2020) Thomas Vinterbergs brillanter Tanz zwischen pechschwarzer Komödie, melancholischer Mid-Life-Crisis-Saufeskapade und einfühlsamem, zwischenmenschlichem Drama befasst sich auf packend-amüsante, dennoch nachdenkliche Weise damit, wie nah Leid und Freud beieinander liegen und führt vor, dass wir aus unserer endlichen Zeit auf Erden was machen und sie auskosten sollten - aber stets im Blick haben müssen, dass wir uns nicht durch zu viel Verköstigung ins Aus schießen. Der eh so oft grandiose Mads Mikkelsen gibt eine seiner besten Performances ab und das Finale ist ein Filmschluss für die Ewigkeit. What a Life! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 3. April 2024

Schattenseiten (Film-noir-Hommage, 2018) Kauzig-stilvolle Verneigung vor dem Film noir und das insbesondere in den 50ern und 60ern populäre Pixilation-Animationsmedium: In einer surrealen Welt, in der es möglich ist, das eigene Herz der Bank zu überlassen, hilft eine Frau einem Unbekannten, sein gestohlenes Herz wiederzubeschaffen. Doch der Auftrag ist komplizierter als gedacht... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Mai 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 16. März 2024

Mediatheken-Tipps (16. März 2024)

Dickhäuter (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: Die französische Illustratorin Stéphanie Clément berichtet in ihrem subtil-beklemmenden Kurzfilm Dickhäuter von einer jungen Frau, die auf ihre Kindheit zurückblickt - konkret auf ihre ungeliebten Besuche bei ihren Großeltern. Was im trocken-bedrückten Tonfall wie eine anti-nostalgische "Es war einfach nicht schön da"-Erinnerung beginnt, wird durch eine Vielzahl an impliziten, im Zusammenspiel aber ein erschütterndes Gesamtbild ergebenden Hinweisen zum schmerzhaften, an die Nieren gehenden Bericht einer Erzählerin, die aufgrund ihrer Kindheit psychische Bewältigungsstrategien wie Dissoziation und Repression verfolgt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Brief an ein Schwein (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: In ihrem Kurzfilm Brief an ein Schwein erzählt Tal Kantor von einer Schulstunde, wie es sie wohl häufiger gibt - ein Holocaust-Überlebender erzählt einer Klasse vom Grauen, das er miterlebt hat, stößt aber auf verschlossene Ohren und pubertierende Unruhestifter, die sich über seine Geschichte lustig machen. Eine Schülerin trifft er aber - und die verliert sich in eine bittere Fantasie. Emotional verzahnt, visuell eine Mischung aus (mich nicht durchweg überzeugender) Rotoskopie und eindringlicher Animation im krakeligen Malkreide-Look. Das Ergebnis ist eine nachdenklich stimmende, keine einfachen Antworten bietende Auseinandersetzung mit (generationellem) Trauma. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution (Dramödie, 2020) Unscheinbare, aber starke Dramödie nach wahren Begebenheiten anno 1969/1970: Keira Knightley spielt eine junge Mutter, die nach langem, harten Kampf endlich an einen Studienplatz gelangt. Trotz ihrer ruhigen, analytischen Art freundet sie sich mit jungen, aktivistischen Frauen an, die planen, gegen den Miss-World-Wettbewerb zu protestieren. Parallel dazu gewinnen wir Einblicke in die Hoffnungen der Miss-World-Kandidatinnen: Während manche mitmachen, um vom Durchschnittsheteromann für ihr Aussehen gefeiert zu werden, sehen andere den Wettbewerb als ihre beste oder gar einzige Chance, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Mit einem locker-flockigen Dialogbuch, aber einer ausdifferenzierten Narrative formt Regisseurin Philippa Lowthorpe (Call the Midwife) nach einem Skript von Gaby Chiappe & Rebecca Frayn einen zugänglichen, anspornenden Film, der trotzdem was auf dem Kasten hat: Ebenso beiläufig wie treffend werden verschiedene Gründe für und Formen des Protests beleuchtet - und überzeugend dafür eingestanden, dass zum selben Ziel sehr wohl unterschiedliche Wege führen, und sie sich nicht ausschließen. Für ein Miteinander der Ansätze, wider dem Zerfleischen untereinander! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 3. April 2024

Passagiere der Nacht (Drama, 2022) Einer der schönsten Filme des Jahres 2023 (nach deutschem Kinostart gehend): Mikhaël Hers blickt in einer elliptischen Erzählung vom Schicksal einer Familie - angeführt von Elisabeth (Charlotte Gainsbourg). Die frisch geschiedene Mutter zweier Kinder hat erst kürzlich ihren Brustkrebs besiegt und wird im Paris des Jahres 1981 Telefonistin bei einer Radiosendung. In der atmosphärisch plätschernden, von Nachteulen-Energie und zarten zwischenmenschlichen Beziehungen geprägten Geschichte geht es daraufhin um kleine und größere Lebensveränderungen, Melancholie, bittersüße Hoffnungen und unerwartete Bekanntschaften. Wirkt glatt wie der wiederentdeckte Auftakt einer Rohmer-Trilogie über Tageszeiten. Einfach hübsch! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. April 2024

Songs of Gastarbeiter: Liebe, D-Mark und Tod (Sozial- und Kultur-Dokumentation, 2023) Frisch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und nach kurzer Zeit offline wieder zurück in der Mediathek! In seiner hervorragenden Dokumentation widmet sich Cem Kaya der in den Nachkriegsjahren begonnenen Welle an Migration aus der Türkei nach Deutschland und ihren Folgen - primär gefiltert durch das Thema der Musik: Welche Songs nahmen die "Gastarbeiter" mit, welche wurden daraufhin gezielt für sie produziert, und wie hängt dies mit heutigem Rap zusammen? Die Antworten, und wie sie präsentiert werden, ist menschlich, passioniert, schürt Wut über Dekaden an herzloser Politik, und sind trotzdem dank einer Vielzahl an Charakterköpfen oft auch erstaunlich witzig. Und so blicken wir mit Staunen auf eine im deutschen Mainstream geflissentlich übersehene Subkultur voller Facetten. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. April 2024

In den Gängen (Sozialdrama, 2018) Thomas Stubers In den Gängen versammelt mit Sandra Hüller und Franz Rogowski sogleich zwei deutsche Schauspielgrößen, die Beweise dafür sind, dass der internationale Filmdiskurs leichter gewillt ist, unsere Talente gebührend zu feiern, als große Teile des hiesigen. Der trist-kummervolle Film  zeigt stellvertretend die lähmende Banalität des Berufsalltags in Großmärkten, legt den Finger in die Wunde namens Einkommensschere, zeigt Wendeverlierer und erschafft mit naturalistisch-wortkargen Performances (neben Hüller und Rogowski stark: Peter Kurth) komplexe Figuren. Und er macht aus einem spendierten Automatenkakao eine unvergesslich-gütige Geste. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 2. September 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 9. März 2024

Mediatheken-Tipps (9. März 2024)

Ronin (Action-Thriller, 1998) John Frankenheimer haut mal eben mehrere saustarke, stilistisch sich voneinander abhebende, und dennoch wie aus einem kohärenten Guss wirkende Verfolgungsjagden in einen einzigen Film: Robert De Niro, Jean Reno, Sean Bean, Jonathan Pryce, Natascha McElhone und Stellan Skarsgård führen uns in einer bleihaltigen Räuberpistole durch Paris, die Côte d’Azur und die Provence. Es scheppert ordentlich, es wird gelogen und betrogen, und die Motoren dröhnen kräftig. Geradlinige Krawallunterhaltung mit Stil. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 12. März 2024

Mein Ende. Dein Anfang, (Drama, 2019) Mariko Monoguchi nutzt die Magie des audiovisuellen Erzählens, um eine physikalisch hoch theoretische, emotional jedoch vollauf greifbare Geschichte über Liebe, Kummer und Trost zu erzählen. Toll gespielt von Saskia Rosendahl, Julius Feldmeier und Edin Hasanović, meisterlich geschnitten von Andreas Menn und von Monoguchi mit leichtgängig wirkender Präzision inszeniert. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 23. März 2024

Female Comedies - Freche Mädchen, komische Frauen (Stummfilmsammlung, 1906 bis 1927) Die Populär-Filmgeschichtsschreibung hatte lange Zeit ein Gewichtungsproblem: Während etwa Charlie Chaplin, Buster Keaton und Georges Méliès ihre berechtigte Zeit im Rampenlicht erhalten, wann immer die Stummfilmzeit behandelt wird, gingen lange Zeit andere Namen vollkommen unter. Wie Filmpionierin Alice Guy-Blaché (die mittlerweile wieder in den Fokus zurückkehrt und eine Graphic-Novel-Biografie gewidmet bekam) oder Mabel Normand, die schon vor Chaplin den Dreh "Sei der Star in deinen eigenen Slapstick-Komödien" raus hatte und dem Bleistiftschnurrbartträger zum Karrierestart verhalf. arte trägt dazu bei, den talentierten Frauen der Stummfilmära wieder zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen und versammelte unter dem Label Female Comedies 14 Kurzfilme, die weibliche Talente vor und/oder hinter der Kamera vorführen. 

Die Auswahl an Kurzfilmen reicht von Alltagsthemen über humorvolle Krimis bis hin zu fabulösen Zukunftsgeschichten, von explizit feministisch zu "da sind halt auch Frauen lustig". Musikalisch untermalt wurden die Kurzfilme unter anderem von Ensemble Garage, DJ SilentFilmDj und Hisato Tsuji, die den stereotypen Klimperklavier-Sound großzügig vermeiden und die Filme somit für ein kontemporäres Publikum zugänglicher machen. arte-Mediathek, erster Schub an Filmen läuft am 24. März 2024 ab, der zweite am 31. Mai 2024

Zwei Companeros (Western, 1970) Auch als Lasst uns töten, Companeros bekannter Italowestern des unter anderem von Quentin Tarantino innig verehrten Django-Machers Sergio Corbucci: Franco Nero spielt einen schwedischen Waffenhändler (was sonst?), der im von einer Revolution durchrüttelten Mexiko Geschäfte machen will. An welche Seite er liefert, ist ihm gleich, solange die Einnahmen stimmen. Eine Gruppe idealistischer Revoluzzer:innen, darunter die heißblütige Mexikanerin Lola (Iris Berben, wer sonst?), versucht allerdings, den Schweden für ihre Sache zu gewinnen... Schmierig-eindringlich gefilmt, herrlich von Ennio Morricone untermalt, boshaft-genüsslich in der Gewalt und süffisant-grobschlächtig im Humor - mit einer Dosis Haudauf-Slapstick. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024 um 0.45 Uhr

We Need to Talk About Kevin (Thrillerdrama, 2011) A Beautiful Day-Regisseurin Lynne Ramsay adaptiert in We Need To Talk About Kevin den gleichnamigen Roman und erzählt somit die Geschichte der Mutter und früheren Reisejournalistin Eva Khatchadourian (Tilda Swinton), sowie insbesondere von ihren Selbstzweifeln und ihrem bedrückenden Gedankenkarussell: Wir sehen, wie sie mit ihrem Mann Franklin (John C. Reilly) ihren Sohn Kevin (Ezra Miller) großzieht. Und wann immer Kevin sich anstrengend verhält, drängt sich Eva die Frage auf: Ist Kevin trotz oder wegen mir so, und was soll ich jetzt nur tun? Kühl und soghaft inszeniert, intelligent kondensiert und trotzdem erschreckend lebensnah erzählt, brennt sich dieser Film nicht nur wegen Ramsays Bildern und narrativer Schwerpunktsetzung ins Gedächtnis, sondern auch aufgrund der komplexen, bemitleidenswerten und dennoch nicht mitleidsgeifernden Performance von Swinton. Und Millers Performance ist wahrlich gänsehauterregend - heute wohl auch noch mehr, als 2011 bereits schon. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024 um 22 Uhr

Apollo Amerika (Hörspiel-Collage, 1969) 1969: Die ganze Welt verfolgt gebannt die Apollo-11-Mission und fiebert mit, wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond betreten. Die ganze Welt? Nein: Hörspielautor Ferdinand Kriwet tritt einen Schritt zurück und schließt sich in den USA mit einem Tonbandgerät ein. Fiebrig saugt er nicht die eigentlichen Ereignisse auf, sondern wie sie medial aufbereitet werden. Dabei entstanden ist eine assoziative, geradezu avantgardistisch-musikalische Collage aus Radio- und TV-Ausschnitten. Ein soghaftes, erschlagendes Klangerlebnis. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Freitag, 9. Juni 2017

Ein Erpel feiert Geburtstag ...

... und zur Feier gibt es einen Vorgeschmack auf die kommende DuckTales-Neuauflage.



Donald Duck, du einzig-wahrer Träger deines Vornamens: Lebe hoch!

Freitag, 19. Dezember 2014

Memory 2.0

Musikvideo-Regisseur Dugan O'Neal blickt in diesem Kurzfilm mit Die Tribute von Panem-Nebendarstellerin Jena Malone in eine Zukunft, in der Menschen davon besessen sind, ihre Erinnerungen durch virtuelle Simulationen wieder aufzuleben zu lassen.  Der Kurzfilm ist Teil eines Wettbewerbs um einen Filmdeal mit New Regency Productions. 

USA 2014. Regie: Dugan O'Neal. Mit: Jena Malone, Wilson Bethel. Drebuch: Wilson Bethel, Dugan O'Neal. Kamera: David Myrick. Schnitt: Luke Lynch. Musik: Ry X & Eskmo.

Freitag, 19. September 2014

Feast


Nach dem weltweiten Sensationserfolg Die Eiskönigin - Völlig unverfroren machen sich die Walt Disney Animation Studios derzeit mit Hochdruck bereit, die Filmwelt mit ihrem nächsten Animationskracher zu beglücken. Während sich Baymax - Riesiges Robowabohu derzeit in den letzten Zügen der Produktionsphase befindet, ist der ihn im Kino begleitende Kurzfilm Feast bereits fertiggestellt. Ich war so glücklich, ihn in einem Vorabscreening sehen zu dürfen und möchte euch selbstredend meine Meinung nicht vorenthalten.

Kurz zum Hintergrund: Feast ist eine Idee des Disney-Animators Patrick Osborne, der unter anderem an Rapunzel mitarbeitete und leitender Animator bei Paperman aka Im Flug erobert war. Im Laufe der Produktion von Baymax - Riesiges Robowabohu kam es zu einem Treffen mit John Lasseter, der weiterhin an der Initiative festhält, wieder mehr Disney-Kurzfilme zu produzieren. Während dieser Begegnung tauschten die beiden Hundeliebhaber Ideen aus, wobei sich eine als besonders filmreif erwies: Wie wäre es, einem Hund zu folgen, der über das Essen eine besondere Beziehung zu seinem Herrchen aufbaut - und wenn im Hintergrund dieser Geschichte eine Romanze zwischen dem Herrchen und einer Frau entwickelt?

Aus dieser Idee entstand Osbornes Regiedebüt, das dem Trend der Disney-Kurzfilme folgt, visuell ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Nachdem Get a Horse! altmodische Zeichnungen im Gummiband-Stil mit moderner 3D-Computeranimation vereinte, geht Feast einen ähnlichen Weg wie der Computeranimation und handgemachte Skizzen zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk vereinende Paperboy. Denn Feast bringt endlich den eindrucksvollen Stil von Konzeptzeichnungen zum Laufen. Obiges Bild ist keine dieser tollen Farbstudien, die mit ihren großen Flächen und expressiven Kolorierungen Animationsliebhaber gerne zum Staunen bringen, sondern ein Bild aus dem fertigen Film. Dieser hat die Dimensionalität und visuelle Kontinuität von Computeranimation, aber dennoch dieses Erfrischende, Lebhafte eines gezeichneten Bildes.

Die von Nicole Mitchell und Raymond S. Persi ausgearbeitete Story des fertigen Films hält sich genau an die Grundidee, die Osborne zusammen mit Lasseter ausheckte: Der gesamte Sechsminüter wird aus dem Blickwinkel (nicht aus der Egoperspektive!) des Boston Terriers Winston erzählt. Dieser lernt sein Herrchen kennen, als es ihn mit Fast Food aus einer Gasse herauslockt. Von diesem Moment an erzählt Feast von der Freundschaft zwischen Mensch und Hund, indem der Kurzfilm kurze Häppchen aus verschiedenen Lebensabschnitten der Beiden zeigt. Zunächst führt Winston ein Leben in Saus und Braus: Nachos, Pizza, Fleischbällchen und so weiter. Dann aber lernt Winstons Herrchen eine Frau kennen, für die er sein hemmungsloses Junggesellenleben aufgibt. Für Winston bedeutet dies weniger Schnellfraß und wieder mehr Hundefutter ...

Feast hat zwar vereinzelte längere Sequenzen, doch der Löwenanteil besteht aus kurzen Sequenzen, die rasant aufeinanderfolgen und oft sehr originell ineinander übergehen – woraus ein weiterer bildästhetischer Reiz dieses Kurzfilms besteht. Doch es ist auch die simple Story des ohne Dialog arbeitenden Cartoons, die begeistert: Dank Winston und seiner energischen Art ist Feast lustig, die Verschränkung der Beziehung Mann/Hund und Herrchen/Frauchen ist aber auch sehr herzlich.

Feast ist aufgrund der schnellen Bildfolgen (und selbstredend wegen der lebhaften Farben) dynamischer als Paperboy, letzteren fand ich dafür einen Hauch romantischer. Dies soll Feast aber nicht abwerten: Er ist meiner Ansicht nach viel besser als Get a Horse!, der sich im Mittelteil sehr zieht und daher gern hätte kürzer sein dürfen, und die letzten paar Pixar-Kurzfilme, die einfach nicht so originell sind wie Feast.

Kurzum: Eine flotte, effektive Erzählweise und ein toller, atypischer Look machen Feast zu einem sehenswerten Disney-Cartoon, bei dem ich es nicht erwarten kann, ihn im Vorprogramm Baymax - Riesiges Robowabohu wieder sehen zu dürfen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Ben Afflecks Regiedebüt "I Killed My Lesbian Wife, Ηung Ηer On A Μeathook, and Νow I Have A Three-Picture Deal With Disney"

Meister fallen nicht vom Himmel. Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis, und gerade Ben Affleck erfuhr mehrmals, dass einem Können und damit verbundenes hohes Ansehen nicht in den Schoss fallen. Affleck gab im Laufe seiner Leinwandkarriere mehrere ansprechende Performances ab, doch für jedes Chasing Amy oder Die Hollywood-Verschwörung durchlitt er einen Phantoms oder Gigli.

Bloß als Regisseur genießt Affleck konstanten Rückhalt seitens der Kritiker. Erst Gone Baby Gone, dann The Town und nun Argo. Doch halt, es gibt da eine miese Regiearbeit, die selbst große Affleck-Anhänger nur mit Müh und Not durch zu winken vermögen: Seinen Kurzfilm I Killed My Lesbian Wife, Ηung Ηer On A Μeathook, and Νow I Have A Three-Picture Deal With Disney, den Affleck 1993 ablieferte und den der Hollywood-Star "abscheulich" nennt.





Das Beste am Film ist tatsächlich der Titel, in den wohl sämtliche Kreativität gesteckt wurde. Die Idee des zynischen Blicks auf Hollywood ist ja reizvoll, aber die hölzerne Inszenierung und das pointenlose Skript verschenken diese völlig. Einzig Hauptdarsteller Jay Lacopo finde ich nennenswert. Man könnte fast glauben, er sei Afflecks karikiertes Alter Ego. Aber ob Affleck noch vor seinem Durchbruch meinte, die öffentliche Wahrnehmung seines 90er-Superstar-Ichs parodieren zu müssen? Wohl kaum. Das ist einfach nur ein faszinierender Zufall ...

Freitag, 30. September 2011

Tick Tock


UK 2011. Regie & Drehbuch: Ien Chi. Mit: Morgan Ayres, Maurice Wensell, Valee Gallant

Dieser aufwändige Studentenfilm gewann die Auszeichnungen für Beste Regie und Besten Film auf dem Campus MovieFest, dem weltgrößten Studentenfilm-Festival. Der Siegeszug zog sich fort: Er wurde auf mehreren Filmfestivals aufgeführt, war Teil der offiziellen Kurzfilmauswahl in Cannes und wurde im britischen Fernsehen ausgestrahlt. Ziemlich stolze Entlohnung für harte Arbeit: Tick Tock wurde in einem einzigen Take gedreht. Hut ab!

Fliegenpflicht für Quadratköpfe

Krude Trickanimation und nervige, amateurhafte Soundeffekte? Ja - die ersten paar Sekunden von Fliegenpflicht für Quadratköpfe siedeln die Zuschauererwartungen sehr weit unten an. Aber dann entfaltet sich unbeschwerter, frecher Einfallsreichtum.


Deutschland 2004. Regie, Drehbuch, Kamera & Schnitt: Stephan Müller. Musik: Bettie Serveert

Balance


Deutschland 1989. Regie & Animation: Christoph & Wolfgang Lauenstein

Als bester animierter Kurzfilm 1989 mit dem Oscar prämiert. Balance diente auf Anraten von Ted Elliott & Terry Rossio auch als Inspiration für das Finale von Das Vermächtnis des geheimen Buches. In einer etwas weniger nachdenklichen Spielweise, natürlich.

This Guy is Falling

Dieser surrealistisch angehauchte, zum Teil animierte Kurzfilm ist ein Studienprojekt von Michael Horowitz und Gareth Smith, die mittlerweile ihren Weg nach Hollywood gemacht haben. Horowitz schrieb 22 Episoden der viel gelobten TV-Serie Burn Notice, während Gareth Smith die rar gewordene Kunst origineller Titelsequenzen aufrecht erhält und unter anderem an Thank You For Smoking, Juno und Up in the Air (*Interview zu diesem Thema*) mitwirkte.

Smith selbst bezeichnet den auf zahlreichen Festival aufgeführten Kurzfilm This Guy Is Falling als "indie romantic-comedy-adventure-action-disaster short movie". Das allein ist schon Grund genug, ihn sich einmal anzuschauen!


USA 2000. Regie: Michael Horowitz & Gareth Smith. Drehbuch: Michael Horowitz. Mit: Tobb Giebenhain, Maria-Elena Laas

Die schiefe Bahn

Drei ehemalige Bahnbeamte planen einen Eisenbahnüberfall, um sich ihre mickrige Pension aufzustocken. Es entwickelt sich eine sarkastisch-liebevolle Geschichte über die Tücken der Deutschen Bahn - und die Zeiten, als verklärte Zugnostalgie noch der Wahrheit entsprach.


Deutschland 2008. Regie: Kathrin Albers & Jim Lacy. Drehbuch, Kulissenanimation & Kamera: Jim Lacy. Figurenanimation: Kathrin Albers

Tango for Jansö

Wenn euch der folgende Kurzfilm an Luxo jr. erinnert, dann kommt das nicht von ungefähr: Der Macher dieses Stop-Motion-Tricks ist Carlo Vogele, und er arbeitet seit 2008 für das Animationsstudio mit der hüpfenden Lampe im Logo. Er animierte große Teile des Toy Story-Kurzfilms Urlaub auf Hawaii und war auch an Toy Story 3 beteiligt.


Tango for Jansjo from Carlo Vogele on Vimeo.

USA 2011. Regie, Skript & Animation: Carlo Vogele. Stimmen von: Mava Cárdenas, Cédric Kennel. Song: Hernando's Hideway von Richard Adler & Jerry Ross

Grocery Day

Gefunden via Cartoon Brew: Der Student Tom Rainford lässt sich über den großen Wocheneinkauf aus - und beweist somit, dass wirklich alles durch stylische Animationen ungleich interessanter wird.


UK 2011. Regie, Skript & Animation: Tom Rainford

Siehe auch:

One Minute Puberty

Vom kleinen Buben ohne Erfahrung zum haarigen Mann mit sexueller Vergangenheit: Die männliche Pubertät im Super-Zeitraffer.


Deutschland 2011. Regie, Skript & Animation: Alexander Gellner. Musik & Sound Design: Niklas Kröger.

One Minute Puberty ist (Teil) eine(r) Abschlussarbeit an der HTW Berlin. Gellner setzte seine Idee durch, obwohl Tricktechnik gar nicht an seiner Universität angeboten wird, weshalb er seinen Professoren versprechen musste, nicht auch noch um Ratschläge für die Animation zu betteln. Offensichtlich waren sie auch gar nicht nötig.

Siehe auch: