Samstag, 31. Oktober 2009

Repo! The Genetic Opera

Ein billig produziertes Horrormusical des Regisseurs von Saw II mit Paris Hilton in einer tragenden Rolle. "Na, hallelujah, das kann ja nur in einer Katastrophe enden", war mein Gedanke, als ich im Rahmen meiner Oscar-Berichterstattung Anfang dieses Jahres erstmals auf Repo! The Genetic Opera stieß.

Als ich dann (zugegebenermaßen sehr) kurz in die für eine Oscar-Nominierung zugelassenen Songs reinhörte, bekam Repo! von mir schon ein paar Pünktchen gut geschrieben. Vielleicht schau ich mir den Film irgendwann Mal an, eventuell leih ich ihn aus oder ich warte bis er mir im Fernsehen begegnet... Darauf, dass sich jemand den ich kenne den Film tatsächlich holt, so dass ich mir ein Bild von ihm machen kann, hatte ich nicht wirklich gesetzt. Wer holt sich schon eine Rock-Oper im Sci-Fi-Goth-Gewand mit musikalischen Metal- und atmosphärischen Horror-Einlagen, wenn Paris Hilton mitspielt und der Kerl von Saw II die Fäden in der Hand hielt?

Ich hätte es besser wissen müssen, denn gen Mitte dieses Jahres geschah genau dies (schöne Grüße!) und ich durfte mich dann des nächtens selbst von Repo! The Genetic Opera überzeugen, nachdem ich von unerwartet hellen Lobgesängen ob dieses Films überrascht wurde.

Und, wow, was soll ich sagen? Erinnert ihr euch daran, wie geschockt ich damals war, als Disney es vollbrachte mit TinkerBell und High School Musical 3: Senior Year zwei Filme zu machen, die mich vollends überzeugten? Ich war nicht überrascht, ich war geschockt, dass HSM 3 mir tatsächlich richtig gut gefiel, und das auf die ehrliche Art, nicht durch die rosarote, mit Glitzer bestäubte ironische Campinessbrille, so wie bei HSM 2...

So ähnlich ging es mir, als sich langsam der visuelle Einfallsreichtum und die musikalische Sprachgewalt und -gewandtheit von Repo! entfaltete.
Zwar mag es Regisseur Darren Lynn Bousman etwas mit dem Weichzeichner übertrieben haben, abgesehen davon überschwemmt Repo! The Genetic Opera die Sehnerven des Betrachters auf beeindruckende Weise mit einer einfallsreichen Mischung aus comichafter, zerfallener Sci-Fi-Dystopie und kontrastreichem Gothic-Horror, gekleidet in einer eingenebelten, verrotteten Pop-Art-Farbpalette.
Auf diesen originellen und in sich stimmigen, überwältigen Stilmix konnte ich mich schnell einstellen, ebenso wie auf das nicht minder komplexe Musikspektrum von Repo! The Genetic Opera, der von einem sachte modernisierten Klang klassischer Oper über simplen, schnell vorantreibendem Rock und Teen-Punk hin zu symphonischem Metal und epochalem Gothic-Rock sowie im Kinderreim gehaltenen Stücken mit Industrial-Anleihen reicht. Repo! versteht sich nicht umsonst als eine Oper des 21. Jahrhunderts und dürfte für all die harten Kerle da draußen, deren Freundin auf eher klassischeres Material steht ein kleines Gottesgeschenk sein (oder umgekehrt, denn für alle Freunde eher klassischeren Materials, die sich durch das wilde Gitarrengeschrammel hören müssen, das ihre härtere Hälfte so gerne einlegt, wird Repo! bestimmt ebenfalls ein schöner Kompromiss sein). Allerdings könnte Repo! gerade durch seine Kombination von Oper und düsterem Rock bei einigen musikalischen Gemütern sicherlich zu einer Gehörgangüberlastung führen, vollkommen unabhängig davon wie flüssig diese Symbiose von statten geht und wie sehr sich die zwei Seiten einander ergänzen.

Nach meiner ersten Begnung mit Repo! war ich schließlich von der audiovisuellen Wucht Repo!s so erschlagen, dass die inhaltliche Seite völlig unterging. Exakt dies ist einer der größten Kritikpunkte, den man an der Sci-Fi-Horror-Rock-Gotch-Oper bemängeln könnte, denn die augenzwinkernde Handlungsebene, die unter anderem die Massenmedien und den Schönheitswahn mit unprätentiösem, bösen Grinsen an den Pranger stellt geht in den düster-farbenfrohen Bildern und hinter den heftigen Drums, Gitarreneinsätzen sowie der Arien schmetternden Star-Sopranistin Sarah Brightman leider schnell unter.
Ob es ebenso bedauerlich ist, dass bei all dem aufgefahrenen Small-Budget-Bombast die Gruselthriller-Atmosphäre etwas hinter ihren Möglichkeiten zurückbliebt ist wiederum von der persönlichern Präferenz abhängig. Repo! The Genetic Opera ist jedenfalls beklemmender als das Kult-Grusical The Rocky Horror Picture Show, welches andererseits die stärkeren Anleihen an Midnight-Horror-Movies aufzuweisen hat, während Repo! bloß ein paar Noten auf dem visuellen Klavier des Horrorgenres spielt.
Zumindest ich glaube, dass es der Sogwirkung von Repo! gut tut, dass Regisseur Bousman sich bloß am atmosphärischen Rahmen orientierte und das Gemetzel auf ein in diesem Rahmen notwendiges Minimum beschränkte, statt den audiovisuellen Rausch durch größere Schreck- und Ekelsequenzen oder ruhigere Thrillmomente zu unterbrechen.

Mancher möge sicherlich ähnliches über die Handlung behaupten, ich dagegen hätte es begrüßt, wäre Bousman eine fokussiertere Übermittlung der Handlung gelungen. So muss sich als Betrachter von Repo! schon ein wenig kontrollieren, um es der Geschichte zu ermöglichen, sich voll zu entfalten.

Das tat ich schließlich auch kurz nachdem ich mir Repo! The Genetic Opera auf DVD geholt hatte. An die Leistung im visuellen und musikalischen Bereich reichte die Geschichte zwar meiner Meinung nach weiterhin nicht heran, doch wenigstens verlor sie ihren seichten B-Movie-Nachgeschmack.

In der von Repo! The Genetic Opera geschilderten Zukunft rafft ein unerklärliches Organsterben einen Großteil der menschlichen bevölkerung dahin. Der Konzern GenCo. revolutioniert mit Organtransplationen auf Ratenzahlung das Gesundheitssystem und sein Vorsitzender Rotti Largo (Paul Sorvino) steigt zum verehrten Retter der Menschheit auf.
Diejenigen, die ihre Raten jedoch nicht rechtzeitig abbezahlen werden von so genannten "Repo Men" heimgesucht, legalen Auftragskillern, die dem Schuldner da unrechtmäßig arbeitende Organ bei lebendigem Leibe herrausreißen.

Im Zentrum der Handlung von Repo! steht aber die an einer Blutkrankheit leidende 17-jährige Shilo Wallace (Alexa Vega aus Spy Kids 1 - 3), die von ihrem übervorsorglichen Vater (Anthony Head) zu Hause eingesperrt wird um sie von der belastenden Welt außerhalb des sicheren Heimes zu beschützen. Shilo lässt sich dies - wie es sich für eine ordentliche, rebellische Jugendliche gehört, nicht gefallen und bricht eines Nachts von zu Hause aus. Auf einem Friedhof begegnet sie dem mysteriösen Grabräuber (Terrance Zdunich, zusammen mit Darren Smith der Komponist und Autor dieses Films), der aus Leichen eine billige Schwarzmarktkopie der Modedroge Zydrate gewinnt. Diese schmerzlindernde, euphorisierende Droge verkauft er an Leute, die süchtig nach Schönheitsoperationen sind, wie etwa die oberflächliche, sexuell offensive und generell eher hohlbirnige Amber Sweet (vorzüglich besetzt mit Paris Hilton), ihres Zeichens selbstinszenierende, potentielle Erbin des Largo-Imperiums.

In einem weiteren Handlungsfaden verfolgen wir das Schicksal von Rotti Largo und der Sängerin Blind Meg (Sarah Brightman), welche als Firmensprecherin für GenCo. tätig ist und in dieser wieder für Opern interessierten Zukunft ein gefeierter Opernstar ist, der sich kurz vor ihrem letzten Konzert befindet.

Die in ihrer Ausführung durchaus clevere Geschichte bleibt selbst wenn man sich beim Genuss des Films verstärkt auf sie konzentriert ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück. Man hat oft das Gefühl, nur einen Teil dessen zu sehen, was Regisseur und Autoren ursprünglich rüberbringen wollten. Es gleicht einem Fiebertraum - man weiß ungefähr, wovon er handelte, aber die Erinnerungen sind verschwommen, nicht tiefer gehend und unsortiert.
Dadurch verlieren die letzten Minuten von Repo! an emotionaler Schwere und die Figuren bleiben eher flach. Blass sind sie jedoch nicht, dafür sorgt die spaßige Überzeichnung bei Rottis Erben ebenso wie die volle Stimmgewalt von Alexa Vega und Anthony Head, welcher seiner Rolle die meiste Persönlichkeit verleiht. Und dann ist da noch Terrance Zdunichs undurchschaubarer Grabräuber, der mit seinen wenigen, aber prägenden Auftritten einen neuen Underground-Kultcharakter geschaffen hat.

Seine Figur ist es auch, die für mich das schlagende Argument gegen die Pläne für einen Director's Cut, ein Sequel und ein Prequel bildet. Sollte Repo! irgendwann dank seiner treuen Fangemeinde und der durchaus positiven Mundpropaganda genügend Profit eingebracht haben, so möchte sich das Repo!-Team wieder zusammenfinden, aber was man sich für den Garbräuber alles ausgedacht hat, würde diesem Fanfavoriten enorm schaden.

Fazit: Repo! The Genetic Opera ist ein berauschender, verquerer und verdorbener einfallsreicher Sinnesrausch mit enormem Kultcharakter. Zwar trifft nicht jeder der 64 (!) Songs voll ins Schwarze und man wird sich nicht unbedingt mit jedem Charakter abfinden (ich hätte sehr gut ohne Ambers überflüssige Brüder leben können), dafür besticht Repo! mit unverwechselbarer Optik und ungewöhnlicher, süchtig machender Musikgewalt.

Joe springt zurück in die Entwicklungsphase

Disneyliebhaber und Videospielnostalgiker weltweit jubeln auf: Der zwischenzeitlich aus der Produktion genommene Animationsfilm Joe Jump wurde wiederbelebt!

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Was? Ihr habt keine Ahnung wer Joe Jump ist?
Joe Jump stammt noch aus der Ära, in der man davon ausging, dass die Walt Disney Animation Studios nur noch Computeranimation produzieren würden und soltle, angeblich, von einem Videospielcharakter aus der Pac Man-Zeit handeln, dem es irgendwie gelang sich in die heutige, moderne Videospielwelt zu transportieren. In meinen Augen eine herrliche Idee mit sehr viel Potential. Man könnte die Arcade-Welt in pixeliger Cartoongrafik darstellen, während die moderne Videospielwelt mit optischem Bombast aufwartet, inhaltlich könnte man von einer nostalgischen Reflektion über den Videospielmarkt bis zum verrückten Abenteuer alles mögliche hinbiegen, wobei das Potential des Films natürlich stark davon abhängt, wer Regie führt.

Zumindest ist Joe Jump laut dem TAG Blog wieder zurück in der Vorproduktion, und das Material, das vor seiner Einstellung erarbeitet wurde soll bereits gut gewesen sein.

King of the Elves, Disneys nächster computeranimierter Film nach dem sich derzeit angeblich sehr gut entwickelndem Märchen Rapunzel, wird indes umgestaltet. Kein Grund zur Panik, es ist nahezu unmöglich einen Disney-Trickfilm zu finden, der nicht umgearbeitet wurde. Die Frage ist bloß viel mehr, wann dies geschah. Oder wie oft...

Zumindest bedeutet eine Rückkehr von Joe Jump, dass Disney auch in Zukunft zwischen den ganzen Märchenadaptionen auch eigene Ideen in einem anderen Genre verwirklicht... Und das ist schonmal eine gute Nachricht.

Weiterführende Artikel:

Befreit sich Roger aus den Klauen der Development Hell?

Seit circa zwei Jahrzehnten erwarten Animationsfans weltweit eine Fortsetzung des Geniestreiches Falsches Spiel mit Roger Rabbit. Drehbücher wurden verfasst und auseinandergenommen, Disney und Spielberg zerstritten und versöhnten sich, Robert Zemeckis verliebte sich in die Technik Motion Capturing...

Vieles ist geschehen, seit der seinerzeit teuerste Film aller Zeiten (und der mit dem längsten Abspann aller Zeiten) die Kinos eroberte und mit einer cleveren Geschichte und fantastischer Tricktechnik begeisterte. Und in jüngster Vergangenheit deuteten immer mehr Zeichen auf eine Rückkehr des chaotischen Kanninchens.

Im Interview mit MTV goss Robert Zemeckis gestern letzten Endes eine ganze Kanne Öl ins Feuer. Ach quatsch, er holte die Rückkehr Rogers aus der Gerüchteküche heraus und beginnt nun konkret zu werden: Zemeckis gab ein Drehbuch für eine Fortsetzung in Auftrag und wandte sich dafür an niemand geringeres als Jeffrey Price und Peter Seaman, die Autoren des Originals von 1988.

Was diesen Versuch, einer Fortsetzung auf die Beine zu stellen, von all den abgebrochenen anderen Fortsetzungen und Prequels zu Falsches Spiel mit Roger Rabbit unterscheidet, ist das Involvement von Zemeckis: "Ich glaube direkt nachdem der Film rauskam gab es eine Zeit unter dem Disney-Regime von damals ... es war ein Zeitpunkt im Leben des Studios, an dem sie, nachdem du einen erfolgreichen Film für sie gemacht haben, es sich nicht mehr leisten konnten dich erneut anzuheuern", scherzte Zemeckis über die zahlreichen Projekte, an denen er nicht beteiligt war. "Ich glaube es gab einige Projekte, von denen ich überhaupt nichts weiß."

MTV versprach, in den kommenden Tagen weitere Infos über die Fortsetzung zu veröffentlichen.

Ich freu mich riesig...

Weiterführende Artikel:

Freitag, 30. Oktober 2009

Disney Channel produziert neue Zeichentrickserie

Ein Fish-Fro? Ein Fish-Fro?! Ich habe jetzt schon Kopfschmerzen...

Spätestens dann, wenn man über neue Disney-Zeichentrickserien denkt "Die sind auch nicht mehr das, was sie mal waren", weiß man, dass man alt wird.
Ich hatte schon Anfang dieses Jahrzehnts beinahe diese Grenze erreicht, als das Studio meinte mit Dingern wie Llyod in Space, Teacher's Pet oder Teamo Supremo meine Augen verätzen zu müssen. Zu Disneys Glück kamen dann jedoch mit Buzz Lightyear of Star Command und Kim Possible zwei absolute Top-Serien auf den Bildschirm und meine fernsehgeistige Jugend war gerettet.

Jetzt nähere ich mich erneut dieser Grenze und ich sehe keinen Silberstreif' am Horizont: Phineas & Ferb spricht mich einfach nicht an, selbst wenn mich die Serie beim Zappen zumindest für ein paar Sekunden vom weiterzappen ablenken kann (Eichhörnchen in der Höse drin) und vom ersten Bild der neuen Serie Fish Hooks bekomme ich Kopfschmerzen.

Wie man auf THR nachlesen kann, handelt es sich dabei um eine Hybridserie aus Fotocollage und am Computer erstellter Zeichentrickanimation, die das High-School-Leben einer Truppe Fische verfolgt. Es ist wohl genug gesagt, wenn der Präsident für Entertainment von Disney Channels Worldwide besonders die einfallsreichen Namen wie "Piranica, Clamantha [oder] Jocktopus" lobt, oder?

Aber gut, Herbst 2010 geht die Serie auf Sendung, vielleicht überzeugt sie dann doch und ich bleibe weiter jung...

Oscars 2010: Jackman dankt ab

Vor kurzem munkelte es in Hollywood noch, dass Hugh Jackman bei der kommenden Oscar-Verleihung wieder als Moderator auftreten könnte. Leider hat Jackman andere Pläne. Wie nun ans Licht der Öffentlichkeit gelang, wurde der Schauspieler, Sänger und Tänzer bereits vor einigen Wochen gefragt und sagte ab. Er stünde in Zukunft gerne wieder zur Verfügung, möchte jedoch nicht zwei Jahre hintereinander als Moderator bei den Oscars in Erscheinung treten, so heißt es auf /Film.

Da die Verleihung mit Jackman die unterhaltsamste, kurzweiligste und zugleich glamouröseste Oscarzeremonie der letzten Jahre war, ist Jackmans Absage durchaus eine Enttäuschung für mich. Ich bin jetzt wirklich sehr gespannt, wer Jackmans Erbe antreten möchte. Wie wäre es mit Christian Bale? *g*

Eine Doppelmoderation mit Sarah Silverman und Matt Damon wäre allerdings auch eine feine Sache...

"Sin City 2" endlich auf dem Weg?

Sin City 2... Ein Film, der so oft verschoben wurde, dass ich mittlerweile völlig den Überblick verloren habe.
Dass die Fortsetzung zu Robert Rodriguez beeindruckender Comicverfilmung bislang nicht Realität wurde liegt zum einen daran, dass sich die für den Film verantwortlichen Studios angeblich nicht über die Richtung einig wurden, die die Fortsetzung einschlagen sollte, und zum anderen daran, dass Rodriguez in Projektideen versinkt.

Laut Produzent Stephen L’Heureux vom kleinen Studio Solipsist Films soll die Verschieberei endlich ein Ende finden. In der zweiten Jahreshälfte 2010 sollen die Dreharbeiten beginnen, und genau wie beim ersten Teil werden Rodriguez und Frank Miller gemeinsam Regie führen (mehr dazu auf Mania.com). Anders wird allerdings, dass der Film komplett auf einem neuen Skript von Miller basiert - frühere Berichten zu Folge sollte Sin City 2 Adaptionen älterer Comics und eine neue Geschichte enthalten.

Neben Sin City wird in Zukunft übrigens ein weiterer Rodriguez-Film fortgesetzt: Spy Kids. Gemäß Aussagen des Branchenblatts Variety möchten sich die Weinsteins für ihr Dimension Films-Label stärker auf etablierte Franchises konzentrieren (soll heißen: sie brauchen Geld), und Spy Kids 4 ist eine von vielen geplanten Fortsetzungen. Ich würde es lieber sehen, wenn Rodriguez anfängt seine lange Liste geplanter Filme für ein älteres Publikum abzuarbeiten...

Weiterführende Artikel:

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Neuer Trailer für Camerons "Avatar"

Der erste Trailer für Avatar war in meinen Augen eher lahm und nichts, was dem ganzen Hype um diesen Film gerecht wurde.

Ob der neue Trailer besser ist?



Möglicherweise liegt es an mir. Denn ich sehe weiterhin keine Revolution der Kinogeschichte auf uns zukommen, selbst in der Effektgeschichte scheint mir Avatar bloß eine sachte Weiterentwicklung darzustellen.
Zumindest erweckt der neue Trailer in mir die Hoffnung auf ein ganz gutes Sci-Fi-Fantasyepos. Mehr sehe ich in Avatar weiterhin nicht.

Wer mich deswegen ausbuhen möchte erledige dies bitte in der Kommentarsektion dieses Beitrags...

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil III)

zurück zu Teil II

Wenn der populärste Song, den man vorstellt O-de-lally aus Disneys Zeichentrickadaption Robin Hood ist, dann sollte einem bewusst sein, dass man sich abseits vom Puls der Zeit und dem Auge der Öffentlichkeit aufhält.
In diesem Abschnitt meiner Disneysong-Lieblingsliste entferne ich mich (denke ich jedenfalls) sogar weiter von der allgemeinen Vorstellung dessen, was auf eine solche Liste gehört. Und das, obwohl sich auf den Plätzen 325 bis 319 sogar unsere erste Begegnungen mit einem von Disneys beliebtesten und meist prämierten Meisterwerken sowie mit knalligen, singenden High-School-Kids befinden...

Hier im unteren Bereich meiner Hitliste könnte man meine Auswahl also durchaus als unkonventionell bezeichnen - andererseits bestätige ich gerade dadurch den generellen Konsens über Disneymusik. Schließlich spricht es ja für die gemeinhin beliebtesten Disneylieder, wenn sie in diesem Bereich nicht anzutreffen sind.
Der Unterschied zwischen meiner Hitliste und der allgemeinen Durchschnittsmeinung über Disneysongs ist - momentan - lediglich der Umstand, dass ich den kommenden Liedern bereits Aufmerksamkeit schenke.

Platz 325: The Parent Trap aus Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt...
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman

Diese Adaption von Kästners Das doppelte Lottchen wurde zu einem echten Schaulaufen dessen, wofür Disney 1961 stand: Disney-Fernsehstar Annette Funicello sang zusammen mit Tommy Sanders den Titelsong, der von Disneys Vertragskomponistenduo, den Sherman-Brüdern verfasst wurde. Die Titelsequenz war ein Topbeispiel für witzige, originelle "Opening Credits", Disney strahlte im TV sogar ein rund einstündiges Making of des animierten Vorspanns aus. Und Disneys Kinostar Hayley Mills (die zuvor bereits als die Hauptfigur in Alle lieben Pollyanna Kritiker und Zuschauer gleichermaßen begeisterte) spielte das getrennt aufgewachsene Zwillingspaar, das seine Eltern wieder zusammenbringen möchte, und mit gelungener Trick- und Schnitttechnik wurde die Illusion, es gäbe Mills gleich zweimal, reibungslos aufrecht erhalten.
Der Tittelsong stellte die Sherman-Brüder vor eine große Herausforderung: Sie befürchteten, man könne durch das Aufeinanderprallen zweier T-Laute (Parent Trap) den Text nicht richtig singen ohne darüber zu stolpern, weshalb sie Walt Disney sogar darum baten den Filmtitel zu ändern. Walt blieb hartknäckig und die Shermans bauten eine Zäsur im Lied ein. Und gerade die verleiht dem sonst eher glatten, Bläser unterstützten Lied meiner Meinung nach exakt die nötige Andersartigkeit, um auch heute beim Anhören Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Platz 324: Straight to the Heart of Love aus Die Country Bears
Musik & Text von John Hiatt

Im Vorfeld der Veröffentlichung von Fluch der Karibik bestand viel Unsicherheit, ob dieses Projekt tatsächlich ein Erfolg werden könnte. Nicht nur, dass Piratenfilme in Hollywood spätestens seit dem katastrophalen Untergang der Piratenbraut als Kassengift galten und weil sich nur wenige einen von Bruckheimer produzierten Disney-Abenteuerfilm mit Johnny Depp vorstellen konnten, sondern auch weil Disney im Jahr zuvor dem amerikanischen Kinopublikum vorführte, was es sich unter der Verfilmung einer Themenparattraktion vorzustellen habe.
Jerry Bruckheimer nahm sich in einem Interview diesem Film an, schrieb ihm eine "softe Qualität" zu und sagte, dass Depp der richtige, aneckende Mann sei der dagegen anspielen und Jugendliche sowie Erwachsene für Fluch der Karibik gewinnen kann.
Der Film, über den es geht, ist Die Country Bears eine im Kleid eines Band-Reunionfilms verpackte Familienkomödie über eine Truppe anthropomorpher Bären die poppige Countrymusik macht. Das Vorbild für diesen Film war eine zum Kinostart bereits längst katatsrophal veraltete (aber dennoch durchaus in Nostalgie verehrte) Audio-Animatronic-Show in Disneys US-Parks über die sich in zahlreichen Komödien und Trickserien sowie in anderen Disneyproduktionen (wie im Goofy Film) bereits lustig gemacht wurde.
Disneys Attraktionenverfilmung von 2002 ist sicherlich alles andere als fehlerfrei, aber durchaus cleverer als ihr Ruf (und nicht die schlechteste Ride-Adaption, die Disney fertig gebracht hat). Und gerade musikalisch wurde auch Herzblut in die Produktion gepumpt. Country- und Southern Rock-Legende John Hiatt schrieb die Songs und lieh einem der Bären die Stimme, ein weiterer Sänger war der Scrubs-Fans sicherlich bekannte Colin Hay (der Gitarrenkerl in der Staffelpremiere von Staffel 2) und wenn man die mitunter albernen Szenen drum herum ausblendet, kann man bei Straight to the Heart of Love wirklich gut mitschwelgen...

Platz 323: Mensch wieder sein ("Human Again") aus Die Schöne und das Biest
Musik von Alan Menken, Text von Howard Ashman (dt. Fassung von Lutz Riedel)

Bei Disney hat man es nicht bloß raus, wie man großartige Lieder komponiert, man hat es ebenso raus, wie man die Beliebtheit von etwas konsequent verringern kann. Mensch wieder sein wurde ursprünglich von Menken und Ashman (die hiermit feierlich ihre erste Platzierung in diesem Countdown begehen) für den Zeichentrickfilm von 1991 geschrieben, dann fiel das Lied jedoch der Schere zum Opfer. Für die Broadway-Adaption wurde das Lied, leicht bearbeitet, wieder ausgegraben und kam beim Publikum wirklich großartig an, weshalb man sich bei Disney dachte, dass man das Lied ja einfach in der Platinum Edition-Wiederveröffentlichung von Die Schöne & das Biest einbauen könnte. Seither verziehen zahllose Disney-Fans beim Gedanken an Mensch wieder sein grummelnd das Gesicht.
Dabei ereilte den Song ja noch ein glimpfliches Schicksal. Der Morgenreport, ein für das Der König der Löwen-Musical verfasstes Lied, welches vorher niemandem weh tat, ist seit seinem Auftritt innerhalb der Platinum Edition in den meisten Film- und Disneyforen regelrecht verhasst...
Mensch wieder sein ist für mich wiederum ein toller Ohrwurm, der die Laune hebt - dass er von 1994 bis 2002 aber eine solche Welle der Begeisterung auslöste kann ich nicht nachvollziehen.

Platz 322: Mein Sinn für Stil ("My Strongest Suit") aus Aida
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Michael Kunze)

Vom Gesamtwerk Aida war ich ja wie bereits gesagt eher enttäuscht. Bei der Storygrundlage und diesem Komponistenteam erwartete ich etwas wesentlich besseres.
Dass die Einzelteile mitunter mehr überzeugen können als das große Ganze beweisen Elton John und Tim Rice mit ihrem von Motown inspirierten, Beine zum Wippen bringenden Mein Sinn für Stil, in dem die Prinzessin Amneris ihre innerlichen Unsicherheiten mit überzeugend vorgetragener Oberflächlichkeit und Liebe zur Mode überdeckt. Noch im selben Stück darf dann Aida dieses Lied als langsamere Ballade nur mit Klavierbegleitung dahinschmachten - was leider sehr uninspiriert wirkt und das eh sehr zähe Musical noch weiter ausbremst.
Doch zum Glück gibt es ja den musikalischen Farbklecks der modeverrückten, oberflächlichen Tussi. Und wo wir schon bei knalligen Nummern, Oberflächlichkeit und eitlen Damen sind...

Platz 321: What I've Been Looking For aus High School Musical
Musik & Text von Andy Dodd & Adam Watts

Wenn man sich den Sensationserfolg High School Musical mehr als einmal angesehen hat (ich bekenne mich schuldig), dann beginnt man ihn langsam mit anderen Augen zu betrachten. Aus der süßen, unschuldigen, naiven Liebesgeschichte zwischen einem Basketballer und einer wissenschaftlich begabten neuen Mitschülerin, die sich über's Singen kennen gelernt haben, zusammen bei einem Musical singen wollen und dabei von einem extrovertierten, aufgedrehten und Ich-bezogenen Geschwisterpaar Steine in den Weg gelegt bekommen wird plötzlich die tragikomische Geschichte eines talentierten Geschwisterpaars mit großen Schauspielambitionen, das urplötzlich von zwei langweiligen Stücken Brot übervorteilt wird. Man muss sich nur die zwei Versionen von What I've Been Looking For anhören, die einem der Film liefert. Da wäre zuerst die mit aufwendigen, pfiffigen Tanzeinlagen gewürzte, flott-peppige (wenngleich etwas zu Kaugummipop artige) Version der engagierten, knallig gekleideten Evans-Geschwister, die schnell ins Ohr geht und einen eigenen Charakter hat. Und dann kommt die langsame, fast zum Stillstand gelangende Balladenversion des aalglatten Liebespaares, das dem Song nichtmal eine besondere Färbung gibt, sondern lediglich nach Schema F auf Seite 0815 im Balladenlehrbuch für Anfänger verfährt und die Wörter lange dahinhaucht. Langweilig!

Platz 320: Hier find'st du das Glück ("Streets of Gold") aus Oliver & Co.
Musik & Text von Dean Pitchford und Tom Snow (dt. Fassung von Klaus-Peter Bauer)

Mit Oliver & Co. fand Walt Disney Feature Animation (wie die Walt Disney Animation Studios damals noch hießen) 1988 nach einer Strecke durchwachsener Erfolge und Flops endlich wieder das Glück: Die stargespickte, ins gegenwärtige New York verlegte freie Adaption von Oliver Twist (mit einem süßen Kätzchen in Mitten einer diebischen Hundebande in der Hauptrolle) spielte allein in Nordamerika die seinerzeit für einen Zeichentrickfilm sensationelle Summe von 53,2 Millionen Dollar ein und überragte somit das Einspielergebnis des Don-Bluth-Films In einem Land vor unserer Zeit. Oliver & Co. löste innerhalb Disneys eine Euphorie aus, das Vertrauen in die Trickstudios erlangte zu neuer Stärke und man beschloss, von nun an jährlich einen Trickfilm in die Kinos zu entlassen. Außerdem wurde die jahrelange Promotion-Kooperation mit Mc Donald's geboren.
Dieser Ruhm ist längst verblasst, statt Wertschätzung erntet Oliver & Co. heutzutage eher müdes Lächeln. Sein bahnbrechender Erfolg steht im Schatten der noch größeren Erfolge die Disney im Anschluss an diesen Film feierte und die Musik ist, anders als bei zeitlosen Klassikern wie Cinderella oder Die Schöne & das Biest, gealtert. Zwar finden sich im Rezept einiger anderer Disney-Trickfilme ebenfalls zeitgenössische Zutaten (die swingenden Meisterwerke Das Dschungelbuch und Aristocats kommen da ebenso in den Sinn wie der mit Elton John gewürzte König der Löwen), allerdings stellen sie dort bloß einen färbenden Einfluss dar. Oliver & Co. dagegen ist nicht vom 80er-Pop beeinflusst worden, die Musik in diesem Meisterwerk ist 80er-Pop. Vor allem auf Englisch könnte Streets of Gold genauso gut ein damaliger Chartstürmer sein - wie ein für ein Disney-Meisterwerk geschriebenes Lied klingt es zumindest nicht wirklich.
Aber selbst wenn man dem Song sein Alter mittlerweile anmerkt, so finde ich nicht, dass er schlecht gealtert ist. Es ist eine typische 80er-Nummer, die man mit einem leichten Hauch von "so war das Mal in den Charts" in der Luft ganz gut hören kann. Schmissig ist der Song definitiv, und besser eine schmissig-generische 80er-Nummer, als das was dabei rausgekommen wäre, wenn sich Disney während der von Klingeltönen dominierten Phase jüngerer Chartgeschichte an kommerziellen Erfolgen orientiert hätte.

Platz 319: Gänge graben ("Digga Tunnah") aus Der König der Löwen 3: Hakuna Matata
Musik & Text von Martin Erskine und Seth J. Friedman, beinhaltet den Song Simon Pute von Lebo M. und Johnny Clegg

In Der König der Löwen 3: Hakuna Matata von 2004 parodierten die DisneyToon Studios nicht nur Disneys erfolgreichsten Zeichentrickfilm, sondern verwendete auch die aus Der König der Löwen geschnittene, musikalisch aufbereitete Herkunftsgeschichte von Timon.
Damit das DTV-Midquel auch zumindest etwas afrikanischen Flair erlangt, gibt es außerdem den Song Diggah Tunnah, der eine Komposition vom afrikanischen Musiker Lebo M (der die Chorgesänge für Der König der Löwen schrieb) verarbeitet und mit einem sehr eingängigen Text versehen wurde, der erklärt wie sich Timons Erdmännchenkolonie vor den Hyänen versteckt. Zwar steht der Song zugleich für die künstlerische Uneinigkeit der Fortsetzung (wird's nun eine Parodie oder eine hinterhergeschobene Ursprungsgeschichte Timons?), aber trotzdem macht der afrikanische Rhythmus Spaß und untermalt das putzig-parnoide Tunnelgraben der Erdmännchen recht gelungen. Da summt man gerne mit - bloß mit der Langlebigkeit dieses Ohrwurms ist es nicht sehr weit.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Auf dem Weg zum Oscar: Christoph Waltz erneut für "Inglourious Basterds" ausgezeichnet

Christoph Waltz lieferte als Hans Landa in Quentin Tarantinos ungewöhnlichem, intelligentem und erschreckend unterhaltsamen Inglourious Basterds die für mich beste Schauspielleistung des bisherigen Kinojahres ab, und alle Zeichen deuten darauf hin, dass dieses Jahr es niemandem mehr gelingen wird Waltz zu übertrumpfen.

Deshalb ist Waltz' Sieg in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" in der kommenden Oscar-Saison einer meiner größten Wünsche. Da Waltz bereits in Cannes als bester Schauspieler geehrt wurde, stehen die Karten gar nicht mal so schlecht. Jetzt reiht sich ein weiterer Preis auf seinen Pfad zum Oscargold ein: Auf dem "Hollywood Film Festival" wurde Waltz für seine herausragende Leistung prämiert.

Und ich bin mir sicher, dass es nicht die letzte Auszeichnung war.

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil II)

zurück zu Teil I

Was hebt einen meiner 333 Disney-Lieblingssongs von den restlichen Disneyliedern ab? Während sich diese Frage bei späteren Platzierungen wohl von selbst klären sollte, so ist sie zu Beginn dieser ausführlichen Gitliste durchaus berechtigt. Was soll schon die kommenden paar Songs von den Liedern unterscheiden, die gar nicht in meiner Hitliste auftauchen, wie möchte man bitte zwischen Platz 333, dem imaginären Platz 334 und anderenungenannten, Liedern differenzieren? Was benötigt ein Lied, um hier noch genannt zu werden?

Das ist vor allem eine Gefühlsfrage. Als ich mich auf diese Hitliste vorbereitet habe, sammelte ich zunächst alle mir bekannten Disney-Lieder und schloss zudem entscheidende Wissenslücken (indem ich mir beispielsweise das Musical The Happiest Millionaire ansah, den letzten unter Walt Disney produzierten Realfilm) und als erstes flogen die ungemochten Lieder raus. Lieder, die ich nervig finde oder die mir musikalisch schlichtweg überhaupt nicht gefallen.

Dann blieben noch immer mehr als 333 Lieder über. Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, wie weit ich diesen Countdown fassen wollte. So beschloss ich die Grenze da zu ziehen, ab wann es nicht mehr weh tut einen der Songs ungenannt zu lassen. Ich bemerkte, dass es rund 340 Lieder gab, bei denen es mich schmerzen würde sie wegzulassen. Nachdem ich etwas in mich ging konnte ich den Kreis noch ein bisschen enger fassen. Als es dann aber weniger als 333 werden sollte, tat es mir dann doch wieder um die weggekürzten Lieder leid.

Den Rest mochte ich und ich höre wenn sie laufen genauer hin als bei den Liedern, die mir einfach egal sind, doch diesen 333 Songs gönne ich - völlig gleich wie bekannt sie sind - trotzdem jedes bisschen Öffentlichkeit, dass sie haben könnten. Diese Hitliste hat demnach auch eine kleine missionarische Komponente.

Die ersten acht Lieder, dich ich euch im Rahmen von Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder vorstellen möchte haben vor allem gemeinsam, dass sie mir beim anhören Spaß machen.
Auf den Plätzen 333 bis 326 werdet ihr keinen Kompositionen begegnen, die einen sentimentalen oder nostalgischen Wert für mich haben, und wirklich lauter (wenn auch nur ein klitzekleines bisschen) drehe ich die Musik auch erst, wenn Platz 326 ertönt, doch sie haben sich ihre ehrenvolle Nennung in diesem Rahmen dennoch verdient.

Platz 333: Von einem Traum entführt ("Enchantment Passing Through") aus Aida
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Michael Kunze)

Ist es nicht eine hübsche Parallele, dass bereits die letzte große Disney-Countdownreihe in diesem Blog mit Aida anfing? Disneys Verbindung zu der Verdi-Oper reicht bis in die 90er Jahre zurück, als ein Zeichentrickmusical geplant wurde, welches jedoch nie verwirklicht wurde. Stattdessen nahm sich Walt Disney Theatrical dem Thema an. Zweifelsohne vom Erfolg des Broadway-Musicals Der König der Löwen inspiriert wurde Linda Woolverton (Die Schöne & das Biest, Der König der Löwen und die kommende Tim-Burton-Interpretation von Alice im Wunderland) für das Buch verpflichtet (sie erhielt Unterstützung von David Henry Hwang und Robert Falls), während Elton John und Tim Rice die Lieder schrieben, die Popelemente mit afrikanischer Musik vermischen. Weitere, stärker von anderen Musikgenres geprägte Songs lockerten die Mischung auf.
Zur Vorbereitung auf diesen Countdown hörte ich mich Mitte des Jahres erstmals durch die Musik von Aida, und ich muss sagen, dass ich insgesamt eher enttäuscht war. Die Stilmischung kommt mir zu uninspiriert und forciert vor, viele Lieder sind schlichtweg langweilig und in meinen Ohren ergibt das Musical kein großes, künstlerisch beeindruckendes Ganzes.

Ein paar Highlights hat Aida trotzdem aufzuweisen, und umso mehr freue ich mich sie herauszustellen. Der musikalische Dialog zwischen Aida und Radames in dem sie sich über ihre Träume und Befürchtungen austauschen kann den herrausragenden Kompositionen für Der König der Löwen zwar nichtmal bis zum Knöchel das Wasser reichen, und er braucht seine Zeit bis er in Fahrt kommt, aber die zweite Hälfte weiß mit einer sanften, aber eindringlichen Popkomposition das Ohr zu reizen. Und somit darf dieses Lied den Countdown hier eröffnen.

Platz 332: The Monkey's Uncle aus Eine Uni voller Affen
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman

Annette Funicello ist eine Disneylegende, bei deren Bekanntheitsgrad ein enormes Altersgefälle festzstellen ist, ebenso wie massige Differenzen zwischen in den USA beheimateten und internationalen Disneyfans. Während ältere US-Bürger Funicello, eine der ersten Mouseketeers des Mickey Mouse Clubs und frühes Disney-Fernsehkinderidol, zahlreiche Kindheitserinnerungen mit ihr verbinden. Funicello wurd im TV, Kino und über zahlreiche Platten zum Disney-Star aufgebaut (sie war sozusagen eine Vorläuferin von Miley Cyrus), wobei diese Werke in den USA mit wesentlich mehr Wirbel vermarktet wurden als diesseits des Atlantiks, weswegen sich sich der eingefleischte europäische Disneykenner nicht schämen muss, wenn beim Klang dieses Namens kein Groschen fällt.

Auch ich musste mir das Wissen über Funicello erst anlesen, und habe es nicht im Laufe meines Disneyfandaseins im Vorbeilaufen aufgesammelt, weshalb Funicellos Lieder bei mir von keinerlei Nostalgiebonus profitieren können. Trotzdem schaffte es ihr Titelsong für die alberne Disneykomödie Eine Uni voller Affen (The Monkey's Uncle, 1965) in meine Hitliste. Der lässig-zeitgenössische Song aus der Feder der Sherman-Brüder (natürlich nicht ihr letzter Eintrag hier - nichtmal in diesem Block) trumpft mit einem freudigen Surfer-Pop-Einschlag auf und ist rückblickend besonders bemerkenswert: Die Backgroundsänger sind keine geringeren als die Beach Boys...

Platz 331: Lasst euch nicht aufhalten ("Stick-To-It-Ivity") aus Ein Champion zum verlieben
Musik von Eliot Daniel, Text von Larry Morey (dt. Fassung von Heike Kospach)

Ein Champion zum verlieben (So Dear to My Heart, 1949) wäre beinahe Walt Disneys erster reiner Realfilm geworden, doch seine Vertriebsfirma RKO Radio Pictures monierte, dass das Publikum Animation von Walt Disney erwarte und sich niemals einen Disneyfilm ohne Zeichentrickelemente ansehen würde. Also wurde dieser vor Nostalgie triefende, eine idealisierte Vorstellung von Walt Disneys Kindheit auf dem Lande repräsentierende Film am Reißbrett um kurze Tricksequenzen erweitert, in denen unser Filmheld (ein kleiner Farmjunge, der ein schwarzes Lamm aufzieht) durch sein zum Leben erwachtes Poesiealbum blättert. Walt Disney verteidigte diese Sequenzen als das Sprachrohr der Fantasie des kleinen Jungen, doch die meisten Kritiker (die den Film ansonsten mit viel Lob überschütteten) bemängelten sie dennoch und hätten gerne auf sie verzichtet.
Tatsächlich käme der Film sehr gut ohne sie aus, und man spürt, dass sie hineingezwungen wurden. Sie sind, anders als bei Onkel Remus' Wunderland, ein Fremdkörper in der sentimental-warmherzigen Realfilmhandlung. Doch sie liefern auch nette Ohrwürmer. Vor allem die längere Tricksequenz, in der ein Eulenprofessor mit (pseudo-)historischen Beispielen aufzeigt, dass man niemals aufgeben solle, trumpft mit einem witzigen, kindlichen Charme. Und man könnte mutmaßen, dass diese Szene der Vorläufer zu späteren Disney-Edutainment-Meisterleistungen wie Toot, Whistle, Plunk and Boom oder das eine oder andere Wonderful World of Color-Segment mit Primus von Quack war.

Platz 330: Für dich und mich ("Sweet Wings of Love") aus Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere
Musik entliehen aus An der schönen blauen Donau von Johann Baptist Strauss, Text von Chris Otsuki (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)

Der DVD-Film Die drei Musketiere mit Micky, Donald und Goofy liefert schmerzlose Unterhaltung, fällt allerdings meilenweit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dies gilt auch für die Musik: Die Idee, statt eigener Lieder klassische Musik zu nehmen und diese mit zur Handlung passenden Texten zu versehen hat das Potential den Film auf ein höheres Level zu heben. Doch leider werden die Lieder nur in wenigen Fällen gut in die Handlung eingebaut, und die Texte könnten ebenfalls wesentlich besser sein. Im Falle von Für dich und mich musste letztlich die deutsche Fassung das letzte Stück Kunstfertigkeit zu Gunsten der Melodie aufgeben: "Flügel der Liebe" passt nunmal nicht auf das klassische Stück, das der Sci-Fi-Fan bereits aus 2001: Odyssee im Weltall kennt und welches 2008 auch in Pixars sensationellem Meisterwerk Wall•E auftauchte. Aber auch wenn alles soooooo viel besser sein könnte - zumindest auf Englisch zaubert diese kleine Ballade für Micky und Minnie ein Lächeln auf mein Gesicht. Und das soll hier bedeutsamer sein als "hätte, wäre, wenn und aber".

Platz 329: O-De-Lally aus Robin Hood
Musik & Text von Roger Miller (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Mit Robin Hood aus dem Jahr 1973 endete die Ära der in den Themenparks, Kinofilme und im Fernsehen präsenten Sherman-Brüder bei Disney. Das Studio wandte sich wieder Künstlern von außen zu, wenn es galt einen Song zu schreiben und einer der ersten die durch diesen Wechsel die Gelegenheit bekam ein Disney-Werk entscheidend zu prägen war der Country-Sänger Roger Miller. Miller verfasste drei Songs für den Trickfilm und sang sie in der Rolle des Hahns Alan-a-Dale, der in der deutschen Version mit Liedermacher Reinhard Mey (allseits bekannt durch Über die Wolken und bekennender Fan von Don Rosa) erstaunlich gut besetzt wurde.

Robin Hood gehört allerdings nicht gerade zu meinen Favoriten unter den Disneytrickfilmen. Einzelne Szenen wissen durchaus mich zu überzeugen, als Gesamtwerk vermisse ich bei Robin Hood jedoch ein richtiges Spannungsgefühl. Visuell ist er mir zu flach und rau, um als klassische Disneykunst durchzugehen, aber zu wenig stilisiert um gerade durch seine Andersartigkeit punkten zu können (was etwa Ein Königreich für ein Lama Jahrzehnte später gelang). Vor allem fehlt mir Atmosphäre - sowohl im Film, als auch in der Musik. Sie läuft einfach so vor sich her. Da dudelt ein klein wenig gelangweilt was im Hintergrund... Besonders O-de-lally würde ich ein anderes Arrangement wünschen (Topkandidat für eine Coverversion!), da mir das entspannte, freundliche Lied an und für sich von allen Songs im Film am besten gefällt. Die Melodie versprüht so ein entspanntes "Alles ist in Ordnung"-Gefühl, welches O-de-lally gerade so in diesen Countdown hievte.

Robin Hood-Fans können also bereits jetzt damit aufhören, für ihre Lieblinge die Daumen zu drücken. Hier gibt es keine Liebe für Whistle Stop, den Song, der durch's Internet und tanzende Hamster zu neuem Ruhm gelang...

Platz 328: Ichabod Crane aus Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte
Musik von Frank Churchill & Charles Wolcott, Text von Don Raye & Gene de Paul (dt. Fassung von ?)

Denkt man an Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte, so kommt einem zu allererst die legendäre Verfolgungsjagd zwischen Ichabod und dem kopflosen Reiter in den Sinn, der der ehemalige Disney-Animator Tim Burton in seiner Verfilmung der Sleepy Hollow-Legende vom Großteil des Publikums unbemerkt Tribut zollte. Als zweites fällt einem (zumindest wenn man in Sachen Themenparks bewandert ist) Mr. Toad's Wild Ride ein, ein ungeheuer populärer (in Kevin Smiths Zweitwerk Mallrats erwähnter) Dark Ride der von seinen Fans als besonders einfallsreich gefeiert wurde und der wegen seiner einzigartigen Cartoonhaftigkeit viel Lob erhielt. Dass er seine Besucher zum Schluss in die Hölle führt war schließlich das Tüpfelchen auf dem I. Disneys Pläne, die Attraktion zu schließen wurden mit heftigen Protesten begrüßt. Geschlossen wurde die Bahn trotzdem.

Der Rest des Films gerät gerne in Vergessenheit, dabei ist mehr als nur die Verfolgungsjagd im Ichabod-Segment und die Gerichtsszene im Kröten-Segment gelungen. So ist die musikalische Einführung des schlacksigen Ichabod Crane, der in Sleepy Hollow auffällt außerordentlich charmant und trifft in ihrer stelzigen Art den Charakter, den er besingt, wirklich perfekt.

Platz 327: Rock, rumble and roar aus A Symposium on Popular Songs
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman

Im für einen Oscar nominierten Cartoon A Symposium on Popular Songs von 1962 präsentiert der erstmals in der Fernsehshow Walt Disney's Wonderful World of Color in Erscheinung getretene Österreicher Primus von Quack die Geschichte der Popmusik, von Ragtime über Charleston bis hin zum frühen Rock'n'Roll. Donalds Verwandter behauptet gegenüber dem Publikum, er habe sämtliche Songs die er vorstellt selbst geschrieben und mit ihnen die repräsentierten Musikrichtungen erfunden. In Wahrheit stammen die mit Stop-Motion-Animation visualisierten Lieder aus der Feder der Sherman-Brüder, die sich hier mit liebevollem Augenzwinkern und authentischer Feder durch mehrere Jahrzehnte Musikgeschichte wüteten.
Diesen großartigen Cartoon, der mit einer auf den Song Shake, Rattle and Roll und den frühen Stil von Elvis Presley Bezug nehmenden Rock'n'Roll-Nummer endet, könnt ihr auf dem Walt Disney Treasures: Disney Rarities bestaunen. Und vielleicht singt dann auch ihr mit dickem, falschen österreichischem Akzent mit, wenn von Quack rockt, rumpelt und röhrt.

Platz 326: Der kopflose Reiter ("The Headless Horseman") aus Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte
Musik von Frank Churchill & Charles Wolcott, Text von Don Raye & Gene de Paul (dt. Fassung von ?)

Dieser Song gehört zu denen, deren deutsche Version mir um einiges besser gefällt als die englische. In der dazugehörigen Szene versucht Brom Bones, der Macho des Dorfes (ein geistiger Artverwandter von Gaston), auf einem Herbstfest seine Angebetete Katrina zu beeindrucken und Nebenbuhler Ichabod Crane zu verängstigen, indem er die Geschichte des kopflosen Reiters erzählt. Der deutsche Aufnahme des Liedes gelingt es auf zwei Ebenen gleichermaßen zu wirken: Einerseits liegt in den Stimmen so viel scherzhafter Spaß, dass man als Zuschauer spürt, dass es für Brown nur ein alberner Spaß ist und dass der Rest der anwesenden Gesellschaft freudig mit in die alberne Schauergeschichte einstimmt, andererseits ist die Stimmung des Liedes schaurig und Furcht einflößend genug, dass wir Ichabods panische Reaktion darauf nachvollziehen können. Die englische Fassung (und das liegt allein an den Gesangsleistungen) dagegen macht nur letzteres glaubwürdig. Was die deutsche Version in meiner Gunst weiter steigen lässt, ist ihre schöne Kontrastwirkung zur nachfolgenden, gruseligen Verfolgungsjagd, die durchscheint, obwohl das Lied gleichermaßen als atmosphärischer Übergang funktioniert. In der Originalaufnahme höre ich nur die Übergangsfunktion raus, wobei das gesamte Segment meiner Meinung nach wesentlich besser wirkt, wenn vor dem gezeichneten Schauer noch ein feiner Schmunzler zu sehen ist.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Musikalisches Immergrün (Teil I)

Musik ist ein essentieller Teil des Disneyzaubers.
Angefangen mit Steamboat Willie, der mit seinem bildsynchronen Ton die Kinozuschauer erstaunte und Micky zu Turkey in the Straw allerhand Schabernack treiben ließ über die Silly Symphonys, die sich durch ihren mitunter nahezu lyrischen Musikgebrauch definierten, bis hin zu Schneewittchen und die sieben Zwerge, der Geburtsstunde dessen, was sich die meisten mittlerweile unter der Marke "Disney" vorstellen: Lange Zeichentrickmärchen für die ganze Familie, die einen mit ihren markanten, harmonischen Liederkompositionen für den Rest des Lebens begleiten. Der kunstvolle Musikgebrauch erreichte seinen unbestrittenen Höhepunkt in Disneys Kunstwerk Fantasia und mit den großen Trickerfolgen der 90er aktualisierte Disney seine musikalische Sprache, brachte eine neues Broadway-Gefühl mit und begeisterte so Millionen.

Auch abseits des Zeichentrickfilms setzte Walt Disney häufig auf die magische Macht der Musik, und so verwundert es wohl kaum jemanden, dass das mit Zeichentrickelementen versehene Musical Mary Poppins die erfolgreichste Realfilmproduktion zu Walts Lebzeiten wurde - und es für zwei Jahrzehnte blieb (inflationsbereinigt ist Mary Poppins sogar weiterhin ungeschlagen).

In den Disney-Freizeitparks ist es eine wahre Herausforderung einen Flecken zu finden, an dem man vor der musikalischen Stimmungsmanipulation gefeiht ist - überall lauern Eigenkompositionen, stärker oder weniger stark umarrangierte Instrumentalversionen von populären Disney-Songklassikern und kurze Anleihen an obskurere Lieder, die selbst unter den stolzesten Disneyliebhabern weniger bekannt sind.
Und selbst die jüngste Disney-Generation schreibt Musik ganz groß: Hannah Montana und High School Musical lassen groß und klein, alt und jung, männlich und weiblich gleichermaßen aufschreien - wenn auch mitunter aus gänzlich anderen Beweggründen.

Disney wäre ohne seine Musik, und insbesondere ohne seine herausragendes Liedgut, nicht diese mächtige Institution in unseren Herzen und in der Unterhaltungsbranche. Das muss gar nicht erst groß ausdiskutiert werden, selbst die größten Verehrer der Non-Musicals Disneys werden da - vielleicht mürrisch - zustimmen.

Um die diesen Winter geschehende Rückkehr Disneys zum Zeichentrickmusical zu zelebrieren möchte ich euch in dieser neuen Artikelreihe auf eine Reise quer durch Disneys beeindruckende Liedersammlung mitnehmen.
Damit selbst die gebildesten Disneykenner unter euch vom Verlauf dieses Ausflugs hin und wieder überrascht werden können, möchte ich allerdings nicht chronologisch vorgehen, sondern den Reiseverlauf stattdessen an meiner ganz persönlichen Disney-Hitliste orientieren.
Nachdem ich euch vergangenes Jahr bereits meine 70 meist ersehnten Disney-Kinofilme vorgestellte werdet ihr in den kommenden Wochen meinen (disney-)musikalischen Geschmack besser kennenlernen.

Wie sich der eine oder andere sicherlich bereits denken wird, erwartet euch somit keine gewöhnliche Auflistung von Disneyliedern. Von den normierten, glattgebügelten Disneysong-Top-Ten kann man im Internet genügend nachlesen. Wegen so etwas seid ihr nicht hier, und für eine solche Durchschnittsaufzählung würde ich mich eh nicht so sehr ins Zeug legen.

Statt eines alltäglichen Wettstreits zwischen den üblichen Verdächtigen (einer massentauglichen Mischung aus den bekanntesten Alan-Menken-Kompositionen, Der König der Löwen und vorsichtig ausgewählten Märchenklassikern aus Walts Ära, eventuell sanft gewürzt mit zwei oder drei Titelmelodien der berühmtesten Disney-Zeichentrickserien, vorzugsweise Duck Tales, Gummibärenbande und Chip & Chap) oder einer konsequent verfolgten, dem Establishment vor den Kop stoßender Anti-Allgemeinheitshitliste (bestehend aus den skurrilsten Songs der unbekanntesten und untypischsten Disneyfilmen und -themenparkattraktionen) werdet ihr hier Augenzeugen einer scheinbar völlig planlosen, in sich jedoch geschlossenen und geschmacklich plausiblen Disney-Hitliste, die dem unbekannten Paradensong ebenso viel Aufmerksamkeit schenkt wie dem im kollektiven Gedächtnis eingebrannten Dauerbrenner.

Es ist ja nicht so, als würde ich den üblichen und den gezielt unüblichen, alles gegen den Strich bürstenden Disney-Songcountdowns ihre Existenzberechtigung absprechen wollen - es hat natürlich schon seine Gründe, dass manche Songs auf zig sich frappierend ähnlich sehenden Hitlisten auftauchen, ebenso wie es seine guten Gründe hat, dass sich auf einigen Disney-Foren ein eingeschworener Disney-Untergrund bildet, eine dunklere Subkultur. Aber ist nunmal so, dass ich mich schwer in diese Schubladen pressen lasse - und da kommt mir dieser Blog gelegen. Er ist mein eigener, komfortabler Aktenschrank im maßgeschneiderten Format.

Völlig egal, ob ihr euch nun auf eine Prise Kindheitsnostalgie, auf Disneykuriositäten, gesammelte Hintergrundinformationen, Songanalysen oder tatsächlich auf gebündelte Riesenparagraphen mit meiner Meinung freut - wer sich auf diesen Blog verirrt, ist Teil der Zielgruppe dieser etwas eigensinnigeren Disney-Hitliste und herzlich zum miterinnern und -diskutieren eingeladen.

Ich präsentiere voller Stolz und ohne Scheu:

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder

Selbst die anarchischste Disney-Songhitliste benötigt, wenn sie sich halbwegs ernst nehmen will (was bei einem solchen Umfang zu empfehlen ist - eine Top 5 kann gerne witzig gemeint sein, doch es wäre wohl sadistisch die Blogleser durch 333 Platzierungen zu quälen, nur um am Ende "Alles nur Spaß, ich habe das eben schnell runtergekritzelt" zu rufen), ein paar Regeln.
Und genau die seien bevor es richtig losgeht schnell erklärt, um euch einige verdatterte Gesichtsausdrücke und mir das Antworten zahlreicher Nachfragen zu ersparen, zusammen mit weiteren potentiellen Fragen:

- Was gilt als "Disney-Lied"?

Dies ist für eine solche Hitliste die wohl bedeutendste Frage. Man könnte zum Beispiel besonders freizügig an die Sache herangehen und alles als Disney-Lied deklarieren, was in einer Disney-Produktion zu hören war. Jedoch wäre dies der reinste Wahnwitz - selbst wenn man nur das, was unter dem Namen "Disney" läuft als Disney-Produktion zählt (und Touchstone Pictures, Hollywood Pictures sowie Miramax bei Seite lässt) müsste man sich bei dieser Definition von Disney-Lied mit Oh Tannenbaum, Happy Birthday, We Will Rock You und I'm Too Sexy rumschlagen, was den Auflistenden ewig beschäftigen würde.

Deshalb beschloss ich mich für folgende Definition: Jedes Lied, das für einen Disney-Film, eine Disney-Serie oder einen Disney-Themenpark geschrieben wurde, ist für diese Liste qualifiziert.

Natürlich kommt bei einem so enormen Thema wie Disneymusik selbst eine dermaßen simple Definition wie die obige nicht ohne Fragefälle aus. Was ist zum Beispiel mit der Musik aus Dornröschen und Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere? Schließlich stammt in diesen Fällen nur der Text aus einer disney'schen Feder, nicht jedoch die Musik.
In solchen Fällen habe ich mich beschlossen, die für eine Disqualifikation in Frage kommenden Lieder genügsam durchzuwinken. Welcher Disneyfan mag schon Einmal im Traum seinen Status als Disneylied aberkennen, weil es auf Tschaikowskis Dornröschen-Ballett basiert? Klassische Musik oder folkloristische Musik darf also be- und umgetextet werden, weshalb ihr im Rahmen dieser Hitliste auch dem Vorspannsong aus Lilo & Stitch begegnen könntet, welcher ja eine extra für den Film komponierte Symbiose zweier traditioneller hawaiianischer Lieder darstellt. Da es ja mehr als nur ein Medley zweier Lieder ist, sondern eine komplett neue, von zwei alten Liedern inspirierte Komposition, sei mir diese freiere Regeldefinition gestattet.

Weitere Regelschwierigkeiten seien hier schnell abgehandelt:
Als Disney-Film gelten alle Veröffentlichungen unter dem "Walt Disney"-Label, darunter zähle ich jetzt auch Nightmare before Christmas, der im Laufe seiner Produktion mehrfach zwischen Disney und Touchstone Pictures hin- und hergeschoben wurde, dann unter dem Touchstone-Banner rauskam und seit seiner Wiederveröffentlichung in 3D offiziell als Disney-Film gilt. Pixar-Filme gelten ebenso, da sie stets unter dem Disney-Markennamen liefen und gezielt für sie produziert wurden - und seit der Übernahme hat sich die Frage ja eigentlich eh geklärt.

Bei Serien ging ich genauso vor: Sie müssen von oder zumindest explizit für Disney produziert worden sein. Meistens ist es eh offensichtlich, da Disney im Vorspann genannt wird, aber ich lasse zum Beispiel auch Muppets Tonight (nicht von Touchstone produziert, aber zuerst für ABC und dann für den Disney Channel) und Die Dinos zählen. Diese Serien lassen zwar den Disney-Markennamen im Vorspann missen, doch das ist bei Fluch der Karibik ja nicht anders...

Und, um die letzte Definitionslücke zu schließen, sei gesagt dass Lieder selbstverständlich einen Text brauchen. Also nichts mit He's a Pirate in dieser Hitliste!

- Nach welchen Maßstäben wird beurteilt?

Da es sich hierbei um keine Liste handelt, die den Anspruch erhebt objektiv die Qualität von Disneyliedern zu besprechen könnt ihr schonmal sämtliche schnell erdachten Formeln mit den Variabeln "Kritikererfolg", "Beliebtheit beim Publikum", "Kommerzieller Erfolg" und "Popkulturelle Bedeutung" in den gedanklichen Papierkorb werfen. Die besten Songs kann man eh nicht auflisten, ohne dass man irgendeine Grundsatzdiskussion vom Zaun bricht. Auch deswegen beschränke ich mich hier ganz einfach auf meine Lieblingssongs. Aber was ist nun ein Lieblingssong, und wie gedenke ich sie auflisten zu können?
Ich lass einfach eine unterbewusst kontrollierte Kombination aus Herz (Vorteil für emotionalere Lieder), Verstand (Vorteil für beeindruckend geschriebene Lieder), Beinen (Vorteil für schwungvollere Lieder), Bauchgefühl und Intuiton entscheiden - jeder krampfhaft erzwunge Maßstab würde das Ergebnis eh nur verfälschen. Die Rangfolge ist also allein aus meinem Mist gewachsen, und ich möchte nochmal betonen, dass es mir allein um eigene Präferenzen geht - eine Liste der meiner Meinung nach besten oder wichtigsten Disneylieder würde wieder völlig anders aussehen. In dieser Hitliste wird die Rangfolge aber nicht davon bestimmt - und da dürft ihr euch noch so oft am Kopf kratzen.

Wichtig wäre vielleicht noch, dass ich nach dem "Best Case"-Szenario urteile. Soll heißen, dass ich die Rangfolge anhand meiner liebsten Versionen der genannten Songs erstellte und nicht etwa einen Meridian oder Durchschnittswert erstellte. Ein Lied, dessen deutsche Version etwa von mir auf Platz 100 gesetzt werden würde und die englische Fassung auf Platz 102 werdet ihr nicht auf Platz 101, sondern auf Rang 100 antreffen. Dabei ist es völlig egal, woher meine liebste Fassung stammt - Songs, die Disney in tausenden von Sprachen verheizte, in mehreren Filmen, in Themenparks, auf dem Broadway und in Videospielen und die zudem hundertfach von Künstlern gecovert wurden haben durch diese Regelung zwar so gesehen mehr Chancen, aber was soll ich da bitte machen? Beim Erstellen einer Durchschnittswertung würde ich gute Lieder mit mir bekannten, grauenhaften Coverversionen ja am Ende dafür bestrafen, dass sie so beliebt sind...

- Wieso 333 Lieder?

Deshalb. Wenn es dir zu viele sind, dann lies halt erst mit wenn wir bei Platz *hier deine Wunschzahl eintragen* angelangt sind. Und sollten es zu wenige sein... dann bin ich erstaunt, wie lesewillig du bist, kleiner Käfer...

- Mein Lieblingslied kommt in deiner Hitliste gar nicht vor. Heißt das womöglich, dass du es schlecht findest?

Zunächst einmal sagt diese Hitliste nur etwas darüber aus, wie sehr ich ein Lied persönlich mag, und wenn es nicht in dieser Liste vorkommt, dann gehört es lediglich nicht zu meinen 333 derzeit liebsten Disneyliedern. Womöglich wäre es aber auf Platz 334 gelandet?

Es kann natürlich auch sein, dass dein Lieblingslied ein von mir völlig verhasstes ist, aber die Wahrscheinlichkeit halte ich für eher gering. Und selbst dann besteht noch immer die Chance, dass es lediglich überhaupt nicht meinem musikalischen Geschmack entspricht, ich es aber womöglich objektiv respektiere. Oder nicht...
Zur Not kann man nach dem Countdown in den Kommentaren um Stellungnahmen zu ausgelassenen Liedern bitten...

- Du stellst doch nicht ernsthaft XXXXXXX vor YYYYYYYYYYZ?

Doch.
Eventuell habe ich meine Beweggründe ja schon im Begleittext geschildert, vielleicht hat mich das von mir bevorzugte Lied mal längere Zeit durch den Alltag begleitet, womöglich wirkt es in meinen Augen in seinem Film besser oder aber beide Lieder wirken in ihrem eigentlichen Kontext ähnlich gut, doch das von mir besser eingeschätzte Lied kann wesentlich besser auf eigenen Füßen stehen.
Denn das hier sind meine 333 liebsten Disney-Lieder, und nicht meine 333 liebsten musikalischen Disney-Szenen, also muss das Lied auch alleine wirken können. Lieder, die ich nie im Leben außerhalb ihres Ursprungskontexts ansteuern würde haben bei einer Lieblingslied-Hitliste von mir eher schwache Karten. Was nicht heißen muss, dass manche Songs hier von ihrer fantastischen Einbettung in ihren Ursprungskontexts profitieren würden...

Keine Sorge, ich habe ein System - aber habt ihr schonmal versucht jemandem mit völlig anderer Einstellung zum Thema Musik jedes Detail eurer ganz eigenen Sensibilität zu erklären?

Seht ihr...

Ihr dürft euch wundern, ihr dürft eine andere Meinung haben, aber bleibt beim kritisieren bitte fair.
Vor allem jedoch gilt: Wenn ich eine angeblich völlig absurde Entscheidung getroffen habe, so bitte ich darum, den filmhistorischen Hintergrund kurz auszublenden und daran zu denken, dass ich hier allein meinen Musikgeschmack entscheiden ließ. Da kann schonmal "rockendes Lied aus unbeliebtem Disney-Realfilm" "schmachtendes Prinzessinnen-Gesülze" übertrumpfen.

(Und sobald ihr denkt, die Hitliste durchschaut zu haben, wird Disneys Ausflug in den E-Gitarrenladen von einer Schnulze besiegt... *ätsch*)

- Ich hätte diese Songs gerne gebündelt als Luxus-CD mit ausführlichem Begleitbuch.

Ich auch.



So, genug Vorgeplänkel. Der Übersicht zu Liebe soll hiermit auch dieser Artikel sein Ende finden - und mit dem nächsten Beitrag in dieser Artikelreihe geht es dann endlich los und wir arbeiten uns langsam von Platz 333 hoch, bis wir in hoffentlich nicht all zu ferner Zukunft nach einer Reise quer durch die Jahrzehnte und die verschiedensten Musikstile bei meinem absoluten Liebling angelangt sind.

Ich hoffe ihr genießt diesen Countdown so sehr, wie ich die Arbeit an ihm.

Auf dann!

Bruckheimer bereitet modernen US-Bürgerkrieg vor


Jerry Bruckheimer ist seit einiger Zeit eifrig dabei, wieder eine tüchtige Ladung von härteren Stoffen auf die Kinos loszulassen. So plant der Erfolgsproduzent mit einer Vita, die vom Rassen- und Sportdrama Gegen jede Regel über das romantisch-komödiantische Guilty Pleasure Coyote Ugly und dem 90er_Katastrophen-Megablockbuster Armageddon bis hin zu Fluch der Karibik reicht, einen dramatischen Thriller namens Jihadists in Paradise vor sowie ein Polizisten-Actionfranchise und noch so manches mehr.

Wie Variety heute bekannt gab, erwarb Bruckheimer nun auch die Rechte an dem Videospiel Shattered Union, einer in der heutigen Zeit spielenden Kriegsfiktion, in der sich mehrere Staaten der USA abspalten, nachdem Washington D.C. durch einen nuklearen Schlag von der Landkarte gefegt wurde, woraufhin ein erbitterlicher Bürgerkrieg ausbricht.

Wie ich finde ist das eine großartige Idee für einen teuer produzierten Jerry-Bruckheimer-Film, der mit einem gewaltigen Schlag die alte Bruckheimer/Touchstone-Mentalität zurück in die Kinos bringen könnte. Die Bildgewalt von Armageddon und Co., gepaart mit der neueren, handlungsorientierten Sensibilität der Bruckheimer-Produktionen (siehe Déjà Vu oder die PotC-Saga) könnte in ein wirklich beeindruckendes Kinoepos münden.

Jedoch muss der Film erstmal Realität werden - Bruckheimer bunkert schon länger verschiedene Filmrechte, und nicht jedes Projekt wird so schnell Wirklichkeit wie etwa die Pirates-Fortsetzungen...

Montag, 26. Oktober 2009

Warner Bros animiert wieder

Rat' mal, wer zurück is', Doc!
Nach dem kommerziellen Misserfolg des sich redlich bemühenden Looney Tunes: Back in Action (von Regisseur Joe Dante bezeichnenderweise als Anti-Space Jam konzipiert) gab Warner Bros. das Kino-Animationsgeschäft auf. Nicht nur, dass man die abendfüllenden Animationsfilme bei Seite schob, auch die ursprünglich geplanten neuen Looney Tunes-Kurzfilme wurden dem Sicherheitsgefühl der Chefetage geopfert.

Die Looney Tunes dürfen zwar weiterhin nicht ins Kino, aber wenigstens steckt Warner Bros. wieder Geld in die Animationsbranche. So erwarb Warner laut dem Blog der Animationsgewerkschaft ein Skript für ein Trickfilmprojekt mit einem Pfau in der Hauptrolle. Wesentlich mehr ist über den Film leider nicht bekannt, außer dass die Fernsehautoren Heath Corson und Austin Winsberg hinter dem Skript stecken.

Des Weiteren stockte Warner Bros. seinen TV-Animationsbereich auf, derzeit sind mehrere DVD-Filme und gleich fünf Serien in Arbeit.

Vielleicht auch was mit Bugs, Daffy und Co.? Ich würd's mir wünschen, denn selbst als treuer Disneyfan muss ich sagen, dass mir der Untergang dieser bunten Konkurrenztruppe richtig leid tut und ich ihnen einen zweiten dritten (oder gar vierten?) Frühling richtig gönnen würde - auch wenn mir einige unter ihnen unsympatisch sind. Es sind halt noch Charaktere mit Bedeutung für die Trickfilmgeschichte und hinter ihnen steckt eine gewisse künstlerische Aufrichtigkeit.

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