Samstag, 27. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (27. Juli 2024)

Peter von Kant (Dramödie, 2022) François Ozons umstrittene Hommage an Rainer Werner Fassbinders Klassiker Die bitteren Tränen der Petra Kant, in der drei Männer die im Original weiblich besetzten Rollen verlassen. Selbstironisch, mit Esprit stilisiert und leicht neurotisch. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 19. August 2024

Es geschah am helllichten Tag (Kriminalthriller, 1958) Beobachtungsstark und fesselnd geschrieben von Friedrich Dürrenmatt, packend und eindringlich inszeniert von Ladislao Vajda: Nahe Graubünden wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Die Polizei wird nervös: Steckt dieselbe Person dahinter, die vor wenigen Jahren bereits ihr Unwesen getrieben hat, aber nicht erwischt wurde? Um Ermittlungsfortschritt zu behaupten, wird kurzerhand der Hausierer ins Visier genommen, der den Leichenfund überhaupt erst gemeldet hat. Kommissar Matthäi (Heinz Rühmann) verbeißt sich aber ernsthafter in den Fall... 3sat-Mediathek, abrufbar bis zum 20. August 2024

Rehragout-Rendezvous (Krimikomödie, 2023) Die neunte Comedyrevue aus Niederkaltenkirchen: Susi wird stellvertretende Bürgermeisterin und macht ihre Sache zu gut und energisch, was das bräsige Niederbayernvolk um sie herum nervt. Der Eberhofer findet Susis Macht wenig anziehend, weshalb nichts mehr im Bett läuft. Die Oma macht einen Führerschein. Oh, und es wurden Leichenteile auf einem Acker gefunden. Gewohnt lakonisch-grotesk-charmanter Spaß mit einer nervigen "Männerwochenende plus Drogentrip"-Szene, die Rita Falk, die Autorin der Romanvorlage, zurecht gegen den Strich ging. Abseits dessen aber sitzt die Situationskomik, zündet der Dialogwitz und wird auch viel Spaß aus dem Kriminalplot gezogen, was ja nicht immer in dieser Reihe der Fall ist. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 21. August 2024, 20.15 Uhr

Die Blechtrommel (Tragikomisches Gesellschaftsporträt des magischem Realismus, 1979) Volker Schlöndorffs wegweisende Adaption einer Günter-Grass-Vorlage mit einem Hang zum Grotesken und voller erschütternd-eindringlicher Bilder. Im Mittelpunkt: Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren beschließt, nicht weiter zu wachsen, womit er gegen Erwachsenenwelt protestiert - die geradewegs in Richtung Faschismus marschiert. Brillant und (vollauf im Sinne des Werkes) auch äußerst anstrengend. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 21. August 2024

FCK 2020: Zweieinhalb Jahre mit Scooter (Dokumentarfilm, 2023) Erstaunlich lustige, überraschend uneitle Doku über H. P. Baxxter, seine Feierwut, desillusionierte Scooter-Mitglieder und die Versuche, sich mit Kunst und Unterhaltung durch die Pandemie zu kämpfen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

das gras wies wächst (Sprachoper, 1969) Franz Mon ordnet Wörter, zusammenhanglose Sätze und assoziative Begrifffolgen zu einer beschwingenden, beklemmenden, amüsierenden linguistischen Oper frei von Handlung verschmelzen. ARD-Audiothek, unbekannter Ablauftermin

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 21. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (21. Juli 2024)

Esther Williams: Hollywoods Meerjungfrau (Doku-Porträt, 2024) Die begnadete Schwimmerin Esther Williams ließ die Welt des Sports hinter sich, um in den Glanz und Glamour versprechenden Hollywood-Taumel abzutauchen. Dort wurde sie in den 1940ern zum Star eines neuen Genres, das kurzzeitig Sensationsstatus innehat, bevor es quasi aussterben sollte: Williams stand im Mittelpunkt farbenfroher Aquamusicals. Williams wurde zur Ikone, prägte Filmgeschichte mit und machte das Synchronschwimmen populär. Doch ihr dritter Ehemann gönnte ihr diesen Erfolg nicht... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. September 2024

Ein Elefant irrt sich gewaltig (Midlife-Crisis-Komödie, 1976) Ein Familienvater und Ehemann in seinen Vierzigern hält sich für besonders treu und vorbildlich. Ausgerechnet, als in seinem Freundeskreis eine private Krise auf die nächste folgt, liebäugelt er ab, es ihnen gleich zu tun: Er wirft ein Auge auf eine neue, jüngere Zufallsbekanntschaft. Es folgt viel (Selbst-)Betrug und jämmerliches Zurechtreden - was Regisseur Yves Robert mit neckischem Witz seiner Hauptfigur und seinen realen Vorbildern unter die Nase reibt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Januar 2025

The Streets: Elbjazz Festival 2024 (Konzertmitschnitt, 2024) Garage trifft Hip-Hop trifft Grime - mit jeder Menge Power, Schwung und einer überraschend aufmunternden Art vermittelt: Der britische Musiker Mike Skinner wandelt zwischen den Genres, verkörpert rotzige Straßen-Attitüde und nutzt raffinierte Texte, um seiner Musik einen positiv-grüblerischen Einschlag zu verleihen. Auf dem Elbjazz Festival hat er es beschwingt fetzen lassen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. Juni 2025

NDR Bigband mit Lenine & Martin Fondse - The Bridge: Elbjazz Festival 2024 (Konzertmitschnitt, 2024) Beim Musikprojekt The Bridge finden Musikströmungen und Länder zusammen: Die NDR Bigband begrüßt den brasilianischen Singer-Songwriter Lenine, um unter dem Arrangement des Niederländers Martin Fondse eine prickelnd-fröhlich-distinguierte Melange aus Jazz-, Klassik- und Pop-Elementen zu präsentieren. Macht Mordslaune und lässt den Sommer in das Herz. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 3. Juni 2025

Rendezvous (Action, 1976) Geschildert aus der Egoperspektive einer Frontstoßstange: Ein Auto rast durch das morgendliche Paris. In unter acht Minuten düst es von der Porte Dauphine im Westen der französischen Hauptstadt zur Kirche Sacré-Coeur im Norden. Keine Zeitraffer, ein einziger Take, zahlreiche missachtete Rotzeichen, nahezu kontinuierlich missachtete Geschwindigkeitsbegrenzungen. Regisseur Claude Lelouch fuhr die 10,587 Kilometer lange Strecke selbst. Extrem eindrucksvoll! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. November 2024

Orphée mécanique (Elektro-Pop-Hörspiel-Musical, 2012) Felix Kubin verarbeitet den Orpheus-Mythos unter Einfluss des Pop-Art-Comics Orphi und Eura und präsentiert uns die bis in die Unterwelt reichende, tragische Liebesgeschichte als elliptische, kühl-nachdenkliche Tragödie über Sehnsucht und den Wert der Kunst. ARD-Audiothek, unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 13. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (13. Juli 2024)

Styx (Nautisches Thrillerdrama, 2018) Bildgewaltiges, auf mehrfacher Ebene aufregendes Drama über Seenotrettung mit einer fesselnden Performance von Susanne Wolf und eindringlicher Inszenierung durch Wolfgang Fischer. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. Juli 2024

Das geheime Fenster (Psychothriller, 2004) Lose nach einer Kurzgeschichte von Stephen King: Johnny Depp spielt einen Schriftsteller, der sich seit seiner Scheidung im Sinkflug befindet und nun auch noch von einem still-unheimlichen Fan (John Turtorro) bedroht wird, der ihn des Plagiats bezichtigt. Was folgt, ist ein spannend-kauziger Absturz ins Befinden eines Kreativen, der nach Beweisen für seine künstlerische Integrität sucht und gegen Selbstzweifel ankämpft. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 17. Juli 2024

Jack Lemmon - Nobody's perfect (Doku-Porträt, 2020) Julia & Clara Kuperberg setzen in dieser fast einstündigen arte-Doku dem still-humorvollen, verletzlichen Jedermann-Star aus Manche mögen's heiß, Ein seltsames Paar, Glengarry Glen Ross und Co. ein sympathisches Denkmal. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 28. Juli 2024

Oh Zeiten, oh Schlösser (Poetische Reisedoku, 1957) Kurzfilm der Nouvelle-Vague-Größe Agnès Varda, der die Architektur der Schlösser an der Loire in all ihrer Pracht zeigt, aber mit der zeitgenössischen Mode der 1950er konterkariert. Malerische Eastmancolor-Fotografie trifft auf schnippische und nachdenkliche Kommentare, die Reiselust weckenden Schauplätze müssen mit Vardas abschweifender Aufmerksamkeit konkurrieren, die sich für die Arbeiterklasse und die Tierwelt erwärmt. Ein einfach schöner Film über (Un-)Endlichkeit. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. August 2024

Elvis: '68 Comeback Special (Musikalisches Fernsehspecial, 1968) Ein hervorragend strukturiertes, inszeniertes und performtes Stück TV- und Musikgeschichte, das dem "King" neuen Aufwind gegeben hat und die Messlatte für TV-Sondersendungen rund um ein einzelnes Talent gehörig nach oben verlegt hat. Formidabel! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 22. Oktober 2024

Kleiner Schneider (Romanze, 2010) In dieser frühen Regiearbeit des Die Träumer-Darstellers Louis Garrel verliebt sich ein Schneiderlehrling (Arthur Igual) in die Freundin eines Freundes - die Theaterdarstellerin Marie-Julie (Léa Seydoux). Kurz, knapp, dennoch nuanciert und sinnlich. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. Juni 2025

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 6. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (6. Juli 2024)

Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess (Ferien-Familiendramödie, 2019) Schöner, unaufgeregter Coming-of-Age-Familienfilm über einen 10-Jährigen, der beim Urlaub auf der niederländischen Insel Terschelling lernen muss, seine Gefühle für die eigenwillige, zwölfjährige Tess zu sortieren, und der sich obendrein in ihre Familiendramen einmischt - obwohl er doch eigentlich lernen wollte, allein zu sein. Fun Fact: Die Pressevorführung dieses Films war mein letzter Kinobesuch, bevor aufgrund der Corona-Pandemie die Lichtspielhäuser monatelang schließen mussten. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 28. Juli 2024

Papillon (Gefängnisdrama, 1973) Ein strahlender Klassiker seines Genres und einer der größten Kassenschlager der deutschen Kinogeschichte: Das emotional hochintensive, auslaugende, vom Antrieb bietenden Hoffnungsschimmer in der Düsternis handelnde Gefängnisdrama ist mit Steve McQueen und Dustin Hoffman herausragend besetzt und von Franklin J. Schaffner bildgewaltig inszeniert. Ganz großes Kino! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 29. Juli 2024

Malpertuis (Grusel-Fantasy, 1971) Mit Orson Welles besetzte Romanverfilmung des prägenden belgischen Regisseurs Harry Kümel: Ein Matrose kehrt in seine Kindheitsheimat zurück und befindet sich eine Kneipenschlägerei später in einem gespenstisch-fantastischen Labyrinth aus mythologischen Versatzstücken, Traumlogik und poetisch-schaurigem Kabinettstück. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. August 2024

Utopia (Dystopische Thriller-Satireserie, 2013) Metafiktionalität, fiese Gewaltspitzen, rabenschwarzer Humor und eine einfallsreiche, verschrobene Inszenierung haben Utopia von einem Serien-Geheimtipp zu einer Kultserie aufsteigen lassen, von der zwar viele gehört haben, doch noch viel, viel mehr Serienfans dürften sie noch ungeguckt auf ihrer Liste stehen haben. arte macht es nun wieder leicht, sie nachzuholen! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Oktober 2024

The Interrupters: Hellfest 2024 (Ska-Punk-Konzert, 2024) Ich kann mir nicht helfen: Der Sound von The Interrupters erinnert mich an die Sommer meiner Jugend. Aufdrehen, Zitroneneistee in die Kehle kippen und unkoordiniert herumzappeln! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 28. Juni 2025

The Ordinaries (Dystopische Meta-Tragikomödie, 2022) Ein Festsessen für alle, die Illusionsbrüche, Metafiktionalität und (film-)dramaturgische Theorie lieben - oder einfach schräg-vielschichtige Filme, die ebenso nachdenklich wie komisch sind: In The Ordinaries geht es um eine schreckliche Gesellschaft, für die das ganze Leben nur ein Film ist. Meine FILMSTARTS-Kollegin Monta Alaine hat an anderer Stelle gut zusammengefasst, weshalb The Ordinaries so sehenswert ist!  ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 24. Juli 2025

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Mittwoch, 3. Juli 2024

Mediatheken-Tipps (3. Juli 2024)

Der 1. Ritter (Ritterabenteuer, 1995) Sean Connery als König Arthur und Richard Gere als Lancelot in einem farbintensiven, zügig erzählten, relativ hohlen (und wohl unter den Kürzungen, die das Studio verlangt hat, leidenden) Mittelalter-Abenteuer von einem Drittel des ZAZ-Comedy-Trios. Der Score von Jerry Goldsmith ist der Hammer, die melodramatischen Elemente etwas schnulzig, aber auch erfrischend ehrlich gemeint. Kein übersehenes Juwel, das auf seine Meisterwerk-Adelung wartet, aber sehr wohl besser als sein Ruf. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 4. Juli 2024

Wild Things (Satirisch-ironischer Erotik-Thriller, 1998) Ich hatte sehr lang Vorurteile über Wild Things, bis ich ihn dann eines Tages dann doch mal geschaut habe - und erstaunt war, dass er eben nicht der tumb-geifernde Film ist, den ich vermutet hatte. John McNaughton liefert viel mehr eine zwischendurch spritzig-parodistische, dann wieder spannend-bissige Thriller-Satire, bei der man nie so ganz weiß, woran man ist. Fesselnd, humorvoll, hitzig-fiebrig inszeniert und von Neve Campbell, Kevin Bacon, Matt Dillon und Denise Richards mit genau dem Flair gespielt, den dieser Stoff braucht. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Juli 2024

Die barfüßige Gräfin (Dramatische Showbiz-Mär, 1954) Ava Gardner, Humphrey Bogart und Edmond O’Brien in einem gesellschaftskritischen, mit dem Showbiz abrechnenden Drama voller Flair, einem Schuss Gegenwartsmärchen-Stimmung sowie nicht gerade wenig Bitterkeit von Alles über Eva-Macher Joseph L. Mankiewicz. Klasse gespielt und bei aller Dramatik auch recht gewitzt! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Juli 2024

Ava Gardner, die Flamenco-Diva Hollywoods (Dokuporträt, 2016) Von den zahlreichen arte-Starporträts ist dieser Blick auf Schauspielgröße und Stilikone Ava Gardner meiner Ansicht nach eines der besten: Es enthält alles, was diese (nahezu durchweg empfehlenswerten) Dokus ausmacht, ist aber außergewöhnlich gut erzählt, mit einem stringenten roten Faden (der die Dinge trotzdem nicht arg simplifiziert), klasse ausgewähltem Bildmaterial und berührenden Zitaten. Achtung, hiernach packt man sich unweigerlich Dutzende Gardner-Filme auf die Watchliste (ob zum Nachholen oder Auffrischen)! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Juli 2024

Die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne 2024 (Klassikkonzert, 2024) Mit ansteckender Freude leitet Chefdirigent Kirill Petrenko die Berliner Philharmoniker, während sie in der Waldbühne Deutschlands berühmtesten Clash aus Hochkultur und Picknick veranstalten. Für mich der Höhepunkt: Der in den Sonnenuntergang hinein zärtlich-kraftvoll gespielte Boléro von Maurice Ravel. Als Gästin spielt Star-Pianistin Yuja Wang zuvor ein rasantes Klavierkonzert, bei dem man sich glatt wundert, wie diese rasche Notenabfolge nicht zu verknoteten Fingern führt. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 20. September 2024

Dropkick Murphys: Hellfest 2024 (Folk-Punk-Konzert, 2024) arte hat wieder das Hellfest in Frankreich besucht und ließ stundenlang die Kameras laufen. Das wird mir die nächsten Tage über einige Stunden lang einheizen, für den Anfang gibt's hier erstmal den Verweis auf die Band, bei deren Sound man doch sofort in den nächstbesten Pub stürmen will. Oder nach Boston shippern. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2025

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Dienstag, 25. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (25. Juni 2024)

Die Braut trug schwarz (Rache-Thrillerdrama, 1968) Truffaut verneigt sich vor Hitchcock: Jeanne Moreau ist hier bereits Jahrzehnte vor Uma Thurman eine Braut, die blutige, blutige Rache für einen tragisch geendeten Kirchenbesuch sucht. Spannend, tragisch, schwarzhumorig und mit einem durch allen Hitchcock-Elemente noch immer intensiv durchschimmernden Nouvelle-Vague-Flair. Schöne Sache! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2024

There Will Be Blood (Epochales Drama, 2007) Paul Thomas Andersons womöglich bester Film - aber zweifelsfrei sein bildgewaltigster: Daniel Day-Lewis und Paul Dano liefern vor eindringlich-karger Kulisse schauspielerische Glanzleistungen über Gier und Kontroll(verlust)e. Starkes, unvergessliches Kino. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Juli 2024

Ein Mann sieht rot (Rache-Thriller, 1974) Der im Vergleich zu den späteren Teilen vergleichsweise gemäßigte Auftakt der Death Wish-Reihe, der seine drastische Kriminalitätsdarstellung noch nutzt, um Charles Bronsons Figur in eine Rachefantasie zu schicken, die klar als tragischer moralischer Verfall dargestellt wird. Anders gesagt: Kein Rache-Reißer, um sich fröhlich grinsend Nachos reinzuschieben, sondern rau-dramatisches Thrillerkino.  ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 8. Juli 2024

Rom, offene Stadt (Neorealistisches Drama, 1945) Roberto Rossellini inszeniert eine Wirklichkeit, die sich selbst zu inszenieren scheint: Im Neorealismus-Meisterwerk Rom, offene Stadt sehen wir die ewige Stadt unter deutscher Besatzung. Sowie die unmittelbare Reibung zwischen Widerstand und Faschismus, Hoffnung und Elend sowie dokumentarisch wirkender Abbildung europäischer Zeitgeschichte und grotesk-skurriler, filmischer Einfälle. Ein eindringliches Stück Filmgeschichte. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 15. September 2024

Die Wiener Philharmoniker in der Waldbühne Berlin: Eine europäische Nacht (Klassikkonzert, 2024) Von Norwegen bis Italien, von Spanien bis Ungarn: Die Wiener Philharmoniker gastieren in Berlin und führen uns unter der Leitung von Stardirigent Riccardo Muti sowie moderiert von Désirée Nosbusch quer durch Europa. Eine Harmonie der europäisch-kulturellen Vielfalt. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 12. November 2024

Bosetti will reden! Fußball-EM und Party-Patriotismus (Kabarettistischer Kommentar, 2024) Sarah Bosettis 3sat-Late-Night habe ich euch ja bereits in einer anderen Ausgabe der Mediatheken-Tipps empfohlen. Aber mir fiel auf, dass ich Bosettis wöchentlichen, kabarettistisch-satirischen Kommentar auf das Weltgeschehen noch gar nicht vorgestellt habe. Huch, wollen wir das doch mal nachholen! In Bosetti will reden! ordnet Bosetti einmal die Woche aktuelle Diskurse ein und das eloquent, reflektiert, etwas sarkastisch, aber auch mit einem hartnäckigen Optimismus, dass wir die Kurve schon noch kriegen können. Aus Gründen der Aktualität habe ich mal die EM-Folge ausgesucht, aber jede ist sehenswert. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Juni 2026

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Dienstag, 18. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (18. Juni 2024)

Das schwarze Quadrat (Trockene Kriminalkomödie, 2021) Sandra Hüller, Pheline Roggan, Bernhard Schütz und Jacob Matschenz in einer knochentrocken erzählten Ansammlung spritziger Skurrilitäten: Zwei Kunstdiebe sitzen auf einem Kreuzfahrtschiff fest und müssen sich durch Lug und Trug bis zur Ankunft im sicheren Hafen als Elvis- und David-Bowie-Imitatoren durchschlagen. Schön absurd und toll unterkühlt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Juli 2024

M - Eine Stadt sucht einen Mörder (Thriller-Meisterwerk, 1931) Fritz Langs Tonfilm-Meilenstein ist zeitlos fesselnde, stilsichere Filmkunst - und eine leider weiterhin aktuelle Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Befindlichkeiten. Famos inszeniert, packend von Peter Lorre gespielt, brillant erzählt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Juli 2024

Daniel Hope: Dance! (Klassikkonzert, 2024) Starviolinist Daniel Hope lädt ein zu einer Welt- und Zeitreise durch berühmte Werke, bei denen die Füße einfach nicht stillstehen können. Das erstreckt sich vom Tango Escualo von Astor Piazzolla über Offenbachs Can-Can bis zum Danse macabre von Camille Saint-Saëns. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 16. August 2024

Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland (Szenische Lesung, 2024) Diese Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Ensemble und der investigativen Redaktion von CORRECTIV schrieb Anfang des Jahres bereits Schlagzeilen, aber es kann ja ganz offensichtlich nie schaden, Leute auf sie hinzuweisen. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Januar 2025

Billie Eilish: Happier Than Ever at the O2 (Konzertfilm, 2022) Falls ihr neben dem von Robert Rodriguez inszenierten Disney+-Konzertfilm zu Happier Than Ever einen konventionelleren Nachschlag benötigt! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Juli 2025

Stadt, Land, Kultur - Paris: Die Aristocats bringen die Stadt zum Tanzen (Kulturmagazin-Beitrag, 2024) arte schafft, was Disney+ nicht macht: In diesem informativen, dennoch lockeren Kulturbeitrag wird Aristocats in Relation zu dem Paris gesetzt, das der Film schildert. Welche kulturellen Anspielungen enthält der Film, wie erging es der Bevölkerung in der von Disney gezeichneten Epoche der Weltstadt Paris und wieso spielt der Film genau dort zu genau dieser Zeit? Man stelle sich vor, Disney+ würde allen Disney-Klassikern selbst solch eine Mini-Doku widmen... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 24. April 2026

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 9. Juni 2024

Mediatheken-Tipps Spezial (9. Juni 2024)

Ich habe Donald Duck zwar schon bei FILMSTARTS zu seinem "90. Geburtstag" gratuliert, aber er verdient selbstredend noch mehr Liebe. Zum Glück lassen sich die deutschen Medien nicht lumpen:

Happy Birthday, Donald Duck! (Brisant-Beitrag, 2024) Ich will ehrlich sein: Ich habe eigentlich wenig für das Boulevardmagazin Brisant übrig, aber dieser mit Comicliebe und vielen schön zusammengestellten Schnittbildern voller Donald-Memorabilien und -Zeichnungen ist richtig hübsch gemacht. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 9. Juli 2024

Zeitreise: 90 Jahre Donald Duck (Morgenmagazin-Beitrag, 2024): Das ARD-Morgenmagazin quetscht 90 Jahre Donald in einen gewitzten Beitrag, inklusive "Exklusivinterview" mit dem Jubiläum feiernden Schnatterich. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Juni 2026

Volle Kanne vom 7. Juni 2024 (Frühstücksmagazin, 2024) Ab Minute 34 geht es in dem ZDF-Frühstücksmagazin, das nach dem Morgenmagazin läuft, um Donald Duck. Im Beitrag gibt es unter anderem ein kurzes Archiv-Statement von Dr. Erika Fuchs, Ulrich Schröder lobt die Universalität Donalds und es gibt die riesige Merch-Kollektion zu Donalds 90. zu sehen... DIE NOCH IMMER NICHT ÜBER DEN DEUTSCHEN DISNEYSTORE ZU BEZIEHEN IST. WOLLT IHR MEIN GELD ETWA NICHT, DISNEY?! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Juni 2026

Der ewige Aktivist: Donald Duck wird 90 (Radio-Reportage, 2024) Donald-Zeichner Jan Gulbransson spricht mit SWR-Kultur darüber, wie sich die Donald-Comics in der jungen Bundesrepublik durchsetzen mussten, seine Liebe zum Erpel und den nicht immer offensichtlichen, aber keinesfalls zu vernachlässigen kulturellpolitischen Wert Donalds. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Das Wort zum Dienstag: Donald Duck (Radio-Satire, 2024) Jana Fischer räumt mit den ständigen Vergleichen zwischen dem besten und dem orangegetöntesten Donald auf und kommt zu einem klaren, ententarken Fazit. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Happy Birthday Donald Duck: Ein Antiheld für alle (Radio-Interview, 2024) SWR-Aktuell spricht mit dem Donaldisten Karsten Bracker (seines Zeichens Präsident/Präsiderpel) über die Krönung der Fiktion und ganz besonders über seine Qualitäten als Aufstehmännchen. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

1934: Erster Auftritt von Donald Duck (Radio-Beitrag, 2024) Kurz und knapp: 90 Jahre Donald in zwei Minuten. Werden Fans darin was lernen? Nein. Aber ich beneide auch keine Seele, die so viel Popkultur in so wenig Zeit quetschen muss. Da ist das hier schon ein fein gemachter Abriss. ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 8. Juni 2024

Mediatheken-Tipps Spezial (8. Juni 2024)

 Kein Mucks! in Concert (Krimimusikkonzert, 2024)

Hörspielliebhaber Bastian Pastewka führt nun schon seit Jahren durch den Podcast Kein Mucks! in dem er durch die Archive der ARD-Radiowellen stöbert und Krimi-Hörspiele vorstellt. Was läge da näher, als ihn in einen Frack zu stecken, neben das WDR-Funkhausorchester zu stellen und ein Konzert voller Krimimelodien moderieren zu lassen? Mit seinem typischen Humor begleitet Pastewka einen Abend, der neben Evergreens wie der Miss Marple-Titelmelodie auch kriminalmusikalische Geheimtipps aus weitestgehend vergessenen Hörspielen umfasst. Zudem arrangierte Max Knoth beeindruckende Medleys aus Parodie und Vorlage, sowie schöne Suiten aus verschiedenen Musik-Interpretationen bekannter Krimi-Ermittler. Starkes Konzert.

Heldenreise: Broadway- und Film-Hits (Musical- und Filmkonzert, 2021)
Viel Disney, ein wenig Shrek und Wicked sowie ein feierlicher Konzertabschluss mit La La Land: die Musical-Stars Bettina Mönch und Dominik Hees singen, vom WDR-Funkhausorchester begleitet, Lieder, die ins Ohr und die Tanzbeine gehen. Gute Laune ist da sicher.

Wilder Westen (Filmmusikkonzert, 2019)
Natürlich erklingen Bernstein und Morricone, doch der Wilde Westen, interpretiert vom WDR-Funkhausorchester, ist noch facettenreicher. Haut die Bohnen in die Pfanne und nippt was Moonshine, es wird rau-romantisch.

So schön wie heut' (Konzert-Zeitreise in die Radiomusik der 1950er, 2023)
Gastgeber/Sänger Götz Alsmann, Sängerin Caroline Kiesewetter und Dirigent Jochen Neuffer bringen das WDR-Funkhausorchester und die WDR Big Band zusammen, um uns in die Klangwelt Deutschlands in den 1950er-Jahren zurückzuführen: Durch gewitzt-informative Einführungen kommentiert, ertönen die Radiohits der Wiederaufbaujahre, in denen eine Nation beschlossen hat, ihr Gedächtnis stummzuschalten, ein Wirtschaftswunder herbeizuschuften und sich mobil wie nie zuvor im Süden Europas zu erholen. 

Big Band Beethoven (Big-Band-Klassikkonzert, 2024)
Mit pandemiebedingter Verspätung zelebriert die WDR Big Band den 250. Geburtstag Beethovens, indem sie einige seiner bekanntesten Stücke auseinanderpflückt und im Big-Band-Sound rekonstruiert. Eine smarte, schöne und schmissige Verschmelzung der Klangwelten!

Das Konzert mit der Maus: Komponistinnen (Kinderfreundliche Konzertvermittlung, 2023)
Die Maus, Dirigentin Katharina Winco, das WDR-Sinfonieorchester, Moderatorin Jana Forkel und Moderator Johannes Büchs präsentieren einen faszinierenden Querschnitt an Werken einflussreicher Komponistinnen - wie Keiko Abe, Louise Farrenc und Ethel Smyth. 

Warum diese speziellen "Mediatheken"-Tipps? Die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Sender ist ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie oder halt im realen Leben: Die Rundfunkorchester spielen in Deutschland einen großen Beitrag zur Kulturvermittlung und genießen internationales Ansehen.

Daher überrascht es mich, dass ich in der ARD-Mediathek keine vollständigen Konzerte der ARD-Orchester gefunden habe (möglich, dass es sie in der Mediathek gibt - sie ist zwar sehr, sehr gut, ihre Suchfunktion aber nicht). Dafür gibt es allerdings eine Fülle an Konzerten auf YouTube. Und da ich seit der Veröffentlichung des Spielplans 24/25 der WDR-Ensembles recht viel über sie nachdenke, hatte ich Lust, euch so an meiner Freude teilhaben zu lassen. Einzelne Stücke dieser Ensembles kann man in der ARD-Mediathek finden und die Konzerte sind auch bei YouTube frei von nervigen Werbepausen!

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 1. Juni 2024

Mediatheken-Tipps (1. Juni 2024)

Der schlimmste Mensch der Welt (Coming-of-Age-Tragikomödie, 2021) Ich liebe, liebe diesen Film! Regisseur/Autor Joachim Trier und Autor Eskil Vogt  nutzen die Endzwanzigerin Julie, um von Freud und Leid einer Teilgeneration zu berichten: Die von Renate Reinsve ebenso liebenswert-nachvollziehbar wie unfassbar-frustrierend gespielte Osloerin ist von den ihr zur Verfügung stehenden Optionen erschlagen und von den Erwartungen an sie erdrückt. Es folgt eine charismatische, lustige, traurige, schmerzhafte, befreiende, wahrhaftige und magische Geschichte der Selbstfindung. Hervorragend. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Juni 2024

Petite Maman - Als wir Kinder waren (Magischer-Realismus-Drama, 2021) Céline Sciammas erster Film nach ihrem international für Furore sorgenden Prestige-Projekt Porträt einer jungen Frau in Flammen fiel einige Nummern kleiner und kürzer aus, hat aber ebenfalls großen Charme. Ihre herzliche Auseinandersetzung mit Mutter-Tochter-Dynamiken und der Magie im vermeintlich banalen (und non-digitalen) Kindheitsalltag ist ruhig-nachdenkliches Wohlfühl-Gefühlskino. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 24. Juni 2024

Porträt einer jungen Frau in Flammen (Romantikdrama, 2019) Apropos Céline Sciamma: Auch ihr wuchtig nachhallendes, dabei so betörend-stilles Liebesstück Porträt einer jungen Frau in Flammen ist wieder in der ARD-Mediathek zu finden. Wer diese in atemberaubend schönen Bildern gefilmte, von einer riesigen Anziehungslraft zwischen Noémie Merlant und Adèle Haenel lebende Liebesgeschichte im historischen Gewand noch nicht gesehen hat: Jetzt wäre ein starker Zeitpunkt, das zu ändern! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2024

Axiom (Dramödie, 2022) Jöns Jönssons Berlinale-Beitrag dreht sich um den notorischen (und womöglich pathologischen) Lügner Julius (Moritz von Treuenfels). Bei dessen ständigen Flunkereien drängt sich die Frage auf, ob wir ihn für seine Unehrlichkeit hassen, für seine Kreativität bewundern oder für seine Unfähigkeit, wahrhaftig mit seinem Umfeld umzugehen, bemitleiden sollen. Gewitzt und mit Gravitas gespielt, mit einem Hauch Gesellschaftskritik versehen und leichtgängig umgesetzt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 21. Juli 2024

Kohlhiesels Töchter (Komödie, 1920) Stummfilm von Regiegröße Ernst Lubitsch, der hier noch nicht den Feinsinn seiner berühmteren Werke zeigt, sondern das Theaterlustspiel, auf dem diese Komödie basiert, mit deftiger Komik auf Zelluloid bannt. Die Vorlage wiederum ist eine ins deutsche Bauernmilieu verlagerte Verzerrung von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung. Mit einem neckisch aufgelegten Cast und einigen stilvollen Frivolitäten ergibt das einen zünftigen, etwas groben Spaß. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 25. August 2024

Privatleben (Metafiktionales Romantikdrama, 1962) Louis Malles gibt Brigitte Bardot die Möglichkeit, sich an der Seite von Marcello Mastroianni mit ihrem Image auseinanderzusetzen: Die zum Sexsymbol hochstilisierte Schauspielerin, die lieber für ihr Können als für ihr Aussehen bekannt geworden wäre und definitiv lieber für ihr Schaffen als für ihr Privatleben, kokettiert mit ihrem Karriereverlauf, ihrer Darstellung in der Presse und verarbeitet reale Vorfälle, die man kaum glauben mag. Smart konstruiert, schön gefilmt! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. August 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 25. Mai 2024

Mediatheken-Tipps (25. Mai 2024)

Kung Fu Hustle (Martial-Arts-Komödie, 2004) Nicht so brillant wie Shaolin Kickers, wohl aber einstiegsfreundlicher und womöglich auch daher populärer - und noch immer ein vergnügliches Action-Fest von und mit Stephen Chow: Ein Dorf wehrt sich gegen eine brutale Gang. Exzentrische Figuren, hübsche Sets und feiste CG-Tricks treffen auf schmissige Kampfchoreografien, während dieser Konflikt gelöst wird. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Mai 2024

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam (Kleinstadt-Romantikkomödie, 1995) Ein Film, wie gemacht dafür, ihn am Sonntagnachmittag auf dem Sofa lümmelnd zu schauen: Hugh Grant spielt einen Engländer, der einen Berg ausmisst, ihn als Hügel deklariert und daraufhin vom bockigen örtlichen Volk aufgehalten wird, damit er nicht abreist. Derweil wird der Hügel mit Dreck aufgetürmt, damit der Regionalstolz in Form eines winzigen Berges wiederhergestellt ist. Liebeleien, Dialogwitz und Situationskomik entbrennen. Waschechtes Wohlfühlkino! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Mai 2024

Titane (Genderpolitisches Bodyhorror-Psycho-Thrillerdrama, 2021) Einer meiner Lieblingsfilme des Jahres 2021: Julia Ducournaus eindringlich gefilmter, spannend-einfühlsam erzählter und atemberaubend gespielter Goldene-Palme-Gewinner ist stahlhart und kuschlig-weich zugleich und sollte nicht weiter auf seinen Auftakt reduziert werden. Auch wenn der natürlich sehr denkwürdig ist. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Juni 2024

Polen 1938: Spuren einer verlorenen Welt (Dokumentarfilm, 2022) In ihrem im Original Three Minutes: A Lengthening betitelten Dokumentarfilm präsentiert Bianca Stigter drei Minuten Filmmaterial, das der Amateurfilmer David Kurtz 1938 im polnischen Nasielsk aufnahm. Ein dreiminütiger Einblick in den fröhlichen Alltag einer jüdischen Gemeinde, die nicht ahnen kann, was bald darauf mit ihr angestellt wird. 2009 entdeckt Kurtz' Enkelsohn Glenn Kurt die Aufnahmen zufällig, in diesem Film wird dieses wertvolle filmische Erinnerungsstück ausführlich vorgestellt, analysiert und in Kontext gesetzt. Erschütternd, mahnend und leider wieder von zunehmender Relevanz. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Februar 2025

Lalo Schifrin, Mission: Impossible (Filmmusikkonzert, 2023 ) Der Mediathekentitel unterscheidet sich von dem, was in diesem Konzertfilm als Titel eingeblendet wird (Das Kino des Lalo Schifrin), aber wen juckt's: Victor Jacob und das Orchestre Philharmonique de Radio France bieten hier einen mitreißenden Querschnitt aus dem Schaffen Schifrins plus eine Komposition von Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz von Lyon. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 2. Februar 2027

ESC-Legenden: ABBA - Die ganze Geschichte (Musikdoku, 2024) Wer, wie ich, noch immer nachglühendes Eurovision Song Contest-Fieber hat, kann hier noch die weltberühmtesten ESC-Legenden feiern und das Waterloo-Jubiläum besser aufbereiten, als es aalglatte Hologramme auf einer Bühne in Malmö je könnten. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 2. Mai 2029

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 18. Mai 2024

Mediatheken-Tipps (18. Mai 2024)

Drive My Car (Drama, 2021) Ryūsuke Hamaguchi verschmilzt in seinem berührenden, mit elegischem Tempo erzählten und trotzdem fesselnden Drama die Kurzgeschichte Scheherazade von Haruki Murakami und Versatzstücke des legendären Tschechow-Stücks Onkel Wanja zu einer gleichermaßen nachdenklichen wie gefühlvollen Auseinandersetzung mit Trauer, Zuneigung und Selbstakzeptanz. Bildschön illustriert und berührend gespielt! arte-Mediathek, abrufbar 31. Mai 2024

France (Mediensatirische Tragikomödie, 2021) "Léa Seydoux spielt in französischsprachigen Stoffen einfach in einer höheren Liga als in ihren englischsprachigen Auftritten", Beweisstück Ichweißnichtwieviel: In Bruno Dumonts France sehen wir Seydoux als berühmte und angesehene TV-Moderatorin und Kriegsreporterin, deren Leben durch einen unaufmerksamen Augenblick aus den Fugen gerät. Es folgt ein bissiges, leicht distanziert erzähltes Chaos über journalistische Objektivität, den gesellschaftlichen Umgang mit Prominenz, Erfolgsgier und den Versuch, ein entgleistes Leben wieder in Bahn zu lenken. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Juni 2024

Official Secrets (Politisches Thrillerdrama, 2019) Basierend auf wahren Ereignissen: Die Übersetzerin Katharine Gun gelangt an Informationen, die nahelegen, dass George W. Bushs Regierung durch illegale Methoden im UN-Sicherheitsrat eine größere Unterstützung für den Irak-Krieg zu sichern versucht. So gerät Gun in ein Dilemma zwischen ihrer vertraglichen Verschwiegenheitspflicht und dem, was illegal, aber moralisch richtig ist... Regisseur Gavin Hood fängt die politische Stimmung anno 2003 erstaunlich gut ein und erschafft ein ruhig erzähltes Thrillerdrama mit klarer Haltung und emotionaler Kraft. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 12. Juni 2024

Filibus - The Mysterious Air Pirate (Retrofuturistischer Luftpiraten-Abenteuerfilm, 1915) Mögt ihr Steampunk, Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew, Verwechslungskomödien und/oder abenteuerlichen Spaß rund um meisterlich durchgeführte Halunkereien? Dann ist Filibus - The Mysterious Air Pirate wie für euch gemacht: Das italienische Stummfilm-Spektakel dreht sich um die geheimnisvolle Meisterdiebin und Verkleidungskünstlerin Filibus, die mit ihrem Luftschiff die Reichen bestiehlt, um die Armen zu bereichern. Stets ist ihr der Detektiv Kutt Hendry auf den Fersen, doch ihre Tarnung als ehrbare Baronin Troixmond ist zu gerissen! Sie ist sozusagen Fantômas, Arsène Lupin, Robin Hood und Don Kanaille in einem - und zündet ein Feuerwerk an Steampunk-Action, Diebstahl-Komödie und Travestie-Verwechslung, das nicht nur dank seines Erzähltempos und Designs zum Zungeschnalzen ist, sondern auch aufgrund der queeren und feministischen Untertöne, die zuweilen so selbstbewusst sind, dass sie gar keine Untertöne mehr sind. Es war halt längst nicht alles so piefig im damaligen Kino, wie man gerne eingeredet bekommt! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 28. Juli 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso vier Tipps? Ich hatte diese Woche einfach zu wenig Zeit, euch mehr rauszusuchen. Ab nächste Woche sind es wieder sechs Stück. Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 4. Mai 2024

Mediatheken-Tipps (4. Mai 2024)

Edins Neo Night: Premiere mit Katrin Bauerfeind (Late-Night-Show, 2024) Ich mag Edin Hasanović! Sowohl als Schauspieler, als auch als Entertainer. Seine Filmpreis-Moderationen etwa haben mir sehr gefallen, insbesondere im hoch umstrittenen Jahrgang 2020, als es teils aus der Filmindustrie (darunter von Michael 'Bully' Herbig) harsche Kritik an der Show in ihrer Gesamtheit gab. Mit Verve, unbändiger Energie und augenzwinkernd-aufgesetzter Arroganz füllte Edin den Raum, der gezwungenermaßen leer war. Eben diese Energie legt Edin auch in der mit Katrin Bauerfeind auftrumpfenden Premiere seiner wild-chaotischen Neo Night an den Tag. Bin sehr gespannt, ob (und wenn ja: wie) sich dieses Format je einpendeln will. Eins ist klar: Ich bleib am Ball ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2026

neo Tropical Tonight: Teewurst, saure Gurken & Durchfall (Late-Night-Show, 2024) So wenig Raum Edin in seiner Late-Night-Show für größere Themen findet, so sehr ist neo Tropical Tonight der gefällige Versuch, Comedy und Zeitgeschehen mit Persönlichkeit unter einen Hut zu bringen. Late Night, ein vielfältiges Genre! Das Studio ist erfrischend sommerlich gehalten (im Gegensatz zur Nachtschwärmerstimmung der typischen US-Studios) und nach der etwas schleppenden Debütausgabe hat sich Aurel Mertz (wieder) in seine Late-Night-Host-Rolle eingefunden. Und gerade im Gespräch mit einem Energiebündel wie Alli Neumann in dieser Folge gefällt er mir auch sehr als Interviewer. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Mai 2026

Neo Ragazzi: Dickpics für ZDFneo, Pokémon und ein Hund im Studio (Talkshow, 2024) Was hatte ich mich 2023 nach der Ankündigung von Neo Ragazzi gefreut! So ganz konnte die Kölner Ideenschmiede btf dann doch nicht meine Hoffnungen erfüllen, aber das liegt größtenteils an mir und meinen zu großen Erwartungen an eine herb-spritzige Neumischung des Talkshow-Genres. Denn kurzweiliges Fernsehen ist dabei noch immer rumgekommen, und in Staffel zwei wirken Sophie Passmann und Tommi Schmitt auf mich noch eingespielter. Dass die hier empfohlene Folge zudem Joko Winterscheidt als Gast aus dem Hut zaubert, mit dem Passmann ja blendend kann, kommt noch dazu. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Mai 2026

Streetphilosophy - Faulheit: Mach mal nix! (Reportage-Reihe, 2021) Ich habe große Achtung für Ronja von Rönne als Autorin und Medienpersönlichkeit (erinnert ihr euch an die gefühlt achtzehneinhalb Sekunden, als sie als künftiges Ensemblemitglied bei Late Night Berlin gehandelt wurde? Warum ist da nichts draus geworden?). Und ähnlich wie für Twist, habe ich eine jahrelange Schwäche für Streetphilosophy (mit ihr), die ich wohl öfter hätte äußern sollen. Naja, die ungeschliffen-nachdenkliche, atmosphärisch-schwarz-weiße arte-Sendung kann man ja dank ihrer langen Mediatheken-Laufzeit auch mal was verspätet empfehlen. Und diese Mediatheken-Tipp-Runde schien mir eine angemessene Nachbarschaft dafür. Exemplarisch habe ich mal die Folge über Faulheit genommen, da in den drei Jahren seither die Botschaft "Leute, ihr müsst nicht alles, was ihr tut, zu Content und Arbeit machen!" für Leute in meinem Alter (plus / minus sieben Jahre) gefühlt an Dringlichkeit zugelegt hat. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 12. November 2026

Bosetti Late Night: Make Democracy Great Again (Satirisch-informative Late-Night-Talkshow, 2024) Puuuh, war das neulich eine beschämende Nacht in den sozialen Netzwerken, als der Grimme-Preis verliehen wurde. Haben da ein paar Feinde des respektvollen Miteinanders extra tief in die "Bot-Budget"-Kasse gegriffen? Menschenskinder... Besonders viel Wutschaum ist mir zum Thema Bosetti Late Night aufgefallen, und es ist ein Jammer, dass diese gewitzt-charmant präsentierte, authentisch-meinungsstarke und reflektierte Show so viele Menschen verärgert. Da muss meiner Vermutung nach irgendwann irgendwas schwer schiefgelaufen sein in der Erziehung. Aber naja, eine gelungene Sendung bleibt eine gelungene Sendung. Und da sie noch eher unbekannt ist, werfe ich hiermit meinen Scheinwerfer in ihre Richtung. Wenn ich ihr auch nur einen neuen Fan beschaffen kann, habe ich bereits meine gute Tat für den Tag vollbracht. Als Exempel habe ich die Ausgabe zur Demokratie ausgewählt, mit Collien Ulmen-Fernandes, Jagoda Marinic und Thomas L. Kemmerich als Gesprächspartner:innen. Aber jede Folge ist sehenswert. ZDF-Mediathek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Resche Fernsehen - Werbung ohne Pause: Wie Außenwerbung unsere Städte kapert (Informative Satire-Unterhaltung, 2024) In einer öffentlich-rechtlichen Fernsehwelt, in der lange Schreibtischmonologe mit kurzen, informativen Clips und komödiantischen Einlagen die Ärgernisse unserer (Polit-)Gesellschaft einordnen, wünsche ich mir mehr Beachtung für Reschke Fernsehen. Das Format hat bereits die Fälschung der Hitler-Tagebücher kritisch eingeordnet, mit entlarvenden Originalzitaten aus den angeblich ach-so-lustig-harmlosen Fakes, und ist einem gewissen Herren R. wirksamer auf's Dach gestiegen als viele vergleichbare Formate. Aber irgendwie gewinnt die Sendung in Sachen Medienecho einfach nie die Zugkraft, die sie verdient hat...

Als Mediathekentipp empfehle ich euch heute aber (gerade zum Einstieg, wenn ihr die Sendung noch nicht kennt), die aktuelle Episode: Es beginnt mit einem Crashkurs in Medien- und vor allem Werbetheorie, für alle, die keinen Deutsch-LK hatten (oder ihn nicht mehr so präsent in Erinnerung haben), wird dann aber zu einem wirksam-frustrierenden, ärgerlichen Überblick über den aktuellen Zustand der Außenwerbung und deutschen Städteplanung sowie Städtefinanzierung. Womit Reschke Fernsehen einen der besten Beiträge informativ ergänzt, den eine von mir einst inniglich gefeierte, mittlerweile nur noch aus Gewohnheit geschaute Sendung ähnlicher Machart in jüngerer Vergangenheit geliefert hat. Denn ja: Das Ärgernis "Digitale Werbeplakate" geht tiefer ins Sujet der Innenstadt-Planung hinein, als man denken sollte. ARD-Mediathek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 27. April 2024

Mediatheken-Tipps (27. April 2024)

El Mariachi (Action, 1992) Robert Rodriguez' erster Langfilm: Atmosphärische, rasant erzählte und stylische Verdichtung aus Neo-Western, South-of-the-Border-Mythos und Actionknaller, die der Legende nach für unter 7.300 Dollar produziert wurde (und nochmal etwa 200.000 Dollar an Postproduktion und Verfielfältigungskosten verschlang). Saucool und explosiv! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2024

Guten Morgen (Alltagskomödie, 1959) Yasujirō Ozus zweiter Farbfilm ist zugleich ein loses Remake eines seiner Stummfilme und dreht sich um Kinder, die in den Redestreik treten, weil sich ihre Eltern gegen die Anschaffung eines Fernsehers ausgesprochen haben. In einer Nebenhandlung geht es um die Vermutung, dass bei einer örtlichen Frauengruppierung Geld veruntreut wurde, und dass ein im Ort wenig bekanntes Ehepaar abgehoben sei. So entsteht eine Geschichte über inhaltsleere Alltagsphrasen, Misstrauen und Innovationsscheue, aber auch über zwischenmenschliche Kommunikation. Erzählt mit beiläufigem Dialogwitz und einem Pups-Running-Gag. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 29. April 2024

Die große Aktion (Komödie, 1968) Jean-Pierre Mockys spritzige, mit leichtem satirischen Biss versehene Komödie handelt von einem übereifrigen Gymnasiallehrer, der glaubt, dass seine übermüdeten und desinteressierten Schützlinge nur durch eine Methode wieder für das Anhäufen von Wissen begeistert werden können: Er beschließt, ihre Fernsehantennen unbrauchbar zu machen. Betont schrill und albern erzählt, aber in seinem Ringen zwischen Medienpessimismus und Kulturoptimismus recht durchdacht und zeitlos. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. April 2024

Gangs of New York (Historien-Gewaltepos, 2002) Martin Scorseses großes Passionsprojekt, das leider durch Produzent Harvey Weinstein kompromittiert wurde. Während wir also alle die Daumen drücken, dass Scorsese noch eines Tages ganz im Stile Francis Ford Coppolas zu diesem Projekt zurückkehrt und einen Director's Cut nachliefert, kann man sich aber noch immer daran ergötzen, was Scorsese allem negativen Einfluss zum Trotz ablieferte: Stark von Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis und Cameron Diaz gespielt und imposant ausgestattet, erweckt Gangs of New York ein blutiges, finsteres Kapitel der US-Ostküstenhistorie zum Leben. Eine echte Wucht! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Mai 2024

71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (Psychodrama, 1994) Frostige, fragmentarisch erzählte Regiearbeit Michael Hanekes: In Einzelszenen wird auf das schon zu Filmbeginn vorweggenommene Ende hingearbeitet - einen Amoklauf in einem Wiener Vorort. In waschechter Haneke-Manier eine erschütternde Reflexion über Gewalt und unmenschliche Untiefen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 13. Oktober 2024

Only Lovers Left Alive (Vampir-Abhängfilm, 2013) Nachtschwärmerische, übernatürliche Coolness von Jim Jarmusch und mit einem Cast zum Zungeschnalzen: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, Jeffrey Wright, Slimane Dazi und John Hurt! Es geht um Kulturlust und Lebensfrust, die (Un-)Attraktivität des ewigen Lebens und staubtrockenen Humor. Sowie um verführerische, verführerische Musik. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Dezember 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 20. April 2024

Mediatheken-Tipps (20. April 2024)

Duell am Missouri (Exzentrisches New-Hollywood-Western-Drama, 1976) Bonnie und Clyde-Regisseur Arthur Penn bringt das Westernkino und New Hollywood zusammen, ebenso wie Jack Nicholson und Marlon Brando. Das Ergebnis ist ein stolz-atonaler, trotzdem wie aus einem Guss wirkender Mix aus Abgesang auf Macker-Archetypen und die Vorstellung des sich selbst regulierenden, angeblich hehren Wilden Westens, Auftragskiller-Groteske und Liebesgeschichte zwischen einem Ganoven wider Willen und einer ihren Vater verachtenden Unternehmertochter, gespielt von Kathleen Lloyd. (Warnung für Tierfreund:innen: Beim Dreh wurde durch rücksichtslosen Umgang Pferde verletzt.) arte-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Mai 2024

Zwei im falschen Film (Meta-Liebesdrama, 2017) Einer meiner Lieblingsfilme aus dem Jahr 2017: Regisseurin und Autorin Laura Lackmann demontiert und zelebriert die inszenatorischen sowie narrativen Zugeständnisse (nicht nur) des Romantikfilms, indem sie ein Paar (famos: Laura Tonke und Marc Hosemann) vollauf ungeschönt, langweilig, geradezu nervig zeigt. Nicht einmal, weil es so dermaßen dysfunktional ist, sondern einfach, weil Lackmann vorführt, wie unfilmisch so ein Liebesleben sein kann. Nach und nach wird das Paar angenehmer, der Film wiederum kitschig-klischeehafter. Brillantes "Man will halt immer das, was man nicht hat"-Kino! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 12. Mai 2024

Der Tiger von Eschnapur (Abenteuerromantik, 1959) Erster Part des epischen Indien-Zweiteilers von Regielegende Fritz Lang: In Der Tiger von Eschnapur entbrennt ein nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen gefährdendes Liebesdreieck zwischen einem deutschen Architekten, einem Maharadscha und einer Tänzerin. Lang arbeitete bereits in der Stummfilmära als Drehbuchautor an einer Version dieses Stoffes, die aber Richard Eichberg inszenierte. Nun übernahm er selbst die Regie. Das Ergebnis ist wahrlich keine akkurate Lehrstunde in indischer Kultur und Historie, wohl aber ein farbprächtiges Abenteuermärchen mit viel Herz und einem genüsslich-bizarren Humor. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Mai 2024 

Das indische Grabmal (Abenteuerfilm, 1959) Zweiter Part des epischen Indien-Zweiteilers von Regielegende Fritz Lang: Mehr Trubel und drohender Tod, aber auch mehr Herzschmerz und Sinnlichkeit. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Mai 2024 

Buster - Ein Gauner mit Herz (Krimikomödie, 1988) Phil Collins sitzt nicht an den Drums und singt auch nicht in mehreren Sprachen, sondern zeigt sich als Schauspieler: In David Greens gewitzter Krimikomödie mimt er einen kleinen Trickbetrüger, der ausnahmsweise an einem großen Ding mitwirkt. So wird er urplötzlich zum meistgesuchten Verbrecher des britischen Empires. Ein Status, dem er erstmal wachsen muss. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Mai 2024

Zwischen uns die Nacht (Liebesdrama, 2023) Kirmes- und Nachtschwärmerei-Romantik treffen auf eine junge inszenatorische Stimme in Form von Regie-Newcomerin Abini Gold und herzlich-zwischenmenschliche Dramatik: Laura Balzer gibt eine tolle Performance als junge Mutter in sozial prekärer Position, die mangels Alternativen auf der Sommerkirmes anheuert. Alsbald hat sie unverhofftes Liebesglück, aber auch unerwarteten, romantischen Stress. Gelungene Balance aus hoffnungsvoller Unbeschwertheit und auf Romantisierung verzichteten Blick in gesellschaftlich überbevorteilte Schichten - und das echt hübsch gefilmt! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 4. August 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 13. April 2024

Mediatheken-Tipps (13. April 2024)

Jane B ...wie Birkin (Kaleidoskopisches Star-Porträt, 1988) In diesem bruchstückhaften Filmessay widmet sich Agnès Varda der Schauspielerin, Sängerin und Stilikone Jane Birkin: Als Birkin sich ihrem 40. Geburtstag näherte und davon eingeschüchtert war, wollte Varda sie durch dieses Projekt aufmuntern und ihr die Angst vorm Alter nehmen. Interviewschnipsel wechseln sich mit mimischen Vignetten ab, die Birkins Vielseitigkeit belegen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. April 2024

Lions Love (... and Lies) (Semifiktionale Tragikomödie , 1969) Nouvelle-Vague-Filmemacherin Agnès Varda, mal wieder metafiktional: Innerhalb weniger Wochen unter halbdokumentarischen Bedingungen gedreht, blickt dieser größtenteils improvisierte Film auf die Traumfabrik Hollywood, eine avantgardistische Theaterszene, Liebe, Ruhm, Sex und Luxus. Mit dabei: Warhol-Muse Susan Hoffman, die Hair-Schöpfer James Rado und Gerome Ragni sowie Undergroundregisseurin Shirley Clarke und Jim Morrison. Dabei herausgekommen ist eine voller Flair steckende Zeitkapsel, ein Liebeslied an eine Kulturrevolution und auch ein Stückchen Abgesang auf eine Ära, die an sich selbst erstickte. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. April 2024

Straße der Versuchung (Film-noir-Klassiker, 1945) M-Regisseur Fritz Lang adaptiert das französische Theaterstück Die Hündin und schafft somit einen imposanten Klassiker des Film noir, dessen Atmosphäre im finalen Drittel fast schon in Richtung Grusel-Drama kippt: Kleinbürger-Spießertum knallt auf Kleinkünstler- und Tagelöhner-Milieu, häusliche Gewalt und Wohlstand. Mit von der Partie: Eine umwerfende Joan Bennett und eine derart verdichtete Erzählweise, dass der US-Zensur schwindlig wurde. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 27. April 2024

Ein ganz und gar verwahrlostes Mädchen - Ein Tag im Leben der Rita Rischak (Semifiktionale Dokumentation, 1977) Die ZDF-Mediathek kramt seit einiger Zeit Klassiker der Redaktion Das kleine Fernsehspiel hervor, und hat im Zuge dessen auch diese Vermischung aus Dokumentation und Scripted Drama aus dem Jahr 1977 wieder zu Tage gefördert: Regisseurin Jutta Brückner folgt der alleinerziehenden Mutter Rita, die in Interviews über ihre (zumeist negativen) Lebenserfahrungen und ihre bescheidenen Hoffnungen spricht, und in (ihrem Alltag entliehenen) Spielszenen ihren Tagesablauf nachahmt.
Gezeigt wird ein ungewöhnlicher Tag, da Rita sich aufgrund eines Diebstahls nicht an ihren Arbeitsplatz traut, woraufhin sie über Prostitution und die Tätigkeit für ein unseriöses Kreditunternehmen nachdenkt. Geschildert wird dies (dem Titel zum Trotz) betont vorwurfsfrei, aber mit Respekt gegenüber Rita und einem unaufdringlichen Blick für den gesamtgesellschaftlichen Kontext ihrer Lage. So sieht Scripted Reality aus, wenn sie nicht geschmacklos kalkuliert und ohne jegliches Geschick zusammengeschustert wird, um haufenweise Programmlücken im Privatfernsehen zu schließen. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 27. April 2024

Das Millionenspiel (Satire, 1970) Das womöglich stärkste, definitiv aber das am längsten nachhallende Werk von TV-Ausnahmeautor Wolfgang Menge: Die Gesellschafts- und Medien-Satire Das Millionenspiel präsentiert sich als Staffelfinale einer gewissenlosen TV-Show, in der die gesamte Nation einen Freiwilligen jagen und töten darf. Sollte er das Studio lebend erreichen und eine letzte Prüfung überstehen, ist ihm das Preisgeld von einer Millionen Mark sicher. Bitterböse, stark gespielt (insbesondere von Dieter Thomas Heck als Moderator) und finster-versiert inszeniert. Die Werbeunterbrechungen sind ebenfalls satirisch-urkomisch, haben aber noch nicht ganz den Biss, den etwa Paul Verhoeven mit der Werbung in RoboCop beweisen sollte. Dennoch: Eine deutsche TV-Sternstunde und ein Glanzmoment im Menschenjagd-Filmgenre.ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 8. Juli 2024

Die gefährlichsten Bahnstrecken der Welt (Reportageserie, seit 2019)
Elf Jahre liegt das Ende von Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands nun schon zurück, vor fünf Jahren begann wiederum die Produktion einer Reportageserie, die trotz des Titels und des Themas "Eisenbahn" nichts weiter damit gemeinsam hat. Also lasst euch nicht abschrecken! In Die gefährlichsten Bahnstrecken der Welt geht es um heikle Zugstrecken, ihre gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Funktion und ihre teils schwindelerregende Historie. Eingefangen in starken, atmosphärischen Bildern und daher ebenso Augenschmaus wie lehrreicher Blick in andere Winkel der Welt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 20. Juni 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 6. April 2024

Mediatheken-Tipps (6. April 2024)

Zeit der Unschuld (Romantisches Kostümdrama, 1993) Eines der größten Rätsel des digitalen Filmdiskurses sind für mich lautstark gegen andere Filmschaffende oder einzelne Filmreihen wetternde Martin-Scorsese-Fans, die sich in ihrer berechtigten Passion für die Regielegende aber ausschließlich auf seine Gangsterfilme beziehen. Damit ignorieren sie doch den Großteil seiner Vita! Mit Zeit der Unschuld hat 3sat derzeit einen der Macho-unfreundlichsten Filme Scorseses im Portfolio: Ein mit Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer und Winona Ryder formidabel besetztes, schwelgerisches ausgestattetes Liebesdrama mit famosen Bildern des Kameramanns Michael Ballhaus und einer Vision von Liebe, die zwischen irrational-intensiv und scheu-codiert-kommuniziert changiert. 3sat-Mediathek, abrufbar bis zum 7. April 2024

Herzensbrecher (Komödie, 2010) Xavier Dolan, mal von seiner leichten Seite - hinter und vor der Kamera einer Liebes-, Freundschafts- und Eifersuchtskomödie: Marie (Monia Chokri) und Francis (Xavier Dolan) sind eng befreundet, verlieben sich jedoch auf einer Party in denselben Typen - und das, obwohl sie beide auch einiges an ihm zu kritteln haben. Jugendlich-peppiger Film über Leute, die sich in ihren frühen 20ern noch eine pubertäre Kopflosigkeit in Liebesdingen bewahrt haben (respektive noch darunter leiden) - mit großem Stilwillen eines jung-ungestümen Regisseurs. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 17. April 2024

I Killed My Mother (Autobiografisch angehauchtes Drama, 2009) Im Heimkino sind einige Xavier-Dolan-Filme leider schwer zu ergattern. Umso schöner, dass die ARD-Mediathek derzeit alten Fans Rewatches ermöglicht und Dolan-Neugierigen es leicht macht, quer in seine Vita einzusteigen. I Killed My Mother ist Dolans womöglich persönlichster Film: Er verfasste das Skript im Alter von nur 16 Jahren und verarbeitete darin seine Beziehung zu seiner Mutter. Das Ergebnis: Ein eindrucksvolles Coming-of-Age-Drama mit ein paar harsch reingrätschenden, charismatischen Passagen voller Humor. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 17. April 2024

The Painter and the Thief (Dokumentation, 2020) Eine fesselnde, unfassbar-wahre Geschichte über Kunst, Rechtsprechung, Reue, Vergebung und Einfühlungsvermögen: Die Malerin Barbora Kysilkova wird bestohlen. Einer der Täter wird gefasst, ist voller Reue. Die Malerin ist gerührt und will ihn malen. Es entsteht eine sonderbare Freundschaft, die aber nicht frei von dornigen Momenten ist. Ungeheuerlich starker Film, eine meiner liebsten Dokumentationen des Jahrhunderts. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 23. April 2024

Das Fest (Rabenschwarze Tragikomödie, 1998) Nicht Lars von Trier, sondern Thomas Vinterberg brachte Dogma 95 im Kino ins Rollen: Unter strengen (und oftmals gebrochenen) künstlerischen Gesetzen sollten pure, den Kunstschaffenden gehörende Filme entstehen. Dem auf dem ersten Blick doch was bitter-aufgesetzten Anklang der Dogma-95-Regeln zum Trotz eröffnete diese Bewegung mit einem finsterkomischen Film, der weniger nachdenklich ist, als unwohlig-fesselnde Erfahrung: Das Fest beginnt als Alltagssituation-Streitfilm über die sich anmaulenden Gästinnen und Gäste einer Familienfeier. Doch nach und nach kommen unschöne Wahrheiten ans Licht, die Vinterberg (wie er es generell so gut beherrscht) mit Respekt für das unbequeme Thema anfasst, und doch mit Galgenhumor versieht. Daher nicht zwingend geeignet für verletzte Seelen, auch wenn namhafte Größen im Bereich der Familienpsychologie dem Film attestieren, in seiner Darstellung erstaunlich akkurat zu sein. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 24. April 2024

Inside Llewyn Davis (Trockenkomisches Musikdrama, 2013) Herbstlich-spröder Einblick in eine turbulente Woche im Leben eines Folkmusikers (brillant: Oscar Isaac), der ein wenig vom Pech verfolgt ist, sich aber auch immer wieder selbst im Weg steht - ohne dass man ihn dafür hassen könnte. Ein Highlight im Schaffen der Coen-Brüder voller Ohrwürmer, Katzen-Content und dichter Atmosphäre. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 4. Mai 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Freitag, 29. März 2024

Mediatheken-Tipps (29. März 2024)

Aufgrund der vielen bald ablaufenden Empfehlungen gibt es die Mediatheken-Tipps ausnahmsweise bereits am Freitag! (Ihr sollt ja wenigstens eine vage Chance haben, die Tipps zu befolgen.)

Letztes Jahr in Marienbad (Nouvelle Vague trifft Avantgarde, 1961) In einem weitläufigen, prunkvollen, aber auch beunruhigend-klinischen Hotel begegnen sich ein Mann und eine Frau. Er ist überzeugt, dass sie sich vergangenes Jahr in Marienbad gesehen haben und intensive Erfahrungen miteinander hatten, sie kann sich nicht erinnern. Irritierende, zwischendurch schwärmerische, zumeist unwohlige Traumlogik mit hypnotischer Kameraführung und überwältigender Musikuntermalung, die man verbissen entschlüsseln kann, um den "wahren Plot" zu erfahren. Sollte man meiner Ansicht nach aber bleiben lassen, da sich selbst Regisseur Alain Resnais und Drehbuchautor Alain Robbe-Grillet uneinig wahren. Ergiebiger ist es, die Stimmung aufzusaugen, sich fallen zu lassen und zu analysieren, welchen Reim man sich aus den Motiven und Figurenprofilen macht. Und es ist amüsant, sich vor Augen zu führen, dass Letztes Jahr in Marienbad einst von den Filmfestspielen von Cannes abgelehnt wurde, keine Oscar-Nominierung als Internationaler Film bekam und in einem auflagenstarken The Fifty Worst Films of All Time-Ratgeber vorkam. Mittlerweile wird er dagegen (vollauf zurecht) für seine Klasse, Ästhetik, atmosphärische Intensität und Deutungsvielfalt als Klassiker verehrt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Auf der Flucht - The Chase (Film-noir-Thriller, 1946) Ein armer, leicht ängstlicher, ehrlicher Schlucker (Robert Cummings) findet eine Geldbörse und bringt sie seinem Besitzer. Der ist ein brutaler, prunkvoll lebender Gangsterboss (Steve Cochran), der den Ex-Soldat zum Ärger seiner grantigen rechten Hand (Peter Lorre) als Chauffeur anstellt. Daraufhin findet der gutmütige, scheue Mann einen Draht zur Gattin des Gangsters (Michèle Morgan), die von Havanna und einem Leben in Freiheit träumt. Regisseur Arthur Ripley und Drehbuchautor Philip Yordan schufen hiermit einen in Deutschland leider kaum bekannten Stützpfeiler der Film-noir-Epoche und führen durch ihre Abänderungen der Cornell-Woolrich-Romanvorlage The Black Path of Fear die Hays-Code-Zensur an der Nase herum: Die oberflächlichen Verwässerungen führen in ihrer Umsetzung zu einer beklemmenden, diffus-finsteren Stimmung, die sich richtig böse im Nacken festbeißt.

Bildsprachlich halten sich Ripley und Die Schwester der Braut-Kameramann Franz Planer eingangs mit den Film-noir-Markenzeichen zurück, steigern sich aber im letzten Dritteln in eine Schauersymphonie aus verwinkelten Räumen, engen Gassen, schweren Schatten und auch grell beleuchteten, hallend-leeren Orten, die genügend Platz für überdimensionale Damoklesschwerter bieten, die sprichwörtlich über den Figuren schweben. Und so wird aus einer Verbotenen-Liebe-Räuberpistole letztlich ein Film, der (damalige) narrative Konventionen aushebelt, von Traumata, Angststörungen und Verfolgungswahn handelt und womöglich die Bahn frei gemacht hat für spätere Hitchcock-Arbeiten und David Lynch. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Die Falle - Pitfall (Film noir, 1948) Visuell der am wenigsten eindringliche Film noir, den arte derzeit in der Mediathek anbietet, dafür aber der mit dem gewitztesten Dialogbuch: Regisseur André De Toth inszeniert mit tonal überaus versierter Hand eine verrucht-empathische Eifersuchtsgeschichte. Versicherungsmann John Forbes (Dick Powell) versteht sich bestens mit dem Model Mona Stevens (Lizbeth Scott). Deren Freund sitzt wegen Finanzbetrugs im Knast, jedoch kann seine Strafe verkürzt werden, wenn Mona mit John kooperiert. Die Dynamik zwischen Mona und John schmeckt jedoch Mac (Raymond Burr) überhaupt nicht: Der dubiose Schlägertyp wird als Privatdetektiv von Johns Versicherung beschäftigt, und hatte ein Auge auf Mona geworfen. Doch nicht nur Macs Gewaltbereitschaft gefährdet das Familienidyll zwischen John und seiner Gattin Sue (Jane Wyatt)... Fesselnd gespielte Film-noir-Eifersuchtsgeschichte, die mit ihrer nuancierten Moral gegen den Hays Code verstößt, aber unzensiert in die Kinos gelang: Toth ließ zwei hochrangige Zensoren wissen, dass ihm ihre Affären bekannt sind. Hüstel, hüstel. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Der Menschen Hörigkeit - Of Human Bondage (Romantikdrama mit frühem Film-noir-Einschlag, 1934) Gescheiterter Kunststudent mit wackligen Sozialkünsten wechselt in die Medizin und verliebt sich Hals über Kopf in eine Kellnerin, die ihn jedoch mit nichtssagenden Aussagen an der langen Leine hält. Das führt aber bloß dazu, dass er eine Obsession mit ihr entwickelt... John Cromwells von der US-Kongressbibliothek für die Nachwelt aufbewahrter Klassiker besticht mit widerborstigen Figuren, die sich wiederholt unmöglich aufführen, und trotzdem einen menschlichen Funken behalten, aufgrund dessen Cromwell und Drehbuchautor Lester Cohen (nach einem Roman von W. Somerset Maugham agierend) uns herausfordern, weiterhin empathiefähig zu bleiben. Leslie Howard spielt den Protagonisten etwas läppisch, doch Cohens Skript und eine beeindruckende Bette Davis, die in der weiblichen Hauptrolle von ignorant über eiskalt-manipulativ bis aufgebracht-verzweifelt reicht, heben Der Menschen Hörigkeit auf das Niveau eines Klassikers über irrationale, zwischenmenschliche Verbundenheit und Abhängigkeit. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 1. April 2024

Der Rausch (Tragikomödie, 2020) Thomas Vinterbergs brillanter Tanz zwischen pechschwarzer Komödie, melancholischer Mid-Life-Crisis-Saufeskapade und einfühlsamem, zwischenmenschlichem Drama befasst sich auf packend-amüsante, dennoch nachdenkliche Weise damit, wie nah Leid und Freud beieinander liegen und führt vor, dass wir aus unserer endlichen Zeit auf Erden was machen und sie auskosten sollten - aber stets im Blick haben müssen, dass wir uns nicht durch zu viel Verköstigung ins Aus schießen. Der eh so oft grandiose Mads Mikkelsen gibt eine seiner besten Performances ab und das Finale ist ein Filmschluss für die Ewigkeit. What a Life! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 3. April 2024

Schattenseiten (Film-noir-Hommage, 2018) Kauzig-stilvolle Verneigung vor dem Film noir und das insbesondere in den 50ern und 60ern populäre Pixilation-Animationsmedium: In einer surrealen Welt, in der es möglich ist, das eigene Herz der Bank zu überlassen, hilft eine Frau einem Unbekannten, sein gestohlenes Herz wiederzubeschaffen. Doch der Auftrag ist komplizierter als gedacht... arte-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Mai 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Dienstag, 26. März 2024

Die Unfolgsamen

Es ist eine statistische Momentaufnahme, die zur umfänglichen Bestandsaufnahme soziokultureller Unterschiede hochstilisiert wurde: Zur Hochphase der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie wurde in Deutschland das Toilettenpapier knapp - in Frankreich dagegen rissen sich die Leute um Wein und Verhütungsmittel.

Das Regie/Skript-Duo Jean-Marc Barr & Pascal Arnold hat mit Die Unfolgsamen gewissermaßen das Filmdestillat zur französischen Hälfte eben dieser Beobachtung geschaffen: In ihrem 77-minütigen Drama erzählen sie von einem Hotel, das zur Brutstation des Widerstands gegen die Corona-Schutzmaßnahmen wird. Denn dort nehmen widerrechtlich Escortgirls und ein Escortboy weiterhin Kundschaft in Empfang. Erschöpfte Menschen bekommen Massagen. Eine Krankenschwester, die am Stadtrand lebt, nistet sich dort ein, um einen kürzeren Weg zur Arbeit zu haben. Ein Kind aus einer gewalttätigen Familie wird aufgenommen. Vor allem aber wird Alkohol getrunken, Beischlaf vollzogen, über Sex philosophiert und über alles erdenkliche gelästert.

Barr und Arnold folgen einerseits den Ratschlag "In der Kürze liegt die Würze": Ihr Film fängt in seiner knappen Laufzeit trotzdem pointiert das Gefühl des Eingesperrtseins ein. Die emotionale Last der Ungewissheit, wie hart und lang die Pandemie noch wird. Sich anstauende Gelüste und ausbreitende Existenzängste. Gleichwohl übertreiben sie es auf anderer Ebene mit der Eile: Durch die Vielzahl an Handlungsfäden bleiben einzelne narrative Motive zu knapp und fallen etwas zu seicht aus - da wäre es weiser gewesen, ein paar Passagen zu kippen und die verbleibenden dafür zu vertiefen.

Trotzdem ist Die Unfolgsamen eine der besseren expliziten, filmischen Thematisierungen der Corona-Pandemie. Dank einer unmittelbaren, unaufgeregten Bildsprache, wie aus dem Leben gegriffen agierenden Figuren, eines vielsagenden Querschnitts an pandemischen Beobachtungen (die thematisch darüber hinausreichende Implikationen haben) und der emotionalen Komplexität, dass Figuren ständig Maßnahmen brechen, obwohl sie ihre Sinnhaftigkeit nie leugnen.

Die Unfolgsamen ist bis zum 31. März 2024 in der arte-Mediathek abrufbar.

Samstag, 23. März 2024

Mediatheken-Tipps (23. März 2024)

Dancer in the Dark (Schwermütiges Musical, 2000) Der dänische Regie-Provokateur Lars von Trier nimmt sich der Musicalkunst an: Sängerin Björk spielt eine Fabrikarbeiterin, deren Sehkraft rapide abnimmt. Um ihrem Sohn zu helfen, dem dasselbe droht, spart sie eifrig für eine Operation. Diesem Seelenleid steht die Musical-Liebe dieser Mutter gegenüber, die hofft, in einer Sound of Music-Aufführung mitspielen zu können. Die Produktionsumstände sind unverzeihlich, der Film selbst ist aber eine denkwürdig-tragische, finster-elegische Genre-Übung mit atemberaubenden Liedern, einer begnadeten Björk und einer einprägsam-garstigen Ästhetik. Wie harsch und musikalisch kann ein Drama sein, bevor es zum Horror-Musical wird? arte-Mediathek, abrufbar bis zum 12. April 2024

Mommy (Tragikomödie, 2014) Wahrscheinlich der beste, definitiv der mich am intensivsten fesselnde Film des einst als Regie-Wunderkinds gefeierten, nun unablässig mit der Regie-Frührente drohenden Xavier Dolan: Mit stillem, melancholischem Humor versehen und voller kleiner Dramen des Alltags, erzählt Mommy von einer ungelenken Mutter-Sohn-Beziehung. Bedrückende Gefühle und kleine Momente banaler Freude wechseln einander ab, was Dolan klangästhetisch und vor allem visuell meisterlich einfängt. Haltet die Taschentücher bereit! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 16. April 2024

Transit (Drama, 2018) Christian Petzold versetzt Anna Seghers Exilroman Transit auf beklemmende Weise ins Heute: Politflüchtling Georg Seidler (Franz Rogowski) versteckt sich vor der Pariser Polizei - und gerät zufällig an die Papiere eines toten Schriftstellers. Er nimmt sie an sich, gibt sich fortan als er aus und reist nach Marseille. Dort begegnet er Marie (Paula Beer), der Frau des Mannes, dessen Identität er notgedrungen geklaut hat... Die Parallelen zwischen Gegenwart und Heute werden intelligent und aufwühlend aufgezeigt, Beer und Rogowski spielen brillant und es gibt eine tüchtige Prise Film-noir-Vibes in sonnig-kontemporären Bildern. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Mai 2024

Carpenter Brut: Hellfest 2023 (Konzertfilm, 2023) Musik, als würde man in einem John-Carpenter-Film oder einem Giallo festsitzen - bis der Knoten platzt und ein Cover aus einem 80er-Bruckheimer-Blockbuster (mit produktionshistorischem Horrorkino-Bezug) für den energiereich-heiteren Rausschmiss sorgt: Carpenter Brut steht für einen manchmal atmosphärischen, meist dröhnenden Hybriden aus Synthwave und Metal. Das knallt, wabert und wummst, dass es eine Freude ist! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. Juni 2024

Spielerepublik Deutschland (Dokumentation, 2023) Innerhalb von 90 Minuten blickt diese Doku auf mehrere Brettspielentwickler*innen aus Deutschland: Was hat sie zu ihrem Beruf geführt, wie steht ihre Familie dazu und wie ist eigentlich das Verhältnis zur Konkurrenz in diesem Metier? Außerdem gibt es Einblicke in die Geschichte und Wirkung des Preises "Spiel des Jahres". ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 30. November 2025

Paul oder die Zerstörung eines Hörbeispiels (Hörspiel-Dekonstruktion, 1969) Was wie ein Informationsbeitrag über den Alltag eines Lastwagenfahrers beginnt, wird zu einem assoziativen Wust aus narrativem Hörspiel, introspektivem Gedankenwust und Nachrichtenschnipseln. So kreiert Wolf Wondratscheck einen dezent unwohlig-bedrückenden, teils aber auch absurd-komischen Klangteppich, der uns vor die Herausforderung stellt, dort Sinn und Ordnung herzustellen, wo nicht zwingend Sinn und Ordnung herrschen. (Hinweis: Das Hörspiel enthält schwere rassistische Sprache) ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 16. März 2024

Mediatheken-Tipps (16. März 2024)

Dickhäuter (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: Die französische Illustratorin Stéphanie Clément berichtet in ihrem subtil-beklemmenden Kurzfilm Dickhäuter von einer jungen Frau, die auf ihre Kindheit zurückblickt - konkret auf ihre ungeliebten Besuche bei ihren Großeltern. Was im trocken-bedrückten Tonfall wie eine anti-nostalgische "Es war einfach nicht schön da"-Erinnerung beginnt, wird durch eine Vielzahl an impliziten, im Zusammenspiel aber ein erschütterndes Gesamtbild ergebenden Hinweisen zum schmerzhaften, an die Nieren gehenden Bericht einer Erzählerin, die aufgrund ihrer Kindheit psychische Bewältigungsstrategien wie Dissoziation und Repression verfolgt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Brief an ein Schwein (Dramatischer Animationskurzfilm, 2022) Für alle, die noch etwas Oscar-Nachbereitung betreiben wollen - oder einfach ein Faible für Animation haben: In ihrem Kurzfilm Brief an ein Schwein erzählt Tal Kantor von einer Schulstunde, wie es sie wohl häufiger gibt - ein Holocaust-Überlebender erzählt einer Klasse vom Grauen, das er miterlebt hat, stößt aber auf verschlossene Ohren und pubertierende Unruhestifter, die sich über seine Geschichte lustig machen. Eine Schülerin trifft er aber - und die verliert sich in eine bittere Fantasie. Emotional verzahnt, visuell eine Mischung aus (mich nicht durchweg überzeugender) Rotoskopie und eindringlicher Animation im krakeligen Malkreide-Look. Das Ergebnis ist eine nachdenklich stimmende, keine einfachen Antworten bietende Auseinandersetzung mit (generationellem) Trauma. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. März 2024

Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution (Dramödie, 2020) Unscheinbare, aber starke Dramödie nach wahren Begebenheiten anno 1969/1970: Keira Knightley spielt eine junge Mutter, die nach langem, harten Kampf endlich an einen Studienplatz gelangt. Trotz ihrer ruhigen, analytischen Art freundet sie sich mit jungen, aktivistischen Frauen an, die planen, gegen den Miss-World-Wettbewerb zu protestieren. Parallel dazu gewinnen wir Einblicke in die Hoffnungen der Miss-World-Kandidatinnen: Während manche mitmachen, um vom Durchschnittsheteromann für ihr Aussehen gefeiert zu werden, sehen andere den Wettbewerb als ihre beste oder gar einzige Chance, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Mit einem locker-flockigen Dialogbuch, aber einer ausdifferenzierten Narrative formt Regisseurin Philippa Lowthorpe (Call the Midwife) nach einem Skript von Gaby Chiappe & Rebecca Frayn einen zugänglichen, anspornenden Film, der trotzdem was auf dem Kasten hat: Ebenso beiläufig wie treffend werden verschiedene Gründe für und Formen des Protests beleuchtet - und überzeugend dafür eingestanden, dass zum selben Ziel sehr wohl unterschiedliche Wege führen, und sie sich nicht ausschließen. Für ein Miteinander der Ansätze, wider dem Zerfleischen untereinander! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 3. April 2024

Passagiere der Nacht (Drama, 2022) Einer der schönsten Filme des Jahres 2023 (nach deutschem Kinostart gehend): Mikhaël Hers blickt in einer elliptischen Erzählung vom Schicksal einer Familie - angeführt von Elisabeth (Charlotte Gainsbourg). Die frisch geschiedene Mutter zweier Kinder hat erst kürzlich ihren Brustkrebs besiegt und wird im Paris des Jahres 1981 Telefonistin bei einer Radiosendung. In der atmosphärisch plätschernden, von Nachteulen-Energie und zarten zwischenmenschlichen Beziehungen geprägten Geschichte geht es daraufhin um kleine und größere Lebensveränderungen, Melancholie, bittersüße Hoffnungen und unerwartete Bekanntschaften. Wirkt glatt wie der wiederentdeckte Auftakt einer Rohmer-Trilogie über Tageszeiten. Einfach hübsch! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 11. April 2024

Songs of Gastarbeiter: Liebe, D-Mark und Tod (Sozial- und Kultur-Dokumentation, 2023) Frisch mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und nach kurzer Zeit offline wieder zurück in der Mediathek! In seiner hervorragenden Dokumentation widmet sich Cem Kaya der in den Nachkriegsjahren begonnenen Welle an Migration aus der Türkei nach Deutschland und ihren Folgen - primär gefiltert durch das Thema der Musik: Welche Songs nahmen die "Gastarbeiter" mit, welche wurden daraufhin gezielt für sie produziert, und wie hängt dies mit heutigem Rap zusammen? Die Antworten, und wie sie präsentiert werden, ist menschlich, passioniert, schürt Wut über Dekaden an herzloser Politik, und sind trotzdem dank einer Vielzahl an Charakterköpfen oft auch erstaunlich witzig. Und so blicken wir mit Staunen auf eine im deutschen Mainstream geflissentlich übersehene Subkultur voller Facetten. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. April 2024

In den Gängen (Sozialdrama, 2018) Thomas Stubers In den Gängen versammelt mit Sandra Hüller und Franz Rogowski sogleich zwei deutsche Schauspielgrößen, die Beweise dafür sind, dass der internationale Filmdiskurs leichter gewillt ist, unsere Talente gebührend zu feiern, als große Teile des hiesigen. Der trist-kummervolle Film  zeigt stellvertretend die lähmende Banalität des Berufsalltags in Großmärkten, legt den Finger in die Wunde namens Einkommensschere, zeigt Wendeverlierer und erschafft mit naturalistisch-wortkargen Performances (neben Hüller und Rogowski stark: Peter Kurth) komplexe Figuren. Und er macht aus einem spendierten Automatenkakao eine unvergesslich-gütige Geste. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 2. September 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.