Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die schlechtesten Kinofilme 2010

Die schlechtesten Kinofilme 2010 - oder sagen wir besser direkt "die Kinofilme 2010, die mich am meisten angeätzt haben", damit mir ja nicht vorgeworfen wird, ich hätte den südindischen Film über einen verbrennenden Hühnerembryo in der verrotzten Nase eines Breitlippengorillas nicht erwähnt. Wie denn auch, den habe ich nicht gesehen. Sofern es den überhaupt gibt. Auch andere naheliegende Kandidaten wie Yogi Bär und Reine Fellsache habe ich nicht gesehen. Ich bin noch kein Ganztagsfilmkritiker und habe deswegen nicht die Zeit, jeden Müll zu sehen, der Woche für Woche in die Kinos kommt. Aber ich habe dieses Jahr trotzdem so viel im Kino gelitten, wie noch nie zuvor. Und deswegen gibt's hier meine Hitliste der schlechtesten Filme 2010... Denn irgendwo muss ich mich ja abreagieren!

Platz 10: The Tourist (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck)

Johnny Depp spielt einen aufgequollen Dackel, der von einer überschminkten Schaufensterpuppe mit Monsteraugen durch Venedig geführt wird. Nein, das ist nicht Pixars bislang experimentellster Kurzfilm mit John Ratzenberger als singende Gondola, sondern der verspätete Nachleger des Oscar-Goldjungen Florian Henckel von Donnersmarck, der bei seinem Hollywooddebüt auf malerische Stadtaufnahmen und hübsche Kostüme setzt, dabei allerdings die Handlungsebene vergisst. Währenddessen erarbeiten sich Depp und Jolie ihr erstes ungenügend in Leinwandchemie und Scottland Yard muss mit seinem blödelhaften Versagen nahezu im Alleingang den Film ansatzweise erträglich machen.

Platz 9: The Expendables (Regie: Sylvester Stallone)

Filmisch gesehen, ist The Expendables noch recht deutlich der "beste" Film auf dieser Liste. Es ist ein zwischen A- und B-Movie fallender, hohldoofer Actionstreifen der routinierten Stallone- und Schwazenegger-Marke. Die Action hat ihre schwerfälligen Momente, die Einzeiler wollen nicht durchgehend mit voller Wucht zünden, aber für Fans dieses Actionsubgenres allein schon aufgrund der beteiligten Namen ein Pflichtfilm. The Expendables verdient sich seinen Auftritt in dieser Liste aus anderen Gründen. Erstens: Es ist schlichtweg nicht meine Art von Actionfilm. Mit den Stallone- und Schwarzenegger-Klassikern konnte ich auch schon nie sonderlich viel anfangen. Zweitens: The Expendables ist die Definition von verschenktem Potential. Kein "Clash of the Action Cultures" in dem Stallone, Jet Li und Jason Statham überzeichnete Repräsentanten ihrer Actionherkünfte darstellen und ausmachen, welche Gewaltschule die beste ist. Kein prominent besetztes Erbarmungslos für Stallone-Krawummsfilme. Einfach nur "business as usual", nur mit ein paar namenhaften Muskeln mehr im Bild. Viel heiße Luft...

Platz 8: Predators (Regie: Nimród Antal)

Nur damit ich das richtig verstehe: Robert "El Mariachi" Rodriguez produziert einen Predators-Film und vergisst die Action? Du hast Elitesoldaten, die durch einen unheimlichen Urwald stapfen, in dem Predators wildern, und es passiert kaum etwas? Die Ansätze für einen spannenden Action-Horrorfilm sind ja da, bloß werden die kaum genutzt. Es gibt einige coole Sprüche, die Besetzung ist annehmbar (deren Rollen dagegen...) und Kulissen mitsamt Dschungel sahen recht passabel aus, aber alles in allem ist Predators "mrmpf". Er will nicht in die Gänge kommen, deutet originelles an und verendet dann doch in hölzern umgesetzter Genrekonventionalität. Eine derbe Enttäuschung.


Platz 7: The Book of Eli (Regie: Albert & Allen Hughes)

Nach jahrelanger Regiabstinenz kehrten 2010 die Hughes-Brüder (Dead Presidents) mit dem postapokalyptischen Thriller The Book of Eli wieder ins Rampenlicht. Wären sie doch nur im cineastischen Schatten geblieben. Der Film beginnt zwar noch mit ein paar recht stylisch eingefangenen Scharmützeln, Mila Kunis ist liebenswert, Denzel Washington sympatisch wie eh und je und Gary Oldman skizziert eine herrliche Selbstparodie, doch man verbringt zu wenig Zeit mit Charaktermomenten, als dass man dies schätzen könnte. Stattdessen reiht sich eine immer uninspiriertere Actionszene nach der anderen, unterbrochen von leblosen Handlungsmomenten. Die Atmosphäre des Films verfällt von beklemmend zu bedrückend öde und die Plottwists sind selten dämlich. Und gerne auch vorhersebar. Wer nicht erkennt, welches mächtige Buch Eli mit sich herumschleppt, der sollte nochmal die Schule besuchen. Oh, nicht nötig, der Schluss des Films fühlt sich nämlich schon wie ein lektionsreicher Schulbesuch an.

Platz 6: Kampf der Titanen (Regie: Louis Leterrier)

"Clash of the Titans - Titans... will... clash!" Die US-Tagline war das einfallsreichste und unterhaltsamste am gesamten Film. Okay, von Ralph Fiennes' schmiergen Hades abgesehen. Kampf der Titanen war ein Schreckensbild aus der Sommer-Blockbuster-Schule. Die Vorlage zu diesem Remake wurde mit Versatzstücken aller möglichen erfolgreichen Fantasyfilme der vergangenen Jahre in einen Mixer geworfen, zu lange stehen gelassen und mit dem schlechtesten Kino-3D seit der Jahrtausendwende zu einem Kopfschmerzen verursachenden, spannungsarmen Nichts zurechtgepanscht. Gemma Arterton durfte in blasserer Form einen Vorgeschmack auf ihre Rolle als mystisches Abenteuer-Navigationsgerät auf zwei Beinen abgeben, manche der Effekte waren annehmbar und eine (!) der Kampfsequenzen war unterhaltsam. Aber sonst? Pompös eingeleitete Kämpfe, die sofort wieder vorbei sind, uncharismatische Figuren, keinerlei Dramaturgie... Der größte Gegner in diesem Film ist der gierige Schlund der Belanglosigkeit.

Platz 5: Bon Appétit (Regie: David Pinillos)

Eine auf Kinolänge verkürzte Telenovela ohne Kitsch, ein Lügengeflecht der Liebe, in dem sich schale Figuren unspektakulär verheddern. Dialogsequenzen ohne Einfluss auf Charakterzeichnung oder Handlung. In dieser Restaurantromanze fehlt jegliche Würze. Sei es das Prickeln der Romantik, die Herzhaftigkeit glaubwürdiger Figuren, der Pepp eines schönen Dialogs. Von einem netten Kennenlernabend der beiden Hauptfiguren abgesehen, istBon Appétit eine nährstofflose Schuhsohle, die sich als Gourmetmenü verkauft.

Platz 4: Beilight - Bis(s) zum Abendbrot (Regie: Aaron Seltzer & Jason Friedberg)

Seltzer und Friedberg sind nicht vollkommen lernresistent: In Beilight beachten sie tatsächlich einige der Kritikpunkte, die sie immer wieder ereilen, konzentrieren sich vornehmlich auf eine Parodie-Zielscheibe, verzichten auf sinnbefreite Musikeinlagen oder endlose Kotz- und Pupswitze und zwischen schwach getimten Slapstick gelingt ihnen sporadisch sogar ein satirischer Volltreffer auf die Twilight-Saga. Es spricht jedoch nicht für das Talent dieser Humordilettanten, dass ihr jüngstes Schundwerk trotzdem zu den schlechtesten Filmen des Jahres gehört. Wenn die Witze nicht uralt sind, sind sie trotzdem nahezu ausnahmslos vorhersehbar, für jede treffende Parodie der Twilight-Reihe gibt es zwei Gags, die man selbst bei bloßer Kenntnis der Trailer als schwachsinnig enttarnen kann und oft genug werden die Darsteller hilflos in einem filmischen Vakuum zappeln gelassen. Eine dumme Fratze zum Schluss der Szene wird's schon witzig machen...

Platz 3: Konferenz der Tiere (Regie: Reinhard Klooss & Holger Tappe)

Was erhält man, wenn man sich Ice Age krallt, die Figurenanimation in ein enges Korsett zwängt und 5/6 aller Gags rausschneidet? Keine Ahnung, aber es wäre sicherlich um eine Giraffenhalslänge interessanter als diese knochentrockene und sterbenslangweilige Möchtegern-Blödelvergewaltigung von Erich Kästners Kinderliteraturklassiker. Die grüne Botschaft des Films wird einem hölzern um die Ohren geschlagen, die Figuren sind fast ausnahmslos uninteressant und das Design einfallslos bis zum geht nicht mehr. Der kindische Witz ist selbst für einen Kinderfilm zu kindisch und nach der langwierigen Exposition wissen die Filmemacher nicht mehr, wohin mit ihren ganzen Figuren. Undurchdacht, dümmlich und spröde wie eine Spanplatte.

Platz 2: Old Dogs - Daddy oder Deal (Regie: Walt Becker)

Wenn man sich nach einer 88-minütigen Komödie so fühlt, als sei endlich einer der längsten, anstrengendsten und uninteressantesten Tage seines Lebens vorüber, dann ist etwas ungeheuerlich schief gelaufen. Old Dogs eröffnet mit einigen der schlechesten Photoshop-Desastern, die mir je untergekommen sind. Er ist eine dramaturgische Katastrophe mit zahllosen angetäuschten Enden. Die Filmkinder nerven, die Regie ist planlos, die Witze zwischenzeitlich nicht mehr als solche zu erkennen und obendrein muss man sich den klebrigsten Disneysülz der letzten Kinojahre antun. Wenigstens gibt es noch einen inkontinenten Hund, der durch das Bild schlufft. Und auf DVD einen weltfremden Audiokommentar eines illusorischen Regisseurs, der dieses hohe Werk der Filmkunst gebührlich analysiert und wertschätzt. Old Dogs - kein Film hat unter Rich Ross' Disneyführung mehr Produktionen gekillt, als dieser.

Platz 1: Kindsköpfe (Regie: Dennis Dugan)

Was für ein grauenvoller, grauenvoller Film! Uralte Witze, vorgetragen mit fürchterlichem Timing, haufenweise Szenen in denen eine Pointe vorbereitet wird, die niemals kommt. Zur Abwechslung beleidigen sich die Darsteller einfach Mal ein paar Minuten lang und zeigen, wie sie von Mario Barth das Über-sich-selbst-lachen gelernt haben. Salma Hayek probt sich indessen als Double für ihre Wachsfigur bei Madamme Tussauds (und muss leider feststellen, dass sie für diese Aufgabe zu leblos wirkt) und starrt unentwegt auf den an die Filmkamera getackerten Gehaltsscheck. Fast könnte man denken, Kindsköpfe habe kein Drehbuch. Doch, das hat er. Ein armer Irrer hat sich tatsächlich durch Adam Sandlers Schaffen gekämpft und das Schlechteste rausgeschrieben, das er auftreiben konnte. Das wurde dann lieblos verpackt und mit einer wirklich absolut brechreizerregend aufgesetzten Schlussmoral neu verfilmt. Das einzig gute an Kindsköpfe sind Axel Malzacher (ausgerechnet als Stimme von Rob Schneider!) und Steve Buscemi, der sich auf der Suche nach Hautbleichmittel wohl auf's Set verirrt haben muss.
Oh, Kindsköpfe ist übrigens der zweiterfolgreichste Adam-Sandler-Film der deutschen Kinogeschichte, lockte mehr als doppelt so viele Besucher vor die hiesigen Leinwände als Iron Man 2 und verkaufte in Deutschland über eine halbe Million Eintrittskarten mehr als Toy Story 3!

Ich würde ja weiterzetern, aber ich finde unter all der Kotze meine Tastatur nicht mehr.

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5 Kommentare:

Luanalara hat gesagt…

Puh, ich hab außer "Kampf der Titanen" und "The Tourist" nix von dieser Liste gesehen - offensichtlich wusset ich ja, warum. *g* "Kampf der Titanen" war dazu auch noch ein gefallen für eine Freundin, sonst hätte ich mir den auch geschenkt. Das einzig Gute an dem Film sind Hans Mattheson und Gemma Arterton (auch wenn die außer Exposition nix zu tun hat). und das Pferd. Welche Actionszene meinst du?

Ach, komm, "The Tourist" fand ich gar nicht soooo schlecht. Ich finde, er hat viel Potential, um sich drüber lustig zu machen. *g* Und für mich ist die "redeeming quality" ja eh Johnny Depp (und Rufus Sewell, aber nur wegen der vier Sätze)- wenn du nix mit der Jolie anfangen kannst, Pech. ;P

Und wie gesagt, um den Rest hab ich einen Bogen gemacht. Dafür war mir mein Geld zu schade, dass hab ich lieber in mehrmaliges Gucken von anderen Filmen investiert.

Steve hat gesagt…

"Kindsköpfe" werde ich mir wohl im Januar anschauen. Wird schon schief gehen. :D

Aber eine kleine Bemerktung zu der Stimme von Rob Schneider: Warum denn bitte Axel Malzacher? Kann man nicht einfach Dietmar Wunder zu seinem Stammsprecher machen und gut ist?

Steve hat gesagt…

Okay: Gerade eingefallen, dass Wunder in dem Film ja geblockt war wegen Sandler.

Anonym hat gesagt…

@Sunshine: Ich kann schon nachvollziehen, warum Jolie nicht gerade vorteilhaft in "The Tourist" aussieht, mich wundert eher, dass du als Frau die große Schminkregel nicht kennst: Betone nie Augen und Lippen! Jolie hat nun einmal Schmolllippen, also sieht diese übermäßige Betonung ihrer Augen einfach ungünstig aus.

Luanalara hat gesagt…

@ Anonym: *g* Da sprichst du mit der falschen Frau; ich hab mich nie sonderlich mit Schminkregeln beschäftigt, ich kann nur sagen, wann's gut aussieht und wann nicht. *g* Und ich glaub, ich fände sogar bei weniger auffälligen Lippen diesen superduper Smokey Eyes bei Jolie zu extrem. Sie sieht mit weniger Make up definitiv besser aus.

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