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Samstag, 27. April 2024

Mediatheken-Tipps (27. April 2024)

El Mariachi (Action, 1992) Robert Rodriguez' erster Langfilm: Atmosphärische, rasant erzählte und stylische Verdichtung aus Neo-Western, South-of-the-Border-Mythos und Actionknaller, die der Legende nach für unter 7.300 Dollar produziert wurde (und nochmal etwa 200.000 Dollar an Postproduktion und Verfielfältigungskosten verschlang). Saucool und explosiv! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2024

Guten Morgen (Alltagskomödie, 1959) Yasujirō Ozus zweiter Farbfilm ist zugleich ein loses Remake eines seiner Stummfilme und dreht sich um Kinder, die in den Redestreik treten, weil sich ihre Eltern gegen die Anschaffung eines Fernsehers ausgesprochen haben. In einer Nebenhandlung geht es um die Vermutung, dass bei einer örtlichen Frauengruppierung Geld veruntreut wurde, und dass ein im Ort wenig bekanntes Ehepaar abgehoben sei. So entsteht eine Geschichte über inhaltsleere Alltagsphrasen, Misstrauen und Innovationsscheue, aber auch über zwischenmenschliche Kommunikation. Erzählt mit beiläufigem Dialogwitz und einem Pups-Running-Gag. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 29. April 2024

Die große Aktion (Komödie, 1968) Jean-Pierre Mockys spritzige, mit leichtem satirischen Biss versehene Komödie handelt von einem übereifrigen Gymnasiallehrer, der glaubt, dass seine übermüdeten und desinteressierten Schützlinge nur durch eine Methode wieder für das Anhäufen von Wissen begeistert werden können: Er beschließt, ihre Fernsehantennen unbrauchbar zu machen. Betont schrill und albern erzählt, aber in seinem Ringen zwischen Medienpessimismus und Kulturoptimismus recht durchdacht und zeitlos. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. April 2024

Gangs of New York (Historien-Gewaltepos, 2002) Martin Scorseses großes Passionsprojekt, das leider durch Produzent Harvey Weinstein kompromittiert wurde. Während wir also alle die Daumen drücken, dass Scorsese noch eines Tages ganz im Stile Francis Ford Coppolas zu diesem Projekt zurückkehrt und einen Director's Cut nachliefert, kann man sich aber noch immer daran ergötzen, was Scorsese allem negativen Einfluss zum Trotz ablieferte: Stark von Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis und Cameron Diaz gespielt und imposant ausgestattet, erweckt Gangs of New York ein blutiges, finsteres Kapitel der US-Ostküstenhistorie zum Leben. Eine echte Wucht! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Mai 2024

71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (Psychodrama, 1994) Frostige, fragmentarisch erzählte Regiearbeit Michael Hanekes: In Einzelszenen wird auf das schon zu Filmbeginn vorweggenommene Ende hingearbeitet - einen Amoklauf in einem Wiener Vorort. In waschechter Haneke-Manier eine erschütternde Reflexion über Gewalt und unmenschliche Untiefen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 13. Oktober 2024

Only Lovers Left Alive (Vampir-Abhängfilm, 2013) Nachtschwärmerische, übernatürliche Coolness von Jim Jarmusch und mit einem Cast zum Zungeschnalzen: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, Jeffrey Wright, Slimane Dazi und John Hurt! Es geht um Kulturlust und Lebensfrust, die (Un-)Attraktivität des ewigen Lebens und staubtrockenen Humor. Sowie um verführerische, verführerische Musik. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Dezember 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Sonntag, 2. Februar 2020

Meine Lieblingsfilme 2019 (Teil II)

zurück zu Teil I

2019 war nicht bloß ein sehr gutes Filmjahr, in dem ich mich stressen musste, meine Hitliste auf 50 Ränge zu kürzen. Es war auch ein gelungenes Jahr für Animationsfilme. Neben den Titeln, die wir hier schon gesehen haben, und jenen, die noch folgen werden, gab es drei weitere Animationsfilme, die denkbar kurz davor standen, sich noch in mein Ranking zu mogeln. Bevor es mit den Lieblingsfilmen 2019 auf Platz 40 bis 39 weitergeht, möchte ich daher diese animierten Ehrennennungen vorstellen. Da wäre DreamWorks Animations Trilogiefinale Drachenzähmen leicht gemacht 3 - Die geheime Welt, ein überaus schön animiertes Wikingerabenteuer mit satten Wiesen, atmosphärischen Schatten, einladend lodernden Feuern und einem ebenso rührenden wie konsequenten Ende. Dann wäre da The LEGO Movie 2, der mir viel besser gefällt als das Original. Herrlich-ironische Songs und eine clevere Story über Gendergleichberechtigung und Vorurteile machen die Komödie zu einem großen Vergnügen, das mit jedem weiteren Rewatch noch steigen könnte - aber ich will diese Liste nicht erst 2030 veröffentlichen. Und einfach bezirzend-charmant: Shaun das Schaf - UFO-Alarm, ein wirklich liebenswerter Film. Weniger herzlich, sondern spannend, ist die Doku des Filmjahres und daher ist sie ebenfalls eine Ehrennennung wert: Free Solo, die Geschichte eines wahnsinnigen Kletterversuches und einer Beziehung, die nur die zweite Geige spielt.

Nun genug der Vorrede. Hier sind die nächsten Einträge in meine Herzensliste des Filmjahres 2019:

Platz 40: Alita: Battle Angel (Regie: Robert Rodriguez)

So sieht es also aus, wenn Robert Rodriguez ein für seine Verhältnisse saftiges Budget erhält und es nicht komplett für die Gagen seines Casts verpulvern muss! Alita: Battle Angel ist eine mit Witz und Persönlichkeit erzählte Sci-Fi-Actiongeschichte, deren Actionszenen flott geraten sind, deren Design hübsch-markant-seltsam ist (vor allem das Figurendesign!) und die mit Rosa Salazar eine sehr engagierte Hauptdarstellerin hat. Christoph Waltz gefällt als kauziger, aber auch ernster Cyber-Arzt und das 3D gehört zu den besten des Filmjahres. Wäre da nur nicht dieser extrem offensichtliche Sequel-Hook, bei dem ich leider anzweifle, dass er noch aufgelöst wird ...

Platz 39: Parasite (Regie: Bong Joon-ho)

Es ist nunmehr jahrzehntealte Tradition: Jede Oscar-Saison gibt es eigentlich einen Anwärter auf den Academy Award in der Kategorie "Bester Film", den ich geradezu verabscheue. Es ist der Extrem laut und unglaublich nah-Gedenkpreis, wenn man so will. Im Rennen zum 92. Academy Award ist mir das erspart geblieben - dafür gibt es aber sogleich zwei Filme in der Spitzensparte, die sehr anstrengende Fans zu Tage gebracht haben. Da wäre einerseits Joker, der einige sehr ätzende Verteidiger im internationalen Filmdiskurs hat, die so tun, als sei es der härteste, mutigste, intelligenteste, komplexeste Film, den es je gegeben hat. Und alle, die ihn nicht mindestens super finden, sind in den Augen dieser Leute jämmerliche Babys. Und dann ist da Parasite, dessen wohlverdientes Lob sich in der Blase internationaler Filmportale und (semi-)professioneller Schreiberlinge zum Thema Film sukzessive in eine Wahnvorstellung hineingesteigert hat, laut der Bong Joon-ho mit diesem Film die Konzepte "Kapitalismussatire" und "Genrewechsel innerhalb einer Erzählung" praktisch erfunden hat. Was totaler Murks ist (selbst wenn man ausschließlich auf Bong Joon-hos Schaffen blickt, gibt es schon frühere Beispiele dafür). Aber ich will in meinen Jahrescharts Filme nicht für lästigen Diskurs um sie herum bestrafen oder für die seltsamsten Auswüchse ihres Fandoms.

Zumal sich diese lange Hinleitung ironischerweise thematisch sehr schlüssig in diesen südkoreanischen Satire-Thriller fügt, erzählt er doch von einer Familie der Unterschicht, die sich mit pfiffigen Tricks gut bezahlte Jobs beschafft - woraufhin sich irgendwann die Frage stellt, ob nach dem findigen Trickzug nicht irgendwann eine Grenze überschritten und alles übertrieben wurde. Mit eindrucksvollem Produktionsdesign versehen und mühelos zwischen Witz und Ernst wechseln, ist Parasite ein wenig so etwas wie der zahmere, aber ambitionierter in Szene gesetzte, südkoreanische Cousin von HERRliche Zeiten. Die Wirtschaftskritik fällt mir etwas zu sanft aus, doch schon der Look allein hebt Parasite dennoch in meine Top 40.

Platz 38: Can You Ever Forgive Me? (Regie: Marielle Heller)

Hallo nochmal, Marielle Heller: Die Regisseurin befand sich schon mit ihrem Debüt The Diary of a Teenage Girl in meinen Jahrescharts. 2019 platzierte sie sich mit ihrem zweiten Film erneut in meinem Ranking der Filme, die mich besonders angesprochen haben. Diese auf wahren Begebenheiten basierende Dramödie handelt von einer Schriftstellerin, die nach früheren Erfolgen als ausgebrannt gilt und nun mit gefälschten Briefen großer Persönlichkeiten ihren Unterhalt ermogelt. Einfühlsam erzählt, mit Witz und dennoch mit kritischer Distanz, ist dies ein wunderbarer "Showcase" für Melissa McCarthys darstellerisches Talent - und Richard E. Grant ist als Komplize und seelische Teilzeitstütze einfach eine Wonne!

Platz 37: Captain Marvel (Regie: Ryan Fleck & Anna Boden)

Während Alita: Battle Angel eine der besten 3D-Versionen des Jahres hat, ist Captain Marvel ein Anwärter auf den 3D-Negativpreis. Vor allem das erste Drittel gerät in 3D (zumindest meiner Auffassung nach) geradezu irritierend - also noch irritierender, als es sein sollte. Denn Ryan Fleck und Anna Boden haben mit Captain Marvel einen Film erschaffen, der sehr eng an seiner Hauptfigur orientiert ist. Wir begegnen Vers, einer fähigen Kämpferin mit einem gesunden, zurückhaltenden, trockenen Sinn für Humor, die gemeinhin aber eine sehr ruhige, vernunftbetonte Person ist. Und dennoch erzählen ihr andauernd alle um sie herum, sie sei eine emotionale, unberechenbare Frau, die sich endlich mal einkriegen soll. Und dann erfährt sie auch noch, dass ihre vermeintliche Heimat und ihre vermeintlichen Verbündeten womöglich über ihre Intentionen und Vers Vergangenheit gelogen haben. Es folgt ein schmissiger Mix aus Selbstfindungstrip, Empowerment (oder im Falle unserer Heldin wohl eher Re-Powerment) und Buddy-Cop-Movie mit einer ausdrucksstarken, dennoch subtilen Brie Larson und einem digital beeindruckend gut verjüngtem Samuel L. Jackson. Captain Marvel ist definitiv ein Film, der mit einem Rewatch gewachsen ist, da sich das etwas ziehende erste Drittel rückblickend viel besser in den Rest des Films fügt. Und zumindest in diesem Film haben die Marvel Studios mein "Superman-Problem" (actionbasierte Filme, deren Hauptfiguren extrem stark sind, sind für mich eher öde, da es den Kämpfen an Spannung mangelt), als dass es hier gar nicht primär um "Wer wird gewinnen?" geht, sondern darum, ob sich unsere Heldin selber findet und lernt, ihre Kräfte auszubauen. Ähnlich wie in Man of Steel, wenn man so will! Dann hoffen wir mal, dass Captain Marvel eine Justice League-Blamage erspart bleibt.

Platz 36: Vox Lux (Regie: Brady Corbet)

Als hätte Lars von Trier A Star Is Born gemacht.

Platz 35: Jumanji: The Next Level (Regie: Jake Kasdan)

Sony Pictures brachte 2019 sogleich zwei Popcorn-Actionkomödien heraus, die nicht nur temporeich, witzig und überaus gefällig sind, sondern unter ihrer äußerst vergnüglichen Oberfläche auch erstaunlich clever. Das hier ist die nach Starttermin betrachtet zweite von ihnen, in diesem Ranking ist sie derweil die erste: Jumanji: The Next Level verbildlicht das Konzept des Code Switchings sowie das Gefühl, durch sich verändernde Umstände nicht mehr dieselbe Person wie früher zu sein, in Form einer Abenteuerhandlung. Die bunt gemischte Heldentruppe landet in einem Videospiel (viele von ihnen erneut), doch die wenigsten von ihnen spielen die Figuren, die sie schon einmal gespielt haben. Und so müssen sie nicht nur in den Schuhen Anderer durch diverse Herausforderungen wandeln, sondern in völlig ungewohnten Schuhen Anderer. Und dann gibt es auch noch die Möglichkeit/Notwendigkeit weiterer Persönlichkeitswechsel ... Sehr pointiert gespielt, mit einem bestens aufgelegten Cast und mit videospielesk eskalierenden Actionszenen ist Jumanji: The Next Level sehr flottes, vergnügliches Popcornkino. Doch dadurch, wie das Dilemma der zentralen Figuren auf oberflächlich-konzeptueller als auch auf herzlich-emotionaler, tiefer gehender Ebene konsequent durchgezogen wird, ist Jumanji: The Next Level obendrein auch noch ein geistreicher, herzlicher Film. Jedenfalls meiner Meinung nach - man muss diesen Aspekt am Film halt einfach erstmal sehen ...

Platz 34: Hotel Mumbai (Regie: Anthony Maras)

Anthony Maras widmet sich in seinem Regiedebüt einem verheerenden Terroranschlag, der hierzulande erschreckend wenig behandelt wurde. Maras nimmt die zahlreichen Hürden, die sich bei Katastrophenfilmen über reale Attentate stellen, mit scheinbarer Leichtigkeit und liefert ein packendes, niederschmetterndes Thrillerdrama ab, das frei von falschem Pathos oder gefährlichem Voyeurismus ist. Stattdessen ist Hotel Mumbai geradliniges, handwerklich beeindruckendes Spannungskino, das sich wiederholt behände in die richtige Richtung lenkt, wann immer es droht, abzudriften. Angesichts dessen, wie sehr dieser Film unterging: Absolute Geheimtipp-Sehempfehlung!

Platz 33: The Peanut Butter Falcon (Regie: Tyler Nilson & Michael Schwartz)

Ich mag Shia LaBeouf. Das filmvernarrte Internet hat ihm jahrelang Unrecht getan. Aber sowas kann es ja gut. Auch Dakota Johnson ist eine ganz Tolle, die von manchen Dödeln als unfähig abgetan wird, weil sie es sich erdreistet hat, bei einem sicheren Gehaltsscheck namens Fifty Shades of Grey zuzusagen. Ein Film, der diese beiden Leutchen, die ich liebend gerne in Schutz nehme, vereint, hat bei mir eh schon Punkte gut. Wenn sie dann auch noch ihre Stärken ausspielen können (Shia als verletztes Hündchen von einem Mann, das sich eine harte Schale angeeignet hat, Dakota mit viel beiläufigem Witz), hat der Film noch mehr Punkte bei mir gut. Und dann ist The Peanut Butter Falcon auch noch mit dem talentierten Newcomer Zack Gottsagen und einer Bluegrass-Märchenstimmung gesegnet, mit der diese Road-Trip-Tragikomödie von Selbstvertrauen, Akzeptanz und Lebensträumen erzählt. Hach!

Platz 32: Leid und Herrlichkeit (Regie: Pedro Almodóvar)

In diesem autobiografisch angehauchten Drama (oder ist es schon autobiografisch durchsetzt?) von Pedro Almodóvar spielt Antonio Banderas in einer potentiellen Karrierebestleistung einen alternden Regisseur, der aufgrund der digitalen Restauration und der folgenden Wiederaufführung eines seiner gefeierten Frühwerke ins Grübeln gerät. Darauf folgt ein stilles, zerbrechliches Sinnieren über das Altern, vertane Chancen, Ehrlichkeit gegenüber sich und seinen Liebsten und über Liebe, die man nicht zugelassen hat. Einfach schön.

Platz 31: Brittany Runs a Marathon (Regie: Paul Downs Colaizzo)

Comedy-Nebenrollen-Wunder Jillian Bell (u.a.: 22 Jump Street, Girls' Night Out, G.änsehaut, Fist Fight) bekommt ihre erste Film-Hauptrolle und spielt in Brittany Runs a Marathon die schnippische, sich durch ihr Leben mogelnde Brittany, die es sich in einer ganz bestimmten Nische in ihrem beruflichen und privaten Gefüge bequem gemacht hat: Sie ist die fröhliche, lustige Pummelige. Als ihr Arzt sie warnend zur Seite nimmt, sie sei nunmehr ungesund rund, will sie es zunächst nicht wahrhaben. Dann folgt eine Phase der völligen Desillusionierung und Verzweiflung. Als sie sich einer Laufgruppe anschließt, findet sie neue Freunde und steht für ihre alten Freunde nicht mehr durchweg zur Verfügung, was Brittany (und ihr Selbstbild) mehr verändert als der schlichte Akt des Laufens und Abnehmens ... Paul Downs Colaizzo schafft mit Brittany Runs a Marathon eine unbequem-schöne, frech-ehrlich-aufmunternde Geschichte über ungesunde Bequemlichkeit, sei sie in Sachen Sport, Selfcare, Freundschaftspflege oder kritischem Hinterfragen des eigenen Umgangs, und darüber, wie man diese Faulheit bezwingt. Fein beobachtet werden alltägliche Gemeinheiten analysiert und abgebildet, der Film hütet sich vor vorschnellen Urteilen, Brittanys charakterlicher Wandel ist genauso witzig wie berührend und Jillian Bell wächst mit ihren neuen schauspielerischen Aufgaben. 

Mittwoch, 14. Januar 2015

Meine 30 Lieblingsfilme 2014 (Teil I)

Die meisten Jahresrückblicke und Jahresbestenlisten liegen hinter uns. Die Rangliste meiner Favoriten des Filmjahres dagegen ließ bislang wieder auf sich warten. Ein paar Tage zusätzlich sollten mir helfen, 2014 wenigstens ein wenig sacken zu lassen. Wie immer gilt bei diesem Resultat meiner Überlegungen: Hier geht es nicht um die besten, sondern um meine liebsten Filme. Weshalb ich derart unterscheide? Weil unter den 'besten Filmen' allerlei verstanden werden kann. Sind es die einflussreichsten, die bedeutendsten oder die künstlerisch anspruchsvollsten Filme? Sind es diejenigen, die es verdient haben, jahrzehntelang analysiert und begutachtet zu werden? Oder die Filme, die ihre Ziele am deutlichsten erreichen – also die schaurigsten Horrorstreifen, die spektakulärsten Actionfilme, die spannendsten Thriller und die lustigsten Komödien?

All diese Argumentationen, was die 'besten Filme' ausmacht, sind schlüssig, aber selten führen sie zu denselben Ergebnissen. Was bei Ranglisten, die nur von einem einzelnen Autor erstellt werden, schnell unbefriedigend oder zumindest verwirrend sein kann. Die liebsten Filme dagegen sind leicht definiert. Meine Lieblingsfilme des Jahres sind die, die ich persönlich in mein Filmfanherzen geschlossen habe. Aus welchen Gründen auch immer. Darüber lässt sich zwar passioniert debattieren, abstreiten hingegen lässt sich da nichts. Weil mich diese Filme bewegen, sie mich zum Staunen bringen oder sie mich ihre gesamte Laufzeit über bestens unterhalten. Oder, oder, oder ... 

Bevor es endlich losgeht, seien noch rasch die Grundregeln erklärt: Qualifiziert sind alle Filmproduktionen, die 2014 ihren reguläre deutschen Erstauswertung hatten – ob als Kinofilm oder als Heimkinostart. Filme, die 2014 nur auf Festivals liefen (und somit nur einem sehr begrenzten Publikum zugänglich waren), aber 2015 auf DVD erscheinen werden, gelten nicht als 2014er-Filme. Im Gegenzug gelten Festivalfilme aus dem Jahr 2013, die keine Kinoauswertung erfahren haben und erst 2014 auf DVD veröffentlicht wurden, sehr wohl als Filme des Jahres 2014.

Alles klar soweit?! Na dann los ..!

Platz 30: Viel Lärm um Nichts (Regie: Joss Whedon)

sowie Transformers– Ära des Untergangs (Regie: Michael Bay)

sowie  Kreuzweg (Regie: Dietrich Brüggemann)
Es ist schon etwas her, dass ich in einer meiner Bestenlisten auf ein Unentschieden zurückgreifen musste. Aber beim Gedanken an das Kinojahr 2014 komm ich nicht drumherum, gleich drei Filme auf den 30. Platz zu setzen und ihnen somit gerade noch etwas Rampenlicht zu schenken. Und nach stundenlangem Ringen mit mir selbst, weiß ich noch immer nicht, welchen ich mehr mag. Dass sie so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht, erleichtert mir meine Überlegungen nicht gerade. Joss Whedons Viel Lärm um Nichts führt vor, welch große Ergebnisse mit denkbar geringen Mitteln erzielt werden können. Innerhalb weniger Tage drehten befreundete Mimen im Haus des Regisseurs eine Shakespeare-Adaption, die sich sehr nah am Originaltext hält – und dies in Schwarz-Weiß. Zustande kam somit eine Komödie, die den Witz des Meisterbarden und seine Einsicht in die menschliche Natur in purer Form feiert.
Transformers – Ära des Untergangs dagegen kennt weder so etwas wie Restriktion, noch weiß dieses 3D-Effektgewitter, was ein gutes Skript ist. Auch gerade weil es eine der seltsamsten Shakespeare-Referenzen der vergangenen Kinojahre beinhaltet. Allerdings nimmt Michael Bay in Anlauf vier ein von mir mit Herzblut verhasstes Franchise und dreht einfach sämtliche seiner Markenzeichen auf 'Volles Rohr!', um so ein faszinierendes, plättendes, geradezu berauschendes Beispiel für filmischen Exzess zu kreieren. Anstelle eines sinnbefreiten, inkohärenten, seelenlosen Actionmachwerks ohne Alleinstellungsmerkmale erschuf Bay nun eine barocke Zerstörungsoper, die nur aus Ikonografie besteht. Ich kann es selbst nicht fassen, einen Transformers-Film positiv zu besprechen, und ihn obendrein in meine Jahresbestenliste aufzunehmen. Aber wenn ich monatelang diesen zügellosen Explosionsritt immer wieder verteidige, gerade weil er so rückhaltlos alles komplett falsch macht, bis es wieder brillant ist, muss er etwas an sich haben.
Dietrich Brüggemanns Kreuzweg wiederum steht gewissermaßen zwischen den anderen beiden Filmen, die sich Rang 30 teilen. Das deutsche Drama ist so etwas wie die intellektuelle Variante eines High-Concept-Films: Es erzählt die Geschichte der 14-jährigen Maria (beeindruckend: Lea van Acken), die einer erzkonservativen, nahezu sektenhaften Absplitterung der katholischen Kirche angehört. Das pubertierende Mädchen gerät kurz vor ihrer Erstkommunion häufiger denn je in den Konflikt mit ihrer gebieterischen Mutter, wird aufgrund ihres strengen Glaubens in der Schule ausgegrenzt und erfährt zudem erstmals, wie es ist, sich in einen Jungen zu vergucken. Illustriert wird diese niederschmetternde Geschichte über Extremismus und die zerstörerische, blendende Auslegung eigener Grundsätze in 14 Szenen, die in nur einem statischen Take gedreht sind. Eindringlich, herausragend gespielt und provozierend.

Platz 29: Die Karte meiner Träume (Regie: Jean-Pierre Jeunet)
Das 10-jährige Nachwuchsgenie T.S. Spivet lebt mit seiner Familie auf einer abgeschiedenen Ranch in Montana. Obwohl T.S. überdurchschnittlich intelligent ist und mit seinen Erfindungen großes Potential aufweist, wird ihm nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Der Vater ist stärker an seinem anderen Sohn interessiert, der eher nach seiner eigenen Art schlägt. Die Mutter verrennt sich in ihre Käferforschung und die ältere Schwester träumt von einer Modelkarriere. Als T.S. ins Smithsonian eingeladen wird, um seine Erschaffung des Perpetuum mobile vorzustellen, schleicht er daher davon und macht sich alleine auf dem Weg. Es beginnt eine Kreuzung aus Roadmovie, Familienkomödie und modernem Märchen über Trauer, Familienbande und Selbstfindung. Eine schöne Geschichte, von Thomas Hardmeier eingefangen in stechend scharfen 3D-Bildern. Traumhaft!

Platz 28: Planet der Affen – Revolution (Regie: Matt Reeves)
Der zweite Teil des Planet der Affen-Reboots nimmt die Schwächen des leicht überschätzten Vorgängers, unterstreicht im Gegenzug dafür dessen Stärken. Mit beeindruckenden Computereffekten, einem stimmigen Score und stringenter Regieführung erschafft Planet der Affen – Revolution eine trostlose Parabel auf unsere Gesellschaft – und dies, indem dieser Big-Budget-Blockbuster eine spannende Sci-Fi-Story über den Kampf zwischen Menschen und intelligenten Affen erzählt. Tolle Action, eine angenehme Prise Humor und eine von plausibler Charakterzeichnung gestützte Dramaturgie machen diese 170 Millionen Dollar teure Produktion zu einem klugen Stück Abenteuerkino.

Platz 27: Short Term 12 (Regie: Destin Daniel Cretton)
Ein authentisches, stille Hoffnung in die Gesellschaft aufbauendes und trotzdem auch deprimierendes Drama über die Bewohner und Betreuer eines Jugendheims für schwere Fälle – seien sie drogenabhängig, selbstmordgefährdet, gewalttätig oder aus gewalttätigem Hause. Neuentdeckung Brie Larson trägt als Gruppenleiterin den Film nahezu allein auf ihren Schultern: Sie ist ausdrucksstark, agiert dabei aber stets subtil. Autor und Regisseur Cretton trifft durchweg den richtigen Ton, erzählt seine Geschichte ohne Effekthascherei oder geheucheltes Mitleid, sondern von Anfang bis Ende mit Empathie und Finesse.

Platz 26: Stage Fright (Regie: Jerome Sable)
Unkonventionelle Musicals mit Meat Loaf – ein kleines, aber feines Subgenre. Nach der legendären Rocky Horror Picture Show und dem nicht ganz runden, aber überaus vergnüglichen Tenacious D – Kings of Rock folgt nun das verrückte, blutige Rockmusical Stage Fright. Die Story dreht sich um ein Sommercamp für angehende Musicaldarsteller, das während der Vorbereitungen für die revolutionäre Neuaufführung eines berühmt-berüchtigten Stückes von einer garstigen Mordserie heimgesucht wird. Extrem lustige, eingängliche Songs (teils im klassisch-konventionellen Musical-Stil, teils rockig-cool), allerhand pfiffige Ideen und blendend aufgelegte Darsteller sorgen bei diesem exzentrischen Nischenfilm für ununterbrochenes, breites Grinsen. Zumindest in seiner sehr begrenzten Zielgruppe, die wohl so Leute wie mich umfasst. Ein Film, der weiß, wie schräg er ist – und sein Ding von Anfang bis Ende durchzieht. Das rockt!

Platz 25: Sin City: A Dame to Kill For (Regie: Robert Rodriguez & Frank Miller)
Nach jahrelangem Warten hieß es 2014 endlich: Willkommen zurück in der Stadt der Sünde! Quentin Tarantinos unkonzentrierter Kumpel Robert Rodriguez brachte gemeinsam mit Frank Miller die heiß ersehnte Fortsetzung zu ihrer meisterlichen Comicadaption Sin City in die Kinos. Und auch wenn Part zwei nicht ganz die Brillanz des Originals erreicht, ist mir unerklärlich, weshalb dieser Pulp-Noir-Film eine so deprimierend negative Resonanz erhielt. Im Mittelteil wird mit A Dame to Kill For die wohl beste Geschichte des Sin City-Kinokosmos zum cineastischen Leben erweckt – und dies dank einer begnadet-verruchten Eva Green. Auch die extra für den Film geschriebene Episode, in der Joseph Gordon-Levitt einen selbstbewussten Gentleman-Zocker verkörpert, kann sich mühelos mit den Geschichten aus dem Originalfilm messen lassen. Die zwei restlichen Kapitel dieses in 3D gefilmten Trips in eine sündige, sündige Welt könnten tatsächlich etwas prägnanter sein. Dessen ungeachtet ist dieses Sequel stylisch und in genau der richtigen Weise schmutzig. Schundliteratur, eindrucksvoll umgesetzt. Mir egal, was andere sagen, ich will einen dritten Teil!

Platz 24: Gemma Bovery (Regie: Anne Fontaine)
Die indirekte Antwort auf Stephen Frears britische Provinzkomödie Immer Drama um Tamara: Erneut spielt die nicht ausreichend gewürdigte Gemma Arterton die Titelrolle in der Verfilmung einer Posy-Simmonds-Graphic-Novel. Und wie bereits im Geheimtipp aus dem Jahre 2010 verdreht sie vor wunderschöner Kulisse sämtlichen Männern den Kopf, was zu allerlei still dargebotenen, aber urkomischen Ergebnissen führt. Dieses Mal spielt sich das muntere Treiben jedoch nicht im beschaulichen Südwesten Englands ab, sondern in der idyllischen Normandie. Diese ist die neue Heimat der von Arterton verkörperten Gemma Bovery. Kaum mit ihrem Ehemann in der bezaubernden Heimat des Calvados angekommen, erweckt ihre Anwesenheit neue Geister im literaturversessenen Dorfbäcker Martin Joubert (Fabrice Luchini). Dessen Lieblingsbuch ist nämlich Madame Bovary, und der schelmische Backmeister kommt nicht umhin, erschreckende Parallelen zwischen seiner attraktiven Nachbarin und der literarischen Gestalt der Emma Bovary zu erkennen. Was ihn zu launischen Taten verführt ... Liebreizend, mitunter sehr sinnlich, mit einer dezenten Skurrilität gewürzt und wahrlich nicht auf den Kopf gefallen!

Platz 23: 22 Jump Street (Regie: Phil Lord & Christopher Miller)
Die Undercover-Ermittler Schmidt & Jenko melden sich zurück. Nachdem ihr erster Einsatz in der Comedy-Kinoadaption der Kultkrimiserie 21 Jump Street überraschend gute Resonanz erhielt (so sehr, dass ich den Film als leicht überbewertet sehe), setzen sie noch einen drauf. Unter der Regie des Duos Phil Lord & Christopher Miller streifen die grundverschiedenen Cops (Jonah Hill & Channing Tatum) durch ein saukomisches Skript von Michael Bacall, Oren Uziel und Rodney Rothman, das nur ein Ziel kennt: Volle Attacke auf die Lachmuskeln. Schon in den ersten Sekunden nimmt 22 Jump Street unnötige Sequels aufs Korn – und endet mit seiner süffisanten Selbstironie erst nach dem Abspann. Die Folge dessen: Unvergessliche Sprüche und herrlich schrille Situationen, in denen Tatum, Hill und Ice Cube ihr gesamtes Reservoir an komödiantischem Können unter Beweis stellen. Bing!

Platz 22: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Regie: Josh Boone)
So lustig 22 Jump Street ist, so todtraurig ist diese Romanadaption. Ohne auch nur eine einzelne Sekunde lang berechnend oder abgeschmackt zu wirken, erzählt dieses Liebes- respektive Freundschaftsdrama von der krebskranken Hazel, die auf Druck ihrer Eltern einer Selbsthilfegruppe beitritt. Dort lernt sie den mit seinem Galgenhumor glänzenden Gus kennen, der sich auf Anhieb in sie verguckt. Sie jedoch lehnt ihn ab – wovon er sich nicht entmutigen lässt, sondern vehement darauf besteht, wenigstens mit ihr befreundet sein zu dürfen. Das könnte enervierend formelhaft ablaufen, ist aber dank der toll besetzten, glänzend aufspielenden Hauptdarsteller Shailene Woodley & Ansel Elgort und der ausgefeilten Dialoge kurzweilig sowie ergreifend. Ein perfekter Film für einen Abend in Geborgenheit: Mal wie aus dem Leben gegriffen, dann plötzlich von melancholischer Poesie. Und immer bewegend!
Platz 21: Edge of Tomorrow (Regie: Doug Liman)
Es geschieht nicht aller Tage, dass eine kostspielige Produktion mit Tom Cruise in der Hauptrolle viel weniger einspielt, als sie eigentlich verdient hätte. Edge of Tomorrow ist ein solcher Fall, der weit unter den Studioerwartungen abschnitt. An der Qualität kann es nicht gelegen haben: Dieser dynamisch inszenierte, flott erzählte Sci-Fi-Actionspaß kreuzt Und täglich grüßt das Murmeltier mit stylischer Action und dem Flair eines humorvollen 'Trial'n'Error'-Shooters. Klingt kurios, macht aber enorm Laune. Tom Cruise und Emily Blunt sind toll aufgelegt, Doug Liman macht sich einen Heidenspaß daraus, Dinge zu wiederholen, abzuwandeln oder auszulassen ... und spannend ist dieser ideenreiche Blockbuster zudem auch noch!

Samstag, 19. Juli 2014

Predators


Ein wenig erinnert der Anfang an die ersten Folgen von Lost: Ein leicht lädierter, fitter Mann in der Blüte seines Lebens landet desorientiert im Dschungel. Er ist nicht alleine. Eine ganze Gruppe von Personen ist in diesem fremden Dschungel gestrandet, und keiner weiß, wie ihm geschah. Seltsame Ereignisse lassen die verschwiegene, gezwungenermaßen zusammengeschweißte Truppe vermuten, dass sie aus einem bestimmten Grund dort gelandet sind. Aber dies ist keine Kinofassung der vor kurzem beendeten Hitserie. Wir erhalten keinen Einblick in die Seelen der Figuren, sondern bekommen nur allernötigste Alibi-Charakterisierung unserer kriegerischen Helden. Und sie sind auch gar nicht auf einer mysteriösen Insel gelandet, sondern auf einem fremden Planeten. Und schon fühlt sich Predators wie ein schwacher Neuaufguss des Kultfavoriten Predator von 1987 an. Denn obwohl Predators eine Fortsetzung darstellt und die Grundprämisse einer entführten und wild zusammen gewürfelten Truppe, die auf einem fremden Planeten als Jagdgut für eine blutrünstige Alienrasse dient, viele neue Möglichkeiten bietet, beruht sich die Produktion darauf, ihr Vorbild hölzern nachzueifern. Somit erinnert Predators eher an die zahlreichen aktuellen  Horror-Remakes, als an eine würdige Fortführung.

Anders als die Alien-Reihe besteht das Predator-Franchise aus bloß einem einzigen guten Film, nämlich John McTiernans Dschungel-Action-Horrorthriller mit Arnold Schwarzenegger. Es folgten ein schwächerer zweiter Teil und die beiden Alien vs. Predator-Crossoverfilme. Predators hatte das Potential, diese Statistik aufzubessern. Die Grundidee des Skripts beruht nicht auf wirtschaftlichem Hollywood-Kalkül, sondern aus ehrlicher Fanliebe: Mitte der 90er schrieb der damals noch nahezu unbekannte Robert Rodriguez ein Drehbuch für 20th Century Fox, das dem Studio aufzeigen sollte, in welche Richtung das Franchise aus Sicht eines treuen Fans zu gehen habe. Das Projekt wurde als zu teuer erachtet und verschwand im Archiv. 2009 kramte man es wieder heraus und bat daraufhin den mittlerweile längst in Hollywood etablierten Rodriguez, das Predator-Fanchise doch auf Basis seines Drehbuchs wiederzubeleben. Der stets mindestens fünf Projekte in der Hinterhand haltende Workaholic beschloss, den Film zu seinen Troublemaker Studios zu nehmen und als Produzent zu fungieren, statt sein nicht perfekt abgerundetes, doch ambitioniertes Drehbuch selbst aufzufrischen und zudem als Regisseur tätig zu werden. Daraufhin folgte eine Revision des Skripts durch Michael Finch und Alex Litvak. Auf Basis dieser neuen Drehbuchfassung führte dann Nimród Antal Regie. Auf dem Papier merkt man Predators, der sozusagen ein Stück offiziell verfilmter Fanfiction ist, noch immer Rodriguez‘ heiße Fanliebe an, genauso wie sich in den besseren Momenten des Films der markante, etwas anarchische Instinkt seines Produzenten verorten lässt.

Dennoch scheitert Predators in seinem Vorhaben katastrophal und man fragt sich, was Rodriguez aus seiner Grundidee rausgeholt hätte, hätte er sich wieder einmal als Ein-Mann-Filmcrew dahinter geklemmt, statt zu viele Köche an diesen Brei heranzulassen. Die Idee, hauptsächlich gefährliche und ruchlose Kämpfer auf einem Alienplaneten auszusetzen und gegen die Predators anzusetzen, hat enormes Potential und im Verlauf des Films finden sich weitere Stellen, die das Zeug zu einem spannenden, actiongeladenen und unterhaltsamen B-Movie mit A-Produktionswerten haben. Doch Regisseur Antal gelingt es weder, Rodriguez' charakteristischen Stil adäquat umzusetzen, noch die beklemmende Spannung von John McTiernans Predator einzufangen. Bis auf vielleicht drei Ausnahmen zünden die Witze nicht, den potentiell ikonischen Predator-Fanmomenten fehlt die Innigkeit zum Material und statt einer einschüchternden Atmosphäre erzeugt Antal bloß Langeweile. Die für den gewünschten Thrill benötigten Elemente sind vorhanden, aber die zähe Inszenierung lässt eine Gelegenheit nach der anderen verpuffen. Erschwerend kommt eine selbst für die Belange eines solchen Films unglaublich schlechte Charakterzeichnung hinzu. Die Motivation der Figuren wird von Szene für Szene zurecht gebogen und man kann als Zuschauer nie eine wirkliche Beziehung zu den Figuren aufbauen, so dass es einem, anders als bei Predator, unmöglich ist mitzufiebern. Die Figuren sind reines Predator-Kanonenfutter, und selbst in diesem Departement versagt der Film: Die Action ist schwerfällig inszeniert und der Splatterfreund darf im Kino enttäuscht feststellen, dass Predators seine FSK-Freigabe ab 18 Jahren einer einzigen, kurzen Gewaltspitze verdankt, während der Rest sehr zahm und blutleer ist.

Was man Predators einzig zugutehalten kann, ist Adrien Brodys Darstellung eines namenlosen Söldners, der sich aufgrund seiner Erfahrung als Kampfstratege zum Anführer der Menschentruppe aufschwingt. Die gegen den Strich gebürstete Casting-Entscheidung, Brody (Der Pianist) als Schwarzenegger-Ersatz zu wählen, geht tatsächlich auf, vor allem, da Brody als einziges Mitglied des Ensembles selbst aus den schwachen Drehbuchzeilen das Beste macht und  wenigstens einen glaubwürdigen Charakter formt. Auch Topher Grace (Spider-Man 3) als verängstigter Arzt und Walton Goggings (The Shield) als Todeszellen-Insasse können als Comic Relief zumindest in manchen Szenen überzeugen, während der Rest des Ensembles vollkommen blass bleibt. Bis auf einen lächerlich übertreibenden Laurence Fishburne (Matrix), der die im Film vorherrschende Langeweile kurz mit unfreiwilliger Komik wachrüttelt.

Predators ist eine gut gemeinte Fortsetzung mit großem Potential, die an der durchgehend schlechten Umsetzung krankt. Spannung wird durch die langatmige Regieführung im Keim erstickt, die Action wurde hilflos in Szene gesetzt und das misslungene Drehbuch macht aus pfiffigen Ideen einen müden sowie zahmen Aufwasch des Originals von 1987.

Dieser Artikel ist eine überarbeitete Fassung meiner Kritik, die ich bei Quotenmeter.de zum Kinostart veröffentlicht habe.

Montag, 22. April 2013

Brennendes Interesse (Die Rückkehr der Jedi-Ritter)

Vorfreude. Manche nennen sie die beste Freude unter allen Freuden. Ich bin mir da weniger sicher, dennoch ist die Vorfreude eine essentielle Gefühlsregung. Sie lässt uns nach vorne schauen und sehnsüchtig danach hadern, ein anvisiertes Datum zu erreichen. Als Filmliebhaber ist die Zeit der Vorfreude auf einen Film die Zeit der Spekulation, des Hoffens und auch des begierigen Bangens. "Hoffentlich wird der Film so gut wie ich ihn mir ausmale! Hoffentlich weiß er zu überraschen!"

Vorfreude. Sie ist der Schlüssel zu dieser Hitliste. Es geht nicht darum, von welchen Filmen ich die höchste Qualität erwarte, sondern auf welche ich vorfreudig und sehnsüchtig blicke, welche mich zu einem ungeduldigen Nervenbündel machen.

Platz 30: Inside Out
Nachdem Pete Docter eine bunte Monsterwelt schuf und einen alten Mann mit seinem Haus nach Südamerika reisen ließ, zeigt er in seinem nächsten Pixar-Film, wie es im Kopf eines jungen Mädchens aussieht. Viel mehr weiß man nicht. Trotzdem warte ich gebannt auf diese neue Geschichte aus Emeryville. 2015 kann kommen!

Platz 29: Kick-Ass 2
Kick-Ass begeisterte mich 2010 als eine wilde Mischung aus Superhelden-Dekonstruktion und -Rekonstruktion, aus Comicfilmparodie und Gesellschaftssatire gepaart mit viel Blödelhumor. Die Comicadaption stellte somit einen starken Cocktail dar und Teil zwei deutet an, dem Original in kaum etwas nachzustehen.

Platz 28: Elysium
So ganz hat mich der Hype um Neill Blomkamps zweiten Sci-Fi-Streifen nicht gepackt, doch ich sehe die Qualität im bislang veröffentlichten Material und hoffe, dass das Gesamtwerk an die Hoffnungen der Mehrheit heranreicht.

Platz 27: Clerks III
Kevin Smith beendet seine Karriere als Filmregisseur dort, wo er sie angefangen hat: Mit Dante und Randel im Quick Stop. Smith feiert das Skript zu seinem Schwanengesang als sein bestes Werk. Selbst wenn es schlussendlich halb so gut wird, steht uns eine tolle Indiekomödie bevor.

Platz 26: Thor - The Dark Kingdom
An und für sich habe ich meine Zweifel, wie gut ein zweiter Thor sein kann, andererseits finde ich den ersten Teil mit jedem Ansehen gelungener und freu mich auf das Wiedersehen mit Chris Hemsworth, Natalie Portman und Kat Dennings.

Platz 25: Hangover III
Der erste Trailer zum Abschluss der Trilogie über Zerstörung und schlechte Entscheidungen ließ mich auf einen mutigen Genrewechsel hoffen, auf eine selbstbewusste Dekonstruktion der ersten beiden Teile. Trailer zwei drosselte meine Vorfreude ein wenig, da wir wohl doch mehr vom selben bekommen werden. Trotzdem freue ich mich auf ein letztes Wiedersehen mit den Chaosjungs.

Platz 24: Crank 3
Crank 2 war wesentlich durchgeknallter, böser und rasanter als der erste Teil, und ich hoffe, dass der dritte Teil dieser verrückten Filmreihe noch schlimmer, krasser, bescheuerter wird.


Platz 23: Der große Gatsby
Baz Luhrmann taucht wieder in einen neuen Filmrausch ab und widmet sich einem ganz großen Klassiker der Literaturgeschichte. Das 3D packt bereits in den Trailern, der Look des Films ist eine Wucht und wenn die Musik funktionieren und auch die ruhigeren Momente aufgehen sollten, dann dürfte dies ein überwältigender Kinobesuch werden!

Platz 22: Ich - Einfach unverbesserlich 2
Die Minions sind spitze, Gru und seine Adoptivtöchter knuffig, die Trailer sehen gut aus. Passt!

Platz 21: Das schwarze Loch
Über die zwischenmenschliche Komponente in den Drehbüchern der Filme Joseph Kosinskis kann man sich streiten, auf jeden Fall aber hat Kosinski ein Auge für faszinierend aussehende Sci-Fi-Welten und ein Gespür für die unterkühlte, magnetische Atmosphäre, die Sci-Fi-Kultfilmen aus den 70ern und 80ern zumeist innewohnte. Tron führte er bereits auf interessante Weise ins neue Jahrtausend und ich erwarte nicht weniger von seinem Remake des schwarzen Disney-Schafs Das schwarze Loch. Zudem verspricht Kosinski eine gigantische Ankündigung für diesen Film, die uns bald ereilen soll. Nur was kann es sein?

Platz 20: Captain America – The Winter Soldier
Mein liebster Pre-Avengers-Film des Marvel Cinematic Universe findet eine Fortsetzung und wechselt mal eben das Genre? Von Weltkriegsaction mit Indiana Jones-Feeling zu Politthriller in Superheldenverkleidung? Klingt interessant. Black Widow und der Winter Soldier mischen mit? Und Robert Redford übernimmt eine nicht unwichtige Rolle? Immer her damit! Die Captain America-Reihe ist auf dem besten Wege, frischer und abwechslungsreicher als die Iron Man-Saga zu werden, und ich bin sehr gespannt, wie viele Kinogänger mir 2014 gewillt sein werden, da zuzustimmen.

Platz 19: Saving Mr. Banks
Ein sich an realen Gegebenheiten orientierendes Drama über Walt Disney? Eigentlich würde ich sagen "immer her damit!", und mit Walts Auseinandersetzung mit P. L. Travers, der Autorin von Mary Poppins, pickte sich Drehbuchautorin Kelly Marcel ein spannendes Unterthema heraus. Dennoch kann ich noch recht geduldig auf diesen Film warten. Regisseur John Lee Hancock ist mir gleichgültig, Tom Hanks sehe ich auf Standbildern einfach nicht in der Rolle und genauso habe ich (noch) Probleme mit Jason Schwartman und B. J. Novak als Sherman-Gebrüder. Aber dennoch bleiben eine spannende Story und das überraschende PG-13-Rating. Und wenn Disney sich in diese Gefilde traut, bin ich stets vom Ergebnis überzeugt. Und somit bin ich dann doch gespannt auf Saving Mr. Banks ...

Platz 18: Pain & Gain

Michael Bay macht endlich wieder Spaß? Die Pressereaktionen auf Pain & Gain sprechen jedenfalls für ein begeistertes "Fuck Yeah!": Schwarzer Humor im Bay-Hochglanzlook mit einem enorm engagierten Dwayne Johnson und einem spaßigen Mark Wahlberg in den Hauptrollen sowie illustren Nebendarstellern um sie herum. Bays "kleiner Film" zwischen Transformers 3 und 4 könnte dem Krachbummregisseur neue Fans einbringen (die er mit seinem nächsten Film womöglich wieder verliert), und ich werde mit Naschereien bewaffnet im Kino sehr gerne als Augenzeuge antreten.


Platz 17: Iron Man 3
Nun gut, die Wartezeit auf diesen Film ist wirklich nicht mehr lang. Trotzdem (oder gerade deswegen?) würde es mich tierisch nerven, würde Iron Man 3 plötzlich um mehrere Monate verschoben. Ich erwarte keinen ganz so mitreißenden Popcorn-Kinoritt wie bei Avengers und auch wenn das Promomaterial einen etwas düsteren Film vermuten lässt, glaube ich nicht, dass uns eine völlig neue Seite von Marvels Kinowelt bevorsteht. Ich rechne schlicht mit einem pompösen, kurzweiligen Superheldenspektakel, das ein paar finstere Zwischentöne hat. Und ich freu mich sehr auf das Triple Feature mit Freunden.

Platz 16: Interstellar
Christopher Nolan dreht einen Film über Wurmlöcher. Mehr weiß man nicht, außer dass Anne Hathaway mitspielt, und mehr muss ich nicht wissen, um auf den Film gebannt zu warten.

Platz 15: Tron 3
Zwischenzeitlich sah es düster aus für die Zukunft von Tron, aber aus dem Nichts erhielt eine Fortsetzung von Tron: Legacy für Disney erhöhte Priorität. Ob man vielleicht endlich die Handlungsfrage geknackt hat? Regisseur Joseph Kosinski jedenfalls verspricht für seinen zweiten Tron-Film eine düstere Atmosphäre und dass inhaltlich die größten Konsequenzen aus Tron: Legacy gezogen werden. Was eigentlich in einen äußerst dramatischen und intellektuellen Sci-Fi-Thriller münden müsste ... gepaart mit großen Actionsequenzen, denn woher sonst zieht Kosinski den Vergleich zwischen Tron 3 und Das Imperium schlägt zurück? Ganz egal ... 2015 kann kommen!

Platz 14: The Muppets ... again!
Mehr Muppets? Mit Christoph Waltz, Tina Fey und Ricky Gervais? Her damit!

Platz 13: The World's End
Edgar Wright hat bislang keinen einzigen enttäuschenden Film abgeliefert und wenn Simon Pegg, Nick Frost und Rosamund Pike sowie Martin Freeman während des Weltuntergangs auf Sauftour gehen, dann kann da nur eine verrückte, frische Komödie bei rausspringen, oder?

Platz 12: Viel Lärm um nichts

Shakespeares vergnügliche Verwechslungskomödie, inszeniert von Joss Whedon, mit Whedon-Stammmädel Amy Acker, dem "Marvel Cinematic Universe"-Paten Clark Gregg und Alexis Denisof in den Hauptrollen? Ein düsterer, zynischer und vor allem visueller, filmischer Blick auf Liebe soll diese Adaption durchsetzen? Wie soll das schon schiefgehen?

Platz 11: Big Eyes
Tim Burton hat mich in den vergangenen Jahren zu häufig enttäuscht, als dass ich mich weiterhin voller Überzeugung als Freund des Schaffens Burtons bezeichnen könnte. Aber vielleicht kann sich Burton von seiner Reihe mieser Filme erholen, indem er mit Amy Adams und Christoph Waltz die wahre Geschichte eines zerstrittenen Künstlerduos verfilmt. Ich mag Adams und Waltz, Burton nun mal außerhalb seiner Komfortzone zu sehen kann auch nicht schaden ... Ach, reden wir nicht drumherum: Ich hoffe, dass dies ein neues Ed Wood wird.

Platz 10: The Zero Theorem
Während ich Tim Burtons Stil momentan nicht mehr über den Weg traue, stärke ich Terry Gilliam liebend gerne weiterhin den Rücken. Und wenn Gilliam einen Film über den Sinn des Lebens machen möchte, in dem Christoph Waltz ein exzentrisches Computergenie spielt, dessen Arbeit von einer verführerischen Frau (Mélanie Thierry) aufgehalten wird und in dem Matt Damon das verkörperte Management darstellt, dann schmeiß ich mich dem Monty Python-Mitglied liebend gern zu Füßen!

Platz 9: Transcendence
Kameragenie Wally Pfister feiert sein Regiedebüt mit einem Sci-Fi-Thriller über zwei Computergenies, die zu verhindern versuchen, dass unsere Technologie in eine Ära abgleitet, in der Computer die Denkfähigkeiten des menschlichen Verstands erhalten. Johnny Depp, Morgan Freeman, Kate Mara, Rebecca Hall, Cillian Murphy sind vor der Kamera an Bord, ich mit Sicherheit vor der Kinoleinwand!

Platz 8: Star Wars - Episode VII
J. J. und Michael werden das Ding schon schaukeln! 2015 kann kommen!

Platz 7: Sin City 2
Das Unglaubliche wird wahr. Jahre der zerstörten Hoffnung liegen hinter uns, aber diesen Herbst führen uns Robert Rodriguez und Frank Miller tatsächlich zurück nach Basin City. Eva Green als "Dame To Kill For", Mickey Rourke, Joseph Gordon-Levitt, Clive Owen, Josh Brolin, Bruce Willis, Rosario Dawson, Jamie King und Ray Liotta kehren ihre beste Film-noir-Seite heraus, während Robert Rodriguez seine Spielereien ausnahmsweise zur Seite legt und mehrere kernige, dreckige Comicgeschichten auf die Leinwand zaubert. Nach der langen Wartezeit ist die Erwartungshaltung gigantisch und es bleibt abzuwarten, ob Rodriguez fähig ist, zu liefern. Aber es wird eine Wonne, angespannt ins Kino zu gehen und sich selbst davon zu überzeugen.

Platz 6: Machete Kills
Obwohl mir Sin City um ein Vielfaches besser gefiel als Machete, freu ich mich derzeit deutlich mehr auf die Fortsetzung des Mexpolitation-Spaßes als auf die neuen Geschichten aus Frank Millers Sündenpfuhl. Machete Kills kommt mit einem gigantischen Cast angewalzt und setzt auf eine so hanebüschene Story, dass ich nicht weniger als den hirnverbranntesten "Nachos und Tequillabier rausgeholt und mit Freunden laut losgelacht"-Kinospaß des Filmjahres erwarte. Sin City 2 könnte scheitern, aber dass Machete Kills besser wird als sein Vorgänger ist in einem Film mit Mel Gibson als Schurken und Charlie Sheen als US-Präsidenten sowie Lady Gaga in einer Nebenrolle nahezu garantiert. Hoffentlich nervt Zoe Saldana nicht zu sehr ...

Platz 5: Pyongyang

Gore Verbinski kann ankündigen, was er will, ich bin auf Anhieb gespannt! Es gibt "Journeyman"-Regisseure, also Filmer, die in jedem Gebiet wildern und nirgends zuhause sind, da sie keinen eigenen Stil haben. Dann gibt es Regisseure, die eine sehr dicke Handschrift haben und sich deshalb nur für eine fest vorgeschriebene Art von Filmen eignen. Und dann gibt es Verrückte wie Steven Soderbergh oder nunmal Gore Verbinski, die einen erkennbaren Stil haben und trotzdem von der Kinderkomödie über den Horrorfilm bis hin zum Megawestern alles drehen können. Nachdem Verbinski nun schon drei (sehr unterschiedliche und trotzdem klar einer durchgehenden Reihe angehörige) Piratenfilme und zwei sehr verschiedene Western drehte, wendet er sich mit dieser Comicadaption (wieder) der tiefschwarzen Komödie zu. Ganz so kinderfreundlich wie in Mäusejagd wird es dieser Geschichte eines Comickünstlers, der nach Nordkorea fährt, um dort die in Sweatshops produzierte Trickadaption seines Spitzenwerks zu bewachen, allerdings sicher nicht zugehen. Und wenn man bedenkt, dass schon Mäusejagd nicht gerade die kinderfreundlichste Komödie war, rechne ich mit sehr viel bösem Humor.


Platz 4: Tomorrowland
Die Internetbeiträge "Die Story von Brad Birds und Damon Lindelofs Top-Secret-Sci-Fi-Film endlich gelüftet!" und da ich ungespoilert bleiben will, beachte ich sie schon gar nicht mehr weiter. Allerdings lässt sich dem Web entnehmen, dass sie sich allesamt widersprechen. Und das gefällt mir sehr. Wie genial wäre es, wenn wir endlich wieder einmal ahnungslos in einen großen Film gehen könnten? Ich zumindest brauche nicht mehr als folgende Personalien, um mich zu freuen: Brad Bird, Damon Lindelof, George Clooney, Hugh Laurie, Michael Giacchino. Also, ich will's sehen!

Platz 3: Die Monster Uni
Wie auch Tim Burton, so befindet sich Pixar in großer Bringschuld. Die Traumfabrik aus Emeryville vollzog einen fabelhaften Durchmarsch voller Qualitätsfilme und fiel dann mit Cars 2 gewaltig auf die Schnauze. Im Folgejahr spaltete Pixar mit Merida die Geister - in meinem Fall schuf das Trickhaus mit seinem Schottenmärchen einen mittelmäßigen Film, der von Sichtung zu Sichtung schlechter wird. Vor allem zeichnete sich nach Toy Story 3 der Trend zum Blödelhumor ab. Die Monster Uni kündigte mit seiner Marketingarbeit an, ebenfalls ein bunter Filmspaß zu werden, da die Figuren jedoch sehr sympathisch sind, hoffte ich stets darauf, wenigstens eine amüsante Kinokomödie zu erhalten. Und dann kamen die ersten Reaktionen auf den kompletten Film. ZACK! Meine Erwartungen und meine Vorfreude schossen in neue Höhen. Peter Sciretta von /Film spricht von einer sehr witzigen Komödie mit einem ans Herz gehenden, überaschenden letzten Akt und einer "mutigen Botschaft", Perri Nemiroff nennt den Film "amüsant, mitreißend und herzerwärmend" und Eric Eisenberg von Cinema Blend beschreibt ihn als "beeindruckend". Könnte Die Monster Uni das beste Prequel aller Zeiten werden? Auf jeden Fall wird es wohl der (für mich) beste Pixar seit eine Rostkarre das Niveau nach unten riss.

Platz 2: Pirates of the Caribbean 5
Seit Terry Rossio auf seiner Webseite angibt, dass er weiterhin am Drehbuch zu Teil fünf beteiligt ist und Jeff Nathanson (Catch Me If You Can, Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel) nicht alleine die Handlung des kommenden Piratenfilms verantwortet, bin ich wieder ein gutes Stück zuversichtlicher. Trotzdem mangelt es mir noch an einer Bekanntgabe, wer Regie führt. Die bisherigen Gerüchte schwanken ja von "Super!" ("Gore kehrt zurück!", "Rob Marshall bleibt dabei!", wobei mir erstes immer in den Kram passt und zweites je nach Story genauso sehr oder einen Hauch weniger) über "Jo, mal schauen!" (Sam Raimi) bis zu "Bitte nicht!!!" (Shawn Levy, Christ Weitz) und deswegen mischen sich in meinem Kopf Freude und Angst zu einem betäubenden Cocktail. 2015 kann kommen?!

Platz 1: The Lone Ranger
Ich wiederhole es gerne: So sehr ich Disney auch liebe, ich freue mich jedes Mal wie bescheuert, wenn jemand daherkommt und der Studioleitung gekonnt die lange Nase zeigt. The Lone Ranger ist praktisch "Leck mich, Disney! - Der Film!", denn hier treffen Johnny Depp, Gore Verbinski, Jerry Bruckheimer und Ted Elliott & Terry Rossio zusammen, um einen Western auf die Beine zu stellen, der mehrfach die Budget-Obergrenze durchbrach, garantiert ein PG-13-Rating erhält und pompös, dreckige Bilder auf die Riesenleinwand schmeißt. Die Filmmusik von Hans Zimmer und Incubus-Gitarrist Mike Einziger dürfte ebenfalls rebellisch werden und auch wenn die Lone-Ranger-Werdegeschichte in den Trailern noch was trocken daherkommt, klingt sie auf Papier ganz ansprechend. Action und Humor ("Großer Dachschaden bei Pferd!") überzeugen mich schon in den Trailern und bislang hat mich die Handlung im fertigen Film auch immer gepackt. Ich hoffe nur, dass Gore auch wieder was rumspinnen durfte. Es muss ja nicht ganz auf Am Ende der Welt-Niveau sein, doch ein wenig Ballaballa muss einfach sein! Immerhin sagt Verbinski übers Geschichtenerzählen und seine Einstellung zum Filmemachen: "Man muss sich trauen, einige Leute anzupissen", denn wer jedem gefallen will, ist schlussendlich nur öde. Unter allen Regisseuren, die mit solchen Unsummen hantieren wie Verbinski, ist einer der mutigsten in Sachen "Mir egal, wenn manche mich hassen, so lange mich genug Leute trotzdem mögen, finde ich weiterhin Arbeit!", und wer mit dieser Einstellung einen 250-Millionen-Dollar-Western dreht, wird auf jeden Fall etwas sonderbares abliefern. Verbinskis Absonderlichkeiten gefielen mit bisher, wieso sollte sich das nun ändern?