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Donnerstag, 13. Dezember 2012

Golden Globe 2013: Die Kino-Nominierungen


Bereits am 13. Januar werden die Gewinner der Golden Globes bekannt gegeben. Die Award-Saison ist also bereits in der heißen Phase angekommen, und mit der Bekanntgabe der Globe-Nominierungen haben wir nun auch einige interessante Indizien dafür, welche Filme und Leistungen auch beim Oscar eine Chance haben.

Die Nominierungen sind dieses Jahr fast schon erschreckend harmlos. Keine Totalausfälle wie The Tourist, keine Massenliebe für polarisierenden Glamour wie Nine. Stattdessen eine ganz vernünftige Liste an größeren und kleineren Oscar-Favoriten. Und nur einige, wenige ungewöhnliche Entscheidungen.

Bester Film (Drama)
Argo
Django Unchained
Life of Pi
Lincoln
Zero Dark Thirty

Bester Film (Komdöie oder Musical)
Best Exotic Marigold Hotel
Lachsfischen im Jemen
Les Miserables
Moonrise Kingdom
Silver Linings

(Ich freue mich enorm für Moonrise Kingdom und Les Miserables, wundere mich über Lachsfischen. Letzterer wird aber kaum etwas zu sagen haben im Oscar-Rennen und auch beim Globe wird er kaum was reißen, also ist es egal.)

Bester Hauptdarsteller (Drama)
Richard Gere (Arbitrage)
Denzel Washington (Flight)
Daniel Day Lewis (Lincoln)
Joaquin Phoenix (The Master)
John Hawkes (The Sessions)

(Day-Lewis gewinnt eh!)

Bester Hauptdarsteller (Musical/Komödie)
Jack Black (Bernie)
Ewan McGregor (Lachsfischen im Jemen)
Bill Murray (Hyde Park am Hudson)
Hugh Jackman (Les Miserables)
Bradley Cooper (Silver Linings)

(Freudige Überraschung, dass Bradley Cooper, der in Prognosen immer auf der Kippe stand, sich durchsetzte. Jack Black kommt gänzlich unerwartet. Jackman sollte gewinnen!)

Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Rachel Weisz (The Deep Blue Sea)
Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost & Knochen)
Helen Mirren (Hitchcock)
Naomi Watts (The Impossible)
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty)

Beste Hauptdarstellerin (Musical oder Komödie)
Judi Dench (Best Exotic Marigold Hotel)
Emily Blunt (Lachsfischen im Jemen)
Maggie Smith (Quartet)
Jennifer Lawrence (Silver Linings)
Meryl Streep (Wie beim ersten Mal)

Bester Nebendarsteller
Alan Arkin (Argo)
Leonardo DiCaprio (Django Unchained)
Christoph Waltz (Django Unchained)
Tommy Lee Jones (Lincoln)
Philip Seymour Hoffman (The Master)

(Welch eine Auflistung! Arkin für Argo, der eine urkomische Rolle hat und deshalb kaum eine Oscar-Chance, DiCaprio und Waltz für den neuen Quentin (womit meine Hoffnung ansteigt, dass der Film sehr, sehr, sehr gut ist) , Thommy Lee Jones und Hoffman ... Ein Treffen der Größen!)

Beste Nebendarstellerin
Sally Field (Lincoln)
Amy Adams (The Master)
Anne Hathaway (Les Miserables)
Nicole Kidman (The Paper Boy)
Helen Hunt (The Sessions)

Beste Regie
Ben Affleck (Argo)
Quentin Tarantino (Django Unchained)
Ang Lee (Life of Pi)
Steven Spielberg (Lincoln)
Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty)

Bestes Drehbuch
Chris Terrio (Argo)
Quentin Tarantino (Django Unchained)
Tony Kushner (Lincoln)
David O. Russell (Silver Linings)
Mark Boal (Zero Dark Thirty)

Bester fremdsprachiger Film
Der Geschmack von Rost & Knochen (Frankreich)
Kon-tiki (Norwegen, GB, Dänemark)
Die Königin und der Leibarzt (Dänemark)
Liebe (Österreich)
Ziemlich beste Freunde (Frankreich)

Bester Animationsfilm
Frankenweenie
Hotel Transsilvanien
Die Hüter des Lichts
Merida - Legende der Highlands
Ralph reicht's

(Der Adam-Sandler-Trickfilm? Echt jetzt? Wie ... ernüchternd. Meine Hoffnungen liegen bei Ralph reicht's, bei Merida wäre halt Pixars Respekt in der Industrie der entscheidende Faktor.)

Bester Song
For You (Act of Valor)
Suddenly (Les Miserables)
Skyfall (Skyfall)
Not Running Anymore (Stand Up Guys)
Safe & Sound (Die Tribute von Panem)

Bester Score
Dario Marianelli (Anna Karenina)
Alexandre Desplat (Argo)
Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil (Cloud Atlas)
Mychael Danna (Life of Pi)
John Williams (Lincoln)

(Desplat für den falschen Film nominiert, ich vermisse generell meine eigenen Favoriten, aber was soll's ...)

Die Frage des Abends: Kann Django Unchained auch bei den Oscars so gut abschneiden? Ich drücke die Daumen und freu mich auf den Streifen!

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Die schlechtesten Kinofilme 2011

Da ist sie wieder, diese Zeit des Jahres, in der man zurückdenkt. Wie schon 2010 möchte ich zum Jahresabschluss zurückblicken und zusammenfassen, welche Filme mir die meisten Nerven abverlangten. Ich sollte wohl direkt betonen, dass dies eine subjektive Liste ist und der korrektere Titel "Die Filme, die ich 2011 am meisten gering geschätzt, gehasst und verabscheut habe" wäre. Bloß ist der bei weitem nicht so griffig.

Bewertet wird nach dem deutschen Kinojahr 2011, es werden also auch Filme berücksichtigt werden, die in ihrem Heimatland vor dem 1.1. 2011 gestartet sind. Außerdem habe ich manche Filme, die richtige Spitzenkandidaten für diese Liste sind, noch nicht gesehen. Etwa Die Schlümpfe, Alvin und die Chipmunks 3, Meine erfundene Frau, Breaking Dawn oder im Falle meiner subjektiven Wahrnehmung nunmal auch Real Steel und Transformers 3. Spy Kids 4D wiederum bekommt erst 2012 seine Chance, in Deutschland verrissen zu werden.

Trotzdem gibt es genügend Stoff für diese Liste, also legen wir am besten einfach sofort los:

 Platz 12: Gnomeo & Julia

Der erste, aber längst nicht der letzte Animationsfilm auf dieser schändlichen Hitliste. Ich war kurz geneigt, stattdessen Happy Feet 2 in diese Liste aufzunehmen, allerdings hat dieser Film mit den fantastischen Krills Will und Bill einen gewaltigen Vorteil gegenüber Gnomeo & Julia. Und obwohl die Gartenzwerg-Nacherzählung von Shakespeares Klassiker rund um Elton Johns Diskographie entworfen wurde, nutzt sie die Musik deutlich schlechter als Happy Feet 2. Und der Film ging meines Erachtens nach schon ziemlich schludrig mit seinen Musikeinsätzen um. Einige lahme Gags, durchschnittliche Animation und überdeutliche Desorientierung, wer eigentlich das Zielpublikum dieser Trickkomödie sein soll, machen Gnomeo & Julia zu einem der vielen Gründe, weshalb 2011 ein schlechtes Jahr für die Trickfilmkunst war.

Platz 11: Fast and Furious Five

Der fünfte Teil der Autorenn- und Autoklau-Kinoreihe Fast and Furios Five ist ein Fall für doppelte Ratlosigkeit: Wieso zum Teufel hat dieser Schmarrn über 600 Millionen Dollar eingenommen, und was zum Teufel haben die Kritiker geraucht, dass dieser an Humor und Spannung mangelnde Actionfilm 78% bei Rottentomatoes bekommt? Von Dwayne Jonson abgesehen ist dies eine Schar unsympathischer Menschen, die rumlabern, sich dann verfolgen, rumlabern und am Ende einen Tresor stehlen. Die Autoren versuchen händeringend, ein zweites Ocean's Eleven zu erschaffen, was allerdings daran scheitert, das die Darsteller eine deutlich schwächere Chemie untereinander haben und sowohl die Figuren, als auch das Skript immens dümmer sind, als aus der Ocean's-Reihe gewohnt. Die Rennsequenzen sind spektakulär und dennoch übersichtlich gemacht, aber für einen Film, der nur von Lärm lebt, hat dieser hier viel zu wenig davon.

Platz 10: Gullivers Reisen

Würden Die Muppets noch 2011 in Deutschland starten, wäre ja alles vergeben und vergessen. Da dem aber nicht so ist, kann ich ohne Gewissensbisse sagen, dass Jason Segel ein sauschlechtes Kinojahr hatte. Bad Teacher versäumte nur knapp den Einzug in diese Hitliste, weil der Film wenigstens gelegentlich seinen bösen Haudrauf-Humor konsequent durchzuziehen weiß. Und weil Jason Segel jede seiner Szenen zum Volltreffer macht. In Gullivers Reisen kann Segel kaum etwas retten und auch der Kugelblitz Jack Black leiert eine seiner lustlosesten Darbietungen runter. Aus einer Familien-Abenteuerkomödie wird schnell ein zusammenhangloses Sammelsurium an Popkulturreferenzen und Kopfschmerzen verursachenden Handlungswendungen.


Platz 9: Resturlaub

Je mehr ich über diese Komödie nachdenke, desto mehr nervt sie mich. Klar, solche Filme sind nicht zum "darüber nachdenken" geschaffen, trotzdem ist es schlecht, wenn mich etwas bei jeder Sekunde, die ich daran denke, immer mehr über seine Schwächen ärgern lässt. Eine äußerst fragwürdige Moral, ein unverantwortlicher Protagonist, ein Feuerwerk an dämlichen Gags, ein schwer verständlicher Einschlag an Lokalkolorit, peinliche Dickenwitze und eine als Sexgöttin verkaufte weibliche Hauptrolle, bei deren Anblick ich mich wie ein kaltes, nasses Handtruch fühle (soll heißen: die einzige Anforderung an diese Rolle war es,  heiß auszusehen, und das tut sie für mich nicht). Und habe ich schon die Moral erwähnt? Also, wenn ich einem Komödienhelden (einer spritzig-leichten, anspruchslosen Komödie) wünsche, gewaltig auf die Fresse zu fallen, muss was schiefgelaufen sein! Ein Film, der meine Antipathien wachkitzelt.


Wo wir schon bei unsympathischen Protagonisten und hinkender Moral sind, kann ich diese Körpertauschkomödie nicht unerwähnt lassen. Vulgaritäten ohne Anlass, nervige Dialoge, schier endlose Szenen und lärmender Humor machen Wie ausgewechselt stellenweise zur reinen Tortur. Nur eine der beiden Figuren lernt ihre obligatorische Lektion, ganze Storyfäden werden vergessen (und dabei ist der Film schon deutlich länger als nötig) und die Fäden, an die sich die Autoren zum Schluss erinnern, werden so breit getreten, dass es nicht mehr feierlich ist. Vom Körpertausch merkt man auch nur was, weil Bateman und Reynolds dauernd davon reden. Darstellerisch ändert sich den gesamten Film über nichts. Dass dieser Film sich auf Platz 8 dieser Liste retten konnte, statt noch höher zu landen, liegt an einer Leslie Mann, die wesentlich besser spielt als in den Filmen ihres Mannes (was aufgrund der flach geschriebenen Figur leider nahezu verpufft) sowie ein paar leidlich amüsanten Chaosszenen. Irgendwas in meinem Hirn muss durchgebrannt sein, aber sich verletzende Babys find ich komisch. Und die Musikauswahl ist recht hinnehmbar.


Manche Filme sind nervig, andere dumm, dieser hingegen ist des Verbrechens der Langeweile schuldig. Ich bin Nummer Vier ist ein Film wie eine überlange, schlecht geskriptete und unwohl gespielte Pilotepisode zu einer eigentlich ganz ansprechend klingenden Fernsehserie. Zwischen den Darstellern herrscht nicht der geringste Funken Chemie, die krude Mischung aus Twilight-mäßiger Teenie-Romanze, Sci-Fi und Action wirkt wie am Reißbrett entworfen, die Action ist mechanisch und ideenlos inszeniert und die Dialoge sind anstrengend. Die interessantesten Elemente werden straflos vernachlässigt, die Figuren könnten blasser nicht sein. Ein herz-, witz- und spannungsloser Pseudo-Blockbuster (produziert von Michael Bay!), der sämtliche aktuellen Kinotrends vereinen möchte und so jegliche eigene Identität verliert.

Platz 6: Milo und Mars

Der Film, der Robert Zemeckis' Motion-Capturing-Schmiede ImageMoversDigital killte und in Deutschland insgesamt sensationelle 885 Besucher anlockte. Milo und Mars handelt von Milo (ach?), der rotzfrech zu seiner Mutter ist. Marsmenschen entführen diese, um ihr Wissen über Erziehung abzusaugen (hä?), was ein tödlicher Prozess ist. Milo, der eher per Zufall mit auf den Mars reist, vereint seine Kräfte mit dem unreifen Erwachsenen Gribble (kein Mensch, den man als Freund haben möchte) und einer durch Hippie-Filme sozialisierten Marsianerin und macht sich auf, seine Mutter zu retten.
Milo und Mars ist zum einen ein anstrengender Film, weil er einfach nie ruhig halten kann. Dauernd muss sich irgendwas bewegen, etwas lärmen, irgendeine schwindelerregende Kameraeinstellung eingenommen werden. Die Szenen, in denen die Kamera still hält, kann man an maximal zwei Händen abzählen. Ununterbrochen, auch wenn überhaupt nichts los ist, bewegt sich die Kamera in einem unwohlen Tempo durchs Bild, das mit ungleichmäßig detallierten Texturen ausgestattet ist. Die menschlichen Figuren bewegen sich zwar mehr, als die aus Toy Story 1, aber die Modelle sehen kaum besser aus. Die digitale Lichtarbeit ist schlecht, alles sieht so klinisch tot aus. Milo hat grausige Wolfsaugen und irritierende Wangenknochen, Gribble kann je nach Lichtverhältnissen richtig gruselig aussehen, und die Story bemüht sich zwar um Emotion, kann sie aber niemals vermitteln.

Und obendrein ist der Film (ungewollt?) frauenfeindlich und gegenüber alternativen Familienmodellen extrem reserviert. Natürlich können auch heute noch die Werte der Familie gefeiert werden, aber Milo und Mars geht immer eine Extrameile, um zu betonen, dass nur Frauen die Erziehung übernehmen sollten und eine richtige Familie aus Vater-Mutter-Kind besteht. Wir haben also eine seelenlose Inszenierung, hässliche Optik und eine leicht falsch zu deutende Aussage. Meine Lieblingskritiken des Films: "Mars Needs To Work Out How To Animate Humans So They Don't Look Like Possessed Shop Window Dummies" und "They took a small story, made it complicated and burdensome, filmed some actors performing it, turned those actors into affectless, mechanical cartoons, converted it to 3-D, and dropped it in theaters. Wheeee!"

 Platz 5: Sanctum

Sanctum ist wie geschaffen für einen Verriss von Horror- und Thriller-Kritiker Phelous. Die Figuren sind so platt wie ein Stück Papier und trotzdem schafft es das Drehbuch nicht, Sinn und Verstand in die Figurenkonstellation zu bringen. Wenn eine Figur als Kletterexpertin eingeführt wird, sonst keine Eigenschaften besitzt und alle besser klettern können als sie, dann ist das entweder schlecht vermittelte Ironie oder Dummheit seitens der Filmemacher. Die Gottgleichheit, mit der die Vaterfigur dieses Films skizziert wird, geht einem unheimlich schnell auf den Senkel, "basierend auf einer wahren Geschichte" wurde selten lockerer definiert als hier und das groß beworbene 3D arbeitet gegen die Spannungswirkung von Sanctum! Hinzu kommen zahllose Klischees und Dialoge wie aus einem in fünfzehn Minuten runtergschriebenen TV-Film, und fertig ist die Fischsuppe.

Platz 4: Your Highness

Wir machen nun einen meilenweiten Sprung hinein in den Abgrund der Kinowelt.

David Gordon Green war einst auf anspruchsvolles Cinema reserviert, doch dann zauberte er mit Ananas Express eine herrlich verschrobene Kiffer-Actionkomödie aus dem Hut. So weit, so gut. In besagter, benebelter Actionparodie spielten James Franco, Danny McBride und Seth Rogen ein berauschtes Heldentrio, das dem Actiongenre seinen eigenen, verrückten Stempel aufdrückte. Nun ersetzten der Regisseur David Gordon Green, Franco und McBride Seth Rogen durch Natalie Portman und das Action- durch ein Fantasysetting, um eine zweite derbe Kifferkomödie zu drehen. So weit, so gut? Nein, denn was deutlich besser hätte werden können, wurde eine einzige, haltlose und den Verstand jedes Zuschauers beleidigende Katastrophe.

Königssohn Thadeous (McBride) spielt am Hof dauernd die zweite Geige hinter dem schöneren und erfolgreichere Aventuiren bestreitenden Fabious (Franco). Eines Tages entführt ein manischer Zauberer (Justin Theroux) Fabious jungfräuliche Verlobte (Zooey Deschanel), und beide Prinzen machen sich auf, die holde Maid zu retten. Unterwegs begegnen sie der Kriegerin Isabel, die beide locker in die Tasche stecken könnte. Und es zwischendurch auch tut. Denn das mit dem "Kräfte vereinen" klappt nicht so ganz ...

Der Plot ist äußerst simpel, und umso schockierender ist es, wie irritierend Your Highness auf seinen Betrachter wirkt. Die Erzählweise erfolgt absolut unkonzentriert und die keinerlei handwerkliches Fingerspitzengefühl aufweisende Inszenierung verstärkt diese Wirkung enorm. Von vorne bis hinten ist diese Fantasy-Kifferkomödie mit Effekten der Mittelklasse gefüllt, die von der infantilen Blödelei der männlichen Darsteller ablenken soll. Dadurch, dass das Timing in diesem Film, sowohl der Darsteller als auch des Schnitts, beinahe schon sagenhaft daneben ist, sitzt kaum eine der platten Pointen und Zoten. Ein Pups- und Peniswitz jagt den nächsten und zwischendurch erfolgen schwulenfeindliche Kommentare. McBrides Mimik entgleist regelmäßig wenn eine vermeintliche Pointe auftauchte, so dass selbst der benebelste Zuschauer mitbekommen müsste, dass er hätte lachen sollen. Die männlichen Figuren sind unsympathisch bis zum geht nicht mehr und die zu bestehenden Abenteuer sind haarsträubend. In diesem Film steckt kaum Mühe oder Herzblut. Es sind einfach ein paar Jungs, die sehr viel Geld verschwenden, um eine Schnapsidee umzusetzen. Der Spaß überträgt sich aber nicht auf den Zuschauer, viel mehr fühlt man sich beleidigt, dass man für das gedankenlos zusammengeschwurbelte Privatvergnügen ein paar Kerle auch noch aufkommen soll. Einzig Steve Jablonskys Musik hört man, trotz ihrer unetwegten Anleihen auf andere aktuelle Blockbuster, zumindest etwas grundlegende Gedankenarbeit an.

Die größte Sünde des Films ist aber, wie mit Natalie Portmans Rolle umgesprungen wird. Portman gibt sich vor der Kamera als einzige Mühe, ihren Charme wirken zu lassen und dem Publikum etwas Schauspiel für sein Geld zu bieten. Ihre Figur hat eine ansatzweise interessante Vergangenheit, ist witzig, unabhängig und kann austeilen. Doch wozu wird Portman letztlich genutzt? Als dumme, den Männern verfallene Love Interest und um mit ihrem kaum bedeckten Hintern die DVD-Käufe anzukurbeln.

Platz 3: Cars 2

Boah, Leute ... Ihr wisst vielleicht schon, dass ich diesen Film verabscheue. Aber ihr habt, denke ich, noch immer keine rechte Vorstellung davon, wie sehr ich Cars 2 hasse. Dieser Film ist kein Blechschaden in der glänzenden Karosserie Pixars, sondern ein saftiger, 200 Millionen Dollar teurer Dreckshaufen, den jeder Disney- und Pixar-Fan mit einem abfälligen Grinsen vor die Haustür geliefert bekommt. Brennend.
Ich hätte im Kino fast geheult, und das nicht vor Rührung, sondern vor Schmerzen. Mein Fanherz verkrampfte schon nach wenigen Minuten, und immer, wenn sich in mir die Überzeugung aufbaute, es könne nicht schlimmer werden, der Film würde sich sogar vielleicht noch fangen ... Wurde es schlimmer, schlimmer, schlimmer! Hook, der im ersten Cars noch ein dümmlich-liebenswerter Sidekick war, wird in Cars 2 zum Helden aufgepimpt (Fehler #1) und seine Dummheit wird von "nicht schlau, aber goldig im Herzen" auf "zu dumm zum überleben" aufgestockt (Fehler #2). Oh, und wie auch immer das geschehen ist: Seine Naivität mutiert in einem schmerzvollen, Nervenenden verätzenden Prozess zu einer ignoranten, arroganten und weltfernen Ich-Bezogenheit, die sich hinter den Geistesstörungen solch legendärer Superschurken wie Bella Swan einreihen kann (Fehler #3 - #95).

Wie, Bella Swan ist kein Schurke? Na, große Klasse ...
Zurück zum Text: Hook ist ein so egozentrischer Vollspacken in diesem Film, dass ich ihm schon nach wenigen Filmminuten einen grausigen Rosttod an den Hals gewünscht habe. Durch die Charakterzeichnung dieses Südstaaten-Trottels geht auch jegliche Moral dieses Films flöten. Nein, nicht einmal das, sondern viel schlimmer. Keine Moral, das wäre ja erträglich. Stattdessen lehrt dieser Film seinen jungen Zuschauern, dass sich die Welt nach den Dummen richten muss. "Wenn du so doof bist, dass du nicht kapierst, wie sehr du deinen Freunden schadest, und du zudem zu unflexibel bist, dich zu ändern, dann müssen sich deine Freunde halt ändern!" Ja, halleluja, gut gemacht, John Lasseter! Tolle Sache, um an die "Denk nicht nur an dich selbst"-Lektion des ersten Cars-Films anzuschließen!

Hooks dauernden Wortwitze gehen einem schnell gegen den Tachozeiger, und dass die Action fast durchgehend völlig handzahm ist, um dann zwischendurch verstörende Maße anzunehmen, spricht auch nicht gerade für diesen Film. Mal ganz davon abgesehen, dass dieser verdummbeutelte Rostkübel Hook am Ende das Mädchen kriegt! Er hat nichts getan, außer dauernd mehr Glück als Verstand zu haben, und er kriegt den flotten Schlitten ab! Boaoooooaaaargh!

Dass Cars 2 nicht noch schlechter platziert ist, hat Pixar erstens seinen hervorragenden Hintergrund-Machern zu verdanken. Diese haben fabelhafte Arbeit geleistet und wunderschöne Landschaften geschaffen. Es reihen sich auch ein paar hübsche visuelle Gags ein, die zwischen den verkorksten Dialogpassagen wenigstens ein paar Lacher ernten können. Den Rest macht Michael Giacchino, einer der derzeitigen Filmmusikgötter. Ich hasse Cars 2 - aber ich würde ihn mir eher nochmal ansehen, als die folgenden zwei Schandflecke ...

Platz 2: Kokowääh

Oder wie es auch heißen könnte: My Own Personal Hell.
Es gab zwar einen einzigen Film, der dieses Jahr in die Kinos kam und den ich noch schlechter fand. Aber ich könnte vergleichsweise problemlos in diesem Film leben. Sollte es wiederum die Hölle geben, und sollte sie sogar persönlich für jeden eingerichtet sein, und sollte ich dorthin kommen, so wäre die Welt von Kokowääh mit einer großen Wahrscheinlichkeit mein Fegefeuer. Ein ständig in einer unverständlichen Sprache dahinsabbelndes Kind, dessen einzig verständlichen Sätze von einem Pappschild unter der Kamera abgelesen klingen. Vorhersehbare Sitcom-Dialog-Retourkutschen. Ein unerzogenes Rotzgör von Kind, dass einem die halbe Wohnung und das ganze Leben zerstört, dass man aber nicht hassen darf, weil es ja soooo süß guckt und soooo ernste Probleme hat. Eine Liebesgeschichte, die bis zum Himmel stinkt und eine audiovisuelle Ästhetik, die in Keinohrhasen noch schön war, nun aber mit solch einer Penetranz eingesetzt wird, dass man jede Sekunde darauf wartet, dass endlich das Logo für das vermeintlich beworbene Familienprodukt eingeblendet wird. Oh, und Til Schweigers sich selbst auf den Leib geschriebene Supervater-, Megastecher- und Überkünstlerrollen haben längst die Grenze von "öhm ... nett" zu verstörend selbstverliebt überschritten.

Ein Film, bei dem ich stets darauf gehofft habe, dass jeden Moment Jason hinterm Kühlschrank hervorspringt und alle abmetzelt. Ja, das wäre mal ein Horrorfilm geworden ...

Und der schlechteste Kinofilm 2011 ist:

    Was für ein Schrottfilm. Wenn man Borat mit einer ultraschlechtauflösenden Wackelkamera nachdrehen, die Gesellschaftskritik auf das absolute Minimum reduzieren und 99% der Gags durch unpointierte Vulgaritäten ersetzen würde, dann bekäme man einen Film, der ungefähr so ein Dreck ist wie I'm still here. Denn ein in die Kamera gehaltener Penis und eine als Hure beschimpfte Frau sind nicht von Natur aus witzig. Witzig ist das alles erst, wenn ich weiß, wieso dieser Penis die Kamera knutscht, warum diese Frau eine Hure ist und wie sie darauf reagiert. Und auch dann benötigt man so etwas wie Timing!
    Es funktioniert einfach gar nichts, die Langeweile ist enorm und durch das unverständliche Gebrummel sowie die forcierten Schocks landet dieser Film souverän auf diesem "Ehrenplatz".

    Die Liste meiner liebsten Filme 2011 hebe ich mir für nächstes Jahr auf. Bei einigen Kandidaten muss ich noch eine Zweitsichtung auf DVD in Angriff nehmen, um mich festlegen zu können, auf welchen Rang sie gehören.

    Empfehlenswerte Artikel:

    Donnerstag, 9. Juni 2011

    Abgedreht

    Der französische Werbe- und Musikvideofilmer Michel Gondry begann seine Kinokarriere im Schatten des für seine surrealen, intelektuellen Meisterwerke bekannten Drehbuchautors Charlie Kaufmann. Sowohl Gondrys Debüt Human Nature (aus dem Jahr 2001), als auch sein großer internationaler Durchbruch Vergiss mein nicht! (von 2004) stammten aus Kaufmanns unverwechselbarer Feder. Mit dem autobiografisch angehauchten, 2006 außerhalb des Hollywood-Systems realisierten Science of Sleep bewies Gondry, dass in seinen ersten Kinofilmen nicht nur der Stil des namenhaften Drehbuchautors, sondern auch sein eigener Stil durchschien. 2008 folgte dann letztlich der Film in Gondrys Vita, der im Vorfeld den bis dorthin größten Rummel verursachte. Und selbst wenn Gondrys diesjährige Zusammenarbeit mit Seth Rogen einige neugierige Vorab-Fragezeichen bei Kinogängern verursachte, so bleibt Be Kind Rewind (so der Originaltitel von Abgedreht) wohl die Regiearbeit Gondrys, die vor Kinostart die weitreichendste Neugier auslöste.

    Zu einem kleinen Teil ist das vielleicht dem Umstand zu verdanken, dass Jack Black eine Rolle in dem Film übernahm. Der Kugelblitz hat eine eingeschworene Fangemeinde, die gerade im Netz zu eigentlich jedem seiner Filme einen gewissen Grundhype anheizen kann. Ich erinnere mich an Leute, die allein seinetwegen in Peter Jacksons King Kong-Remake gingen und selbst Gullivers Reisen soll mancherorts Vorfreude genossen haben. Und diese treue Fangemeinde sei Jack Black auch vergönnt. Den Hauptgrund für das Vorabinteresse an Abgedreht stellt er allerdings bei weitem nicht dar. Dies dürften die "geschwedeten" Filme sein, die Teil der Handlung von Abgedreht sind. Sehr früh im Marketing zeigte man, dass die verschrobene, stille Komödie von Michel Gondry zwei Videothekare zeigt, die unter den lausigsten Bedingungen dilettantische Versionen großer Filmklassiker und Blockbuster wie Ghostbusters drehen. Ein Ansatz, der im Zeitalter von Youtube schnell begeisterte Nachahmer fand und somit großes Aufsehen erregte.

    That's the lamest excuse I've ever heard! That's totally non-sequitary!
    Wie es im Film zu dieser Aktion mit den mies nachgedrehten Filmen kommt? Nun, es läuft wie folgt ab: Mr. Fletcher (Danny Glover) ist der Besitzer einer abgehalfterten Videothek in Passaic, New Jersey. Sein ausschließlich VHS-Kassetten anbietender Laden befindet sich in einem vom Verfall bedrohten Gebäude, in dem fast ein Jahrhundert zuvor der Jazz-Sänger Fats Waller geboren wurde - der Stolz der Stadt. Die Behörden fordern dessen ungeachtet, dass Mr. Fletcher umsiedelt, damit das baufällige Gebäude abgerissen werden kann. Alternativ hat er selbst dafür zu sorgen, dass seine Videothek den modernen Standards für Bausicherheit und Behindertenzugänglichkeit entspricht. Dazu fehlt Mr. Fletcher jedoch das nötige Kapital, da er selbst im verschlafenen Nest Passaic die übermächtige Konkurrenz durch moderne Videotheken-Ketten und das neue Medium DVD zu spüren bekommt. Also verabschiedet sich Mr. Fletcher für ein paar Tage aus seinem geliebten Laden, um heimlich die Konkurrenz und ihr Erfolgsrezept auszuspionieren. Derweil so Ziehsohn Mike (Mos Def) die Leitung der Videothek übernehmen, wobei ihm sein bester Freund, der verpeilte Verschwörungstheoretiker Jerry (Jack Black) der größte Stolperstein im Weg ist. Unter anderem plant er einen Angriff auf das örtliche Elektrizitätswerk, welches seiner Theorie nach versucht, den Verstand der Bevölkerung durch Mikrowellen zu kontrollieren. Bei seinem Einbruch ins Kraftwerk bekommt Jerry einen riesigen Elektroschock verpasst, wodurch er magnetisch aufgeladen wird. Seine magnetische Strahlung löscht sämtliche Videos in der Videothek, und da er und Mike nicht ihre Kunden verärgern und dem Laden somit den Todesstoß versetzen wollen, beschließen sie, die gelöschten Videos mit eigenen Remakes der Filme zu bespielen. Naheliegende Lösung, nicht wahr?

    Dass die Realität von Abgedreht leicht von unserer verschoben ist, ist natürlich Methode. Seien es die absurden Spielereien mit den Naturgesetzen (Jerrys Magnetismus) oder die teils weltfremden Reaktionen der einzelnen Figuren, all das gehört zur Verschrobenheit Michel Gondrys. Was Abgedreht etwa von Vergiss mein nicht! abhebt, ist dass diese stille Komödie nicht so offensiv surreal wie Gondrys vorherige Filme oder die meisten Werke des mit izhm vergleichbaren Charlie Kaufmann ist. Stattdessen "schmeckt" man die Andersartigkeit der Realität von Abgedreht nur hin und wieder raus, was den Film zwischenzeitlich zwischen zwei Stühle packt. Er ist zu seltsam, für eine kleine, quirlige Komödie über zwei Freunde, die dilettantische Remakes von Hollywood-Filmen drehen, aber zu bodenständig, für einen wahrlich abgedrehten, den Intellekt und die Fantasie des Zuschauers reizenden Kunstfilm.

    My brain's been paranized!
    Dies führt mich auch zu meinem größten Kritikpunkt an Abgedreht: Mir persönlich fehlt ein gewisser Funke. Es lässt sich alles finden, was mir an anderen Gondry-Regiearbeiten gefiel, aber von mindestens einer Zutat ist zu wenig drin. Abgedreht müsste ein wenig intelektueller sein, eine etwas ausgefeiltere Botschaft vermitteln - oder mehr ehrliches Herz zeigen. Stattdessen hält Abgedreht diese beiden Bälle flach, weshalb mit dem Abspann auch ein leeres Gefühl im Magen zurückbleibt. Gerade zum Schluss hin versucht sich Michel Gondry mit Sentimentalität über Wasser zu halten, aber diese Passagen hat sich Abgedreht zuvor nicht verdient, wodurch sie ihre Wirkung nicht voll entfalten können.

    Ein Problem ist auch, dass Abgedreht zu viel will. Eigentlich wollte Michel Gondry eine Hommage an den Jazz verfassen, aber nach und nach wurde sein Werk auch ein Loblied an den Dilettantismus und längst vergangene Tage der Filmkultur sowie kleinstädische Gemeinschaftlichkeit. Das ist vollkommen legitim, und ich mag es, wenn Filme ein großes Gesamtpaket bieten möchten. Nur lockt Abgedreht mit all seinen Seiten, um dann jedes seiner Elemente fallen zu lassen, bevor mir als Zuschauer genug davon geboten wurde. Besonders kurios iverhält es sich im Hinblick auf die "geschwedeten" Filmversionen: Lustig sind diese Billig-Remakes gen Mitte des Films längst nicht mehr, und trotzdem fehlt etwas, wenn sie keine Rolle mehr spielen.

    Dessen ungeachtet und einigen Schnitzern in der Erzählweise zum Trotz (manche Handlungsebenen sind plötzlich irrelevant, andere vermeintlich altbekannte Figuren tauchen aus dem Nichts auf), ist Abgedreht noch immer eine gute, unaufgeregte Komödie. Michel Gondry hat es einfach drauf, eine melancholische, kurzweilige Grundstimmung zu schaffen und das routinierte Spiel von Jack Black harmoniert sehr gut mit der naiv-großäugigen Darstellung von Mos Def. Danny Glover beweist wieder einmal, welch tolles Timing er im Komödienfach besitzt, zugleich hilft er dem Film, seine nostalgische Atmosphäre zu entwickeln. Und man muss vor den Einfällen Gondrys einfach den Hut ziehen - selbst wenn er die Möglichkeiten zu einer deutlich temporeicheren, schrägen Komödie einerseits, einer gefühlvolleren und nachdenklich stimmenden "Dramödie" andererseits verschenkt hat, indem er beide Filme zusammentackerte und daraus Abgedreht machte.

    Für Liebhaber sonderbarer, stiller Komödien sowie Filmnostalgiker, die die VHS-Zeiten noch miterlebten (und sei es nur in den letzten Zügen, so wie es bei mir der Fall war) klar einen Blick wert. Für den Rest dürfte Abgedreht zu laff sein. Kurzum: Ein netter Film, aber auch der Hauptverdächtige, wenn es darum geht, Gondrys schwächsten zu benennen.

    Siehe auch:

    Samstag, 12. Februar 2011

    Gullivers Reisen - Da kommt was großes auf uns zu

    Jack Blacks Rollenwahl war auch schonmal glücklicher. Der Kugelblitz unter den schauspielernden US-Komikern ließ seine Fans bereits mit Year One im Stich, und Gullivers Reisen ist nicht gerade die verdiente Entschuldigung.

    Dass diese Neuverfilmung von Gullivers Reisen wie fast alle Verarbeitungen dieses Stoffes weite Teile der Vorlage und ihre sozialsatirischen Töne rauswirft, ist keine große Überraschung und deshalb noch leicht verdaulich. Dass aber Jack Black bloß mit angezogener Handbremse vor sich hinspielt und zwischen den rar gesäten, gelungenen Gags sehr viel familientaugliche Ödnis breit macht, ist schon deutlich ärgerlich. Jedoch lernt man die Ödnis schätzen, wenn gar grausige Ideen wie ein Riesenroboter oder eine überpeinliche Musiksequenz die Bühen betreten.

    Für Black-Fans vielleicht noch als DVD-Grabbelkisten-Film einen Blick wert, für Kinder schmerzlos, doch schnell vergessen. Und für alle anderen... nicht weiter der Rede wert.

    Mittwoch, 5. Januar 2011

    Die 100 zweitbesten Beleidigungen der Filmgeschichte

    Vergangenen Juli machte ein hilfreiches Internetvideo die Runde. Es listete die 100 besten Beleidigungen der Filmgeschichte und half uns allen somit, unsere Schlagfertigkeit zu trainieren. Aber was, wenn man in den vergangenen Monaten sämtliche 100 Beleidigungen in seinen alltäglichen Konversationen mit Vorgesetzten, lahmhirnigen Dienstleistern, der Exekutive, dem ungeduschten Kommilitonen und sönstigen Störenfrieden aufgebraucht hat?

    Nun, für diesen Fall gibt es die 100 nächstbesten Beleidigungen der Filmgeschichte! Holt den Notizblock, spitzt euren Bleistift und gebt gut acht:

    Freitag, 4. Juni 2010

    Trailer: Jack Black ist der reisende Gulliver

    Jack Black ist wieder da, und dieses Mal kommt er ganz groß raus. Und ganz klein. Denn der singende und gelegentlich schauspielende Komiker übernahm die Hauptrolle in einer Neuverfilmung von Gullivers Reisen. Allerdings ist es keine richtige, authentische Verfilmung des Stoffs, sondern (wie bereist die ersten Sekunden zeigen) eine in die Moderne übertragene Adaption des berühmten Buchs von Jonathan Swift.
    Das Drehbuch stammt von Joe Stillman (Shrek, Shrek 2, Planet 51) und Nick Stoller (Nie wieder Sex mit der Ex), was ja noch gut klingt. Eher erschreckend: Der Regisseur. Das ist nämlich Rob Letterman, bekannt als der Mann hinter Große Haie - Kleine Fische.



    Schade. Ich dachte, ich könnte Black wieder in einem guten Film sehen.

    Sonntag, 15. November 2009

    TIMES kürt die besten Filme der Dekade

    Das Jahrzehnt neigt seinem Ende entgegen und die Bestenlisten sprießen wie Pilze aus dem Boden.
    Die Filme dieser Dekade müssen gekürt. Sei es unter dem Titel "wichtig", "einflussreich" oder "die besten", internetfähgeFilmfans dürstet es derzeit anscheinend nach Hitlisten.

    Nachdem Telegraph.co.uk bereits die 100 wichtigsten Filme des Jahrzehnts listete und darin Die Unglaublichen zum einflussreichsten Animationsfilm kürte (und auf Platz 1 einen großartigen Film setzte, bei dem ich übrigens die unglaubliche Ehre hatte damals der jüngste im Kinosaal zu sein) folgt die TIMES nun mit den (angeblich) besten Filmen dieses Jahrzehnts.

    Gerade solche Bestenlisten, die an sich selbst den Anspruch erheben die besten Filme zu ermitteln finde ich etwas heikel. Es stellt sich nämlich nicht nur die Frage, welche Maßstäbe man setzt, sondern auch wie man sie misst. Zwar mag Person A für die einflussreichsten Filme andere Kriterien erheben als Person B, aber wenn einmal Maßstäbe gesetzt sind sollte eine solche Liste ziemlich nachvollziehbar sein. Über die besten Filme wird man sich nur die Köpfe einhauen.
    Ich persönlich komme da lieber mit einer neuen Lieblingsliste an, das ist wenigstens etwas "ehrlicher".

    Dennoch finde ich solche Hitlisten immer wieder sehr unterhaltsam, lesenswert und anspornend meine DVD-Sammlung zu erweitern.
    Die TIMES tätigteauch eine ganz anschauliche Auswahl, selbst wenn mich manches wundert (School of Rock? Ich mag Jack Black ja, aber dennoch erstaunlich...), enttäuscht (Die Royal Tennenbaums gehört viel weiter nach oben!), freut (Herr der Ringe 3 überraschend niedrig!) oder in absolutes Staunen versetzt (ratet mal, wo Team America platziert ist!)

    Was sagt ihr zur Liste der TIMES? Wie hättet ihr entschieden? Kann man so etwas überhaupt entscheiden, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen?

    Siehe auch:

    Samstag, 27. Juni 2009

    Heavy Metal: Tenacious D schrieben Song für den Episodenfilm. Außerdem: Neue Musikkomödie mit Black in Planung

    David Finchers Remake des Erwachsenentrickfilms Heavy Metal ist schon lange in Planung - zu lange - aber immerhin kommen die Vorbereitungen in den vergangenen Wochen langsam vorran. James Cameron sagte bereits zu, bei einer Episode Regie zu führen, jetzt kündigt Jack Blacks Comedyrockduo Tenacious D an, dass es für Heavy Metal einen Song geschrieben hat. Wie Black gegenüber MTV sagte, muss das Studio allerdings noch sein Okay für den Film geben.

    Eine der Episoden soll von Mark Osbourne, dem Kung Fu Panda-Regisseur, gedreht werden. Da Black an dieser beteiligt ist, kann man davon ausgehen, dass der neue Tenacious D-Song für diese Sequenz geplant wurde. Und vielleicht taucht auch Blacks Bühnenpartner Kyle Gass in ihr auf...

    Außerdem plant Jack Black eine Musikkomödie mit JJ Abrams als Produzenten. Mehr möchte Black über das Projekt leider noch nicht verraten, aus Angst, dass es letzten Endes nicht verwirklicht wird und er dann verärgerte Reaktionen auf sich zieht.

    Samstag, 6. Juni 2009

    Cameron goes Heavy Metal

    Kevin Eastman versprach große Updates für David Finchers Remake des erwachsenenorientierten Animations-Episodenfilm Heavy Metal, und *tada*, los geht's damit!

    Wie Film School Rejects meldet, stößt niemand geringeres als James Cameron (Terminator, Aliens, Titanic, Avatar) dazu. Cameron wird gemeinsam mit Fincher als ausführender Produzent tätig sein und genauso wie Fincher, Gore Verbinski und Zach Snyder (300, Watchmen) bei einem Segment des Films Regie führen.
    Der bereits als weiterer Heavy Metal-Partner bestätigte Kung Fu Panda-Regisseur Mark Osbourne wird gemeinsam mit Jack Black ein Comedysegment gestalten, ob Black als Co-Autor fungiert, einer Figur die Stimme leiht oder (als Motion Capturing-Figur?) mitspielt ist bislang leider nicht bekannt.

    Außerdem werden drei weitere Regisseure an Heavy Metal mitarbeiten, allerdings finden dahingehend noch Verhandlungen statt. Unter anderem finden Besprechungen mit Rob Zombie statt.

    Samstag, 21. März 2009

    Weiterer "Year One"-Trailer

    Während die Macher von Year One in Berufung gehen, weil ihr Film ein "R"-Rating statt einer "PG-13"-Freigabe erhielt, gibt's hier einen neuen Trailer zu der von Harold Ramis gedrehten Urzeitkomödie mit Jack Black.



    So ganz überzeugt bin ich noch nicht, von Black, Cera und Ramis habe ich etwas peppigeres erwartet...

    Dienstag, 3. Februar 2009

    Kleiner Vorgeschmack auf "Year One": Jack Blacks Urzeitkomödie

    Harold Ramis (Autor von und Darsteller in Ghostbusters) ist zurück: Er schrieb und drehte die neue Jack-Black-Komödie Year One, in der er einen Jäger aus der Zeit Moses' spielt, der auf seiner komischen Odyssee unter anderem Kain und Abel und römischen Legionären begegnet. Sozusagen eine Art Leben des Brain, nur religiös nochmals weit unverfänglicher und ohne den britischen Humor.

    Während des Superbowls feierten zwei Clips im US-Fernsehen Premier, die einen Einblick in diese von Judd Apatow produzierte Komödie erlaubt:





    Year One startet in den US-Kinos am 19. Juni, Deutschland darf ab dem 27. August mit dieser Zeitreise in die biblische Vergangenheit rechnen.

    Samstag, 17. Januar 2009

    Jack Black macht vielleicht den "Electric Kool-Aid Acid Test"

    Gus Van Sant (Good Will Hunting, Elephant, Milk) gab gegenüber dem MTV Movies Blog seine Pläne für die Adaption des Buchs The Electric Kool-Aid Acid Test bekannt.

    Ursprünglich wollte er Heath Ledger als Hauptdarsteller casten, doch nach dessen Tod musste der Regisseur für sein nächstes Projekt umdenken. Nun habe er Jack Black ins Auge gefasst, der dem Stoff eine etwas humorvollere Route geben soll.

    Der von Tom Wolfe geschriebene The Electric Kool-Aid Acid Test ist, ähnlich wie manche Werke von Fear and Loathing in Las Vegas-Autor Hunter S. Thompson, der Versuch den Zeitgeist und das Lebensgefühl einer Drogengeneration zu beschreiben und eine Mischung aus übertriebenem Realismus und "neuem Journalismus", der Form von Journalismus, in der der Verfasser der Nachrichtenartikel verstärkt auf literarische Formen zurückgreift.

    The Electric Kool-Aid Acid Test verfolgt eine Gruppe von Hippies, die nicht nur einen Road Trip unternehmen, sondern auch an den "Acid Tests", frühen Untergrund-LSD-Partys, teilnehmen.

    Mit Black befürchte ich noch eine Drogenkomödie, doch er bewies ja schon, dass er unter dem richtigen Regisseur auch ernster spielen kann. Dann könnte es interessant werden, auch wenn Fear and Loathing in Las Vegas schwer zu übertreffen sein wird.

    Mittwoch, 1. Oktober 2008

    The Jack Black Identity

    Jack Black hat eine neue Komödie in der Mache: In seinem kommenden Film für Universal Pictures spielt er einen Amerikaner, der plötzlich mit Gedächtnisschwund an der Küste Kubas strandet. Schnell kommt er zum Entschluss, dass er demnach ein Superagent wie Jason Bourne sein muss.
    Selbstverständlich irrt er sich in dieser Einschätzung gewaltig, denn "wenn er sich als Superagent herrausstellen würde, dann wäre das hier nicht mehr eine Art "komödiantische Bourne Identität", sondern einfach nur Die Bourne Identität, und offensichtlich hat Universal diesen Film bereits gemacht. Mehrfach.", wie Autor Glenn Berger sagt, der den Film zusammen mit Jonathan Aibel schreiben wird (nachzulesen auf Hollywood Reporter.com).
    Das Duo verfasste auch das Skript zu DreamWorks bislang sympatischsten CG-Animationsfilm, Kung Fu Panda.

    Mittwoch, 24. September 2008

    Tropic Thunder

    Eigentlich ist dieser Film von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Hauptrolle in diesem auf den Kriegsmemoiren des Vietnam-Veteranen "Four Leaf" Tayback basierenden Actiondramas verkörpert Actionstar Tugg Speedman, dessen von unnötigen und hirnrissigen Fortsetzungen geschundenes Actionfranchise Scorcher langsam im Sumpf der Vergessenheit versinkt. Sein Versuch, mit der Rolle des geistig behinderten Simple Jack ins ernst zu nehmende Fach zu weckseln und nach dem Oscar zu greifen ging kläglich unter und wurde von Kritikern und Zuschauern als armselig abgestempelt.
    Eine weitere zentrale Rolle spielt der übergewichtige, launische und drogensüchtige Jeff Portnoy, dessen hirnlosen Komödien nur aus Furzwitzen und dem Fakt, dass er sämtliche Rollen verkörpert, bestehen. Dann wären da noch der sexistische Kommerzrapper Alpa Chino, der sein Gesicht für penetrante Energydrink- und Schokoriegel-Werbung hergibt, der nun seine schauspielerischen Ambitionen entdeckt und der frisch von der Schauspielerschule kommende Kevin Sandusky.

    Schlagzeilen im Vorfeld machte Tropic Thunder, als der aus Australien stammende, fünffache Oscar-Preisträger und Method-Actor Kirk Lazarus eine aufwändige Operation durchführen ließ, um nun die Rolle eines Afro-Amerikaners übernehmen zu können. Trotz seiner Beliebtheit bei der Acadamy gilt Lazarus als Exzentiker, der sich nichts befehlen lässt und all zu sehr in seinen Rollen aufgeht.
    Debütant Damien Cockburn, der bei dieser Produktion (immerhin der teuerste Kriegsfilm aller Zeiten) Regie führen soll, ist wirklich nicht zu beneiden. Ein wahrer Mordsjob. Guerilla-Filmtechniken sollen Abhilfe schaffen: Im echten Dschungel von Vietnam stapfen die Darsteller durch teils echte Gefahren. Das soll ihre Egos runterkühlen und dem Film einheitzen.

    Verwirrt?
    Also: Ben Stillers neuste Regiearbeit Tropic Thunder erzählt die Geschichte der Dreharbeiten zu einem fiktiven Film namens Tropic Thunder, der wiederum eine klassische Vietnam-Kriegstragödie erzählt, inklusive allem was nunmal dazu gehört, also auch allerlei Blut und herumfliegende Gedärme.

    Dieses Film-im-Film(-im-Film?)-Konstrukt ist sicherlich nicht die jüngste Erfindung der Filmgeschichte, aber bislang noch immer selten genutzt und deshalb weiterhin unverbraucht, frisch und erfrischend zugleich.
    Ein entscheidender Grund dafür ist sicherlich, dass solche auf Meta-Humor und Selbstreflexionen Hollywoods gemünzten Filme schwerlich mit dem Massenpublikum vereinbar sind. Zwar möchten die Kinozuschauer nicht dauernd für dumm verkauft werden, doch zugleich sträuben sich erschreckend viele solche Konzepte zu akzeptieren, geschweige denn zu verstehen. Ein Film über einen Film? Ein Film, der so tun will, als sei er eine Kinoerfahrung? Der Allgemeinheit passen solche Ideen nicht wirklich, gnadenlos floppten Produktionen wie Fahr zur Hölle, Hollywood; Last Action Hero oder Grindhouse, die allesamt auf unterschiedliche Weise die Meta-Ebene erklommen.

    Schuld daran sind jedoch auch die Filmemacher: Häufig verzetteln sie sich in ihrerm Konstrukt und der Humor bleibt auf der Strecke. Last Action Hero gehört noch zu den besseren Beispielen für diese Art von Filmen, und das will schon was heißen, bedenkt man die unglaublich nervige Hauptfigur (nein, nicht Arnold Schwarzenegger). Dennoch wurde er zu einem heimlichen Filmfan-Favoriten. Ganz zu schweigen von Grindhouse, der alles richtig machte, was man richtig machen konnte - sein Misserfolg ist allein darin begründet, dass er sich direkt an Filmfreaks und Genreliebhaber richtete. Eigentlich darf man bei diesem Film dann auch gar nicht mehr von Misserfolg sprechen, seine Zielgruppe hat er ja erreicht.

    Dieses Jahr tritt also Ben Stiller auf den Plan, dem Massenpublikum den Metahumor nahe zu bringen.
    Das Konstrukt von Tropic Thunder bietet sich schonmal für allerlei Spaß an: Die Kriegsfilmparodie mit schamlos überzogenen Blutlachen, Waffen mit unendlich viel Schuss Munition und tragischen Helden, die von einem ganzen Batallion niedergestreckt werden, aber noch immer genug Kraft für bewegende letzte Worte haben.
    Die verrückte Hirn-aus-Komödie, die im charmanten Ben-Stiller-Stil trottelige Charaktere zeigt, die mit ihrem Tunnelblick schlimmen Situationen gegenübertreten und den Umständen einfach nicht Herr werden, wo der Wahnsinn eskaliert, vermeidet aber peinliche Fremdschäm-Momente.
    Und nicht zu letzt die abgedrehte Hollywood-Satire, die selbstverliebten und sich überschätzenden Schauspielern, dem geldgeilen Studisystem und abgenutzten Filmkonzepten einen Spiegel vorhält. Das ganze noch mit zahlreichen Gastauftritten garniert, die sich um die bunt gemischte Hauptdarstellerriege reiht, und wir haben einen kleinen Streifzug durch die Welt des Humors zusammengestellt.
    Liebhaber der subtilen Komödien oder in der Realität verwurzelten Filmen, die mit feingeistigem Witz im Detail ein Schmunzeln auf die Gesichter zaubern werden hier trotzdem keinesfalls zufrieden gestellt, doch Freunde der lauten und schrägen humoristischen Gangarten werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

    Dass der derbe und grenzenlose, aber nie beleidigend werdende, Spaßmarathon in Tropic Thunder nahezu reibungslos abläuft, ist vor allem der Darstellerriege zu verdanken, die völlig in ihren Rollen aufgeht, allen vorran Robert Downey, jr. als überengagierter und möglicherweise dadurch schon psychisch verwirrter Über-Schauspieler Kirk Lazarus. Allein schon die Idee, ihn einen australischen Schauspieler spielen zu lassen, der einen afro-amerikanischen Soldaten aus dem Klischee-Einmaleins verkörpert und sich dabei all zu sehr in sein Dasein als Schwarzer hineinsteigert und es auch außerhalb des Drehs nicht mehr ablegt ist großartig - doch sie wäre lediglich ein guter Gedanke, würde Downey nicht mit Leib und Seele in dieser Rolle und mehr noch in deren Rolle aufgehen. Man kauft ihm den ehrgeizigen und verschrobenen, überaus talentierten Schauspieler ab, verliert dies jedoch schnell aus dem Blick und sieht wahrlich einen afro-amerikanischen Charakterdarsteller vor sich, der sich seinen Kollegen gegenüber zu sehr mit seinem Ghetto-Gerede und dem "schwarzen Tonfall" aufspielt.
    Was auf dem Papier (oder dem Bildschirm) vielleicht noch leicht verworren klingt, ist auf der Leinwand einfach nur noch zum wegschmeißen. Dem Spiel mit den verschiedenen Identitäten, die Downey jr. (oder doch nur Downeys Rolle?) hier so leidenschaftlich annimmt, kann man einfach nicht wiederstehen. Die köstlichen Reaktionen seiner Umwelt runden das ganze perfekt ab.

    Natürlich ist dies aber auch ein gefundenes Fressen für Synchro-Hasser - schließlich könne man Downey jr.s Rolle unmöglich adäquat umsetzen. Der "schwarze Dialekt" und das Ghettoenglisch funktionieren auf Deutsch nicht so wie im Original, da es diese Klischees hier nicht so gibt.
    Was die Synchrogegner aber unterschätzen ist das schauspielerische Talent der deutschen Sprecherelite, der auch Charles Rettinghaus (Downeys Stammsprecher) angehört. So viele stempeln im DVD-Zeitalter Synchronisationen als hölzern ab und tun ihnen somit unrecht: Was von alleine nicht funktioniert, muss die deutsche Synchro halt durch Mühe wieder wett machen. Und tatsächlich hört man auch auf Deutsch die Unterschiede zwischen dem "schwarzen" und dem "echten" Kirk Lazarus heraus.
    Um die assoziativen Defizite auszugleichen, nahm man sich die bestmöglichen Alternativen zur Brust. Andere Komödien ersetzen übertriebene US-Dialekte durch deutsche Dialekte, wie etwa hessisch oder bayrisch, was hier natürlich nicht gepasst hätte, also ersetzte man das "Böser-schwarzer-Mann-aus-dem-Ghetto"-Vokabular durch deutsche Straßensprache. Das Prolldeutsch bleibt dabei glücklicherweise in einem erträglichen Rahmen, da es allzuschnell deplatziert wirken könnte. Schließlich spielt Downey einen Australier, der einen schwarzen US-Soldaten im Vietnamkrieg verkörpert, und nicht etwa einen Australier mit turko-deutschen Wurzeln und einem starken Sonnenbrand.

    So, wie man das Prolldeutsch aber einsetzte, machte die Synchronregie das Beste aus der zugegebenermaßen vertrackten Situation. Natürlich ist der deutsche Ton hier nicht ganz so pointiert und geschliffen, da der Film nicht für diese sprachlichen Ausschweifungen von Downeys Rolle geschrieben und geschnitten wurde, aber es bleibt dennoch viel Humor erhalten.
    Den Tonfall, die Betonung und die Stimmfärbung von Rettinghaus in seinen "schwarzen" Momenten ist dagegen rundum gelungen - hilfreich für die Rolle ist dabei auch, dass Rettinghaus schon mehrere afro-amerikanische Rollen sprach (darunter Deacon aus King of Queens), was zwischenzeitlich die Illusion aufbaut, dass er hier erneut einen schwarzen Darsteller spricht.

    Es ist aber nicht nur Downey jr., der hier Lob verdient. Auch Ben Stiller geht in seiner Rolle auf und vereint das liebenswürdig trottelige seiner populärsten Rollen mit dem eines abgebrühten Actionfilmdarstellers, so dass man ihm beide Facetten seiner Rolle abkauft.
    Die Gast- und Nebendarsteller passen sich diesem Niveau nahtlos an, darunter Nick Nolte als kaputter Vietnam-Veteran [Spoiler]und auch der heimliche Star des Films: Tom Cruise, der als fetter, überaus behaarter, glatzköpfiger und wild fluchender, geldgieriger und sich sehr seltsam benehmender Studioboss nicht nur eine Rundumklatsche an Hollywood-Mogule wie Joel Silver und Harvey und Bob Weinstein oder die heimliche Vorlage der Rolle, Ben Stillers Stammproduzent Stuart Cornfeld, verteilt, sondern auch noch stellenweise sich selbst und sein überdrehtes Auftreten in den Medien auf die Schippe nimmt. Wohl mit Abstand seine beste Rolle seit seinem jüngsten Popularitätsabsturz. [/Spoiler]

    Leider bleibt ausgerechnet der von mir so geschätzte Jack Black ziemlich farblos, jedoch bot seine Figur auch nicht sonderlich viel Potential. Schade ist auch, dass sich zwischen all den herrlichen Wortwitz- und Slapstickmomenten, den genialen Parodien und den pointierten Seitenhieben auch ein paar lahme Parodien eingschlichen haben. Manchmal begnügt sich Tropic Thunder dann doch mit der naheliegendsten Nachahmung einer Szene oder eines Klischees, ohne viel hinzu zu fügen. Der Witz bleibt zwar auch in solchen Szenen weit über dem Niveau solcher Filme wie Date Movie, doch im Vergleich zum restlichen Film fallen sie dann doch zu sehr ab. Vor allem kurz vor dem großen, rasanten und auch lauten Finale gönnt sich Tropic Thunder eine kurze Verschnaufpause, in der die Brüller durch Schmunzler ersetzt werden und auch die Trefferquote was nachlässt.

    Allerdings sind das im Grunde genommen nur Kleinigkeiten, langweilig wird Tropic Thunder niemals, und obwohl auf manchen Gags lange herumgeritten wird, so bekommt man nie genug von ihnen. Stiller, der am Drehbuch beteiligt war und Regie führte, findet stets den richtigen Zeitpunkt um die Schraube weiterzudrehen. Das und die Detailverliebtheit lassen den Zuschauer letztlich noch nach mehr schreien.
    Eine Fortsetzung wird es wohl kaum geben, doch das virale Marketing zum Film komplett mit Fake-Webseiten und einer Mockumentary, die sich als Making of des fiktiven Tropic Thunder ausgibt. Material für die DVD wird also zu Genüge vorhanden sein.

    Nach dem langweiligen und bemühten Nachts im Museum ist Tropic Thunder die umso glorreiche Wiedergutmachung Stillers. Weiter so.

    Siehe auch:

    Dienstag, 12. August 2008

    Kaltstart - Nummer Zwei

    Weiter geht's mit meiner Hitliste der besten Cold Open-Sequenzen der Kinogeschichte. Wobei das rein subjektiv zu betrachten ist - jeder wird wohl andere Favoriten haben. Aber ich erhebe ja auch gar keinen Anspruch auf absolute Rechthaberei. Zumindest jetzt nicht.

    Wie dem auch sei, weiter geht es mit meinen liebsten Beispielen für diesen kleinen Kunstgriff. Die folgenden Platzierungen sind süß, saucool, episch oder einfach nur... unschlagbar. Viel Spaß!

    Platz 5: Vergiss mein nicht! (Michel Gondry)

    Alle Jahre wieder bricht Jim Carrey aus seiner Gummigesicht-Komödienschiene aus und landet einen charmanten, warmherzigen und dennoch kurzweiligen Volltreffer, bei dem er sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen darf. Die Truman Show etwa ist mittlerweile ein moderner Klassiker und bringt im TV auch bei der x-ten Wiederholung noch gute Quoten.
    Noch um einiges besser als dieser Erfolg, allerdings weniger massentauglich, ist die verquere und exzentrische Liebes-Tragikomödie Vergiss mein nicht! (im Original auf verschrobenere und somit passendere Weise Eternal Sunshine of the Spotless Mind getauft) von Regisseur Michel Gondry. Ein Blick auf den Drehbuch-Credit sagt vieles über den Film aus: Denn das Skript zum Film stammt von niemand geringerem als Charlie Kaufmann, den Drehbuchexzentriker Hollywoods, der so manchem im Publikum schon bei Being John Malkovic derbe Kopfschmerzen bereitet haben sollte.
    Kaufmann tendiert zu surrealem Humor, der eine intelektuell und emotional anspruchsvolle Geschichte garniert. Und seine wohl emotionalste Arbeit hat er hier abgeliefert.
    Jim Carreys Charakter möchte sich dank einer neuen Behandlungsmethode die Erinnerungen an seine Exfreundin auslöschen lassen. Dieses Konzept lässt nicht nur auf orginelle Weise das so abgenutzte Thema (unglücklicher?) Liebe behandeln, sondern ist auch eine Steilvorlage für jede Menge verrückter Szenen, die sich im Kopf Carreys Figur abspielen.
    Zu Beginn des Films gibt es allerdings einen ausführlichen Prolog, der zeigt wie sich die ehemaligen Geliebten kennenlernen. Das Opening ist von einem bedächtlichen Tempo geprägt, zärtlich in der Charakterzeichnung und lebt von den hervorragenden Leistungen Carreys und seiner Leinwandpartnerin Kate Winslet.
    Diese fantastische Sequenz packt den - gewillten - Zuschauer sofort und gewinnt im Laufe des Films zusätzlich an Bedeutung, verdeutlicht später ganz klar, warum dieses Cold Open so ausgedehnt ist. Und das macht die Eröffnungssequenz nochmal um einiges cleverer. Großartiger Film, tolle Eröffnung und sehr kluger Rückgriff auf die Cold Open-Technik. Und dies ist bei weitem nicht die einzige clever genutzte Filmtechnik in diesem Film. Einfach super.

    Platz 4: Tenacious D - The Pick of Destiny (Liam Lynch)

    Jack Black ist den meisten als Komödiendarsteller bekannt, doch was in Deutschland nur recht wenige wissen ist, dass Black auch Mitglied der Zwei-Mann-Band Tenacious D ist. Tenacious D spielt humorgetränkten Rock und ist auch, laut eigener Aussage, die Band hinter dem besten Song der Welt. An den sie sich leider nicht mehr wirklich erinnern kann, weshalb sie seither lediglich einen Tribut-Song an dieses Lied spielen.
    Tenacious D - The Pick of Destiny erzählt die Entstehungsgeschichte dieser unschlagbaren Band und geht direkt zu Beginn in die vollen. Der junge "JB" rebelliert in seiner wohlhabenen und religiösen Familie mit seinem Rock, was bei seinem Vater, Meat Loaf, nur auf wenig Gegenliebe stößt. Geschlagen und mit zahlreichen Arresten bestraft betet JB zu Dio auf, der von seinem Thron herabsteigt und "JB" verrät, dass er in Hollywood seine Träume erfüllen wird.
    Diese mit Gastauftritten gespickte Szene wird von einem genial geschriebenen Song unterlegt, der nicht nur rockt, sondern sich auch als ideales Eröffnungslied für einen Muscialfilm entpuppt und dann gekonnt in die herrlich überzogene Titelsequenz mündet.
    Die gesamte Introsequenz ist perfekt getimt, witzig und hat ein episches Feeling an sich - ein Film, der so beginnt kann doch gar nichts mehr falsch machen, oder?
    Leider doch, denn nach dem Cold Open leidet der Film an ein paar Stellen unter Tempo-Problemen und fällt deshalb zwischen manchen Songsequenzen ein wenig ab. Der Film ist gut, aber das Opening ist genial.

    Platz 3: Dinosaurier (Eric Leighton & Ralph Zondag)

    Da wir gerade schon von Filmen sprechen, denen es nicht gelingt, die gesetzten Erwartungen zu erfüllen: Disneys 2000 veröffentlichter Animationsfilm Dinosaurier sollte ein Meilenstein der Filmgeschichte werden, ein gigantischer kritischer und finanzieller Erfolg für die Walt Disney Company. Wegweisend für eine neue Ära.
    Tja, daraus wurde wohl nichts. Der Film bekam vorwiegend mittelmäßige bis gute Kritiken und brachten an den Kinokassen zwar auch eine nicht zu verachtende Menge Geld ein, doch von der erwarteten Sensation war nichts mehr zu spüren. Vor allem aber zeigte sich, dass Dinosaurier etwas abgeht, was viele andere große Disneyfilme vorzeigen können: Eine lange Halbwertszeit. Dinosaurier war schnell aus dem Bewusstsein der Kinogänger verschwunden und unter Disney-Fans wurde er auch nur eher mäßig angenommen. Der Film war einfach nur... da. Manche fanden ihn was besser, andere was schlechter, aber irgendwie schien ihn niemand wichtig genug zu nehmen um seine Meinung mittels großer Diskussionen vor den anderen zu verteidigen. Natürlich gab es auch bei diesem Film Fans und diejenigen, die ihn geradezu hassen, aber irgendwie scheinen mir diese Parteien hier sehr rar gesät zu sein. Dinosaurier - ein Film, so gleichgültig anzusehen wie ein umgefallener Sack Reis in China?
    Nein. Denn das Intro gehört zu den besten Szenen, die es in Disneys Animationsgeschichte zu sehen gibt. Jedenfalls meiner Meinung nach. Zwar wird der Titel recht früh eingeblendet, doch die gesamte Szene drumherum ist in meinen Augen ein Cold Open - der eigentliche Film beginnt erst später. Einige von euch werden nun sagen, dies sei geschummelt... Aber hey, es ist doch nur eine dumme kleine Liste. Da kann man mal ein Auge zudrücken. Ohne Zugeständnisse würde dieser arme Film doch nie in eine Hitliste kommen...

    Dinosaurier beginnt ohne Dialog, nur mit einer kurzen Einleitung einer Off-Sprecherin. Eine Dinosauriermutter und ihr Nest segnen das zeitliche - bis auf ein einzelnes Ei, dass aus dem Nest in einen Fluss rollt, diesen eine Zeit lang entlanggetrieben wird, und dann von einem Flugsaurier geschnappt wird. Fantastische Landschaftsaufnahmen und ein Gänsehaut erzeugender Score von James Newton Howard machen das kamera- und tricktechnische Spektakel zu einer emotionalen Reise, die unter die Haut geht. Der Flugsaurier lässt das Ei fallen, es landet in der Kamera, das Bild wird schwarz. Erst jetzt beginnt der eigentliche Film. Noch eindrucksvoller wäre diese Szene nur, wenn sie ein echtes Cold Open wäre... Aber zurück zum Film, wie er letzten Endes geworden ist...

    Der Zuschauer erwartet, dass es ähnlich beeindruckend weitergeht. Doch das mit Abstand beste des Films ist nun vorbei. Und der treue Kinogänger und Videokäufer kannte diese Szene sogar schon - sie wurde nämlich als Trailer für den Film verwendet, und trieb die Erwartungen enorm in die Höhe.
    Es war übrigens der damalige Disney-Präsident Michael Eisner, der vorschlug, aus dem dialogrei geplanten Film einen Streifen über sprechende Dinosaurier zu machen. Bezeichnenderweise ist die beste Sequenz des Films die einzige, die dem ursprünglichen Konzept treu blieb. Wer weiß - vielleicht wäre der restliche Film stark genug, sich mit seinem Anfang messen zu lassen, hätte man nur den Mut gehabt Eisner zu ignorieren.


    Platz 2: Der König der Löwen (Rob Minkoff & Roger Allers)

    Was kann man über das Intro von Der König der Löwen schreiben, was nicht bereits niedergeschrieben oder gesagt wurde? Ein großartiger Song, fantastische Bilder, herrausragende Animation, ein Filmerlebnis, das seines gleichen sucht.
    Der König der Löwen eröffnet mit einer so komplex inszenierten, gefühlvollen und atemberaubenden Sequenz, dass man eigentlich kaum glauben könnte, dass der restliche Film dieser auch als Teaser verwendeten Szene das Wasser reichen könnte. Doch weit gefehlt.
    Kein Wunder, dass der Film zum Klassiker wurde und jede Menge Leute in die Kinos zog.
    Weitere Worte muss man da doch nicht mehr verlieren, oder?

    Und meine liebste Cold Open-Sequenz ist der Beginn von...









    Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt (Gore Verbinski)


    (Achtung, von nun an herrscht Spoileralarm für die komplette Trilogie!)

    Ach, Leute, kommt... Als wenn ihr es nicht gewusst hättet. Ich will jetzt keine Klagen hören, weil das hier offensichtlich ist. Natürlich ist es offensichtlich, und wer daran gezweifelt hat, der liest in diesem Blog noch nicht lange genug mit.
    Sicherlich hätte ich der Spannung wegen mir irgendeine andere Nummer Eins suchen können, doch was hätte das schon für einen Sinn? Auf Platz 1 gehört nunmal das beste Cold Open, das mir bislang unter die Augen gekommen ist. Und nichts, aber auch wirklich nichts, reicht an die Introsequenz von Am Ende der Welt heran. Sie ist mit gewaltigem Abstand die beste Eröffnungssequenz dieser Trilogie und generell eine meiner absoluten Lieblingsfilmszenen.

    Das Intro von Am Ende der Welt profitiert natürlich ein wenig davon, dass es das Intro einer Fortsetzung ist.
    Nachdem die zwei Vorläufer mit einem entscheidenden moment in der Liebesbeziehung zwischen Will und Elizabeth begannen, lag natürlich die Vermutung nahe, dass auch Am Ende der Welt so beginnen wird. So wäre es möglich, dass gleich zu Beginn von Am Ende der Welt das Liebespaar getrennte Wege geht, da Will Elizabeths Handeln missbilligt.
    Doch auch andere mögliche Sequenzen waren Teil der zahlreichen Spekulationen. Der Verbleib Jack Sparrows war zum Beispiel vor dem Kinostart des Films von großem Interesse, und ein pompöser Auftritt Jacks direkt zu Beginn des Abenteuers schien vielen Fans die optimale Lösung zu sein - wann sonst hätte Disney die Gelegenheit einen Film damit beginnen zu lassen, wie sich der Held aus einer gigantischen Krake herausschneidet?
    Andere vermuteten, dass der Film direkt am Ende des zweiten Teils anknüpft und die Rückkehr Barbossas aus dem Reich der Toten erläutert.
    Jedenfalls waren sich die zahlreichen Pirates-Fans sicher, dass der heiß ersehnte dritte Film der Reihe mit einer Gruppe uns bekannter Figuren beginnen wird und ein wenig Licht ins Dunkeln bringt, das der zweite Film hinterließ.

    Doch es kam ganz anders, als es sich die spoilerfreien Fans hätten erträumen können. Eine völlig unerwartete, aber dennoch großartige Szene sollte den abschließenden Part der Piratentrilogie eröffnen. Ein weiteres Mal sollte einer der Pirates of the Caribbean-Filme Neuland für die Walt Disney Studios betreten, und erneut sollten die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio beweisen, dass sie sich an keinerlei Blockbuster-Konventionen halten müssen. Und Regisseur Gore Verbinski sollte erneut beweisen, dass er ein wahrer Virtuose darin ist, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und verschiedenste Stile zu einem koärenten Gesamtwerk vereinen kann.

    Statt den Zuschauer wie zu Beginn von Fluch der Karibik in eine gruselige Piratenabenteuer-Stimmung zu versetzen oder wie zu Beginn des zweiten Teils mit expressionistischen Bildern einer gescheiterten Hochzeit zu begrüßen und so still Exposition zu geben, zog man bei Am Ende der Welt alle Register der Kunst und eröffnete das riesige Action-Abenteuer höchst dramatisch. Und vor allem auch unerwartet leise.

    Leise, doch zugleich bedrohlich ertönen militärische Trommeln, und eine Galgenschlinge hängt einem Damoklesschwert gleich herab. Der Betrachter vernimmt, wie sich die Flagge der East India Trading Company gewaltvoll im ungleichen Wind wiegt. Die Flagge der eigentlichen Macht über Port Royal, den Schauplatz dieser Sequenz, wird nahezu völlig überdeckt.
    Unterbewusst wird bereits deutlich, was seit dem Ende des letzten Piratenabenteuers geschehen ist: Der machtbesessene Lord Cutler Beckett hat nun die volle Gewalt erlangt.
    Wäre dies nicht bereits genug, um Unbehagen auszulösen, ertönt im Hintergrund ein bedrohliches Läuten - eine Totenglocke kommt in den Sinn.

    Verdreckte Menschen jeden Alters und jedes Geschlechts werden in Ketten zum Galgen geführt, während ein junger, uniformierter Mann den im Fort Anwesenden die Erlasse Becketts vorliest. Auf Becketts Verlangen hin wurden zahlreiche Gesetze und Rechte außer Kraft gesetzt, die Höchststrafe für zahlreiche Vergehen ist nun die Exekution durch den Tod am Strick.
    Verurteilte jeder Herkunft werden in Folge dessen zu den Massenexekutionen gebracht. Frauen mit verweinten und vor Angst verzerrten Gesichtern blicken ihren letzten Momenten entgegen, während Angestellte der East India Trading Company die zahlreichen Leichen der Exekutierten auf Karren werfen und der Henker wort- und emotionslos eine Exekution nach der anderen durchführt.

    Die Szene ist beunruhigend, Port Royal wirkt kalt und trotz der zahlreichen Gefangenen gottverlassen. Nicht nur schockieren die Erlasse Becketts den Zuschauer, sondern auch der Umstand, dass mit dieser Sequenz ein vermeintlich lockerer Unterhaltungsfilm der Disney Studios beginnt. Dank der Kameraführung und dem exzellenten Spiel dieser Randdarsteller und Statisten wirkt die Sequenz hart und beklemmend, ohne dass die Gewalt grafisch und voyeuristisch in den Fokus rückt.
    Die Folgen der Unmenschlichkeit der herrschsüchtigen East India Trading Company unter der Leitung des größenwahnsinnigen Lord Cutler Beckett erinnert an Bilder aus Kriegsdramen und -dokumentationen. Die Rollenverteilung im Pirates of the Caribbean-Universum wird den Zuschauern somit endgültig, eindrucksvoll und beklemmend vor Augen geführt: Es sind nicht die Freibeuter, von denen man am meisten zu befürchten hat.

    Nachdem der anonyme uniformierte auch die letzten Dekrete Becketts vorlas, betritt eine weitere Gruppe Gefangener die Empore, auf der sich die Galgen befinden. Kalter Nebel weht durch das Fort und ein kleiner, völlig verschmutzter Junge tritt seinen letzten Gang an. Mit von Furcht gekennzeichneter Miene blickt er zu seinem Galgen herauf und wendet eine mystisch summende, silberne Münze in seiner Hand.
    Der Junge fängt an verängstigt und leise ein Lied zu singen. Nach wenigen Worten hebt er seine Stimme leicht an und singt etwas kräftiger und lauter. Völlig unbeirrt geht der Henker weiter seinem Tagewerk nach und rückt den Strick der Verurteilten zurecht, so dass sie gleich, wenn der Henker die Klappe per Hebelwirkung öffnet, sofort sterben werden. Einer der Verurteilten stimmt nun sanft in das Lied mit ein. Sein Gesang wird bald darauf durch die Stimmen der weiteren Gefangenen im Fort erstärkt. Ein erschütternder Todesgesang erfüllt schließlich Port Royal. Es ist ein trauriges, aber auch erhabenes Lied, das vom Piratentum handelt, seine Freiheit und Unsterblichkeit besingt.
    Der unerschütterliche Gesang der Todgeweihten lässt die Wachen im Fort zurückzucken, beunruhigt eilt ein perplex blickender Admiral zu Lord Beckett und berichtet davon, dass die Gefangenen singen.

    Wäre man als Kinozuschauer in diesem Augenblick nicht so sehr gepackt, ergriffen und gleichermaßen erschüttert würde er eine Disney-typische Revolutionsszene erwarten, in der alle Gefangenen ihre Kräfte gegen den scheinbar übermächtigen Gegner vereinen. Jedoch läge er falsch, hätte er sich die Muße genommen diese Vermutung aufzustellen.
    Denn Beckett zeigt sich als einziger im Fort völlig unbeirrt und bemerkt sogar mit unterschwellig triumphierenden Tonfall, dass es auch Zeit wurde.
    Die Verurteilten am Galgen singen den Refrain des Liedes zu Ende, als der Henker den Hebel zieht und somit sieben weitere Personen tötet. Die Münze des kleinen Jungen fällt in Zeitlupe in Richtung der Kamera, als Pirates of the Caribbean eingeblendet wird und die Münze erneut mystisch erklingt. Nach einem Positionswechsel der Kamera erscheint auch der Untertitel des Films auf der Leinwand und das Echo der Münze verstummt...

    An dieser Sequenz stimmt einfach alles, nichts ist verbesserungswürdig. Alle Elemente dieser Szene sind einzeln betrachtet grandios, doch im Zusammenspiel sind sie nochmals besser.
    Zudem ist sie ein hervorragendes Beispiel dafür, wann sich der Kunstgriff eines Cold Open rentiert.

    Kein anderer Pirates-Film begann mit einem derartigen Intro. Nun aber wird der Zuschauer perplex und ahnungslos ins Fort geworfen um Zeuge der Exekutionen zu werden. Diese atmosphärische und für einen Blockbuster (geschweige denn für einen Disney-Film) mutige Szene wird von keinerlei Titeln gestört. Erst nach ihr kommt der Titel des Films ins Bild - und so trennt er die vorhin gezeigte grausame Welt unter Becketts Herrschaft mit der exotischeren und abenteuerlicheren, aber ebenfalls nicht ungefährliche Welt der Piraten...

    Diese Szene würde sicher auch funktionieren, wenn der Titel vor ihr platziert worden wäre, aber der Augenblick mit der fallenden Münze würde nicht mehr funktionieren, da sie so nur ein seltsamer Zwischenschnitt wäre. Doch ohne diese Szene wären Beckett und die Singapur-Sequenz nicht mehr getrennt. Außerdem hätten die Zuschauer keine Zeit die Eindrücke des bisher Gesehenen auf sich wirken zu lassen.
    Somit würde das hervorragende Intro an Wirkung verlieren.

    Doch so, wie die Sequenz ist, kann ihr nichts das Wasser reichen. Sie erzeugt bei mir jedesmal Gänsehaut, und als ich sie damals zum ersten Mal sah, stand mir der Mund weit offen. Ich war völlig überrumpelt von der Genialität dieser Szene und verliebte mich auf Anhieb in dieses Intro, den Song und den gesamten Film. Und das, noch bevor der Titel eingeblendet wurde.

    Ich saß im Kino in Erwartung einer guten Fortsetzung, hatte verschiedene Spekulationen über den Beginn des Films, und erhielt diese Sequenz. Besser hätte Am Ende der Welt nicht beginnen können. Allein schon der Mut, gänzlich ohne die Hauptfiguren in das Abenteuer zu starten hat sich ausgezahlt, doch eine so herrausragende Szene hätte ich wirklich nie vermutet.



    Und somit möchte ich diese kleine Hitliste abschließen...

    Euer,
    Sir Donnerbold