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Samstag, 19. Januar 2013

Waltmenschen: Jack Kinney


An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten
Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.


Jack Kinney (links) und Cliff Edwards posieren für ein Dumbo-Produktionsfoto

Im Rahmen von "Im Schatten der Maus" wurde ja bereits erwähnt, dass Goofy mehrere geistige Väter hat. Neben Studioboss Walt Disney, Originalstimme und Inspiration Pinto Colvig und dem seinen Charakter analysierenden Animator Art Babbitt wären da der Zeichner John Sibley, der den späteren, schnelleren Goofy-Humor vorführte und perfektionierte, sowie niemand geringeres als der Regisseur Jack Kinney, ohne den Disneys schlappohriger Tollpatsch nie zu seinen prototypischen Cartoons gekommen wäre.

Jack Kinney wurde am 29. März 1909 geboren und lernte auf der High School seinen besten Freund und langjährigen Mitarbeiter Roy Williams kennen. Die beiden an der Zeichenkunst interessierten Footballspieler heuerten in den frühen 30er-Jahren bei den Walt Disney Studios an (Kinney begann seine Arbeit offiziell am 9. Februar 1931), wo Kinney zunächst zu den wenigen Männern zählte, die im "Ink & Paint"-Departement des Studios tätig waren. Kinney gab dort unter anderem Mickys erstem Farbcartoon The Band Concert seine Form, ehe er in die Storyabteilung aufsteigen durfte und als leitender Storykünstler für diverse Micky- und Pluto-Filme verantwortlich war. Darunter befanden sich The Brave Little Tailor, Walts großer Hoffnungsträger für den Start eines Micky-Comebacks, sowie Mickey's Trailer, einer der vielen gemeinsamenAuftritte vom braven Mäuserich, dem Hunde-Tollpatsch und dem zornigen Unglückserpel.

Kinney und Williams wurden in den Disney-Studios rasch bekannt wie ein bunter Hund. Der große, auffällige und nicht gerade stille Ire Kinney gab allein schon optisch neben dem schon früh seine Haare verlierenden, untersetzten und ein wachsendes Bäuchlein vor sich herschiebenden Williams einen ulkigen Anblick ab, was dem Duo selbst stets bewusst war. Als wären sie nie der Pubertät entwachsen, fuhren sie nahezu immer gemeinsam in Williams' Ford Roadster zu den Studiotoren vor und kündigten ihre Ankunft mit frechen Spitznamen füreinander an. An ihrem Arbeitsplatz rangelten sie regelmäßig, was häufig genug dazu führte, dass Storyboardtafeln und Wasserspender zu Bruch gingen.

Großen Respekt bei ihren Kollegen ernteten die zwei wilden Buben, als sie den unter den Angestellten verhassten Studiomanager George Drake während eines besonders hitzigen Exemplars seiner gefürchteten Tobsuchtsanfälle packten, emporhoben, in aller Seelenruhe und kommentarlos aus dem Studio trugen und mitten auf der Hyperion Avenue absetzten. Zwar bekamen sie dafür einen Anschiss von oben, aber die Standing Ovations ihrer Kollegen sollen es angeblich wert gewesen sein.

Das freimütige und unbändige Naturell Kinneys spiegelte sich auch in seiner Arbeitshaltung und dem Humor seiner Kurzfilme wider. Als Hitzkopf Art Babbitt, aufgrund des großen Studiostreiks vorläufig nicht zur Verfügung stand, sprang Jack Kinney ein und schuf als Regisseur ein Goofy-Segment für den Mischfilm The Reluctant Dragon. Dieses fungierte als Geburtsstunde für die How to ...-Reihe und somit als Wendepunkt zwischen Babbits und Kinneys Goofy. Die Reihe steigerte sich nach dem dezent mit Ironie und noch besonnenem, Disney-typischen Slapstick arbeitenden Einstieg How to Ride a Horse konsequent in immer mehr Irrsinn hinein, die dem „erdigeren“ Goofy Babbits weniger und weniger entsprach. Wenn nicht mit How to Play Baseball, dann stellten die Goofy-Cartoons spätestens mit Hockey Homicide reinen Ausdruck von Kinneys anarchischem, hyperrasanten und überaus körperlichem Chaoshumor dar.

Es war auch Jack Kinney, und nicht Donalds Stammregisseur Jack King, der den Oscar-Gewinner DerFuehrer's Face inszenierte und somit Donalds Albtraum, im Naziland zu leben, mit seinem denkwürdigen, keinerlei Grenzen kennenden Irrsinn ausstattete.

Die feistere Seite von Kinneys Humor zeigt sich am besten in dieser Karikatur der "sieben Gesichter Walt Disneys"

Die Rasanz Kinneys zeigte sich auch gegen Ende seiner Disney-Karriere im Kurzfilmsektor, etwa in dem eskalierenden Limited-Animation-Cartoon Pigs Is Pigs von 1954 oder in den von ihm geschriebenen Donald-Kurzfilmen How to Have an Accident in the Home und How to Have an Accident at Work. Kinney war allerdings nicht völlig auf Chaosslapstick-Cartoons festgelegt und war als Sequenzregisseur an den Meisterwerken Pinocchio, Saludos Amigos, Drei Caballeros, Make Mine Music, Fröhlich frei, Spaß dabei, Musik, Tanz und Rhythmus sowie Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte beteiligt. Kinneys nunmehr wohl umstrittenste Leistung während seiner Disney-Laufbahn ist unterdessen die Leitung der Krähen-Sequenzen in Dumbo, welche von vereinzelten Filmhistorikern des Rassismus angeklagt wird.

Die Krähen waren bereits Part von Joe Grants und Dick Huemers ursprünglichem, 102 Seiten starken Storytreatment, worin jedoch für deren Szenen kein Song vorgesehen war. Während des Storyboard-Prozesses empfand es Kinney als naheliegend, den Kern der Szene mit einem Lied zu vermitteln, was zunächst einiges Hin und Her zwischen den verschiedenen Studioabteilungen verursachte und dazu führte, dass die betroffenen Sequenzen zu den letzten zählten, die fertig gestellt wurden. Als der Song feststand, so erinnert sich jedenfalls Disney-Legende Ward Kimball, schlug Kinney vor, für die Aufnahme neben des (afro-amerikanischen) Hall Johnson Choirs auch Jiminy-Cricket-Sprecher Cliff Edwards zu besetzen.

Grund dafür war ein Liveact, den Edwards zusammen mit Komiker Lou Clayton 1922 aufführte und der sehr positive Kritiken erhielt, weil Edwards im (sonst so unsensiblen) Blackface eine akkurate, unüberspitzte Imitation schwarzen Slangs zum Besten gab. Gemeinsam mit Edwards Erfahrung hinter den Disney-Mikros und seiner Fähigkeit, zahlreiche Instrumente nachzuahmen, habe dies ihn für die Rolle eine der Krähen qualifiziert und seine lebendige Performance soll es gewesen sein, die seine Krähe zum Anführer der Bande herauskristallisierte. Die der Besetzung Edwards und der Umsetzung der Szene zuweilen unterstellte Diffamierung von Afro-Amerikanern war demnach niemals Intention Kinneys und des restlichen Studios.

Gemäß Ward Kimball war Kinney generell ein sehr intuitiv arbeitender Regisseur, der sich, so weit es ihm möglich war, seine Zeichner aussuchte und solche Verrückten wie nunmal Kimball oder den genügsamen, zeichnerisch stets die Pointe auf den Kopf treffenden John Sibley um sich scherte. Kinney habe vorab genau gewusst, was er wollte, und aus dem Bauch heraus entschieden, wie dies erreicht werden kann und wo er den Animatoren freie Hand lassen kann. Oft habe er ihnen sogar völlig freies Geleit gegeben und dann die Stapel Zeichnungen genommen, um selbst das Timing zurecht zu rücken oder aus mehreren Alternativen die endgültige Fassung zusammenzusetzen. Dies habe ihn zum Gegenstück von Regisseuren wie Wilfred Jackson gemacht, welcher seine Aufgabe wie eine Wissenschaft betrachtete und Studien anfertigte, um die Szenen bis ins Detail zu analysieren.

1954 bis 1957 kam Kinney dann die mehr Disziplin und Feinarbeit verlangende Aufgabe zuteil, die Übergänge zwischen neuer und wiederverwendeter Animation in der TV-Show Disneyland zu überwachen. Am 13. März 1958 gründete er schließlich seine eigene Produktionsfirma, die in den Folgejahren für UPA 1001 Arabian Nights mit deren gezeichneten Superstar Mr. Magoo umsetzte, zudem erstellten Jack Kinney und sein Bruder Dick zwischen 1960 und 1962 100 Fernseh-Farbcartoons mit Popeye.

Bald darauf zog sich Kinney aus der Trickproduktion zurück. 1988 veröffentlichte er als einer der ersten Disney-Filmschaffenden eine prominent veröffentlichte Memoirensammlung (mit dem humorigen Titel Walt Disney and other assorted characters - An unauthorised account of the early years at Disney's), vier Jahre später verstarb er eines natürlichen Todes.

Samstag, 8. Dezember 2012

Waltmenschen: John Sibley

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten
Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.
John Sibley (rechts) zu Beginn der 50er (Bildquelle: Blackwing Diaries)

John Sibley gehört zu den unbesungenen Meistern aus den Walt Disney Studios. Disney-Historiker nominieren ihn regelmäßig für den Titel des "Zehnten von Disneys Nine Old Men", womit er im posthumen Wettstreit mit seinem geschätzten Kollegen Fred Moore steht. Dieser hat seine größere Bekanntheit unter Trickfilmfreunden seinen markanten Zeichnungen junger, unschuldig-verführerischer Frauen sowie seiner Umarbeitung von Micky Maus zu verdanken. Sibley hatte kein so einprägsames Steckenpferd wie Moore mit seinen Grazien und seine Vita weist weniger prominente Rollen in den abendfüllenden Disney-Trickfilmen auf, so dass er sich dem interessierten Zuschauer nicht derart ins Auge drängt wie etwa Frank Thomas und Ollie Johnston.

Liebhaber der belebten Zeichnung werden John Sibley jedoch nicht so schnell vergessen, sobald er ihnen erstmal auffiel. Sibley zählte zu jenen Künstlern bei Disney, die weder auf Realismus, noch auf cartoonige Wirkung aus waren. Stattdessen ging es ihm um eine subtile Karikatur der echten Wirkung einer Persönlichkeit. Und so schuf er einige der energiereichsten, einprägsamsten Momente "seiner" Figuren. Sibley übernahm von Art Babbit den Staffelstab des talentiertesten Goofy-Zeichners und perfektionierte die gelenkigen, kurioserweise so schlacksig und unbeholfen wirkenden Bewegungen des Disney-Tölpels. Dieses Talent wendete Sibley auch bei Icaboad Crane an und dem betrunkenen Barden in Dornröschen. Er beherrschte aber auch Subtilität, wie im Fall der Siamkatzen aus Susi und Strolch. Sein Herz schlug aber für die Cartoons, wo er sein Gemüt leichter ausleben konnte: Sibley war eine Frohnatur, die sich nie mit ihren Kollegen anlegte und bei studiopolitischen Themen auf taub schaltete. 

Aus bislang den Disney-Historikern unbekannten Gründen verlor Sibley in den 60ern drastisch an Enthusiasmus für seine Berufung im Studio. Nach Winnie Puuh und der Honigbaum wurde Sibley letztlich entlassen. 

Sonntag, 25. November 2012

Waltmenschen: Bill Farmer

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.

Bill Farmer

Dass in den Disney-Studios der Sprecherarbeit bei Zeichentrickfilmen ein besonders hoher Wert eingeräumt wird, dürfte selbst in Zeiten von vermeidbaren Kontinuitätsbrüchen bei der deutschen Synchro beliebter Filmreihen (Toy Story) niemand ernstlich verneinen. Dass nicht nur der Look, sondern auch die Stimme für die unverwechselbare Charakteristik der Disney-Figuren entscheidend ist, äußert sich insbesondere darin, wie penibel der Disney-Konzern bei seinen ältesten Stars ist. Englischsprachige Voice Actor, die als einer der Fab Five besetzt wird, hat keinen Gelegenheitsjob sicher für ein paar Episoden einer Micky-Maus-Fernsehserie, sondern eine Aufgabe auf Lebenszeit. Jede Kleinigkeit, in der Micky, Minnie, Donald, Goofy oder Pluto zu hören sind, wird von ihren Stammsprechern eingesprochen. Jeder Satz in Videospielen, jeder Huster in Themenparkshows kommt von den stets auch disneybegeisterten Stammsprechern. Ersatzbesetzungen sind nahezu tabu.

Doch in der Riege der Fab Five gibt es auch ein kleines Gefälle. Donald bekam im englischsprachigen Original bloß von zwei Menschen seine Stimme geliehen – Clarence Nash und Tony Anselmo. Micky erfuhr vier Sprecher und Goofy ist mit sechs Sprechern das schwarze Schaf. Und wie chaotisch Disney bei Goofy umging ist praktisch beispiellos: Pinto Colvig, sein erster Sprecher und das Vorbild für seinen Charakter, ging nach wenigen Jahren und wurde durch Archivmaterial seiner eigenen Sprecherleistung und einen neuen Sprecher zugleich ersetzt. Später kam Colvig zurück, doch Disney forderte bei Neuentwicklungen der Figur immer wieder neue Intonationen der eigentlich ikonischen Goofy-Stimme. In den 80ern durchlief Goofy gleich drei Sprecher, die allesamt unterschiedlich nah an Colvigs Original lagen, ehe man sich 1986 für Bill Farmer entschied. Farmer ist mittlerweile der Sprecher, der Goofy die längste Zeit treu blieb und ist längst noch enger mit seiner Rolle verwachsen als Colvig.

Dabei hätte es komplett anders kommen können – als sich Bill Farmer bei Disney bewarb, ging er die Figuren durch, die der Teilzeit-Stand-up-Comedian imitieren konnte. Er selbst fand seine Micky-Performance gut, während er einen mäßigen Donald drauf hatte. Farmer gesteht sich ein: „Ich kann wie er schnattern, aber in seiner Stimme kein einziges Wort artikulieren.“ Doch Farmer hatte einen Trumpf im Ärmel: Goofy. Den Tollpatsch ahmte er bereits perfekt in seinen Comedyprogrammen nach und all seine Anvertrauten pflichteten ihm bei, dass er sowieso ein realer Goofy sei.

Der 1952 in Pratt, Kansas geborene, studierte Rundfunkjournalist strahlt stets einen naiven Optimismus aus und entwickelte sich vom zum Scherzen aufgelegten Farmersjungen zu einem liebenden, mit distinktiven Witz auftretenden, tollpatschigen Vater aus der städtischen Bürgerschicht. Einen geregelten Tagesablauf kennt Farmer nicht – mal wird er für Goofy-Tonaufnahmen ins Studio geholt, mal von anderen Studios als Imitator engagiert (in Robot Chicken imitierte er zum Beispiel bereits Bugs Bunny und Daffy Duck). Zu den ermüdendsten Aufgaben zählt Farmer Jobs wie das Einsprechen von über 2.800 Namen, um Disney das Erstellen individualisierter Geburtstags-CDs zu ermöglichen – am schönsten sind dafür Anrufe bei Kindern, zu deren letzten Wünschen ein Gespräch mit Goofy gehört.

Der 2009 zur Disney Legende ernannte Sprecher hat nur einen regulären Termin in seinem Kalender: Während Micky Maus Wunderhaus-Episoden produziert werden, ist der Donnerstag für diese Aufnahmen reserviert. Farmer, der den berühmten Goofy-Schrei lange üben musste, spricht nicht nur Goofy, sondern leiht auch Pluto sein Stimmorgan und ist der erste offizielle Sprecher von Rudi Ross.  

Sonntag, 4. November 2012

Waltmenschen: Joe Ranft

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.
 
Joe Ranft, 1960–2005

Joseph Ranfts Karriere, die in seiner Arbeit für Pixar ihren sensationellen Höhepunkt fand, begann, wie die vieler anderer Trickfilmpioniere der letzten Jahre, seien es John Lasseter oder Brad Bird im Bereich CGI oder Henry Selick und Tim Burton mit stop motion, im California Institute of the Arts, kurz CalArts. Im Gegensatz zu den anderen setzte er sie auch über einen längeren Zeitraum in Disneys Trickfilmsschmiede fort – dass sich seine Beteiligung dennoch nur auf einige Produktionen beschränkt ist der Tatsache zu verdanken, dass er die Filme und Kollegen bei Disney zwar im Nachhinein wesentlich beeinflusste, zu den Werken seiner Zeit aber nie Zugang fand; was in den Augen mancher Zyniker, mit der Distanz einiger Jahre betrachtet, seine außergewöhnlichen Ansprüche an die eigene Kreativität nur unterstrich.

Was Joe, der 1980 (zum großen Ärger seiner Mutter) ohne CalArts-Abschluss zu Disney wechselte, dort in die Hand nahm, zerbröckelte in seinen Händen ins Nimmerwiedersehen. Es verwundert nicht, dass seine erste Erwähnung in den Credits eines Disney-Films aus dem Jahr 1987 stammt. Was er in den Anfangsjahren seines Disney-Daseins tat, machte ihm entweder keinen Spaß (Micky Maus) oder es machte ihm Spaß, Studioboss Ron Miller aber nicht (Basil, der große Mäusedetektiv). Joe Ranfts Visionen waren gewaltig und mitunter auch gewalttätig; privat zeichnete er brutrünstige Geschichten, über die er sich nur mit Tim Burton austauschen konnte. Ron Miller gefiel wenig von dem, was Ranft vorlegte, da dieser Vorstellungen hatte (vor allem von der Inszenierung einer Handlung), die dem Schwiegersohn Walts nicht gefielen; was Joe für den Beginn von Basil erarbeitet hatte, wurde entsetzt abgelehnt. Das tat der Tatsache, dass er in den Disney-Studios als unermüdlicher und kompetenter Mitarbeiter, der ständig am eigenen Zeichenstil feilte, wahrgenommen wurde, keinen Abbruch (er füllte wahrscheinlich mehr Papiermülleimer, als irgendeiner seiner Kollegen).

Gelernt hatte Joe bei CalArts von Eric Larson, Ollie Johnston und vielen anderen. Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei ihm vor allem T. Hee, der ihm väterlich zur Seite stand (er war es auch, der dem 1,95 Meter großen Ranft riet, abzunehmen – als positives Beispiel führte er seine eigene Person auf).

Schließlich setzte sich Joe Ranfts Talent auch bei Disney durch und er wurde zu einem wichtigen Teil des Story Departments; Joe, der seit seiner Kindheit Entspannung in der Zauberkunst fand, brillierte durch einen unerschöpflichen Quell an Ideen und gehörte unter anderem zum festen Team von Die Schöne und das Biest und Der König der Löwen.

Anschließend folgte er seinen alten Mitstudenten zu Pixar und schrieb Filmgeschichte.

Samstag, 27. Oktober 2012

Waltmenschen: Don Griffith

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen Im Schatten der Maus.


Don Griffith, 1918–1987

Don gehört zu den vielen jungen Künstlern, die in den späten 1930er Jahren frisch von der High School bei Disney landeten. Talentiert, motiviert, aber sehr unerfahren. 

Seine Situation war dennoch eine andere. Er hatte früh seinen Vater und die Familie damit ihre Existenzgrundlage verloren, die Mutter musste mit Don und seinen drei Geschwistern von Montana nach Los Angeles umziehen. Dort hausierten die Griffiths jahrelang in einer Pension.

Als Don 1937, gerade 19 Jahre alt geworden, eine Stelle als Tuscher angeboten bekam, war das der Start einer 47 Jahre langen, erfolgreichen Karriere, die das Leben seiner Familie veränderte. Nach dem Umzug des Studios nach Burbank wurde er Layout artist. Dort traf er auch Katherine Lane, die für Walt Disney als Sekretärin arbeitete; das Paar heiratete, kurz bevor Don Griffith zum Militärdienst eingezogen wurde. Nach seinem Einsatz bei der Handelsmarine kehrte er nach Burbank zurück. Er gewann schnell an Einfluss und arbeitete unter anderem an Alice im Wunderland, Peter Pan und Dornröschen. Nach der Gründung des CalArts im Jahr 1961 bat ihn Walt Disney, dort Nachwuchskünstler zu unterrichten. Nach einigen Jahren kehrte er als Art director zurück; in den Folgejahren wirkte er so zusammen mit Ted Berman und dem jungen Andreas Deja an zahlreichen Produktionen, wie Robin Hood und Taran und der Zauberkesel. 1984 trat er in den Ruhestand ein, nur drei Jahre später verstarb er.

Samstag, 6. Oktober 2012

Waltmenschen: Tyrus Wong

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen Im Schatten der Maus.


Tyrus Wong, geboren 1910

Bedenkt man die allgegenwärtigen Diskussionen, ob Bambi nun eher dem nordamerikanischen oder dem europäischen Bild von Flora und Fauna entspricht, ist es zumindest amüsant zu wissen, dass der vielleicht prägendste Künstler dieses Films weder aus der einen noch der anderen Ecke der Welt, sondern aus China stammt (ungeachtet der Tatsache, dass er seine Heimat bereits als Kind gen Osten hin verließ). Tyrus Wong ist, historisch gesehen, viel mehr Warner Bros. zuzuordnen als Disney, dennoch hatte sein dreijähriges Wirken nicht nur viel Eindruck bei Walt Disney, sondern auch bei vielen Kollegen hinterlassen. Von offizieller Seite des Konzerns wird jedoch lieber verschwiegen, weswegen es bei den drei Jahren blieb – er hatte sich am großen Streik 1941 beteiligt und damit in denkbar schlechte Position für eine Weiterbeschäftigung begeben.

Unbelastet blieb sein Vermächtnis in den Gedanken vieler Kollegen. Seine fast poetische Malerei inspirierte Ollie Johnston, Frank Thomas und viele andere. Mit Tyrus fand Walt 1938 denjenigen, den er für seinen Film Bambi gesucht hatte. Seine Einarbeitungszeit währte nicht lange, als Walt Disney auf die Gemälde aufmerksam wurde, die er, unter Einsatz von viel Licht und Schatten und dem Talent, detailreich aber nicht überladen zu malen, angefertigt hatte. Walt war davon überzeugt, gefunden zu haben, was er für die Umgebung, in der Bambi spielen sollte, gesucht hatte. Sicher hätte Tyrus eine ähnliche Rolle in den Studios übernehmen können, wie Mary Blair oder Josh Meador.

Beinahe wäre es dazu gekommen, dass er sich Disney erneut angeschlossen hätte; der Bitte, dem Studio bei der Umsetzung von Mulan beizustehen, wollte er aber nicht nachkommen, da er sein künstlerisches Arbeitsfeld mittlerweile nicht mehr im Trickfilm sah. Dennoch ist er auch mit fast 102 Jahren noch fidel und öfter auf Veranstaltungen und in den Medien anzutreffen.

Samstag, 15. September 2012

Ralph Wright

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.


Ralph Wright, 1908–1983

Ralph Wright arbeitete von 1938 bis 1971 für die Disney-Studios, mit mehreren, langjährigen Unterbrechungen, während derer er sich bei der Konkurrenz ausprobierte. Obgleich Wright nicht bekannter als andere Storyboard-Künstler ist, wird er vielen englischsprachigen Trickfilmfreuden dauerhaft als die Stimme von I-Ah aus den frühen Winnie Puuh-Filmen im Gedächtnis geblieben sein. Sein komödiantisches Talent war es auch, das Ralph Wright, der aus der Kleinstadt Grants Pass in Oregon stammte (dasselbe Grants Pass, in dem sich später Carl Barks zur Ruhe setzte), zu viel Ansehen verhalf.

Er war mitverantwortlich, dass ein wichtiges Merkmal der frühen Disney-Cartoons, die ambitionierten und liebevoll durchdachten Gags, den Sprung von den Kurzfilmen in die abendfüllenden Filme Disneys schafften und soll das Vorführen amüsanter Ideen vor dem Storyboard unter höchstmöglichem körperlichen Einsatz erfunden haben. Diesbezüglich wurde er später oft und vielfältig, selbst von höchsten Kompetenzen, kopiert. Tatsächlich hat sich die Visualisierung von Gags auf diese Weise als in solchem Maße sinnvoll erwiesen, dass sie schon bald, auch von der Konkurrenz, als übliche Vorgehensweise betrachtet wurde und auch heute noch zum Repertoire eines jeden talentierten Trickfilmers gehört. Die Spannweite von Ralph Wrights Aktivität zieht sich von Bambi bis zu den Filmen nach Walts Tod; auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand sprach er übrigens weiterhin I-Ah. Wer also noch ein wenig mehr von ihm hören möchte, möge sich doch seiner DVD-Sammlung annehmen.

Samstag, 25. August 2012

Waltmenschen: Fred Spencer

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.


Fred Spencer, 1904–1938

Fred Spencer gehört zu den Trickfilmzeichnern, denen eine großartige Karriere beschieden gewesen wäre. In einem Brief von 1935 beschrieb Walt Disney, dass seine jungen Zeichner sich künstlerisch fantastisch entwickeln hätten, seit sie von Fred Moore, Hamilton Luske, Norm Ferguson und Fred Spencer unterrichtet würden. Die ersteren drei gehörten später zu den angesehensten Künstlern im Trickfilm und sind seit über zehn Jahren in die Liste der Disney Legends aufgenommen. Fred Spencer starb 1938 bei einem tragischen Autounfall – und ist seitdem von Disney nie gewürdigt worden.

Dabei ist die Leistung Fred Spencers beeindruckend. Ihm ist maßgeblich der Charakter und das Design Donald Ducks zuzuschreiben, den er im Auftrag von Walt nach seinem ersten Auftritt weiterentwickelte. Besondere Beachtung sollte Fred Spencers Liebe zum Detail finden, die die einzigartigen Bewegungen Donalds wiederspiegeln. Spencer beschrieb auf vielen Seiten, die teilweise noch heute erhalten sind, wie Donald in Filmen zu gehen, sich im Zorne zu benehmen und unbedacht zu schnattern hatte. Seine model sheets zeigen, wie intensiv und fortschrittlich Spencer sich Donalds Schicksal an nahm und es an viele Trickfilmer weitergab – und so, ganz unbestreitbar, zum gewaltigen Erfolg des Erpels beitrug. Fred Spencer, der 1931 begonnen hatte, für Disney zu arbeiten, war Chefzeichner für Schneewittchen und die sieben Zwerge (assistiert von Walter Clinton) und wirkte an zahlreichen Cartoons mit.

Samstag, 4. August 2012

Waltmenschen: Larry Clemmons

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.

Larry Clemmons, 1906–1988

Das gezeigte Foto stammt aus der Kamera von Art Babbitt; er ist es auch, der in der Mitte des Bildes sitzt, neben ihm Fred Moore. Locker an der Wand lehnt ein sportlicher Mann
– Larry Clemmons aus Chicago, der hier, 1932, wortwörtlich am Anfang seiner Karriere steht. Aus dem Hintergrund trat er dabei während vielen Jahren bei Disney selten heraus
– was dem Einfallsreichtum seiner Ideen als kongenialer Partner Woolie Reithermans nicht im Wege stand. Ollie Johnston sagte später, er und viele andere seien Dank Larry Clemmons des öfteren lachend am Boden gelegen.

Liest man von den Mitgliedern des Story Department, denkt man dabei unweigerlich an mit Storyboards zugepflasterte Büros
Larry Clemmons war ein Autor und Schriftsteller, der viel von der Arbeit meisterte, die vor den Storyboards zu tun war. Dass Larry Clemmons überhaupt zur Schreibenden Zunft fand, war Zufall. Nach seinem Studium der Architektur stand er Anfang der 1930er Jahre, es herrschte tiefste Depression im Land, auf der Straße. Als sich ihm die Möglichkeit bot, für Disney zu arbeiten, zögerte er nicht lange. Glücklich wurde er dennoch nicht; nach eigener Aussage zog das oft gepriesene Golden Age des Trickfilms an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Für ihn, dem keine große Karriere als Animator beschieden schien, bestand diese Zeit vor allem aus unbezahlter Arbeit an zahlreichen Samstagen. Sein Glück fand er 1937, als er seine Frau Cassie heiratete, mit der er zwei Kinder aufzog. Sie arbeitete für MGM als Vertragsschauspielerin und ist in Robert Leonards Der große Ziegfeld zu sehen. 1941, als der große Streik die Harmonie bei Disney zerstörte, hielt Larry Clemmons zu seinem alten Mentor Art Babbitt, wandte sich gegen Disney und verließ die Studios.

Was folgte, war nicht die Arbeit bei einem Konkurrenten Disneys, wie Warner Bros. oder Walter Lantz, sondern eine Stelle beim Radio; bei Bing Crosbys Radioshow, um genau zu sein. Der äußerst populären Sendung, die er zu großen Teilen textete, blieb er bis zu ihrem Ende 1954 treu. Es folgte seine Rückkehr zu Disney, diesesmal als Autor für die neue Fernsehserie Disneyland, die Walt endgültig in seiner Position als Märchenonkel der Nation festigte. Larry schrieb über zehn Jahren die meisten von Walts Ansprachen. Walt war es auch, der ihn dazu brachte, wieder zu den Trickfilmen zurückzukehren (als der Writer's Guild of America Anfang der 1960er Jahre im Begriff war, zu streiken, bat ihn der Studiogründer, sich wieder der Animation zu widmen
– in Folge dessen wechselte Larry die Gewerkschaft, was Walts Absicht gewesen war, denn er wollte seinen Schreiber nicht ein zweites Mal im Streit verlieren).

Die Entscheidung, Walts Bitte zu folgen, stelle sich für ihn als Glücksfall heraus. Mit Ted Sears hatte Disney 1958 seinen wichtigsten Autor und Ideengeber verloren, nun bewies Larry Clemmons mit Das Dschungelbuch sein Gespür für gute Geschichten. Er gilt als Hauptautor des Drehbuchs, wie auch bei weiteren Spielfilmen, die folgten: Aristocats, Robin Hood, Die Abenteuer von Winnie Puuh, Bernard und Bianca und zuletzt Cap und Capper. Gelten viele dieser Filme heute auch als wenig überzeugend, bleibt dennoch die Feststellung, dass Larry Clemmons aus den vorhandenen Möglichkeiten viel machte. Er kämpfte für den Trickfilm, bis er in hohem Alter 1979 in den Ruhestand eintrat
– seine Ernennung zur Disney Legend steht noch aus.

Larry und Woolie dürfen sich im Frühjahr 1985 bei der Verleihung des Golden Award gegenseitig gratulieren. Dies ist die letzte Aufnahme von Woolie, er starb wenige Tage später bei einem Autounfall.

Samstag, 14. Juli 2012

Waltmenschen: Vance Gerry

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.


Vance Gerry, 1929–2005

Mitarbeiter des Story Departments werden oft mit einem emotionalen, aufbrausenden und energiegeladenen Klischeebild identifiziert; nicht zu Unrecht. Vance Gerry war das Gegenteil dieses "Ideals". Er war ruhig, umgänglich und konnte dem Old Maestro, Walt Disney, dessen Kritik und Zorn gefürchtet war, minutenlang ein Storyboard erklären, als ginge er mit seiner Mutter eine Einkaufsliste durch. Er ließe sich als gute Seele des Story Departments beschreiben, der bereits früh das Vertrauen und die Sympathie der Studio-Größen um Milt Kahl und Woolie Reitherman gewann und schlussendlich 40 Jahre zu den wichtigsten Akteuren des Story Departments zählte. Vance Gerry gehörte zu den wenigen Disney-Eminenzen einer zweiten Generation an Trickfilmern, die später meist kritisch betrachtet wurde.

Er wurde im Chouinard Art Institute (Vorläufer von CalArts) ausgebildet und begann 1955 als Zwischenphasenzeichner bei Disney. Sein großes künstlerisches Talent verhalf ihm bald, kreativere Arbeiten zugewiesen zu bekommen. Er verschaffte sich Ansehen als Layout artist, seine geradlinige Arbeitsweise, die nicht als nüchtern abgestempelt werden darf, beschrieb er sehr eindrucksoll, indem er erklärte, sich keiner Skripte zu bemächtigen, sondern sich in die Idee eines Films hineinzuträumen und ihn so mit unverfälschten eigenen Ideen zu bereichern. Mit Beginn der Arbeit an Das Dschungelbuch tat er dies im Story Department, dessen Kreativität und Effektivität seit den unerwarteten Schicksalsschlägen durch die Tode von Ed Penner 1956, Milt Banta 1959 und vor allem Ted Sears 1958 gewaltige Risse verzeichnete. Zwar konnte Vance Gerry diese Lücke nicht schließen, er sorgte aber für dringende Verstärkung in den Reihen von Bill Peet und Winston Hibler. Ihm gelang, viele Talente der darauffolgenden Jahrzehnte zu fördern, darunter Floyd Norman, der in seinem Tod das Ende einer Ära sah, und Pete Young.

Er blieb dem Storyboard bis in die 1980er Jahre treu, dann fand seine Erfahrung immer mehr Beachtung und er wurde gebeten, seine Kenntnisse im Character Design einzusetzen. Zusammen mit der studioeigenen Legende Joe Grant und eigenen Wegbegleitern, wie Burny Mattinson, arbeitete er in den 90er und 00er Jahren an zahlreichen Filmen, wie Pocahontas und Tarzan. Besondere Beachtung verdient sein Wirken am Karneval der Tiere in Fantasia 2000. Obwohl er zuletzt nur noch einen Tag in der Woche im Studio arbeitete, leistete er weiterhin erstaunliches
– sein Krebstod hinterließ tiefe Bestürzung.

Sonntag, 15. April 2012

Waltmenschen: T. Hee

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.

T. Hee, 1911–1988

Thornton Hees frühe Biographie klingt wie eine exakte Kopie des Lebenslaufs von Joe Grant. Beide zeichneten zunächst für Zeitungen Karikaturen, wurden dann von einem Trickfilmstudio beauftragt, das Character Design einiger Produktionen zu übernehmen, in denen die Hollywoodgrößen der damaligen Zeit parodiert werden sollten – und hielten sich anschließend erfolgreich mit Gruß- und Weihnachtskarten über Wasser (wen die Begeisterung packt: Hier kann man die Originalzeichnung einer solchen Karte Hees erwerben, die Verfügbarkeit von 2.500 US-Dollar vorausgesetzt). Tatsächlich nahm T. Hees Leben einen durchaus individuellen Weg.

Zunächst heuerte er Mitte der 1930er Jahre bei Leon Schlesinger an, um an den bereits erwähnten Kurzfilmen zu arbeiten. Anschließend wechselte er 1936 zu Walt Disney, wo er schnell aufstieg und sich als Autor etablierte. Als Regisseur war er verantwortlich für einzelne Szenen in Pinocchio, genauer gesagt jenen, in denen der ehrenwerte John und Kater Gideon auftreten. In längerfristiger Erinnerung blieb vor allem seine Arbeit für Walt Disney musikalisches Wunschprojekt, Fantasia. Hier zeigte er sein Talent bei der Gestaltung – unter anderem wiederum als Regisseur – des Segments Der Tanz der Stunden (Dance of the Hours). Nach dem großen Streik 1941 verließ er Disney kurzzeitig. Eingeschränkt von den für den kreativ umtriebigen und experimentierfreudigen Hee unbefriedigenden Verhältnissen der Kriegszeit, verließ er Disney nach wenigen Jahren erneut und arbeitete zunächst für Realfilme, unter anderem von George Marshall und Frank Capra. Dort sammelte er erste Erfahrungen mit Stop-Motion.

Diese wiederum führten in 1958 zu Walt Disney zurück, der seinen ersten Film in dieser neuen Technik produzieren wollte. Zusammen mit X Atencio und Bill Justice entwickelte er Noah's Ark, der Ende 1959 Premiere feierte. Es war Disneys persönlicher Wunsch gewesen, dass Hee den Film bis zum Drehbuch entwickelte, da er glaubte, dass Hee in der Lage sein würde, „aus allem“ etwas für den Film zu machen – tatsächlich wurde er unter Verwendung zahlreicher Alltagsgegenstände, von Löffeln über Korken bis Pfeifenreinigern, produziert. Die Idee, die Geschichte rund um die biblische Arche zu verfilmen, kam von Hee selbst. Er hatte Walt erzählt, dass er wisse, dass dessen Studio bereits 1933 mit Father's Noah Ark einen Film zu diesem Thema produziert habe – von der Neuverfilmung war dieser sofort begeistert.

Nachdem er auch für die UPA gearbeitet, in seiner Freizeit weiterhin Kartenmotive und Handtücher gestaltet und an den Attraktionen in Disneyland mitgewirkt hatte, gründete er zusammen mit Disney-Veteran Jack Hannah am CalArts, bis heute Disney Kaderschmiede für Talente Trickfilmer, die Abteilung für Character Design. Dort wurde er unter anderem zum Lehrer für Joe Ranft, der T. Hee als eines seiner größten Vorbilder beschrieb.

Der vielseitige Künstler starb am 30. Oktober 1988 in Montana.

Samstag, 24. März 2012

Waltmenschen: Cy Young


In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.

Cy Young, 1900–1964

Cyrus Young war der erste Chinese, der als Trickfilmzeichner für die Disney-Studios arbeitete. Das sagte zumindest Dick Huemer über den US-Amerikaner Young, der als Sohn chinesischer Eltern im Jahr 1900 auf Hawaii geboren wurde. Seine Herkunft war genauso außergewöhnlich, wie die Abteilung, für die er arbeitete – das kleinste Department, das das Studio zu bieten hatte.

Seine Karriere beim Trickfilm begann Young 1924 im New Yorker Bray Studio. Zu dieser Zeit befand sich die einstige Musterschmiede des animierten Films bereits im Niedergang und sollte 1927 komplett schließen. Die meisten Künstler, darunter die leitenden Regisseure der letzten mehr oder weniger erfolgreichen Produktionen, namentlich Walter Lantz und Clyde Geronimi, wechselten zu anderen Studios. Cyrus Young setzte seine akademische Ausbildung fort und veröffentlichte als Student den Kurzfilm Mendelssohn's Spring Song, dem Mendelssohn Bartholdys A-Dur Op. 62 Nr. 6 aus dem 5. Heft der Lieder ohne Worte zu Grunde liegt. Walt Disney war beeindruckt von Youngs Werk, was mit Blick auf Fantasia kaum verwundern mag. Die Faszination an Youngs Animation drückte sich weniger durch aufwändige Charakter- und Hintergrundgestaltung oder gar die Handlung aus, sondern durch seine Fähigkeit, das Spiel von Bewegung in Licht und Schatten realistisch echt darzustellen.

Walt war vom Können Youngs so angetan, dass er ihm die Leitung einer neuzugründenden Abteilung anbot – dem Effects Department, eine bis dato beispiellose Innovation für ein Trickfilmstudio. Cy Young schlug ein. Neben ihm arbeitete nur Ugo D'Orsi fest im Effects Department, hinzu kam ein Assistent. Für die führenden Zeichner des Studios wirkte die neue Abteilung relativ überflüssig, das exzentrische Duo aus dem chinesischstämmigen Young und dem Italiener D'Orsi trug zur Akzeptanz nur bedingt bei. Beide Männer waren einerseits sehr von ihrer Herkunft
geprägt, andererseits aber auch überaus belesen und vertraut mit der amerikanischen Kultur. Untereinander verband sie vor allem die Leidenschaft für ihr Werk, die Kommunikation dagegen stellte sich als Hürde heraus, da beide durch ihren starken Akzent schwer zu verstehen waren und sich die Situation noch verschärfte, wenn sie sich unterhalten mussten, glaubt man Ollie Johnston und Frank Thomas.

Das Projekt, auf das Young mit seinem zwei-Mann-Team hinarbeitete, war Schneewittchen und die sieben Zwerge. Es gelang ihm nur langsam, die Trickfilmer davon zu überzeugen, Aufgaben an ihn weiterzureichen. Nebel, Regen oder Wasserbewegungen waren bisher selbstverständlich in der Hand des jeweiligen Zeichners gewesen, was er zu ändern gedachte. Von seinen Gegenübern wurde das mitunter nicht nur belächelt, er wurde auch zum Opfer von Scherzen. Ted Sears, Leiter des Story Department, verteilte regelmäßig Produktionsnotizen an seine Kollegen, die scheinbar von Young stammten und in gebrochenem Englisch und von Irrtümern durchsetzt Szenen und Filmvorlagen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für das Effects Department untersuchten. Es handelte sich dabei keinesfalls um Spott, sondern um ein Spiel mit Vorurteilen, da Young zwar schwer zu verstehen war, aber ansonsten fehlerfreies Englisch sprach. Nach der Aufführung einer Realverfilmung von Peter Pan, die Walt Disney und sein engerer Mitarbeiterstab besucht hatten, um einen Eindruck vom Stoff zu bekommen, war es für Sears wieder an der Zeit, einen echten Young in Umlauf zu bringen:

Good god what fun resulting from Sat p.m. being spent at Evil Theatre, to witness performing of childsplay Petapan from the immortal pen of Late jas. Barry. Oh! did we laughing—oh! and how! First scenes begin in crazy house. Nurse are a big animal poorley stuffed on all four, eating medicine slyly prepare by father of little Windy. From then on is madhouse of one disconnecting episodes after each other. Additional idiots are big brother who should be enrolled in straightsjacket by all means wearing a silk hat, Small sister is named Patricks, causing further confusion—but England is funny race of people, so what in hell, anyway.

Possible for cartoons.

1. Tinkabells (only female fairy) could be done much better in EFX department very reasonable, getting rid of jumps and flicka.

We should avoid troubling the censorships by keeping more boys and girls out of same bed because of narrow minded American publics. Most entertainment is contain in hit song of the Pirus “A fast delay, me-too”, giving big chance for new words and lyrics by Lee Washington.

Next act, sorry to say is most entirely lost because of paper monoplane being sailed by Roy Disney, Jr., blocking right eye. Best character for model departments is unseen alligator, unable to digest alarm watch going ticktock offstage to scare the daylight from villainous Hooks. When Piruss get killed ovaboard—most glorious fake ever perpetrate on public!

Not one water effecs! Not once! Not even fool a Japan audience with this swindle—by crocky!

2. Big climb-axe is happen when all rowdy kids in audience must applause, otherwise Tinkle Bell is going out like a light in very poor animation. Crap hands is coming from all over house. This shows heart is in the right place even on some American brat (no personal offence).

To end by finally summing up the conclusions, is beyond the shadows of a doubt that for show entered by Anna Oakleys ticket was well worth double the price. More power to the Evil Wilshire Theatre!

p.s. coo be betta
(Quelle: Michael Barrier)

1939 verließ Cy Young während der Arbeiten an Pinocchio die Führung seiner langsam wachsenden Abteilung und machte Platz für seinen Nachfolger Josh Meador. Das bedeutete jedoch keinesfalls einen Karriereknick für ihn, tatsächlich sollten seine erinnerungswürdigsten Arbeiten noch folgen. Besonders erwähnenswert ist hier sein Wirken unter Regisseur Samuel Armstrong an Fantasia, vor allem für die Nussknacker-Suite, für die er den minutenlang Tanz der Blüten zeichnete. Die Animation der langsam zu Wasser schwebenden Blumen ist besonders beeindruckend und besticht durch die sehr gefühlvoll umgesetzte Illusion echter Bewegung. Wie bereits Eingangs erwähnt, bestand Youngs großes Talent nicht im Umsetzen hektischer Szenerie, sondern feingliedriger Arbeit. Das bewies er erneut mit seiner Arbeit an Dumbo, von ihm stammt der Flug der Fallschirme, die den sehnlichst erwarteten Nachwuchs sicher ans Ziel bringen. Diese Szene erinnert sehr an seine vorhergegangene Arbeit, aber Young konnte weit mehr und schuf auch die endgültige Gestalt der Landschaft in Bambi, die er zum Leben erweckte.

Dennoch nahm seine Zusammenarbeit mit Walt Disney kein gutes Ende. 1941 wurde er, wahrscheinlich im Zuge des großen Streiks, entlassen und kehrte dem Unternehmen nach einem kurzzeitigen Wiedereintritt bald darauf endgültig den Rücken. Im Anschluss arbeitete er viel Jahre für die US-Armee, 1964 nahm er sich das Leben. Er hinterließ seine zweite Frau, Betty, mit der er fast 30 Jahre lang verheiratet gewesen war – und ein mehr als beachtenswertes Lebenswerk.

Sonntag, 4. März 2012

Waltmenschen: Pete Young

In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.


Pete Young, 1948–1985

Zusammengefasst könnte man über Pete Young resümieren, dass er wusste, mit welchen Ideen er seine Regisseure und Produzenten überzeugen konnte. Pete gehörte zweifelsohne zu denjenigen, die den Weg einer typischen (aber dennoch seltenen) Karriere gingen, die einige herausragende Künstler bei Disney auszeichnete: Er kam, sah und siegte. Dabei waren die Voraussetzungen nicht die besten, als er Anfang der 1970er seinen Weg zu Disney fand. Das Studio steckte in einer tiefen kreativen Krise; zwar war den Filmen weiterhin Erfolg an den Kinokassen beschieden, die Qualität des gezeigten war aber nicht mehr mit den Werken früherer Jahre zu vergleichen.

Pete Young war sich im Klaren darüber, dass er seine Ideen hier nicht ausleben konnte – und tat es deswegen zuhause. Er fand in den Disney-Studios ein Buch, von dem er überzeugt war, dass es perfekt als Vorlage für einen Trickfilm dienen würde. Gleichzeitig wusste er, dass die Entscheidungsträger nur dann Grünes Licht für das Projekt geben würden, wenn er mehr in der Hand hätte. Nach monatelanger Vorarbeit riskierte er den Gang vor die Produzenten – und hatte Erfolg. Ihm wurde der erfahrene Vance Gerry zugeteilt, um die Idee weiter auszuarbeiten. Als der Produktionsprozess weiter fortgeschritten war, wurde das Projekt Don Bluth zugeteilt, der es zum großen Ärger von Pete Young massiv veränderte. Der Esel von Bethlehem (The Small One) kam 1978 zusammen mit einer Wiederaufführung von Pinocchio in die Kinos.

Heute gilt der Film als Experiment vieler junger Zeichner, vor allem aber als Denkmal für Don Bluth; dass man Pete Young damit nicht verband, störte ihn nicht lange, bedeutete der Film für den jungen Trickfilmzeichner doch die Eintrittskarte ins Story Department Disneys. Dort arbeitete er zunächst an Cap und Capper und Taran und der Zauberkessel. Seine eigentlich Leidenschaft galt aber Basil, der große Mäusedetektiv, ein Projekt, an dem er zusammen mit Ron Clements (im Bild links neben Pete Young in der Mitte) feilte. Ron Miller und Jeffrey Katzenberger gaben auch diesem Projekt Pete Youngs ihr Einverständnis. Er begleitete den Entwicklungsprozess und prägte den Film mit seiner Fähigkeit, eigene Ideen zur richtigen Zeit ins beste Licht zu stellen – ihn Verband mit dem Gründer des Studios die absolute Überzeugung, das Richtige zu tun; er war in der Lage, diese Einstellung auch anderen zu vermitteln. Als größter persönlicher Clou kann dahingehend ein weiteres Projekt genannt werden, das Pete Young privat entwickelte und auf der selben, legendären Konferenz vorstellte, die auch Ron Clements nutzte, um Konzepte für Arielle, die Meerjungfrau und Der Schatzplanet zu präsentieren: Oliver & Co. In den Disney-Studios wurde gemunkelt, dass Pete die Regie für seine Idee angeboten werden würde.

Mit seinem plötzlichen Tod im Herbst 1985 wurden diese Gedanken mit ihm begraben. Oliver & Co. feierte 1988 Premiere und wurde seinem Ideengeber gewidmet. Für die Studios war sein Tod ein unverständlicher Schock – Pete Young, der seine Ehefrau und drei kleine Kinder hinterließ, war an den Folgen einer nachlässig behandelten Grippe gestorben.