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Montag, 2. Mai 2016

Aus dem Schneideraum: "The First Avenger: Civil War"-Interviews (Darsteller-Edition)

Bildquelle: James Gillham / StingMedia for Disney

Manchmal kommt es vor, dass ich mit einem Berg an Material von einem Interviewtermin zurückkomme und genau weiß: Es war zu spannend und unterhaltsam, als dass ich auch nur irgendwas wegwerfen wollen würde. Doch für meinen Auftraggeber ist nicht alles zu gebrauchen. Sei es wegen des Themenschwerpunkts, weil der Artikel sonst zu lang werden würde oder weil einzelne Fragen den Lesefluss stören,  der den zentralen Fragen und Aussagen zugrunde liegt. Daher habe ich hier bei SDB-Film eine neue Kategorie ins Leben gerufen. Unter dem Label "Aus dem Schneideraum" möchte ich euch jenes Interviewmaterial vorstellen, dass es nicht in meine Interviewfeatures an anderer Stelle geschafft habt. Den Auftakt machen Paul Bettany und Emily VanCamp,

Wie haben Sie die Drehtage in Leipzig erlebt?
Emily VanCamp: Ich glaube, ich hatte leider nur zwei Drehtage in Leipzig. Es war aber eine sehr schöne Zeit: Mein Freund ist mit rübergekommen und wir haben in den Drehpausen viel unternehmen können. Ich habe die Gelegenheit auch genutzt, um Berlin bei idealem Sommerwetter kennenzulernen und bei einer Radtour zu erkunden.

Erwartet Marvel, dass Sie sich, und auch die anderen Darsteller, nach Erhalt der Rolle dann doch in die Comicwelt hineinschmeißen und alle möglichen Storylines und Varianten ihrer Figuren verinnerlichen?
Paul Bettany: Nein, das erwarten sie nicht. Sie schicken einem aber sehr wohl Comics zu. Und sie sind sehr daran interessiert, was man von seiner Figur hält und was man denkt, welchen Weg sie einschlagen soll. Ich weiß nicht, was sie mit der Information dann anfangen, ob sie da überhaupt drauf hören. Aber sie erwecken zumindest den Anschein, sehr daran interessiert zu sein, was du von deiner Rolle hältst, weil sie wissen, dass du für eine lange Zeit mit dieser Figur leben musst.

Die Marvel-Figuren, wie sie in den Filmen auftreten, unterscheiden sich ja durchaus von den bereits vielfältigen Versionen ihrer Comic-Inkarnationen. Hatten Sie bereits bei der Entstehung der Film-Version Visions Einfluss auf die Richtung, die das Ganze einschlägt? Beziehungsweise: Ließ man Sie wenigstens im Glauben, dass dem so wäre? (lacht)
Paul Bettany: Nein, die Abwandlungen gegenüber den Comic-Varationen von Vision wurden nicht auf mein Drängen beschlossen. Es stimmt, dass es auch bei meiner Figur große Unterschiede zu den Comics gibt, aber diese Abweichungen sind allesamt sehr bewusst gewählt. Und ich habe das Gefühl, dass dies bei anderen Regisseuren und bei einem anderen Studio richtig schief gehen könnte. Doch bei Marvel wird immense Passion in die Filme gesteckt, die auf grundehrlicher Liebe zu den Vorlagen fußt. Der Moment, der mir dies am eindrücklichsten vorführte, ist folgender: Kevin Feige war bei Age of Ultron zugegen, als ich meinen ersten Drehtag als Vision hatte. Und da steht er, dieser Studioboss, der die Marvel-Figuren über alles liebt, und er sieht mich in meinem vollen Kostüm, woraufhin er vor Glück wie ein kleines Kind strahlt.

Ich finde, dass man daran erkennt, dass die Leute bei Marvel Studios nicht nur einen riesigen Haufen Geld verdienen wollen. Natürlich wollen sie auch das und das gelingt ihnen mit links. Aber es geht ihnen dabei stets darum, diesen Figuren und Geschichten einen Dienst zu erweisen, sie zu ehren und ihr Vermächtnis zu beschützen. Das bedeutet aber auch, dass zugunsten einer interessanten Adaption die Regeln verbogen werden können. Es gibt etwa das ungeschriebene Gesetz, dass jemand, der bereits eine Rolle im 'Marvel Cinematic Universe' spielt, nicht plötzlich eine andere übernehmen kann. Für mich wurde aber eine Ausnahme gemacht, noch dazu eine ohne Präzedenzfall. Jarvis war in keinem Comicuniversum die Voicematrix von Vision. Das hat man im 'MCU' geändert, und die Fans haben es geliebt. Würden Leute diese Filme verantworten, die nicht so viel Erfahrung mitbringen und nicht so gut in den Comics bewandert sind, so wäre die Fanboy-Welt sicher bereits voller Zorn Sturm gelaufen.

Welche Entwicklung sollte Vision denn Ihrer Meinung nach durchmachen?
Paul Bettany: Vision wurde in Age of Ultron geboren. Das wird ja sicherlich nicht noch einmal passieren. Und da war er omnipotent, aber auch unfassbar naiv. Das zu spielen hat sehr viel Spaß gemacht. Nun versucht er, herauszufinden, was Menschlichkeit ist. Und er kleidet sich in 50er-Jahre-Klamotten, weil er glaubt, sich so anpassen zu können, genauso, wie er versucht, sich endlich abzugewöhnen, durch Wände zu schweben, statt Türen zu benutzen. Ich glaube, Vision versteht nahezu ausschließlich das Konzept der Logik, weshalb es in seiner Sicht der Dinge keinen Raum für Loyalität gibt. Soll heißen: Jede neue Information könnte Visions Allianzen verschieben. Aber Liebe ist der Tropfen, der bei ihm das Fass zum Überlaufen bringt: Er ist von Scarlet Witch fasziniert, weil beide etwas gemeinsam haben. Sie wurde aus der selben unfassbaren Macht geboren wie er. Und sie beide kennen die Begrenzungen ihrer Fähigkeiten nicht. Sie sind wie meine vierjährige Tochter, die nicht weiß, wo ein Raum anfängt und wo er aufhört. Für sie beide existieren keine Regeln und Einschränkungen, und Vision erkennt in The First Avenger: Civil War, dass sie beide gefährlich sind. Darauf würde ich künftig gerne aufbauen.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie den für die Filme geplanten Look von Vision gesehen haben?
Paul Bettany: Ich dachte nur: "Na, das wird aber fucking viel Zeit im Make-up mit sich bringen. Mann ... das wird hart!" Es ist zum Glück nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Zu Beginn einer Produktion sind alle noch eingerostet, dann dauert es jeden Tag 1,5 bis 2 Stunden. Später kommt da eine Routine rein und es brauchen drei extrem talentierte Leute, die gleichzeitig an mir arbeiten, noch knapp eine Stunde dafür. Dabei muss ich aber meine Brille abnehmen, ohne die ich jedoch kaum etwas sehe. Das heißt, dass ich währenddessen nicht einmal ein Buch lesen kann, weshalb ich mich dabei zu Tode langweile. Danach kommen noch 30 bis 40 Minuten, um mir Visions Kleidung oder Rüstung anzulegen. Was mir gefällt, ist, dass Visions Look zwar digital ergänzt wird, dabei aber auch auf viele, alte Theatertricks zurückgegriffen wird. Ich habe eine Glatzenkappe und dann diese prothetischen Maskenteile, die mir bis zu den Augenbrauen gehen und festgeklebt werden mit ... ich glaube, es heißt Gaffcot, aber das kann es nicht sein. Das klingt wie eine Figur aus Star Wars, aber das stimmt ebenfalls nicht ... Hinzu kommt das lilafarbene Makeup, mit dem meine freiliegende Haut bemalt wird. Außerdem bekomme ich zu guter Letzt Kontaktlinsen eingesetzt, damit meine Augen wie Objektive aussehen.

Wären Sie auch bei einem realen Civil War-Konflikt im Team Iron Man?
Paul Bettany: Ja. Jede autonome Gruppierung von Wesen mit Superkräften stellt, ob gewollt oder nicht, ein Risiko dar, daher wäre es fahrlässig, sie nicht zu kontrollieren.

Mehr von Paul Bettany könnt ihr hier lesen, weitere Antworten von Emily VanCamp gibt es hier. Und selbstredend ist The First Avenger: Civil War im Kino eures Vertrauens in 3D und 2D zu genießen!

Samstag, 19. März 2016

Capital C



Schwarmintelligenz trifft auf Vorschusszahlungen: Egal ob man es persönlich unterstützt oder nicht; Crowdfunding ist ein spannendes Konzept. Eine Dokumentation zum Thema Crowdfunding via Crowdfunding zu finanzieren, ist unterdessen ein kniffliger Gedanke. Es ist durchaus vorstellbar, über diesem Wege eine informative, ungewöhnliche Doku zu verwirklichen. Etwa, wenn durch die Fanfinanzierung abgesichert wird, dass der Film unkonventionell vorgehen darf und somit ganz anders wird als jeder übliche Dokumentarfilm. Morgan Spurlock hat vor einigen Jahren vorgemacht, wie eine Dokumentation über besondere Finanzierungswege aussehen kann, die selbst diese Wege beschritten hat: In The Greatest Movie Ever Sold thematisierte er Produktplatzierungen und Film-Werbedeals, indem er die Finanzierung eben jener Dokumentation mit der Kamera einfing. Das Ergebnis war so erhellend wie unterhaltsam.

Von der The Greatest Movie Ever Sold innewohnenden Cleverness und dem von dieser Doku ausgestrahlten Schalk ist Capital C aber weit entfernt. Stattdessen wurde mit Crowdfunding ein Film über Crowdfunding finanziert, der sich primär an Begeisterte des Crowdfunding-Gedanken richtet, die sich nicht in die Suppe spucken lassen wollen. Zwar hat die Doku ihre hellen Momente, unterm Strich ist sie jedoch sehr einseitig und voreingenommen geraten.

Die Stützpfeiler der Doku sind drei Kickstarter-Erfolgsgeschichten: Der Videospiele-Pionier Brian Fargo, der mit immensem Erfolg bei Kickstarter Geld für die Neuauflage von Wasteland sammelt. Der Grafiker Jackson Robinson, der sich seinen Traum erfüllen möchte, Spielkarten zu gestalten. Und der Hipster Zach Crain, der gestrickte Flaschenwärmer herstellt. Fargo dient dabei mit seinen millionenschweren Kickstarter-Aktionen als leuchtendes Vorbild für erfolgreiches Crowdfunding. Zugleich repräsentiert er den Aspekt dieses Finanzierungsmodells, den auch der Veronica Mars-Film oder Zach Braffs Wish I Was Here abdecken: Von Fans herbeigesehnte Unternehmungen, die trotzdem nie zustande gekommen sind.

Robinson und Crain dagegen stehen stellvertretend für die kleinen, verrückten Ideen, die sich bei Kickstarter und Co. finden und bringen auch eine persönlichere Note in den Film. Das bunte „Wir haben uns alle lieb“-Treiben in Crains Firma steht dabei im satten Kontrast zur verbissenen Selfmade-Unternehmer-Story von Robinson, der im Laufe der 87 Filmminuten mehrmals von himmelhochjauchzend zu deprimiert schwankt. Aber Robinsons flatternden Nerven und seiner zwischendurch davon schwindenden Zeit mit seiner Familie zum Trotz: Die Regisseure Jørg Kundinger und Timon Birkhofer lenken immer wieder das Hauptaugenmerk ihrer von 586 Kickstarter-User unterstützten Dokumentation darauf, dass mit Crowdfunding am Ende ja alles gut wird. Diesen Eindruck unterstreichen auch die gelegentlichen, kurzen Interview-Statements von Wirtschaftsexperten oder Netz-Kennern wie Sascha Lobo.

Kritische Nachfragen werden in Capital C verschwindend klein geschrieben, genauso wie Konkurrenzplattformen zu Kickstarter kaum Beachtung finden. Dass über Kickstarter finanzierte Ideen mitunter nie vollendet werden, hakt der Film im Vorbeigehen ab, genauso wie sie von gezieltem Crowdfunding-Missbrauch nichts wissen möchte. Selbst die große Community an eingeschworenen Kickstartern wird zu einer Fußnote degradiert: Ein besonders geschäftiger 'Backer' kommt kurz zu Wort, meint, dass ja nicht alle von ihm unterstützten Projekte vollendet wurden, und ward nie wieder gesehen.

Dabei hätte eine größere Varianz Capital C sehr gut zu Gesicht gestanden: Was steckt hinter Plattformen wie 'Patreon', was können Backer machen, die unzufrieden sind, und gibt es Leute, die es bereuen, bei der Verwirklichung ihrer Ideen auf Crowdfunding zurückgegriffen zu haben? Antworten auf diese Fragen wären zweifelsfrei reizvoller gewesen, als die diversen Wiederholungen, auf die Capital C zurückgreift. Sei es die Beweihräucherung des attraktiven, aber nicht makellosen Modells Crowdfunding, oder Zach Crains insgesamt drei Erklärungen, wie die ABC-Show Shark Tank abläuft: Nach und nach verliert sich die Dokumentation in die Redundanz. Alle Crowdfunding-Gegner können sich daher an dieser Stelle einen passenden, schnippischen Kommentar denken. Alle anderen dürfen ihr Bedauern anmelden. Einen Imagefilm hätte es nämlich nicht gebraucht – man kann an Crowdfunding glauben und sich dennoch mit den Makeln des Modells auseinandersetzen. Vielleicht schafft es ja die nächste Doku zum Thema. Denn auch das lehrt Capital C: Nachahmer gibt es überall ...

Montag, 17. August 2015

D23 Expo 2015: Von Piraten, Superhelden, Riesen und Sternenkriegern



Endlich war es wieder so weit: Der Disney-Konzern hielt die nunmehr vierte D23 Expo ab. In Anaheim kam es daher zum Schaulaufen der Disney-Fans, die sich durch meterlange Warteschlangen kämpften, um teures Merchandising zu kaufen, sich einige der zahlreichen Ausstellungen anzuschauen ... und natürlich auch um an einigen der Panels teilzunehmen. Manche Panels auf der D23-Expo sind informativer Natur. So gab es dieses Jahr einen ausführlichen Rückblick auf Aladdin und die Produktionsgeschichte dieses Meisterwerks. Andere Panels dienten der Unterhaltung, wie das Kostümevent Mousequerade. Andere gaben den anwesenden Fans die Gelegenheit, zahllose Disney-Größen live in Aktion zu erleben. Wie etwa die Kür neuer Disney Legends. Und was eine Popkultur-Convention ist, ist natürlich auch nicht komplett ohne News!

Die Newsdichte der D23 Expo 2015 ist allerdings schwer einzuschätzen. Gerade im Filmbereich wurden vor allem Gerüchte und offene Geheimnisse bestätigt, nur vereinzelte Ankündigungen erwischten die gut unterrichteten Filmportale und Disney-Fans völlig auf dem kalten Fuß. Auch im Themenparkbereich blieben die ganz großen, welterschütternden Ankündigungen aus. Jedoch: Die D23 Expo bescherte das Disney-Fandom mit einer Flut an neuen Bildern, und den anwesenden Fans wurden auch extrem gute Shows geboten. Dass einige der spannendsten Panels (etwa: Auszeichnung der neuen Disney-Legenden und der Ausblick auf die neue Muppet-Serie) gleichzeitig stattfanden, ist gerade daher natürlich bedauerlich. Und dass die D23 Expo auf einen offiziellen Livestream verzichtete, nachdem Disney mit der Star Wars Celebration bewies, wegweisende Expo-Berichterstattung zu ermöglichen, ist fast schon schockierend. Dennoch: Wo 2015 jede Menge los ist, da ist ein weg, an Bilder und Fakten zu kommen. Dieser Weg ist allerdings so überwältigend lang, verzweigt und breit, dass ich für diesen Artikel nur eine sehr selektive Auswahl getroffen habe. Würde ich alles abdecken wollen, so säßen wir noch übermorgen hier ...

Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales
Quelle: Offizielle Facebook-Seite 

Ich kann natürlich nicht aus meiner Haut. Der wichtigste Moment der D23 Expo war für mich natürlich das Segment rund um Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales während des Realfilm-Panels. Johnny Depp torkelte als Käpt'n Jack Sparrow über die Bühne und persiflierte John Lasseter, der bei einem früheren Panel Hawaiishirts ins Publikum schoss. Sparrows Antwort? Trauben. "Traube? Will jemand eine Traube? Traube!", brüllte er, während er seine Ware nicht sonderlich überzeugt angepriesen hat: "Ich hasse diese verrotteten kleinen Dinger!" Außerdem bot er an, mit dem Saalpublikum ein Lied zu singen, wurde dann aber von Sean Bailey, dem Präsident für Filmproduktion bei den Walt Disney Studios, von der Bühne eskortiert. "Ich wollte sowieso kein  Lied singen!", grätzte Sparrow.

Generell wiederholte Bailey auf der Bühne hauptsächlich das, was bei der Drehstartankündigung mitgeteilt wurde: Geoffrey Rush kehrt als Barbossa zurück, Brenton Thwaites und Kaya Scodelario sowie Javier Bardem sind neu an Bord. Darüber hinaus wurde jedoch ein bislang von Studioseite aus unbestätigtes Gerücht zum Fakt emporgehoben: Orlando Bloom segelt wieder durch die Karibik. Über Will Turners Rückkehr habe ich mir bislang kein klares Urteil bilden können. Einerseits bin ich Bloom gegenüber seit einigen Jahren enorm aufgetaut, und zudem ergibt es bei einem Abenteuer über ein die Gezeiten steuerndes Artefakt Sinn, Will Turner zu involvieren. Jedoch fehlt einfach etwas, nicht "Will und Elizabeth" sagen zu können, und was es über Teil vier aussagt, wenn er als einziger ohne Turner auskommt, muss sich auch noch zeigen. Ich will nicht, dass Fremde Gezeiten einen Außenseiterstatus erhält.

Darüber hinaus wurde endlich das Logo zum Film enthüllt. Und ich finde es ja immer extrem spannend, das Debüt des neuen Totenkopfs abzuwarten. Jeder Teil der Saga hat sein eigenes Symbol, und nachdem die Original-Trilogie dem immer gleichen Totenkopf neue Schmuckstücke sowie ein neues Hintergrundsymbol verpasste, änderte Teil vier den Schädel selbst. Teil fünf setzt diese neue Tradition fort, und heiliges Kanonenrohr, sieht der Kopf großartig aus. Und einzigartig!


Wer sich das Bild in Originalgröße anschaut (einfach anklicken), wird einen Dreizack entdecken, der in den Schädel eingraviert ist. Und dann hätten wir die originelle Form, die Farbgebung, die verschiedenen Details, diese Goldgravur, der kernige Vibe dieses Kopfs ... Ich kann es nicht abwarten, ein Shirt dieses Logos zu erwerben. Und rauszufinden, wie sehr das Logo die Stimmung des Films wiederspiegelt ...



Moana
Quelle: Inside the Magic

Disneys nächstjähriges Meisterwerk Moana ist in zweierlei Hinsicht ein besonderer Film: Zunächst, weil aufgrund dieses Projekts zum ersten Mal seit 2002 nicht eine, sondern gleich zwei neue Langfilm-Produktionen aus den Walt Disney Animation Studios in die Kinos stürmen. Zum anderen, weil es das Computeranimationsdebüt zweier besonders wichtiger Disney-Regisseure darstellt. Ron Clements und John Musker, die Köpfe hinter Basil, der Mäusedetektiv, Arielle, die Meerjungfrau, Aladdin, Hercules, Der Schatzplanet und Küss den Frosch! Interessanterweise lieferten sie mit Der Schatzplanet schon 2002 ein Meisterwerk ab, dass in einem Jahr mit interner Konkurrenz startete. Diese war Lilo & Stitch, der mit Moana das sommerliche Inselstaat-Feeling teilt. Während Lilo & Stitch aber in Hawaii spielt, ist Moana in Polynesien angesiedelt, dem kulturellen und geografischen Dreieck nahe Australien, dem unter anderem die Cook-Inseln angehören.

In Moana begibt sich das titelgebende Teenager-Mädchen gemeinsam mit dem Halbgott Maui (gesprochen von Dwayne Johnson) auf eine Reise quer durch den Ozean begibt, um eine unerfüllte Aufgabe ihrer Ahnen endlich abzuhaken. Maui bricht eines der Tabus der Disney-Trickstudios: Er ist tätowiert. Nicht falsch verstehen: Er ist nicht die erste Disney-Figur, die auf Körperbemalung setzt, und Tattoos verstoßen auch nicht gegen irgendeinen Moralkodex der Disney-Studios. Jedoch haben sich die Künstler bei Disney nach Atlantis geschworen, nie wieder Figuren mit prominent platzierten Tätowierungen zu erschaffen, weil sie im Produktionsprozess die reinste Hölle darstellen würden. Schließlich muss stete Kontinuität gewahrt werden. Die Fortschritte in der Digitaltricktechnik ermöglichen nun aber nicht nur, dass Maui Tattoos hat, sondern dass diese sich sogar verwandeln können. Wir dürfen gespannt sein, wie es in Bewegung aussieht!

Das Setting, welches das Produktionsteam disney-typisch zu einigen Recherchereisen in den Südpazifik inspirierte, ermöglicht natürlich, dass Moana ein exotisches Flair aufweist, das aus den restlichen Disney-Filmen heraussticht. Man schaue sich nur die Lava-Dame auf einem der obigen Konzeptbilder an! Auch musikalisch geht Moana eigene Wege und stellt dem Komponisten Mark Mancina (Tarzan, Bärenbrüder, Arrangements für Der König der Löwen als Film sowie Bühnenmusical) zwei außergewöhnliche Künstler zur Seite: Den Komponisten Lin-Manuel Miranda, der auf dem Broadway gerade für seine Latino-Klänge gefeiert wird, sowie den Singer/Songwriter Opetaia Foa’i aus Samoa.

Untenstehender Clip führt einen der Filmsongs vor. Und zeigt einmal mehr, was für eine Charmegranate Dwayne Johnson ist!



Gigantic
Quelle: Disney

Glasklar die größte Überraschung auf der D23 Expo, was Filme der Marke Disney anbelangt: Nathan Grenos seit 2013 dem Fandom bekanntes Projekt Giants lebt! Seit nunmehr zwei Jahren wird in Kennerkreisen über die nächste Regiearbeit des Rapunzel-Ko-Regisseurs diskutiert. Einerseits, weil natürlich jeder neuer Trickfilm von Interesse ist, an dem sich jemand aus dem Team hinter der Prinzessin mit dem güldenen, magischen Haar beteiligt. Allerdings waren die vergangenen Jahre auch regelmäßig kritische Stimmen zu vernehmen: Darf sich der Meisterwerke-Kanon Disneys nach nicht einmal 60 Filmen einfach schon wiederholen? Da Greno eine Neuadaption von Jack and the Beanstalk plant, greift er immerhin eine Episode aus Fröhlich, frei, Spaß dabei auf.

Die Debatten werden zwar gewiss nicht verstummen, allerdings bin ich zuversichtlich, dass die sehr hübschen Konzeptbilder sowie die ersten inhaltlichen Details zum nun als Gigantic aus der Versenkung zurückkehrenden Films die Zahl der Kritiker dezimieren wird. Denn seit wir zuletzt vom zwischenzeitlich totgeglaubten Werks hörten, hat sich einiges getan. Die Geschichte spielt nun in England zu Zeiten solcher Entdecker wie Christoph Columbus.  Jack eifert ihnen nach und begibt sich in die Welt der Riesen - wo ihm nicht etwa ein furchteinflössender, männlicher Riese begegnet. Sondern die gerade einmal elfjährige Riesin Imma, die zwar einen sehr selbstbewussten Charakter hat, jedoch verloren ist. Jack versucht daraufhin, sie nach Hause zurückzubringen ...

Der für 2018 vorgesehene Film wird ein Musical und setzt auf neue Songs von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez (Die Eiskönigin), welche sich der schweren Aufgabe annehmen, der Welt ein neues Lass jetzt los zu bescheren. Statt eines halben Dutzends neuer Steintroll-Lieder.



Coco
Quelle: Inside the Magic

Was Disney kann, kann Pixar auch: Ähnlich wie Gigantic ist Coco nämlich die Rückkehr eines totgeglaubten Projekts. Auf der CinemaCon 2012 hieß es, dass Lee Unkrich, der Regisseur von Toy Story 3 einen Film über den mexikanischen Tag der Toten plant. Bezüglich The Untitled Pixar Movie About Dia de los Muertos wurde es allerdings alsbald sehr ruhig. Nun ist das Projekt zurück, hat mit Coco einen Titel verpasst bekommen und visiert einen Start im Herbst 2017 an.

Die Story zum Film, den John Lasseter auf der Bühne als "atemberaubend, schön, lustig und emotional" beschrieben hat, dreht sich um den 12-jährigen Miguel, der sich einem Jahrhunderte alten Mysterium annimmt. Dadurch gelingt es ihm, ein Wiedersehen mit verstorbenen Familienmitgliedern herbeizuführen. Da ich Animationsfilme mit mexikanischem Flair liebe (siehe: Drei Caballeros und Manolo und das Buch des Lebens) kann ich Unkrichs neusten Film kaum abwarten!

Zoomania

Der im Original Zootopia betitelte neue Film von Byron Howard (Rapunzel) und Rich Moore (Ralph reicht's) war natürlich ebenfalls auf der D23 Expo vertreten. Und auch wenn sich die News darauf beschränkten, dass Shakira eine laszive Gazelle sprechen wird, so zählt diese Kriminalkomödie für mich zu den Höhepunkten der Convention. Einfach deshalb, weil sämtliche Bilder aus Zootopia verflixt gut aussehen. Ich kann es kaum abwarten, in diese irre Großstadt abzutauchen!



Star Wars
Quelle: Disney

Selbstredend spielte auch Star Wars eine große Rolle auf der D23 Expo, und dies sowohl in Sachen Kino als auch in Sachen Themenparks. Beginnen wir mit den Filmnews: Der Regisseur von Episode IX steht fest! Nach J. J. Abrams, der Das Erwachen der Macht inszeniert, und Looper-Regisseur Rian Johnson, der Teil acht der Sternensaga dreht, folgt ... Jurassic World-Macher Colin Trevorrow. Außerdem wurden die Star Wars Anthology-Filme umbenannt. Die kleinen Anekdoten aus dem riesigen Star Wars-Universum hören nun auf die Bezeichnung A Star Wars Story. Die erste dieser Geschichten, Rogue One, hat obendrein ein neues Ensemblemitglied! Und dies ist niemand Geringeres als Mads Mikkelsen, der dänische Schauspielgott aus Casino Royale und Die Jagd!

In Sachen Themenparks wurden zwei Star Wars-Themenbereiche offiziell angekündigt. Sowohl Disneyland Kalifornien als auch der in Orlando beheimatete Park Disney's Hollywood Studios bekommen über 56.000 Quadratmeter große Bereiche rund um die von Lucasfilm erschaffene Welt. Beides werden die bislang größten Themenparkerweiterung in der Disney-Geschichte darstellen und die Besucher in einen überdimensionalen, von Humanoiden, schrillen Aliens und Droiden bevölkerten Raumhafen entführen. Selbstredend wird es eine Cantina geben (Ohrwurmalarm!), außerdem versprach Disney-CEO Bob Iger, dass wirklich alles in diesen Themenbereichen "in character" sein wird. Schon einmal im Discoveryland oder Tomorrowland einen Shop betreten? Dort wird man von Verkäuferinnen und Verkäuferin in Kleidung bedient, die zum Themening des Bereichs passt. Die Shops in den Star Wars-Bereichen dagegen sind von Cast Membern bevölkert, die die Rolle Einheimischer spielen - teils humanoid, teils Alien. Manche sollen auch Droiden spielen. Zwei Attraktionen wurden auch enthüllt: Eine lässt die Besucher den legendären Millennium Falken steuern, eine andere versetzt sie mitten in einen Kampf zwischen der imperialen First Order und den Rebellen.

Marvel

Der heiß herbeigesehnte Ausblick auf Captain America: Civil War blieb leider den Anwesenden in der Halle vorenthalten. Aber die ungeheuerlich charmanten und kecken Grußworte von Benedict Cumberbatch alias Doctor Strange und das wunderbare Geplänkel zwischen Chris Evans und Anthony Mackie ist auch sehenswert:



Shanghai Disneyland

Disney-Kenner waren enttäuscht: Über Shanghai Disneyland gab es keine wirklichen Neuigkeiten. Aber jede Menge Bildmaterial und hörbar ambitionierte Stimmen. Daher verweise ich auf dieses Video, solltet ihr ein Gespür bekommen wollen, was uns mit dem ersten Disneypark auf chinesischem Festland erwartet:



Avatar in Walt Disney World

Quelle: Themepark Insider

Endlich hat der Avatar-Themenbereich in Disney's Animal Kingdom in Orlando einen Namen! Er ist Pandora: The World of Avatar betitelt und wird, glaubt man den veröffentlichten Konzeptzeichnungen und den Modellen, die auf der Expo ausgestellt wurden, ein unvergleichlich immersives Erlebnis. Mit Audio-Animatronics, 3D-Hologrammen, schwebenden Felsen, dichten Bäumen sowie hohen Wasserfällen möchten die Imagineers die Besucher völlig in der Welt des Riesenblockbusters verschwinden lassen. Herzstück des Themenbereichs wird ein aufwändiger Flugsimulator, der die Besucher auf dem Rücken eines Banshees durch die bunte Fauna führt. Außerdem wird es eine Wasserbahn geben, die einen quer durch Pandora führt.

Geht man von der Präsentation aus, wird der Avatar-Bereich auf Storytelling und Atmosphäre setzen, statt sich auf dem Namen des Franchises auszuruhen. Da die Nachhaltigkeit von Avatar als populäre Marke noch nicht bewiesen ist, eine sehr willkommene Erkenntnis!



Weitere nennenswerte Dinge im Schnelldurchlauf

The Finest Hours ist einer der raren, kleineren Disney-Filme der nahen Zukunft. Das wahre Katastrophen-Drama hat mit Chris Pine aber einen namhaften Darsteller zu bieten, der sic zuletzt ordentlich mauserte und die Masse klar in der Hand hat:


Alice Through the Looking Glass tauscht Tim Burton gegen Die Muppets-Regisseur James Bobin aus, der aus der Vorlage eine Zeitreisegeschichte macht, deren Produktions- und Kostümdesign wesentlich ansprechender aussieht als das, was der magere Milliarden-Hit geboten hat:


Pete's Dragon sieht, schenkt man den Beschreibungen derjenigen Glauben, die den auf der Expo gezeigten Ausschnitt kennen, sehr melancholisch, nachdenklich und zauberhaft aus. Und Bryce Dallas Howard (nicht Jessica Chastain!) wirkt sehr überzeugt von ihrem Film:


Auf Jon Favreaus Das Dschungelbuch habe ich bislang nichts gegeben. Doch die Präsentation auf der D23 Expo wurde von Standing Ovations empfangen. Nun bin ich neugierig ...


Die Schöne und das Biest setzt auf zwei neue Lieder von Alan Menken und Tim Rice. Und Emma Watson hat den Belle-Charme drauf. Ich freu mich!


James Monroe (Broadways Dschinni) singt den Oogie Boogie Song:


Toy Story 4 wird eine Liebesgeschichte und handelt davon, wie Buzz versucht, seinem Kumpel Woody Bo Peep zurückzufinden. Außerdem: Lasseter lässt auf der Bühne die Puppen tanzen!



Ne-Yo verneigt sich vor Robin Williams:


Außerdem gab es Neues zu Finding Dory und Der gute Dinosaurier, jedoch muss ich zugeben, dass ich diese beiden Präsentationen eher enttäuschend fand, selbst wenn ich natürlich noch immer gespannt bin, wie die beiden Filme werden. Das Spinatmädchen hat viele weitere Infos zur Expo. Schaut doch einfach mal vorbei!

Und zum Abschluss, noch mein Lieblingsschnappschuss des Wochenendes:

Quelle: Alberto E. Rodriguez/Disney

Käpt'n Sparrow und Han Solo, sich verwundernd dreinblickend vereint. Sowas kann nur Disney!

Sonntag, 23. Juni 2013

DisneyWar – Teil 5: Der einsame König und sein Reich

Die ersten zehn Jahre unter der neuen Disney-Führungsriege liegen hinter uns, wir sind im Jahr 1994 angekommen. Das Studio ist mit Erfolgen wie „Der König der Löwen“ gekrönt, das Unternehmen macht Rekordgewinne. Hinter den Kulissen aber brodelt es: Unternehmenspräsident Frank Wells – ein loyaler Vertrauter Eisners – stirbt bei einem Hubschrauberunfall. Jeffrey Katzenberg, Vorsitzender der Walt Disney Studios und Hauptverantwortlicher für die erfolgreiche Renaissance der Animationsfilme, hofft auf die versprochene Beförderung zum Präsidenten, doch Eisner weigert sich. Die ohenhin gespannten Verhältnisse eskalieren, Katzenberg verlässt das Unternehmen im Streit.  Plötzlich ist vom einstigen Erfolgstrio, das Disney aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat, nur noch einer übrig: Michael Eisner, der vor einem personellen Scherbenhaufen steht. In einem „entzauberten Königreich“, wie das Sachbuch „DisneyWar“ diese nun eintretende zweite Phase der Ära Michael Eisner überschreibt.

Im achten Kapitel zeichnet Autor James B. Stewart das charakterliche Bild von Eisner kohärent weiter: Generell erhält man als Leser den Eindruck eines Mannes, der nun – da er durch den Abgang von Katzenberg und den Tod von Wells sehr viel Macht auf sich vereint hat – nur ungern wieder Macht abgeben will. Und wenn, dann nur an jemanden, den Eisner auch zu kontrollieren fähig ist, der ihm selbst keine Konkurrenz machen kann und der sich ihm bedingungslos unterordnet. Dass die Suche nach solch geeigneten Nachfolgern für Katzenberg und Wells schwierig werden würde, ist ohnehin klar. Nebenbei müssen die Neuen ja auch noch das eigentliche Geschäft perfekt beherrschen, um bei ihrer Arbeit erfolgreich zu sein.

Das achte Kapitel beschreibt zu großen Teilen, wie sich die Nachfolgesuche von Eisner gestaltet. Er selbst sieht sich im Unternehmen Disney mittlerweile als völlig unverzichtbar an: Nach einer Herzoperation von Eisner stellte sich das Board zeitweise die Frage, wer Disney übernehmen könnte, würde der er selbst plötzlich sterben – nach dem Tod von Wells schien dieses Problem nicht mehr allzu abwegig. Doch Eisner kannte niemanden, der ihn ersetzen konnte, wie er in einem Brief an das Boardmitglied Ray Watson mitteilte: „Hier ist die traurige Wahrheit: Ich habe keinen [Nachfolger]. […] Wir haben eine Reihe fantastischer junger Manager, die Führungs-Erfahrung brauchen … aber im Moment kann ich nicht wirklich sagen, wer in die ‚Startlöcher‘ passt.“ (S. 295)

Ob Eisner zu diesem Zeitpunkt die Wahrheit sagte oder nur so tat, um sich selbst für die kommenden Jahre als alleinigen, unumstrittenen Chef darzustellen, ist an dieser Stelle nicht ersichtlich. Liest man aber zwischen den Zeilen, passt die Betonung auf [i]jungen[/i] Fachkräften zu dieser Interpretation: Zwar gibt es geeignete Kandidaten, aber erst, wenn sie (durch Eisner) jahrelang gefördert wurden und irgendwann einmal ‚reif‘ sind für seinen Chefsessel. Wolle man Eisner Narzissmus unterstellen, so fände sich hier ein gutes Argument dafür. Auch ein paar Seiten später, als Eisner über die Restrukturierung von Disney redet, dabei auch über die Durchwechslung von Managerposten – denn seiner Meinung nach könne jeder gute Manager auch jede Position in einem Unternehmen bekleiden. „Es geht dabei um die Gründung eines neuen Unternehmens nach den gleichen Prinzipien und der gleichen Unternehmenskultur. […] Auf mir lastet also ein großer Druck. Ich habe das Gefühl, jetzt würde ohne mich alles zusammenbrechen.“ (S. 297)

Dennis Hightower
Nun hat Eisner nicht unrecht damit, dass sich das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt – 1995 – in einem Umbruch befand und es jemanden brauchte, der diesen Umbruch sorgfältig organisierte. Eisners Probleme, geeignete Leute für die vakanten Posten zu finden, blieben bestehen: Schwierig gestaltete sich vor allem die Position des Chefs der TV-Sparte, für die Eisner einen auf den ersten Blick völlig ungeeigneten Kandidaten auswählte, nämlich Dennis Hightower. Dieser hatte Disneys Merchandising-Geschäft in Europa und Asien erfolgreich gemacht, verstand aber von der Film- und Fernsehbranche nichts (was Eisner nicht hinderte, da ja seiner Meinung nach jeder gute Manager alles könne). Bill Mechanic, damals Studiochef der TV-Sparte des Konkurrenten FOX, konnte eine solche Personalentscheidung kaum fassen: „Nicht einmal Michael könnte so einen großen Fehler machen.“ (S. 299). Die Causa Hightower endete übrigens schon nach einem Jahr, sie ist beispielhaft für andere überraschende Personalentscheidungen zu dieser Zeit.

Zusätzlich zu den internen Problemen bemühte sich der Disney-Konzern um die Übernahme eines Fernseh-Networks, einer Senderkette mit nationalem Primetime- und lokalen Daytimesendungen. Damals, Mitte der 90er Jahre, war ganz Hollywood im Fusionsrausch, billige Kredite machten Übernahmen schmackhaft. Disney war quasi gezwungen, ebenfalls den Kauf eines Networks in Erwägung zu ziehen, auch wenn einige Führungskräfte dagegen waren. Die Synergien, schon lange übrigens von mittlerweile abgewanderten Jeffrey Katzenberg angepriesen, waren aber unverkennbar: Mit eigenen Fernsehsendern könne Disney seine Film- und Fernsehproduktionen über eigene Vertriebskanäle verwerten, außerdem könnten Produktionssparten zusammengelegt werden. Interessant in dieser Hinsicht: Das Network ABC, das letztlich von Disney gekauft wurde, war ursprünglich dritte, eigentlich sogar nur vierte Wahl bei den ersten Übernahmeplänen.

Michael Eisner hatte zu dieser Zeit keine Übernahme-Erfahrungen gemacht. Ein größerer Einkauf unter seiner Führung war bisher lediglich das Filmstudio Miramax gewesen; für diese höchst erfolgreiche Übernahme aber war fast ausschließlich Jeffrey Katzenberg verantwortlich. Eisner selbst hatte aber zumindest TV-Erfahrungen durch sein früheres Amt bei Paramount und glaubte zu erkennen, welches Unternehmen am besten zu Disney passe. Sein erster Favorit war das Network NBC, das damals in einer Krise steckte – für Eisner war interessant, es wieder zur Nummer eins zu machen. Hier lässt sich einmal mehr der ureigene Charakterzug Eisners erkennen, den Reiz in der Herausforderung zu suchen.

Normalerweise zieht Eisner seine Ideen auch durch, wenn er sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat – zumindest bisher. Nach den Ereignissen des Jahres 1994 aber wandelt sich das Handen des impulsiven Dickkopfs: Schnell wird die Übernahme von NBC als zu teuer abgehandelt, Eisner selbst soll laut „DisneyWar“ dennoch eine gewisse Enttäuschung über das geplatzte Geschäft empfunden haben. Einen ähnlich überraschenden Rückzug machte er auch beim Themenpark-Projekt „Disney’s America“, dessen Planungen von Bürgerprotesten begleitet wurden. Nach neuen Kostentschätzungen und dem finanziellen Fiasko von Disneyland Paris traute sich Eisner auch hier nichts mehr und stellte das Projekt ein. Vielleicht war Eisner nach seinem Größenwahn, in Paris seine eigenen architektonischen Träume zu verwirklichen und kein bisschen zu sparen, auf den Boden der rechnerischen Tatsachen zurückgeholt worden.

Weitere Übernahmekandidaten im TV-Bereich waren nun noch CBS und ABC, zeitweise plante man sogar den Kauf des damaligen Entertainment-Riesen TimeWarner. Eisner wollte dieses Risiko allerdings nicht eingehen, plädierte zunächst für eine Übernahme eines einzelnen Networks: „Ich bin immer noch für CBS“, sagte er Mitte 1995 zu seinen Finanzmanagern. Im Laufe der nächsten Wochen klopfte er die Chancen sowohl bei CBS als auch bei ABC ab, letzteres Network erschien generell günstig und beinhaltete noch ESPN, einen aufstrebenden Sportsender, der immer bessere Zahlen vorweisen konnte. Eisners Vertrauter Sid Bass riet ihm letztlich zum Kauf von ABC; die Übernahme wurde im August 1995 besiegelt. Öffentlich hatte Eisner einen großen Sieg errungen, viele betrachteten den Deal als äußerst sinnvoll. Im New Yorker überschrieb Ken Auletta seinen Übernahmebericht mit der Schlagzeile „Awesome“ und schrieb: „Eisners Triumph verwandelt ihn erneut; aus dem Frosch wird wieder ein Prinz.“

Ungeklärt war zu diesem Zeitpunkt noch immer die Besetzung des Präsidentenpostens. Als natürlicher Nachfolger von Frank Wells kam dabei Robert ‚Bob‘ Iger ins Spiel, der damals Präsident von ABC war, das Disney ja nun übernommen hatte. In der Branche ist es nicht unüblich, dass der Chef bei einer Fusion dann einen noch höheren Posten bekleidet, in diesem Fall jenen des Disney-Präsidentenpostens. Eisner aber reagierte ambivalent auf den neuen Mann Iger: „DisneyWar“ beschreibt, dass Eisner von ihm zwar in gewisser Weise beeindruckt sei, dass er ihn allerdings intern auch schlecht gemacht habe. Für den Präsidentenposten sei Iger zu weich und zu gut aussehend, zu wenig kreativ (S. 319), letztlich noch nicht reif für diese Position. Eisner soll sogar mit dem Gedanken gespielt haben, Iger bei ABC zu feuern und durch den bereits bekannten Dennis Hightower zu ersetzen – unvorstellbar, wenn man in Gedanken ruft, wie erfolgreich Iger seit Jahren an der Spitze von Disney und als Eisners Nachfolger mittlerweile ist.


Michael Ovitz
Vielleicht, dies geht aber aus „DisneyWar“ nicht hervor, hat Eisner in Iger damals bereits einen Konkurrenten gesehen, der ihm gefährlich werden könnte (eine nicht unbegründete Prognose). Anders ist kaum zu erklären, dass er Iger selbst in seinem alten Job bei ABC feuern wollte, wo dieser dort nachweislich gute Arbeit geleistet hatte und durch seine Erfahrung die Integration von ABC bei Disney vorantreiben konnte. Michael Ovitz, Eisners Vertrauter, riet ihm daher auch von einem solchen Schritt ab: Es wäre ein Desaster, Iger so früh zu ersetzen, er habe eine Chance verdient. Letztlich wurde Ovitz selbst umworben, neuer Präsident bei Disney zu werden – Eisner sah in ihm einen fähigen Mann, den er offenbar kontrollieren konnte (beide kannten sich bereits 30 Jahre) und der ihm kaum in Konkurrenz treten könnte. Das Board war von der Personalie kaum überzeugt, doch Eisner kontrollierte es damals quasi und bewegte die Mitglieder letztlich zu einer Entscheidung pro Ovitz. Dieser war von der neuen Partnerschaft auch nicht wirklich überzeugt, fürchtete um die private Freundschaft mit Eisner, sollte die Geschäftsbeziehung nicht klappen. Als Hollywood-Agent war Ovitz in der Branche ein berüchtigter Mann, von Zeitungen sogar als der „mächtigste Mann Hollywoods“ beschrieben – Erfahrungen im Geschäft eines Entertainment-Imperiums hatte er bisher trotzdem keine.

Für Eisner war diese „private“ Lösung wahrscheinlich die einfachste, weil am einfachsten zu händelnde und für ihn offensichtlich die risikoloseste – auch in Bezug auf seinen eigenen CEO-Posten, der durch Michael Ovitz kaum gefährdet schien. Ob diese Lösung aber auch für das Unternehmen das Beste war, schien – wie so oft bei Eisners Entscheidungen – nur zweitrangig, wie sich später auch herausstellen sollte. Nachdem Ovitz den Job bei Disney angenommen hatte, rief er einen Vertrauten an und sagte: „Ich glaube, ich habe den größten Fehler in meiner gesamten Laufbahn begangen.“ (S. 323)

Über die Krise, die mit Michael Ovitz zu Disney kam, und über schwindende Unterstützung zu Michael Eisner berichtet der nächste Teil des Lesetagebuchs.
 
 
Bei Recherchen zu diesem Artikel bin ich auf ein sehr interessantes Videodokument gestoßen, das zwar nicht zum Inhalt passt, ich euch aber nicht vorenthalten will: eine Diskussion zwischen Bob Iger und Jeffrey Katzenberg über Entwicklungen im TV
 

Donnerstag, 23. Mai 2013

Filmhistorische Fußspuren: Reale Sprechblasengeschichten II


Die Qualität der späteren Filmserials machten Superhelden im Kino trotz anfänglicher Einträglichkeit zunehmend unattraktiv. Allerdings entdeckten Fernsehmacher die Comichelden für sich – mit ihren kurzen Geschichten schienen sie für dieses Medium prädestiniert, auch wenn das Budget einige Kompromisse erforderte ...


Zwei Legenden erobern das Fernsehen
Im November 1951 startete in den US-Kinos der einstündige Film Superman and the Mole-Man, dessen Zweck es war, die geplante Superman-Fernsehserie Superman – Retter in der Not (Originaltitel: The Adventures of Superman) zu bewerben. Deren Ausstrahlung begann jedoch erst im September des Folgejahres, nachdem der Cornflakes-Hersteller Kellogg's als Sponsor gefunden wurde. Sowohl die Produktion, als auch der Tonfall der ersten zwei Staffeln glich Abenteuer-Serials und gelegentlich auch Noir-Kriminalmelodramen, wenngleich in familienfreundlicherer Form. Superman ist in diesen Episoden eine durch und durch ernsthafte, keinerlei Scherze machende Figur und die Storys behandelten ebenfalls ernst gemeinte Themen, selbst wenn die Durchführung sehr milde und aus heutiger Zeit betrachtet plakativ-naiv war. Der als Zweiteiler wiederverwertete Kinofilm zum Beispiel erzählt, wie die Bürger von Metropolis eine schrecklich aussehende Rasse von Maulwurfsmenschen entdecken, denen sie böse Absichten unterstellen und deswegen auslöschen wollen. Superman ahnt aber, dass es sich um friedliche Wesen handelt. Es war eine gut gemeinte, eine Aussage beinhaltende Botschaft zur Zeit der Kommunistenhatz, jedoch auch simpel.


Dennoch gingen einige Episoden auch mutigere Wege und beinhalteten für damalige Fernsehverhältnisse harte Actionsequenzen. Zudem muteten die Serienmacher dem Familienpublikum auch On-Screen-Todessequenzen zu. Die Schurken, die Superman bekämpfte, waren in der ersten Staffel ausnahmslos Räuber, hinterlistige Geschäftsmänner und Agenten, in der zweiten Staffel wurde auch ein Sci-Fi-Element eingeführt. Supermans populäre Erzschurken kamen in der Serie aber nicht vor.


Im Laufe der zweiten Staffel übernahm ein neuer Produzent, Whitney Ellsworth, die Leitung der Serie, woraufhin der generelle Tonfall und insbesondere der Gewaltgrad der Serie stark verharmlost wurde. Ab 1954 wurden die Episoden bereits in Farbe gedreht, um den Wert der Serie nachhaltig zu steigern. Vorerst strahlte der Sender ABC die Episoden aber nur in Schwarzweiß aus, erst Wiederholungen nach Beendigung der Serie waren in Farbe.


Mit dem Umstieg zum Dreh in Farbe kamen jedoch auch noch engere Budgetbegrenzungen hinzu. Oftmals konnte man es sich nicht mehr leisten, mehrere Takes einer Szene zu machen, so dass sich auch öfters Versprecher oder andere Pannen in die fertigen Folgen einschlichen. Außerdem ging die zuvor thematisch ambitionierte Serie den selben Weg, wie Superhelden-Comics generell: Das so genannte Silver Age nahm seinen Anfang, das aus den spannenden Heldenabenteuern sehr knallige, komödiantische und mit verrückten Sci-Fi-Spielereien ausgestattete Geschichtlein machte. Hauptgrund war die stark regulierte Zensur (im Namen des Jugenschutzes), wodurch Autoren gezwungen waren, brenzlige Situationen durch fantasievolle bis alberne Einfälle auszutauschen. In Superman – Retter in der Not resultierte dieser Stimmungswechsel dazu, dass Waffengewalt nahezu komplett ausgeklammert wurde, statt bedrohlicher Schurken bekämpfte Superman (teils ironisch gemeinte, teils alberne) Karikaturen und auch Superman selbst durfte nun öfters lockere Sprüche vom Stapel lassen.


Superman-Darsteller George Reeves, der seit Beginn der Serie landesweit nur noch als Superman wahrgenommen wurde und sich von den dünner werdenden Episodenhandlungen unterfordert fühlte, bemühte sich zu dieser Zeit weitestgehend erfolglos darum, ernstere Rollen zu ergattern. Außerdem übernahm er bei drei der letzten Superman – Retter in der Not-Episoden Regie, wo er wieder ernstzunehmendere Gefahren zeichnete und die Dramatik erhöhte.


Der mit ihm befreundete Filmproduzent Bill Walsh arrangierte für Reeves eine Rolle im Disney-Western Zug der Furchtlosen mit dem ebenfalls außerordentlich populären Davy Crockett-Darsteller Fess Parker. Es sollte Reeves letztes Engagement werden. Am 16. Juni 1959 starb Reeves im Alter von 45 Jahren durch eine Schussverletzung. Die näheren Umstände blieben ungeklärt, es gibt sowohl die Theorie, dass er von Kriminellen erschossen wurde, als auch, dass Reeves Suizid begann, weil er mit seiner Karriere unzufrieden war. 2006 thematisierte das Neo-Noir-Drama Die Hollywood-Verschwörung Reeves' Tod. Gespielt wurde die Fernsehlegende von Ben Affleck, der damit seine Rückkehr nach dem Fünffach-Flop von Daredevil, Gigli, Paycheck, Wie überleben wir Weihnachten? und Jersey Girl sowie der ganzen "Bennifer"-Krise gab. Affleck, den sehr viele Kinogänger zuvor nicht als fähigen Schauspieler betrachten konnten oder wollten, gewann bei den Filmfestspielen in Venedig für seine Performance den Preis als bester Darsteller.


Beeinflusst durch den anhaltenden Erfolg der Wiederholungen der farbigen (und leichtfüßigeren) Superman – Retter in der Not-Episoden sowie der gleichermaßen kindlich-unbeschwerten Lone Ranger-Serie auf CBS, sowie weiter inspiriert durch die aufgrund ihrer Vorführungen in Playboy Clubs einen Kultstatus erlangenden Batman-Serials, formierte sich in den frühen 60er-Jahren die Idee, dass der Fledermaus-kostümierte Held für eine ähnlich geartete Serie ins Fernsehen gehievt werden sollte.



Obwohl Batman ursprünglich bei aller Knalligkeit noch als ironiefreies Projekt angedacht war, änderte sich dies radikal, als der Sender ABC den Produktionsauftrag an 20th Century Fox reichte, welche ihn wiederum dem bekennenden Comichasser und Produzenten William Dozier erteilte. Unabhängig von der tonalen Neuausrichtung der Batman-Comics, welche kurz danach ebenfalls ins Blödelnde abgleiten sollten, beschloss Dozier, eine Camp-Show zu machen, die das Superheldengenre bewusst ins Lächerliche zieht. Dozier traf, zumindest anfänglich, den Nerv der Zeit: Die erste Staffel war immens erfolgreich, die zweite Staffel verstieß durch ihre repetierenden Handlungsabläufe und Gags die Kritiker, welche zudem bemängelten, dass jegliche Spannung aus den Drehbüchern entfleucht sei. Zu Beginn der dritten Staffel gingen dann auch massiv Zuschauer verloren, weshalb ABC die Anzahl der Folgen kürzte (von zwei neuen Sendungen wöchentlich zu einer), und dann auch drastisch das Budget reduzierte. Darüber hinaus beschlossen die Serienmacher, weitestgehend auf Cliffhanger zu verzichten. Ein verzweifelter Versuch, die Zuschauerzahlen zu verbessern, war die Einführung Batgirls, von der man sich versprach, weibliche Fernsehende anzulocken. Als dies misslang, zog ABC noch vor Ende der dritten Staffel den Stecker.


Es wäre beinahe zu einer vierten Staffel gekommen, weil NBC trotz gesunkener Einschaltquoten Interesse an der Serie hatte und den Produzenten mehr gestalterische Freiheit anbot. Die Bedingung war, dass NBC die alten Sets nutzen kann – diese wurden jedoch schon von ABC verschrottet. So hinterließ die von Januar 1966 bis März 1968 laufende, 120 Episoden (und einen Kinofilm) umfassende Serie zahllose Parodien, Generationen von Zuschauern, die die Reihe missverstanden und als seriös gedachte, Batman völlig fehl interpretierende Produktion auffassten sowie die Darsteller von Batman und Robin: Adam West und Burt Ward arrangierten sich, anders als George Reeves, mit ihrer beispiellosen Popularität in ihren Heldenrollen und spielten seither in unzähligen Serien sich selbst oder Hommagen/Parodien ihres jeweiligen Serien-Ichs.


Supermans Rückkehr ins Kino
Auf eine geglückte Reihe an Cartoons folgte für Superman eine beschämende Serial, gefolgt von einer ambitioniert gestarteten, jedoch heruntergewirtschafteten TV-Serie. Batman rammte dann die Seriosität von Comicverfilmungen völlig in Grund und Boden. Wie konnten sich die Comics aus diesem Sumpf retten?

Mit der Figur des Superman, dem geistigen Urvater aller Sprechblasensuperhelden, versuchte sich Produzent Ilya Salkind zusammen mit seinem Vater Alexander und Geschäftspartner Pierre Spengler an einer Rekonstruktion des Genres. Anders als einige Jahrzehnte später, wo sich die Comicverleger selbst ins Getümmel der Filmindustrie stürzen sollten und eine Verfilmung ihrer Lizenzen vorantreiben, haderte DC in den 70ern jedoch, Superman fürs Kino freizugeben. Als die Produzenten angaben, dass man als mögliche Darsteller des Capeträgers Muhammad Ali, Al Pacino, James Caan, Steve McQueen, Clint Eastwood Robert Redford und Dustin Hoffman ins Auge fasste, gab man jedoch vom Staraufgebot überzeugt seine Zustimmung. Auch bei der Wahl der Autoren klotzte man: Sci-Fi-Autor Alfred Bester wurde nach einer Ideenfindungsphase durch Der Pate-Autor Mario Putzo ersetzt (letzten Endes beteiligte sich allerdings eine Heerschar an Drehbuchschreibern am Projekt). Zu den Regisseuren, nach denen die Produzenten griffen, gehörten ein Pre-Star Wars-George-Lucas und Steven Spielberg.


Ein Deal mit Warner Bros., der einen Back-to-back-Dreh von Superman und einer Fortsetzung festlegte, ließ die Arbeiten am Drehbuch in die Höhe schnellen, zwischenzeitlich umfasste das Skript zu beiden Teilen über 500 Seiten. 1976 konnte man es auf 400 Seiten runterkürzen, zugleich fügten die Studiobosse und Geldgeber jedoch den Wunsch nach einer knalligeren Camp-Note ein und bestand darauf, Telly Savalas eine Gastrolle als Kojak zu geben. Als Retter in der Not engagierten die Filmemacher Tom Mankiewicz, Autor einiger James Bond-Filme, der eine neue Version des Putzo-Buchs, nun wieder 550 Seiten und ernster im Tonfall, komplett umschreiben sollte. Derweil begann ein Run auf die Rolle des Superman. Nachdem einige Größen wie Redford ablehnten, weil sie sich als zu berühmt für eine Rolle in einem Comicfilm hielten, und sich Leute wie Sylvester Stallone in beidseitig interessierten Gesprächen befanden, sich dennoch nie eine Einigung ergab, bewarben sich über 200 Stars, Sternchen und Amateure für die Titelrolle. Sehr viele Muskelpakete, darunter Arnold Schwarzenegger, wurden aufgrund mangelnden darstellerischen Talents abgelehnt, andere Darsteller hatten zwar das Talent, nicht aber das passende Aussehen.



Christopher Reeves kam in die engere Auswahl, allerdings bemängelte der mittlerweile als Regisseur gewonnene Richard Donner seine nicht ausreichend definierten Muskeln. Man überlegte, ihm einen Anzug mit Muskelpolstern zu geben, ähnlich wie ihn George Reeves in der Superman-Fernsehserie trug, was der Newcomer aber ablehnte, weshalb er innerhalb kürzester Zeit mittels intensivem Training enorm an Muskelmasse zulegte, was ihm wiederum die Rolle seines Lebens sicherte. Am 24. März 1977 begannen die Dreharbeiten für Superman I & II und sollten laut anfänglichem Drehplan noch im selben Jahr beendet werden, zahllose Produktionsprobleme dehnten die Produktionszeit jedoch auf 19 Monate aus. Dies wiederum ließ die Kosten in die Höhe schnellen, so dass Superman zusammen mit Die drei Musketiere & Die vier Musketiere nicht nur ein Vorreiter für Back-to-Back-Dreharbeiten (später ahmten dies Zurück in die Zukunft II & III, die Matrix-Fortsetzungen, PotC II & III und die Herr der Ringe-Trilogie nach) wurde, sondern auch der damals teuerste Dreh aller Zeiten. Aufgrund des außer Kontrolle geratenen Drehplans und Budgets gerieten Richard Donner und die Produzenten mehrfach aneinander, was letztlich dazu führte, dass man das Ende von Superman umschrieb und die Arbeiten am zu 80 Prozent vollendeten Superman II einstellte.

Anfangs war vorgesehen, Superman auf einem Cliffhanger enden zu lassen, der zeigt, wie die Oberschurken General Zod, Non, und Ursa auf die Erde zufliegen. Unsicher, ob er jemals Superman II fertig stellen könne, ohne den Produzenten vor Wut an die Gurgel zu springen, und ob ein Cliffhanger funktionieren würde, sah Donner von diesem Ende ab. Sollte Superman im Kino gut ankommen, käme er zurück um die Fortsetzung zu drehen, anderweitig hätten die wenigen Kinogänger wenigstens ein rundes Ende.



Donner sollte nur teilweise Recht behalten: Superman war ein finanzieller Erfolg, aber der gegen Ende der Produktion hinzugezogene Assistenzregisseur Richard Lester erhielt von den Produzenten den Auftrag, den Film fertig zu stellen und ihm, ihren Wünschen entsprechend, eine leichtherzigere Gangart zu verleihen. Dies führte dazu, dass Gene Hackmans Präsenz als Supermans Rivale Lex Luthor um einige Szenen runtergekürzt werden musste, da sich der Oscar-Preisträger aus Loyalität weigerte, für Lester vor die Kamera zu treten.



Dass Superman zu einem Erfolg wurde, dürfte aus qualitativer Sicht kaum überraschen. Verfolgt man die Entwicklung der Comicverfilmungen von Anfang bis heute, statt vom jetzigen Zeitpunkt auf die frühen Versuche herabzublicken, so war es zwar keineswegs die erste ernstzunehmende Adaption eines Comichelden, zumindest aber die bis dahin durchdachteste. Auch manche Serials fügten Dramatik in ihren von Action bestimmten Handlungsfluss, aufgrund der episodenhaften Erzählweise und der generellen Erwartungshaltung an diese Filme, sowie wegen der Limitationen durch Budget und Effekttechnik, waren sie im Vergleich zu "normalen" Kinofilmen dennoch eher Stückwerk. Superman überbot die stärkeren Momente üblicher Serials und ließ sie somit noch älter aussehen.


Daran lässt sich allerdings auch der Kreislauf ablesen, den Comicverfilmungen lange durchlebten: Für ihre Zeit ambitionierte Werke unternahmen manche Fehler, die schlecht gealtert sind (etwa frühe Serials wie die Dick Tracy-Reihe oder die erste Superman – Retter in der Not-Staffel). Es folgten weniger liebevolle, aus Kommerzgier raus gehauene Produktionen, welche die Schwächen der Vorgänger überbetonten (etwa die späteren Superman – Retter in der Not-Folgen oder zuvor die Serial-Auftritte von Superman und Batman), und so nicht nur den finanziellen Durchmarsch, den Comicverfilmungen genossen, jäh unterbrachen, sondern spätere Zuschauer stärker auf die Mängel der gelungeneren Filme hinweisen. Donners Superman war seinerzeit ein Machtwerk, die Fortsetzung entzweite das Publikum in die üblichen "Besser als das Original" und "Komödiantischer, größer, mieser"-Lager, wurde insgesamt jedoch noch immer sehr gut aufgenommen.

Auch in Rückblicken erhalten diese zwei Filme häufig nostalgisch-warme Besprechungen, allerdings zeigen sie bereits ein gewisses Alter. So gewannen schon die ersten beiden Superman-Filme viel ihres Humors auf Kosten der Figuren oder der Situation. Die jüngsten Marvel-Filme und selbst Nolans Batman-Filme haben ebenfalls Humor, doch dieser wächst stark aus den Figuren heraus oder zwinkert liebenswert der Absurdität der Lage zu. In den ersten zwei Superman-Filmen wird die Gefahr hingegen völlig untergraben, etwa wenn in der Kinofassung von Teil 2 während einer Schurken-Sturmattacke einem Mann das Haarteil weggeweht wird und ein Regenschirm im Wind herumtänzelt. Auch wird das Heldentu in diesen Filmen noch recht einseitig gezeichnet, Sätze wie "I'm here to fight for truth, justice, and the American way" sind aus heutiger Sicht doch ziemlich schmalzig.

1983 erhielt das Superheldengenre nach den respektierten Superman-Filmen auch bereits seinen (damals unvermeidlichen?) Knacks in der glänzenden Fassade: Superman III von Richard Lester teilte mit seiner immens größeren Dosis kindischeren Humors die zeitgenössischen Fans und verstieß die der Reihe bis dahin wohl gesonnenen Kritiker. Erst 1987 folgte der vierte Teil, nun ohne Lester und die Salkinds. Christopher Reeves, der den dritten Film missachtete und als Beleidigung an die Fans betrachtete, wurde davon überzeugt, in seiner Paraderolle zurückzukehren, indem man ihm versprach, bei einem etwaigen fünften Teil Regie führen zu dürfen, und dass die neuen Produzenten (Menahem Golan & Yoram Globus) ein Projekt nach Reeves' Wahl gemeinsam mit ihm produzieren würden. Reeves wusste zum Zeitpunkt seiner Zusage aber nicht, dass für Superman IV an allen Ecken und Kanten gespart werden musste. Zusammen mit einer hastig zusammengeschusterten Story führten die grottigen Produktionswerte zu einer drastischen Ablehnung des Films seitens Kritiker und Kinogänger.


Zur gleichen Zeit, auf dem Fernsehschirm ...
Ein kleiner Sprung zurück, denn abseits von Superman waren die Siebziger für Comicadaptionen ein ziemlich unrühmliches Jahrzehnt. 1977 bis 1979 etwa lief auf CBS eine 13 Episoden und einen Pilotfilm umfassende, schäbige Fernsehserie zu The Amazing Spider-Man, die keine bemerkenswerte Schurken aufbrachte, ein lächerliches Spider-Man-Kostüm auf die Welt losließ und nur wenig mit der Vorlage gemein hatte. Trotzdem holte die Serie gute Quoten, da CBS aber fürchtete, als "Superhelden-Sender" verschrien zu werden, nahmen die Senderbosse das Format aus dem Programm. Neben The Amazing Spider-Man setzte CBS unter anderem auf einen TV-Film über Doctor Strange sowie auf die nach einer Staffel von ABC übernommene Wonder Woman-Serie. Diese konnte durch Hauptdarstellerin Lynda Carter immerhin einen Kultstatus erlangen, was die TV-Filme rund um Captain America und Co. nicht von sich behaupten können, weshalb diese nur aufgrund sarkastischer Reviews von Internetpromis wie dem Nostalgia Critic und The Spoony One heute ein Minimum an Bekanntheit aufbringen.

Qualitativ zwischen den Welten schwebte wiederum die von 1978 bis 1982 produzierte Serie Der unglaubliche Hulk mit Bill Bixby als Dr. David Banner [sic!] und Bodybuilder Lou Ferrigno als Hulk. Die Serie zeigt, wie Banner inkognito von Ort zu Ort reist, während er nach einer Möglichkeit forscht, seine Mutation rückgängig zu machen, wobei ihm ein Sensationsjournalist ständig auf den Fersen ist. Auf der Flucht diente gewissermaßen als Inspiration, die Plots der Episoden waren schnell repetitiv, allerdings attestieren viele, die mit der Serie aufwuchsen, ihr einen bodenständigen und ehrlichen Charme, weshalb Ferrigno für viele bis heute DIE Stimme des Hulks ist.


Die peinlichen Kinojahre
Im Kino lief es für Comicverfilmungen parallel zur Superman-Reihe und in den Jahren nach dem qualitativen Untergang des stählernen Mannes noch einmal ein gutes Stück mieser. 1984 sollte das Superman-Spin-Off Supergirl die Geldkuh noch einmal richtig melken, doch die 35-Millionen-Dollar-Produktion mit Helen Slater in der Titelrolle und Faye Dunaway als die prominenter beworbene Schurkin Selena nahm nicht einmal 15 Millionen an den US-Kassen ein. Dass Kritiker die Superheldenfarce belächelten, dürfte wohl kaum überraschen.

Ein Jahr später fand eine weitere Comic-Kämpferin den Weg auf die Leinwand: Red Sonja, eine Marvel-Schöpfung für die Comic-Adaption der Conan-Romane. Richard Fleischers komplett in Italien gedrehter Film gehört zu den aufwändigen 80er-Jahre-Flops des Fantasygenres: Das Magie-und-Schwert-Abenteuer kostete 17,9 Millionen Dollar, nahm allerdings bloß weniger als 7 Millionen innerhalb der USA ein, auch im Rest der Welt wurde der schleppend erzählte Streifen kein Erfolg. Aufgrund seiner zahllosen Klischees, fragwürdigen Charakterisierungen und der Abwesenheit jeglicher internen Logik ist Red Sonja allerdings mittlerweile Kult. Und Arnold Schwarzenegger betrachtet ihn als schlechtesten Film seiner Karriere. Eine ansehnliche Leistung.


Sanftes Aufatmen in Sachen Comicverfilmungen ermöglichte L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn (Originaltitel: Weird Science). Die John-Hughes-Komödie über zwei schüchterne High-School-Nerds, die mittels Computertechnik und einem übernatürlichen Gewitter ihre Traumfrau erschaffen, schied die Geister der Filmkritiker, traf beim jugendlichen Publikum aber einen Nerv und wird gerade in den USA bis heute als Kult-Geheimtipp gehandelt. Die Geschichte ist eine lose Adaption und Modernisierung der Geschichte "Made of the Future" aus dem 50er-Comicmagazin Weird Science und war mit einem Einspiel von 23,86 Millionen US-Dollar in den USA ein Genre-Achtungserfolg. Ein Jahr später betrat dann erstmals Marvel die Bühne der Kinoadaptionen (vom Captain America-Serial abgesehen), und niemand geringeres als Star Wars-Schöpfer George Lucas nahm sich mit seinem Produktionsstudio LucasFilm dem Projekt an. Was bei diesen Startvoraussetzungen ein Blockbuster besonderen Ausmaßes hätte werden können, wurde stattdessen ein historisches Desaster: Howard – Ein tierischer Held!



Howard gehört zu den Spitzenanwärtern auf den Titel der schlechtesten Comicadaption, die Hollywood jemals verbrochen hat, weshalb auf diesem Film bereits unzählige Mal rumgehackt wurde und es schwer ist, etwas Neues über ihn zu schreiben. Deshalb sei kurzerhand erwähnt: Er macht alles falsch, was er hätte falsch machen können. Er wurde im falschen Medium umgesetzt (mit einer anthropomorphen Ente in der Hauptrolle hätte man auf Zeichentrick zurückgreifen sollen, entweder komplett oder für die Titelfigur), aber da Universal dringend einen großen Sommerfilm wollte und Lucas die Fähigkeiten seiner Effektleute überschätzte, wurde Howard als Realfilm verwirklicht. Die Autoren warfen die Charakterisierung der Comic-Ente sowie den Noir-Ansatz der Vorlage aus dem Fenster, sie verloren den Überblick wer ihr Zielpublikum sein sollte, und schrieben letztlich völlig kindische Humorplattitüden, und dies nur wenige Drehbuchzeilen neben absurder, artübergreifender Erotik. Die Story? Kaum vorhanden. Der hintergründige Anspruch der Comics? Ersetzt durch misslungene Spezialeffekte. Nur von der Absurdität der Comicvorlage lassen sich vereinzelte Spurenelemente in der George-Lucas-Produktion finden. Nur längst nicht in nennenswert kreativer Form.

Die Rechnung folgte sofort: Kritiker verachteten den Film, das Publikum blieb den Kinoaufführungen fern und mit gleich sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere gab es gleich noch eine kleine Quittung obendrauf. 

Ein weiteres Mal hat sich die Kunstform der realverfilmten Comicadaption in ein tiefschwarzes, qualitatives Loch manövriert. Werden Comicverfilmungen für immer und ewig als minderwertiger Dreck betrachtet? Oder können sie sich retten? Wie werden sie sich retten? Wer hilft ihnen dabei? Und steht etwa schon der nächste Ärger bevor?! Antworten auf diese Fragen erwarten euch, demnächst bei Filmhistorische Fußspuren!

Dienstag, 13. November 2012

Disney adaptiert "Big Thunder Mountain"


Lange, lange wurde es erwartet, nun geschieht es also tatsächlich: Nach Pirates of the Caribbean und Haunted Mansion beziehungsweise Phantom Manor findet ein weiterer Fanliebling aus den Disney-Themenparks den Pfad in die Welt des bewegten Bildes. Nun trifft es die Urmutter aller Wildwest-Achterbahnen, den vor Atmosphäre und Charakter nur so sprühenden Big Thunder Mountain!

Jedoch kommt der Gold beherbergende Felsen mit der rasanten Minenbahn nicht ins Kino. Dort zieht bekanntlich The Lone Ranger unter der Leitung von Gore Verbinski und Jerry Bruckheimer ins Feld, um dem Westerngenre mit einem Knall zu neuen kommerziellen Höhen zu verhelfen. Stattdessen kehrt Disney zu den Wurzeln seines televisionären Dauererfolges zurück und plant eine aufwändige Westernserie auf dem US-Network ABC. Yiiiiehhaaaa!

Den wildeste Ritt der westlichen Wildnis wird laut The Hollywood Reporter Drehbuchautor Jason Fuchs (Ice Age 4: Voll verschoben) in ein TV-Skript transformieren, Chris Morgan (Wanted, Fast & Furious Five) wird die Serie übersehen und als ausführender Produzent beteiligt sein. Statt einer komödiantischen Form wie beim Eddie-Murphy-Vehikel The Haunted Mansion schwebt Disney hier eine dramatische Adaption vor.

Big Thunder Mountain ist ein idealer Kandidat für eine Film- oder Serienadaption, da die Achterbahn eine intensive Backgroundstory aufweist, die sich rund um den Goldrausch im späten 19. Jahrhundert dreht. Insbesondere die Pariser Version der Bahn hat eine bewegte fiktive Hintergrundgeschichte, die sich schließlich auf den gesamten Westernbereich des Parks, das Frontierland, erstreckt. Eine Zusammenfassung der von Hoffnung und Tragik durchzogenen Erzählung des fiktiven Goldgräberstädtchens Thunder Mesa findet hier hier.

Was glaubt ihr? Wird das massive Potential dieser Serie genutzt oder erwartet uns eine austauschbare Wildwestserie mit ikonischem Titel?