Mittwoch, 17. April 2013

Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Das Finale!)

Endlich können wir mit 2012 abschließen. Am liebsten würde ich im selben Atemzug auch 2013 hinter mir lassen, aber das ist mir nicht vergönnt. Also widme ich mich einfach noch einmal freudig lächelnd den Filmen, die ich vergangenes Jahr am meisten ins Herz schloss. Lange musste ich mit mir hadern, welche Rangfolge zutrifft, doch ich stehe hinter diesen Platzierungen. Sie sind schwer erkämpft und wie ich finde auch schwer korrekt!

Platz 5: Anna Karenina (Regie: Joe Wright)

Joe Wright nahm Tolstois Bollwerk eines Adels-Liebesromans und verwandelte den russischen Literaturklassiker in einen opernartigen Sinnesrausch mit der Grazie eines Ballettstücks. Wrights Anna Karenina besticht damit, dass er die Geschichte eines Liebesdreiecks in der oberen russischen Gesellschaft nicht mit dem üblichen Bilderrealismus klassischer Literaturverfilmungen abbildet, sondern in ein heruntergekommenes, dennoch prunk- und stilvolles Theater verlagert. Die so entstehenden, innovativen Bilder kommentieren und rekontextualisieren die Handlung, in deren Mittelpunkt Keira Knightley steht, die als die titelgebende Anna Karenina eine der besten Leistungen in ihrer Karriere abliefert. Für mich ist es eine Schande, dass dieser Film nicht mehr Aufsehen erregte und ich hoffe, dass er mit der Zeit als kleines Kunstwerk von mehr und mehr Filmliebhabern entdeckt wird.


Platz 4: The Artist (Regie:Michel Hazanavicius)

Michel Hazanavicius' Liebeserklärung an die Magie des Stummfilms und den Findungsreichtum der Traumfabrik ist vergnüglich, auf herrlich nostalgische Weise melodramatisch und zudem ein ausgeklügeltes Beispiel für einen unaufdringlichen Metafilm. Mit diesem Stummfilm kommentiert Hazanavicius die Geschwätzigkeit des modernen Kinos und verweist auf Macken des tonlosen Kinos, ohne diese Beobachtungen in den Mittelpunkt der Erzählung zu drängen. Hinzu kommen Charmebolzen Jean Dujardin und Ludovic Bources eingängige, spaßige Filmmusik – und fertig ist der smarte, geballte Filmspaß.


Platz 3: Die Muppets (Regie: James Bobin)

Regisseur James Bobin, das Autorenduo Jason Segel & Nicholas Stoller und Songkomponist Bret McKenzie gelang mit dem einfallslos betitelten Die Muppets etwas, von dem wohl jeder halbwegs kreativ denkende Fan träumt: Sie brachten ihre aus dem Fokus der Medienwelt entschwundenen Idole zurück! Sie würdigten die filzige Muppet-Truppe mit einem witzigen, lebensfrohen und sich so manchen Seitenhieb auf Disney erlaubenden Film, der den Geist dieser Figuren besser versteht als alles andere seit deren Schatzinsel-Adaption. Der gute, alte Muppet-Witz, fantastische Songs und ansteckend gute Laune. Wundervoll!

Platz 2: Ralph reicht's (Regie: Rich Moore)

In einem Jahr, in dem sich Pixar die zweite künstlerische Schlappe in Folge erlaubte, war es ein Simpsons-Regisseur, der den Disney-Fans zu einem durch und durch gelungenen Animationsfilm verhalf. Das in der faszinierenden Welt der Videospiele angesiedelte Meisterwerk nahm eine Idee, aus der auch eine sich auf Popkulturhumor ausruhende Blödelkomödie hätte werden können, und formierte sie zu einer erfrischenden Komödie mit liebenswürdigen Figuren, deren Schicksal zu berühren weiß. Ob der an Arbeitsunlust zerbrechende Randale-Ralph oder die von ihrem Umfeld ausgestoßene Vanellope: Es fällt schwer, diesen neuen Disney-Helden nicht zu verfallen. Walts altes Kredo, dass es für jeden Lacher auch eine Träne geben sollte, fand nicht nur Berücksichtigung, sondern ging auch völlig auf: Man kommt für die hübsche Idee, einen entnervten Videospielschurken zu sehen und bleibt, weil der Film ganz beiläufig Alltagsfrust behandelt und mit Witz auflöst. Außerdem wissen die toll animierten, neu erschaffenen Welten zu gefallen sowie Henry Jackmans ohrwurmverdächtige Hintergrundmusik. Mit seiner Mischung aus Disney-Zutaten, atypischen Ideen, Witz und Herzlichkeit stellt Ralph reicht's für mich das Lilo & Stitch von Disneys CG-Zeitalter dar. Und das ist ein sattes Kompliment (so lange es nicht von John Lasseter kommt, dem alten Anti-Stitch-Sauertopf)!

Platz 1: Moonrise Kingdom (Regie: Wes Anderson)

Ich saß 2012 exakt einmal mit weit offenem Mund im Kino, während mir ein wohliger Schauer den Rücken herunterlief, der auszudrücken versuchte, wie wenig ich die sich vor meinen Augen erbreitende filmische Qualität fassen kann. Nur einmal vergaß ich völlig, dass ich in einem Kino sitze und verschwand völlig in den Eindrücken, die der gerade laufende Film über mein staunendes Ich ausschüttete. Dieser güldene Moment, der ein Jahr zuvor geschah, als ich erstmals die Laternensequenz in Rapunzel sah, ereignete sich, als Wes Andersons obligatorische Zeitlupenkamerafahrt von einem quirligen Marsch aus der Feder Alexandre Desplats untermalt wurde und ein verliebtes Kinderpärchen triumphierend aufbrach, um ein neues Leben zu beginnen, fernab von den piefigen (und bedrohlichen) Regularien der Erwachsenenwelt. Wes Anderson, trotz meiner Probleme mit Rushmore einer meiner Lieblingsregisseure, verbindet in dieser dramatischen Nostalgiekomödie seinen visuellen Puppenhausstil so gut mit dem Filminhalt, wie seit Die Royal Tenenbaums nicht mehr und lässt das Gefühl einer andersweltlichen Jugendliebe so intensiv wieder auferleben, dass Moonrise Kingdom sie letztlich ausgereifter und umfassender wiedergibt, als sie jemals waren. Verrückter, still vermittelter Humor, denkwürdiges Produktionsdesign und zwei der besten Kinderdarsteller, die ich seit Ewigkeiten auf der Leinwand gesehen habe sowie eine dramaturgisch furios abgestimmte Story – dies könnte mein neuer Lieblingsfilm von Anderson werden und ist zweifelsohne mein Lieblingsfilm 2012!

Siehe auch:

Montag, 15. April 2013

Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Teil III)

2013 setzt seinen Streifzug als äußerst bescheidenes Jahr fort. Doch uns bleibt ja noch immer der Blick in die Vergangenheit ...


Platz 13: Life of Pi (Regie: Ang Lee)
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass LiIfe of Pi einer dieser Filme ist, die mich vorab absolut kalt ließen. Und dies trotz Regisseur Ang Lee und zahlloser begeisterter Kritiken. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass aus dieser Geschichte ein packender Film entstehen würde. Doch ich wurde eines Besseren belehrt: Von den ersten Minuten an, in denen der durch und durch ruhige Pi einem ihm interviewenden Autoren seine märchenartige Vorgeschichte erzählt, mit all den verschrobenen Anekdoten, über das mitreißend gefilmte Schiffsunglück hin zur spannenden Schifffahrt mit dem im deutschen Titel genannten Tiger und bis zum philosophischen Schluss verfolgte ich gebannt das Leinwandgeschehen. Ang Lee und die Kamera- sowie Effektecrew schufen eine malerische visuelle Odyssee schufen eine dichte, nachdenklich-träumerische Atmosphäre. Weshalb der Film trotzdem nicht höher in meiner Gunst steht? Das ist schwer zu erläutern – so sehr ich Ang Lees Kinomärchen auch genoss, es scheiterte daran, den Clou der Erzählung mit so viel Nachhall zu vermitteln, wie ich es gern gehabt hätte. Das Buch hält sich länger an der Wende auf und das ist fürs literarische Medium auch in Ordnung, auf Film wiederum musste es rascher gehen – aber dennoch hätte es, im strengeren Wortsinne gesehen, effektreicher sein dürfen.



Platz 12: The Cabin in the Woods (Regie: Drew Goddard)
Ich als Liebhaber des gepflegten Metafilms komme einfach nicht umher, diesen witzigen und durchdachten Kommentar auf den Stand des Horrorgenres in meine Jahresbestenliste zu packen. Drew Goddards und Joss Whedons gewiefte Horrorsatire preist das Genre und stellt zugleich die Denkweise von Studiobossen und Zuschauern in Frage und erhöht den Schaffungsprozess eines Horrorfilms zu einem mythologischen Prozess. Der Film dekonstruiert seine Gattung und konstruiert zugleich sein eigens, humoriges und dennoch elaboriertes Universum. Das Ende, und damit meine ich wirklich den letzten Twist und nicht etwa den kompletten dritten Akt, ist, je nach Sichtweise, zu gemein oder nicht konsequent genug und vielleicht könnte The Cabin in the Woods noch ein wenig nervenaufreibender sein, aber alles in allem ist dieser Überraschungstreffer eine klare Empfehlung für alle Metafillm- und Slasherfreunde.


Platz 11: The Dark Knight Rises (Regie: Christopher Nolan)
So können die Erwartungen mit einem spielen. Ich war mir vor Kinostart des Finales von Christopher Nolans Batman-Trilogie sehr sicher, dass sich das Regiegenie einen Platz in meinen Top 5 des Filmjahres erkämpfen wird. Mir schwebte sogar schon eine Zusammenfassung vor, die ich, sollten meine Erwartungen erfüllt werden, in meiner Jahreslieblingsliste anbringen könnte, um auch den Wettstreit der Superheldenblockbuster anzureißen. „Die Superhelden-Filmhighlights des Jahres sind schwer zu vergleichen. Marvel's The Avengers ist das Geekfilmpendant dazu, beim Abschlussball mit der zuckersüßen Ballkönigin nach Hause zu gehen. The Dark Knight Rises dagegen ist eine jede Traumfantasie übertreffendes, psychologisch herausforderndes Date mit schockierendem, letztlich aber erfüllendem Verlauf. Das erste ist schön, das zweite kaum auszumalen … und erwies sich diesen Kinosommer als die atemberaubende Alternative zur ersten Option.“ Tja … schlussendlich war The Dark Knight Rises dann doch nicht das düstere, überdramatische Traum-Rendezvous, das ich mir erhofft hatte. Auch wenn mir Bane, die Dramaturgie des Films und die sich durch ihn durchziehende Atmosphäre wesentlich mehr gefielen als einigen anderen Zuschauern, so gab es unterm Strich im Jahre 2012 doch zehn Produktionen, die ich befriedigender fand, die ausgereifter erschienen und die ich etwas mehr ins Herz geschlossen habe. Allerdings traue ich es The Dark Knight Rises zu, dass er mit der Zeit wächst. Nolan rekontextualisiert seine Batman-Mythologie auf selbstbewusste Weise, weshalb ich diesen Bombastfilm beim zweiten Ansehen auch mehr mochte als beim ersten Mal. Die dritte Sichtung erfolgte etwas zu rasch, so dass mir einige der im Web vielfach zerrissenen Kleinigkeiten ebenfalls störend auffielen, selbst wenn ich etwa die Sprünge in der Dynamik zwischen Bruce Wayne und Selina Kyle oder die unebene Performance von Marion Cotillard noch immer auf eine vergleichsweise leichte Schulter nehme. Dennoch riss diese Sichtung den dritten Einsatz von Nolans Batman aus den Top 10 raus. Ich bin mir sicher, dass ich ihn in Zukunft wieder höher ansiedeln würde, allerdings kann ich nicht sagen wo und ich mag diese Rangliste nicht auf Spekulationen ergründen. Von daher: Sorry, Bruce. Keine Platzierung in den Top 10 für dich, dieses Mal ...


Platz 10: Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende derWelt (Regie: Lorene Scafaria)
      Lorene Scafaria lässt die Welt untergehen – und in ihrem Gesellschaftsbild zieht die Nachricht des garantierten Endes unser aller Tage eine ungeheuerliche, niemals endende Party mit sich. Koks, Gewalt und Rudelbummsen – wo es kein Morgen gibt, gibt e nichts zu bereuen. Aber nicht alle ticken so. Steve Carrell vertritt in dieser melancholischen Indie-Komödie den Schlag Mensch, der angesichts des nahenden Todes statt anonymen und oberflächlichen Spaß lieber die Suche nach erfüllender Liebe in Angriff nimmt. Und so rennt er seiner Jugendliebe nach, deren romantisches Geständnis, dass sie ihn zurück will, viel zu spät erreicht hat. Begleitet wird er von einer liebenswürdig-verpeilten jungen Frau, gespielt von Keira Knightley, die nach einem Streit mit ihrem Lebensgefährten lieber im Beisein ihrer Familie sterben möchte. Melancholisch, warmherzig, liebenswert und humorvoll – für mich der bislang schönste Weltuntergangsfilm, der aus dem aktuellen Boom rund um dieses Thema entstanden ist.

Platz 9: Argo (Regie: Ben Affleck)
Kann man sich enorm über den Oscar-Sieg eines Films freuen, obwohl er nicht sein Lieblingsfilm des Jahres ist? Natürlich! Argo belegt zwar „nur“ den neunten Rang in meiner persönlichen Favoritenliste des Jahres 2012, dennoch gehöre ich zu denen, die Ben Afflecks Thrillerdrama als gute Wahl der Academy ansehen. Argo ist einer dieser Filme, die beweisen, dass das Zusammenspiel aller einzelnen Elemente mehr wiegen kann als eine einzelne herausragende Leistung. Argo hat nicht die beste Musik, die besten Zitate, die besten darstellerischen Leistungen oder die beste Kamera des vergangenen Kinojahres zu bieten. Jedoch greifen alle guten Elemente dieses Films so zusammen, dass ein sehr gutes Ganzes entsteht. Affleck erzählt unaufgeregt und mit liebevollem Auge für Kleinigkeiten die Geschichte einer absonderlichen, doch wahren CIA-Rettungsaktion. Seine dritte Regiearbeit ist spannend, witzig und handwerklich grandios. Beim wiederholten Ansehen nutzt sich Argo in meinen Augen ein wenig ab, da es nicht viel zu entdecken gibt, das nicht auf Anhieb bewusst wird, dennoch ist es die Art von „Smart Popcorn“, die es bitte wieder häufiger im Kino zu bewundern geben sollte.


Platz 8: Drive (Regie: Nicolas Winding Refn)
Wenn Quentin Tarantino sich vornehme, einen The Transporter-Abklatsch zu inszenieren, nachdem er sich Lost in Translation ansah und aufgrund dessen beschloss, sich stilistisch etwas stärker an Sofia Coppola zu orientieren, dann würde wohl so etwas wie Drive dabei herauskommen. Ein Charakterdrama von einem B-Actionthriller mit schwelgerischem Retroflair, vielen ruhigen Momenten und derber Gewalt. Drive wird in den kommenden Jahren sicherlich sehr häufig kopiert, aber ich bezweifle, dass all die zu diesem Werk aufsehenden Newcomer etwas erschaffen können, das an die Klasse dieses Werks heranreichen wird. Dieser Ausnahmefilm ist, wie man im Englischen so schön sagt, „Lightning in a bottle“.


Platz 7: Young Adult (Regie: Jason Reitman)
Jason Reitman und Diablo Cody feierten mit Juno einen gigantischen Kritikererfolg und auch beim Publikum kam die sarkastische, doch auch optimistische Teenie-Dramödie sehr gut an. Ich jedoch finde viel mehr Gefallen an der zweiten Kooperation des Duos. In Young Adult kehrt die gescheiterte Autorin Mavis Gary, hervorragend gespielt von Charlize Theron, in ihre alte Heimatstadt zurück, um ihren Jugendfreund aus seiner erdrückenden Ehe zu retten. Was folgt ist eine deprimierende, rabenschwarze und rücksichtslos-freche, zugleich sehr wohl lebensnahe Erzählung des Chaos, des Selbstbetrugs und der Unbelehrbarkeit. Theron gefällt mir hier mehr denn je und legt nie weniger als mindestens drei Gefühle gleichzeitig zu Tage, die Dialoge sind messerscharf und die findige Charakterisierung in dieser tristen Komödie sorgt für ins Schwarze treffende Selbsterkenntnis sowie für hübsche Fremdscham. 


Platz 6: Marvel's The Avengers (Regie: Joss Whedon)
Marvels E-Ticket-Ride: Dies ist eine höchst vergnügliche Achterbahnfahrt unter den Popcorn-Blockbustern. Spaßige, denkwürdige Charaktere spielen einander die Bälle zu, die Action ist rasant und spannend und alle Beteiligten glühen vor Ambition. Entertainment der obersten Güteklasse. 


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