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Samstag, 24. Dezember 2011

Televisionärer Dauerspaß – Meine 24 liebsten Disney-Serien (Teil XXIV)

Platz 1: Die Dinos

Keine Disney-Fernsehserie bringt mein Herz höher zum Schlagen, als diese. Ich war als Kind in sie vernarrt, fand sie als Jugendlicher cool und bin auch jetzt völlig von ihr begeistert.

Die kurz vor seinem Tod von Jim Henson ersonnene und von Michael Jacobs produzierte Serie rund um die Saurierfamilie Sinclair hat sich bereits schon dadurch einen der vordersten Plätze in meiner ewigen Rangliste verdient, dass sie ein Schlüsselerlebnis in meinem Disney-Fandasein auslöste. Denn bei Die Dinos habe ich erstmals erst im Nachhinein erfahren, dass Disney hinter einer mich bezaubernden Sache steckt. Donald Duck hatte mich zu jenem Zeitpunkt längst um seinen gefiederten Finger gewickelt, ebenso wie die Serien aus dem ARD-Disney Club sowie manche der abendfüllenden Disney-Zeichentrickfilme. Da ging ich allerdings auch stets mit dem Wissen und der Erwartung heran, dass "das ja noch etwas von den Machern von Donald (und Käpt'n Balu etc.) ist". Und ja, ich habe als Kind in Kursivschrift und Klammern gedacht –  wundert das hier tatsächlich irgendjemanden?

Jedenfalls war das bei Die Dinos anders. Erst lernte ich die Serie kennen und lieben, und dann entdeckte ich nach der Erstausstrahlung einer späteren Episode das Disney-Logo mitsamt Schriftzug im Abspann. Zuvor haben meine Eltern wohl noch während des Abspanns umgeschaltet, oder irgendwas hat meinen kindlichen Verstand abgelenkt, ich weiß es nicht mehr genau. Aber ich erinnere mich noch als wäre es letzte Woche gewesen, wie meine Augen dieses schreckliche, 90er-Jahre rot-gelb-orange-farbene Walt Disney Television-Logo aufnahmen und in mir der Groschen fiel: Disney macht wirklich nahezu alles, was ist richtig super finde.
Damit war das Fundament meines Fandaseins wohl endgültig gelegt, und in einem widerstandsfähigen Zustand noch dazu. Denn was Fans ja nicht häufig eingestanden wird: Wir sind ja im Normalfall Fan von etwas oder jemandem, weil wir es oder ihn oder sie eh in unwahrscheinlich häufigen Fällen überragend gut finden. Weshalb es dann nahe liegt, generell ein Fan dieser Sache oder Person zu werden. Und nicht umgekehrt: "Ich bin Fan, also find ich alles gut."

Jedoch ist obige Anekdote nur der nostalgische Zuckerguss meiner Verehrung für diese prähistorische Sitcom. Ein weiteres, großes Stück meiner Zuneigung rührt von den sensationellen Produktionswerten und den beeindruckenden Puppentricks her. Nun gut, als Erwachsener fällt einem, spätestens nach wiederholter Sichtung, natürlich schon auf, dass Nebenfiguren und einmalig aufkreuzende Saurier von einem kleinen Ensemble an Puppen gespielt werden. Insgesamt 17 verschiedene , hoch aufwändige vollbewegliche Puppen und 50 Handpuppen sind zwar bereits eine Menge, aber nicht genug, um Wiederholungen zu vermeiden. Dennoch sind die großen, detailreichen Sets sowie die Animation der großen Saurier bemerkenswert. Als Kind war ich völlig baff und fragte mich, wie die Serie denn gemacht wurde: Zeichentrick und Computer fallen vom Look her raus, aber Puppen können Earl und Co. doch auch nicht sein ... Nun, damals kannte ich an Puppen nur die Muppets, die Sesamstraße und Käpt'n Blaubär, die ja alle das selbe filzige Aussehen und die auffälligen Stöcke an den Armen haben. Auf die Idee, dass sich hinter Die Dinos mannshohe Latexkostüme mit elektronisch gesteuerten Audio-Animatronic-Köpfen verbergen, wäre ich als kleiner Racker so schnell nicht gekommen.

Allerdings ist die technische Seite auch nur ein Element, wodurch sich meine Begeisterung für diese Serie verstärkt. Das wichtigste ist und bleibt nunmal der Inhalt. Das Konzept, der Humor, die Umsetzung. Dadurch wurde Die Dinos zu meiner liebsten Disney-Fernsehserie und auch der Maßstab, an dem ich alle möglichen, auch nur ansatzweise vergleichbaren Produktionen messe. Aus der Erinnerung heraus ist Die Dinos für so manchen nur ein Die Simpsons-Abklatsch, der zudem ein paar Einfälle aus der Familie Feuerstein klaute. Und dass die Simpsons-Macher sich über die vermeintlich riesigen Parallelen in einer Episode sogar lustig machten, hilft auch nicht gerade, die verschwommen Erinnerungen ins rechte Licht zu rücken. Ja, in beiden Serien gibt es einen dümmlichen, übergewichtigen Vater und eine als Hausfrau tätige Mutter. Hossa, das hat man ja noch nirgends gesehen. Außer in einem Großteil der Sitcoms dieser Welt.

In Ordnung, das ist eine weitere Parallele: Beide Serien nahmen das Sitcom-Format und übertrugen es in ein anderes Medium. Die Simpsons in den Zeichentrick (was zuvor schon Familie Feuerstein gemacht hat) und Die Dinos in den Puppentrick. Von dort an gingen beide Serien völlig verschiedene Wege. Die Simpsons waren in ihrem ersten Jahr nicht wesentlich mehr, als eine gezeichnete Sitcom, die sich an einen schwärzeren Humor herantraute, in Staffel 2 fanden die Macher ihre eigene "Sprache" und ab der dritten Staffel saßen die Pointen, die ein unangenehmeres Bild des Durchschnittsamerika zeigten, erst so richtig. Die Dinos hingegen mutierte rasend schnell von einer Sitcom-Parodie mit prähistorischem Setting und satirischen Zwischentönen zu einem bitterbösen schuppigen Zerrspiegel der westlichen Gesellschaft.

Und das ist einfach das geniale an Die Dinos. Die Autoren von Die Dinos nutzten das dramaturgische Konzept sowie die Figurenkonstellation einer klassischen Sitcom, setzten dies mit Puppen um (Dinosauriern noch obendrein) und lieferten dann feinste Satire über die verschiedensten gesellschaftlichen Probleme ab. Die Persiflage von Sitcom-Klischees und -Stereotypen ist da nur Garnierung am Rand. So viel politische Aussage, solch galligen Kommentare über die Medien, so feinsinnige Bemerkungen über in Disneys heiler Welt üblicherweise totgeschwiegene Themen wie Pubertät, Emanzipation und blindem Religionseifer ... Diesbezüglich ist Die Dinos zweifelsohne einsame Klasse.

Dass Die Dinos nie belehrend wirkte und mit seinen ständigen Botschaften so predigend rüberkam, wie es mittlerweile teils solchen Serien wie South Park vorgeworfen wird, liegt vor allem an den sympathischen Figuren, die allesamt gelungene Saurierabwandlungen von Sitcom-Archetypen sind. Earl Sinclair, der dümmlich-liebenswerte Familienvater mit antiquierter Weltanschauung (und in der deutschen Fassung mit der wunderbar väterlichen Stimme Edgar Otts  bzw. Jürgen Kluckerts ausgestattet), die meist oberflächliche, aber unschuldige Tochter Charlene, die ihr Licht unter den Scheffel stellende Mutter Fran und der rebellische, moderne Werte vertretene Sohn Robbie, dem die Pubertät öfter einen Saurierknochen zwischen die Beine wirft. Und natürlich das knuddelige, vorlaute Baby, das in den Erinnerungen vieler die gesamte Serie repräsentiert (und im Original von Elmo-Spieler Kevin Clash gesprochen wird). Die glaubwürdige, und dennoch sitcomhaft-verspielte Umgehensweise in der Sinclair-Familie gaben der Serie ein Herz, wodurch die satirischen Botschaften erst so richtig amüsant werden konnten.

In einer sehr frühen, sitcomhaften Episode meldet sich Familie Sinclair bei einer Gameshow an, um endlich den kaputten Familienfernseher ersetzen zu können. Wie sich diese Geschichte abspielt, würde heute man heute mit wesentlich derberem Humor bei South Park oder mit einigen zusammenhanglosen Gag-Sequenzen und unsympathischen Fratzen bei Family Guy zeigen. Diese Serien, ebenso wie American Dad oder auch die später aufkeimende, boshaftere Seite der Simpsons, sie alle bekamen von Die Dinos vorgelebt, wie man es perfekt machen könnte. Die Episode parodiert die Erzählweise von Sitcoms, zeigt abgerundete Figuren mit einer Seele und frechem Mundwerk, hält uns Medienkonsumenten ein schlimmes Spiegelbild vor, und ist dennoch "locker-flockig". Und dabei ist das noch eine der schwächeren Episoden!

Die Sternstunden der Dinos schlugen, als mit beißendem Sarkasmus mediengeile Eltern, die ihre Kinder zu Ruhm drängen, abgezockte, quotengeile Fernseh-Programmplaner, der Irak-Krieg, Fernsehprediger, Erziehungsratgeber, Scheinehen oder Goethes Faust (von allen Dingen!) durch den Schlamm gezogen wurden. Oder Disneyland. Denn als die hohen Herren von ABC das Budget kürzten, kannten die frechen, geistreichen Macher dieser Serie kein Halten mehr. Daher rührt auch das traurigste, bitterböseste und konsequenteste Serienfinale, dass Disney, das Familienfernsehen und die Sitcomgeschichte je gesehen haben.

Die Dinos ist intelligent, hat eine erfrischende Dosis Albernheit, liebenswerte Figuren und einen erstaunlich schwarzen, boshaften Humor. Was zu einer echten "Feel-Good-Serie" verbunden wurde. Das ist Fernsehen, voll und ganz nach meinem Geschmack. Und ein Volltreffer, wie ihn Disney wohl leider nie mehr wiederholen wird.

Und somit wünsche ich euch allen, ganz im Geiste von Die Dinos, ein frohes Fest mit euren Liebsten, vielen Geschenken und einem prall gefüllten Kühlschrank! Auf dass es euch weit über die Feiertage hinaus fröhliche Farbe in einen farblosen Alltag bringt!

Wir wünschen frohe Eisnacht, wir wünschen frohe Eisnacht, wir wünschen frohe Eisnacht ...
Schenken Sie doch Farbe!

Sonntag, 13. Dezember 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XV)

zurück zu Teil XIV
Platz 248: Aus und vorbei ("This is the End") aus Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere
Musik entliehen aus der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, Text von Chris Otsuki (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)

Micky ist dem Tode geweiht. Nur noch die vereinten Kräfte seiner Freunde Donald und Goofy könnten Disneys wandelndes Konzernwahrzeichen vor einem qualvollen Ende bewahren. Aber Donald denkt nicht daran, sein Leben auf's Spiel zu setzen um den quiekenden Mäuserich zu retten. Der Erzähler des Films, ein Schildkröten-Trubadur, greift in das Geschehen ein und stachelt Donalds Ehrgefühl mit einem dramatischen, sein Verhalten kritisierendem Lied an.

Diese äußerst knapp gehaltene Gesangseinlage in Disneys Drei Musketiere-Adaption mit Micky, Donald und Goofy kann sich auf drei gewaltigen Bonuspunkten ausruhen. Mit Beethovens Fünfter kann man kaum etwas falsch machen, besonders nicht in dramatischen Momenten, und dass meiner Lieblingsfigur besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt diesem kurzen Lied einen weiteren Vorsprung gegenüber dem Großteil des Soundtracks (siehe dazu auch Platz 311). Und zu guter letzt begleitet dieses Lied ein tüchtiger Wutausbruch des von mir so geliebten, cholerischen Erpels (welcher in Die drei Musketiere viel zu zahm charakterisiert wurde).
Aus und vorbei gehört im Übrigen zu den raren Momenten von Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere, in denen die deutschen Liedtexte meiner Meinung nach um einiges besser funktionieren als die englischen.

Platz 247: Timons Hula ("Timon's Hula Song") aus Der König der Löwen
basierend auf Hawaiian War Chant von Johnny Noble und Prinz Leleiohaku, Text von ? (dt. Fassung von Frank Lenart)

Timons Hula bedient sich bei der Melodie des hawaiianischen Volksliedes Kaua I Ka Huahua`i von Prinz Leleiohaku, welches 1936 mit minimalen Änderungen in der Notenfolge und einem englischen Text von Ralph Freed auch auf dem Festland berühmt wurde. Diese Version, bekannt als Hawaiian War Chant, wurde seither in zahlreichen Filmen verwendet und entwickelte sich zudem zu einem Publikumsliebling in den Hotels auf Hawaii. Jahre, bevor das Lied mitsamt neuem Text in Der König der Löwen zu einem der größten Lacher des genialen Duos Timon und Pumbaa wurde, fand das Lied bereits als Finalsong des Enchanted Tiki Rooms (siehe auch Platz 303) seinen Weg zum Disneykonzern. Auch im Adventurers Club im Erwachsenendistrikt Pleasure Island konnte man das Lied hören.
Die wohl beste Fassung des Songs ist aber Timons herrlich aufgedrehter Ablenkungsversuch im Finale von Der König der Löwen. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer dieser traditionellen hawaiianischen Weise ihren neuen, englischen Text verlieh.

In der Broadwayfassung von Der König der Löwen wird aus dem Hula, weswegen auch immer, ein gesitteter Charleston. Ein Punkt, in dem das Zeichentrickmeisterwerk unbestritten die Nase vorn hat.

Platz 246: Er ist verliebt in Daisy ("Crazy Over Daisy") aus Verrückt nach Daisy
Musik und Text von Oliver Wallace und Tom Adair (dt. Fassung von ?)

Walt Disney lebte mit einem Fuß in der Zukunft und mit einem Fuß in der Vergangenheit. Der technische Visionär, der schneller als der Rest der Filmindustrie die Möglichkeiten des Ton- und Farbfilms erkannte, ohne mit der Wimper zu zucken monatelange Arbeit in den Papierkorb werfen ließ, weil sie ihm technisch nicht ausgereicht genug war und dessen letzter Lebenstraum die Erschaffung einer prototypischen, utopischen Großstadt war, hing mit seinem ganzen Herzen vergangenen Tagen nach. Seien es die idyllischen Tage auf der Farm im Familienbesitz, welche er in einem liebevoll produzierten Mischfilm verarbeitete (siehe auch Platz 316 und Platz 331), oder die Kleinstadtatmosphäre kurz nach der Jahrhundertwende, deren Geist er in der nach Vorbild seiner Heimatstadt Marceline Main Street, U.S.A. oder den Kurzfilmen Die schmucken Neunziger oder Verrückt nach Daisy verewigte, seine Liebe zum ausklingenden viktorianischen Zeitalter ist unmöglich zu übersehen.
Im Cartoon Verrückt nach Daisy von 1950 sehen wir Donald als Hochrad fahrenden, heiteren Schönling zur Jahrhundertwende, stilecht mit Strohhut, Koteletten und locker gebundener, schwarzer Fliege. Rausgeputzt und das Leben genießend radelt er zu seiner geliebten Daisy, um ihr einen Strauß Blumen zu überreichen. Die Welt wäre so schön, wären da nicht A- und B-Hörnchen, denen Donalds eitles Aussehen nicht schmeckt und sich deswegen aufmachen, ihm den tag zu vermiesen.
Der Cartoon wird von einem im authentischen Klang dieser Zeit geschriebenen Song untermalt, der auf Harry Dacres Gassenhauer Daisy Bell aus dem Jahr 1892 anspielt. Das Musikstück schien es in seinem nostalgischem Charme Walt Disney besonders angetan zu haben. Es wurde, mit neuem Text versehen, ins Standardmusikreportoire der Main Street, U.S.A. im Disneyland eingegliedert und zu einer der Erkennungsmelodien des Barbershop-Quartetts The Mellomen (gegründet von Thurl Ravenscroft), welches 1958 das nun als Meet Me Down on Main Street bekannt gewordene Stück sogar zum Titellied seines Disneyland-Albums machte. Die inoffizielle Titelmelodie des Themenparkbereiches wurde auch als Single veröffentlicht - aber keine Version gefällt mir besser, als die deutschsprachige Cartoon-Fassung. Hier vereinen sich die stille Harmonie des Barbershop-Gesangs und die sprühende Eindringlichkeit der Musik zu einem wunderschön, aufheiterndem Wohlklang.

Platz 245: Ich bin das Baby, müsst mich lieb haben ("I'm the Baby (Gotta Love Me)") aus Die Dinos (Episode: Pangaea Werwolf)
Musik von Ray Colcord, Text von Stuart Pankin (dt. Fassung von ?)

Komponiert von Ray Colcord, dem Hauskomponisten dieser obergenialen, bissigen Satire/Puppensitcom, und mit Texten aus der Feder von Stuart Pankin (Earl Sinclairs Originalstimme) versehen, wurde Ich bin das Baby zum populärsten Titel des Albumbs Dinosaurs: Big Songs, auf dem in bester 90er-Jahre-Tradition die Serienhelden kindgerechte Lieder sangen. Ich bin das Baby bekam ein eigenes Musikvideo, welches auf US-Videosammlungen der Serie Die Dinos zu sehen war und in gekürzter Form auf einigen Disney- und Touchstone-Videos als Werbetrailer für die prähistorische Sitcom fungierte. Außerdem wurde das Musikvideo an die schaurige Episode Pangaea Werwolf gehängt, in der sich Robbie Sinclair in einen tobenden Höhlenmenschen verwandelt. Das überaus bescheidene, gar nicht selbstverliebte Lied des quasselnden Dinobabys mag zwar zum närrischsten und flapsigsten gehören, was man im Rahmen der überaus anspruchsvollen und sarkastischen Serie zu sehen bekam, doch es trumpft mit jeder Menge Liebenswürdigkeit auf, so dass ich mich ihm schlichtweg nicht verwehren kann. Ja, Baby Sinclair, ich hab' dich lieb', dich und deine ganze Sippschaft!

Platz 244: Was das nächste Ufer bringt ("Just Around The Riverbend") aus Pocahontas
Musik von Alan Menken, Text von Stephen Schwartz (dt. Fassung von Lutz Riedl)

Mit einem sich zwischen ruhig und rasant wechselndem Tempo gleicht Pocahontas' gesungener Monolog Was das nächste Ufer bringt dem Lauf eines Flusses. Während dieses Liedes lernt der Zuschauer den Charakter der titelgebenden Häuptlingstochter besser kennen. Zunächst sorglos und das Abenteuer suchend paddelt die Hauptfigur von Jeffrey Katzenbergs filmgewordenem Traum einer "Bester Film"-Oscarstatuette einen sich windenden Fluss entlang, die Gedanken an ihre Zukunft eher spielerisch abhandelnd.
An einer Gabelung angelangt, wird Pocahontas schließlich nachdenklicher. Wird sie den stattlichen Kokoum, dem sie als Frau versprochen wurde, zum Mann nehmen, selbst wenn er ihr zu ernst ist, oder hat das Schicksal etwas anderes für sie in petto?

Pocahontas ist einer der wenigen Disney-Trickfilme, deren Anerkennung meinerseits nahezu unabhängig von der Musik verläuft. Ein Disney-Musical profitiert natürlich stark von gefälliger Musik, während schlechte Lieder eher schädlich sind. Bei Pocahontas missfällt mir keines der Lieder, doch auch die von mir gemochten Musikstücke (unter denen Was das nächste Ufer bringt bereits zu meinen größeren Favoriten gehört) spielen bei meiner Einschätzung von Pocahontas eine untergeordnete Rolle. Die Lieder aus Pocahontas kommen mir erstaunlich spät in den Sinn, wenn ich an diese Produktion aus dem Jahr 1995 zurückdenke. Damit möchte ich ihnen keineswegs ihre Denkwürdigkeit absprechen - sie haften lediglich bei mir weniger kräftig, als meine Lieblingslieder aus anderen Disney-Filmen. Vielleicht liegt es aber auch allein an meiner stets wechselnden Gesamteinschätzung der Disney-Indianerlegende...

Montag, 16. Juni 2008

Die Muppets, die niemals waren - Die interessantesten, nie beendeten Muppet-Projekte (Teil 1)

Applaus, Applaus!

Wie sich so langsam herumsprechen sollte, bereiten Jason Segel und Nick Stoller einen neuen Muppet-Film für Walt Disney Pictures vor, der zurück zu den Wurzeln geht und die beliebte Puppen-Truppe wieder zu altem Glanz verhelfen soll.
Im Gegensatz zu manch anderen stolz angekündigten Projekten scheint dieser Film auch tatsächlich vorran zu kommen, so dass wir schon bald die Muppets auf der Kinoleinwand erleben dürfen.

Lasst uns das als Anlass nehmen einen Blick auf die Muppet-Projekte zu werfen, die es nicht ganz geschafft haben. Die Projekte, die irgendwann in der Development Hell versackten und nie wieder aus ihr heraus kamen.
Meine Hauptquelle hierfür ist übrigens das geniale Muppet Wiki, einem wirklich ambitionierten Projekt, das mehr als nur einen Blick wert ist.

Heute blicke ich auf die Muppet-Kinoprojekte, in den kommenden Tagen geht es dann mit den TV-Serien weiter.

Die Top 9 (+ 1) Muppet-Filme, die nie produziert wurden

9. Pipe Dream

Pipe Dream ist ein geflopptes Broadway-Musical von 1955, dass die Geschichte einer kleinen Gruppe von Freunden erzählt, die in einer kalifornischen Kleinstadt in der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg leben. Im Musical geht es darum, dass die Freunde der Protagonisten eben diese verkuppeln möchten.
Einst plante man, dieses Musical mit den Muppets zu verfilmen. Naja...

8. Muppet Haunted Movie

Von 1991 bis 2001 erwähnte die Jim Henson Company immer wieder ein Muppet-Halloween-Projekt, welches mehrere Namensänderungen durchlief und mal als Kinofilm, mal als TV-Special gehandelt wurde. Der Autor des Films erschuf später die kurzlebige Puppen-Serie Greg the Bunny.

7. Muppets in Camelot

Diese Filmidee kam in den späten 90ern auf, wurde jedoch kurzzeitig verworfen, nur um dann wieder aufzukommen, als die Jim Henson Company mit Sony Pictures einen Deal abmachte, innerhalb von vier bis fünf Jahren (!) zwischen zehn (!!) und fünfzehn (!!!) Muppet-Filmen zu drehen. Der Deal platzte bekanntermaßen, möglicherweise auch aufgrund der niedrigen Einnahmen von Muppets aus dem All. Einerseits schade, aber andererseits sind wir so vielleicht um viele peinliche Filme herumgekommen, deren komplette Handlung aus einem Satz ("Die Muppets sind in... XYZ") besteht.

6. Muppet Time Travel

2001 erstmals angkündigt, sollte der Film von "Tier" (aka "Animal") handeln, welcher in eine von Dr. Honigtau Bunsenbrenner erfundene Zeitmaschine stolpert, somit den Lauf der Zeit ändert und dafür sorgt, dass die Menschheit von ihm abstammt. Im Skript kam auch ein Song von Electric Mayhem, der Muppet-Band, vor.

5. The Muppets Leave Hollywood

In einem 1998 von der Jim Henson Company erworbenen Skript ging es um die Muppets, die sich nach ihrem Erfolg in Hollywood ganz dem Glamour-Lifestyle verschreiben und der Gier verfallen. Kermit bremst diesen Moralverfall seiner Freunde aus, indem er sie dazu bringt zurück zu ihren Wurzeln zu kehren (was für ihn "zurück in den Sumpf" bedeutet).
Klingt ein bisschen nach Zoff in Entenhausen mit Moralin, aber dennoch irgendwie reizvoll.

4. Muppets in Space

Nicht zu verwechseln mit Muppets from Space (= Muppets aus dem All), der allerdings zufälligerweise gleichzeitig entwickelt wurde. 1996 schrieben Jerry Juhl (Autor für Die Fraggles) und Kirk Thatcher (Autor für Die Dinos) parallel je ein Treatment für einen zukünftigen Muppet-Film, wobei beiden einFilm mit Sci-Fi-Elementen vorschwebte. Juhl schlug einen Film über Gonzo vor, der UFOs entdeckt (das Projekt wurde angenommen und nach Abwandlungen verfilmt), Thatcher schlug eine Muppet-Variante von Star Wars vor, in der eine Alien-Rasse Kermit für den Anführer einer alten Zivilisation hält und entführt. Die restlichen Muppets reisen daraufhin durchs All um ihren Frosch-Kumpel zu retten.
Kurze Zeit tendierte man dazu, diesen Film zu drehen, letzten Endes nahm man sich aber das andere Drehbuch vor.

3. Kermit, Prince of Denmark

"Kermit reist nach Dänemark und wird dort stets aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit mit Hamlet verwechselt" - so die grundlegende Idee, die hinter dieser freien Adaption von Hamlet steckte. Verfasst wurde das Treatment 1999 von Jeff Marx und Bobby Lopez, die auch acht Songs für ihn verfassten und einige Casting-Ideen hatten (Gonzo und Fozzie als Rosenranz und Güldenstern, Miss Piggy als Orphelia und Gertrude, Jason Alexander als König Claudius).

2000 gewannen Marx und Lopez für die Lyrics den Kleban Award - und hier endet die Erfolgsgeschichte des Projekts. Denn als das Duo das Projekt an die Jim Henson Company verkaufen wollte, lehnte Brian Henson es ab, da es für Kinder nicht ansprechend genug sei (*klick*).
Lopez und Marx fuhren daraufhin mit preisverdächtigen, jedoch nicht für Kinder gedachten, Puppen-Musicals fort und verfassten das mehrfach mit dem Tony-Award ausgezeichnete Musical Avenue Q.
2004 kontaktierte der damalige Vorsitzende der Muppets Holding Inc, Chris Curtin, Marx und Lopez mit der Bitte, ihr Skript weiter zu bearbeiten um einen Film auf dessen Basis zu entwickeln. Als Curtin die Firma verließ, starb das Projekt erneut.

Mit Disney arbeiteten Marx und Lopez allerdings dennoch zusammen: Sie schrieben Songs für Winnie Puuhs Bilderbuch, Der Bär im großen blauen Haus und für die Musical-Episode von Scrubs - Die Anfänger, in der auch Stephanie D'Abruzzo (eine der Darstellerinnen aus Avenue Q) eine Gastrolle hatte.

2. The Next Muppet Movie

Dieser Film mit dem so ungewöhnlichen Titel (der in Deutschland sicherlich durch einen dämlichen Allerweltstitel ersetzt worden wäre, wie etwa Die Muppets sind wieder da) wurde von Brian Lynch verfasst. Lynch verfasste zwei Spin-Off-Comic-Reihen über Spike (aus den Serien Buffy und Angel) und war Autor, Regisseur und Cutter der von Kevin Smith produzierten Mockumentary Big Helium Dog, einem Film, der von seiner eigenen Entstehung handelt.

Das Skript zu The Next Muppet Movie wurde bei AICN als herrausragend bezeichnet, bekam aufgrund seiner Art und Weise einen "Indie-Vibe" attestiert. Zudem wirkt es, meiner Meinung nach, wie ein The Muppets Leave Hollywood ohne Moralinspritze und mit mehr Einfallsreichtum. Sozusagen wie die Erwachsenenvariante.


Lew Zealand - Welches Serienkonzept könnte er haben?

The Next Muppet Movie zeichnet ein Szenario ab, in dem die Muppet Show noch immer läuft, jedoch nicht mehr in ihrer ursprünglichen Besetzung: Einige Mitglieder der wilden Truppe sagten ihren Kollegen "Adieu!" und starteten eine Solokarriere. So ersetzte Gonzo Pierce Brosnan als James Bond, während Miss Piggy eine eigene Talkshow moderiert. Tier dagegen stieg ins Rap-Geschäft ein. Fozzie und Lew Zealand erhielten ebenfalls eigene Fernsehshows - mehr möchte uns AICN nicht verraten, aber es soll wohl noch einige herrliche Ideen geben, auch mit Muppets Tonight!-Figuren wie Clifford und Bobo.

In The Next Muppet Movie sollten nahezu alle Muppets einen Auftritt haben, doch auch für zahlreiche Cameos sei gesorgt. Neben Anspielungen auf alte Muppet-Filme hätte es auch Paoriden auf (damals) aktuellere Filme gegeben, wie etwa eine Parodie auf Baz Luhrmanns Romeo und Julia.

Im Gegensatz zu anderen Muppet-Filmen sollte dieser auf Songs verzichten, dafür hätte es eine absurde Action-Sequenz mit Ninjas gegeben.

Eigentlich fehlt nur noch ein Gastauftritt von Jay und Silent Bob, und schon würde es wie ein Kevin-Smith-Skript klingen. Was ein großes Lob ist.

1. The Cheapest Muppet Movie Ever Made

Manchmal sind es diese Schnapsideen, die es wert sind weiter verfolgt zu werden. So auch hier: Nach Die Muppets erobern Manhattan besprachen sich Autor Jerry Juhl und Jim Henson über die Budgets ihrer Filme und entschieden, dass ihr nächstes Projekt wieder kostengünstiger werden sollte. So kam die Idee eines Films auf, der mit Metaebenen-Humor nur so um sich geworfen hätte:

Gonzo bittet Kermit darum, den nächsten Muppet-Film drehen zu dürfen und bekommt von ihm grünes Licht für das Projekt. Als (wie Juhl sagt "kitschiger und absolut mieser") Plot schwebt Gonzo eine Hatz rund um die Welt vor, bei der die Muppets versuchen ein gestohlenes Objekt zurück zu erlangen.
Allerdings verpulvert Gonzo das halbe Budget des Films bereits für den Vorspann, weshalb der Film mit vorran schreitender Zeit immer und immer billiger wird und Gonzo gezwungen ist für sämtliche Städte dieser Welt ein und die selbe Straßenecke als Drehort zu benutzen.

Die Idee wurde bis Hensons Tod besprochen und 2000 wieder ans Tageslicht befördert - nur um wieder unter zu gehen. Schade.

Ehrenplatz: The Dinosaurs Movie

Aufgrund des anfänglichen Erfolgs der obergenialen Puppensatire Die Dinos plante man einen Kinofilm mit der Familie Sinclair. Leider stiegen die Produktionskosten, während die Quoten sanken. ABC stellte die Serie ein, die Autoren der Serie zogen daraus ihre Konsequenzen und ein Film wurde unmöglich.

Demnächst geht es weiter mit dem Blick ins Muppet-Archiv. Dann stelle ich euch einige unverwirklichte Muppet-Serien vor. Ihr dürft gespannt sein!