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Sonntag, 1. Dezember 2019

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil I)


In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Disney-Konzern enorm gewandelt. Was 2003 beinahe Opfer einer feindlichen Übernahme durch Comcast geworden wäre und 2009 hoffte, dass Die Jagd zum magischen Berg ein Blockbuster werden könnte, ist mittlerweile der Platzhirsch im Kinogeschäft. Der 2009 noch mit gutem Glauben erhoffte, dritte Frühling für die Kunst des abendfüllenden Zeichentrickfilms blieb dennoch aus. Aber eine Sache hat sich auch in zehn Jahren nicht geändert: Musik ist ein essentieller Teil des Disneyzaubers.

Angefangen mit Steamboat Willie, der mit seinem bildsynchronen Ton die Kinozuschauer erstaunte und Micky zu Turkey in the Straw allerhand Schabernack treiben ließ, über die Silly Symphonys, die sich durch ihren mitunter nahezu lyrischen Musikgebrauch definierten, bis hin zu Schneewittchen und die sieben Zwerge, der Geburtsstunde dessen, was jahrzehntelang als Kern der Marke "Disney" aufgefasst wurde: Lange Zeichentrickmärchen für die ganze Familie, die einen mit ihren markanten, harmonischen Liederkompositionen für den Rest des Lebens begleiten. Auch abseits des Zeichentrickfilms setzte Walt Disney häufig auf die magische Macht der Musik, und so verwundert es wohl kaum jemanden, dass das mit Zeichentrickelementen versehene Musical Mary Poppins die erfolgreichste Realfilmproduktion zu Walts Lebzeiten wurde - und für zwei Jahrzehnte Disneys größter Realfilmhit blieb. Inflationsbereinigt ist Mary Poppins sogar weiterhin ungeschlagen - solange wir von Filmen der Marke Disney sprechen, denn Disneys (eingekaufte) Tochterfirmen haben so manchen Hit zu bieten, der noch größer ist.

Derweil hat in den vergangenen zehn Jahren eine Generation an Disney-Realfilmmusicals eine beeindruckende Entwicklung durch gemacht: Die poppigen Disney-Channel-Produktionen, die einst viele ältere Disney-Fans zur Verzweiflung gebracht haben, sind mittlerweile für einen ganzen Schlag an erwachsenen Disney-Fans genauso nostalgisches Wohlfühl-Klangfutter wie es einst die Songs aus der Disney-Renaissance für Leute in ihren Zwanzigern und Dreißigern waren. Und dieser Disney-Klangkosmos wächst und wächst: Wo einst Hannah Montana und High School Musical für Jubelschreie sorgten, sind schon längst Violetta und die Descendants durch die Gehörgänge marschiert.

Und selbst in den Disney-Freizeitparks ist es eine wahre Herausforderung einen Winkel zu finden, an dem man vor musikalischer Stimmungsmanipulation sicher ist - überall lauern Eigenkompositionen, stärker oder weniger stark umarrangierte Instrumentalversionen von populären Disney-Songklassikern und kurze Anleihen an obskurere Lieder, die selbst unter den stolzesten Disneyliebhabern weniger bekannt sind. Es ist, wie es ist: Disney wäre ohne seine Musik, und insbesondere ohne sein herausragendes Liedgut, nicht solch eine mächtige Institution. Das muss gar nicht erst groß ausdiskutiert werden, selbst die größten Verehrer der Non-Musicals Disneys werden da - vielleicht mürrisch - zustimmen.

Um den Wechsel von dieser zur nächsten Dekade zu zelebrieren, möchte ich euch in dieser Artikelreihe mitnehmen. Mit auf eine Reise quer durch Disneys beeindruckende Liedersammlung der Jahre 2010 bis 2019. Und ihr kennt es vielleicht noch von dieser Artikelreihe: Ich werde nicht chronologisch vorgehen, sondern den Reiseverlauf von meiner ganz persönlichen Hitliste abhängig machen.

Ich präsentiere also voller Stolz und ohne Scheu:

Musikalisches Immergrün - Die besten Disney-Songs der Dekade

Damit genug des Vorgeplänkels. Der Übersicht zu Liebe soll hiermit auch dieser Artikel sein Ende finden - und mit dem nächsten Beitrag in dieser Artikelreihe geht es dann endlich los und wir arbeiten uns langsam hoch bis hin zur Spitzenposition.

Ich hoffe ihr genießt diesen Countdown so sehr, wie ich die Arbeit an ihm.

Auf dann!

Montag, 19. Februar 2018

Oasen in der DTV-Wüste: "Peter Pan: Neue Abenteuer in Nimmerland"


Es war einmal, vor über einem Jahrzehnt, da war es noch alltäglich, dass der Walt-Disney-Konzern seine Zeichentrickklassiker nahm und mit niedrig budgetierten Fortsetzungen weitererzählte. Diese wurden von den DisneyToon Studios für den Heimvideomarkt produziert und gemeinhin im Rahmen einer Disney-untypisch kurzen Produktionsphase verwirklicht. Oder, weniger freundlich gesagt: Disney verramschte den angesehenen Ruf seines Meisterwerk-Archivs, indem das Unternehmen unambitioniert zusammengeklöppelte Video- und später DVD-Premieren veröffentlichte, die darauf warteten, dass Eltern und Großeltern mit tiefen Taschen ihren Liebsten ein hochpreisiges Geschenk in Form eines brandneuen Disney-Films machen wollen.

Aber es wäre ungerecht, die Produktionen der DisneyToon Studios in ihrer Gesamtheit als Schund abzutun. Nicht nur, dass es gelungene Ausnahmen wie Aladdin und der König der Diebe gab: Auch ganz normale Wegwerfware aus den DisneyToon Studios hat den einen oder anderen glanzvollen Aspekt zu bieten. So wie Peter Pan: Neue Abenteuer in Nimmerland, der aufgrund der positiven Resonanz innerhalb des Konzerns entgegen der ursprünglichen Pläne sogar in die Kinos entlassen wurde.

Was man bei Disney in dem Film sah, wird aber wohl für immer ein Rätsel bleiben. Vielleicht wollte man auch nur den Saatkorn eines Gedankens namens "Piraten sind toll, Yo-Ho" in die Köpfe der Menschen pflanzen, so rein vorsorglich. Wer weiß? Denn Neue Abenteuer im Nimmerland weist dieselbe grelle, wenig nuancierte Kolorisation wie die meisten DisneyToon-Studios-Zeichentrickfilme auf und mit "Das Kind einer Hauptfigur aus Teil eins" ist der Plot dem DTV-Stammpublikum ebenfalls bestens bekannt. Der Übergang zwischen Akt zwei und Akt drei, in dem Wendys Tochter Jane zwischen einem Verrat an Peter Pan sowie dem Genuss ihrer Zeit im Nimmerland hin und her gerissen ist, ist trotz der strammen Filmlaufzeit von nur 72 Minuten zäh und die Charakteranimation an Tinkerbell (respektive Naseweis in der deutschen Synchro) eher schwammig, während Peter Pan wiederholt off model erscheint. Und die CG-Elemente (vor allem der Flug durch das nächtliche London) sind ein Graus.

Aber: Jane ist eine passable Hauptfigur. Als junges Mädchen, das zuhause glaubt, aufgrund des London ereilenden Zweiten Weltkrieges frühzeitig erwachsen werden zu müssen, das aber dennoch einen nicht zu verachtenden Abenteuerdrang in sich trägt, passt sie gut in eine Nimmerland-Geschichte. Überhaupt sitzt einfach die Atmosphäre der Rahmenhandlung in London (abgesehen vom besagten Digitalflug durch den Nachthimmel). Und der Slapstick rund um einen Kraken, der es auf Hook abgesehen hat, ist zügig und eskaliert mit cartoonhafter Genüsslichkeit. Die wahre Oase in der DTV-Qualitätswüste, die sich in Neue Abenteuer in Nimmerland finden lässt, ist allerdings die Instrumentalmusik!

Neue Abenteuer in Nimmerland ist gewissermaßen der Vorbote der Tinkerbell-Filmreihe: Kitschige, uneingängige Songs - hervorragender Score aus der Feder Joel McNeelys! McNeely ist eh ein heimlicher Disney-Fortsetzungs- und Ablegerfilm-Experte, komponierte er abseits der ganzen Nimmerland-Weitererzählungen doch unter anderem die Musik zum Splash-Sequel, den Score des afro-amerikanisch besetzten Pollyanna-Remakes und die Musik von Lilo & Stitch 2. Außerdem ist McNeelys Arbeit in Teil drei und vier (!!) von Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt ... zu hören sowie in Cinderella III.

Und was viele Disney-Fans entweder verdrängt, vergessen oder sich schlicht nie bewusst gemacht haben: Die ungeheuerlich beliebte Feuerwerks- und Projektionsshow Disney Dreams setzt prägnant auf dezent umarrangierte Passagen aus seiner vergnüglich-verträumten Eröffnungssuite von Neue Abenteuer in Nimmerland! Es war McNeely, der die Musik zu dem Disneyland-Paris-Original geschrieben hat, und dabei komponierte er nicht nur den rührenden, epischen Abschluss, sondern überarbeitete für den Einstieg noch einmal seine für diesen DisneyToon-Studios-Film geschriebene Suite aus bekannten Nimmerland-Klängen.

Allein schon für McNeelys Musik lohnt es sich, diesen Film nochmal aus dem Regal zu kramen (oder ihn bei einem der vielen Streaminganbieter anzuklicken, wenn man's nicht so mit einer haptischen Sammlung hat). Besonders für Disneyland-Paris-Fans, die Dreams vermissen. Da werden Erinnerungen wach, von denen man vielleicht gar nicht wusste, dass sie sogar weit über die Dreams-Premiere hinausreichen!

Sonntag, 24. April 2016

Meine Lieblingsfilme 2015 (Teil III)

Weiter geht es mit meinen Favoriten des Filmjahres 2015, und wie ich mir schon in Teil zwei den Kopf über die genauen Platzierungen zerbrochen habe, so haben die nun folgenden Produktionen meinen Kopf noch stärker zum Qualmen gebracht: Habe ich Film X lieber als Film Y, oder Film Y lieber als Film X? Schlussendlich kam das nun anstehende Ranking zustande, mit dem ich sehr zufrieden bin. Dennoch sei gesagt: Ob ein Werk nun auf Rang 17 oder Rang 23 ist, macht keinen weltbewegenden Unterschied, denn all diese Filme haben mein Fanherzen sehr hoch schlagen lassen. Es sind noch immer keine vollkommen perfekten Filme, wohl aber welche, die ich kleiner Schönheitsfehler zum Trotz sehr gerne sehe und für ihre ganz und gar unterschiedlichen Leistungen wertschätze.

Vorab noch drei Ehrennennungen von Filmen, die mich hoch erfreut aus dem Kinosaal entlassen haben, jedoch ganz knapp daran gescheitert sind, in meiner Jahresbestenliste zu landen. Da wäre die charmante und genauso lieb wie kess gegen die soziale Schulleiter schießende Komödie The DUFF, die nur im Mittelteil in Klischees tappt. Dann sagten mir noch Steven Spielbergs unerwartet humorvolles Geschichtsdrama Bridge of Spies sehr zu sowie die Fortsetzung einer Jugendkomödie, die damals nur knapp meinem Flop-Ranking entkommen ist: Doch so sehr mich Pitch Perfect als zahnloser und weniger kreativer, zäher Glee-Abklatsch nervte, so unverschämt lustig und musikalisch einfallsreich hat sich Pitch Perfect 2 in mein Herzen geträllert. So. Nun aber die nächsten Platzierungen in meiner Jahresbestenliste!

Platz 25: Predestination (Regie: Michael & Peter Spierig)

Ein Film, bei dem es eine gewaltige Schande ist, dass ihm eine reguläre Kinoauswertung in Deutschland versagt blieb: Der Sci-Fi-Film Predestination ist ein Genre-Geniestreich und schlägt mehrmals sowohl tonale wie auch inhaltliche Haken, die jedoch nie überzogen wirken. Stets gewinnt die mit einem starken Ethan Hawke und einer umwerfenden Sarah Snook besetzte Story durch ihren Wandel an Kraft hinzu. Was wie ein normal gestikulierender, aber atmosphärischer Zeitreisethriller beginnt, wird im Mittelteil zu einer herzzerreißenden Coming-of-Age- und Coming-of-Gender-Geschichte voller Gefühl und mit einer zerrissenen Leitfigur. Daraufhin wird Predestination zu einer emotional aufgeladenen, von Bedauern sowie von Hoffnung getriebenen Sci-Fi-Noir-Erzählung und selbst darauf lassen es die Filmemacher nicht beruhen. Stark – hätte aber gerne noch selbstbewusster und unter die Haut gehender ablaufen können.

Platz 24: Mission: Impossible – Rogue Nation (Regie: Christopher McQuarrie)

Es ist eine schwer zu nehmende Hürde: Christopher McQuarrie hatte mit Mission: Impossible – Rogue Nation die Aufgabe, in die Fußstapfen des ungeheuerlich stark inszenierten, enorm unterhaltsamen vierten Teils der „Tom Cruise begibt sich in halsbrecherische Situationen und talentierte Regisseure filmen das Ganze, in der Hoffnung, nicht wegen der fahrlässigen Tötung eines Superstars in die Geschichte einzugehen“-Saga zu treten. Doch Cruises Kumpel McQuarrie hat es geschafft, sich nach Die Unglaublichen-Regisseur Brad Bird nicht zum Affen zu machen! Sein Rogue Nation ist kerniger, schneller und nicht mehr ganz so lustig, lebt von der Team-Dynamik des Casts und reiht eine genial choreografierte, atemberaubende Actionsequenz an die nächste. Der Plot ist nur zu Alibizwecken da, tut diesen undankbaren Dienst aber sehr erfolgreich – und mit Ilsa-Faust-Darstellerin Rebecca Fergusson haben wir eine der wenigen Frauen entdeckt, die Cruise in seinen Actioneskapaden die Stirn bieten kann. Saucooler Film.

Platz 23: Selma (Regie: Ava DuVernay)

Quentin Tarantino, der ja liebend gern das Filmgeschehen kommentiert, sorgte für eine kleine Kontroverse, weil er Selma als einer Emmy-Auszeichnung würdig bezeichnete und somit die Debatte, ob dieses Biopic bei den Oscars unter Wert verkauft wurde, abzuwürgen versuchte. Ich muss Tarantino aber teils recht geben: Eine Nominierung als bester Film wäre gerechtfertigt gewesen, David Oyelowo hätte für seine vielschichtige, emotionale und dennoch würdevolle und stolze Darstellung des Bürgerrechtlers Martin Luther King mindestens nominiert werden müssen. Auch das Drehbuch war meiner Ansicht nach auf Oscar-Niveau. Die Regieführung aber war für mich auf sehr hohem TV-Niveau, in dem Sinne, dass DuVernay nicht die Leinwand füllte und die Geschichte der Märsche von Selma effizient, aber nicht mit großen Ideen umsetzte. Das ist kein Kritikpunkt am Film, aber eine Begründung, weshalb ich die Nicht-Nominierung DuVernays nicht als sogenannten Snub betrachte. Allem zum Trotz: Selma ist ein aufwühlender, bedächtiger Film, der frei von üblichen Tränenziehermomenten ein noch immer brandaktuelles Thema aufgreift und seine Hauptfigur auch ohne Verklärung zu feiern weiß. Sehenswert!

Platz 22: TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest (Regie: Steve Loter)

Für mich vielleicht die Überraschung des Kinojahres 2015 schlechthin: Seit dem grausigen TinkerBell – Ein Sommer voller Abenteuer ist die Saga rund um die Nimmerland-Fee für mich nur noch eine Fußnote in Disneys Filmschaffen. Selbst wenn keine der Fortsetzungen auf so niedrigem Niveau arbeitete wie der dritte TinkerBell-Film, so traute ich der Reihe nicht mehr viel zu. Entsprechend wenig habe ich mich vor der Pressevorführung von TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest über diese Produktion informiert, ich wusste lediglich, dass er vorerst / voraussichtlich der letzte Teil der Reihe sein wird. Mit niedrigen Erwartungen ging es in die Vorführung, und nach dem etwas zahmen, nichtssagenden Einstieg entwickelte sich diese ebenso süße wie humorvolle Erzählung über eine ungewöhnliche, Vorurteile überwindende Freundschaft zu einem Film, der mir nicht lang genug hätte laufen können. Endlich erwachte Pixie Hollow für mich zum Leben, und dank der weit über der üblichen DisneyToon-Studios-Level liegenden Ausdruckskraft der Charakteranimation wuchs mir in der so knackigen Laufzeit das titelgebende Biest ganz eng ans Herz. Hinzu kam ein emotionales Finale, das auch auf der Metaebene als Abschluss dieser Filmreihe funktioniert, und schon starrte ich mit Gänsehaut die Leinwand an, um im Abspann Antworten zu suchen. Die habe ich sogleich erhalten: Zu den Autoren zählten die Kim Possible-Schöpfer Robert Schooley und Mark McCorkle, Regie führte der für die geniale Disney-Trickserie verantwortliche Steve Loter. Klar, dass dieser TinkerBell-Film angesichts solcher Beteiligten über die bisherigen Teile hinauswächst! Und plötzlich bin ich ein wenig traurig, dass die TinkerBell-Reihe vorbei ist. Andererseits: Hey, sie endet auf dem Höhepunkt. Das muss ein Franchise erst einmal schaffen ...

Platz 21: Ant-Man (Regie: Peyton Reed)

Zeitweise sah es so aus, als könnte Ant-Man Marvels erster kreativer Totalrückschlag seit Iron Man 2 werden: Nach jahrelanger Vorproduktion hatte das von Hot Fuzz-Regisseur Edgar Wright erdachte Projekt endlich einen konkreten Dreh- und Kinostarttermin. Und dann macht kurz vor Drehbeginn die Meldung die Runde, dass Wright und Marvel getrennte Wege gehen. Als Ersatz wurde Der Ja-Sager-Filmer Peyton Reed angeheuert, das Drehbuch wurde unter anderem von Adam McKay überarbeitet ... und das Ergebnis? Ein überraschend runder, launiger Film! Die Schrumpffähigkeiten des von Paul Rudd immens charismatisch gespielten Ant-Man werden beeindruckend auf die Leinwand gebracht, die Chemie innerhalb des Casts stimmt einfach (vor allem Michael Douglas ist super!) und dank hoher Gagdichte sowie zügiger Erzählweise ist Ant-Man zudem einer der wenigen modernen Superheldenfilme, die sich richtig schlank und drahtig anfühlen. Eine wunderbare Abwechslung, bei der die frische Art und Weise, wie das Material vermittelt wird, mühelos darüber hinwegtäuscht, dass der Grundplot schon sehr stark an Iron Man erinnert und daher eigentlich gar nicht originell für Marvel ist.

Platz 20: The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben (Regie: Morten Tyldum)

Die Lebensgeschichte von Alan Turing, mit Fokus darauf, wie der Erfinder der Computertechnologie den Zweiten Weltkrieg für die Alliierten entschied, während er vor dem britischen Militär seine Sexualität verstecken musste. Typisches Oscar-Material, doch das feinfühlige, die angerissenen Themen beiläufig und clever verschmelzende Drehbuch sorgt dafür, dass wir es hier nicht mit einem handelsüblichen Oscar-Baiting-Projekt zu tun haben. Hinzu kommen eine unaufdringliche, doch sehr effektive Musikuntermalung aus der Feder des gefeierten Komponisten Alexandre Desplat, starke Performances durch Benedict Cumberbatch und Keira Knightley, die einen kühl-britischen Witz in dieses Drama einweben, sowie eine souveräne Regieführung. Ein schlicht und ergreifend schöner Film.


Platz 19: Sicario (Regie: Denis Villeneuve)

Der kanadische Spitzenregisseur Denis Villeneuve zementiert weiter seinen Platz in der Riege jener Filmschaffender, die man unbedingt im Blick halten sollte: Mit dem Gänsehaut erzeugenden, Nerven zerreibenden, in einem schleichend-bedrohlichen Tempo operierenden Thriller Sicario lieferte Villeneuve seine bislang wohl beste englischsprachige Regiearbeit ab. Umwerfend von Roger Deakins fotografiert, erzählt dieser dreckige, moralisch grau-grau-dunkelgrau gehaltene Film vom Krieg der US-Behörden gegen die Drogenkartelle in Mexiko. Emily Blunt besticht mit einer vielsagenden, doch wortkargen Schauspielleistung als ratlos in diese Welt geschubste Agentin, Josh Brolin und Benicio del Toro punkten als undurchschaubare Strippenzieher dieser deprimierenden Mission. Hinzu kommt noch Komponist Jóhann Jóhannsson, der seine beste Imitation eines düsteren Hans-Zimmer-Scores beisteuert und Sicario so zu einem bleischweren, sonnengegerbten Stück Spannungskino macht. Wow.

Platz 18: Kingsman – The Secret Service (Regie: Matthew Vaughn)

Nachdem Matthew Vaughn mit der Mark-Millar-Comicverfilmung Kick-Ass das Superheldengenre persiflierte, dekonstruierte und rekonstruierte, treibt der Regisseur mit einer weiteren Millar-Adaption dasselbe Spiel für das Genre des Agentenfilms: Kingsman ist ein neckischer Liebesbrief an das alte, campige Agentenkino, wie es Roger Moore als 007 einst aufrecht hielt. Und es ist zugleich eine Modernisierung dieser veralteten Mentalität. Vor allem aber ist es ein mit britischer Eleganz und hochmoderner Rotzigkeit ausgestatteter, gigantischer Popcorn-Filmspaß mit einer großartigen Neuentdeckung in der Hauptrolle (Taron Egerton) und einem ebenso großartig aufgelegten Colin Firth als urenglischer Gentlemanspion. Ultracool und einfallsreich!

Platz 17: Straight Outta Compton (Regie: F. Gary Gray)

Heiliger Quackstrudel: Ich hätte niemals gedacht, dass Straight Outta Compton ein Film wird, der mir persönlich derart gefällt. Nach den sehr positiven US-Kritiken habe ich durchaus erwartet, dass F. Gary Gray aus der Geschichte der Protest-/Skandal-/Gangster-/Hit-Rappertruppe N.W.A. einen qualitativ achtbaren Film geformt hat. Aufgrund meines Desinteresses für Rap glaubte ich jedoch nicht, dass er mich auf einer hochsubjektiven Ebene packen kann. Doch genau das hat er getan: Der Aufstieg, das Taumeln und das Neuerfinden des Anti-Establishment-Hip-Hops wird hier mit Dramatik, Spannung und Witz umgesetzt, die Darsteller sind perfekt gecastet, die Musik wird so eingesetzt, dass sie die Handlung stützt und vorantreibt, statt zu einer bloßen Aneinanderreihung der größten Hits zu verkommen. Und auch wenn die als Produzenten mitwirkenden Mitglieder der Truppe etwas zu gut davonkommen, so werden noch immer alle handelnden Personen mehrdimensional dargestellt und ergeben so Leinwandfiguren, deren Karriereverlauf ich in der fiktionalisierten Version extrem gerne und amüsiert verfolgt habe. Darüber hinaus ist Straight Outta Compton der richtige Film zur richtigen Zeit: Die Szenen, in denen Polizeigewalt und Rassismus schonungslos dargestellt werden, räsonieren erschreckend mit dem, was 2015 in den USA so los war ...

Platz 16: The Voices (Regie: Marjane Satrapi)

Ryan Reynolds in einer Rolle, in die er genauso sehr versinkt wie in Deadpool: Der Beau spielt in der pechschwarzen Psychokomödie The Voices einen unauffälligen Sanitärbedarf-Fabrikarbeiter, der ein bescheidenes Leben in einer recht freudarmen Kleinstadt führt. Doch der scheinbare Niemand hat seinen Kollegen gegenüber ein Geheimnis: Er wird wegen Schizophrenie therapiert: Er glaubt, dass seine Haustiere mit ihm sprechen, wobei sein Hund sein übervorsichtiges, optimistisches Ich repräsentiert und sein Kater seine dunklen Seiten ... Reynolds meistert es, einen Furcht einflößenden, Mitleid erregenden, Lacher erzeugenden, deprimierenden Protagonisten zu spielen, in einem Film, der keine einfachen Antwort liefert, wie man mit geisteskranken Mitmenschen umzugehen hat. Bei The Voices bleibt einem das Lachen im Halse stecken und ebenso weiß die Handlung ein beklommenes Gefühl zu erzeugen sowie mit Exzentrik zu verlocken. Ein einzigartiger Film!

Was kann diese Filme nur überbieten? Die Antworten folgen im nächsten Part!

Montag, 18. Mai 2015

TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest


Es gibt zwar keine größere Disney-Ikone als Micky Maus höchstpersönlich, jedoch finden sich in der Trickfamilie des Traditionskonzerns zahlreiche weitere Figuren, die vom Unternehmen gewissermaßen in eine Botschafterposition gedrängt werden. Mickys vom Pech verfolgter Freund und Teilzeit-Konkurrent Donald etwa ist solch eine Figur, insbesondere dank seiner Popularität in Comicform. Und dann wäre da beispielsweise noch TinkerBell, respektive Naseweis, wie sie in der deutschen Synchronfassung des Zeichentrickmeisterwerks Peter Pan genannt wird. Seit 1954 leistet TinkerBell tüchtig ihren Dienst als fliegendes, Feenstaub hinterlassendes Maskottchen in Vorspannsequenzen zu Walt-Disney-Fernsehsendungen, in Themenpark-Werbespots oder in Werbetrennern auf Disney-Videokassetten sowie -DVDs. 2005 erhielt die flatterhafte Fee sogar ihr 'Disney Fairies' betiteltes eigenes Franchise, welches zahlreiche Bücher sowie Mengen an Merchandising umfasst.

Als Flaggschiff dieses Franchises wurde jedoch eine Reihe an Direct-to-DVD-Trickfilmen auserkoren. Der erste Teil dieser kinderorientierten Saga, ganz simpel TinkerBell genannt, erschien dank umfangreicher Probleme und Auseinandersetzungen hinter den Kulissen erst im September 2008 – und sorgte daraufhin für großes Staunen. Entgegen aller Befürchtungen erwachsener Disney-Liebhaber traf die Heimkino-Produktion nicht nur den Nerv des Kinderpublikums, sondern wusste auch ältere Zuschauer mit ihrem gewaltigem Charme zu verzaubern. Die Fortsetzungen schieden dagegen, zumindest unter Trickfilmfreunden abseits des Grundschulalters, die Geister. Einige kamen super an, andere dürftig. Offenbar hätte in den Augen Disneys der Erfolg beim jungen Publikum ebenfalls größer ausfallen dürfen: Im Oktober 2013 drang an die Öffentlichkeit, dass die Arbeiten an einem siebten und achten TinkerBell-Film eingestellt wurden. Mitarbeiter der verantwortlichen DisneyToon Studios gaben im Zuge dessen zu Protokoll, dass ihre Chefs mit den Einnahmen des Franchises unzufrieden sind.

Der sechste Film aber wurde noch vervollständigt und gelangt, wie schon der vierte und fünfte Part dieser Reihe, in die Kinos ausgewählter Disney-Märkte – darunter Deutschland. Und nach den qualitativen Aufs und Abs, die das grün gekleidete Feenmädchen seit 2008 durchgemacht hat, hätte es keinen besseren (vorläufigen?) Abschluss geben können: Denn TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest fliegt mühelos an die Spitze der Feenfilm-Charts!

Die abenteuerlustige und daueroptimistische Tierfee Emily liebt sämtliche Wesen bedingungslos, ganz gleich, wie bedrohlich sie aussehen mögen. Ihre Impulsivität bringt Emily aber auch regelmäßig in Schwierigkeiten – etwa, wenn sie die Regeln der Feengesellschaft missachtet, um selbst gefährlichen Tieren in der Not zur Seite zu stehen. Als Emily einmal mehr zu sehr ihrem Herzen folgt, ringen ihr TinkerBell und ihre weiteren Freundinnen ein Versprechen ab: In Zukunft soll sie ihr Handeln kritischer überdenken. Alsbald stößt Emily allerdings auf ein sagenumwobenes, pelziges und mit Fangzähnen ausgestattetes Ungetüm namens Nimmerbiest. Dieses bringt, so besagt die Legende, Unheil und Verderben über das Tal der Feen. Emily jedoch ist vom zotteligen Geschöpf fasziniert – erst recht, da es sich verletzt hat und Hilfe benötigt. Also wirft Emily ihren Vorsatz über den Haufen und kümmert sich um den von ihr 'Grummel' getauften Fellträger, der ein völlig undurchsichtiges Verhalten an den Tag legt …

Wie sich bereits aus obiger Plotzusammenfassung ableiten lässt, müsste der Titel dieses mit 76 Minuten Laufzeit erfrischend kompakten Märchens korrekterweise Emily und die Legende vom Nimmerbiest lauten. Und dies ist ein spätes Novum dieser Trickfilmsaga: Zwar gehört es zum Konzept der TinkerBell-Filmreihe, dass in jedem Teil ein anderer Bewohner der Disney-Feenwelt vermehrt Zeit im Rampenlicht verbringen darf, bislang war TinkerBell dennoch der unbestrittene Mittelpunkt des Geschehens. In dieser Geschichte dagegen wird TinkerBell zu einer untergeordneten Nebendarstellerin degradiert. Junge wie alte Fans der erfinderischen sowie aufbrausenden Blondine sollten daher aber nicht verzagen oder TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest gar mit der kalten Schulter strafen. Denn das kurzweilige Zusammenspiel des titelgebenden Nimmerbiests und der großherzigen Emily ist viel zu goldig, als dass sich aufgrund der verschobenen Feen-Rangordnung Unbehagen einstellen könnte.

Einerseits wäre da die Stärke der Animation: Mit flinker Gestik und einem unbeholfen-schiefen Lächeln wirkt Emily wie eine Mischung aus typisch amerikanischer Unschuld vom Lande (man denke an Judy Garland oder Dawn Wells) und einem zeitgemäß-frechen Charmebolzen wie Jennifer Lawrence. Der gleichermaßen tapsige wie eigentümliche Grummel dagegen ist eine faszinierende Kreuzung aus zahllosen realen wie fantastischen Tieren. Während ältere Zuschauer über die für diese Filmreihe ungewohnt komplexen Bewegungsmuster Grummels staunen dürfen, zieht das Biest junge Zuschauer aus ganz anderem Grund in seinen Bann: Mit einem flauschigen Pelz und niedlichen Macken erweckt es einen freundlichen Anschein, mit seinen giftgrünen Augen und einer unheimlichen Kraft sorgt es gleichwohl für Misstrauen – diese undurchschaubare Art Grummels macht ihn zu einem spannenden Leinwandwesen, dessen wahres Ich enthüllt werden will.


Andererseits trumpft TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest damit auf, wie das Autorenteam rund um Steve Loter, Tom Rogers (Das Geheminis der Feenflügel), Robert Schooley & Mark McCorkle (Kim Possible) und Kate Kondell (TinkerBell und die Piratenfee) von dem Verhältnis zwischen Fee und Biest erzählt: Die ungleiche Beziehung der beiden Figuren entfaltet sich völlig frei von Hektik und nimmt immer wieder bedeutsame Wenden. Die Autoren zeigen sowohl herzliche und lustige Höhen als auch traurige und Spannung schürende Tiefen. Somit wird das junge Publikum beiläufig dazu angeregt, zwischen Kopf- und Bauchentscheidungen abzuwägen und zudem selbst nachzudenken, ob Emily korrekt handelt. Eine so ausdifferenzierte, die ganz jungen Kinogänger fordernde (doch nicht überfordernde!) Erzählweise dürften Eltern von dieser Reihe nicht gewohnt sein – umso mehr lässt es sich verschmerzen, wenn die Erwachsenen im Finale ihre kleinen Begleiter etwas fester halten müssen. Der Schlussakt wagt sich nämlich über die Komfortzone bisheriger TinkerBell-Geschichten hinaus und lässt es mit Blitzen, Donner und einschüchternden Bildern äußerst atmosphärisch und dramatisch angehen.

All zu gruselige Formen nimmt diese feenhafte Erzählung aber niemals an: Regisseur Steve Loter hat dank des Disney-Serienklassikers Kim Possible und des DreamWorks-Fernsehspaßes Die Pinguine aus Madagascar massenhaft Erfahrung darin, sein Zielpublikum mit Action zu fesseln, ohne es durch zu harsche Entwicklungen zu verschrecken. Loters Handschrift lässt sich aber nicht bloß im turbulenten Finale erkennen, sondern genauso in den harmonischeren Momenten zuvor: Zwar versackt wie in sämtlichen TinkerBell-Filmen auch hier der eine oder andere Wortwitz, insgesamt sind die Dialoge aber deutlich pointierter, genauso wie die knuffige Situationskomik viel erquicklicher als zuvor daherkommt. Des Weiteren fällt auf, dass die gesungenen Lieder, in all ihrer übertrieben-kindlichen Fröhlichkeit bis dato ein Schwachpunkt dieser Filmreihe, unerwartet ansprechend geraten sind – und das in den Kinos optionale 3D ist geradezu magisch. Zusammen mit der wie eh und je fabelhaften Instrumentalmusik aus der Feder von Joel McNeely würde all das bereits reichen, um TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest zum absoluten Höhepunkt dieses DisneyToon-Studios-Franchises zu machen.

Aber dann ist da noch der herausragende Prolog, der behutsam und herzergreifend von der Bedeutsamkeit wahrer Freundschaften und dem Vorgang des Abschiednehmens handelt. Eben dieser hebt TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest sogar auf Augenhöhe mit einigen Evergreens der 'großen' Walt Disney Animation Studios – selbst ohne Berücksichtigung der Metaebene. Schon für sich genommen sind die letzten Augenblicke dieser liebenswerten Trickproduktion Grund genug, den lieben Kleinen vor Rührung die Taschentücher zu reichen (und sich vielleicht auch selbst eins zu nehmen). Darüber hinaus lässt sich der Schluss von TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest jedoch als womöglich letzte Verbeugung der Macher vor ihren Zuschauern verstehen: Vielen lieben Dank fürs Zuschauen. Vielleicht geht es eines Tages weiter – ansonsten: Es war schön mit euch!


Fazit: Goldige Animationen, schöne Melodien und eine ungleiche Leinwand-Freundschaft, die zu Herzen geht: TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest ist ein unvergleichlich beflügelndes Feenmärchen für Junge und Junggebliebende.

Freitag, 8. Mai 2015

TinkerBell und die Piratenfee


Und plötzlich kommt alles Schlag auf Schlag: Ursprünglich sollte rund ein Jahr nach Kinostart von Das Geheimnis der Feenflügel ein fünftes abendfüllendes TinkerBell-Abenteuer auf die große Leinwand fliegen. Doch dann verkündet der Disney-Konzern, dass Planes den US-Starttermin des nächsten Feenfilms erhält. Kurz darauf die nächste Nachricht, die den Anhängern der Nimmerland-Reihe den Tag verregnet: TinkerBell und die Piratenfee soll entgegen früherer Ankündigungen der vorletzte Film über das Reich der geflügelten Grazien werden. Mitarbeiter der DisneyToon Studios geben zu Protokoll, dass die geplanten siebten und achten TinkerBell-Filme eingestellt wurden, weil die Studioleitung mit den Verkaufszahlen an Feen-Merchandising sowie mit den Einnahmen der TinkerBell-Filme unzufrieden ist.

Das Marketing für den neuen Film bekommt einen veränderten Anstrich. Es wird ein deutlich größerer Fokus darauf gelegt, dass Piraten die Handlung mittragen und dass es sich um ein Prequel von Peter Pan handelt, während der ganze "TinkerBell und ihre Feenfreunde"-Ansatz in den Hintergrund tritt. Der zwiegespaltene Lohn dessen? Während an den Kinokassen ein hauchdünnes Minus gegenüber Teil 4 der Reihe verbucht wird, geht es beim Verkauf des 'Disney Fairies'-Merchandisings wieder aufwärts.

Es ist eine Zwiespältigkeit, die dem Film angemessen ist. Denn nach dem grauenvollen dritten Teil und dem soliden vierten Part der Feensaga lässt sich TinkerBell und die Piratenfee qualitativ irgendwo zwischen seinen beiden direkten Vorgängern verorten. Die Grundidee ist dabei das Stärkste an diesem Nimmerland-Abenteuer: Feenglanzverwalterin Zarina rebelliert, ähnlich wie ihre Freundin TinkerBell, gegen die ihr auferlegten Regeln und experimentiert damit, wie sich die Kraft des magischen Stabs ausbauen lässt. Dies führt jedoch zu einer kleinen Katastrophe, weshalb Zarina aus dem Tal der Feen verbannt wird. Einige Zeit später schleicht sich Zarina während eines großen Fests zurück ins Tal, um eine große Dosis Feenglanz zu stehlen. TinkerBell und ihre Freunde erwischen Zarina dabei, woraufhin sie die Gruppe wohlmeinender Feen verzaubert: Ihre Kräfte werden vertauscht, weswegen sie bei der Hatz nach Zarina gehörig ins Hintertreffen geraten. Umso dramatischer, dass Zarina mit einer Bande Piraten, angeführt von Käpt'n Hook, gemeinsame Sache macht ...

So bahnt sich eine zweifache Geschichte über Wiedergutmachung an: Zarina muss die Folgen ihres Diebstahls bereinigen, TinkerBell und Konsorten müssen ihren Fehler korrigieren, Zarina wegen eines Unfalls sogleich ins Exil ziehen zu lassen. Aus dieser Dopplung macht das Autorenteam rund um Jeffrey M. Howard, Kate Kondell, John Lasseter, Peggy Holmes, Bobs Gannaway, Jeffrey M. Howard, Lorna Cook und Craig Gerber jedoch herzlich wenig: Ehrliche Emotionen und glaubwürdige Reue bleiben in TinkerBell und die Piratenfee völlig aus, genauso wie der Kräfte-Vertausch-Kniff bestenfalls in eine kleine Handvoll Schmunzler mündet, die Figuren aber weder nennenswerte Lektionen lernen, noch das Fähigkeitenkuddelmuddel für kesse oder spannende Aktionen nutzen.

Tiefpunkt von TinkerBell und die Piratenfee ist aber die Darstellung des Peter-Pan-Erzschurken Käpt'n Hook: Das Design ist völlig charakterlos und die Mimik beschämend unnuanciert. Im englischsprachigen Original kann Loki-Darsteller Tom Hiddleston wenigstens einen Hauch Kompensationsarbeit leisten und Hook eine spaßig-einschüchternde Note beigeben, die deutsche Synchronfassung indes versagt beim fiesen Kapitän völlig. Der von ihm und seiner Mannschaft angestimmte Song ist wiederum in jeglichen Sprachfassungen jenseits von Gut und Böse: Eine seelenlose Melodie, grausig-dumme Texte und schräger, keinen Seeräubercharme aufzeigender Gesang. Die gesungenen Lieder im TinkerBell-Franchise sind oftmals schwach, aber selten so mies wie hier.

Auch visuell reicht der Piratenfilm nicht an das vorhergegangene Wintermärchen heran. Zumindest partiell: Die Szenen auf hoher See und/oder im güldenen Abendlicht erhalten durch Überbeleuchtung und ein Übermaß an weichen Konturen einen sehr billigen, undetaillierten Charakter. Dafür wissen die Nachtszenen zu begeistern: Stimmiger Licht- und Schattenwurf und ein Gespür für aussagekräftige Kompositionen sorgen dafür, dass zwischen den Tag- und Nachtszenen ein Unterschied herrscht wie ... naja, Tag und Nacht halt. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Figur der Zarina, die für eine Fee aus dieser DisneyToon-Studios-Reihe relativ facettenreich in ihrer Persönlichkeit, und das fesche Design sowohl ihrer Frisur als auch ihrer Kleidung hebt sie deutlich von ihren Feen-Kolleginnen ab.

Zusammen mit dem Knuffigkeitsbonus sämtlicher Szenen, in denen das Baby-Krokodil vorkommt, das eines Tages zu Hooks wandelndem Albtraum werden soll, sowie der für das junge Zielpublikum angemessen-aufregenden Kampfchoreographie im Finale rettet sich TinkerBell und die Piratenfee noch davor, hier eine klare See-Warnung, äh, Sehwarnung zu erhalten. Die anvisierten Zuschauer werden für etwas mehr als 70 Minuten auf solidem Niveau bespaßt, wenngleich nie sonderlich gefordert. Ältere Animations- und/oder Disney-Fans derweil müssen sich durch einen lahmen Mittelteil kämpfen, bekommen sonst aber akzeptablen Feenzauber geliefert. Faustregel: Wer die ersten TinkerBell-Filme nicht mochte, kann auch dieses Abenteuer ignorieren. Wer wenigstens mit ein paar Teilen dieser Reihe etwas anfangen kann, wird sich nicht langweilen und dann und wann auch schmunzeln.

Der nächste Teil der Reihe schlägt dann wieder qualitativ ganz andere Töne an ...

Samstag, 13. Dezember 2014

Oscar 2015: 79 Lieder hoffen auf eine Oscar-Nominierung als "Bester Song"


Und noch mehr Oscar-Musik. Nach den qualifizierten Scores kommen hier die für Filme komponierten Lieder, die Chancen auf eine Oscar-Nominierung haben. 79 Lieder dürfen für eine Nominierung vorgeschlagen werden, am Ende werden es fünf Songs sein, die um den Goldjungen kämpfen. Denn nach Jahren des viel debattierten Hickhacks ist die Anzahl an zu nominierenden Liedern festgelegt. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wie bei den letzten Academy Awards im Nachhinein ein Song disqualifiziert wird ...

Und hier die komplette Liste:
  • It’s on Again aus The Amazing Spider-Man 2
  • Opportunity aus Annie
  • Lost Stars aus Begin Again
  • Grateful aus Beyond the Lights
  • Big Eyes aus Big Eyes
  • Immortals aus Big Hero 6″
  • The Apology Song aus The Book of Life
  • I Love You Too Much aus The Book of Life
  • The Boxtrolls Song aus The Boxtrolls
  • Quattro Sabatino aus The Boxtrolls
  • Ryan’s Song aus Boyhood
  • Split the Difference aus Boyhood
  • No Fate Awaits Me aus The Disappearance of Eleanor Rigby: Them
  • Brave Souls aus Dolphin Tale 2
  • You Got Me aus Dolphin Tale 2
  • All Our Endless Love aus Endless Love
  • Let Me In aus The Fault in Our Stars
  • Not About Angels aus The Fault in Our Stars
  • Until the End aus Garnet’s Gold
  • It Just Takes a Moment aus Girl on a Bicycle
  • Last Stop Paris aus Girl on a Bicycle
  • Ordinary Human aus The Giver
  • I’m Not Gonna Miss You aus Glen Campbell…I’ll Be Me
  • Find a Way aus The Good Lie
  • Color the World aus The Hero of Color City
  • The Last Goodbye aus The Hobbit: The Battle of the Five Armies
  • Chariots aus The Hornet’s Nest
  • Follow Me aus The Hornet’s Nest
  • Something to Shoot For aus Hot Guys with Guns
  • For the Dancing and the Dreaming aus How to Train Your Dragon 2
  • Afreen aus The Hundred-Foot Journey
  • Yellow Flicker Beat aus The Hunger Games: Mockingjay — Part 1
  • Heart Like Yours aus If I Stay
  • I Never Wanted to Go aus If I Stay
  • Mind aus If I Stay
  • Everything Is Awesome aus The Lego Movie
  • Call Me When You Find Yourself aus Life Inside Out
  • Coming Back to You aus Life of an Actress The Musical
  • The Life of an Actress aus Life of an Actress The Musical
  • Sister Rust aus Lucy
  • You Fooled Me aus Merchants of Doubt
  • Million Dollar Dream aus Million Dollar Arm
  • Spreading the Word/Makhna aus Million Dollar Arm
  • We Could Be Kings aus Million Dollar Arm
  • A Million Ways to Die aus A Million Ways to Die in the West
  • Way Back When aus Mr. Peabody & Sherman
  • America for Me aus A Most Violent Year
  • I’ll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu) aus Muppets Most Wanted
  • Something So Right aus Muppets Most Wanted
  • We’re Doing a Sequel aus Muppets Most Wanted
  • Mercy Is aus Noah
  • Seeds aus Occupy the Farm
  • Grant My Freedom aus The One I Wrote for You
  • The One I Wrote For You aus The One I Wrote for You
  • Hal aus Only Lovers Left Alive
  • Shine aus Paddington
  • Still I Fly aus Planes: Fire & Rescue
  • Batucada Familia aus Rio 2
  • Beautiful Creatures aus Rio 2
  • Poisonous Love aus Rio 2
  • What Is Love aus Rio 2
  • Over Your Shoulder aus Rudderless
  • Sing Along aus Rudderless
  • Stay With You aus Rudderless
  • Everyone Hides aus St. Vincent
  • Why Why Why aus St. Vincent
  • Glory aus Selma
  • The Morning aus A Small Section of the World
  • Special aus Special
  • Gimme Some aus #Stuck
  • The Only Thing aus Third Person
  • Battle Cry aus Transformers: Age of Extinction
  • Miracles aus Unbroken
  • Summer Nights aus Under the Electric Sky
  • We Will Not Go aus Virunga
  • Heavenly Father aus Wish I Was Here
  • So Now What aus Wish I Was Here
  • Long Braid aus Work Weather Wife
  • Moon aus Work Weather Wife

  • Obwohl Regisseur John Carney erst kürzlich im Interview mit 'The Film Experience' erzählte, dass zwei Lieder aus Begin Again aka Can a Song Save Your Life? ins Rennen geschickt werden, taucht auf dieser Liste nur Lost Stars auf. Sehr, sehr schade, da wurde wohl ausgedünnt, um die Chancen zu vergrößern. Hoffentlich gelingt diese Taktik, denn eigentlich wäre es nur richtig, wenn auch zwei Lieder aus diesem wunderschönen Film nominiert würden. Naja, man kann nicht alles haben ... 

    Wie dem auch sei, ehe ich meine Nominierungsprognose erstelle, möchte ich obiges Feld erstmal ausdünnen und Lieder rauswerfen, die einfach so gar kein Oscar-Material sind. Sei es aus stilistischen oder qualitativen Gründen. Übrig bleiben:

    • Opportunity aus Annie Globe-nominiert
    • Lost Stars aus Begin Again HMIM-nominiert, Push durch die Weinstein Company
    • Grateful aus Beyond the Lights Song der 6-fach nominierten Diane Warren
    • Big Eyes aus Big Eyes Globe-nominiert
    • Immortals aus Big Hero 6 Push durch Disney
    • Split the Difference aus Boyhood Satellite-Award-nominiert
    • Not About Angels aus The Fault in Our Stars HMIM-nominiert
    • The Last Goodbye aus The Hobbit: The Battle of the Five Armies Emotionaler, gut besprochener Schlusssong zur Trilogie
    • For the Dancing and the Dreaming aus How to Train Your Dragon 2 HMIM-nominiert
    • Yellow Flicker Beat aus The Hunger Games: Mockingjay — Part 1 Globe-nominiert
    • Everything Is Awesome aus The Lego Movie HMIM-nomininert
    • America for Me aus A Most Violent Year Kritikerliebling von Alex Ebert
    • I’ll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu) aus Muppets Most Wanted HMIM-nominiert
    • Something So Right aus Muppets Most Wanted Typischer Oscar-Song
    • We’re Doing a Sequel aus Muppets Most Wanted Kritikerliebling, Hollywood-Humor
    • Mercy Is aus Noah Globe-nominiert
    • What Is Love aus Rio 2 HMIM-nominiert
    • Glory aus Selma Globe-nominiert
    • Miracles aus Unbroken Kritiker-Liebling
    • Heavenly Father aus Wish I Was Here HMIM-nominiert
    • So Now What aus Wish I Was Here HMIM-nominiert
    (HMIM = Hollywood Music in Media Award)

    Misten wir diese Liste auch aus. Also: Obwohl einige Oscar-Experten Split the Difference auf dem Zettel haben, halte ich es für nahezu ausgeschlossen, dass die Academy auf das (bewusst) improvisiert klingende "Meine Lebenssituation nervt mich, und ich sing meine Kinder in den Schlaf"-Ständchen aus Boyhood fliegt. Dafür ist es dann doch eine zu beiläufige Nummer. Trotz Disneys Bemühungen ist Immortals wohl mit das schwächste Glied in obiger Liste: Es klingt wie ein toller, rockiger Radiosong, könnte aber auch ein eben solcher sein. Es ist nicht wirklich filmisch. Gut, das war Happy auch nicht, aber das Lied war dann obendrein ein Hit. Das Lied aus Drachenzähmen leicht gemacht 2 ist ein leichter, in seiner Szene verwurzelter Lagerfeuermoment und weniger ein eingängiger Song, also rechne ich ihm keine zu großen Chancen ein. Und die Lieder aus Wish I Was Here scheinen mir nicht die Art Musik zu sein, die die Aufmerksamkeit der Academy hält. Von den Globe-Liedern halte ich den aus Annie für nicht all zu Oscar-tauglich (schnell: wie oft wurden von Kindern gesungene Nummern nominiert?).

    Und so sehr ich We're Doing a Sequel nominiert (und auf der Bühne aufgeführt) sehen will: Als mit zentralem Gag-Dialog ausgestatteter Titel ist es auch weniger das Bier der Academy. Die bevorzugt ihre Scherzsongs eher im Stil von Sei hier Gast oder Unter dem Meer. Also kompakt und beschwingt. Und daher begehe ich hier ein Sakrileg: Aktuell glaube ich nicht an eine Nominierung für Everything is Awesome. Denn dies ist keine gut komponierte, angenehme, mitwippbare Gagnummer mit geistreichem Text. Sondern ein (grandios-)dämlicher Song, der so lustig ist, weil er so unfassbar gut den modernen Elektro-Plastikpop nachahmt. Großartiger Gag, ja. Aber eigentlich kein Oscar-Titel. Diane Warrens Nummer gewann im Laufe dieser Saison bisher keine Aufmerksamkeit, also rechne ich einfach dreist damit, dass dem so bleibt. Und Lana Del Rays Song Big Eyes klingt viel zu experimentell und exzentrisch. Wenn schon ihr Gatsby-Stück durchfiel, dann auch dieses.

    So ... und der Rest aus meiner Vorauswahl steht für mich recht stabil auf einer Ebene. 

    Da ich aber ja Entscheidungen treffen muss, wähle ich diese fünf Titel, die sich mit Blick auf vergangene Oscars in dieser Kombination schlicht wie ein echtes Academy-Award-Quintett anfühlen:

    • Lost Stars aus Begin Again
    • The Last Goodbye aus The Hobbit: The Battle of the Five Armies
    • I’ll Get You What You Want (Cockatoo in Malibu) aus Muppets Most Wanted 
    • Mercy Is aus Noah
    • Glory aus Selma
    Und, was ist eure Prognose?

    Mittwoch, 5. November 2014

    Oscar 2015: Die 20 potentiellen Nominierten in der Kategorie "Bester Animationsfilm"


    Sofern nicht gerade aufgrund einer Europa- oder Weltmeisterschaft im Herrenfußball sämtliche Verleiher so tun, als sei das Kino tot, ist für einen Filmfreund doch eigentlich immer Hochsaison. Im Sommer starten die tollen teuren Filme, sonst kommen die ansehnlichen awardtauglichen Filme in die Lichtspielhäuser. Und natürlich kann man dann, ist man denn gewillt, voller Vorfreude auf die Oscars blicken. Und spätestens, wenn sich die Animationsfilme für ihre Nominierung bereit machen, bin auch ich voll im Oscarfieber.

    Die Academy (nein, nicht die Academy) machte nun bekannt, welche Filme sich für eine Nominierung in der kommenden Oscarsaison qualifizierten. Dieses Mal sind es 20 Stück, die von Blockbuster bis Beinahe-Videoproduktion reichen. Ehe ich meine Prognose abgebe, seien erstmal alle 20 Produktionen genannt:

    • Baymax - Riesiges Robowabohu
    • Manolo und das Buch des Lebens
    • Die Boxtrolls
    • Cheatin'
    • Giovanni's Island
    • Henry and Me
    • The Hero of Color City
    • Drachenzähmen leicht gemacht 2
    • Die Legende der Prinzessin Kaguya
    • Jack and the Cuckoo-Clock Heart
    • Legends of Oz: Dorothy's Return
    • The LEGO Movie
    • Minuscule - Valley of the Lost Ants
    • Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman
    • Die Pinguine aus Madagascar
    • TinkerBell und die Piratenfee
    • Planes 2 : Immer im Einsatz
    • Rio 2
    • Rocks in My Pockets
    • Song of the Sea
    Basierend auf den guten Kritiken und der Historie der Animationsbranche der Academy, Blockbuster-Trickfilme zu achten, wenn sie erzählerisch halbwegs zielstrebig sind, lassen sich drei Filme recht sicher als Nominierte vorhersagen: Baymax, Drachenzähmen leicht gemacht 2 und The LEGO Movie. Da die Academy das Madagascar-Franchise wenig mag, müssten die Pinguine schon eine reine Sensation werden, um Achtung zu erhalten, und die ganzen Heimkinoproduktionen mit Alibikinostart wie Planes 2 (so schockierend toll er auch war) und Co. haben eh keine Chance. Um die üblichen fünf Slots zu füllen, lohnt sich also ein Blick auf die kleineren, kunstvolleren Produktionen.

    Und da stechen folgende Filme ins Auge: Song of the Sea, der neue, kunstvolle Film der Oscar-nominierten Das Geheimnis von Kells-Macher, der von Guillermo del Toro produzierte, fantasiereiche Manolo und das Buch des Lebens, Laikas lauwarm aufgenommener, technisch aber beachtenswerte Die Boxtrolls, die neue Ghibli-Produktion Prinzessin Kaguya, die Kritiker begeistert, aber durch ihr Erzähltempo schwer zugänglich ist und schlussendlich Cheatin', der neue Streifen des durchgeknallten Animators Bill Plympton, in dem sich eine hintergangene Ehefrau eine neue Identität aufbaut, um zur Geliebten ihres Ehemanns zu werden. Ohne Indikatorenpreise ist es hier reines Raten und Bauchgefühlverfolgen, also tippe ich auf folgende Riege aus fünf Nominierungen:
    • Baymax
    • Drachenzähmen leicht gemacht 2
    • The LEGO Movie
    • Song of the Sea
    • Boxtrolls
    Worauf tippt ihr?

    Mittwoch, 20. August 2014

    Planes 2: Immer im Einsatz


    Das Fließbandprodukt Planes war noch nicht einmal angelaufen, da kündigten die DisneyToon Studios bereits zwei Fortsetzungen an. Die erste spurtete sogar mit beachtlichem Tempo in die Lichtspielhäuser und hob in den USA nicht einmal ein Jahr nach der Premiere des ersten Flugzeugfilms ab. Höhenflüge waren für den 84-minütigen Computeranimationsfilm allerdings nicht drin: Anders als der Erstling hat Planes 2: Immer im Einsatz Probleme damit, weltweit auch nur auf mehr als 100 Millionen Dollar einzuspielen. Mit seinen miesen Kritiken und eher dürftiger Zuschauerrezeption war Planes auch wahrlich kein guter Anfang für ein neues Franchise. Anders aber als bei TinkerBell, wo der erste Film klar der stärkste der Reihe war, findet Planes in seiner Fortsetzung zu neuen Höhen.

    Seine Identität als primär an das kindliche Publikum gerichtetes Produkt kann Roberts Gannaways Regiearbeit zwar nicht abschütteln, allerdings nehmen Gannaways Inszenierung und Jeffrey M. Howards Drehbuch die Zuschauer bedeutsam ernster als noch der seichte, uninspirierte Vorgänger. Dies liegt unter anderem daran, dass ungleich fester an der Spannungsschraube gedreht wird: Direkt im Prolog zerreißt es ein wichtiges Getriebeteil, weshalb der erfolgreiche Rennflieger Dusty nicht länger seinen Traum leben kann. Da Dusty dies nicht wahrhaben will, geht er bei einem nächtlichen Testflug weit über seine Grenzen hinaus und verursacht dabei einen Unfall, in dessen Folge den Behörden auffällt, wie unfähig der örtliche Feuerschutz ist. Um seinem alternden Freund von der Feuerwehr die Blamage der Zwangsrente zu ersparen, willigt Dusty ein, sich zum Feuerwehrflieger ausbilden zu lassen. Dazu geht er in einem nah gelegenen Nationalpark in die Lehre und macht dabei nicht nur mit illustren Feuerbekämpfern Bekanntschaft, sondern auch mit dem gestrengen Ausbilder Blade Ranger.

    Diese geradlinige Story erfindet das Rad zwar ebenso wenig neu wie die Handlung von Planes, wird aber mit viel mehr Esprit erzählt und fußt stärker als das lustlose "Malen nach Zahlen"-Skript des Rennsportfilms auf den Handlungen des Daueroptimisten Dusty. Dessen Entscheidungen haben in Planes 2: Immer im Einsatz auch stets Konsequenzen, was für eine kindgerechte Dramatik sorgt: Erst muss Dusty, der sich erfolgreich in einer eigentlich eh nie für ihn gedachten Welt austobte, eine Pause vom ihn auslaugenden Rennsport nehmen. Dann verursacht er beim Versuch, sich bezüglich seiner körperlichen Leistungsfähigkeit selbst zu betrügen, einen Unfall, der nicht nur seine Lage in Mitleidenschaft zieht, sondern auch die Unbeteiligter. Und erst einmal im Nationalpark angekommen ist es seine gefährliche Mixtur aus steter Selbstüberschätzung und einem auf Unerfahrenheit treffenden Helferdrang, die Dusty und seine Mitstreiter im Kampf gegen Waldbrände in brisante Situationen manövriert.

    Robert Gannaway schreckt in den dynamischen Actionsequenzen nie davor zurück, die Gefährlichkeit eines Waldbrandes für Natur und ... äh ... Vehikelbevölkerung aufzuzeigen. Die Leinwand wird mehrmals von bedrohlichen Rauchschwaden und höllisch roten Flammen dominiert, so dass die Figuren von der Naturgewalt förmlich verschluckt werden. Im Gegensatz zum letztjährigen Planes-Film, der nach einer DVD-Produktion aussah, befindet sich dieses Sequel hinsichtlich der Animation auf gehobenem Kinoniveau. Zwar sind die Charaktere weiterhin weniger vital als ihre Cars-Pendants, doch insbesondere die Rauch- und Feuerpartikel, das Hitze anzeigende Flackern der Luft und die weitläufige, bildhübsche Aussicht des Nationalparks machen Planes 2: Immer im Einsatz zu einer visuellen Wucht, die sich locker mit jüngeren Produktionen aus den Häusern Illumination Entertainment oder Blue Sky Studios messen lassen kann. Der cartoonige Einfallsreichtum der DreamWorks-Filme Die Croods oder Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman wird auf optischer Ebene wohlgemerkt nicht erreicht, der Detailreichtum dieser Produktionen wird dagegen vielleicht sogar überboten. Planes 2: Immer im Einsatz ist also tatsächlich wie fürs Kino gemacht, was sich auch im imposanten 3D widerspiegelt, das gerade die Actioneinlagen noch aufregender macht. Kleine Zuschauer dürften von ihnen wie gefesselt sein, das ältere Publikum dagegen kann sich zwar stets den Ausgang der Szenen denken, dank der schwungvollen Inszenierung ist Planes 2: Immer im Einsatz trotzdem durchwegs unterhaltsam.

    Gleichwohl erkennt Robert Gannaway die lächerliche Natur dieser Filmreihe und nutzt dies zu seinem Vorteil: Wo Planes noch beim Versuch, seine fiktive Welt durch dramatische Enthüllungen zu vergrößern, eine Bruchlandung hinlegte, scheint Planes 2: Immer im Einsatz den Irrsinn des Cars-/Planes-Universums zu akzeptieren und setzt abseits des zentralen Plots auf ansteckende Heiterkeit. Auch Planes 2: Immer im Einsatz beinhaltet eine Enthüllung, was Dustys neuer Mentor in seiner Vergangenheit trieb, statt einer abgeschmackten und die Logik des Films in Frage stellenden Weltkriegsreferenz gibt es hier aber urkomische Anspielungen auf die Popkultur der 70er und 80er zu sehen. Generell gehen die Dialoge leichtfüßiger und spaßiger mit dem gebotenen Material um und sind vermehrt an einfallsreichen, selbstironischen oder einfach nur verspielt-albernen Wortwitzen interessiert, statt daran, die Planes-Welt als schlüssiges Filmuniversum darzustellen, was eh brutal zum Scheitern verurteilt ist.

    Ebenso sind die Nebenfiguren zwar weiterhin flach und einseitig, aber immerhin wirkt es so, als wüssten die Filmemacher das, so dass sie das Figurenensemble wenigstens auf den Unterhaltungsfaktor hinbürsten. Von einer frivol-gruseligen Stalkerin über einen keinerlei Gefahrensituation erkennenden, schleimigen Lodgebesitzer (in der deutschen Fassung saukomisch: Axel Malzacher) sind die meisten Charaktere allein darauf aus, für Kurzweil zu sorgen. Misslungen ist allein ein veralteter Ureinwohner-Stereotyp (der mit einer makaberen Lagerfeuergeschichte allerdings einen unerwartet guten Lacher auf seiner Seite hat), außerdem nerven die gelegentlichen Pupswitze, die sich einfach nicht in die Stimmung dieses von Mark Mancina musikalisch treibend untermalten Films fügen wollen. Mit dem verbissenen Blade Ranger (effektiv: Henning Baum) und einem älteren Autoehepaar, das einen durch seine sympathische Ausstrahlung im Finale durchaus mitfiebern lässt, gibt es daneben aber noch immer ein paar Figuren, die keine reine Lachnummern sind.

    Ärgster Kritikpunkt ist lediglich der Schluss, der die lobenswerte Aussage von Planes 2: Immer im Einsatz mit Blick auf weitere Fortsetzungen etwas untergräbt. Diese DisneyToon-Studios-Produktion strotzt vor Respekt für Brandbekämpfer und unterrichtet sein junges Publikum ganz mühelos nicht nur darin, dass nicht allein Sportler Idole sein können, sondern auch darin, dass es manchmal einen alternativen Karrierepfad einzuschlagen gilt. Letzteres wird aber, um dem viel durchmachenden Dusty einen sprichwörtlichen Knochen (Kolben?) hinzuwerfen, korrumpiert, obwohl die positive Laune des Films auch ohne dieses Eingeständnis beibehalten werden könnte. Das ist zwar bedauerlich, da Planes 2: Immer im Einsatz aber für die Art Film, die er sein will, sonst geradezu beispielhaft gelungen ist, lässt sich dies verschmerzen.

    Montag, 18. August 2014

    Planes


    Seit der von John Lasseter mitinszenierte Animationsstreifen Cars 2 in die Kinos düste, haben zahllose Pixar-Fans (und einige, die es einst waren) ein filmisches Lieblingsopfer. Die Agenten-Actionkomödie war visuell zwar ein Prachtwerk mit Hintergründen, die eine feine Balance zwischen Realismus und Imagination hielten, inhaltlich erstickt das wilde Treiben des Abschleppwagens Hook dagegen in Kritikpunkten. Anstrengende Gags, eine dümmliche Figurenzeichnung und die wohl giftigste Moral, die je vom Walt-Disney-Pictures-Markenlogo begleitet in die Lichtspielhäuser kam, machen Cars 2 zur Antithese solcher Meisterwerke wie Toy Story 3.

    Als würde Pixar nicht schon im Alleingang eifrig an seinem Thron in der Welt der Computertrickfilme sägen, erhielt die Produktionsschmiede aus Emeryville bald darauf tatkräftige Unterstützung von den DisneyToon Studios. Mit Planes startete das Produktionshaus, das auch die TinkerBell-Filme verantwortet, sein eigenes, kleines Franchise im Cars-Look. Nicht nur, dass die sprechenden Flugzeuge aus Planes ein ähnliches Charakterdesign aufweisen wie die Pixar-Karren: Eine Einblendung im Film sowie ein penetrant im Marketing verwendeter Claim besagen, dass Planes in, Verzeihung, ÜBER der Welt von Cars spielt. Das Problem daran? Gelegenheitszuschauer können selbst nach jahrelangen Versuchen der Marvel Studios, sich als eigenständige Marke zu etablieren, nicht den Unterschied zwischen einer Marvel-Eigenproduktion wie Iron Man 3 und einem Marvel-Lizenzfilm wie X-Men – Zukunft ist Vergangenheit erklären. Wenn also zwei inhaltlich strikt voneinander getrennte Filmuniversen in den Augen vieler Kinogänger verschmelzen, wie soll ein unbescholtenes Publikum auseinanderhalten können, wo in, über und unter der Welt von Cars die Pixar-Künstler mitmischten und was von Disneys Merchandisingmaschinerie angeleiert wurde?

    Es wäre kein so drastisches Problem, hätte Planes den Anspruch, der alten Disney-Maxime gerecht zu werden, gute, herzliche Geschichten für ein generationenübergreifendes Publikum zu erzählen. Aber schon die Erfahrung lehrte, dass die DisneyToon Studios nur selten nach diesen Sternen greifen. Da aber mit dem ersten TinkerBell-Film bereits ein anderer Startschuss für eine lang angelegte Reihe zu diesen Ausnahmen zählt, ist es niemandem zu verübeln, wenn er allen Warnungen zum Trotz mit einem Funken der Hoffnung an Planes herantritt.

    Ob Planes eine optimistische Sichtweise verdient hat, hängt von der Erwartungshaltung ab. Wer befürchtet, dass die ursprünglich als DVD-Premiere geplante Produktion schlimmer ist als Cars 2, wird die austauschbaren Seichtheit von Klay Halls Regiearbeit wohlig in Empfang nehmen. Wer selbst von den DisneyToon Studios einen kleinen Funken der Disneymagie einfordert, könnte mit Planes so seine Probleme haben.

    Die Geschichte eines Niemands, der für seinen großen Traum kämpft und ihn sich schlussendlich erfüllt, ist eine der großen Standarderzählungen des Familienfilms, und selbst wenn diese Narrative kaum noch für Überraschungen gut ist, kann sie noch immer unterhalten. Zuletzt machte etwa Turbo aus dem Hause DreamWorks Animation so mancher Mängel zum Trotz Spaß. Und gerade mit Blick auf die Kernzielgruppe, die längst nicht so viele Filme kennt und die sich daher an ausgelutschten Storylines längst nicht so sehr stört wie erwachsene Fans, sei hier dem Kernplot von Planes kein Haar gekrümmt. Dusty Crophoppers Wunsch, von der Landwirtschaft in den Rennsport zu wechseln, ist nachvollziehbar und unschuldig genug, um der Figur ein Minimum an Sympathie zukommen zu lassen.

    Die Mängel von Planes liegen woanders. So begnügten sich die Autoren nicht damit, aus dem Protagonisten ein Sprühflugzeug zu machen, das sich zu höherem berufen fühlt. Der orange bemalte Flieger muss auch noch Höhenangst haben. Und das macht aus dem knuffigen Träumer Dusty eine kleine Lachnummer. Ein schnelles Flugzeug, das im Laufe seines Abenteuers Ängste überwinden muss? Fein. Ein langsames Flugzeug, das über seine Grenzen hinausgeht? Gut. Aber beides auf einmal? Das ist für diesen seichten, kantenlosen Film zu viel, da es je nach Betrachtungsart Dustys gigantische Probleme zu simpel darstellt oder aber Dusty wie einen absolut verblendeten Naivling zeichnet.

    Ist dies noch zu verzeihen, machen die Nebenfiguren Planes durchaus schwerer verdaulich. Abgesehen von Jedermann Dusty sind sämtliche Teilnehmer am weltumspannenden Flugwettbewerb übertriebene Karikaturen ihrer Nationen: Der prahlerische mexikanische Wrestler, die philosophisch-geistliche Inderin, der versnobte Brite … Über ihre stereotype Oberfläche reichen diese Randcharacktere nie hinaus, während Dusty Freunde aus seiner Heimat über eine burschikose Mechanikerin hin zu einem Furzwitze machenden, dümmlichen Hook-Abklatsch reichen. Die Krönung des Ganzen ist aber Dustys Mentor Skipper Riley, ein knallharter Kriegsveteran mit dunklem Geheimnis. Da Skipper nicht nur eine raue Schale hat, sondern auch einen verlogenen Kern, wäre diese Figur eine willkommene Abwechslung von den restlichen, einschläfernd flachen Figuren in dieser Geschichte. Doch dann kommt die große Enthüllung, dass die Figur eine reale Schlacht im Zweiten Weltkrieg geschlagen und seine Division an Soldaten ins Verderben manövriert hat. Und an dieser Stelle hört der Spaß auf.

    Elemente der Düsternis gehören zu Disney wie gute Musik. Aber während Meisterwerke wie Schneewittchen und die sieben Zwerge mit einem schaurigen Wald, Pinocchio mit einer erschreckenden Transformation oder Aladdin mit einem riesig-schlangenhaften Schurken eigene Schauermomente erschaffen, bedient sich Planes bequem an einer wahren, dunklen Stunde der Menschheitsgeschichte. Da der Zweite Weltkrieg sonst nichts mit den Themen des Films zu tun hat, ist dies nicht nur unangebracht und aus erzählerischer Sicht faul, es wirft auch massenhaft Fragen über die fiktive Welt von Planes und Cars aus. Gab es also ein Hitler-Vehikel, das jüdische Fahrzeuge vergasen ließ? Japanische Flugzeuge, die einen amerikanischen Flugzeugträger bombardierten? Ein Auto des Typs Ente namens Donald, das in einem Film gegen die Naziautos wetterte?!

    Nicht nur das Drehbuch schludert dann und wann, auch visuell ist Planes nicht ganz ausgegoren. Teilweise sind die Hintergründe fast auf Cars-Niveau: Voller Details, die teils fantasievoll sind, teils für einen erhöhten Realismus sorgen. Andere Schauplätze sind allerdings auffallend-weitläufig leer, wieder andere sehen zwar gut aus, sind aber inkonsequent gestaltet: Sind in Cars 2 alle Gebäude so geformt, dass Autos und Flugzeuge in ihnen Leben können, sind in Planes manche Bauten in Menschenproportionen gehalten. Ist dies ein Makel für das geübte Auge, sorgt die Inszenierung einiger Dialogszenen bei Animationskennern wie auch beim Durchschnittszuschauer für einen Mangel an Engagement: Oft stehen die Figuren in einer Halbtotalen regungslos nebeneinander, wenn sich allein ihre Münder und Augen bewegen. Das ist visuell nicht sonderlich aufregend und macht bemerkbar, für welchen Markt und welches Budget der Film verwirklicht wurde.


    Immerhin ist Planes aber kurz und auch relativ schnörkellos erzählt, so dass die Längen ausbleiben, die den ursprünglichen Cars-Teil plagten. Und da auch die gewaltigen moralischen Fehltritte von Cars 2 ausbleiben, ebenso wie solch nervenden komödiantischen Einlagen wie die vom rostigen Abschlepper Hook, ist Planes immerhin harmlose Unterhaltung für die ganz kleinen. Und große Animationsfans werden in den seltensten Fällen in Planes eine gute Investition sehen – aber wenigstens schmerzt diese Produktion nicht.