Freitag, 25. März 2016

Meine Lieblingsfilme 2015 (Teil II)

Bereits die Filme in Teil eins meiner Hitliste haben mir sehr gefallen, doch die in diesem Part meiner Jahreshitliste folgenden Produktionen haben mir ob ihrer Reize ein noch größeres Lächeln entlockt. Bevor ich euch aber endlich Rang 35 bis 26 meiner favorisierten Filme 2015 vorstelle, möchte ich kurz ein paar ehrenwerte Nennungen loswerden. Also Projekte, die mir ebenfalls zugesagt haben, denen aber angesichts der gebotenen Konkurrenz nicht der Sprung in diesen Countdown vergönnt war. Dazu zählt etwa Robert Zemeckis' verträumter, spaßiger 3D-Film The Walk mit einem toll aufgelegten Joseph Gordon-Levitt, starken 3D-Aufnahmen und einem disneyhaften "Only the sky's the Limit!"-Tonfall. Dann wäre da die französische Komödie Mama gegen Papa, die mit schonungslosem, irren Humor einen herrlich albernen Scheidungskrieg zeigt. Sowie das Disney-Sportdrama City of McFarland, das starke Musik und eindrucksvolle Bilder zu bieten hat, aber weder seine Dramatik voll ausreizt, noch so eine inspirierende Ausstrahlung aufweist wie manch andere Genrevertreter.

Weitere Ehrennennungen folgen in den nächsten Teilen. Doch nun erst einmal ein paar Filme, die es letztlich in meine Jahres-Bestenliste geschafft haben!

Platz 35: Diary of a Teenage Girl (Regie: Marielle Heller)

Die Coming-of-Age-Geschichte einer Jugendlichen in den 70er-Jahren, die einen popkulturellen Underground-Geschmack hat und zwar bei ihren Altersgenossen nicht unbedingt als Topmodel aufgefasst wird, sehr wohl aber ihrem Stiefvater das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt: Die Romanadaption von Regisseurin Marielle Heller kommt nicht etwa wie ein Problemfilm über Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen daher, sondern als vergnüglicher, seine Themen dennoch ernstnehmender Blick auf eine vergangene Ära, in der sexuelle Selbstentdeckung noch anders ablief als heutzutage. Was die von Bel Powley mit Witz, Empfindsamkeit und Derbheit verkörperte Protagonistin durchmacht, ist ein Sonderfall, ihre Gefühle aber nachvollziehbar. Mit einem verwaschenen, ausgebleichten 70s-Look und keinerlei verlogenem Schamgefühl ist Diary of a Teenage Girl glaubwürdig, mutig und charmant. Daher fällt die rasch einsetzende, etwas überzogene Eskalation im dritten Akt auch nicht zu arg ins Gewicht.

Platz 34: Shaun das Schaf - Der Film (Regie: Mark Burton & Richard Goleszowski)

Ein Film, so liebevoll und charmant, dass ich praktisch durchweg mit breitem, glückseligen Grinsen vor der Leinwand gesessen habe: Shaun das Schaf - Der Film erinnert daran, welche Wirkung dialogfreies Erzählen haben kann und besticht mit einer Vielzahl an ulkigen, kleinen Details. Diese freche, knuffige Schafsbande erlebt kein superspannendes oder erstaunliches Abenteuer, aber die gebotene Mischung aus sehenswerter Handwerkskunst und trockenem, familientauglichen Witz macht Shaun das Schaf - Der Film dennoch zu einem der Animationsfilm-Highlights 2015!


Platz 33: Slow West (Regie: John Maclean)

Ein Film, der zu einem Drittel wie eine Regiearbeit von Gore Verbinski wirkt, sich zu einem Drittel nach Wes Anderson anfühlt und zu einem Drittel an die Werke der Coen-Brüder erinnert, der hat bei mir automatisch einen Stein im Brett: Verspielt-böser Humor, eine einfallsreiche Bildsprache, ein kerniger Michael Fassbender und ein sympathischer Kodi Smit-McPhee machen Slow West zu einem feschen, obgleich gemütlich erzählten Western mit einem Finale wie aus einem Bilderbuch. Okay ... Wie aus einem zynischen Bilderbuch!

Platz 32: Broadway Therapy (Regie: Peter Bogdanovich)

Komödienspaß, wie aus der Zeit gefallen: Peter Bogdanovich orchestriert mit seinem Showbiz-Chaos ein Lustspiel über übersteigerte Egos, Fleischeslust und die verblendete Theaterwelt. Imogen Poots ist unfassbar charmant als Ex-Callgirl, das den Sprung auf die Bretter, die die Welt bedeuten, schaffen will. Owen Wilson ist als untreuer Regisseur lässig, Jennifer Aniston gibt mit großer Spielfreude eine unfähige, selbstverliebte Therapeutin, und das Skript ist voll mit ulkigen, unvermeidlichen Eskalationen. Erfrischend, leichtfüßig und sympathisch altmodisch!

Platz 31: Dating Queen (Regie: Judd Apatow)

Judd Apatow ist nach zwei Jahren Pause zurück auf dem Regiestuhl, übergibt aber erstmals die Pflichten des Drehbuchautoren in fremde Hände: Der Dramödie Dating Queen ist dies allerdings nur stellenweise anzumerken. Hauptdarstellerin und Autorin Amy Schumer setzt auf dieselbe Mischung aus pointierten Alltagsbeobachtungen, sympathischen, doch fehlerhaften Hauptfiguren und dezent überzeichneten Nebenfiguren wie ihr Regisseur. Und es ist eine sehr unterhaltsame Geschichte, die Apatow und Schumer hier erzählen: Die von Schwierigkeiten durchzogene Beziehung zweier gänzlich gegensätzlicher Menschen ist zwar, ganz abstrakt gedacht, nur typisches RomCom-Material. Aber mit knalligem Wortwitz, wahnwitzigen Situationen und unkitschiger Herzlichkeit ist Dating Queen dennoch ein Ausnahmefilm in dieser Filmgattung.

Platz 30: Camp X-Ray (Regie: Peter Sattler)

Kristen Stewart kann schauspielern! Wirklich! Alle Hater sollten einfach nur einmal über den Tellerrand von Twilight und Snow White & the Huntsman blicken. Ob als Slacker-Girl in Adventureland, als persönliche Assistentin einer alternden Schauspiellegende im meiner Ansicht nach gemeinhin überschätzten, wenngleich gut gespielten Clouds of Sils Maria, als auftauende Tochter einer Demenzpatientin in Still Alice oder nun einmal in diesem mit packenden sowie ergreifenden Dialogen aufwartenden Drama: Camp X-Ray erzählt nahezu klischeefrei und mit glaubwürdig konstruierten Dialogszenen von der unerwarteten Freundschaft zwischen einer Wärterin in Guantanamo Bay und einem belesenen Insassen. Peter Sattler schafft mit diesem von Pathos befreiten Film eine intensive Erzählung, die ohne moralischen Zeigefinger für menschlichere Behandlung von Gefangenen, mehr Verständigung und das Einreißen kultureller Mauern steht.

Platz 29: Das brandneue Testament (Regie: Jaco Van Dormael)

Wohl seit Kevin Smiths Dogma gab es keine Religionssatire mehr, die so albern war und ihr Thema so komplex behandelte wie Das brandneue Testament. Der belgische Golden-Globe-Anwärter tauscht allerdings den kultigen, in Popkultur badenden Dialog von Dogma gegen verspielte, naive Poesie: Gottes Tochter flieht vor dem gehässigen, herrischen Schöpfer der Welt und zieht in die Welt hinaus, um ein neues Testament zu verfassen, das aus exemplarischen, inspirierenden Menschenschicksalen berichtet. All das, nachdem sie der Weltöffentlichkeit sämtliche noch ausstehenden Todesdaten mitgeteilt hat. Verschrobene Komik trifft auf nachdenkliche, wunderschöne Montagesequenzen: Ein Film, den man gesehen haben muss, um an ihn zu glauben.

Platz 28: Victoria (Regie: Sebastian Schipper)

Eine Berliner Nacht, die man nicht vergessen kann: Gemeinsam mit Laia Costas gutherziger, neugieriger und immens abenteuerlustiger Titelheldin wandern wir in einem einzigen, anhaltenden Take durch die Poser- und Bundeshauptstadt Berlin, lernen eine trunkene Gruppe Kerle kennen, freunden uns mit Frederick Laus gutmütigem Kakaoliebhaber an und werden dann von einem seiner lauten Kumpels in ein aufreibendes Erlebnis gestürzt ... Kameratechnisch ein wahres Meisterstück, mit zwei sehenswerten Hauptdarstellern, mir etwas zu anstrengenden Nebenfiguren, und einer graduellen, farbästhetischen und tonalen Wandlung, wie es sie im deutschen Kino nur alle Jubeljahre zu bestaunen gilt. Wenn überhaupt.

Platz 27: Manolo und das Buch des Lebens (Regie: Jorge Gutiérrez)

The Nightmare before Christmas trifft Drei Caballeros trifft die Sage von Orpheus und Eurydike ... Im Stil eines überbordenden Spielzeug-Festivals: Manolo und das Buch des Lebens ist ein kunterbunter, extrem spaßiger und musikalisch spritziger Trip nach Mexiko, wo wir auf einen Torero treffen, der lieber Musiker wäre, und ins Reich der Toten stapft, um seine große Liebe zu retten. Optisch ungeheuerlich einfallsreich, mit großem Humor und voller kleiner Schnörkel, die diesen Kinospaß lebendig werden lassen. Eine bessere, leicht morbide Hommage an einen Feiertag hat es seit Tim Burtons und Henry Selicks Touchstone/Disney-Kultklassiker nicht mehr gegeben!

Platz 26: Joy - Alles außer gewöhnlich (Regie: David O. Russell)

David O. Russell kann es also doch noch: Einen Film drehen, den ich in mein Herz zu schließen weiß. Nach dem mich frustrierenden Silver Linings und dem von mir verabscheuten American Hustle kam Ende 2015 Joy daher. Die verschrobene, zwischenzeitlich dramatische Komödie wurde, im Gegensatz zu den bisherigen Zusammenarbeiten von Bradley Cooper, Jennifer Lawrence und David O. Russell, von den US-Kritikern nur mäßig aufgenommen. Tja, deren Verlust. Denn Russells exzentrische Nacherzählung der Geschichte einer kämpferischen und erfinderischen Frau nach ganz oben in der Welt des Teleshoppings hat mich mit ebenso sprödem wie spritzigem Humor, einer facettenreichen Lawrence und musikalischen wie inszenatorischen Kniffen schon in Minute eins abgeholt. Und dann rund zwei Stunden später triumphierend aus dem Kino entlassen.

Im nächsten Teil wird es langsam ernst, denn dann geht es auf in die Top 25!

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