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Donnerstag, 1. Dezember 2011

Ein chronologischer Wettkampf: Disney vs. Pixar

Pixar genießt seit nunmehr einigen Jahren so viel Respekt und Zuneigung seitens Filmliebhaber, wie es kaum einem anderen Studio zuteil wurde. Selbst hoch angesehene Regisseure wie Christopher Nolan dürften, so scheint es mir wenigstens, in einer Beliebtheitsumfrage keine großen Siegeschancen gehen das Studio mit der vitalen Tischlampe haben. Pixar ist es zu verdanken, dass der erwachsene Trickliebhaber mittlerweile einen unübersichtlich großen Strom an Lesefutter vorfindet, welches aus Kinokritiken besteht, die mehrere Animationsfilme als das Beste aus Hollywood bezeichnen. Nicht als besonders gelungene Trickfilme oder Kinderunterhaltung, sondern als ernstzunehmende Anwärter auf die Spitze der allgemeinen Jahresbestenliste.

Aber was ist mit dem Animationsstudio, das als Wiege der westlichen Trickkunst in ihrer uns bekannten Form angesehen werden kann, und das dieses Medium und seine Wahrnehmung prägte? Disney, der einstige Platzhirsch im Trickfilm. Profitiert Disney nunmehr allein von seinen wertvolleren Archivstücken und davon, dass der Konzern die Pixar-Studios übernahm? Oder überschatten das Kritikerlob für Pixar einerseits, die Imagekrise der Disney-Trickstudios andererseits etwa die ungebrochene Klasse des über 70 Jahre alten Traditionsstudios? Und welche Position nehme ich überhaupt im Wettstreit zwischen Disney und Pixar ein? Klar, ich bin eingeschworener Disney-Liebhaber, aber ich zähle Pixar üblicherweise zu meiner Passion für Disney mit dazu. Was also, wenn ich gegenwärtig entscheiden müsste, unter Berücksichtigung dessen, was Disney und Pixar seit 1995 abendfüllend ins Kino brachten?

Lasst es uns herausfinden, indem wir die Pixar-Produktionen gegen das Disney-Meisterwerk aus dem Jahr ihrer Kinouraufführung antreten lassen. Dann wissen wir, wer letzten rund fünfzehn Jahre wirklich die Nase vorn hatte.

1995: Pocahontas vs. Toy Story

Pixars Erstling Toy Story ist bis heute der von mir persönlich am zweitwenigsten gemochte Langfilm des Studios aus Emeryville. Ich vermisse im ersten Abenteuer von Woody und Buzz die Herzlichkeit der 90er-Disneyfilme und späterer Pixar-Werke. Nicht, dass Toy Story lieblos sei, keineswegs. Aber die Handlung selbst ist mehr Buddykomödie und weniger erarbeitete Reflektion über Freundschaft oder das Erwachsenwerden. Auch die Charakterzeichnung hat für meinen Geschmack noch ein paar Schwächen, Woody kommt mir zu Beginn widerlicher rüber, als es offensichtlich von den Machern beabsichtigt war und das Finale erzeugte bei mir nie die Spannung, die andere wohl in ihm sehen. Filmhistorisch geht der Sieg dennoch eindeutig an ihn. Pocahontas gewann zwar zwei Oscars, je einen für die Filmmusik und den Song Farbenspiel des Winds, und brachte Alan Menken so seinen (bis dato) letzten Doppelsieg, aber weder hat er im kollektiven Gedächtnis des Publikums eine solche Stellung eingenommen wie Toy Story, noch hatte er einen so erheblichen Einfluss auf das Trickmedium. Toy Story ist das Schneewittchen der Computeranimation, erhielt als erster Animationsfilm eine Nominierung für das beste Drehbuch (was mich zwar freut, aber verwundert) und sein Erfolg bei Kritikern und dem Publikum sollte Disney beweisen, wieso John Lasseter und Co. richtig damit lagen, ihr eigenes Ding zu drehen. Auch ich selbst ziehe Toy Story Jeffrey Katzenbergs Oscar-Bettelei vor: Pocahontas ist im direkten Vergleich der steifere Film, hat unattraktivere Figuren und der Versuch, Erwachsene und Kinder gleichzeitig zu unterhalten, gelang Toy Story besser. Der ist zwar naiver und glückseliger als spätere Pixar-Filme, erreicht aber sein breit geächertes Publikum fast durchgehend auf einer ebenbürtigen Ebene. Pocahontas fluktuiert mir in dieser Hinsicht zu sehr. Ich mag Pocahontas (wie sehr, das schwankt von Woche zu Woche), er hat einige gute Lieder und ausdrucksstark animierte Menschen, ich respektiere den Versuch ernster zu sein als die meisten anderen Disney-Zeichentrickfilme, aber hat zwei, drei dramaturgische Durchhänger mehr als Toy Story und ist viel "angeberischer" als Pixars Erstling, ohne es sich verdient zu haben.
Der Sieger: Pixar

1998: Mulan vs. Das große Krabbeln

1998 brachten sowohl die Walt Disney Animation Studios, als auch Pixar jeweils einen Film heraus, der meiner Betrachung nach nicht genug von der Allgemeinheit geschätzt wird. Auch wenn ich Das große Krabbeln 2010 in meiner Pixar-Rangliste auf den vorletzten Platz setze (dank Cars 2 steht der Film nun etwas besser dar), ist er für mich noch immer ein gelungenes Trick-Kleinod - zumindest diversen Internetforen nach zu Folge ist Fliks Abenteuer aber "dieser eine Pixar da". Ein Film, der unter ferner liefen einzuordnen ist. Nun, die damals beeindruckenden Naturbilder sind mittlerweile leicht unterdurchschnittlich (so manches C-Studio wäre noch immer neidisch auf diese Leistung), aber die Figuren sind recht sympatisch, Flik macht eine sehr glaubwürdige Charakterwandlung durch und Hopper ist ein richtig toller, überlebensgroßer Schurke. Einer von Pixars besten, wie ich finde. Und rein zufällig wohl auch der "disneyhafteste".
Mulan wiederum ist ein Film, der sehr viel Lob erhält, sobald man ihn in einer Gruppe oder einem Filmforum anspricht. Aber solange man den Fokus nicht aktiv auf ihn lenkt, scheint er von den meisten Leuten schlichtweg vergessen zu werden. Und das finde ich enorm schade. Die Szene, in der Mulan beschließt, sich als Soldat auszugeben, ist mit ihrem elektrisierenden Score und den ausdrucksstarken, nahezu stummen Bildern eine der besten Sequenzen im Meisterwerke-Kanon. Mushu ist einer der amüsantesten Disney-Sidekicks und die Geschichte ist durchweg spannend, wie witzig erzählt. Mulan hätte deswegen so viel mehr Respekt verdient, als dieses Meisterwerk erhält.
Der Sieger: Disney

1999: Tarzan vs. Toy Story 2

Machen wir es nicht spannender, als es ist: Obwohl mir Toy Story 2 aufgrund der größeren Comedyeinlagen deutlich besser gefällt als das Original, ist diese Pixar-Fortsetzung selbst beim besten Willen keine Konkurrenz für Disneys Augen- und Ohrenschmaus Tarzan. Ein geiler Soundtrack von Phil Collins, atemberaubende Hintergründe, ein hohes Erzähltempo und tolle Action machen Tarzan zum bombastischen Abschluss der Disney-Renaissance.
Der Sieger: Disney

2001: Atlantis vs. Die Monster AG

2001 separierten sich erstmals Disney und Pixar in meinen Augen deutlich voneinander. Zumindest qualitativ, denn stilistisch ist Atlantis eher ein Ausbruch aus dem Disney-Schema, wie es Pixar Jahre später etwa mit Die Unglaublichen versucht haben wird, während Die Monster AG einer der disneyhafteren Pixar-Filme ist. Aber machen wir das hier nicht verwirrender, als es ist: Ich mag Atlantis sehr und wünschte mir, dass er wesentlich mehr Anerkennung erhält. Ich mag den von Mike Mignola inspirierten Zeichenstil, das epische Gefühl dieses fantastischen Action-Abenteuers und ich liebe die Musik von James Newton Howard. Es ist ein guter, andersartiger Disneyfilm. Aber mit Die Monster AG gelang Pixar ein richtig großer Wurf, zumindest meiner Meinung nach. Sehr viel Humor, eine sehr emotionale Geschichte (die innige "Vater-Kind-Beziehung" zwischen Sully und Buh ist der Beginn der rührenden Seite Pixars) und eine wunderbar kreierte Monster-Parallelwelt zeigten mir, dass Pixar ein Trickstudio ist, das großes bewegen kann.
Der Sieger: Pixar

2003: Bärenbrüder vs. Findet Nemo

Bärenbrüder hätte für die ins Trudeln geratenen Disney-Trickstudios wegweisend sein können: Der abenteuerliche, musikalische und emotionale Film fand eine ansprechende Balance aus Disney-Renaissance-Magie und die Überreizung dieser Formel vermeidender Andersartigkeit. Dazu kommen prachtvolle Bilder, und schon haben wir ein Disney-Meisterwerk, dass zweifelsfrei mehr Respekt verdient hätte. Insbesondere seitens Disneys, denn international war Bärenbrüder ein beachtlicher Erfolg. In den USA sabotierte die Geschäftsführung jegliche Erfolgschancen, und so war das Schicksal des Zeichentricks bei Disney vorerst besiegelt. Dass Pixar kurz zuvor mit Andrew Stantons witziger und berührender Abenteuergeschichte rund um Vatergefühle den damals erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten veröffentlichte, half den Disney-Traditionen auch nicht gerade. Und, so sehr ich Bärenbrüder liebe: Findet Nemo sieht noch beeindruckender aus, hat die denkwürdigeren Figuren und vereint seinen Witz und seine Dramatik dank ausgefeilterer Dramaturgie noch besser. Disney zieht den kürzeren, belegt hier aber noch einen ehrenvollen zweiten Rang.
Der Sieger: Pixar

2004: Die Kühe sind los! vs. Die Unglaublichen

Das ist eigentlich schon kein Wettbewerb mehr, sondern eine Trauerveranstaltung. In nur wenigen Jahren haben sich die Walt Disney Animation Studios völlig zu Grunde gerichtet. Dass man mit Blick auf die Besucherzahlen die überreizte Musicalformel bei Seite legte, war ja noch clever. Dass Filme wie Atlantis und Der Schatzplanet floppten, war unglaubliches Pech, gepaart mit ignorantem Publikum und schwachem Marketing. Aber dass man vermehrt der Geschäftsführung das Sagen überließ, während die Künstler entmachtet wurden, war ein Fehler, der sich unfassbar rächte. Der Zeichentrickfilm sei nicht mehr zu retten, das Medium CGI allein sei ein Wunderwerk. Und so wurde der vermeintliche Abschied vom Traditionsmedium rausgerotzt. Die anfänglich geplante Story war nicht mehr wiederzuerkennen, die Optik misslungen, einfach gar nichts funktionierte. Derweil bewies Pixar, dass das Publikum sehr wohl in actionreiche Trickfilme geht. Mittlerweile lacht man darüber, aber damals war der Gedanke, Disneys Trickabteilung wäre zu Tode verurteilt, gar nicht mal so abwegig.
Der Sieger: Pixar

2005/2006: Himmel und Huhn vs. Cars

Und weiter geht Disneys kopflose Suche nach einer neuen Existenz. Die Beziehungen zu Pixar wurden nach Toy Story 2 kontinuierlich schlechter, und der Kinostart von Findet Nemo wurde bereits von zahlreichen Branchenartikeln begleitet, ob sich Pixar von Disney nicht trennen sollte. Eisner, der sich nicht an Diplomatie versuchen wollte, drängte die Disney-Trickstudios in direkte Konkurrenz mit der unter Vertrag stehenden Erfolgsschmiede. Der computeranimierte Himmel und Huhn sollte alles zugleich sein: Eine Antwort auf Pixar, eine Neuerfindung Disneys und eine Kopie der DreamWorks-Rezeptur. Das Ergebnis war eine Katastrophe und 2006 vereinten sich Disney und Pixar. Was Pixar mit Cars zurückließ, der damals Objekt zahlreicher verrückter Verschwörungstheorien war. Lange sah es so aus, als wäre es der letzte Pixar-Film, den Disney vertreiben darf - und da Cars hinter anderen Pixars der vergangenen Jahre zurückblieb, mutmaßten viele, Pixar hätte Disney absichtlich ein faules Ei in den Korb gelegt. Ich kann das nicht glauben. Cars hat Witz und erzählt eine Geschichte, an der John Lasseters Herz hing. Er erzählt sie nicht optimal, aber viel zu gut, als dass dies ein beabichtigter Fehltritt sein könnte.
Der Sieger: Pixar
2007: Triff die Robinsons vs. Ratatouille

Triff die Robinsons markierte, nur zwei Jahre nach Himmel und Huhn, einen weiteren Wendepunkt für die Disney-Trickstudios. 2006 übernahm Disney die Pixar-Studios. Teil der diesen Zusammenschluss besprechenden Verträge war, dass John Lasseter und Bob Petersen das Sagen in Disneys-Trickstudios erhalten, woraufhin die zum kommerziellen Fließband gewandelte Traumfabrik kräftig umgekrempelt wurde. Um Triff die Robinsons komplett zu wandeln, war es zu spät, jedoch soll der Regisseur Stephen J. Andersen ermutigt wurden sein, ihn persönlicher und herzlicher zu gestalten. Dennoch wurde der Streifen zu einem ziemlich planlosen Trip, mit einigen tollen Gags, kurzen Phasen der Herzlichkeit und sehr viel Belanglosigkeit. Der Schurke war super, trotzdem ist es ein überaus vergessenswertes "Meisterwerk", das keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ratatouille wiederum ist der bislang zweitbeste Pixar aller Zeiten. Schon rein optisch liegen zwischen beiden Produktionen Welten, und die kunstvolle Story des Pixar-Films macht die Differenz nur noch größer.
Der Sieger: Pixar

2008: Bolt vs. WALL•E

2008 fand der Vergleich zwischen Disney und Pixar eine konsequente Fortsetzung des Vorjahrs. Disney steigerte seine Qualität noch stärker und fand langsam zum alten Selbst wieder, während Pixars Höhenflug kaum zu erträumende Höhen erreichte. Gegen Cars hätte Bolt gute Chancen gehabt, doch im Gegensatz zu den Disney-Studios, die sich nur langsam aus ihrem Tief arbeiten konnten, fand Pixar schnell auf die Überholspur zurück. Der das Studio auch vorerst treu blieb. Schönes Disney-Comeback gegen Pixars Meisterstück? Der Fall ist eindeutig!
Der Sieger: Pixar

2009: Küss den Frosch vs. Oben

2009 war ein großrtiges Jahr für den Animationsfilm: Coraline, Mary & Max, Küss den Frosch, Oben ... Disney fand, dank Ron Clements & John Musker, zum alten Groove zurück, während Pixar seinen sämtliche Konkurrenz deklassierenden Höhenflug beendete, auf die Erde zurück kehrte und "nur noch" fantastische Arbeit ablieferte. Küss den Frosch oder Oben, das ist eine Frage, die ich mir ungern stelle. Küss den Frosch ist ein witziges, romantisches, dezent abenteuerliches Disney-Zeichentrickmusical mit guter Musik, Oben wiederum ist zu tiefst rührend, intelligent, doch zwischenzeitlich etwas weniger ausgegoren, als die rundum stimmige Disney-Mischung. Küss den Frosch war eine Disney-Wohltat nach Jahren des Hungerns, Oben dagegen war ein Jahr nach WALL•E all seiner superben Qualität zum Trotz auch eine kleine Enttäuschung für mich. Auf hohem Niveau. Oben ist der inhaltlich stärkere Film, aber Küss den Frosch hat diese Prise Disney-Magie. Ich denke, ich wähle hier die feige Ausfahrt und votiere für ein Unentschieden.
Der Sieger: Der Trickfilm-Fan ;-)

2010: Rapunzel vs. Toy Story 3

Da ich bereits in der Hitliste meiner Lieblingsfilme des Jahres 2010 darauf einging, möchte ich die Sache kürzer machen, als gewiss möglich wäre. 2011 war ein weiteres, fantastisches Trick-Jahr (die US-Konkurrenz brachte uns noch Drachenzähmen leicht gemacht und Ich - Einfach unverbesserlich) und Pixar verzauberte mich mit dem rührenden, spannenden, mutigen, frechen, herzlichen und schlicht liebenswürdigen Toy Story 3. Und obwohl es eine Fortsetzung ist, die mit Blick auf thematische Kontinuität einige der Grundgedanken der Vorgängerfilme zurückgriff, ist das Skript einfallsreich, überraschend und intelligent. Rapunzel hat da das weniger hochgreifende Drehbuch. Nimmt Toy Story 3 alte Ideen auf und wandelt sie neu um, nutzt die neuste Disney-Prinzessin einige Disney-Klischees vollkommen stur. Aber der Film sieht besser aus, klingt besser und bringt Romantik mit sich, die Pixar abseits von WALL•E nie erreichte. Rapunzel ist strikt nach Lehrbuch vielleicht der schwächere Film, doch er fühlt sich besser an. Das Märchenmusical liegt in meinem Herzen ein Stückchen vor Pixars furiosem Trilogie-Abschluss.
Der Sieger: Disney

2011: Winnie Puuh vs. Cars 2

Winnie Puuh orientiert sich an ein Kinderpublikum, verzaubert mit seinem Charisma und Witz aber auch ältere Zuschauer. Cars 2 ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Ich mag nicht darüber reden!
Der Sieger: Disney

Damit wären wir Pixars-Schaffenszeit komplett durchgegangen. Und mit 8 : 5 liegen die Computeranimationskünstler aus Emeryville vor dem Traditionshaus in Burbank. Disney durchlief seit 1995 eine Achterbahnfahrt der künstlerischen Stimme und der filmischen Qualität, während Pixar recht stur einen kometenhaften Aufstieg feierte. Kleinere Irrungen inbegriffen. Letztlich sind beide Studios Meister ihres Fachs, und in kommenden Jahren sollte Disney verlorenen Boden wieder gut machen können, ohne dass sich Pixar weitere Ausrutscher wie Cars 2 erlauben muss. Approps: Cars 2 ist nun auf DVD und Blu-ray erhältlich. Für alle Masochisten, Toy Story-Fans (der Vorfilm mit der Spielzeugbande ist im Bonusmaterial enthalten) und Komplettisten vielleicht einen Kauf wert.

Weiterführende Artikel:

Donnerstag, 26. März 2009

Zwei sehr verschiedene "Bolt"-Interviews

Um den DVD-Verkauf von Bolt anzukurbeln, hält Disney wieder vermehrt Interviews über den recht gelungenen Film ab.
Die zwei besten aus der aktuellen Interviewoffensive: Ein (wieder Mal) sehr charismatisches mit John Lasseter und nachfolgend eins mit Rhino, dem in der deutschen Fassung als Dino bekannten Hamster:

Montag, 2. März 2009

Lasseter nimmt Disneys Marketingabteilung ins Visier

John Lasseter ist aufmerksam geworden: Trotz guter Kritiken (auch von meiner Seite) schnitt Disneys letzter Animationsfilm, Bolt, nach einem enttäuschenden US-Startwochenende nur sehr mäßig ab. Die generelle Erklärung dafür: Der Starttag war bescheiden ausgesucht, die Werbekampagne war über weite Teile uninspiriert, langweilig und sogar ärgerlich. Wer kommt bitte auf die Idee, das heute noch "A Little Less Conversation" in einem Komödientrailer das Publikum einen originellen Eindruck vom Film vermitteln würde?

Wie Jim Hill in seinem heutigen Artikel berichtet, war das schlechte Einspielergebnis von Bolt der Auslöser dafür, dass John Lasseter Disneys Marketingabteilung genauer unter die Lupe nahm. Und nicht besonders zufrieden ist.
Die Disney-Werbemaschinerie genoss einst unter Hollywoodkennern einen beeindruckenden Ruf, sie galt als das beste in ihrem Bereich. Aber in den vergangenen Jahren verlor sie ihr goldenes Händchen, was sogar bereits dazu führte, dass Pixar aus Unzufriedenheit mit der Promotion für Ratatouille das Marketing von WALL•E selbst in die Hand nahm.

Hills Bericht bezieht sich zwar nur auf Flüstereien seiner Insider, doch was er berichtet wird von der Realität nur untermauert, weshalb keinerlei Zweifel an der Korrektheit seines Berichtes besteht: So erwähnt er, dass sich das Marketing der Disneyanimationsfilme zu sehr auf die Reaktionen vom Testpublikum stürzt und Nebencharaktere (völig unabhängig wie unbedeutend sie auch sein mögen) ins Rampenlicht zerrt. Wie etwa MC Stachelschwein aus Himmel und Huhn, der im ganzen Film drei Sätze sagen darf.

Deshalb ist Lasseter angeblich auch sehr unzufrieden mit dem Teaser für The Princess and the Frog, dessen Fokus sich von den beiden Protagonisten weg, und zum dusseligen Glühwürmchen hinbewegt.

Und wenn den Marketingexperten bei Disney der Ärger mit Lasseter nicht genügen sollte, dann macht Hill auf weitere Probleme aufmerksam: Robert Zemeckis soll wohl ein lauter Zweifler an Disneys Plänen sein, A Christmas Carol als Jim-Carrey-Starvehikel vermarkten zu wollen, statt als magische Dickens-Adaption. Da Zemeckis derzeit einen profitablen Vertrag mit Disney hat, wird sich das Studio wohl umsehen, sollten die Reaktionen auf den ersten Weihnachts-Trailer verhalten sein.

Wenn ihr mich fragt, ist es langsam auch wirklich nötig, dass jemand den Disney Marketingleuten den Kopf wäscht. Hin und wieder leisten sie ja noch gute Arbeit, aber bei Bolt haben sie wirklich völlig versagt und von der Kraft der 90er ist nur wenig spürbar. Und da ich mir spätestens bei Rapunzel perfekte Trailerarbeit wünsche, kommt mir die Kritik von innerhalb des Konzerns gerade Recht.

Dienstag, 17. Februar 2009

Wo steht "Bolt" denn nun?

Bolt auf der verzweifelten Suche nach den Zuschauermassen

Bolt erhielt zwar erstaunlich gute Kritiken, doch den Anschluss ans breite Publikum ist dem weißen Schäferhund nur bedingt gelungen. In den USA spielte der erste komplett unter John Lasseters Führung bei Walt Disney Animation Studios entstandene Trickfilm 113.142.988 Dollar ein (nach den Zahlen auf Box Office Mojo) und ist somit zwar erfolgreicher als Triff die Robinsons (97 Mio.) und sämtliche Disney-Zeichentrickfilme, die nach Lilo & Stitch in die Kinos kamen, doch er steht noch immer hinter Disneys erstem eigenen komplett am Computer animierten Film (Himmel und Huhn spielte in den USA 135 Mio. Dollar ein).

An der Qualität kann dies sicherlich nicht liegen - doch woran dann? Sicherlich hat der Kinostart gegen Twilight Disneys Bolt ein paar wertvolle Millionen gekostet, die er im Vergleich mit dem bebrillten Huhn gebrauchen könnte: Spielte Bolt am Startwochenende 26 Millionen Dollar ein, erreichte Himmel und Huhn die um einiges bessere Summe von 40 Millionen.

Jedoch sollte man Himmel und Huhn, vor allem in den USA, nicht als den großen Maßstab nehmen, da er von einer, in meinen Augen, wesentlich besseren Marketingkampagne profitierte und zudem von der Neugier vieler, wie sich Disney im CG-Medium schlägt.

Leider depremiert Bolts Einspielergebnis auch, wenn man besagten Ausnahmefall bei Seite schiebt ein klein wenig. Dass rund 66 Millionen Dollar zum US-Ergebnis von Madagascar 2 fehlen ist noch zu verkraften, dass aber auch die weniger markengeprägten Bee Movie und Horton hört ein Hu mehr einspielten ist schon schade und wirft die Frage auf, ob Disneys Marketing allein die ganze Schuld auf sich nehmen muss, oder ob es Disneys Ruf ist, der die Leute vom Kinogang abhielt. Ohne Pixar sind sie, in den Augen der Allgemeinheit, wohl nicht mehr fähig einen guten Film auf die Beine zu stellen.

Auch weltweit ist Bolts Einspielergebnis verbesserungswürdig: Bislang 220 Millionen Dollar brachte der Film ein. Ein paar erträgliche Märkte, darunter viele nord- und westeuropäische Länder, sind erst vor kurzem in den Genuss von Bolt gekommen, und im August wird der Film noch in Japan starten. Bolt wird sein Ergebnis also noch ausbauen können, wobei er schon jetzt in der Gewinnzone ist. Ein echter Erfolg ist er leider noch nicht (laut der Hollywood-Faustregel müsste er das dreifache Budget einnehmen, also in diesem Fall ca. 450 Millionen Dollar), allerdings sollte Bolt dank der guten Mund-zu-Mund-Propaganda ein sehr solider DVD-Tipp werden.

In Deutschland lockte Bold bis einschließlich letztem Wochenende 988.119 Besucher in die Kinos. Die Besuchermillion sollte also noch drin sein - enttäuschend, bedenkt man die 1,9 Millionen für Himmel und Huhn, zugleich ein Segen, blickt man auf die 269.374 Besucher von Triff die Robinsons.

Bolt läuft, kurz gesagt, unter dem, was er verdient hat, aber noch immer um einiges besser als zu befürchten war. Ein Flop ist Bolt wahrlich nicht, er ist ein sehr kleiner Erfolg mit Potential für den Heimkinomarkt.
Schade. Doch es hätte schlimmer laufen können.

Mehr über Bolt:

Sonntag, 18. Januar 2009

Bolt - Ein Hund für alle Fälle

I Thought I Lost You

Bolt ist, um dies schon vorwegzunehmen, eine wirklich erfreuliche Überraschung. Die US-Kritiken bereiteten mich ja bereits darauf vor, dass meine anfänglichen Eindrücke von Bolt nicht unbedingt auf den fertigen Film zutreffen müssen, dennoch war es wirklich erfreulich, mich selbst davon überzeugen zu dürfen.

Gerade, wenn man die Vorgeschichte bedenkt, die hinter Bolt steckt.
Ursprünglich sollte Bolt nämlich noch American Dog heißen und das Computeranimationsdebüt von Lilo & Stitch-Regisseur Chris Sanders werden. Sanders stellte sich als Helden einen kleinen, braunen Hund mit riesiger Nase vor, der seit Jahren der Star einer abenteuerlichen, an James Bond angelehnten, TV-Serie ist. Eines Tages wird der verwöhnte Star bei einem Stunt verletzt und wacht einige Zeit später in einem Zug auf dem Weg in den Südwesten der USA auf. Dort lernt der Hund (namens Henry) nicht nur endlich ein Leben außerhalb seiner Glamour-Welt kennen, sondern trifft auch auf eine autofahrende Katze mit Totenkopf-Augenklappe und ein überdimensionales, radioaktives Kaninchen, die versuchen Henry dabei zu helfen, zurück nach Hollywood zu gelangen.


Nachdem Disney die Pixarstudios erwarb und Ed Catmull und John Lasseter auch in den Disney Animationsstudios hohe Posten besetzten, versuchte das Duo den ins Schleudern geratene Trickfilmgiganten auf den rechten Weg zurückzubringen. Lasseter fand einige Makel an American Dog (unter anderem war der Protagonist ziemlich unsympatisch und die Geschichte war angeblich zu schräg und hatte nicht genügend Herz), doch Sanders weigerte sich diesen Ratschlägen zu folgen und kündigte. Lasseter setzte Byron Howard (zeichnete Nebenfiguren in Mulan und Lilo & Stitch sowie den in einen Bären verwandelten Helden Kenai in Bärenbrüder) und Chris Williams (beteiligt an der Story von Bärenbrüder und Mulan) an das Projekt und ließ es Anfang 2006 komplett umkrempeln. Aus dem verrückten Projekt in einer Welt mit Menschen und antropomorphen Tieren wurde Bolt, der in unserer Welt spielt (mit dem üblichen Twist, dass Tiere miteinander sprechen können).

Dieser Teil der Vorgeschichte lehnte mich noch nicht all zu sehr gegen Bolt auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Disneyfans fand ich die Geschichte von American Dog nicht sonderlich faszinierend, und Henry fand ich ehrlich gesagt ziemlich hässlich. Ich hatte aber Vertrauen in Chris Sanders, der mit Lilo & Stitch einen meiner absoluten Disney-Lieblingsfilme drehte und hoffte hartknäckig darauf, dass das Projekt gut gerät. Als Sanders Disney wegen Uneinigkeiten verließ, war ich über seinen Entschluss enttäuscht, war aber noch nicht wütend über den Film Bolt.

Erst als die Geschichte konkreter wurde, verdrehte ich entnervt meine Augen: Diese Geschichte hatte ich schon zu oft gehört: Bolt ist ein Hund aus einer Fernsehserie, der denkt, dass alles aus seiner Show real ist und er wirklich ein großer Held ist. Als er eines Tages zufällig dem Studio entrissen wird, versucht er zurück nach Hause zu kehren, scheitert aber an seiner steten Selbstüberschätzung. An seiner Seite sind sein größter Fan Dino (ein Hamster, der alles was er im Fernsehen sieht für echt hält) und die verbitterte Straßenkatze Mittens, die als einzige im Team noch alle Sinne beisammen hat.

Ächz, dachte ich. Wie unkreativ. Das klang wie 101 Dalmatiner, Teil 3: Thunderbolts erstes Abenteuer oder Disneys Lassie: Dieses Mal sind die Kulissen echt oder sonstwas. Auch der erst später bekannt gewordene Plot rund um Bolts Besitzerin Penny, die - wie Bolt denkt - entführt wurde machte mir das ganze nicht schmackhafter. Und schon sehnte ich mich mehr nach Chris Sanders Projekt, als ich es vorher tat.

Was diese Produktion für mich erstmal tötete waren die ersten Bilder aus dem Film (und der erste, uninspirierte Teaser). Bolt sah für mich aus wie die Kreuzung aus Knut, dem Eisbär, und Baby Rex (dem knuffigen Helden eines kurzlebigen Kommisar Rex-Spin-Offs). Einfach viel zu süß... Je mehr ich sah, desto mehr zweifelte ich an John Lasseters Entscheidung: Mit Ausnahme von Mittens fand ich auf Vorabbildern die Charaktere leb- und lieblos, mit einem übertriebenen Knuddelfaktor wie aus billigen Kindertrickfilmchen und die Geschichte gewann einfach nicht an Reiz dazu. Das Casting von Miley Cyrus als menschliche Hauptfigur Penny, Bolts Besitzerin, killte weitere Hoffnungen.

Dann aber kamen die ersten guten Rezensionen und - was mich dann endlich gewann - ein wirklich guter Trailer. Bolt konnte also nicht schlecht werden, dachte ich. Ob er dabei aber auch wirklich gut wird, oder er einfach vorsichtig über das Mittelmaß hinausragt, das sollte erst der Kinobesuch entscheiden. So gut in den letzten Wochen die Presse auch urteilte, die Erinnerung an die schlechten Gedanken über Bolt waren noch zu präsent für blindes Vertrauen.
Der Titelsong von Bolt trifft es gut: I Thought I Lost You. Liebe Künstler bei Disney, ich befürchtete echt, ihr hättet eure Magie verloren...


Glücklicherweise wurde ich eines besseren belehrt. Bolt hat zwar weiterhin eine vorhersagbare und abgegriffene Story, doch was Williams und Howard unter der Führung des heiteren Hawaiihemdträgers Lasseter zusammenstellten ist die beste mir bekannte Abhandlung dieses altbekannten und immer wieder nur leicht abgewandelten Themas. Vor allem jedoch ist Bolt das mit Abstand beste, was Disneys Animationssparte seit Bärenbrüder (US-Start: Oktober 2003; dt. Start März 2004) von alleine auf die Beine stellte. An Pixars bezauberndsten Filme reicht Bolt allerdings noch nicht an - Cars beispielsweise konnte der weiße Schäferhund dagegen in meiner Favoritenliste bereits überholen.

So ganz im vorbeilaufen machte mir Disney mit Bolt noch einen anderen Film richtig schmackhaft. Das 48? "Walt Disney Meisterwerk" beginnt nämlich mit einem Ausschnitt aus Bolts TV-Serie, die auf Geheiß Lasseters so inszeniert wurde, dass sich in der Realität jeder TV-Sender um die Rechte prügeln würde. Und daran hielt sich das Bolt-Team: Geballte, rasante Action und irrsinnige Verfolgungsjagden wurden hier in eine dynamisch-bombastische Verpackung gepresst, die dem regelmäßigen Kinogänger bekannt vorkommen sollte. Sollte Michael Bay je einen Film über Hunde drehen, so würde er aussehen. Die fiktive Bolt-Serie hält sich an Actionstandards a la Jerry Bruckheimer, nur dass sie durch ihren Hauptdarsteller (einen kleinen Hund) völlig ad absurdum geführt wird. Doch nicht nur der typische Bruckheimer-Stil wird liebevoll auf die Schippe genommen, auch ein wenig von John Woos in den USA produzierten Arbeiten und aktuelleren TV-Actionserien scheint durch. Ich meine sogar etwas Alias - Die Agentin erkannt zu haben, jedoch finde ich die Serie öfters an den unmöglichsten Stellen wieder.

Vor allem aber sind die nachgeahmten Kameraeinstellungen und -bewegungen, der an Trevor Rabins typischen Bruckheimer-Sound erinnernde Score in diesen Szenen und alle anderen Schmankerl wirklich nur herrliche Boni für das ältere (männliche, actionliebende) Publikum. Die Kinder, die (hoffentlich) noch keine Ahnung von der explosiven Actionblockbusterhistorie (oder den kurz, aber gewitzt angespielten Truman Show) haben, können ob dieser Übertreibungen nämlich ebenfalls herzlich lachen.

Sollte der dieses Jahr anstehende, von Walt Disney Pictures und Jerry Bruckheimer produzierte, G-Force durchgehend auf einem Niveau wie das Bolt-Intro spielen, dann steht uns das humorigste und durchgeknallteste Action(parodie)feuerwerk dieser Dekade bevor.

Zurück aber zu Bolt: Die Story ist, wie gesagt, noch immer nicht originell oder spannend, doch sie beweist mehr Herz als die bislang bekannten "tierischer TV-Star in der Realität"-Geschichten.
Die Beziehung zwischen Bolt und Penny kann in nur wenigen, kurzen Momenten viel und vor allem auch ehrliche Emotionalität aufbauen. Größtenteils dialogarm und mit liebevoller Animation wird dem Zuschauer klar gemacht, wie sehr Frauchen und Hund zusammengehören. In Bewegung ist der titelgebende Hund übrigens noch immer süß, knuddelig und ein klein wenig zu nah am "Kindchenschema F" entworfen, entwickelt jedoch ein Eigenleben und einen charismatischen Charakter - die Arbeit der Animatoren gleicht das etwas einfallslose Charakterdesign also wieder aus.

Besser als Bolt und viel besser als Penny und ihre Mutter (deren Design mir verdächtig ausgeliehen scheint) gelangen die Nebenfiguren. Angefangen bei Pennys unsympatischem Agenten und Serienbösewicht Dr. Calico, hinüber zum knuffigen Hamster Dino bis zur Straßenkatze Mittens und den großartigen Tauben. Für mich sind die Tauben die neuen Möwen - waren die Ratten der Seelüfte die "Scene Stealer" aus Findet Nemo, so ist bei Bolt jeder Auftritt einer Taube ein wahres Highlight. Sie sind sehr realitätsnah gestaltet und bewegen sich außerordentlich reealitätsnah - gepaart mit ihren genialen Sprechern und Dialogzeilen ergibt das eine einmalige Mischung. Die Taubenauftritte sind rar genug, um den Gag nicht abzunutzen, aber häufig genug um das Publikum zu befriedigen. Gratulation, denn so einen Runnig Gag reitet man - gerade im Animationsfilm - ja gerne tot.

Wer könnte diesem entnervt-gelangweiltem Blick inklusive zweifelnder, hochgezogener Augenbraue schon wiederstehen?

Die konstante heimliche Heldin (und meine Lieblingsfigur) des Films ist aber Mittens - während die Tauben kurze Höhepunkte darstellen, hält diese entnervte, sarkastische und straßenschlaue Streunerkatze die Messlatte des Films dauerhaft oben. Von Bolt, der denkt, dass alle Katzen hinterhältige Handlanger des bösen Dr. Calico sind, gezwungen ihn bei der Suche nach Penny zu begleiten wirkt Mittens ein wenig wie ein griechischer Chor, nur witziger. Sie kommentiert aus der Sicht des Publikums, welches im Gegensatz zu Bolt ja weiß, dass er keine Superkräfte hat, mit Schadenfreude, einem entnervten Augenrollen in der Stimme und besserwisserischen Sprüchen das Handeln unseres Heldens. Und da sie im Grunde genommen dann doch ein Herz hat, macht sie sich nicht nur über ihn lustig, sondern versucht auch ihn endlich auf den Boden der Realität zurückzuholen. Ein breites Emotionsspektrum hat Mittens ihrer Rolle entsprechend nicht, aber das was sie ausdrücken soll treffen die Animatoren pointiert und mit charmantem Timing.

Viel ihrer Sympathie verdankt Mittens natürlich ihrer Sprecherin, die eine nicht verletzende Ironie in ihrem Klang haben muss, um die Rolle richtig wirken zu lassen. Ist es im Original Susie Essman aus Curb Your Enthusiasm (wenn man es so sehen möchte, ist es Amerikas Pastewka), die diesen Spagat vollbringt, vollbringt in der deutschen Fassung Vera Teltz diese Leistung makellos. Sie sprach übrigens auch - mit dickem Akzent - Tia Dalma in den Pirates of the Caribbean-Fortsetzungen sowie Sarah Gilbert in Emergency Room.

Während man Teltz, die in der gelungenen, aber kurzlebigen Sketch Show von ProSieben mitspielte und im WDR mal bei der Weekly Soap Die Anrheiner zu sehen war, wohl nur bedingt als Promi bezeichnen kann, werden bei der Wahl, Axel Stein als den rundlichen Hamster Dino zu besetzen schon eher manche aufspringen. Stein macht aber recht solide Arbeit und ist nicht aufgesetzt (hätte man seinen Hausmeister Krause-Slang eingearbeitet, hätte es Dresche gegeben). Von der Figur selbst war ich ein wenig enttäuscht, da versprachen die letzten Trailer einen flippigeren Charakter. Die Effekte, die für einen realistischen Look seines Plastikballs sorgten waren dafür echt gelungen.

Ebenfalls als Promi anzuerkennen, aber schon länger im Synchrongeschäft, ist Christian Tramitz, der Bolt spricht und somit sozusagen für einen Film die deutsche Stimme von John Travolta ist. Ob er sich das jemals erträumt hat?
Zumindest ist diese Entscheidung, so ungewöhnlich sie im ersten Moment klingen mag, lobenswert. Tramitz spricht Bolt gewohnt gut, überzeugt in der "Realität" des Films als wandelndes Knuddeltier und kleiner Held sowie als verblendeter Hund, der denkt ein riesiger Superheld zu sein gleichermaßen. Travoltas Stammsprecher Thomas Danneberg würde auf diesem süßen Pups von Hund viel zu kräftig wirken.
Jedoch sei angemerkt, dass Tramitz in Findet Nemo als Clownfischvater Marlin besser, emotionaler war. Die Rolle hat allerdings auch mehr Spielraum zum zeigen von Emotionen gelassen...

Zu guter letzt sei zur Synchonisation noch erwähnt, dass Axel Malzacher nach Ausflügen ins Nagetierfach (Remy in Ratatouille, Riepischiep in Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia) wieder einen Menschen, und einen ekligen noch dazu, sprechen darf (seit er Lord Cutler Beckett in den Pirates of the Caribbean-Fortsetzungen sprach, mag ich ihn in solchen Rollen unheimlich), und sich Malzacher, der auch die Synchronregie machte, den Spaß erlaubte den großen, bösen, bedrohlichen Schwarzen aus der TV-Serie-im-Film auch mit einer Klischeestimme für solche Rollen zu besetzen. Im Kino werden da zwar nur wenige grinsen, ich gehörte da aber dazu.

Das trockene, öde Lied Barking at the Moon wurde dafür leider etwas holprig übersetzt und auf Deutsch ist das ecken- und kantenlose Countrypopgedudel noch langweiliger, als im Original. Auf Englisch verleiht die typische Countrystimme von Jenny Lewis dem ganzen wenigstens eine authentische Einfärbung.
Die dazugehörige Szene ist eigentlich gut - wenn auch eine Spur zu lang - zusammen mit der Musik zog es sich dann aber doch zu sehr. Überhaupt ist die Mitte des Films eine kleine Schwachstelle, an der manche Stellen noch etwas straffer sein könnten. Es trübt den Gesamteindruck zwar nur minimal, nimmt aber dennoch unnötig Tempo aus dem Abenteuer.

Eine weitere Schwäche des Films ist, dass sich die für sich genommen guten ernsten Szenen sich zu weit im vorraus ankündigen. Wer keine Filmjungfrau mehr ist wird irgendwann mental auf seine innere Uhr stellen, die Sekunden zählen und zack, da ist die erwartete Szene. Wie gesagt, die Szenen selbst sind ganz schön (auch wenn es über übliches Familienfilmdrama nicht hinausgeht), vor allem aber auch sehr wichtig für den Film, da sie ihm die nötige Schwere geben, nur ahnt man einfach zu sehr, wann sie kommen, als dass man darüber hinwegsehen könnte.

Das Gesamtdesign ist hübsch anzusehen, nicht aber einprägsam. Eine Art Mischung aus versüßtem, filmischen Realismus (siehe Fell und Federn), American Scene a la Edward Hopper und leicht "cartooniger" Farbgebung.

"Wir waren der Knaller!"
-"Sorry, Hamsterbacke, aber wir waren gerade so akzeptabel, oder Bolt?"
"Ähm, also, nur weil du schwarzes Fell hast musst du nicht alles schwarz machen..."

Bolt läuft in ausgewählten Kinos auch in einer 3D-Fassung, die ich wirklich empfehlen kann. Natürlich ist es kein Themenpark-Effekte-3D, doch das wäre auch nicht wünschenswert. Bolt ist keine Themenparkattraktion, sondern ein narrativer Film, der halt bloß in 3D läuft. Bolt ist übrigens Disneys erster für 3D angelegter Film, bereits in der Produktionsphase nahm man auf diese Form des Filmerlebnisses Rücksicht, während Himmel und Huhn und Triff die Robinsons nach der Produktion konvertiert wurden.
Das 3D ist sehr überzeugend gelungen und gut in Szene gesetzt. Man könnte es sich so vorstellen, als wäre es eine Theateraufführung. So ähnlich ist die Räumlichkeit. Die Bilder gehen also meistens mehr in die Tiefe der Leinwand, als dass sie in den Zuschauersaal springen (was es an Stellen, wo es sich geradezu anbietet aber auch gibt). Und im Gegensatz zu Nightmare before Christmas hat man nun auch das Problem in den Griff gekriegt, dass die Bilder bei zu hektischen Bewegungen zu flackern beginnen. An zwei Stellen habe ich so etwas doch noch bemerkt, aber das ist zu verzeihen.

Als Vorfilm läuft übrigens Tokyo Mater, der wirklich spaßig ist (und etwas mehr auf 3D-Rausspring-Effekte setzt), den Vorschusslorbeeren aber nicht ganz genügen kann.

Fazit: Bolt ist endlich wieder ein herzlicher Disney-Animationsfilm für jung und alt. Die Geschichte mag zwar nicht die neuste sein, doch Disney holte das Beste aus dem Konzept und würzte es mit einem angemessenem Spaßfaktor sowie charmanten, wenn auch nicht besonders tiefsinnigen, Charakteren. Bolt hinterlässt ein schönes Gefühl, ein paar erinnerungswürdige Szenen und - ganz wichtig ! - den Eindruck eines enormen Aufwärtstrends bei Disney.

Das Publikum soll sich halt nur auf eine irgendwoher bekannte, zahme Geschichte einstellen.

Siehe auch:

Mittwoch, 17. Dezember 2008

49 Songs zur Kategorie "Bester Song" zugelassen

In der Nacht von gestern auf heute veröffentlichte die Musiksparte der Acadamy of Motion Picture Arts & Sciences eine Liste der für die Kategorie "Bester Song" in Frage kommenden Lieder aus dem vergangenen Kinojahr. Diese Liste umfasst 49 Songs und ist somit näher an der Anfang Dezember veröffentlichten Golden Globe-Liste der qualifizierten Komödien und Musicals, als an der bereits stark runtergekürzten Liste der Spezialeffektbranche, die in ihrer Orientierungsliste bloß 18 Filme nannte.

Die 49 Songs stammen aus 33 Filmen.

Einer der Filme mit mehreren qualifizierten Songs ist der bislang von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Repo! The Genetic Opera, ein schrilles Horrormusical über ein blutkrankes Mädchen, das gegen den Willen ihres Vaters aus dem behüteten Haus flieht und einen raffgierigen Konzernchef kennenlernt, der ihr mittels seiner Stellung in der Gesundheitsindustrie Heilung verspricht. Der vom Regisseur von Saw II bis Saw IV gedrehte Film versucht ein wenig auf dem Rocky Horror (Picture) Show-Kult zu schwimmen und enthält unter anderem eine Gastrolle von Paris Hilton. Das alles schreit nicht gerade nach einer Oscar-Nominierung, auch wenn die Songs Chase the Morning, Chromaggia und Zydrate Anatomy sich rein theoretisch Hoffnungen machen dürfen.

Der aktuelle Disney-Animationsfilm Bolt schaffte es mit beiden Songs, I Thought I Lost You und Barking at the Moon, in die Qualifikationsrunde. Bedenkt man, dass der von Miley Cyrus geschriebene und zusammen mit John Travolta gesungene Song I Thought I Lost You auch für einen Golden Globe nominiert wurde, so dürfte eine Oscar-Nominierung für die 16-jährige relativ sicher sein.

Ebenfalls mit zwei Songs wartet die Jim-Carrey-Komödie Yes Man auf, in der Carrey einen Mann spielt der sich vornimmt für den Rest seines Lebens auf jede Frage mit "Ja" zu antworten. Eine Nominierung würde durchaus überraschen, sowohl für den Song Sweet Ballad als auch für den Titelsong Yes Man.

Bijou Phillips in Dark Streets

Mit O Saya und Jai Ho schickt auch Danny Boyles große Oscar-Hoffnung Slumdog Millionaire zwei Lieder ins Rennen, genauso wie Dark Streets, ein in der Jazz-Szene der 30er Jahre spielender Thriller. Von den 12 Songs des Films qualifizierten sich It Ain’t Right und
Too Much Juice. Der Film ging im Kino unter und spaltete die Kritiker, weshalb ein Oscar-Sieg (oder auch nur eine Nominierung) sehr unwahrscheinlich ist, doch auf DVD könnte der sich mit steigender Spielzeit immer bizarrer werdende Film in einen Geheimtipp verwandeln.

Die meisten Titel in der Auswahl konnte High School Musical 3: Senior Year platzieren. Ganze elf Songs befinden sich unter den 49 für den Oscar qualifizierten Titeln, also sämtliche Songs aus Disneys Teenager-Musical (bis auf den ebenfalls im Kinofilm gesungenen We're All In This Together aus dem ersten Film).
Unter den elf Liedern befindet sich sogar Just Getting Started, der von Castingshowgewinner Stan Carrizosa im Abspann gesungen wird und sonst nichts mit dem restlichen Film zu tun hat.

Can I Have This Oscar?

Dass High School Musical 3 gleich elffach vertreten ist, dürfte regelmäßige Leser dieses Blogs überraschen. Disney bewarb bloß vier der Songs (Scream, A Night To Remember, I Want It All und Can I Have This Dance) für eine Nominierung und nannte nur diese vier Titel in der kompletten Kategorienliste, an der sich für Filmpreise Stimmberechtigte orientieren können. Mit dieser Entscheidung wollte Disney ursprünglich verhindern, dass sich die Stimmen für die einzelnen Songs zu sehr verteilen. Nun haben es aber doch sämtliche Songs in diese Auswahl geschafft, im Gegensatz zu den Musicals Dark Street und Repo!, von denen sich ja nicht sämtliche Lieder qualifiziert hatten, obwohl sie allesamt für den Film geschrieben.

Sollten Lieder aus High School Musical 3 für den Oscar nominiert werden, so kann man dennoch davon ausgehen, dass es einer der vier von Disney ausgewählten Songs wird und nicht etwa eine der verbliebenen Nummern (The Boys Are Back, High School Musical, Just Wanna Be with You, Now or Never, Right Here Right Now und Walk Away), auch wenn dies natürlich eine ganz besondere Überraschung wäre.

Die restlichen Filme, die es in die Auswahlliste schafften, konnten sich nur mit einem Lied qualifizieren (meistens, weil sich eh nur ein für sie verfasstes Lied in ihnen befindet).

Unter diesen Songs befindet sich noch Down to Earth von Peter Gabriel (aus WALL•E), der ja bereits für einen Golden Globe nominiert wurde und deshalb auch ein heißer Oscar-Favorit ist.
Auch Another Way to Die aus Ein Quantum Trost schaffte es in die Liste, doch da bislang nur wenige Bond-Songs für einen Oscar nominiert wurden und dieser die Geister besonders gut scheidet, würde ich nicht auf eine Nominierung setzen.

Schlechte Chancen, dafür hier aber noch eine gesonderte Nennung wert, haben auch The Call aus Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia (na, wer hat den Film gesehen und kann sich an das Lied erinnern?) und Dracula's Lament. Dabei wäre gerade dieser Song eine wunderbare Möglichkeit die Oscarnacht aufzupeppen: Dracula's Lament ist nämlich der von Jason Segels Figur geschriebene Song aus Nie wieder Sex mit der Ex und das grandiose Finale seines Puppenmusicals über Dracula. Dank dieser Szene bekam Segel übrigens auch den Auftrag, den nächsten Muppet-Kinofilm zu schreiben.

Die restlichen qualifizierten Songs lauten wie folgt:
  • Broken and Bent aus “Role Models”
  • By the Boab Tree aus “Australia”
  • The Code of Life aus “My Dream”
  • Code of Silence aus “Save Me”
  • Count on Me aus “The Women”
  • Di Notte aus “The Lodger”
  • Djoyigbe aus “Pray the Devil Back to Hell”
  • Drive aus “Fuel”
  • Forever aus “They Killed Sister Dorothy”
  • Gran Torino aus “Gran Torino”
  • In Rodanthe aus “Nights in Rodanthe”
  • Little Person aus “Synecdoche, New York”
  • The Little Things aus “Wanted”
  • Nothing but the Truth aus “Nothing but the Truth”
  • Once in a Lifetime aus “Cadillac Records”
  • Right to Dream aus “Tennesee”
  • Rock Me Sexy Jesus aus “Hamlet 2”
  • The Story aus “My Blueberry Nights”
  • The Traveling Song aus “Madagascar: Escape 2 Africa”
  • Trouble the Water aus “Trouble the Water”
  • Up to Our Nex aus “Rachel Getting Married”
  • Waterline aus “Pride and Glory”
  • The Wrestler aus “The Wrestler”
Quelle: Awards Daily

Was denkt ihr, welche Lieder haben eine Chance auf Erfolg? Welche kennt ihr überhaupt?

Weiterführende Artikel:

Montag, 15. Dezember 2008

Bester Trickfilm - Die Oscar-Anzeigen II

Pixar ist dieses Jahr der absolute Favorit in der Trickfilm-Kategorie. Doch das soll noch lange nicht bedeuten, dass die anderen Studios tatenlos zusehen. Wenigstens eine Nominierung will man sich noch ergattern. Und hier kommen sie Mal wieder zum Zuge, die Oscar-Anzeigen.



Wie ihr oben sehen könnt, verzichtet Dreamworks in der neusten Madagascar 2-Anzeige darauf, die Kategorie "Beste Musik" zu nennen, so wie sie es in den bisherigen Anzeigen tat. Zwar gibt es immer wieder Werbeanzeigen, die manche Kategorien herausstellen, die in anderen für den selben Film fehlen, doch hier werden alle anderen bislang genannten Kategorien weiterhin herausgestellt. Gab Dreamworks die Musik-Kategorie etwa bereits auf?

So oder so... Madagascar 2 ist für Dreamworks eh ein reiner Geldbringer - die Hoffnung auf Anerkennung bei Filmpreisen ruht eh auf einem Panda:




Und nun eine Anzeige aus der Kategorie: Schade um das Geld, welches das Studio hinblättern musste um sie zu schalten. Denn diese Investition wird sich nicht lohnen.


Anders sieht es schon bei Bolt aus. Der kämpft mit Waltz With Bashir um den dritten Platz bei den Animations-Oscarnominierungen und außerdem um Preise für seine Songs. Für eine Globe-Nominierung hat es bereits gereicht. Winkt nun auch ein Platz bei den Oscars?


Ach, das wäre mal ein Motiv für ein nettes Bolt-Poster gewesen, oder? Die eigentlichen Kinoposter für den Film sind so langweilig und nichtssagend...

Mehr dazu:

Dienstag, 18. November 2008

Die unglaubliche Oscar-Musik

Musikalisch sollte die kommende Oscar-Verleihung ausgesorgt haben. Denn niemand geringeres als Michael Giacchino wird die Verantwortung für die Musik am großen Abend übernehmen und dazu noch das Orchester dirigieren, wie Variety bekannt gab.

Giacchino ist einer der coolsten momentan aktiven Filmkomponisten und hat eine sehr nostalgische, jazzig-groovige Handschrift, die vor allem in seinem von Blechbläsern betontem Score für Die Unglaublichen zum tragen kam. Weitere Engagements des sich an der alten Schule (aus einer Zeit vor digitalen Aufnahmeprozessen) orientierendem Komponisten waren der Oscar nominierte Score zu Ratatouille, die sich über die Jahre enorm verbessernde Musik in Alias und die schaurige Klanguntermalung für Lost.

Giacchino könnte dem glamourösen Abend endlich eine deutlich erkennbare, musikalische Richtung vorgeben, und seine Ankündigung, nostalgische Gefühle wecken zu wollen, weckt in mir tatsächlich Vorfreude auf die Verleihung an sich, und nicht blkoß auf die Bekanntgabe der Gewinner. Nun muss nur noch ein guter Moderator her...

A Night To Remember

Außerdem beginnt langsam das große Rätselraten um die Song-Kategorie, und wieder einmal sind die Disney-Studios das interessanteste Mitglied in der großen Oscar-Truppe. Letztes Jahr steuerte Verwünscht gleich drei von fünf Songs bei, und auch dieses Jahr könnte Disney einen Löwenanteil für sich beanspruchen.
Wenn auch nicht ein weiteres Mal dank einem einzelnen Film. Nachdem Verwünscht und Dreamgirls zwei Jahre nacheinander mit je drei Songs die Song-Kategorie für sich vereinnahmten (und dennoch nicht siegreich nach Hause gingen), änderte die Acadamy die Regeln. Nun darf ein Studio zwar für jeden Film beliebig viele Lieder einreichen (sofern sie die altbekannten Bedingungen erfüllen), doch maximal zwei können letztlich nominiert werden. Neu ist auch die Regel, dass nur noch der erste Song aus dem Abspann nominiert werden kann. Würde in WALL•E vor Peter Gabriels Down To Earth ein anderer Song im Abspann laufen, so könnte Gabriels Lied nicht am Oscar-Rennen teilnehmen.

Disneys bisherige Bemühungen, aus den Oscar-Angeboten anderer Studios herauszustechen, ist faszinierend. Auf der an Jurymitglieder von Filmpreisverleihungen gerichteten Disney-Webseite stellt das Studio seine diesjährigen Filme vor und erwähnt, wann Vorstellungen für dieses spezielle Publikum stattfinden. Im Laufe der Saison werden auch explizitere Vorschläge für das Wahlverhalten gemacht, derzeit listen die Studios üblicherweise sämtliche möglichen Kategorien auf. Subtil wird dennoch versucht, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. So wird die WALL•E-Kampagne, die "Best Picture and Best Animated Feature" herraussticht fortgesetzt.

Bemerkenswert ist, dass Disney die Informationen für Bolt, High School Musical 3: Senior Year und WALL•E aktualisierte, nicht aber die für Miracle at St. Anna und Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian. Abgeschrieben sind die Filme noch nicht, worauf Disney seine Energie und Erwartungen konzentriert wird trotzdem schnell klar.

Aus allen HSM 3-Songs wählte Disney bereits vier Songs aus und reichte sie der Acadamy ein, die restlichen Lieder erfüllen (mit Ausnahme der neuen Version von We're All In This Together) zwar rein theoretisch auch die Qualifikationsbedingungen, fallen nun aber durch den Schritt Disneys, sie nicht einzureichen, heraus. Somit möchte Disney sicherlich die Chancen für die vier (eingereichten) Songs I Want It All, A Night to Remember, Scream, und Can I Have This Dance? erhöhen und einer Stimmenverteilung auf sämtliche Lieder des Films vermeiden. Womöglich bezweckt Disney auch, das Lieder-Repertoire so mehr auf die Oscar-Jury zu zuschneiden. Die poppigeren Lieder The Boys Are Back und Now or Never hätten eh geringere Chancen, und die restlichen Verbliebenen sind eh schwächere Glieder des Films.

Sollte High School Musical 3: Senior Year etwa wirklich die Transformation zu den Pop-Oscars abrunden? Es ist nicht auszuschließen, und wenn nicht HSM 3, so gibt es ja noch Disneys Bolt, der sich noch zweifach Hoffnungen macht. Einer der zwei Songs wird von Miley Cyrus zusammen mit John Travolta gesungen (der sich bereits als Cyrus-Fan outete und sie mit seiner Grease-Partnerin Newton-John verglich). Und was entscheidender ist: Cyrus hat an dem Song auch mitgeschrieben, was der 16-jährigen einen Oscar einbringen könnte (ohne das Lied zu können, schaudert's mir schon vorbeugend...).
Nach der Ehre, dafür gesorgt zu haben, dass Travoltas Tochter ihren Pappi endlich als Star anerkennt, ist ein Oscar für sie wohl der höchste Ritterschlag (dank an Wild Bill für die Info).

Disneys ruhigster Song des Jahres ist der bereits genannte Schlussong für WALL•E. Eigentlich mag die Acadamy Lieder aus dem Abspann nicht so sehr, doch da WALL•Es Abspann zur Erzählung dazugehört und Pixar schonmal einen Oscar für den Abspann rausholte, könnte Disney einem weiteren Genesis-Sänger zu höheren Filmweihen verhelfen.

Drewamworks Animation versucht es ebenfalls sehr poppig und schickt Hans Zimmer zusammen mit Black Eyed Peas-Mitglied will.i.am für Madagascar 2 ins Rennen. Und der Oscar-Buzz für Another Way To Die will auch nicht abreißen. Könnte einer der umstrittensten Bond-Songs tatsächlich einer der wenigen werden, der sich eine Oscar-Nominierung ergreift?

Oder setzen sich wieder Lieder aus Independent-Filmen durch? Fox Searchlights Sportdrama The Wrestler konnte sich immerhin Bruce Springsteen für einen Song schnappen...

Mehr zum Thema:

Montag, 17. November 2008

Bester Trickfilm - Die Oscar-Anzeigen

Nicht nur WALL•E wirbt um Aufmerksamkeit, auch andere Trickfilme grinsen die Oscar-Jurymitglieder aus Branchenzeitungen heraus an. Während WALL•E auf sämtliche Kategorien hinweist und "Bester Film" und "Bester Trickfilm" betont, macht sich Dreamworks abseits der Trickfilmkategorie Hoffnungen in den Audiokategorien (Ton, Tonschnitt, Musik, Song). Disneys weißer Knuddelhund hechelt ebenfalls der Songkategorie entgegen, während Waltz With Bashir gerne (unter anderem) der beste Film, der beste Trickfilm und der beste ausländische Film wäre.





Na, welche Anzeige würde euch zum Wählen bewegen?

Montag, 27. Oktober 2008

Bolt strapaziert bereits die Nerven einiger US-Kinobesitzer

"Los, Bolt, setz deine cyberkinetischen Superfähigkeiten ein, um dem kommerziellen Wahnsinn der Kinobesitzer sowie dem feisten 'Dolce-Vita'-Lebensstil zahlreicher nach Komfort und unterhaltsamen Hauptfilmen geifernden Ott-Normal-Verbrauchern ein für alle Mal ein Ende zu bereiten!"
-"Äh... watt?!"


Das ist dann wohl ein Schuss in den Ofen: Um Aufmerksamkeit für den am 21. November in den USA startenden Animationsfilm Bolt zu erregen und dem Publikum den Mund wässrig zu machen entschied sich Disney vor die Kinokopien von Beverly Hills Chihuahua einen sechsminütigen Promotionclip zu kopieren, in dem John Travolta und Miley Cyrus in ihrer Funktion als Sprecher der Hauptfiguren direkt das Publikum ansprechen, sich ein wenig über den Film unterhalten und zwei komplette Szenen aus dem Film präsentieren.

Kinotrailer, in denen die am Film beteiligten über ihr neustes Projekt sprechen sind eher selten, solche Promotion findet man üblicherweise eher im Fernsehen oder auf DVD.
Ich erinnere mich auf Anhieb nur an manche Hitchcocks, wie etwa den Psycho-Trailer, in dem er über das Set spaziert; den ersten WALL•E-Teaser mit Andrew Stanton sowie an den Trailer für
Operation: Kingdom.
Hitchock allerdings gehörte einer gänzlich anderen Zeit an, so wie damals für Filme geworben wurde wird schon lange nicht mehr Promotion betrieben. Heutzutage ist die Laufzeit von Kinotrailern von seitens der MPAA geregelt: Trailer dürfen maximal 2 Minuten und 30 Sekunden lang sein. Alljährlich ist den Studios jeweils eine Ausnahme gegönnt, die meistens für Oscar-Hoffnungen verwendet wird.

Die Bolt-Werbung überzieht diese Regel allerdings so sehr, dass Disney mit jeder Menge Ärger seitens der Kinobesitzer rechnen müsste, die innerhalb dieser Zeit lieber andere Trailer oder Werbung zeigen würden. Doch die Disney Studios waren so frei, den Sechsminüter der MPAA vorzulegen und als Kurzfilm einzustufen. Somit obliegt dieser Bolt-Spot nicht weiter den Vereinbarungen über Kinotrailer, sondern hat den selben Status wie zum Beispiel die Kurzfilme, die vor Pixarfilmen gezeigt werden.

Ein Pressesprecher Disneys sagte bereits aus, dass das Studio nie wieder auf eine solche Taktik zurückgreifen wird, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis andere Studios auf diese Idee kommen. Zudem bleibt die Frage unbeantwortet, weshalb Disney überhaupt damit anfing. War so eine verzweifelte und dreiste Masche wirklich nötig?

Mehr zum Thema findet ihr bei Film Chat und gleich zwei Mal auf der Webseite der LA Times.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Neues BOLT-Poster online

Nach WALL•E geht es in der Welt des Animationsfilms vorerst wieder wie gewohnt weit Madagascar 2 und Bolt schaden wird? Vorabberichte von semi-professionellen Webseiten wie AICN und Latino Review sind ja zumindest Bolt gegenüber bislang vornehmlich positiv. Sollte Bolt tatsächlich gut sein, so sollte Disney aber schnellstens neue Poster aus dem Boden stampfen, den hiermit wird man die bisherigen Kritiker nicht überzeugen können:

Der Hamster sieht knuffig aus, der Protagonist wie ein langweiliger, seelenloser Knut nach zwei Vollwaschgängen mit Perwoll und die Katze gefällt mir. Der gelangweilt-entnervte Blick ist Gold wert. Doch wer außer mir würde schon Geld für einen Film ausgeben, in dem nur eine Figur wirklich interessant scheint. Und diese dann ausgerechnet die unwichtigste zu sein scheint, schließlich steht sie ganz hinten...

Montag, 21. Juli 2008

Rettet Lasseter Disneys Bolt?

Quint von Ain't it Cool News hatte die große Ehre die Walt Disney Animation Studios zu besuchen, um sich mit John Lasseter zu unterhalten und die Produktion des kommenden Disney-Animationsfilms Bolt zu verfolgen. Ihr wisst schon, Bolt, dieser Film, der vom Lilo & Stitch-Erfinder Chris Sanders erdacht wurde, welcher dann jedoch aufgrund seiner Verschrobenheit vom Projekt gekündigt wurde und nun unter der Regie von Chris Williams und Byron Howard mit veränderten Designs und Story für einen Kinostart diesen Herbst (Deutschland: nächster Januar) vorbereitet wird.

Nun, die bisherigen Bilder und Clips sowie der Trailer an sich waren nicht sonderlich überzeugend, aber was Quint schreibt klingt wieder recht nett. Aber lest selbst...