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Dienstag, 8. Dezember 2009

Oscars 2010 - Neue Anzeigen, die uns nicht ansprechen sollen, aber trotzdem sehenswert sind

Alle Tage wieder, kommen neue Oscar-Anzeigen, die mir richtig ins Auge fallen und hier gepostet werden möchten. Meine Wahl bei den kommenden Oscars werden sie kaum beeinflussen können, jedoch traue ich ihnen (in bester "Third-Person-Effect"-Manier, um hier kurz medienwissenschaftlich zu werden) zu, dass sie die Wahl einiger Stimmberechtigter beeinflussen können. Wunder wird es wegen ihnen allerdings nicht geben.



Oben. Der Animationsfilm des Jahres. Wird die Academy ihn für den besten Film nominieren? Disney hofft es, Pixar hofft es. Ich hoffe es. Für Küss den Frosch bleibt ja noch Platz in den typischen Disney-Kategorien...



Dreamworks B-Movie-Hommage versucht sich nachdenklich darzustellen... Kein Kommentar?


Fakten, Fakten, Fakten... ob Mr. Fox so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann?



Coraline wurde bei den Annie Awards mit den meisten Nominierungen bedacht. Das muss in den "For Your Consideration"-Anzeigen natürlich subtil erwähnt werden....

Da Moore bei den Oscars nicht weiter auf eine Nominierung in der Doku-Kategorie zu hoffen braucht, werben die Anzeigen nun für Kapitalismus - Eine Liebesgeschichte als Kandidaten für den besten Film und die beste Regie. Vergebene Liebesmüh, wenn ihr mich fragt.

Weiterführende Artikel:

Dienstag, 24. November 2009

Wilde Kerle, die Nazis töten und die Mittelschicht ausbeuten - Oscaranzeigen 2010

Ich liebe die Oscarsaison. Über die letzten paar Jahre hinweg habe ich ein richtiges kleines Faible für "For Your Consideration"-Anzeigen entwickelt, diese gerne auch Mal Kinoposter in den Schatten stellenden Parts großer Oscarkampagnen, die ein bestimmtes Element eines Films herausstellen oder die Essenz der Produktion beeindruckend wiedergeben sollen, nur in der Hoffnung Stimmberechtigte für sich zu gewinnen.

In den kommenden Wochen (und Monaten) werdet ihr hier im Blog noch einige entdecken dürfen. Die Zeichentrickfilme machten ja bereits den Anfang, und nun ziehen die Spielfilme wieder nach.


Wo die wilden Kerle wohnen hätte gerne eine Nominierung für den besten Film (ginge es nach den Kritikern, wäre das möglich), das beste adaptierte Drehbuch (durchaus denkbar), die beste Regie (schon schwieriger) sowie...

... den besten Hauptdarsteller. Hier sehe ich die geringsten Chancen von Wo die wilden Kerle wohnen. Kinder werden recht selten nominiert, allerdings kommt es hin und wieder in absoluten Ausnahmefilmen vor. So wurde beispielsweise Haley Joel Osment für The Sixth Sense nominiert, ebenso wie Abigail Breslin für Little Miss Sunshine. Von daher darf man die Hoffnung nicht aufgeben. Die jüngste Oscargewinnerin war immerhin erst zehn Jahre alt (Tatum O'Neal für Paper Moon im Jahr 1973), wenn man Sonderoscars wie die für Shirley Temple und Co. ausblendet.
Unter allen Oscaranzeigen finde ich die der Marke "Schaut mal, wie viel wir eingespielt haben" irgendwie am putzigsten. Ganz und gar unterschwellig wollen sie den zahlreichen Stimmberechtigten der unterschiedlichsten Filmpreise unter die Nase reiben, dass hier ein ganz besonderer und vom Publikum geliebter Film auf Anerkennung wartet. Und so gratulieren die Weinstein Company und Universal Pictures Quentin Tarantino nicht etwa persönlich, sondern öffentlich zu seinem bislang erfolgreichstem Film, Inglourious Basterds. Das ist ein BINGO!

Kein Bingo geht dafür an diejenigen, die diese "Beste Dokumentation"-Anzeige für Michael Moores Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte schalteten. Die werden sich wohl schwarz geärgert haben, als die fünfzehn Filme umfassende "Shortlist" der Oscar-Academy veröffentlicht wurde. Unter den 15 potentiellen Nominierten für die beste Doku ist das neuste Werk des Oscar-Gewinners Moore nämlich nicht zu finden. Doch es gibt ja noch viele andere Filmpreise, bei denen Moore nominiert werden kann, und die Kategorie des besten Films ist ebenfalls vorhanden. Dafür wird es zwar sicherlich nicht reichen (Moore zielte schon mit Fahrenheit 9/11 auf diese Kategorie, als sein Film wegen früher Fernsehausstrahlung für die Doku-Kategorie disqualifiziert wurde, nicht jedoch für die Hauptkategorie), aber wen juckt das schon?

Weiterführende Artikel:

Sonntag, 15. November 2009

TIMES kürt die besten Filme der Dekade

Das Jahrzehnt neigt seinem Ende entgegen und die Bestenlisten sprießen wie Pilze aus dem Boden.
Die Filme dieser Dekade müssen gekürt. Sei es unter dem Titel "wichtig", "einflussreich" oder "die besten", internetfähgeFilmfans dürstet es derzeit anscheinend nach Hitlisten.

Nachdem Telegraph.co.uk bereits die 100 wichtigsten Filme des Jahrzehnts listete und darin Die Unglaublichen zum einflussreichsten Animationsfilm kürte (und auf Platz 1 einen großartigen Film setzte, bei dem ich übrigens die unglaubliche Ehre hatte damals der jüngste im Kinosaal zu sein) folgt die TIMES nun mit den (angeblich) besten Filmen dieses Jahrzehnts.

Gerade solche Bestenlisten, die an sich selbst den Anspruch erheben die besten Filme zu ermitteln finde ich etwas heikel. Es stellt sich nämlich nicht nur die Frage, welche Maßstäbe man setzt, sondern auch wie man sie misst. Zwar mag Person A für die einflussreichsten Filme andere Kriterien erheben als Person B, aber wenn einmal Maßstäbe gesetzt sind sollte eine solche Liste ziemlich nachvollziehbar sein. Über die besten Filme wird man sich nur die Köpfe einhauen.
Ich persönlich komme da lieber mit einer neuen Lieblingsliste an, das ist wenigstens etwas "ehrlicher".

Dennoch finde ich solche Hitlisten immer wieder sehr unterhaltsam, lesenswert und anspornend meine DVD-Sammlung zu erweitern.
Die TIMES tätigteauch eine ganz anschauliche Auswahl, selbst wenn mich manches wundert (School of Rock? Ich mag Jack Black ja, aber dennoch erstaunlich...), enttäuscht (Die Royal Tennenbaums gehört viel weiter nach oben!), freut (Herr der Ringe 3 überraschend niedrig!) oder in absolutes Staunen versetzt (ratet mal, wo Team America platziert ist!)

Was sagt ihr zur Liste der TIMES? Wie hättet ihr entschieden? Kann man so etwas überhaupt entscheiden, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen?

Siehe auch:

Samstag, 14. November 2009

Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte


Michael Moore hat wieder zugeschlagen. Er nahm sich bereits den Waffenwahn, George W. Bush und das US-Gesundheitssystem zur Brust. Jetzt packt er die Wurzel allen Übels an: Den Kapitalismus.

Ehrlich, frech, beißend witzig und mitunter schockierend dramatisch blickt der provokante Essayist auf die amerikanische Lüge, dass ein vollkommen freies Wirtschaftssystem ohne soziales Netz der einzig wahre Weg zu Wohlstand und Glück ist.
Ursprünglich sollte Moores neuste Dokumentation eine selbstironische Fortsetzung von Fahrenheit 9/11 werden, aber dann zeichnete sich die Wirtschaftskrise ab. So änderte Moore das Sujet seines Doku-Essays und zeigt vom Kapitalismus ausgenutzte Arbeiterfamilien, die Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaftshaltung und die großen Mauscheleien hinter den verschlossenen Türen der großen Banken.

Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte schränkt Moores kultigen Satireeinschlag ungewohnt stark ein und dürfte es somit vielleicht ein paar Moore-Gegnern Recht machen - Freunde von Moores Stil werden dennoch mehr auf ihre Kosten kommen.

Montag, 31. August 2009

Oscars 2010 - Meine zweite Prognose

Meine erste Oscar-Prognose (*klick*) für das Jahr 2010 ist bereits ein wenig in die Tage gekommen und seither wurde auch bekannt, dass uns nächstes Jahr ein breiteres Feld in der Kategorie "Bester Film" erwartet (*klick-klick*). Es ist also an der Zeit, sich wieder dranzusetzen und zu überlegen, wer sich in rund einem halben Jahr Hoffnungen auf eine Oscar-Nominierung machen darf.

Dieses Mal möchte ich nach dem selben Verfahren vorgehen, da es noch zu schwierig ist, sich über die im Spätherbst und Sommer startenden Filme ein gutes Bild zu machen. Dies jedoch ist unerlässlich, wenn man sämtliche Nominierungen in einer Kategorie hervorsagen möchte (abseits von "Bester Animationsfilm", da ist es im Grunde jetzt schon möglich).

Wie immer gilt: Ich mische hier Bauchgefühl mit Erfahrungen über den Geschmack der Academy sowie bereits etablierten "Oscar-Buzz" für Filme. Denn wenn über eine Leistung besonders viel gesprochen wird sind die Chancen auf eine Nominierung größer, als wenn eine große Leistung aus irgendwelchen Gründen untergeht.

Veränderte Chancen

Die nachfolgenden Filme waren bereits Teil meiner letzten Oscar-Prognose 2010, jedoch sehe ich ihre Nominierungswahrscheinlichkeit mittlerweile etwas anders. Einigen Chancen sind meines Ermessens nach gestiegen (scheitern von offensichtlicher Konkurrenz, überraschend hohe Qualität des Films...), andere gesunken (schlechte Kritiken, stärkere Konkurrenz, kein Oscar-Talk trotz hoher Qualität...). Und bei wieder anderen spielen neu entdeckte eigene Wünsche eine kleine Rolle.

Wie das Leben so spielt
Funny People (so der Originaltitel) war einer der frühsten Filme, die dieses Jahr von glaubwürdigen Hollywoodkennern ernstgemeinten Oscarhype verliehen bekam. Judd Apatows Tragikomödie wäre ein Spitzenkandidat für Nominierungen in den Kategorien "Bestes Original-Drehbuch" und "Bester Hauptdarsteller". Mittlerweile startete der Film in den USA, und der Hype reicht an den um Beim ersten Mal längst nicht heran. Deshalb schätze ich eine Nominierung für das beste Original-Drehbuch nur noch für eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen und dass Adam Sandler als bester Hauptdarsteller nominiert wird ist für mich mittlerweile sehr unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie... Bei den Komödien gegenüber aufgeschlosseneren Golden Globes hat der Film aber bestimmt ganz passable Chancen.

Coraline
Eine Nominierung in der Kategorie Bester Animationsfilm halte ich weiterhin für nahezu garantiert. Coraline ist ein fantastischer Stop-Motion-Film und die Kritiker stimmen da gemeinhin mit meiner persönlichen Meinung (siehe meine Kritik) überein. Nachdem ich den Film aber gesehen habe, halte ich auch eine Nominierung für Bruno Coulais' düster-malerischen Score nicht für ausgeschlossen. Aufgrund des frühen Starttermin des Films fürchte ich ein wenig, dass die Musik bei den Stimmberechtigten wieder in Vergessenheit geriet, doch mit der richtigen Kampagne ist eine Nominierung in der Kategorie Beste Musik gut möglich.

Wo die wilden Kerle wohnen
Dank des erweiterten Feldes in der Kategorie Bester Film halte ich eine Nominierung für diesen bereits jetzt enorm gehypten Spike-Jonze-Films mittlerweile für gut möglich, ebenso wie eine Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch. Eine Nominierung für die beste Regie ist in meinen Augen Dank der Popularität von Jonze bei gehobeneren Filmfreunden durchaus möglich, jedoch könnte er an seinen Werbefilmerwurzeln scheitern. (Diese Prognose gilt natürlich nur, so lange der Film hält, was er bislang verspricht)

Public Enemies
Public Enemies fiel hinter den Erwartungen des einen oder anderen passionierten Oscar-Tippers (darunter zähle ich mich jetzt einfach auch) ein bisschen zurück. In den Kategorien Bester Ton & Bester Tonschnitt traue ich dem Film noch immer extrem gute Karten zu, und eine Nominierung für die beste Kamera halte ich für sehr wahrscheinlich. Die Academy liebt Wackelkamera (Das Bourne Ultimatum und Slumdog Millionär gewannen beide den Oscar) und da hier der zweifach Oscar nominierte Dante Spinotti die Kamera wackeln ließ, traue ich dem Film eine Nominierung zu. Für den besten Schnitt sehe ich mittlerweile schlechtere Karten als noch bei meiner ersten Prognose. Ein bisschen zu chaotisch sind sie geraten, die Actionmomente. Durchaus möglich, lautet mein Urteil.
In Sachen Schauspielleistung muss ich meine Prognosen aber stark zurückschrauben. Christian Bale wird garantiert nicht als bester Nebendarsteller nominiert, und Johnny Depp kann immerhin damit rechnen, dass eine Nominierung als bester Hauptdarsteller durchaus möglich ist. Die Rolle gibt ihm in der ersten Hälfte zu wenig Spielraum um zu brillieren, aber später im Film hat er wieder Gelegenheit um zu begeistern. Da die Academy Depp seit Fluch der Karibik plötzlich die Aufmerksamkeit schenkt, die er zuvor bereits verdient hatte und Depp eine reale Person spielt, könnte das für eine Nominierung genügen.

In einem normalen Jahr würde ich eine Beste Nebendarstellerin-Nominierung für Marion Cotillard als "sehr wahrscheinlich" einschätzen. Da uns diese Oscar-Saison mit Nine geballte Frauenpower erwartet, sind die Plätze in dieser Kategorie 2010 sehr stark beschränkt. Gut möglich ist es in meinen Augen trotzdem. Und wenn's nicht klappt, winkt ja noch die zweite Chance für sie (nämlich mit Nine).
Für "Beste Regie" und "Bester Film" sehe ich dagegen mittlerweile schwarz. Dank der zehn Nominierungen in der Hauptkategorie, müsste Public Enemies eigentlich bessere Karten haben als zunächst vermutet, doch selbst bei diesem breiten Feld wird es nicht für eine Nominierung reichen (siehe meine Rezension des Films).

Oben
Wenn ein Film verdientermaßen von der Neuregelung der Bester Film-Kategorie profitiert, dann ist es Oben. Eigentlich ist Pixar generell nun der große Gewinner. Lang genug wurde von allen Seiten gewimmert, dass Pixar aus dem Animationsghetto befreit werden sollte, die Rufe aus Hollywood, Pixar habe eine Nominierung in der Königskategorie verdient wurden von Jahr zu Jahr lauter (mit einer kleinen Pause, als Cars rauskam). Jetzt stehen die Chancen gut wie nie. Eine Nominierung ist extrem wahrscheinlich. Noch sicherer dürfen wir uns nur bei der Kategorie als bester Animationsfilm sein. Logisch. Wenn man ihn als besten Film sieht, muss er ja auch der beste Animationsfilm sein. Diese Nominierung ist nahezu garantiert.

Spannender wird's dann, wenn es um die tatsächliche Auszeichnung geht und sich die Stimmen schlecht verteilen. Dann bekommt er keinen von beiden Oscars, obwohl ja logisch gesehen wenigstens der Animationsoscar ihm gehören sollte...

Ansonsten bleibt alles beim Alten. Eine Beste Musik-Nominierung für Giacchinos hochgelobten Score ist sehr wahrscheinlich, Bester Ton & Bester Tonschnitt sind bei Pixar mittlerweile fast standesgemäß und deshalb gut möglich, und eine Nominierung für das beste Original-Drehbuch ist durchaus möglich. Drücken wir die Daumen...

Inglourious Basterds
Bezüglich Inglourious Basterds ist seit meiner ersten Prognose wirklich sehr viel passiert. Die Reaktionen auf den Cannes-Rohschnitt schienen sämtliche Hoffnungen auf Oscarnominierungen zunächst zu zerstören, dann kamen langsam wieder ein paar positive Reaktionen und Christoph Waltz wurde mit einem Schlag zum ersten Schauspieler dieser Saison, dem Journalisten bereits Oscargold zuschreiben. Die Kritiken für die endgültige Fassung von Inglourious Basterds (eine Szene mehr plus Feinschliff in der Schnittarbeit) überschlagen sich schließlich für Lob und ich selbst bin ebenfalls vollkommen von den Socken (*zu meiner Filmkritik*). Da klopft das Herz des Oscarbloggers.
Christoph Waltz' Oscarnominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller scheint vom jetzigen Zeitpunkt her jedenfalls nahezu garantiert. Eine Nominierung des von zahlreichen Kritikern als dramaturgischen Geniestreich mit hervorragenden Dialogen gelobte Original-Drehbuch, welches die Hollywoodnormen auf den Kopf stellt (Basterds hat bei einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden sechszehn klassische Szenen, empfohlene Norm bei einem Hollywoodfilm dieser Länge sind vierzig bis sechszig) halte ich für sehr wahrscheinlich, denn Erzählexperimente werden gerne mal entlohnt (Pulp Fiction, Memento). Eine Nominierung für Quentin Tarantino in der Kategorie Beste Regie halte ich für gut möglich, da Tarantino hier einige Schauspieler zu Höchstleistungen anstachelte und eine klare, eigene Vision erweist. Ebenfalls für gut möglich halte ich Nominierungen in den Kategorien Bestes Szenenbild und Beste Kostüme, da Hollywoods Topkritiker diesen Leistungen bereits große Lobeyhymnen widmeten und das Branchenblatt Variety einen Artikel über die Intention hinter der Gestaltung von Sets und Kostümen in Inglourious Basterds veröffentlichte. Außerdem war die Kostümbildnerin bereits für Schindlers Liste nominiert...
Eine Nominierung für Mélanie Laurent als beste Nebendarstellerin ist in meinen Augen durchaus machbar, ebenso wie eine Nominierung des Gesamtwerks als bester Film. Hier schadet ein wenig der frühe Kinostart - man wird mit gelungenen Kampagnen den Film Ende des Jahres wieder in das Gedächtnis der Academymitglieder rufen müssen, und vor allem für Laurent sind prägnante Oscaranzeigen nötig, da sie bislang bei Kritiken des Films zwar extrem gut abschneidet, aber in weiterführenden Diskussionen von Waltz wieder thematisch an den Rand gedrängt wird.
Laurent könnte sich technisch gesehen auch als Hauptdarstellerin qualifizieren, jedoch denke ich, dass Universal und die Weinstein Company sie lieber in der Nebenkategorie sehen würden. Und möglicherweise ist das eine kluge Idee: Als Nebendarstellerin hätte sie eine breite Auswahl an Nine-Nebendarstellerinnen als Konkurentinnen und deren Stimmen könnten sich unglücklich verteilen, so dass Laurent am Ende eine Nominierung erhält, die eine oder andere Dame aus Nine dagegen nicht...

Dass Brad Pitt als bester Hauptdarsteller nominiert wird ist dagegen eher unwahrscheinlich. Zwar trifft er den Nagel auf den Kopf, aber er hat zu wenig Screentime für diese Kategorie (und zu viel Glanz und Gloria für die Nebenkategorie), und generell ist seine spaßige Darstellung von Lt. Aldo Raine eher etwas aus der Kategorie "kultig", und weniger etwas für eine Oscarverleihung.

Keine Veränderungen

Bei den nachfolgenden Filmen hat sich seit meiner letzten Prognose nichts geändert. Weder verbesserte, noch verschlechterte sich der Oscar-Buzz, und es kamen keine Filme auf den Radar, die ihnen ihre Oscarchancen madig machen würden. Deshalb erspare ich mir hier langes Lamentieren, verweise nochmal auf die letzte Prognose und fasse die Ergebnisse kurz zusammen.

The Imaginarium of Doctor Parnassus
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Bestes Original-Drehbuch (Gut möglich) und Beste Regie (Durchaus möglich).

Star Trek
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Beste Effekte (Sehr wahrscheinlich), Bester Ton & Bester Tonschnitt (Gut möglich).

Transformers: Die Rache
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Beste Effekte, Bester Ton & Bester Tonschnitt (Sehr wahrscheinlich).
Küss den Frosch
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Bester Animationsfilm (Nahezu garantiert), Bester Song & Beste Musik (Sehr wahrscheinlich).

Avatar
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Beste Effekte (Nahezu garantiert), Bester Ton & Bester Tonschnitt (Sehr wahrscheinlich), Bester Schnitt & Beste Regie (Durchaus möglich), Bester Film (Eher unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar).

Nine
Chancen auf eine Nominierung in den Kategorien Beste Kostüme, Bestes Szenenbild, Bester Ton, Beste Musik, Bester Song, Beste Hauptdarstellerin, Beste Regie & Bester Film (Nahezu garantiert), Bester Hauptdarsteller , Beste Kamera & Beste Nebendarstellerin (Sehr wahrscheinlich), Bestes adaptiertes Drehbuch & Bester Schnitt (Gut möglich).

Neu auf meinem Oscar-Radar

Ponyo, das verzauberte Goldfischmädchen
Der neue Film von Hayao Miyazaki erhielt hervorragende Kritiken und wurde in den USA dieses Mal von seinem Verleih, dem Disney-Konzern, fair behandelt. Das wandelnde Schloss wurde für einen Oscar nominiert, Chihiros Reise ins Zauberland gewann seinerzeit den Goldjungen. Was spräche also gegen eine Nominierung als bester Animationsfilm? Nun, Disney hat mit Oben und Küss den Frosch dieses Jahr bereits zwei ernst zu nehmende Kandidaten für diese Kategorie. Wird man wirklich drei Filme in der gleichen Katehorie promoten wollen? Ich denke, dass es gut möglich ist, aber meine Hand würde ich (momentan) dafür nicht ins Feuer legen.

Kapitalismus - Eine Liebesgeschichte
Michael Moore ist, da können sich seine Gegner, politischen Widersacher und Neider zehnmal auf den Kopf stellen, der König des kontemporären nonfiktiven Films. Bowling for Columbine, Sicko und Fahrenheit 9/11 gehören zu den kommerziell erfolgreichsten Dokumentarfilmen aller Zeiten, für Bowling for Columbine erhielt Moore einen Oscar, für Sicko wurde er ein zweites Mal nominiert. Die Kritiken für seine Filme sind im rechtskonservativen politischen Lager zumeist desaströs, dafür überschlagen sich die restlichen Filmkritiker regelmäßig mit Lob für Moores filmgewordenen Politessays. Und mit Kapitalismus - Eine Liebesgeschichte (seht euch hier den Trailer an) nimmt sich Michael Moore einem brisanten und hochaktuellen Thema an, das man im Tagesgeschehen kaum umgehen kann: Der Wirtschaftskrise. Eine Oscarnominierung in der Kategorie Beste Dokumentation ist (sofern keine politischen Wunder geschehen oder Moore in diesem Film alles falsch macht, was er bislang richtig machte) nahezu garantiert.

Invictus
Invictus ist nach Nine dieses Jahr der Film, der Oscarbloggern das Herz in die Höhe schlagen lässt. Clint Eastwood führt in diesem Drama über das Leben von Nelson Mandela nach Ende der Apartheid Regie, Morgan Freeman spielt Mandela, Matt Damon verkörpert Francois Pienaar. Der Hype ist bereits ziemlich stark - Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller und Beste Regie sind von daher sehr wahrscheinlich.

So viel vorerst zur Oscarverleihung 2010. Die nächste Prognose kommt bestimmt. Der Herbst rückt ja unaufhaltsam immer näher, und somit auch die Saison der preisverdächtigen Hollywoddramen. Das erleichtert den nebeligen Blick in die Zukunft.
Bis dahin: Drückt Oben und Inglourious Basterds die Daumen, dass sie ihren Oscarbuzz beibehalten!

Siehe auch:

Montag, 16. Februar 2009

Neuigkeiten der Vorwoche: Filmankündigungen

Was ich so alles letzte Woche verpasst habe... und ihr eventuell auch...:

Disney-Attraktionenverfilmung: 1997 fing alles an: Sechs Jahre vor Fluch der Karibik feierte Im Jenseits sind noch Zimmer frei seine Premiere, die Verfilmung des Free-Fall-Towers The Twilight Zone Tower of Terror aus dem Disney-MGM-Studios Parks (heute Disney Hollywood Studios). Diese Attraktion wurde nun für weitere Disneyparks kopiert und ist durch ihre TV-Adaption mit Steve Guttenberg und Kirsten Dunst in den Hauptrollen zugleich auch Begründer eines besonders ungewöhnlichen Filmgenres: Der Disney-Themenparkattraktionenverfilmung. Bislang waren der Qualitätsverlauf dieser Produktionen selbst eine Achterbahnfahrt, beim breiten Publikum gingen bislang nur die Piraten erfolgreich auf Beutezug. Laut Bloody Disgusting wird hinter Disneys Kulissen nun an einer Kinoadaption des Tower of Terrors gearbeitet. Keine so schlechte Idee, da man bereits mit einem Fernsehbudget einen guten Film aus der Idee rausholte - da sollte im Kino noch mehr drin sein. Noch lieber wäre es mir aber, wenn die anderen Attraktionenverfilmungen endlich voran kämen.

Zwilling: The Hollywood Reporter verbreitete die Nachricht, dass das seit Jahren in der Entwicklung befindliche Touchstone/Bruckheimer-Projekt Gemini aus der Feder von David Benioff (Der Drachenläufer) endlich einen Regisseur hat: Curtis Hanson (L.A. Confidental) steht kurz vor einem Vertragsabschluss und würde somit den 1997 erstmals angekündigten Thriller über einen alternden, herrausragenden Auftragskiller, der sich einen jüngeren Klon anschafft endlich auf die Leinwand bringen.

Konkretisierung: Michael Moores nächster Film soll sich laut Meldungen im letzten November angeblich auch um die Finanzkrise drehen. Sofern /Films Riecher richtig liegt, bestätigt sich diese Vermutung. Um konkreter zu werden nimmt sich Moore auch dem so genannten "Bail-out" an, also der Schuldenübernahme des Staats. Zumindest bittet Moore Wall Street-Experten um ihre Mithilfe an seinem nächsten Film.
Moores Filme sind für mich stets Pflichtprogramm. Hach, das werden wieder hitzige politische Diskussionen, sobald das Doku-Essay startet...

Batman-Pause: Wie schon nach Batman Begins nimmt sich Christopher Nolan auch nach The Dark Knight eine kleine Pause vom geflaterten Superhelden. The Hollywood Reporter verkündete, dass Nolan für Warner Bros. ein eigenes Drehbuch namens Inception auf die Leinwand bringen möchte. Es handelt sich dabei um einen Sci-Fi Action-Thriller, der "innerhalb der Architektur des Verstandes" spielt. Sommer 2010 soll der Film in die Kinos kommen.
Nachdem mich Prestige (Nolans erste Fingerübung zwischen zwie Batman-Filmen) total umhaute, bin ich mir sicher, dass Inception nicht viel schlechter sein kann.

Superman: Cinematical stolperte über ein Gerücht, laut dem sich die Wachowski möglicherweise dem Mann im blauen Strampelanzug annehmen könnten, und zwar gleich drei Filme lang. Och nööö, ich will lieber das 8-Stunden-Mark-Millar-Epos. Mich interessieren die Wachowskis schon seit Matrix Reloaded nicht mehr...
Update: Das Gerücht wurde dementiert.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Filmhistorische Fußspuren: Welche Regisseure werden in Zukunft als stellvertretend für diese Dekade gelten?

Jede Dekade hat ihre eigenen Trends und ihre eigenen Lichtgestalten, prägende Personen. Egal ob im Alltag, in der Politik oder in den Medien.
Das trifft natürlich auch auf das Hollywood-Kino zu, dem immer wieder neue Künstler ihren eigenen Stempel aufdrückten. Die 70er Jahre hatten die New-Hollywood-Bewegung, mit jungen, wilden und revolutionären Regisseuren. Aber auch die langsame Geburt des Blockbuster-Kinos fand in den 70ern statt: Steven Spielberg und George Lucas (oder auch der heute vergessene Richard Donner) prägten mit ihren Filmen für die gesamte Zuschauerschaft die 80er Jahre genauso, wie es die wild-blutigen Actionregisseure um John McTiernan taten. Letztere prägten zwar nicht gezwungenermaßen die höheren Box-Office-Weihen, aber ganz klar unser heutiges Bild vom 80er-Kino.

Ein ähnliches Phänomen ist in den 90ern festzustellen: Der Stil des Blockbuster-Kinos nimmt konkretere Formen an und beherrscht den Kinomarkt, der einen kleinen Boom erlebt. Die Schöpfer dieser Erfolge sind zuweilen länger bekannt oder geraten in den Schatten der Stars ihrer Filme.
Denkt man also an Regisseure der 90er, so denkt man an Neuentdeckungen der 90er Jahre, die einen direkten Impuls auf den Stil dieses Jahrzehnts hatten. Die prägenden Regisseure der 90er sind somit konsequenterweise die ersten groß gewordenen Kinder der Video-Generation. Regisseure, die ihr Handwerk nicht aus Filmschulen oder Kinos haben, sondern von zu Hause, wo sie sich mit Unmengen von Videokassetten eindeckten und die großen Klassiker, die Werke ihrer Vorbilder - aber auch jede Menge Schund - reinzogen.
Zu diesen 90er-Jahre-Kindern gehören ganz klar Quentin Tarantino und sein Kumpel/Zögling Robert Rodriguez, der kultige Kevin Smith und Paul Thomas Anderson. Weitere große 90er-Entdeckungen sind aber auch die weniger stark vom Video geprägten Regisseure wie Tim Burton (sein Stil brach in den 90ern erst richtig aus), Wes Anderson oder auch Michael Bay, der den Look eines 90er-Actionfilms (im Vergleich zu den 80er-Actionern) prägte.

Sie alle hatten ihre ersten großen Regiearbeiten in den 90ern (oder die ersten in dem Stil, der sie bis heute populär machte), und sie alle formten sozusagen aus dem Stand heraus unser Bild vom großen Kino der 90er Jahre.

Aber wer steht für dieses Jahrzehnt, welche Regie-Neuentdeckungen hatten in der Dekade ihrer Entdeckung einflussreiche Erfolge? Dieses Jahrzehnt dauert keine 18 Monate mehr, und es ist noch immer keine überdeutliche Prägung der derzeitigem Kinowelt festzustellen - zumindest nicht im Hinblick auf die Regisseure der 00er, sondern mehr in Richtung Technik und Genres.

Oder etwa nicht? Sind prägende Regisseure dieses Jahrzehnts sehr wohl in stattlicher Zahl vorhanden, nur ist es nicht auf den ersten Blick erkenntlich, da es schwer ist die Gesamtentwicklung dieser Dekade zu beurteilen, während sie noch weiter anhält? Einiges über das aktuelle Jahrzehnt ist noch ziemlich wage, und mit Sicherheit könnte man dieses Diskussionsthema als verfrüht betrachten, jedoch ist es bereits nun von Interesse. Um zu einem Schluss zu kommen, muss nun jedoch ein genauerer Blick riskiert werden. Wer regiert derzeit Hollywood, im Hinblick auf Erfolg an der Kinokasse, bei den Kritikerstimmen und bei dem so wählerischen, cineastisch veranlagten Publikum?

Die Fragen sind scheinbar schnell beantwortet, jedoch vermögen uns die Antworten nicht voran bringen. Die Regenten des Kino-Fandoms sind sicherlich Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, zumindest im leicht "nerdigen" Terrain, während alte Hasen wie Steven Spielberg oder auch 90er-Helden wie Michael Bay die Einspielergebnisse beherrschen. Und die Kritiker sind weiterhin in ihre alten Lieblinge vernarrt.

Natürlich gibt es zahlreiche erfolgreiche Filme von Regisseuren, die erst dieses Jahrzehnt aufgetaucht sind, doch in den meisten dieser Fällen ist der Film selbst ein Erfolg, der Regisseur jedoch geht hinter dem Film unter. Oder wer weiß schon, wie zum Beispiel der Regisseur von Mr. & Mrs. Smith heißt? Kaum jemand, während Leute wie Spielberg und Tarantino durchaus auch Gelegenheitskinogängern bekannt sind.

Vielleicht sollten wir auf der Suche nach den "Kindern" der 00ern nicht direkt die Könige Hollywoods durchgehen... Schließlich wäre das für "Newcomer" etwas zu viel verlangt. Blenden wir also die erfolgreichsten, berühmtesten und mit dem größten Fan-Hype versehenen Regisseure aus und gehen erneut Schritt für Schritt durch die Kinowelt der vergangenen Jahre.

Das Auge fällt dabei unter anderem auf Peter Jackson, und einige Leser werden sich sicher gefragt haben, weshalb ich ihn nicht bereits vorher erwähnt. Nun, während seine Gore-Produktionen aus früheren Tagen durchaus Kultstatus haben und bei Horror-Fans beliebt sind, weil sie eine ganz eigene Handschrift tragen, so stellt sich beim "neuen" Peter Jackson die Frage, ob die großen Kinoerfolge wirklich ihm zu verdanken sind.
Damit will ich nicht etwa Jackson seine Leistungen aberkennen, doch bei Der Herr der Ringe war weitgehend auch die Vorlage selbst der Zuschauermagnet. Es will ja auch niemand behaupten, dass die Leute in die Harry Potter-Filme gehen, weil sie von Daniel Radcliffe begeistert sind.
King Kong wieder lief leicht unter den Erwartungen und war zeitlich nah genug an der Ringe-Trilogie. Jackson muss also noch beweisen, ob er "allein" ohne gehypter Vorlage die Massen begeistern kann.

Aus einem ähnlichen Grund habe ich einen weiteren, sehr erfolgreichen Regisseur noch nicht genannt: Gore Verbinski, dessen Filme zwar mehrere Milliarden Dollar in die Kinokassen spülten, jedoch eindeutig im Schatten seiner Filme steht. Die Pirates of the Caribbean-Filme wurden zu Selbstläufern, und wenn Leute an diese Filme denken, dann kommt ihnen zunächst Johnny Depp in den Sinn. Weitere Leute, die fest mit diesen Filmen assoziiert werden (vielleicht nicht von der ganz breiten Masse, aber sicherlich immer noch von einer großen Gruppe) sind Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer (der es mit diesen Filmen tatsächlich schaffte, seine eh schon großartige Karriere erneut zu toppen), Hans Zimmer und Klaus Badelt (deren Musik zur Trilogie erstaunlich populär wurde), Geoffrey Rush, Keira Knightley, Orlando Bloom, die Walt Disney Studios und bei Gruppen, die sich stärker mit den Filmen befassen auch die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio, die den Kontakt mit den Fans pflegen und stets über die Handlung Rede und Antwort stehen.

Bei all diesem Rummel geht Gore Verbinski vollkommen unter - dabei ist er ein talentierter Regisseur. Ohne ihn wären die Pirates-Filme sicherlich das reinste Chaos geworden und auch seine sonstigen Regiearbeiten zeugen von seinem Talent bei der Inszenierung.
Trotzdem muss er beweisen, dass er in seiner Post-Pirates-Zeit genügend Zugkraft aufweisen kann - vielleicht klappt es dann auch endlich mit dem ihm verdienten Ruhm, der auch erforderlich ist, um als prägender Regisseur dieser Dekade in die Filmgeschichte einzugehen.

Ein weiterer Regisseur, der mittlerweile dank eines Franchises höhere Box-Office-Weihen erreicht hat, aber im Gegensatz zu Verbinski auch eine große, eigenständige Fangemeinde erreicht hat ist Christopher Nolan - was ihn auch zu einem ernstzunehmenden Kandidaten für den Titel einer der Regie-Entdeckungen des Jahrzehntes macht.
Nach seinem Independent-Streifen Following von 1999 erlebte er 2001 seinen Durchbruch mit seiner ersten größeren Produktion, dem anspruchsvollen Thriller Memento, der Kritiker und Cineasten gleichermaßen begeisterte und zum DVD-Geheimtipp wurde.
2002 folgte dann Insomnia, in dem Nolan Robin Williams besetzte und ihm somit zu einet seiner bislang letzten guten Rollen verhalf.

2003 folgte dann eine große Überraschung: Warner Bros. wollte tot geglaubtes Batman-Franchise reaktivieren und engagierte niemand geringeres als Christopher Nolan. Dieser sollte sich für den Film Batman Begins als Autor und Regisseur verantwortlich zeichnen. Dass ein weithin noch eher unbekannter Regisseur, der bislang nur unter Kinofans als Insider-Tipp bekannt war nun eine Mammut-Blockbuster-Produktion delegieren soll, erschien manchen als ungewöhnlich. Doch Warners Mut machte sich bezahlt: 2005 kam der Film in die Kinos und begeisterte Kritiker, Fans und das allgemeine Publikum gleichermaßen, brachte Nolan zu höheren Box-Office-Weihen und machte ihn weiteren Leuten bekannt.
Bereits im Jahr darauf folgte das fesselnde Zauberstück Prestige, welches ebenfalls hervorragend ankam. Da der Film jedoch weniger massentauglich ist, konnte natürlich keine Steigerung gegenüber den Zahlen von Batman Begins erreicht werden, doch das hat auch keiner erwartet. Dennoch entwickelte sich Prestige zu einem DVD Geheimtipp und schaffte es in den DVD-Verkaufscharts zu hervorragenden Ergebnissen.
Nolan hat bereits seine eigene Fangemeinde und liefert durchgehend von der Kritik gefeierte Filme ab. Nur mit der Bekanntheit beim breiten Publikum hapert's noch. Selbst nach dem Start von The Dark Knight, der in den USA zahllose Rekorde pulverisierte und auch international gefeiert wurde und die Einspielergebnisse von Batman Begins weit hinter sich ließ.

In der Branche hat sich Nolan übrigens genug Respekt erarbeitet, dass er tatsächlich erfolgreich verfügen konnte, dass der Film in keinem Land aufgrund seiner Freigabe gekürzt werden darf. Eine lobenswerte Bedingung, an der sich viele Regisseure ein Beispiel nehmen sollten.
Nolan ist zweifelsfrei eine der Regie-Entdeckung dieses Jahrzehnts, auch wenn die Frage nach seinem Einfluss auf die Kinoindustrie noch nicht gänzlich beantwortet werden kann. Aber wer einen Blockbuster fast schon Titanic-hafter Ausmaße abliefert, wird schon noch viel zu sagen haben.

Einem weiteren Regisseur, den ich in diesem Zusammenhang nennen möchte, wird schon seit einigen Jahren ein solch beeindruckender Erfolg prognostiziert, wie ihn Nolan mit The Dark Knight erlebte. Doch immer wieder, nachdem er sich in das Bewusstsein des allgemeinen Publikums katapultierte und seine Werke gute Zahlen machten, fällt er wieder ab und verbleibt als Geheimtipp unter den Genießern im breiten Zuschauerfeld.
Die Rede ist von J.J. Abrams, dessen Werke kurzzeitig weites Aufsehen erregen und von den Medien als riesige Hits gefeiert werden. Leider jedoch zeigen sich die Zuschauer nach der anfänglichen Begeisterung viel zu schnell von Abrams' Schaffen überfordert. Der Andrang lässt nach und es bleibt ein harter, ambitionierter aber leider auch kleiner Zuschauerkern. Dennoch schafft es Abrams immer wieder die Menschen hinter den Schalthebeln der Studio-Macht von sich zu überzeugen, und so gestattet man ihm immer wieder große Budgets und gestalterische Freiheit.

Einige von euch werden nun sicherlich stutzig. Immerhin ist Abrams (trotz seiner Ausflüge auf die große Leinwand) bislang hauptsächlich für seine Fernseharbeit bekannt. Was hat er also schon in dieser Übersicht der Regiewunderkinder dieser Dekade zu suchen?
Nun, die Medienwelt ändert sich in gewissen Abständen. Was früher einem Medium vorbehalten blieb, wird nach einiger Zeit auch von anderen Medien in Beschlag genommen, mal mehr und mal weniger erfolgreich.
Das Fernsehen hat im Laufe dieser Dekade endgültig, nach langen und erfolgreichen Jahren seiner Existenz, Kinoformat angenommen. Fernsehserien sind nicht mehr auf kleine Dramen, übersichtlichen Humor oder eine soaphafte, vielleicht sogar campige Natur beschränkt. Große Straßenfeger wie Dallas mag es aufgrund des breiten Angebotes nicht mehr geben, doch dafür haben Fernsehserien mittlerweile die Optik und auch die inhaltliche Stilistik von Kinofilmen für sich entdeckt. Die Serie mit Kinoformat - das ist zweifelsohne keine Erfindung dieses Jahrzehnts, aber definitiv ein dauerhafter Trend. Was wir unter anderem JJ Abrams zu verdanken haben. Deshalb findet er sich auch hier wieder.
Doch während seine Serien-Schöpfungen Alias und Lost bereits ihre Plätze in den TV-Annalen einnahmen, und auch seine neuste Serie Fringe sicherlich populär wird, ist seine Kinokarriere noch nicht das gelbe vom Ei. Mission: Impossible 3 wurde heiß erwartet, lief dann jedoch bei weitem nicht so erfolgreich wie erwartet - und Cloverfield wird zwar fest mit ihm verbunden, jedoch war er hier nur als Produzent tätig. Mit seinem Star Trek-Film könnte sich dies jedoch ändern.

Ob auch Guillermo del Toro in diese Liste gehört? Nun, seine ersten Filme, darunter der Insekten-Horror Mimic, erschienen bereits in den Neunzigern, seine bekanntesten Filme schuf der Mexikaner erst in diesem Jahrzehnt. Mit Blade II hatte er einen respektablen Erfolg, während die Fanreaktionen auf Hellboy genügten, um der an der Kinokasse nur schwach laufenden Comicadaption eine Kinofortsetzung zu gönnen. Del Toro qualifizierte sich endgültig als Regiewunderkind, als er die Filmkritiker und -fans weltweit mit Pan's Labyrinth überraschte. Die düstre Mär wurde gefeiert, wie kaum ein anderer Film und eroberte zahllose Bestenlisten.

Vom jetzigen Standpunkt aus fällt es mir jedoch schwer, del Toro auch Einfluss auf die Filmwelt zuzusprechen. In dieser Hinsicht wird er sich definitiv noch bewähren müssen, ganz im Gegensatz zu M. Night Shyamalan.
Ich weiß, ich weiß, viele von euch werden nun aufschreien, da Shyamalan bereits in den 90er-Jahren aktiv war und dort auch seinen Durchbruch mit The Sixth Sense hatte. Dennoch sehe ich ihn mehr als einen Filmemacher der 00er. Seine Pre-Sixth Sense-Filme kennt kaum jemand, und erst in diesem Jahrzehnt hatte er die Gelegenheit sich als jemand zu beweisen, der mehr als nur einen einzigen Hit landen kann.

Der Einfluss Shyamalans auf die Filmlandschaft ist unmöglich zu ignorieren, Filme die in letzter Minute mit einem gewaltigen Plottwist aufwarten sprießen seit nunmehr neun Jahren wie Pilze aus dem Boden, ganz besonders im Horror- und Thriller-Genre. Leider fungieren diese abschließenden Handlungswendungen in diesen dahin geschluderten Filmchen einzig und allein als bloße Schocker und können keinerlei Substanz aufweisen. Zuvor werden im Film keinerlei Hinweise auf diese Wendung geliefert, und jeder, der sein Gehirn noch benutzen kann und auch möchte wird in solchen Schrott-Produktionen mehr Logiklöcher finden als einem lieb ist.

Diese, zu meist auch noch hastig von größeren Erfolgen abgekupferten. Produktionen werfen ein schlechtes Licht auf Plottwists im Allgemeinen, was Shyamalans ohnehin schon geschädigten Ruf weitere Nägel in den Sarg schlägt. Wirklich schade, wie ich finde. Von Das Mädchen aus dem Wasser abgesehen wussten mich sämtliche Shyamalan-Filme seit The Sixth Sense zu überzeugen und ich kann mir nur schwer erklären, weshalb ihm nahezu jeder Filmkritiker (egal ob aus der Presse, Internet-Portalen oder TV-Sendungen) den Rücken zukehrt. Shyamalan kleidet ohne jegliche Sensationsgier oder oberflächlicher Blutlust anspruchsvolle, vielschichtige Geschichten in ein packend gestaltetes Kleid der Spannung, wobei er sich dem nur zu oft im heutigen Kino zu unrecht geschundenen Kunstgriffes der dramatischen Langsamkeit bedient. Vor allem hat Shyamalan im Gegensatz zu vielen anderen bemühten Vertretern des Anspruchs auch wirklich was zu erzählen, während er in mitunter lyrischen Bildern voller Stille schwelgt.

Verständlicher ist mir hingegen die Abkehr des gemeinen Publikums (hier in jeglichem Sinne des Ausdruckes zu verstehen), schließlich lässt sich selbst der trotteligste Tüppes nicht mehrmals ein Laib Brot für eine Büchse Bier vormachen. Während Unbreakable noch ziemlich gut, wenn auch unter den nach The Sixth Sense unerreichbar hoch gesteckten Erwartungen, lief und Signs nochmal ein richtig großer, weltweiter Erfolg wurde, folgte bereits nach Kinostart von The Village nahezu flächendeckend Enttäuschung. Einen solchen Film darf man einfach nicht als Horror-Thriller vermarkten. Solche Filme hat Shyamalan noch nie gemacht, und mir leuchtet es nicht ein, wieso die Studios es immer wieder versuchen seine Werke als genau das zu verkaufen. Wie die Zuschauer auf solche Methoden reagieren sieht man doch an Shyamalans Absturz.

Doch trotz aller Unkenrufe hatte Shyamalan Erfolg und die Kinowelt geprägt. Und ganz am Boden ist er ja auch noch nicht, The Happening spielte mehr ein als die scharfen Kritiker vermuteten (und auch hofften). Shyamalan ist zwar angeschlagen, jedoch noch nicht am Boden. Vielleicht rappelt er sich wieder auf. Ich würd's ihm wünschen.

Ähnlich wie M. Night Shyamalan das Mystery- und Horror-Thriller-Genre prägte, begründete Michael Moore in den letzten Jahren die Welt des zeitgenössischen Dokumentarfilms. Vor allem, aber nicht nur, politische Dokumentationen richten sich immer mehr nach Moores Stilistik.
Und das sogar mit großem Erfolg. Dokumentationen im Michael-Moore-Stil erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit, locken regelmäßig viel größere Publikumsgruppen ins Kino als "normale" Dokumentationen. Der gewagte Mix aus klassischer Dokumentation, deutlich erkennbarer Ironie und weiteren eingewobenen komischen Elementen und einem Schuss kontroverser Polemik, die aber auch deutlich als Kommentare und Stellungsnahme des Regisseurs von den Fakten abgehoben werden, scheint nah am Puls der Zeit zu liegen und wecken in vielen wieder die Lust am Wissen.
Moore ist zwar nicht der Erfinder der lockeren und sich zugleich wichtig nehmenden Dokumentation, aber sicherlich ihr stärkster und erfolgreichster Vertreter. Bereits 1989 übte er sich darin, damals mit Roger & Me, einer Dokumentation über die Schließung eines General-Motors-Werkes in Flint und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit, deren zahlreichen Nachfolgen sowie Moores verzweifelte Versuche, ein Interview mit General-Motors-Chef Roger Smith zu ergattern.
Der internationale Durchbruch gelang Moore jedoch mit dem 2002 erschienenden und sämtliche Doku-Kinorekorde brechenden Bowling for Columbine über den Waffenwahn Amerikas. Seither ist Moore weitläufig bekannt und baute sich große Fan- und Hassgemeinden auf, die ihre Einstellung auch passioniert verteidigen. Fahrenheit 9/11 toppte dank des gesteigerten Ruhms von Michael Moore, der brandaktuellen Thematik und zahlreichen Kontroversen um die Kinoveröffentlichung diesen Erfolg nochmals und auch der weniger kontroverse Sicko konnte sich als großer Erfolg feiern lassen.

Ebenfalls erfolgreich liefen u.a. Super Size Me von Morgan Spurlock, der einen ähnlichen Stil aufwies wie Moores Filme, sich jedoch mit Fast Food und McDonalds' Einfluss auf die amerikanische Lebensweise beschäftigte, und auch Borat, der dem Moore'schen Dokumentationsrezept eine zusätzliche Dosis schwarzen Humor und geskriptete Sketche und einen Schuss Versteckte Kamera hinzufügte, im Kern jedoch nicht anders als Moores Filme funktionierte.
Michael Moore ist deshalb für mich definitiv ein Regisseur, der seine Fußspuren klar erkennbar in der Filmgeschichte hinterließ und diese Dekade mit seinem Stil eindeutig prägte.

Im nächsten Teil der neuen, unregelmäßigen Artikelreihe Filmhistorische Fußspuren geht es ein weiteres Mal um die aktuelle Dekade und was sie kennzeichnet.

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