Dienstag, 24. November 2009

Vom Flaming Moe zu Joe Jump

Neues aus den Walt Disney Animation Studios. Die Neugestaltung von King of the Elves wird umfangreicher als anfangs gedacht, weshalb bei Disney alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um für das Kinojahr 2012 einen anderen Animationsfilm in petto zu haben, sollte die Adaption der Kurzgeschichte von Philip K. Dick nicht rechtzeitig beendet werden. Aaron Blaise wird den Film nun ohne seinen Bärenbrüder-Kollegen Robert Walker beenden müssen, der vom Projekt zurückgezogen wurde. Ein Ersatz für ihn wird derzeit gesucht.

Der Disney-Blog Blue Sky Disney schreibt, dass John Lasseter diese Änderungen im Projekt anforderte, weil sich die Geschichte des Films in eine zuvor unerwartete Richtung entwickelte. Dies ist keineswegs neu im Disney-Kanon, in den letzten Jahren unter Michael Eisner wurden diese Storyverbesserungen lediglich wesentlich später in der Produktion vollzogen.

Als möglicher Lückenfüller wird derzeit Joe Jump vorbereitet, der seit Oktober aus der Development Hell zurückkehrte. Der ursprünglich von Sam Levine (hier geht's zu seinem Blog) konzipierte Film über eine 8bit-Videospielfigur, die sich plötzlich in der modernen Videospielwelt wiederfindet wurde vor einiger Zeit eingestellt, weil seine Storyboards zu "un-disneyhaft" aussahen. Ich sehe in John Lasseter einen großartigen kreativen Berater und Produzenten, aber diese Begründung finde ich schockierend schwach.

Joe Jump behält in seiner Reinkarnation, die 2012 ins Kino kommt, sollte alles glatt laufen, einen starken Einfluss der Levine-Konzepte, wird aber dennoch als völlig neuer, eigenständiger Film beschrieben. Es wäre also eher mit der Änderung von Pinkavas zu Brad Birds Ratatouille zu vergleichen, als mit der Metamorphose des American Dog von Chris Sanders zu Bolt.
Der Regisseur von Joe Jump ist von nun an Disney-Neuling Rich Moore. Und spätestens hier beginnt es Optimismus zu wecken:

Rich Moore war der Regisseur mehrerer meiner absoluten Lieblingsfolgen der Simpsons. Er war für die Folge Die Geburtstagsüberraschung ("Stark Raving Dad") mit Gaststar Michael Jackson verantwortlich, die Episode Der Wettkönig ("Lisa The Greek"), die Homers Wettsucht nutzt um eine gelungene Vater-Tochter-Geschichte zu erzählen sowie die unter Fans zu den absoluten Serienhighlights zählende Episode Am Kap der Angst ("Cape Feare"), die urkomische und spannende Hommage an Martin Scorseses Kap der Angst. Neben dieser Folge, in der Sideshow Bob zu absoluter Höchstform aufläuft war Moore außerdem der Regisseur meiner heimlichen Lieblingsfolge Flaming Moe, in der Homer mit einigen Getränkeresten und Krusty-Kinderhustensaft den ultimativen Szenedrink entwickelt. Die darauf folgende Aufstiegsgeschichte von Moes Taverne, die den Drink exklusiv anbietet, und dank seiner neu gewonnenen Popularität sogar Aerosmith auf die Bühne holen kann, während Homer als verstoßenes Phantom der Oper Taverne den übergeschnappten Moe bedroht ist einfach fantastisch und ich könnte mir diese Episode deshalb immer wieder ansehen.

Mit der Monorail-Folge, Verbrechen lohnt sich nicht und Bart wird bestraft ("Itchy & Scratchy - The Movie") leitete er drei weitere beliebte Folgen aus der besten Periode der langlebigen Zeichentrickserie.
Moores Lebenslauf als Regisseur weißt außerdem fünf Futurama-Folgen (darunter die Pilotepisode sowie die viel geliebte Zeitreiseepisode Roswell That Ends Well) und zwei Drawn Together-Episoden (die schreiend-komische, bitterböse Clum Babies-Folge über Matsurbation und Krankheiten heilendes Cartoonfiguren Sperma sowie die nicht minder fiese Folge Alzheimer's That Ends Well) auf. Als Supervising Director zog er außerdem bei sämtlichen Futurama-Folgen die Fäden und bei der kurzlebigen Serie The Critic entwarf er das visuelle Konzept.

Wow... Eine ansehnliche Liste an Referenzen! Dazu ein untypisches Grundkonzept und die für seine Neuentwicklung von Joe Jump entfachte Bestätigung Lasseters... Ich muss sagen, ich bin richtig scharf auf weitere Meldungen zum Film.

Und was geschieht sonst so bei Disney? Naja, da sind die nicht enden wollenden Gerüchte rund um die Schneekönigin, Chris Buck (Tarzan, Könige der Wellen) hat etwas handgezeichnetes in Arbeit und laut Blue Sky Disney erwartet uns mit Chris Williams' (Bolt) nächsten Film etwas besonderes, das bald offiziell angekündigt wird.

Wuhu, ich bin gespannt!

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7 Kommentare:

milan8888 hat gesagt…

»Es wäre also eher mit der Änderung von Pinkavas zu Brad Birds Ratatouille zu vergleichen,«

Wo gibts denn da genaueres zu finden?

Jaguar D Sauro hat gesagt…

Pinkavas Version war simpler: Es gab viele Überflüssige Charaktere soweit ich mich erinnere und die ganze Handlung wusste auch nicht zu überzeugen. Daher wird die Story von joe Jump einfach nur Kinotauglicher.

Mich freut es als Simpsons-fan, dass Rich Moore die Regie übernimmt: Ein großartiger Mann, und somit reit sich ein weiterer fantastischer Regisseur der Serie bei Disney ein nach Silvermann (Co-regisseur von "Die Monster AG") und Jim reardon (Co-Regisseur von "Wall-E")

Anonym hat gesagt…

Soweit mir bekannt, war bei der Pinkavas Version Gusto noch ein lebender Charakter. Mehr kann ich dazu auch nicht beitragen...

Luanalara hat gesagt…

Vielversprechende Referenzen! Am kap der Angst ist mit das Großartigste, was es jemals bei den Simpsons gab (ich hab ja auch eine Schwäche für Sideshow Bob^^), und die anderen erwähnte Folgen sind auch alle absolut genial.

Bin gespannt! :)

Anonym hat gesagt…

Hilf mir mal kurz auf die Sprünge, welche neuen Meisterwerke kommen denn nach derzeitigem Stand wann ins Kino?

Sir Donnerbold hat gesagt…

Feststehende Termine:
10. 12. 2009: Küss den Frosch (Deutschland-Start)

Sichere Termine:
Dezember 2010: Rapunzel

Anvisiert:
2011: Neuer "Winnie Puuh"-Film
Dezember 2012: King of the Elves (könnte mit "Joe Jump" tauschen)

Nur hinter vorgehaltener Hand:
2013: Joe Jump
2014 (?): Die Schneekönigin (nicht offiziell bestätigt)

Sir Donnerbold hat gesagt…

Achja, nochwas:
@milan8888: Zusätzlich zum bereits gesagten möchte ich noch hinzufügen, dass die Ratten bei Pinkava menschlichere Züge hatten. Und insgesamt soll seine Version wohl keine so stimmige Atmosphäre gehabt haben. Konzeptbilder sahen auch wesentlich cartooniger aus.

Wenn man sich die bisherigen Arbeiten vom "Joe Jump"-Erfinder ansieht, dann arbeitet er in einem sehr nostalgischem Retro-Pixel-Look. Ich kann nur mutmaßen, aber ich denke, dass Lasseter dies etwas augenfreundlicher gestalten ließ. Storytechnisch kann man überhaupt nichts sagen, da "Joe Jump" lange als reines Internetgerücht galt. Fakten gibt es so gut wie keine...

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