Dienstag, 3. August 2010

Die Zehn-Satz-Rezension zu "Sunshine"


  1. Danny Boyles Science-Fiction-Thriller Sunshine von 2007 spielt in einer nahen Zukunft, in der die Sonne zu erlischen droht.
  2. Um den solaren Winter abzuwenden, macht sich eine achtköpfige Forschungseinheit an Bord des Raumschiffs Icarus II auf, die sieben Jahre zuvor gescheiterte Mission eines anderen Teams erneut aufzunehmen und durch die Zündung einer überdimensionalen Bombe im Kern der Sonne das Fusionsfeuer wiederzuentfachen.
  3. In den ersten zwei Drittel erzeugt der britische Regisseur vornehmlich durch Langsamkeit, beunruhigende Stille und beklemmende Bildkompositionen Spannung, was Sunshine zu einem klassischeren und atmosphärisch dichteren Science-Fiction-Thriller macht.
  4. Im letzten Drittel erhöht Boyle das Tempo allerdings zu drastisch und verliert auch die zuvor straff gezügelte Kontrolle über den Einsatz visueller Stilmittel, was in eine meiner Meinung nach lächerlich überzogene Verwendung von Bildverzerrungen, extremen Kamerawinkeln und schnellen Schnitten resultiert.
  5. Inhaltlich, wie visuell ist Sunshine eine mit moderner Farbsättigung und Kameradynamik, sonst aber größtenteils im besten Sinne altmodisch gehaltene, mondäne Fusion aus Stanley Kubricks 2001, Tarkovskys Solaris und später auch Ridley Scotts Alien.
  6. Außerdem befindet sich dramaturgisch, so sakral es auch klingen mag, eine Spur Armageddon in dieser Verschmelzung großer Science-Fiction-Klassiker.
  7. Die Schauspieler, angeführt von Cillian Murphy, spielen so gut, wie es dieses Genre erfordert und zulässt, es gibt keine schauspielerischen Mängel, sie halten die beengende Atmosphäre aufrecht, sind aber nicht emotional mehrdimensional.
  8. Obwohl nichts gegen die Inspiration durch drei Meilensteine des Genres auszusetzen ist und Autor Alex Garland genügend eigene Ideen verwendet, um den Film nicht als Kopie anzusehen, gelingt es Boyle nicht, Sunshine eine eigenständige Identität zu verleihen, so dass während des Betrachtens die Parallelen zu den Vorbildern die neue Gedanken überschatten.
  9. Einzig denkwürdig bleiben für mich deswegen allein die Momente, in denen Boyle seinen beklemmenden Aufnahmen eine morbide Poetik verleiht, so dass der weder wirklich packende, noch zähe Thriller immerhin visuell anregend wirkt.
  10. Augrund der steten Déjà Vus, einiger schwerfälliger Dialoge im ersten Akt und des schwach umgesetzten Twists im letzten Drittel ist Sunshine für mich leider eine mittlere Enttäuschung, die zwar imponierende Bilder bietet und nicht langweilt, jedoch schnell vergessen ist und höchstens Appettit für ähnliche Filme mit konstanter Vision anregt.
Weitere Zehn-Satz-Rezensionen:

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen