Donnerstag, 15. Dezember 2011

Mission: Impossible


Zwischen 1966 und 1971 hieß es regelmäßig Kobra, übernehmen Sie. Naja, nicht wirklich. In dieser Zeitspanne liefen auf dem US-Sender CBS 171 Episoden der Agentenserie Mission: Impossible, die mehrere Emmys und Golden Globes gewann. Die fast schon rituell befolgte Dramaturgie der einzelnen Episoden stand auf der einen Seite, der fast schon revolutionäre Gebrauch von Musik (und einem Titelthema im ungewöhnlichen 5/4-Takt) auf der anderen Seite der Kreativitätsskala. Und von all dem hat man in Deutschland kaum etwas mitbekommen, strahlte die ARD in den 60ern doch nur 22 Episoden und in den späten 70ern weitere 28 Stück aus. Erst in den 90ern kam Fernsehdeutschland dank ProSieben und kabel eins (damals noch "Kabelkanal") in den Genuss der gesamten Serie.

In den USA konnte die Serie aber zahlreiche Fans gewinnen, darunter auch Tom Cruise, der eine Kinovariante der Fernsehserie zum ersten Projekt seiner Produktionsfirma machte. Die Regie übernahm der für seine distinktive Kameraarbeit und seinen Sinn für Suspense bekannte Brian De Palma. Mit weltweiten Einnahmen von über 450 Millionen war ein neues Agenten-Franchise geboren. Ein Franchise mit stetig wechselnden Regisseuren und so auch unentwegt veränderter Geisteshaltung und Bildsprache.

De Palmas Start der Filmreihe ist trotz seiner elaborierten Actionsequenzen ein sehr bodenständiger Beginn für die Mission: Impossible-Filmreihe, da De Palma (zumindest bis kurz vor dem Finale) die Spannung und das was zwischen den "Action beat" passiert klar über den Schauwert stellt. Gleichermaßen merkt man dem Film aber auch an, dass zuerst die drei großen, zentralen Actionpassagen bzw. Einsätze von Tom Cruises Agentenfigur Ethan Hunt feststanden, und man erst im Anschluss darauf die endgültige Story festlegte.

Los geht es mit einem Einsatz des ganzen Teams rund um Ethan Hunt und Jim Phelps (ein gundsolide aufspielender Jon Voight) in einem von Kameramann Stephen H. Burum großartig eingefangenen Prag. Die dunklen, atmosphärisch dicht beleuchteten Aufnahmen sorgen fast schon im Alleingang für die nötige Spannung. Der Look ist auf der Höhe seiner Zeit, aber er emuliert auch sehr gut den Stil der Fernsehserie (so weit ich das anhand der mir bekannten Ausschnitte beurteilen kann). Die Figuren selbst sind gerade so genug ausgearbeitet, dass wir uns als Zuschauer um sie kümmern. Etwa um Emilio Estevez' Computerspezialisten (der mal nicht völlig dem Hollywood-Klischee entspricht) oder um Phelps' stille Ehefrau. Sie alle sind nicht gerade denkwürdig, doch sie erfüllen ihren Zweck.

Der Eröffnungsauftrag ist keine schnelle "rein und wieder raus"-Sache, sondern wird sehr ausführlich geschildert, es könnte eigentlich genauso gut eine eigenständige (ungewohnt teure) Episode der Fernsehserie sein. Dies wiederholt sich beim berühmten Herzstück des Films, wenn Ethan Hunt mit der Hilfe einige abtrünniger Agenten im CIA-Hauptquartier einbricht, um seinen Namen reinzuwaschen (im Kontext ist's eeeetwas sinniger).


Die Szene fand ihren Eingang in die Popkultur, und das auch völlig zu recht: Ohne künstliche Hatz und voller packender Kleinigkeiten werden die Aufs und Abs dieses Einbruchs in coolen Bildern gezeigt. Das Setdesign ist "plausibel futuristisch", ebenso wie die ganzen Sicherheitsvorkehrungen, die es einzuhalten gilt. Ethan darf den Boden nicht berühren, eine gewisse Dezibel-Zahl überschreiten oder die Raumtemperatur erhöhen. Das wurde zwar alles zusammengefriemelt, um zeigen zu könnnen, wie Cruise in einem strahlend weißen Raum über dem Boden rumhangelt, aber es wird in sich stimmig umgesetzt und resultiert durch De Palmas stille und dadurch packende Inszenierung in ein wahres Genrehighlight.

Danach flaut der Film aber etwas ab: Beide zwanzig- bis dreißigminütige Einsätze hatten ihre eigene Spannungskurve, das Zwischengeplänkel brachte die Figuren von A nach B, ohne zu langweilen. Das Finale in einem TGV verlässt sich dann zunächst zu sehr auf Plottwists, die kein wirkliches emotionales Gewicht haben (dafür sind die Figuren dann nunmal doch nicht gut genug entwickelt), bevor das ganze "Hubschrauber im Zugtunnel"-Gedöns zur bloßen Augenwischerei wird. Es ist schon stylisch und cool, aber auch klar "flacher" als die vorherigen Hauptsequenzen.

Danny Elfmans Filmmusik ist grundsolide: Er emuliert das TV-Thema großartig, seine eigenen Kompositionen sind wiederum ziemlich effektlos. Dass Mission: Impossible auch zwischen den großen Segmenten packt, ist vor allem der Verdienst von Tom Cruise, der hier noch auf der Höhe seiner Starpower war. De Palmas Mission: Impossible ist rückblickend übrigens auffällig trocken. Humorige Einlagen sind äußerst rar gesät, und auch der Coolness-Faktor kommt weniger von den Figuren oder den Kameraeinstellungen, als von der bloßen Idee her (man siehe erneut den Einbruch ins CIA-Quartier).

Rundherum lautet mein Fazit: Spannender, episodenhaft geratener Agententhriller, dessen Suspense in den Agenteneinsätzen nicht ganz auf die komplette Story übertragen wird.

Siehe auch:

1 Kommentare:

Antje hat gesagt…

Schade nur, dass MI komplett von Tom Cruise getragen wird, dessen Image ja nun doch arg gelitten hat in den letzten Jahren. :-/

Kommentar veröffentlichen