Samstag, 8. Dezember 2012

Waltmenschen: John Sibley

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten
Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.
John Sibley (rechts) zu Beginn der 50er (Bildquelle: Blackwing Diaries)

John Sibley gehört zu den unbesungenen Meistern aus den Walt Disney Studios. Disney-Historiker nominieren ihn regelmäßig für den Titel des "Zehnten von Disneys Nine Old Men", womit er im posthumen Wettstreit mit seinem geschätzten Kollegen Fred Moore steht. Dieser hat seine größere Bekanntheit unter Trickfilmfreunden seinen markanten Zeichnungen junger, unschuldig-verführerischer Frauen sowie seiner Umarbeitung von Micky Maus zu verdanken. Sibley hatte kein so einprägsames Steckenpferd wie Moore mit seinen Grazien und seine Vita weist weniger prominente Rollen in den abendfüllenden Disney-Trickfilmen auf, so dass er sich dem interessierten Zuschauer nicht derart ins Auge drängt wie etwa Frank Thomas und Ollie Johnston.

Liebhaber der belebten Zeichnung werden John Sibley jedoch nicht so schnell vergessen, sobald er ihnen erstmal auffiel. Sibley zählte zu jenen Künstlern bei Disney, die weder auf Realismus, noch auf cartoonige Wirkung aus waren. Stattdessen ging es ihm um eine subtile Karikatur der echten Wirkung einer Persönlichkeit. Und so schuf er einige der energiereichsten, einprägsamsten Momente "seiner" Figuren. Sibley übernahm von Art Babbit den Staffelstab des talentiertesten Goofy-Zeichners und perfektionierte die gelenkigen, kurioserweise so schlacksig und unbeholfen wirkenden Bewegungen des Disney-Tölpels. Dieses Talent wendete Sibley auch bei Icaboad Crane an und dem betrunkenen Barden in Dornröschen. Er beherrschte aber auch Subtilität, wie im Fall der Siamkatzen aus Susi und Strolch. Sein Herz schlug aber für die Cartoons, wo er sein Gemüt leichter ausleben konnte: Sibley war eine Frohnatur, die sich nie mit ihren Kollegen anlegte und bei studiopolitischen Themen auf taub schaltete. 

Aus bislang den Disney-Historikern unbekannten Gründen verlor Sibley in den 60ern drastisch an Enthusiasmus für seine Berufung im Studio. Nach Winnie Puuh und der Honigbaum wurde Sibley letztlich entlassen. 

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