Donnerstag, 30. März 2017

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows


Der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Und konsequenterweise kann auch die Lösung eines teuflischen Problems im Detail stecken. Dies führen etwa die von The Rock-Regisseur Michael Bay produzierten Turtles-Filme vor. Eines der vielen Probleme, die ein Gros des Publikums mit dem Erstling von 2014 hatte, betraf das Design der titelgebenden Schildkrötenmutanten. Zu gewaltig, zu finster, zu abscheulich. Nun, zwei Jahre später, kommen die Turtles auf die Leinwand zurück – und sie haben zwischendurch wohl eine Typberatung verpasst bekommen. Sie sind zweifelsohne weiterhin die von Natur aus gepanzerten Ninjakämpfer aus dem ersten Teil, aber durch kleine Änderungen wirken sie freundlicher und angenehmer. Sie sind keine „Disco-Pumper“ mehr, betonen also nicht weiter im übertriebenen Maße ihre Muskelpartien. Sie schauen freundlicher drein. Und auch ihre Reptilienhaut ist etwas blasser sowie nicht mehr dermaßen zerfurcht wie im ersten Part.

Und ganz getreu dem Leitspruch „Neuer Stil, neue Lebenseinstellung“ hat das heldenhafte Quartett in Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows eine neue Stimmung mitgebracht. Während der von Jonathan Liebesman inszenierte Vorgänger überdeutlich einen filmischen Cousin von Michael Bays Transformers-Reihe darstellt, fußt Dave Greens Fortsetzung stärker auf der überkultigen 80er-Zeichentrickserie und der aktuellen CG-Serie von Nickelodeon. Alles ist farbenfroher, netter und kindlicher als beim letzten Einsatz der Turtles – das betrifft auch den Humor, der stärker auf kindische Übertreibungen, knallige Ideen und Situationskomik setzt als das pubertäre Wettfrotzeln des 2014er Films.

Ein Reboot stellt Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows allerdings nicht dar. Die Ereignisse des Vorläufers sind weiterhin Kanon und dienen sogar als Sprungbrett für das neue Turtles-Abenteuer: Einige der Schildkrötenbrüder bereuen es allmählich, dass sie Vern Fenwick (herrlich selbstverliebt: Will Arnett) gestattet haben, sämtlichen Ruhm für ihren Kampf gegen den bösen Shredder (hat kaum etwas zu tun: Brian Tee) abzusahnen. Während die Meinungsverschiedenheiten darüber, ob sie sich vielleicht der Menschheit stellen sollten, den Teamgeist der Turtles schwächen, gelangt ihr Erzfeind wieder auf freien Fuß und nutzt dies prompt, um mit intergalaktischer Technologie die Kleinganoven Bebop & Rocksteady (genüsslich albern: Gary Anthony Williams & Sheamus) zu tierischen Schlägern mutieren zu lassen. Doch damit nicht genug: Shredder tüftelt an einer Gerätschaft, um das garstige Alien Krang (Brad Garrett) sowie dessen Superwaffe zur Erde zu teleportieren. Können die Turtles diesen Wahnsinn gemeinsam mit Reporterin April (Beiwerk: Megan Fox) und dem in Ungnade gefallenen Justizvollzugsbeamter Casey Jones (überraschend cool: Stephen Arnell) aufhalten ..?

Das Drehbuch von Josh Appelbaum und André Nemec ist auf eine spaßige Weise tumb. Die Bedrohung der Schurken wird nie spürbar, jedoch gibt das Geschehen den Turtles Anlass für kurzweilige Dialoge, durch welche die eh schon cartoonigen Ereignisse noch humorvoller daherkommen. Gelegentlich verkaufen die Filmemacher ihr Publikum leider dann doch auf unverschämte Weise für dumm, so wird die Einführung Krangs derartig unambitioniert und ideenlos mit dem Brecheisen in den Plot gehebelt, dass es fast schon weh tut. Gemeinhin verleiht Earth to Echo-Regisseur Dave Green seinem Blockbuster jedoch eine cartoonhafte „Alles ist möglich“-Stimmung, zu der auch die turbulenten Actionszenen passen. Diese inszeniert Green weitestgehend ohne Suspense, stattdessen steht der Faktor „Wie weit kann das noch eskalieren?“ im Vordergrund. Dank übersichtlicher Kameraarbeit von Lula Carvalho und eines zügigen, aber nie frenetischen Schnitts durch Jim May & Bob Ducsay sind diese Actioneinlagen zumeist auch sehr launig geraten – besonders sticht ein abenteuerlicher Abstecher nach Brasilien hervor, der die Turtles zu Lande, zu Wasser und in der Luft herumwirbeln lässt.

Aber auch Shredders Flucht aus einem Gefangenentransport im ersten Filmdrittel empfiehlt Green für weitere familienorientierte Actionfilme. Seine „Look übertrumpft Logik“-Herangehensweise provoziert zwar Fragen wie „Warum tragen Ninjas Anzüge mit roten, Tron-artigen Leuchtlinien?“, doch hier gilt: Kritisches Denken ausgeschaltet und genießt die Show. Dass Josh Appelbaum und André Nemec ausgerechnet bei diesem gewollt hirnlosen Ritt die erzählerisches Potential aufweisende Storyidee verbraten, dass die Turtles über eine Menschwerdung nachdenken, ist zwar ebenso bedauerlich wie die Austauschbarkeit des großen Finales. Trotzdem gelingt es Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows, die Filmreihe in eine stimmige, wenngleich nur wenige Glanzlichter aufweisende Bahn zu lenken. Sollte es einen dritten Teil geben, darf dieser gerne versuchen, noch den nötigen „Wow!“-Faktor hinzuzufügen. Aber da dieses Sequel total gefloppt ist – möglicherweise, weil Part eins zu viele potentielle Interessenten vergrault hat -, wird daraus wohl nichts.

Fazit: Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows ist kurzweiliger, unsinniger, familientauglicher Actionspaß mit vielen verrückten Ideen und wenig Spannung.

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