Donnerstag, 18. Juni 2020

Musikalisches Immergrün – Die besten Disney-Songs der Dekade (Teil IX)

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Platz 35: Schnabeltiertrucker ("Mobile Mammal") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Robert F. Hughes, Jeff "Swampy" Marsh. Dan Povenmirewiki (dt. Fassung von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Ein Paradebeispiel für den Phineas & Ferb-Humor: Schnabeltier Perry alias Geheimagent Agent P schnappt sich im Einsatz einen fremden Truck, in dem ZUFÄLLIG ein Demoband eines Hobbymusikers liegt. Und ZUFÄLLIG handelt dieser Song von einem Trucks fahrenden Schnabeltier. Was im Storytelling der Folge genüsslich-beiläufig auf den Arm genommen wird. Und obwohl der Song ein großer, dummer Witz ist, ist diese Hommage an Truck Drivin' Girl griffig komponiert: Diese Nummer im Southern-Country-Stil geht ins Ohr und in den Bleifuß.


Platz 34: Ich warte hier auf dich ("Evermore") aus Die Schöne und das Biest
Musik von Alan Menken, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Thomas Amper & Lutz Riedel)

Die Solonummer des unter gebrochenem Herzen leidenden Biests ist meine liebste Originalnummer aus dem Die Schöne und das Biest-Bühnenmusical - wobei das Lied vor allem durch die Einbindung der ominösen Eröffnungsmelodie punktet. Dass Bill Condons Realfilm die Bühnenfassung des Disney-Zeichentrickfilms hinter sich lässt, dabei aber dennoch ein neues Lied kreiert, das nahezu exakt dieselbe Funktion erfüllt wie Wie kann ich sie lieben, sorgte vorab unter Fans für Diskussionen. Und auch hinter den Kulissen unterstützte Alan Menken zunächst den Gedanken, einfach Wie kann ich sie lieben für den Film zu adaptieren. Zunächst 1:1, dann war zwischendurch im Gespräch, den Song dramaturgisch vorzuziehen (zur Stelle, als Belle erstmals fliegt) und umzutexten.

Um aber den Sinneswandel des Biestes stärker auf die Filmstruktur zugeschnitten erzählen zu können, wurde letztlich entschlossen, ein neues Lied zu verfassen. Eine sehr gute Entscheidung: Evermore ist für mich der stärkste neue Song in Die Schöne und das Biest und generell einer der besten Momente im Realfilmremake des Zeichentrickklassikers: Wie sich das Biest in seinem Monolog nach und nach aus seinem Frust und Kummer hin zu einer melancholisch-positiven Erwartungshaltung und Selbsterkenntnis steigert, ist sehr überzeugend geschrieben und wird durch Dan Stevens' Schauspiel sowie Condons Regieführung griffig zur Schau gestellt. Das schleichende Vermenschlichen seiner Stimme ist das Tüpfelchen auf dem i.


Platz 33: Danke, dass ihr bei uns wart ("Curtain Call/Time Spent Together") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Robert F. Hughes, Jeff "Swampy" Marsh, Dan Povenmire, Madison Scheckel und Martin Olson (dt. Fassung von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Manche Disney-Trickserien, die eine mehr oder minder fortlaufende Handlung aufweisen, haben ein großes Finale bekommen. Disney-Animationsserien, bei der episodenhafte Comedy zweifelsohne den Schwerpunkt darstellt, enden dagegen normalerweise einfach. Die letzte Folge könnte nahezu immer auch die vorletzte, die vierte oder die 32. sein, das macht keinen Unterschied. Nicht so bei Phineas & Ferb: Nach acht Jahren und einer dreistelligen Anzahl an Episoden sowie mehreren Specials in Filmlänge verabschiedete sich Phineas & Ferb mit einer unmissverständlich als großer Abschluss gemeinten Finalfolge. Und die kulminiert, voll und ganz im Sinne der Serie, in einem Finalsong, der die vierte Wand durchbricht: Die Stiefbrüder Phineas und Ferb, ihre Freunde und sogar der böse Dr. Doofenshmirtz singen hier gemeinsam über die vergangenen Episoden (die Lyrics sind quasi ein codiertes Best-of der Serie) und darüber, wie dankbar sie für ihr Publikum sind. Hier sprechen kaum kaschiert die Serienverantwortlichen durch die Figuren hindurch und verneigen sich vor den Fans, die Phineas & Ferb zu einem der größten Phänomene unter den Disney-Serien gemacht haben. Es ist, ganz nebenher, zudem der längste Phineas & Ferb-Song. Also auch in diesem Sinne ein wahrer, großer Abschluss.


Platz 32: Der Weg des Schnabeltiers ("Way of the Platypus") aus Phineas & Ferb
Musik und Text: Robert Hughes, Martin Olson und Dan Povenmire (dt. Fassung von Christine Roche, Ursula von Langen & Thomas Amper)

Üblicherweise werden im Original die härteren, rockigeren Songs in Phineas & Ferb von Robbie Wyckoff eingesungen. Als diese energiereiche Nummer, die eine Trainingsmontage begleitet, aufgenommen werden musste, was Wyckoff jedoch verhindert. Als Ersatz wurde Rick Cowling, der zu dieser Zeit Teil der Art-Rock-Band Ambrosia war, angefragt, von dem die Serienmacher "eine Mischung zwischen AC/DC und Axl Rose" verlangten. Da der Song aber obendrein ähnlich geschrieben ist wie viele Dio-Nummern und Cowling selbst derweil eine Stimmfarbe mitbringt, die leicht in Richtung Sammy Hagar tendiert, haben wir hiermit ein wahres Hard-Rock-Sammelsurium.


Platz 31: Rapunzels Zauberspruch ("Healing Incantation") aus Rapunzel - Neu verföhnt
Musik von Alan Menken, Text von Glenn Slater (dt. Fassung von Thomas Amper)

Ein betörendes, ebenso schönes wie bedächtig klingendes, kleines Lied, das im Film mysteriös und zauberhaft ist und später in der Rapunzel-Serie an erzählerischen Wendepunkten behutsam abgewandelt wird. Klein, aber oho!