Dienstag, 6. April 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXXIII)

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Platz 133: Jacks Lamento ("Jack's Lament") aus Nightmare before Christmas
Musik und Text von Danny Elfman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Anfangs sind die weniger komödiantischen Lieder in Nightmare before Christmas wirklich schwer auseinanderzuhalten. Wer könnte nach dem ersten oder zweiten Anschauen ohne Hilfe einer Soundtrack-CD schon benennen, welches Lied nun Jacks Lamento und welches Jacks Dilemma ist? Glücklicherweise ist Nightmare before Christmas als vollkommen verdienter Kultfilm eine Produktion, die sich bestens mit großer Regelmäßigkeit wiederholt ansehen lässt, und dabei verliert man sich wirklich immer stärker in Danny Elfmans morbid-lyrische Gesangsmonologe, in denen Jack oder auch Sally (siehe Platz 269) ihre Intentionen, Motivationen und Depressionen artikulieren. In Jacks Lamento beklagt Jack Skellington, der Herr des Spuks, die versiegende Attraktivität seines Meisterfachs auf ihn und verdeutlicht seine Einsamkeit sowie seine Sehnsucht nach einer neuen Entdeckung, wordurch die bedrückende Leere seines Daseins gefüllt werden kann. Das leise Lied mit melodisch gesprochenen, poetischen Texten und einer sanft-grotesken, säuselnden Musikbegleitung ist kein Ohrwurm, wie er im Buche steht, jedoch sehr ergreifend und eines der anspruchsvolleren Lieder in dieser Hitliste.

Platz 132: Mexico aus Drei Caballeros
Musik von Charles Wolcott, Text von E. Santos (engl. Fassung von Ray Gilbert)

Unter den Geschenken, die der ewige Pechvogel Donald in Drei Caballeros zu seinem Geburtstag erhält, ist ein Bilderbuch über das südliche Nachbarland der USA. Der stürmische mexikanische Gockel Panchito nutzt das Bilderbuch, um kurz etwas über die Geschichte seiner Heimat zu erzählen, indem er auf die Anekdote eingeht, wie Mexiko zu seiner Flagge kam und erweckt kurz darauf das Bilderbuch zum Leben. Während sich Panchito, Donald und José wunderschöne Malereien und charakteristische Fotografien von Mexiko anschauen, und später mittels ihres magischen Teppichs in sie hinabtauchen, läuft eine schmachtende, jedoch eine aufrechte Haltung bewahrende, Ode an dieses Land. Nicht zu letzt aufgrund meines seit Kindstagen an hohen Konsums von Drei Caballeros ist dieses Lied eine meiner ersten Assoziationen mit Mexiko. Es ist eine ausgeruhte, wunderschöne Ballade, die richtiges Reisefieber auszulösen vermag. Auch in diesem Fall gilt, genauso wie bei Baía (Platz 135), dass die für den amerikanischen Markt aufgenommene, englische Version, nicht so gut ist,wie die in der Landessprache. Auf spanisch kommt der Flair einfach wesentlich besser rüber.

Platz 131: That Darn Cat! aus Dieser verflixte Kater
Musik und Text von Richard Kendall Gibbs

Über das 1997 veröffentlichte Remake einer klassischen Disney-Realfilmfkomödie von 1965 ließ ich mich ja bereits in meiner Hitliste der 10 peinlichen Filmleidenschaften aus. Und ich werde so schnell nicht aufgeben, diese aufgedrehte, herzerfrischende und zugleich sarkastische Kriminalkomödie zu verteidigen. Die Hauptrolle ist mit Christina Ricci als zynischer Teenagerin, die ihr Leben in einer langweiligen Kleinstadt verabscheut, hervorragend besetzt und auch Doug E. Doug als verplanter FBI-Agent weist sehr gutes komödiantisches Timing auf. Die Story, dass eine Katze mit einer Armbanduhr um den Hals bei Frauchen zu Hause aufkreuzt, den sie als vermutlichen Hinweis auf einen Entführungsfall auffasst, wird mit feucht-fröhlichem Augenzwinkern umgesetzt und kann dadurch mehr überzeugen als vergleichbare Filme.
Besonders nennenswert ist allerdings der äußerst einprägsame Titelsong, der sich in einer Instrumentalversion wie ein roter Faden durch den Film zieht. Richard Gibbs, der auch die Titelmelodie von Battlestar Galactica schrieb, sich für die Musiksequenzen in Muppets Tonight verantwortlich zeichnete und auch die Musik zum Zeichentrickfilm 101 Dalmatiner - Teil II schrieb, komponierte eine aufregende, ernergiereiche und moderne, sommerlich heiße Rock-/Punknummer, die zwar eher simpel ist, aber viel Charakter ausstrahlt und die Attitüde des Films sehr gut trifft. Das Hauptmotiv weißt sogar einige locker-jazzige Qualitäten auf, was dem Stück aufgrund dieses reizvoll aufgehenden Kontrasts eine sehr ansprechende und auch originelle Note verleiht.
Das Original von 1965, in Deutschland unter dem Titel Alles für die Katz bekannt, hatte ebenfalls einen That Darn Cat! genannten, jedoch entspannt jazzigen Titelsong. Die vom Allroundmusiker Bobby Darin gesungene Sherman-Brüder-Komposition war um einiges lässiger als das musikalische Hauptthema dieses Films, mit sehr prägendem Kontrabass und sanftem, jedoch beständigem Beckeneinsatz. Aber der Titelsong des wilderen Remakes von 1997 fetzt einfach viel mehr und bleibt auch wesentlich besser hängen, während Lied der Shermans zu sehr bemüht ist, wie das nahezu unerreichbare Pink Panther-Thema zu wirken.

Platz 130: Kleiner Mann aus Holz ("Little Wooden Head") aus Pinocchio
Musik von Leigh Harline, Text von Ned Washington (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Für die in der oberen Hälfte meiner Disney-Lieblingsliedhitliste vertretenen Songs ist es eigentlich nahezu ausnahmslos typisch, dass ich sie mir sehr gerne (und regelmäßig) von ihrem Ursprung losgelöst anhöre. Als spaßiger Szenensong, der zu großen Teilen von der während ihm laufenden Filmsequenz lebt, ist Kleiner Mann aus Holz eine Ausnahme von dieser Regel. Einfach so, als bloße akustische Begleitung durch den Alltag ist Gepettos mit kindlicher Fantasie und Spielfreude gesungenes Lied nett, im Kontext des Films und in Verbindung mit dem ausgelassen durch seine Werkstatt tänzelndn Gepetto ist Kleiner Mann aus Holz allerdings großartig und ein hervorragender Stimmungsaufheller. Die dazu laufenden (im Film einfallsreich gestalteten) Spieluhren und die sehr realistische Animation des zu diesem Zeitpunkt noch leblosen Pinocchio machen zusammen mit diesem Lied aus dem nach der Fertigstellung der berühmten Marionette stattfindenden Freudentanz eine der schönsten Sequenzen aus diesem wundervollen Disney-Meisterwerk.

Platz 129: Heiho ("Heigh-Ho") aus Schneewittchen und die sieben Zwerge
Musik von Frank Churchill, Text von Larry Morey (zweite dt. Fassung von Eberhard Cronshagen, 3. dt. Fassung von Lutz Riedl, basierend auf der 1. und 2. Synchronisation)

Schneewittchen und die sieben Zwerge war der erste Film der Geschichte, zu dem Soundtrack-Platten erschienen sind. Vollkommen unüberraschend gehört das wohl berühmteste Lied aus diesem Film zugleich zu den größten Disneyhymnen überhaupt: Heiho, das heitere, einfache, eingängige und enorm ansteckende (Anti-)Arbeitslied der sieben Zwerge muss nur einmal gehört werden, und schon setzt es sich für immer und ewig in den Hirnwindungen fest, von wo es unmöglich vertrieben werden kann. Setzt diese Eigenschaft Heiho in eine verwandschaftliche Nähe zu it's a small world (after all) (Platz 191), spricht für das Lied der Zwerge, dass es zwar wohlgemute Stimmung verbreitet, jedoch bei weitem keinen Zuckerschock unüberbewältigender Ausmaße auslöst. Die Schmerzgrenze liegt bei Heiho sehr viel höher, es ist bedeutsam schwerer zu überreizen als it's a small world. Es ist halt einfach eine grundsolide, effektive Spaßnummer und der Begründung einer langen Tradition derartiger Disneylieder. Als einer der musikalischen Disneyklassiker schlechthin wurde Heiho, genauso wie Bibbidi Babbidi Bu oder Wenn ein Stern in finst'rer Nacht, später auch vom legendären Louis Armstrong eingespielt. An das original Filmarrangement, nahezu vollkommen gleich in welcher Sprache, reichen die Coverversionen von Heiho allerdings nicht heran, dessen Wirkung ist schlicht zu stark, als dass sie so einfach übertrumpft werden könnte.

Platz 128: Dschungel-Rhythmus ("Jungle Rhythm") aus Das Dschungelbuch 2
Musik und Text von Paul Grabowsky und Lorraine Feather (dt. Fassung von Frank Lenart)

Über die Disney-Zeichentrickfortsetzungen kann man denken, was man mag, aber man muss sich eingestehen, dass sich einige stärker anbieteten als andere. Das mit exotischem Flair ausgestattete Abenteuer Aladdin lieferte etwa eine gute Vorlage für weitere Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Und wenn ihr mich fragt, dann sind die Fortsetzungen zum Disney Meisterwerk von 1992 auch durchweg gut. Das Dschungelbuch in der Disney-Reinkarnation hingegen ist eigentlich kein Stoff, der einen zweiten Teil nahe legt. Dennoch entließ man 2003 Das Dschungelbuch 2 in die Kinos. Für diesen Film entschloss man sich, Mogli ebenfalls eine eigene Gesangseinlage zu spendieren, und so stimmt das zu den Menschen rübergewanderte Dschungelkind in seiner neuen, zivilisierten Heimat einen (möchtegern-)ruchvollen Lobgesang auf den heißen Rhythmus und den abenteuerlichen Ruf des Dschungels an, mit dem er bei den Erwachsenen für hochgezogene Augenbrauen und bei den Kindern für Lust auf Exotik sorgt. Dieser vollkommen erzwungene Song erreicht die selbst gesteckten Ziele nichtmal im Ansatz, die Filmfassung ist ein Fall für die Schere und den Boden des Schneideraums. Die von den Ten Tenors eingesungene Version hingegen zielt auf eine vollkommen andere Stimmung ab und erzeugt diese mit Bravour. Normalerweise ist Gesang der Marke "Die drei Tenöre", "The Ten Tenors", "Die jungen Tenöre" und so weiter nicht wirklich mein Fall, im Zusammenspiel mit der fast schon virtuous umarrangierten Komposition von Dschungel-Rhythmus kann er mich allerdings packen. Ob mir die deutsche oder englische Fassung besser gefällt, kann ich nicht genau benennen. Der Refrain funktioniert auf Englisch etwas besser und setzt sich stärker im Gehörgang fest, auf Deutsch hat eine der Strophe (nicht zuletzt schlicht und ergreifend aufgrund der gewählten Sprache) dafür etwas vom Flair der Comedian Harmonists. Jedenfalls können mich die Tenor-Aufnahmen von Dschungel-Rhythmus sehr leicht erfreuen, und hieven den Titelsong der ProSieben-Disney Filmparade mit minimalistischer Instrumentierung und massiver Stimmgewalt nicht nur in diese Hitliste hinein, sondern direkt ins gute Mittelfeld.

Platz 127: Transformation aus Bärenbrüder
Musik und Text von Phil Collins (Inuktitut-Fassung von Lorena Kapniaq Williams)

Während Pocahontas es 1995 versäumte, wirklich authentische, indianische Klänge in sein musikalisches Gewand einzuweben und sich auf Trommeleinsätze beschränkte, welche ein Gefühl für die Kultur der Ureinwohner Amerikas vermitteln sollte (siehe dazu Platz 315, bauten die Regisseure Aaron Blaise und Robert Walker sehr beeindruckenden Inuitgesang in das dramatische und rührende Abentezer Bärenbrüder ein. Transformation, komponiert und geschrieben von Phil Collins, wurde für den Film in die Inuit-Sprache Inuktitut übersetzt und vom The Bulgarian Women's Choir eindrucksvoll eingesungen. Welch klare und hohen Töne sie mit Kopfstimme erreichen imponiert und verleiht der Transformationssequenz, in der sich Kenai in einen Bären verwandelt ein überwältigendes Gänsehautgefühl. Collins vollbrachte es, ein sehr mystisches und ergreifendes Stück Musik zu schreiben, welches für die Filmversion mit ursprünglichen Instrumenten und vorsichtigem Orchestereinsatz fantastisch arrangiert wurde und einen vom eher meditativen Anfang bis zum epischeren, nicht minder geheimnisvolleren Finale in seinen Bann zieht. Die ebenfalls "esoterische" Elemente enthaltende, insgesamt dennoch wesentlich westlichere, von Phil Collins gesungene englische Version kann damit bei weitem nicht mithalten.

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