Dienstag, 21. Dezember 2010

Die Zehn-Satz-Rezension zu "Adventureland"

  1. Adventureland ist eine Coming-of-Age-Deprimödie aus dem Jahr 2009 von Superbad-Regisseur Greg Mottola und einer der letzten Miramax-Filme.
  2. Der Film basiert auf Jugenderfahrungen Mottolas und spielt im Sommer des Jahres 1987, einer ennervierenden Zeit für James (Jesse Eisenberg), der kurz vor dem Wechsel aufs College steht und aus Geldmangel einen Ferienjob im schäbigen Freizeitpark Adventureland annehmen muss.
  3. Weil sein Chef (der zu wenig auftauchende Bill Hader) ihn für einen verspielten Typen hält, wird James nicht zu den begehrteren Fahrgeschäften eingeteilt, sondern muss gemeinsam mit Leuten dem Nihilisten Joel (Martin Starr) an den Spielbuden schuften.
  4. Der jungfräuliche und schüchterne James lernt auf der Arbeit die von ihrem Elternhaus geschaffte, stets übermüdete und gestresst aussehende Em (gespielt von einer sympatisch abgefrackten Kristen Stewart) kennen, in die er sich sehr schnell verliebt.
  5. Einer von James Vertrauenspersonen ist Lebemann und Techniker Mike (Ryan Reynolds), ein gleichemraßen offener wie schleimiger Kerl, der sich während der Arbeit an den Buden und Fahrgeschäften Adventurelands um Frauenherzen bemüht und James mehr oder weniger ernstgemeinte Liebestipps gibt.
  6. Wie der in der Gegenwart spielende Superbad ist Adventureland audiovisuell stark von einem Retrocharme geprägt, die Musikwauswahl ist typisch 80er (was hier offensichtlicher gerechtfertigt wird als in Superbad), die Kameraarbeit ist ebenso träge wie die Geisteszustände des Figurenrepertoires, die Farben leicht grieselig, was man mögen kann oder auch nicht.
  7. Anders als Superbad, der hinter seinem episodenhaft-rüden und unverschämten Hunor dezent eine Geschichte über Männerfreundschaften erzählt, stellt Adventureland den Witz eher in den Hintergrund, entlockt durch gelegentlich trockene Dialoge oder absurde Siutationen einige Schmunzler, doch insgesamt geht es dem Film mehr darum, mit einem kleinen Grinsen von einem beschissenen Sommer zu erzählen, und wie ein nerviger Job und zwischenmenschliche Verwirrungen einen Menschen verändern können.
  8. Das ganze Ensemble füllt die scharf umrissenen Figuren mit Leben und insbesondere Eisenberg und Stewart bleiben einem in Erinnerung, nicht zuletzt auch, weil das Verhältnis ihrer Figuren äußerst glaubwürdig vermittelt wird, während ähnlich gelagerte Filme wie Beim ersten Mal oder auch Superbad in diesem Belang doch etwas von Loserfantasien haben.
  9. Die filmische Identität von Adventureland wird vor allem durch seine Atmosphäre markiert, seiner amüsanten aber zugleich knockentrockenen und deprimierten Stimmung, die einem Besuch auf einer mäßigen Kirmes mit guten Freunden gleicht, da es irgendwo Spaß macht, aber dennoch von der schäbigen Kulisse und dem ranzigen Nachgeschmack des Fressbuden-Imbiß beeinflusst wird.
  10. Adventureland ist eine Mischung aus Superbad mit weniger griffigen Sprüchen und einem nicht ganz so skurrilen, innovativen Garden State; ein einsichtsvoller und glaubwürdiger Vertreter seines Genres, der einen nostalgisch-verrotteten Charme hat und seine holperige Dramaturgie größtenteils durch sein Ensemble wieder gutmachen kann und somit zwar keinesfalls ein Muss, aber immerhin einen geheimen Gelegenheits-Anspieltipp für Liebhaber des subtil-schrägen Coming-of-Age-Kinos darstellt.
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