Donnerstag, 4. Juli 2013

Ich – Einfach unverbesserlich 2


Die Superschurken-Animationskomödie Ich – Einfach unverbesserlich war einer der Überraschungshits des Jahres 2010. Newcomerstudio Illumination Entertainment überflügelte sowohl bei den Kritikern als auch an den Kinokassen das Konkurrenzprodukt Megamind aus dem Hause DreamWorks Animation, das ebenfalls von einem sein Schaffen genießenden Schurken erzählt, und positionierte sich mit tollem 3D, knuffiger Animation und viel Witz sowie einer Prise Herz als bemerkenswerter, neuer Mitbewerber im scharf umkämpften US-Animationsfilmsegment. Die Nachfolgefilme des vom Ice Age-Produzenten Chris Meledandri gegründeten Studios, der laffe Mischfilm Hop – Osterhase oder Superstar? und die harmlos-chaotische Kinderbuchadaption Der Lorax, konnten an diesen Debütfilm nicht im geringsten heranreichen, weshalb die Fortsetzung Ich – Einfach unverbesserlich 2 ein umso bedeutsameres Projekt für das junge Trickstudio ist.

Kurzfristig betrachtet ist Ich – Einfach unverbesserlich 2 wohl ein kleiner Segen für das junge Studio, denn die kurzweilige Komödie dürfte das Familienpublikum gut amüsieren und in den USA zeichnen sich bereits sehr zufriedenstellende Einnahmen ab. Auch die Kritiken sind durchaus wohlwollend, allerdings ist Ich – Einfach unverbesserlich 2 meiner Ansicht nach dennoch kein Anlass, die 2010 in Illumination Entertainment gesteckten Hoffnungen aufrecht zu erhalten. Aber der Reihe nach:

Die Story des Films setzt nicht all zu lange nach den Ereignissen aus Ich – Einfach unverbesserlich ein, und zeigt den geläuterten Superganoven Gru (in der deutschen Synchro einmal mehr vorzüglich: Oliver Rohrbeck) glücklich als Oberhaupt seiner unkonventionellen Familie, bestehend aus seinen Adoptivtöchtern Margo, Edith und Agnes sowie einer Heerschar von kleinen, quietschgelben Minions und dem uralten Dr. Nefario. Grus Nachbarn stehen der seltsam zusammengewürfelten Rasselbande allerdings skeptisch gegenüber. Weniger, weil Gru zahllose, schräge und gelbe Helferlein sowie einen Killerhund hat (das verwundert nur sehr wenige Anwohner), sondern viel eher, weil Gru trotz seines langsam fortschreitenden Alters noch immer Single ist. Sämtliche Verkupplungsversuche blockt der Mondräuber jedoch eifrig ab, was selbst seine Adoptivtöchter verwundert.
Für Liebesdinge ist aber eh keine Zeit, denn Gru wird von der stets zwischen Zurückhaltung und Überdrehtheit chargierenden Agentin Lucy Wilde (erstaunlich dynamisch synchronisiert von Martina Hill) kontaktiert, die ihn zur Anti-Verbrecher-Liga schleppt. Dort wird Gru das Angebot unterbreitet, für die Geheimorganisation zu arbeiten und dem Diebstahl des ultragefährlichen Serums PX-41 nachzugehen. Da Grus Konfitürengeschäft denkbar mies läuft (so mies, dass sogar der treue Dr. Nefario seinen Hut nimmt), stimmt Gru dem Angebot nach kurzem Zögern zu. Und schon befindet er sich in einer völlig neuen Situation: Zusammen mit einer freundlich-verrückten Frau geht dieser Ex-Verbrecher auf Jagd nach einem seiner Kollegen – und alle Indizien deuten darauf, dass der Gesuchte einer seiner geachtesten Schurkenkollegen aus früheren Tagen ist ...

War das Original von 2010 noch neben seinem frech-liebevollen Ideenreichtum auch noch ein sehr süßer, herzlicher Film, schieben die Regisseure Chris Renaud & Pierre Coffin in der Fortsetzung den emotionalen Kern ihres Überraschungshits großzügig bei Seite. Generell ist Ich – Einfach unverbesserlich 2 simpler und inhaltlich weniger ambitioniert als sein Vorgänger: Die Fallhöhe ist niedriger, Gru steht in keinem nennenswerten emotionalen Dilemma und jede Wende in einen dramatischeren oder aufreibenderen Tonfall fangen die Regisseure sehr rasch wieder auf. Insofern ist Ich – Einfach unverbesserlich 2 leider eine Bestätigung des in den vergangenen Jahren aufgekommenen Eindrucks, dass Illumination Entertainment wohl doch nicht den großen Spitzenkonkurrent für Pixar und DreamWorks Animation darstellt, den man 2010 noch in diesem Studio vermutete.


Diese Kritik erstmal geäußert, lässt sich allerdings mit ähnlicher Überzeugung sagen, dass Ich – Einfach unverbesserlich 2 all dem genannten Bedauern zum Trotz eine sehr charmante, wenngleich kantenlose, Trickkomödie ist. Was auf der Handlungsebene an Einfallsreichtum mangelt, machen Renaud & Coffin mit visuellem Humor, Dialogwitz und kleinen Verrücktheiten am Rand wieder wett. Den heimlichen Stars des Erstlings, die pfiffigen Minions, wird noch mehr Spielzeit gewidmet und so darf man sich als Zuschauer an noch mehr familienfreundlichem Chaos erfreuen. Die Minions sind ausdrucksstärker animiert, irrer und haben noch mehr Persönlichkeit, ohne dass sie sich übermäßig in den Fokus des Films drängen. Ihre Kabbeleien untereinander und ihre goldig-naive Logik sorgen für herrlich simplen Cartoonspaß – und das in gestochem scharfen 3D. Denn vor allem die Szenen mit den hyperaktiven Kerlchen machen starken Gebrauch von Tiefenwirkung und Pop-Up-Effekten. Wer seine 3D-Besuche für effektreiche, bewusst gimmickhafte (nie aber übertreibende) Filme aufhebt, kann Ich – Einfach unverbesserlich 2 also ruhigen Gewissens auf seine Kinoliste setzen.

Aber auch Gru erhält weiter seine Momente, sei es, wenn er seine Agentenausrüstung auf auffällig unauffällige Weise benutzt, er seinen alten Schurkensarkasmus wieder auspackt oder auf ein Date mit einer hohldoofen Strohblondine (in der deutschen Synchro mit perfekter Selbstironie von Sonya Kraus gesprochen) geschleppt wird. Sehr kurzweilig sind auch seine Szenen mit Lucy Wilde, die ich als neue Figur überaus gelungen finde. Tritt sie generell als kühle, sich zurücknehmende Agentin mit einem kleinen Hauch von Femme Fatale auf, bricht bei ihr immer wieder das nerdig-geekige und schlacksige kleine Mädel aus, das zu große Gesten und eine zu ausladende Mimik benutzt. Dieses quirlige Wesen der eigentlich eher besonnenen Dame wird toll umgesetzt und bringt zumindest mich in jeder ihrer Szenen zum Schmunzeln.

Weniger gelungen ist dafür die Nebenrolle des Restaurantbesitzers Eduardo Perez, in dem Gru seinen früheren Kollegen El Macho wiederzuerkennen glaubt. Die witzlose Mexikanerkarikatur ist zwar keine offensive Rolle, doch ihre exzentrischen Seiten fallen öfter flach, als dass sie treffen. Doch bei dem Schnellfeuerwerk an Hintergrundgags, Minion-Chaos und anderen Witzen kann man dies recht leicht verkraften.

Dank des guten Pacings und den sich stets rasch ablaufenden, spritzig animierten Kernsequenzen ist Ich – Einfach unverbesserlich 2 alles in allem ein sehr vergnüglicher Kinospaß für Freunde cartoonigen Humors und familienfreundlicher, dennoch wilder Trickspäße. Die Handlung ist flach und dient nur als roter Faden für die Comedy des Films, doch für das, was dieser Film sein möchte, reicht das völlig aus. Großer Spaß, relativ wenig dahinter.

1 Kommentare:

corny hat gesagt…

... und so wies aktuell ausschaut wird er auch Toy Story 3 als erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten ablösen: http://www.insidekino.de/News.htm

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