Freitag, 1. Januar 2016

Die schlechtesten Filme 2015 (Teil II)

Nach den Rängen 25 bis 16 der Filme, die mich 2015 ganz persönlich, ganz privat besonders nervten, angeödet haben, frustrierten oder ärgerten, muss dieses filmische Schreckenskabinett auch ein Ende finden: Nachfolgend präsentiere ich euch die 15 Filme, die für mich den Bodensatz des Kinojahres dargestellt haben, und versuche, euch meine Emotionen diesen Werken gegenüber zu erläutern. Und auch, wenn sich hier einige Produktionen finden lassen, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie eine Fanbase haben, sind hier genauso auch Filme zu sehen, bei denen ich weiß, dass sie durchaus eine gewisse Popularität genießen. Allen Fans besagter Filme möchte ich auch keinesfalls die Freude an ihnen madig machen. Seht diese Liste eher als Brücke des filmgeschmacklichen Austausches (vielleicht könnt ihr nach meinen Erklärungen "die Hater" besser verstehen) und alternativ als Blick in den Abgrund. Sei es nun der Abgrund meiner Denkweise oder der Filmkunst, das darf dann jeder selbst entscheiden.

Vorab aber noch, zwecks Spannungssteigerung und der Vollständigkeit halber, noch ein rascher Überblick über die Filme, die auch fast in meinen Flop 25 gelandet wären: Der winterliche Krimi-Thriller vor historischem Hintergrund Kind 44 kann selbst mit Tom Hardy und Gary Oldman keine Spannung aufbauen und verhebt sich klar an seinen Themen. Die weihnachtliche Horrorkomödie Krampus wäre spürbar gerne ein neues Gremlins, doch einige nette, praktische Effekte, eine makaber-schöne Animationssequenz und ein guter Einstieg mit einem Festtagsessen voller Familienfrust trösten nicht über den schalen Mittelteil und die langgezogene Schlussnummer hinweg. Ich bin dann mal weg ist trotz perfekten Castings der oberflächlichste und zugleich am wenigsten unterhaltende Wanderfilm der vergangenen Jahre, die Dokumentation Capital C mutet zwischendurch eher wie ein Kickstarter-Werbefilm an, das Lance-Armstrong-Biopic The Program guckt sich wie ein verfilmter Wikipedia-Artikel, Pixels nimmt eine coole Prämisse und macht daraus einen überaus nervigen Film und Im Herzen der See hat so viel Pulver, mit dem er bei mir zünden könnte, säuft aber dank einer von wankender Qualität geplagten Bildästhetik und einer zerfledderten Dramaturgie stattdessen ab.

So. Lang genug auf der Stelle getreten. Ihr wollt die Liste sehen, und hier ist sie:

Platz 15: Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse (Regie: Christopher B. Landon)

Wenn eine Horrorkomödie weder lustig ist, noch aus ihrem Überbau aus Elementen des Schreckensgenres etwas zu schröpfen vermag, so darf sie sich guten Gewissens als völliger Reinfall bezeichnen lassen. Scouts vs. Zombies hat zudem blasse, teils unsympathische Figuren und scheitert daran, seine diversen kleinen Actioneinlagen sehenswert auf die Leinwand zu bringen. Daher kann selbst die für solch eine B-Produktion bemerkenswerte Kameraarbeit dem Film kein genügendes Maß an Bonuspunkten abringen. Einzig die gelegentlich eingestreuten, musikzentrischen "Sketcheinlagen" zeugen von Witz und so etwas Ähnlichem wie Einfallsreichtum.

Platz 14: Love & Mercy (Regie: Bill Pohlad)

Paul Dano und John Cusack haben äußerlich nur sehr, sehr wenig gemeinsam, weshalb es seltsames Casting darstellt, beide im Biopic Love & Mercy als Brian Wilson zu besetzen. Aber beide machen, für sich genommen, ihre Arbeit gut: Paul Dano ist richtig gut als junges, sich verloren fühlendes Genie, und John Cusack darf als sozial isolierter, mental maroder Ex-Popstar endlich wieder sein darstellerisches Können vorführen. Allerdings reichen diese beiden Performances nicht aus, um Love & Mercy für mich aus dem Flop-Bereich raus zu retten. Denn Regisseur Bill Pohlad inszeniert diese Erzählung mit dem Elan einer Bleiente und überbetont die Misslichkeit Wilsons außerhalb des Tonstudios mittels sich wiederholender Stilelemente. Obendrein muss er mit einem Skript arbeiten, das zwar mit bedeutungsschwanger zusammengeklöppelten Worthülsen um sich wirft, die dadurch angeschnittenen Themen aber so ernsthaft und authentisch behandelt wie die letzten 20 Minuten von Silver Linings. Hinzu kommen Zitate wie aus einer Biopic-Parodie eines Walk Hard-Kalibers (etwa: die Szene über die Schöpfung des Knallerhits Good Vibrations wird dadurch eingeleitet, dass sich Wilson mit seinem Gegenüber darüber unterhält, dass Hunde die "Good Vibrations" spüren, die Menschen ausstrahlen). Verquickt mit einem unpassend ungezügelten Paul Giamatti als Wilsons Vormund ergibt all dies einen dieser raren Filme, bei denen ich einen Freudenschrei ausgestoßen habe, als meine Sichtung endlich vorbei war.

Platz 13: Unbroken (Regie: Angelina Jolie)

Angelina Jolie erweckt als den Eindruck, als Regisseurin unbedingt großes Awards-Ansehen erhalten zu wollen. Nach dem fremdsprachigen Sozialdrama In the Land of Blood and Honey (bei dem der Kritikertenor ungefähr "Nett, aber arg bemüht" lautete) folgten noch der zwanzig Meilen gegen den Wind nach Oscar-Lockmittel riechende Unbroken und der (von mir bisher ungesehene) gemeinhin verrissene By the Sea, der als miese Imitation europäischer Kunstfilme verschrien ist. Als authentisch und ehrlich-passioniert kommen Jolies Filme bei der schreibenden Zunft nahezu gar nicht an, was wenigstens beweist, dass wir Filmkritiker nicht blind auf jede Formel reinfallen. Unbroken beispielsweise wirkt auf dem Papier wie ein idealer Oscar-Anwärter, doch die mit dem Vorschlaghammer vermittelte Symbolik dieses Kriegsgefangenendramas lässt es eher wie eine Lachnummer dastehen. Zwar leuchtet Roger Deakins, wie es sich für ihn gehört, das Geschehen sehr hübsch aus, wenn aber von einem am Rand stehenden Domhnall Gleeson alle Mimen wahlweise völlig drüber sind oder schlafwandeln, bringen in einer solchen Story auch die netten Schattenwürfe nichts. Dass Miyavi den Unteroffizier Watanabe latent homosexuell anlegt und Jolie die Beziehung zwischen ihm und seinem "Lieblingsopfer" Louis Zamperini mit einer verkitschten Tragik versieht (wenn sie Zamperini nicht visuell mit Jesus vergleicht), bekommt Unbroken auch noch eine diskutable zweite Deutungsebene verpasst, ob nun gewollt oder nicht. Ächz!

Platz 12: Aloha - Die Chance auf Glück (Regie: Cameron Crowe)

Es gehört einiges dazu, um eine auf Hawaii spielende Romantikkomödie mit Bradley Cooper, Emma Stone, Rachel McAdams, Bill Murray und Alec Baldwin so dermaßen gegen die Wand zu fahren, dass nicht einmal das kleinste Fitzelchen Charme, Esprit oder Sommerurlaubsfeeling übrig bleibt. Doch Cameron Crowe hat mit einem zusammenhangslosen, mit Kalendersprüchen geschmückten Skript und einer trägen Regieführung einen Weg gefunden.

Platz 11: The Gambler (Regie: Rupert Wyatt)

Rupert Wyatts The Gambler ist die Geschichte des wohl schlechtesten Literaturprofessors der Welt, der sich apathisch durch die Glücksspiel-Unterwelt manövriert. Eingefangen in kargen Farben, doch nie fähig, das Gefühl von Bedrohung zu vermitteln (geschweige denn den Rausch der Glücksspielsucht), mäandert Rupert Wyatts Remake von Spieler ohne Skrupel seinem nichtssagenden Ende entgegen. Nur John Goodman dient zwischendurch als kleiner Lichtblick.

Platz 10: Foxcatcher (Regie: Bennett Miller)

Kameramann Greig Fraser weiß, wie er mit Dunst, Nebel, gräulich-blauem Licht und matten Schatten in Außenszenen eine kühle, trostlose Atmosphäre zu erzeugen hat. Das spricht wahrlich für Foxcatcher. Darüber hinaus fällt es mir schwer, lobende Worte für dieses Drama zu finden: Das Skript von E. Max Frye und Dan Futterman drischt die Beobachtung "Amerika geht mit seinen Sportlerhelden mies um" in den Zuschauer hinein, verwechselt Stillstand und Repetition mit dramatischer Zuspitzung und die künstliche Nase, die Steve Carell spazieren trägt, um wie der exzentrische Millionär John E. du Pont auszusehen, ist ungeheuerlich irritierend. Die in Nuancen aufkommenden Sub-Themen, wie unterdrückte Gefühle Schaden verursachen und die Orientierungslosigkeit Channing Tatums Figur des Mark Schultz zum Verhängnis wird, bleiben unterentwickelt - da Bennett Miller lieber punktuelle Aussagen überdehnt, ist für diese übergreifenden Aspekte ärgerlicherweise kein Platz mehr. Und daher ist Foxcatcher so frustrierend: Ein "Slow Burn"-Drama mit einem stoischen Tatum, einen entrückten Carell und einem grundsolide aufspielenden Mark Ruffalo über die marode Welt des Sports und psychotische Störungen könnte mir extrem gut gefallen. Doch wenn die 129 Minuten Laufzeit nicht profund gefüllt werden, sondern jede Szene drei Mal länger läuft, als es nötig wäre, um ihren Punkt zu vermitteln (etwa: du Pont macht Schultz Drogen schmackhaft und beweihräuchert sich selbst ... ad nauseam), wodurch die zentralen Ideen des Films unter der Last der Tautologie und ausgedehnten Darstellung zusammenklappen ... Ja, dann kann ich nur entnervt aufschnauben.

Platz 9: Terminator: Genisys (Regie: Alan Taylor)

Der fünfte und (bislang?) schlechteste Teil der von James Cameron noch so hervorragend gestarteten Terminator-Saga nimmt eine spannende Idee und stampft sie rund zwei Stunden lang in Grund und Boden: Frei nach Zurück in die Zukunft II handelt dieser so idiotisch betitelte Actioner davon, dass der Protagonist (vollkommen ausdruckslos: Jai Courtney als Kyle Reese) zurück in die Vergangenheit reist, um sich durch die Ereignisse des ersten Teils zu steuern. Hinzu kommt eine Zeitreise in eine völlig gewandelte (Beinahe-)Gegenwart, inklusive Wiedersehen mit alten Bekannten. Doch wo Zurück in die Zukunft II mit verspieltem Irrsinn an seine Idee herangeht, ist Terminator: Genisys gepflegte Langeweile: So oft auch in Actionszenen dank ultraaufgedrehtem Bass die Lautsprecher vibrieren und eine unterforderte Emilia Clarke versucht, gegen das ihre Figur von Szene zu Szene weiter von einer Actionheldin zur hilflosen Frau hinabsteigen lassende Skript anzuspielen: Alan Taylors lahme Regiearbeit, die konfuse und trotzdem strunzdumme Geschichte und ein langweiliger Score machen diesen US-Flop zu einem Rohrkrepierer. Da reicht es auch nicht, dass Arnold Schwarzenegger einige ulkige Dialogzeilen abbekommt.

Platz 8: The Pyramid - Grab des Grauens (Regie: Grégory Levasseur)

The Pyramid ist ein Paradebeispiel dafür, weshalb Found-Footage-Horrorfilme als Genre das Momentum verloren haben: Mit ultrablassen Figuren ausgestattet, irrt The Pyramid durch eine der berühmten ägyptischen Grabstätten, bricht wiederholt sein eigenes Konzept, indem Kameramaterial vorkommt, das unmöglich von einer der Figuren stammen kann, und versucht vergeblich, mit Jump Scares für Schreckensstimmung zu sorgen. Da die Schockeffekte aber meilenweit im Voraus telegrafiert werden und der Schlussakt mit einem albernen (und schlecht animierten) Twist auf zwei Beinen daherkommt, ist einzig die miese Qualität dieses Films erschreckend. Allein Ashley Hinshaw ist in der Hauptrolle ein kleiner Pluspunkt. Und so dumm und lahm The Pyramid sein mag, wenigstens ist er nicht ärgerlich.

Platz 7: Ich seh Ich seh (Regie: Veronika Franz & Severin Fiala)

Ganz anders sieht es im Fall von Ich seh Ich seh aus. Der österreichische Horrorfilm, der sich auf dem Namen seines Produzenten Ulrich Seidl ausruht und freimütig bei der Ästhetik eines Michael Haneke bedient, ist zugegebenermaßen elegant inszeniert. Veronika Franz und Severin Fiala haben den Dreh raus, das Geschehen mit einer kühlen Distanziertheit einzufangen und so ihrer Terrorgeschichte die dreckige Rauheit zu nehmen, die sie bei vielen Standard-Genreregisseuren wohl angenommen hätte. Gleichwohl mangelt es Ich seh Ich seh an einer charakteristischen Eigenheit, die an Stelle des üblichen Horrorschmuddels tritt: Eisig klappert Ich seh Ich seh alle Genreklischees ab, die es so gibt. "Ihhh, Insekten sind eklig!" "Aaaaah, wenn süße Tiere sterben, muss jemand böse sein, ich habe Angst um die Hauptfiguren!" "Oh nein, es gibt Informationslücken, sind die Dinge vielleicht nicht so, wie sie erscheinen?" "Eine einsame, nackte Frau im nächtlichen Wald! Wo ist Sigmund Freud, wenn man ihn braucht? Das bedeutet sicher etwas!", und so weiter, und so weiter ... Trotz der Haneke-Optik und des enorm gedrosselten Erzähltempos werden die so entstehenden narrativen Leerstellen, die Raum für thematische Resonanz geben, nicht gefüllt: Wo etwa ein Funny Games auf der Meta-Ebene die Gesetze des Genres und die Moral des Publikums hinterfragt, baut Ich seh Ich seh aus ausgelutschten Szenerien ein wackliges Horror-Sammelkartenhaus, das sich durch seine Stilistik von der üblichen Genrerezeption abhebt. All das nur, um dann in seinen vermeintlich höheren Sphären durch Mangel an Aussagekraft auf die Nase zu fliegen. Das größte Vergehen von Ich seh Ich seh ist aber, dass die Figurenzeichnung sowie die Tonalität der Story von einem Schlusstwist abhängig sind, der allerdings jedem aufmerksamen Zuschauer spätestens kurz nach der Titeleinblendung schon klar sein sollte. Ich seh Ich seh ist Der Babadook in der Prahlhans-Variante: Der Familienterror von Jennifer Kent funktioniert als Metapher, als simpler übernatürlicher Horror sowie als Psychohorror über ein gepeinigtes Familienmitglied. Ich seh Ich seh ist derweil viel, viel warme Luft, ohne dass was dahinter steckt.

Platz 6: The Gallows (Regie: Travis Cluff & Chris Lofing)

Der für mich schlechteste Horrorfilm 2015 stammt aber aus der kosteneffizienten Filmschmiede Blumhouse: Man nehme eine Horde unausstehlicher Teenie-Figuren wie man sie aus Project X kennt, drücke ihnen eine grobkrönige Digitalkamera in die Hand, bei der wildes Herumwackeln die fehlende Atmosphäre der Story kompensieren soll, und spickt das Ganze mit einer keinerlei Hand und Fuß habenden Geistergeschichte. Fertig sind 81 Filmminuten, die sich anfühlen wie eine ereignislose Nacht, die man zusammen mit dem unausstehlichsten Lackaffen der Stufe in der örtlichen Schul-Turnhalle verbringt.

Platz 5: Fantastic Four (Regie: Josh Trank)

Ein Superheldenfilm, der in die Geschichte eingehen wird. Aufgrund seiner heftigen Produktionsprobleme. Aufgrund der sagenhaft schlechten Perücke, die Kate Mara in einigen Szenen trägt. Aufgrund der ungeheuerlich miesen Chromakey-Szenen im Finale. Aufgrund der sperrigen, tranigen Dialoge. Aufgrund der albernen Computereffekte, vor allem in den Szenen mit der menschlichen Fackel. Aufgrund des keinerlei Spannung erzeugenden Storytellings. Aufgrund dessen, dass Fantastic Four einfach in allen Belangen scheitert.

Platz 4: Fack Ju Göhte 2 (Regie: Bora Dagtekin)

Der erste Fack Ju Göhte!-Teil landete 2013 auf Platz drei meiner Flop-Liste. Da der an den Kinokassen noch erfolgreichere zweite Part hier nur Rang vier ergattert, darf die Frage gestellt werden, ob mir Fack Ju Göhte 2 womöglich besser gefällt als der Erstling. Die Antwort ist jedoch ein klares: Nein! Ich finde Fack Ju Göhte 2 noch schlechter als das Original. Allerdings gab es 2015 sogleich drei Filme, bei denen ich noch genervter war als bei diesem Rüpelcomedy-Sequel, das lärmende Figuren ohne Herz und Verstand durch Thailand wandern lässt, um mit quietschend und gröhlend dargebotenen Dialogen einen Angriff auf das Trommelfell zu starten und mit der grellen Optik die Augen zu überanstrengen. Und kommt mir bloß nicht mit diesem ewigen: "Du bist halt nicht die Zielgruppe, stell dich nicht so an!"-Gerede oder alternativ mit der "Sei nicht so spießig!"-Masche. Ich habe Abschussfahrt, einer weiteren deutschen Sauf-Klassenfahrt-Komödie des Jahres 2015, eine ihrer wenigen positiven professionellen Kritiken gegeben. Ich sperre mich nicht automatisch bei dieser Filmgattung. Aber Fack Ju Göhte 2 macht in meinen Augen alles falsch, was Abschussfahrt richtig macht. Autismus als eklig-befremdliche, mit einem beherzten Schubser geheilte Verhaltensstörung, Rumgeprolle als die einzig wahre Antwort auf Nachdenklichkeit und Lautstärke, statt Timing, als Stilmittel, um dem Humor Nuancen zu verleihen? Nein, danke, ohne mich!

Platz 3: Fifty Shades of Grey (Regie: Sam Taylor-Johnson)

Aufgrund der schlampig geschriebenen, überdramatisierten Romanvorlage konnte ein Fifty Shades of Grey-Film ja kaum funktionieren. Erst recht, da die (sich in Interviews, nett ausgedrückt, extrem selbstüberzeugt gebende) Autorin E. L. James von Universal Pictures ein umfangreiches Mitspracherecht bei der Kinoadaption eingeräumt bekam. Und trotzdem hat es mich letzten Endes völlig überrumpelt, in welch desolater Verfassung diese SM-Romanze in die Filmwelt getorkelt ist: Zwischen den Hauptdarstellern Dakota Johnson und Jamie Dornan besteht dieselbe Anziehungskraft wie zwischen zwei gleich gepolten Magneten (was sie nicht nur vor der Filmkamera, sondern auch während der Promotour bewiesen haben), und auch für sich genommen scheitern die Schauspieler am tückisch-trägen-orientierungslosen Material: Dornan (der sich während der Pressearbeit zum Film einige verbale Ausrutscher gegenüber der Kink-Szene leistete) ist in den Sadomaso-Szenen anzumerken, welch tief verwurzelte Abscheu er gerade verspürt. Und Johnson begeht zumindest keine derartige Arbeitsverweigerung (wer für die Hauptrolle in Fifty Shades of Grey unterschreibt, sollte ja wenigstens während der Performance so tun, als gefiele ihm das, was seine Figur so treibt), macht aus ihrer Rolle aber nur ein lasches Mauerblümchen mit nervigem Auf-der-Lippe-kau-Tick, das je nach den Bedürfnissen der Szene mitdenken kann oder eben nicht. Sterbenslangweilige Dialoge, eine sich für drei Viertel der Laufzeit im Kreis drehende Story und allerhand Gründe, die innere Logik der Figurenzeichnung zu hinterfragen, nehmen dem Ganzen dann noch das Potential, zumindest auf ungewollte Art zu unterhalten. Ganz davon zu schweigen, dass Fifty Shades of Grey weder schockiert, noch erotisiert, noch auf dramatischer Ebene fesselt.

Platz 2: Kartoffelsalat (Regie: Michael David Pate)

Vergangenes Jahr hat Michael David Pate mit dem experimentellen Slasher Gefällt mir! nur knapp meine Tops verpasst. Dieses Jahr gebührt dem Regisseur die Silbermedaille in der Disziplin "Mist bauen". Kartoffelsalat ist ein Schaulaufen der deutschen YouTube-Prominenz, die von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen jedoch auf schauspielerischer Ebene völlig versagt, und dann noch abgestandene Kalauer aufsagen muss, die Otto selbst in seinen uninspiriertesten Filmen nicht vorgetragen hätte. Der "Schulkomödie trifft Zombiespaß"-Genremixtur hebelt dann noch vollkommen dämliche Breaking Bad-"Parodien" in ihr Gesamtkonzept, verliert wiederholt durch Leerlauf an Schwung und sieht selbst für eine Produktion aus der zweiten Reihe schäbig aus. Pate, den ich in einem Gefällt mir!-Q&A als sehr eloquent und selbstkritisch erlebt habe, ließ sich dazu hinreißen, die übliche "Dies ist ein Film für unsere Zielgruppe, nicht für Kritiker!"-Floskel zu Protokoll zu geben. Ich wage zu behaupten: Wäre Kartoffelsalat gut, hätte ich ihn auch gemocht, ganz gleich, wie wenig ich mit den Videos der meisten Akteure vertraut bin. Und da ich selbst von Fans kaum Positives gehört habe, ist dieser Kartoffelsalat wohl wirklich einfach nur verdorben ...

Platz 1: Macho Man (Regie: Christof Wahl)

Ganz, ganz, ganz tief in Macho Man liegt eine ironische Brechung von Romantikkomödien-Konventionen, Culture-Clash-Comedy-Klischees und eine listige Abrechnung mit 90er-Machismo-Nostalgie verborgen. Nicht, dass diese Spurenelemente während der fast 100-minütigen Romanadaption zur Geltung kommen würden: Vollkommen kaputtgeschnitten, mit aggressivem Soundtrack versehen und durch rätselhafte Erzählfokus-Verschiebungen des satirischen Biss' beraubt, ist Macho Man mehr Imitation als Kritik. Der stets charmante Christian Ulmen wirkt vollkommen fehlbesetzt (erst, weil er zu alt ist, um in einer frühen Rückblende mit teeniehafter Planlosigkeit um Aylin Tezel herumzutänzeln, dann, weil er als neu gewordener Chauvi alles mögliche trifft, doch nicht den Tonfall der um ihn stattfindenden Erzählung). Nutzlose Cameos halten den Film wiederholt auf. Und selbst an Genremaßstäben gemessen benehmen sich die Figuren absolut unglaubwürdig. Uninspirierte, ausgelutschte Gags und jede Menge Pointen ohne Zunder degradieren Macho Man selbst einer gute Miene zum bösen Spiel machenden Tezel zum Trotz zur nervigsten, schmerzvollsten deutschen Komödie in einem Jahr, das auch Kartoffelsalat und Fack Ju Göhte 2 hervorgebracht hat. Hut ab?

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