Mittwoch, 31. Januar 2018

Elvis & Nixon


Am 21. Dezember 1970 platzte Superstar Elvis Presley unangemeldet ins Weiße Haus und forderte ein dringendes Gespräch mit dem amtierenden US-Präsidenten, Richard Nixon. Bei diesem Treffen entstand eines der meistgefragten Fotos der Welt: Ein absurdes Aufeinanderprallen von konservativem Politiker und schrillem Entertainer. Die ganze Geschichte ist ein Kuriosum der Pop- und Politikgeschichte. Sowie ein auf schräge Art ungeheuerlich ärgerliches Versäumnis – denn Nixon fing erst am 16. Februar 1971 damit an, sämtliche Gespräche und Telefonate im Oval Office aufzuzeichnen, womit ausgerechnet diese immense Neugier weckende Begegnung ausbleibt.

Zusätzliches Öl ins Feuer der Spekulationen, was sich bei diesem Treffen wohl abgespielt haben könnte, gießt der Umstand, dass „der King“ aus diesem Treffen als Undercover-Agent der Drogenbehörde ehrenhalber hervorging. Wen wundert’s, dass diese amüsant-schräge Fußnote der US-Geschichte eines Tages in einen Kinofilm münden sollte? Das schlicht und treffend Elvis & Nixon betitelte Endergebnis ist zwar weder besonders erhellend, noch ein Gagfeuerwerk. Aber als bodenständig vermittelte, ihren verqueren Humor trocken umsetzende Anekdote ist Liza Johnsons neuste Regiearbeit erfrischend und durchaus charmant.

Dies ist insbesondere den Hauptdarstellern zu verdanken. Zwar begegnen sie sich erst nach etwas mehr als einer Filmstunde, jedoch bestechen sie zuvor bereits in ihren eigenen Sequenzen. Kevin Spacey, der spätestens seit House of Cards die Rolle des schmierigen Politikers locker aus dem Ärmel zu schütteln weiß, interpretiert Nixon unter großer Spielfreude als altmodischen Sturkopf. Wenn Nixon im Gespräch mit dem Stab des Weißen Hauses zwischen Verachtung, Neid und Ignoranz bezüglich Presley schwankt, bringt Spacey zudem Verve mit, wie sie im Kino kaum ein Nixon-Schauspieler zeigte.

Michael Shannon spielt Elvis derweil, selbst wenn das Drehbuch bei seiner Charakterzeichnung nur selten explizit in die Tiefe geht, filigran und facettenreich: Dieser King des Hüftschwungs ist altersmüde, grantig und abgehoben. Er glaubt ernsthaft, er könnte seinem Vaterland als Undercover-Agent dienlich sein. Andererseits ist er gönnerhaft, hat einen spröden Sinn für Humor und die Selbstverständlichkeit, mit der er in ein ausschließlich schwarze Kunden ansprechendes Diner geht, hat dank Shannons verschmitzten Gesichtsausdruck sowohl was von Arroganz als auch von Aufgeschlossenheit. Und obwohl Shannons Elvis in der Öffentlichkeit nie aus seiner Bühnenpersona fällt, ist ihm ein im Hinterkopf nagendes Gefühl der Übersättigung anzumerken.

Dass der handwerklich nicht weiter auffällige, mit einer stimmigen Musikauswahl untermalte Film nach leicht holprigem Anfang gen Schluss durch einen Subplot über das Privatleben eines Assistenten Elvis‘ an Fokus verliert, ist bedauerlich. Der Schuss Menschlichkeit und Alltäglichkeit, den diese Szenen Elvis & Nixon verleihen, wird viel wirksamer durch die raren Momente rübergebracht, die Nixon bescheiden und Elvis ehrfürchtig zeigen. Dennoch: Wer beim Grundgedanken dieses Films und den beiden Hauptdarstellern hellhörig wird, sollte nach dieser kleinen, feinen Produktion Ausschau halten.

Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de

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