Sonntag, 28. Januar 2018

Meine 35 Lieblingsfilme 2017 (Teil II)

Die Verschnaufpause ist vorbei, weiter geht es mit meinen 35 Lieblingsfilmen des Jahres 2017 - sowie mit den Ehrennennungen für Filme, die es ebenfalls verdient hätten, in einer solchen Bestenliste vorzukommen.

Da wären Get Out, den ich als gesellschaftskritischen Horrorfilm sehr schätze, der mir allerdings keinen Schauer über den Rücken zu jagen vermochte, weil Teil der Auflösung auf einem Element basiert, das ich generell zutiefst ungruselig finde. Dennoch: Smart geschrieben, toll gespielt! Guardians of the Galaxy, Vol. 2 wiederum sieht klasse aus, ich mag den Humor und auch James Gunns Schneid, in diesem irren Weltraumabenteuer über dysfunktionale, familienähnliche Gefüge und Vergebung zu sinnieren - nur leider sind einige der emotionaleren Dialoge extrem vorschlaghammermäßig.

Timm Thaler ist denkbar knapp aus dieser Rangliste geflogen und hätte als origineller, aufregender deutscher Familienfilm viel, viel mehr Aufmerksamkeit verdient. The Salesman ist ein spannendes, kluges Selbstjustiz- und Vorverurteilungsdrama aus dem Iran, Una & Ray zeigt Ben Mendelsohn und Rooney Mara in einem aufreibend gespielten Drama, das seine Tabus lobenswert leise anpackt, Verleugnung ist ein wichtiges, wütend machendes Drama über Holocaustverleugnung, The Party eine gewiefte Kammerspielkomödie darüber, wie sich die politische Linke selber fertig macht, obwohl sie doch so dringend die Gegenseite attackieren sollte, Detroit ein intensives, packend inszeniertes Rassismusdrama, Captain Underpants ein wildes Animationskomödienfest, dem auf den letzten Metern leider etwas zu sehr die Puste ausgeht, Moonlight ist super gespielt und toll erzählt, vermasselt in meinen Augen allerdings den perfekten Ausklang, Plan B ist eine sympathische B-Movie-Hommage aus Deutschland, Die Taschendiebin ein bildhübsch ausgestattetes, verschachtelt erzähltes, kluges Erotikdrama mit doppeltem Boden und Jugend ohne Gott eine mitreißende deutsche Dystopie über den moralischen Kompass in uns allen.

Am liebsten hätte ich sie alle einfach in einem Unentschieden auf Rang 35 geparkt, aber so mache ich mich nur lächerlich. Also ... stur weiter im Text! Diese Filme haben mich nämlich noch stärker in cineastisches Hochjauchzen versetzt!

Platz 25: Colossal (Regie: Nacho Vigalondo)

Ein Vertreter aus der Sparte "Ein Film, der am meisten fasziniert, wenn man noch weniger weiß, als das Marketing vorab zu verraten gewillt war": Open Windows-Regisseur Nacho Vigalondo mischt diverse Genres und Tonalitäten, um ein (im mehrfachen Wortsinne) fantastisches Gefühlschaos zum Thema Missbrauch zu erzählen. Gemeint ist damit Alkoholmissbrauch sowie Machtmissbrauch (letzteres auch wieder auf mehreren Ebenen). Anne Hathaway und Jason Sudeikis spielen in dieser absurden, tiefgreifenden, wendungsreichen und dramatischen sowie mit Situationskomik gespickten Produktion spitze auf. Manche mögen dem Film Rassismus vorwerfen, weil hier die Konflikte zweier weißer US-Amerikaner aus der Mittelschicht auf dem Rücken einer anderen Ethnie ausgetragen werden - aber ich finde, dass diese Kritik dem Film nicht gerecht wird. Ist diese Wendung doch eine beißende Fußnote in dieser verqueren Geschichte - sagt sie doch, dass viele vergessen, dass ihre privaten Probleme ein Witz im Vergleich mit Katastrophen an anderen Orten sind. So oder so: Colossal ist ein lobenswert-sonderbares Vergnügen!

Platz 24: Elle (Regie: Paul Verhoeven)

Ob Leinwandlegende Isabelle Huppert, deren Karriere durch Elle noch einmal einen zusätzlichen Schub erhalten hat, und das niederländische Enfant terrible Paul Verhoeven sich glücklich schätzen sollten, dass Elle bereits zwischen Frühling 2016 (Frankreich) und Frühling 2017 (Deutschland) angelaufen ist - und nicht etwa erst kürzlich? Oder wäre es unfassbar spannend, diese markige, mutige Mischung aus Psychothriller, Vergewaltigungsdrama und pechschwarzer Komödie im Fahrwasser der extrem überfälligen, neuen Frauenrechtsbewegung goutiert zu sehen? Denn moralisch fehlgeleitet ist dieser komplexe, wahnwitzige Film wahrlich nicht - allerdings ist es sehr leicht, ihn fehlzuverurteilen, wenn man sich nur auf Hörensagen verlässt oder auf einer mit halber Aufmerksamkeit erfolgten, eigenen Sichtung. Insofern: Lustig wäre es, Elle erst jetzt seine Premiere erleben zu sehen. Andererseits: Dieses Bizarro-Gone Girl würde so nur ungerechtfertigte Schelte erhalten. Schade wär's. Genug "Hätte, wäre, wenn und aber": Verhoevens fies-verschmitzt angelegtes, von Huppert wundervoll-staubtrocken vermitteltes, mehrbödiges Spiel mit Seherwartungen, Moralvorstellungen und Humorkonzepten ist ein subversives, spritziges Filmerlebnis, das man einfach gesehen haben muss.


Platz 23: Aus dem Nichts (Regie: Fatih Akin)

Bamm! Nach der verträumten Teenie-Road-Trip-Dramödie Tschick macht Fatih Akin eine 180°-Wende und verpasst dem deutschen Film und dessen Kritikern sowie an aller erster Stelle einem hiesigen Problemthema mit voller Wucht eins in die Fresse: In Aus dem Nichts schildert Akin in drei Akten die Geschichte einer Frau, die ihr Kind und ihren Mann an rechten Terror verloren hat. Sie muss sich daraufhin mit Vorurteilen ihres Umfelds und der Polizei auseinandersetzen, mit der neuen Leere in ihrem Leben kämpfen und sich dann vor Gericht einer regelrechten Justiztortur stellen. Diane Kruger liefert eine Karrierebestleistung ab und Akin schafft es, dem Thema "Deutschlands Scheuklappen vor rechter Gewalt" mit der gebührenden Wut zu entgegnen und dennoch nicht grobschlächtig vorzugehen, gesteht er Polizei und Justiz auch Erfolgsmomente zu und hat in Denis Moschittos Anwaltsfigur Danilo Fava das denkbar besonnenste, charmanteste Sprachrohr für den Weg der Vernunft gewählt. Traurige Fußnote an dem Ganzen: Wie dringend diese Geschichte erzählt werden muss, sieht man an der Rezeption zum Film.

Platz 22: Lieber leben (Regie: Grand Corps Malade und Mehdi Idir)

Dafür, dass Kinodeutschland französische Tragikomödien so sehr liebt, ging Lieber leben leider katastrophal an den hiesigen Kassen unter. Klar, aber Ziemlich beste Freunde zum bislang erfolgreichsten Film des Jahrzehnts machen ... Liebe Film-Bundesrepublik, ich bin enttäuscht von dir! Denn diese in den 90ern spielende, auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte eines Jugendlichen, der nach einem schweren, dummen Unfall in der Rehaklinik landet und mühevoll wiedererlenen muss, wie man sich bewegt, hat starke, unaufdringliche Performances, lebensnah-komplexe Figurenzeichnungen und eine so, so wunderschöne, bittersüße Tonalität: Es ist so, als würde Lieber leben einem, ganz frei von lästigen Kalendersprüchen, klar machen, dass das Leben nun einmal das ist, was man daraus macht - jedenfalls immer dann, wenn einem nicht das Schicksal in die Suppe spuckt. Freude und Trauer liegen eng beieinander, auch in der Not kann man Glück finden, doch es bleibt weiter mit der Notlage in Verbindung. Eine lebensbejahende Krankenhausgeschichte, frei von Kitsch? Schlagt mich nicht, aber das hier hätte den ganzen Club der roten Bänder-Hype verdient! Mir zumindest hat Lieber leben den Atem geraubt!

Platz 21: Manchester by the Sea (Regie: Kenneth Lonergan)

Ein berührendes Drama über Trauer, Wut, Verzweiflung, Selbstvorwürfe und schleichende Heilprozesse: Kenneth Lonergans Manchester by the Sea erzählt feinfühlig und mit lebensnah gebrochenem Tonfall von einem Einzelgänger, der sich aufgrund des Todes seines Bruders um seinen Neffen kümmern muss, obwohl er selber noch immer einen Schicksalsschlag zu verarbeiten hat. Klingt nach Klischee-Oscar-Bait-Kino, ist aber aufgrund sensationeller Schauspielleistungen von Michelle Williams, Casey Affleck und Lucas Hedges sowie packender Dialoge, die zwischen Galgenhumor, Tragik und stiller Dramatik schwanken, eine wahre Wucht von einem Film.

Platz 20: Raw (Regie: Julia Ducournau)

Ich habe eine Schwäche für mutige Genremixturen, wann immer sie zielstrebig und mit steter, fähiger Hand inszeniert werden und auf mich nicht etwa wie hilflos-chaotisches Kuddelmuddel wirken. Das dürfte unter anderem durch meine Begeisterung für Gore Verbinski deutlich werden, sowie durch Rang 24 und 25 dieser Rangliste. Da dürfte es kein Wunder sein, dass mich Julia Ducournau mit ihrer Verschmelzung aus Coming-of-Age-Drama, Campusrüpelkomödie, Sexualitätsthriller und Kannibalismushorror um den Finger zu wickeln weiß, erzeugt sie doch ein eiskaltes, stringentes Filmuniversum, in dem diese rohe, dunkelkomödiantische, sinnliche sowie eine kritische Haltung annehmende Mixtur aus den genannten Genres so natürlich und offensichtlich erscheint wie ... äh ... perverse Aufnahmerituale in "normalen" Campusrüpelkomödien. Ich musste mir auf dem Fantasy Filmfest mehrmals den Szenenapplaus verkneifen, um das so variantenreich auf diesen filmischen Leckerbissen reagierende Restpublikum nicht zu stören. Super!

Platz 19 Manifesto (Regie: Julian Rosefeldt)

Die Filmversion der gleichnamigen Kunstinstallation ist eines der am hellsten strahlenden Beispiele für Produktionen, die mit der Präzision eines High-End-Lasers auf ein tief in mir sitzendes Bedürfnis abzielen, von dem ich vor der Ankündigung des betroffenen Films nicht einmal wusste, dass ich es habe. Dieses Projekt ist sehr speziell, es lässt mehrere meiner Interessen und Faibles kulminieren und es ist so kompromisslos, dass es genau die Leute erreicht, die es erreichen will und Leute, die wirklich null Berührungspunkte damit haben, ratlos daneben stehen lässt. Selbst wenn ich finde, dass es wahrlich nicht schaden kann, sich mal darauf einzulassen: Die ungeheuerlich wandelbare, gleichwohl stets mit ihrer markanten theaterhaften Ausstrahlung begeisternde Cate Blanchett spielt zwölf Charaktere, die in mehr-oder-minder-alltäglichen Situationen Monologe von sich geben, die wiederum die Verschmelzung von teils mehreren Manifesten über je eine Kunstrichtung darstellen. Ich komme da vor Freude ins Sabbern - und habe genau das kunstvolle, intellektuell ambitionierte, mich in den Bann ziehende Projekt bekommen, das ich sehen wollte. Also, meinetwegen darf es gerne Fortsetzungen/Trittbrettfahrer geben. Hallo, "Keira Knightley definiert zwölf Filmgenres"! Oh, da bist du endlich, "Oscar Isaac verkörpert zwölf Musikgattungen"! Wo bleiben "Joseph Gordon-Levitt erläutert sämtliche wichtigen Theatertheorien" und "Rosamund Pike rezitiert die zentralen kulturtheoretischen Abhandlungen über Kitsch und Camp"? Mein Hunger wurde gestillt, aber gleichzeitig wurde eine neue Begierde geweckt!

Platz 18: Wo die wilden Menschen jagen (Regie: Taika Waititi)

Mit gewaltigem Abstand die beste Taika-Waititi-Regiearbeit, die 2017 ihre Deutschlandpremiere gefeiert hat - wenn auch leider nur im Heimkino: Wo die wilden Menschen jagen ist in gewisser Weise eine neuseeländische Spielart von Moonrise Kingdom, als dass wir einem unangepassten Jungen und seinem Vormund-wider-Willen auf eine skurrile, berührende, urkomische Reise durch die Wildnis folgen. Sehr gut gespielt, mit Witz und Charakter in Szene gesetzt und erfrischend andersartig macht diese Dramödie viel Spaß - und lässt einem ihre Hauptfiguren sehr, sehr eng ans Herz wachsen.

Platz 17: John Wick - Kapitel 2 (Regie: Chad Stahelski)

Länger, härter, kunstvoller: Ähnlich, wie The Raid 2 das Original als Sprungbrett nahm, um etwas viel ambitionierteres, besseres und dennoch der epochalen Laufzeit zum Trotz sogar noch kurzweiligeres zu erschaffen, nimmt John Wick - Kapitel 2 seinen Vorläufer und optimiert ihn in jeglicher Hinsicht. Ich mein: Ein Actionfilmepos mit aufwändiger, aber nie selbstverliebt wirkender Weltenbildung, das damit beginnt, dass ein Buster-Keaton-Film auf eine Hochhauswand geworfen wird? Stahelski verschwendet wirklich keine Sekunde, um den Cineasten im Publikum zu verklickern, was sie nun erwartet. Und zwar: Eine Stuntextravaganza, die enormen Spaß macht und dennoch nie albern ist, weil der Protagonist und die Regie diese süffisant-comichafte Welt bierernst nehmen. Ein tonales Oxymoron, das nach minutiöser Regieführung, berauschenden Bildern, mitreißender Action und knackiger Action verlangt, um nicht in sich zusammenzufallen. Und, siehe da: Die selbst auferlegte Aufgabe wird mit Bravur absolviert.

Platz 16: Kingsman - The Golden Circle (Regie: Matthew Vaughn)

Ich bin mir nicht sicher: Sind John Wick - Kapitel 2 und Kingsman - The Golden Circle perfekte Nachbarn in meiner Hitliste und würden ein hervorragendes Action-Double-Feature ergeben oder sind sie so grundverschieden, dass sie nicht so nah beisammen gehören? Ach, ich tendiere mehr zu ersterem, denn Gegensätze mit kleinen Gemeinsamkeiten ergeben wunderbare Paare: Vaughns Fortsetzung seines Überraschungserfolgs Kingsman - The Secret Service vergrößert die durchgeknallte Welt aus dem Vorgänger und setzt in jeder Hinsicht noch einen drauf. Der Humor ist spritziger und bescheuerter, die Action irrwitziger und noch besser auf die Musik abgestimmt, der betriebene Exzess noch exzessiver und der derb augenzwinkernde Tonfall noch markiger. Hinzu kommt eine stärker von den Charakteren gesteuerte, verrückt-episodenhafte Story und fertig ist die Sause. Fies und gemein ist er, dieser Aufruf zu mehr Kultiviertheit, und Vaughn ist sich seiner Doppelzüngigkeit nicht nur bewusst, er weiß sie auch sehr geschickt einzusetzen ...

Platz 15: Die versunkene Stadt Z (Regie: James Gray)

Die seelenruhige Erzählweise und die urgalante Art des alten Hollywoods, Prunk vorzuführen, lassen in dieser Romanadaption grüßen: James Gray erzählt die wahre, doch mit Rätseln bestückte Geschichte eines Forschers, der davon überzeugt ist, dass es tief im südamerikanischen Regenwald Überreste einer Zivilisation gibt, die wir uns nie vorzustellen gewagt hätten. Malerische Bilder, eine genüsslich-altmodische Grundstimmung, dezent dem fortgeschrittenen Gerechtigkeitsverständnis von heute angepasst, und eine hypnotische Musikuntermalung ziehen hier gekonnt in den Bann. Spitze!

Platz 14: A Ghost Story (Regie: David Lowery)

Elliot, der Drache-Regisseur David Lowery wagt einen meisterlichen Spagat: Intellektuelles Kunstkino, das einer simplen, hochemotionalen Idee folgt. Es ist geglückt: Hochkonzeptueller Anspruch und schlichte Eleganz treffen hier aufeinander und ergeben eine wunderschöne Einheit. Diese unsere Vorstellung von Raum und Zeit, Schmerz und Vehemenz hinterfragende Geistergeschichte erzählt nämlich die denkbar geradlinige, einfache und verständliche Geschichte eines Toten, der den Verlust seiner noch lebenden Liebsten zu verarbeiten versucht. Eingefangen in atemberaubenden, engen Bildern, zart von Rooney Mara und Casey Affleck gespielt und mit fesselnd-melancholischer Musik untermalt ist A Ghost Story ein schön-traurig-interpretierbarer-in-sich-stimmiger Film, dem ich jedem ans Herz legen kann, der dialogarme Filme mag.

Platz 13: Jackie - Die First Lady (Regie: Pablo Larraín)

Ein Geniestreich von einem Biopic: Jackie - Die First Lady erzählt in assoziativ aneinandergereihten Rückblenden, wie Jackie Kennedy die Ermordung ihres Mannes erlebt und die darauffolgenden Tage verbracht hat. Umklammert wird dies durch ihr bissiges, medien- und selbstkritisches Gespräch mit einem Journalisten. Natalie Portman gibt eine intensive, vielschichtige Darbietung ab, legt Kennedy als intelligente, der bildenden Kunst zugeneigte und bewusst die Wirkung des äußeren Anscheins nutzende, aber frustrierte und auch traumatisierte Frau an. Kraftvoll und dennoch stets kurz vorm Nervenzusammenbruch, charismatisch und trotzdem kämpferisch, schlägt sich die Protagonistin durch diese mit albtraumhafter Musik unterlegte, in gräulich-abgeranzten Bildern eingefangene, doch elegant ausgestattete Momentaufnahme eines First-Lady-Lebens. Und ganz nebenher wirft Jackie Fragen über Vergänglichkeit und Mythenbildung auf.

Platz 12: The Killing of a Sacred Deer (Regie: Giorgos Lanthimos)

Schon The Lobster hat mir enorm gefallen, doch die zweite Zusammenarbeit zwischen Giorgos Lanthimos und Colin Farrell hat mich noch mehr umgehauen: Mit The Killing of a Sacred Deer präsentiert sich Lanthimos als Griechenlands lakonisches Pendant zu den Coen-Brüdern und liefert einen Film ab, in den sich je nach eigener Stimmung und Persönlichkeit sonst eine Tonalität hineininterpretieren lässt. Ist dies ein eiskalter Psychothriller? Eine griechische Tragödie, die in den heutigen USA spielt? Ein doppelbödiges Drama? Eine pechschwarze, herrlich-fiese Komödie, die sich über Arthouse-Arroganz, den banalen Alltag und Genrekonventionen lustig macht? Alles zusammen? Ich finde: Letzteres, mit Schwerpunkt auf der Komödie. Denn ich kam während dieser bitteren Geschichte über einen Mann, der gezwungen wird, zwischen Leben und Tod zu richten, nicht aus dem Grinsen heraus. Die spröden Performances, die sinistre Kameraführung und die psychotische Musikuntermalung sind in ihrer Konsequenz eine wahre Wonne und ich kann es nicht abwarten, den nächsten Lanthimos zu sehen!


Platz 11: Baby Driver (Regie: Edgar Wright)

Was für ein fetziger Film: Edgar Wright nimmt die "Ein letzter Raubzug, dann bin ich raus!"-Masche zahlreicher Gangsterpossen und verleiht ihr mit einem Hammersoundtrack, Spitzenstunts und kessem Handwerk eine echt flotte Sohle! Baby Driver ist ein Meisterwerk in Sachen Schnittarbeit: Der Film folgt dem Rhythmus seiner (nahezu) ständigen Songuntermalung, die toll choreografierten, ohne CG-Gewitter umgesetzten Stunts werden dank der beschwingten Kameraführung förmlich zu Tänzen und die Dialoge haben den Flow und den Takt flotter Songtexte. Mit einem bestens aufgelegten Cast, der seine zweidimensionalen Figuren zu coolen Archetypen erhebt, sowie dem Verzicht auf unnötige Verschnaufpausen ist dieser Heist-Movie ein energiereiches, großes Vergnügen, das sich auch nach mehreren Sichtungen nicht abnutzt.

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