Dienstag, 15. März 2011

Motion Capture zum Mars geschickt

Vergangenen Freitag startete in den USA der Animationsfilm Milo und Mars (Originaltitel: Mars Needs Moms), ein von Robert Zemeckis produzierter Motion-Capture-Familienspaß, basierend auf einem Kinderbuch. Die Regie übernahm Simon Wells, bekannt durch das 2002 erschienene Remake von Die Zeitmaschine und Der Prinz von Ägypten.
Wie, ihr habt noch nichts von dem Film gehört? Das liegt vielleicht daran, dass ihr den Trailer mit aller Macht verdrängt habt. So soll es jedenfalls manchen Marktforschern zu Folge einigen potentiellen Kinobesuchern gegangen sein, sofern sie ihn nicht aufgrund des gruseligen "Uncanny Valley"-Effekts der menschlichen Figuren als hässlich in Erinnerung hatten. Und so erklärt sich die Filmbranche das US-Startergebnis des neusten Disney/Imagemover-Trickfilms.

Mit schlappen 6,8 Millionen US-Dollar landete der in 3D und IMAX-Format veröffentlichte Film bloß auf Platz 5 der US-Kinocharts und schickt sich an, in die Disney-Geschichte einzugehen. Die Produktion von Milo und Mars verschlang 150 Millionen Dollar und somit könnte dieser Film zu einem der kostspieligsten Flops überhaupt werden. Im Animationsbereich legten nur der von Disney vertriebene Miyazaki-Trickfilm Ponyo (Starwochenende: 3,6 Mio.) und der Kinoausflug von Disneys Klassenhund (Startwochenende: 2,5 Mio.) einen schlechteren Start hin. Laut Box Office Mojo ist es auch das bislang schlechteste Ergebnis eines breit gestarteten (modernen) 3D-Animationsfilms.

Der vom Publikum und den Kritikern gleichermaßen abgestrafte Film soll Insiderstimmen von Deadline zu Folge auch Anlass gewesen sein, weshalb Zemeckis' ImageMovers Digital im März vergangenen Jahres  schließen musste. Rich Ross, Geschäftsführer der Disney-Studios, soll bei einer Vorführung von Milo und Mars derart schlecht reagiert haben, dass er jegliche Hoffnung in das Studio verlor.

Einzig Zemeckis geplantes Motion-Capture-Remake von Yellow Subamarine hatte damals überlebt - zwar nicht mehr als Teil des Disneykonzerns produziert, doch immerhin für Disney, mit Zemeckis an vorderster Front. Wie Heat Vision nun berichtet, hat Disney aufgrund der schwachen Einnahmen von Milo und Mars sämtliche Unterstützung abgesagt. Zemeckis hat das Recht, das Projekt an andere Studios zu verkaufen und dort zu verwirklichen, jedoch steht zu bezweifeln, dass sich jemand dran die Finger verbrennen möchte.

Vielleicht kehrt Zemeckis endlich, ein für alle mal, zum Realfilm zurück, wo ihn diese Technik nicht weiter die Sinne vernebelt...

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich wundere mich eigentlich schon länger, ob Zemeckis mit seinen bisherigen Motion-Capture-Filmen überhaupt Erfolg hatte.
Ich hatte kürzlich Ausschnitte aus seiner Scrooge-Verfilmung gesehen und fand die Figuren einfach nur scheusslich und die Mimik grauenerregend.
Ich frage mich zudem, was das ganze Verfahren eigentlich soll. Es ist kein Trickfilm, es ist kein Realfilm, es ist irgendwie gar nix.
Als Fan von Animationsfilmen erachte ich das Motion-Capture-Verfahren als komplett unsinnig.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich erachte mich ebenfalls als Animationsfan (ach^^), sehe Motion Capturing jedoch nicht als komplett unsinnig. Für Realfilme ist es sehr praktisch, will man ein nichtmenschliches Wesen in einer Rolle besetzen, die eine wirklichkeitsgetreue und komplexe Bandbreite an Emotionen gegenüber ihren "menschlichen" Parts an den Tag zeigen soll. Gollum, King Kong, Davy Jones - klar hätte man sie auch rein am Computer erzeugen können, aber dieses Verfahren erhöht natürlich den "Schauspieler-Anteil" in der Rechnung. Zu sehr guten Ergebnissen. Zudem werden in solchen Fällen ja keine Animationshäuser engagiert, sondern Effektfirmen, und selbst in der Post-Rango-Ära weiß niemand, was die so ohne Referenzmaterial leisten können. Und zu guter letzt: Man hat wenigstens einen Schauspieler mit am Set, mit dem die anderen Darsteller interagieren können. Hilft auch enorm.

Reine Motion-Capture-Filme hingegen... Ich bin mir sicher, dass es eine Nische gibt, wo's sinnvoll ist, Zemeckis hingegen macht es ganz klar falsch. Er nimmt Schauspieler um mit ihnen "Animationsfilme" zu machen, die möglichst nach Realfilm aussehen sollen. Wieso nicht direkt einen Realfilm drehen? Günstiger ist Motion Capturing jedenfalls nicht...

Anonym hat gesagt…

Ach, ich bin da konservativ - und Peter Jackson kann mir mit seinem ganzen Special-Effects-Brimborium den Buckel 'runter. Interessiert mich einfach nicht.
Meine Kernfrage zum Gantzen: Weshalb muss alles möglichst real aussehen - und immer noch realer? Film ist eine Kunstwelt - künstlich. Ich sehe nicht ein, weshalb das auf Deibel komm 'raus übertüncht werden soll. Wieso musss das Monster oder der Alien genauso real aussehen wie der neben ihm agierende Schauspieler? Ein wirklich guter Regisseur erzeugt Wirkung und Spannung mit filmischen Mitteln - nicht mit realistischem Äusserem. Aber da liegt der Hund wahrscheinlich begraben: Der technische Aufwand soll übertünchen, dass keine "wirklich guten Regisseure" hinter diesen Filmen stecken...

Sir Donnerbold hat gesagt…

Natürlich ist die Filmkunst wichtiger als das Technische, aber zu sagen, dass das Streben nach realer wirkenden Effekten übertünchen soll, dass es keine "wirklich guten Regisseure" mehr gäbe, ist undurchdacht. Denn demnach gab es in nahezu sämtlichen Effektfilmen noch nie gute Arbeit.

Ray Harryhausen war nicht ein führender Effektmann in Hollywood, weil seine Effekte so kunstvoll waren, dass sie direkt in ein Muesum wandern könnten, sondern weil sie für damalige technische Mittel so realistisch wie möglich waren.

Nahezu alle großen Effektfilme strebten nach eins: Das unmögliche real werden zu lassen. Sowohl durch stilistische/künstlerische, wie durch technische Mittel. Sonst hätte man im Original-"King Kong" auch eine Schaufensterpuppe im Gorillakostüm nehmen oder in den Herbie-Filmen den lebenden Volkswagen zeichnen können.

Dr-Lucius hat gesagt…

Hach ja, und die Bügeleisen und Badewannenarmaturen Deko in Raumschiff Orion. :-)

Anonym hat gesagt…

Hast Du ich gesperrt, oder wieso kann ich bei Dir nicht mehr kommentieren?
Ah, jetzt scheint's wieder zu klappen. Hatte gestern eine umfangreiche Antwort verfasst, doch beim Abschicken hiess es, Zugriff sei unmöglich.
Gut, ich werde meinen Senf nachholen, morgen vielleicht, denn jetzt bin ich unter Zeitdruck.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich sperr hier niemanden. Müsste man anhand mancher Kommentare schon realisiert haben. *g*

Ganz, ganz selten bockt halt Blogspot. Stellvertretend dafür entschuldige einfach ich mich. Bis Blogspot lernt, sich selbst zu entschuldigen. ;-)

Dr-Lucius hat gesagt…

@cartoonpress:
wenn man in Firefox mittels z.B. Add-On Ghostery alle Tracking-Tools (die das Surfing-Verhalten weitermelden) blockiert, darf man jedoch nicht
Google FriendConnect blockieren! Dann funktioniert die Kommentarfunktion auf blogspot tatsächlich nicht.
Nur so als freundlicher Hinweis, ehe Sir D. wieder nachfragt, was das soll. ^_____^

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